1. Mose 32,23-25, Seite 37 in ihren Bibeln
Jakob und der nächtliche Kampf am Jabok
Jakob stand in der Nacht auf, nahm seine beiden Frauen, die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog zur Furt des Jabok. Dort führte er sie über das Wasser, sodass alles, was er hatte, hinüberkam.
Nachdem alle übergesetzt waren, blieb Jakob allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm bis zum Anbruch der Morgenröte. Als der Mann sah, dass er Jakob nicht überwältigen konnte, schlug er ihm auf das Gelenk seiner Hüfte. Dabei wurde Jakobs Hüftgelenk verrenkt.
Der Mann sagte: „Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.“ Doch Jakob antwortete: „Ich lasse dich nicht los, bis du mich segnest.“ Darauf fragte der Mann: „Wie heißt du?“ Jakob antwortete: „Jakob.“
Der Mann sagte: „Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel, denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gesiegt.“ Jakob fragte weiter: „Sag mir doch, wie du heißt.“ Doch der Mann erwiderte: „Warum fragst du nach meinem Namen?“ und segnete ihn an dieser Stelle.
Jakob nannte die Stätte Pnuel, denn er sagte: „Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.“ Als er an Pnuel vorbeiging, ging ihm die Sonne auf, und er hinkte an seiner Hüfte.
Deshalb essen die Israeliten bis zum heutigen Tag nicht das Muskelstück am Gelenk der Hüfte, weil der Mann das Muskelstück an Jakobs Hüftgelenk getroffen hatte.
Das Geheimnis des nächtlichen Ringens verstehen
Verstehen Sie wirklich, was da passiert ist? Es ist ja oft so mit dem Bibelwort, dass die klügsten und gescheitesten Menschen oft nur den Kopf schütteln können. Verstehen kann es nur, wer es will. Unserem Denken läuft das völlig zuwider! Wer kann das begreifen?
Und die frommen Leute sollen nicht so tun, als hätten sie es verstanden. Man liest es mit den Jahren immer wieder und ahnt etwas davon, was da beschrieben ist. Aber wirklich verstehen kann man es nicht. Denn wer da Jakob in den Weg tritt, ist der lebendige Gott selbst – und er schlägt ihn.
Passt das in Ihren Glauben hinein, dass Gott Sie schlagen kann? Doch genau so ist es. Viele Menschen sitzen unter uns, sie sind von Gott geschlagene Leute, verwundet. Und heute tut man oft so, als ob Gott alles heilen müsste. Aber Gott ist ganz anders, als man uns so fromm erzählt und als wir uns das in unseren lieblichen Vorstellungen zusammenreimen.
Dass Gott hart sein kann, ist eine Erfahrung, die jeder macht, der wach durchs Leben geht. Gott ist hart zu seinen Leuten, seine Gedanken kann man nicht von ferne verstehen. Gott kann unser Feind werden und mit uns streiten.
Ist Gott ein Kaputtmacher? Nein, er ist kein Kaputtmacher. Aber er kann hart in unser Leben eingreifen. Er kann oft Dinge tun, die uns überhaupt nicht passen und die wir von ihm nie erwartet haben – auch wenn wir vielleicht zu Gott gerufen haben: „Sage das aber nicht!“ Und doch tut er es. Denn das, was wir vom lieben Gott erzählen, stimmt nicht.
Der billige Glaube ist ebenfalls nicht wahr. Er entspricht nicht dem, was Gottes Wort uns sagt. Alle unsere menschlichen Vorstellungen und Sprüche von Gott sind falsch, sind unwahr, sind erfunden. Denn Gott macht seine Leute schwach und nicht stark.
Gott hat seine großen Taten immer mit schwachen Leuten vollbracht, nie mit starken. Und auf ganz unbegreifliche Weise ist er immer wieder in ihr Leben hineingetreten.
Gottes Angesicht im Zorn und in der Gnade
Ich habe mein Angesicht im Augenblick des Zorns nur ein wenig vor dir verborgen, nur ein wenig. Und dann sieht Gott ganz anders aus, als wir meinen und denken. In diesem Moment hat mein Angesicht das Sonstsein ein wenig vor dir verborgen.
Und dann geht es weiter: „Aber mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen.“ Auch das hat Jakob erlebt. Haben Sie auch schon Ihr Pniel erlebt, wo Sie Gott ganz anders erfahren haben, als Sie dachten?
Am Ende dieser dunklen Nacht stand sein Segen – so überwältigend, so groß, so mächtig. „Mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen“, spricht der Herr, dein Erlöser. Das ist die größte und herrlichste Gotteserfahrung, die Sie in Ihrem Leben machen können, wenn Gott Ihnen auf völlig ungeahnte Weise begegnet.
Das, was er mit Jakob gemacht hat, ist Methode bei ihm, das hat System bei seinen Leuten. Diese ganze schreckliche Geschichte des Volkes Israel können Sie überhaupt nur ertragen, wenn Sie das wissen: „Mit ewiger Gnade will ich mich deiner erbarmen!“
Das, was Gott oft als Gericht über unser Leben bringt, dient nur einem Zweck: um uns seinen Segen zu geben – und zwar viel vollkommener. Wie sagt Jakob am Schluss? „Ich habe den Herrn von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen.“ Oder anders gesagt: Ich bin gerettet und habe Gott ganz neu und wunderbar erlebt.
Jakobs Angst vor der Begegnung mit Esau
Wir gehen noch einmal in die Geschichte hinein: Was war denn passiert? Jakob lebte seit Wochen und Monaten in großer Angst. Nach 20 Jahren kehrte er zurück über den Jabok.
Es waren keine eigengewählten Wege, die er ging. Das mag anders sein, wenn wir Wege gehen, die wir uns selbst ausdenken, um der Bequemlichkeit willen oder im Ungehorsam gegen Gott. Nein, das war ein Auftrag. Gott hatte doch gesagt, er solle in das Land der Väter zurückgehen.
Jetzt musste er zurückkehren. Je näher er seinem zürnenden Bruder Esau kam, desto furchtbarer wurde alles.
Kennen Sie Angst? In unserer Generation spricht man viel von Ängsten. Philosophen, Psychologen und Romanautoren erzählen uns, wie der moderne Mensch heute mit Ängsten umgeht und wie wir von Angst besetzt sind.
Jakob hingegen erlebte Angst existenziell. In diesem Augenblick wusste er: Ich kann dem Zorn meines Bruders nicht entgegentreten.
Er wusste nicht, was seine Ängste genau waren. War es Todesangst? Oder Angst vor einer wirtschaftlichen oder beruflichen Katastrophe? Angst vor dem Zerbrechen der Familie? Angst vor Blamage?
Und dann rechnete Jakob noch einmal zusammen: Was kann ich eigentlich dagegen setzen? Gott hatte ihn gesegnet. Er hatte 500 Tiere dabei, war reich geworden. Er wollte seinem Bruder alles schenken, wenn er nur diese Angst überwinden könnte.
Doch er spürte sofort: Das hat alles gar keinen Wert. Ich kann nichts tun. Ich kann nichts dagegen machen. Selbst wenn ich alles hergäbe, könnte ich mich nicht aus meiner schrecklichen Schuldverstrickung lösen.
20 Jahre hatte er die Schuld sicher größtenteils verdrängt. Doch jetzt wurde sie ihm so schwer.
Schuld? Ich habe sie mir ja selbst eingebrockt. Und genau das macht die Angst so schrecklich und unausweichlich. Ich kann nicht weg von dieser schrecklichen Sache. Ich komme nicht mehr los.
Die Einsamkeit der Angst und das Ringen mit Gott
Nachtwacht – er hat seine Lieben noch weggebracht. Angst muss man ganz allein durchstehen, oft auch die Todesangst. Es ist uns ein Trost, wenn jemand an unserem Bett sitzt, die Hand hält und streichelt. Doch letztlich müssen wir unsere Angst allein bewältigen – diese Ohrangst.
Wer bin ich? Wohin falle ich? Wohin kann ich mich bergen? Wohin kann ich mich wenden?
Wenn Jakob sein Leben überblickt, muss er rückwirkend sagen: Alles war herrlich, wie Gott mich geführt hat, seitdem er von seinem Elternhaus geflohen war. Aber wenn er nach vorne blickt, ist nur noch Angst da. Er sagt: „Ich komme nicht hinüber über diese grauenvollen Abgründe.“
Und gerade in diesem Augenblick seiner größten Angst ringt irgendjemand mit ihm. Es ist gut, dass die Bibel das als ein Geheimnis stehen lässt. Aber ich bin überzeugt, Sie kennen das, was das ist.
Jakob fragt: „Wer bist du?“ Der andere antwortet nur: „Warum fragst du mich?“ Und dann braucht Jakob gar keine Antwort mehr. Plötzlich spürt man in diesen Stunden der abgrundtiefen Verzweiflung: Da ist Gott in meinem Leben hinter mir her, und er hat mich ganz fest in seiner Hand.
Jakob wehrt sich, weil er spürt, es ist der Würgegriff Gottes. So wie wir in unserem Leben spüren, wenn Gott in die Tiefen unseres Gewissens hineinscheint und wir plötzlich den Abgründen der Schuld gegenüberstehen, die wir schon längst verjährt dachten.
Gottes Ringen mit seinen Erwählten
Das Schwierige am Älterwerden ist, dass immer wieder Dinge aus der Vergangenheit hochkommen. In genau dem Moment, in dem man Gottes Trost bräuchte und sich wünscht: „Ich will dir wohltun“, fühlt man oft, dass Gott einem nicht mehr wohltun kann. Man denkt, man habe so oft gegen Gott gesündigt.
Es ist Gott selbst, der mit Jakob ringt. Diese Geschichte findet man in der Bibel ebenso wie bei Paulus, den Gott vor Damaskus vom Pferd stößt, bei Petrus, der nachts weinend dasteht, bei Hiob, der seinen Weg nicht mehr weiß, und bei Jeremia, der sagt: „Gott hat mich ummauert, dass ich nicht herauskann. Er hat meinen Weg vermauert mit Quadern und meinen Pfad zum Irrweg gemacht. Er hat auf mich gelauert wie ein Bär, wie ein Löwe im Verborgenen.“
Nicht ein Schicksal, nicht fremde Mächte, nicht ein dämonisches Ungeheuer, sondern Gott selbst vermauert den Weg – und das im Leben von frommen Menschen. In diesen dunklen Stunden der Angst sieht man alles Verkehrte und Falsche an sich so klar.
Heute ist es schlimm, dass Christen oft so tun, als ob sie die Not ihrer Mitmenschen nicht mehr wahrnehmen würden. Dabei erleben wir selbst diese Anfechtungen. Weil Gott ein lebendiger Gott unter uns ist, stellt er uns immer wieder genau dort hin.
Unser Glaubensleben ist kein oberflächliches Dahinschweben. Es ist vielmehr ein immer wiederkehrendes Aufwachen in der Angst und das Fragen: „Wo ist Gott, der mich hält? Wohin kann ich mich wenden? Wo ist Trost?“
Je näher Esau kommt, desto furchtbarer wird alles. Ganz allein ist man in dieser Nacht. Frieden finden wir nicht, Trost finden wir nicht.
Gottes Eingreifen und die bleibende Verwundung
Und dann schlägt Gott diesen Jakob auf die Hüfte, auf die Spannader seines Gelenks. Die Alten sahen darin ein besonderes Zeichen der natürlichen Kraft. Es wird ausdrücklich vermerkt, dass es bei den Juden als etwas Ehrenvolles galt. Alle Nachkommen sollten das nicht essen, zur Erinnerung daran, dass Gott so mit seinen treuen Leuten umgeht, mit seinen Erwählten. Er kann ihnen die Kraft nehmen und die Kraft wegschlagen.
Es ist gut, dass dies im ersten Buch Mose, am Anfang der Bibel, steht. Es steht so bei Abraham und bei all den Großen. So hat Gott sein Volk Israel geführt.
Das, was Gott an Verletzungen dem Jakob zugefügt hat, heilt nicht mehr. Es bleibt. Er bleibt zeitlebens ein hinkender und humpelnder Mann. Und jeder, der seinen Sieg sieht, erkennt: Das ist ein Geschlagener. Gerade dieser Jakob, der so stolz war auf sein Können, auf sein Machen, auf seine Leistung, auf das, was er alles hinbringt, wird plötzlich in seiner fleischlichen Kraft und Stärke so gebrochen und so schwach gemacht.
Man kann mit den Worten von Jeremia sagen, dass sich das durch die Bibel zieht: „Du, Herr, hast mich gepackt und hast mich überwältigt, du bist mir zu stark geworden, du stehst mir bei als ein gewaltiger Held!“ Zum ersten Mal spürt Jakob: „Ich komme mit meiner Schleuder nimmer durch, mit meinem Geschick.“
Und Gott sagt zu ihm noch: „Lass mich los, du sollst mich nicht halten!“ Jakob spürt diesen himmelweiten Unterschied zwischen dem ewigen Gott und ihm, dem listigen Vertreter Jakob.
Jakobs unerschütterlicher Griff an Gottes Segen
Und in seiner ganzen Hoffnungslosigkeit, in seiner trostlosen Not bleibt ihm nur noch eines: Er schreit in letzter Verzweiflung: „Ich lasse dich nicht los, du segnest mich denn.“
Diese Worte sind Jakob noch nie über die Lippen gekommen. Jetzt war er am Ende – mit allem Können und allem Machen. Schwach, die Kraft gebrochen, ohnmächtig. Er hatte schon im Mutterleib gekämpft, der Erstgeborene zu sein. Er wollte der Segensträger sein und hatte es immer wieder schaffen wollen.
Wissen Sie, was Gott uns noch aus den Händen schlagen muss? Wissen Sie, unseren Christengemeinden in unseren reichen, satten Ländern – was muss Gott uns noch aus den Fingern schlagen? Durch welche Abgründe müssen wir noch geführt werden, bis wir merken, dass das Einzige, was Christen brauchen, um leben zu können, das ist, was Gemeinden brauchen, um in der Welt zu leuchten?
Was brauchen sie denn, damit sie den Heiland mit beiden Händen fassen und sagen: „Ich lasse dich nicht los, du segnest mich denn“?
Alle Gemeindereformen und Strukturreformen sind so unwichtig im Vergleich zu der einen Sache: Ob wir mit ganzer Leidenschaft wieder wissen, dass wir nur leben werden, wenn der Herr uns hält.
Das ist heute das Thema: die Gnade Gottes, die uns trägt. Das ist eine unverdiente Gnade. Wir haben sie nicht erarbeitet und nicht erkämpft, wir haben sie nicht verdient. Es liegt nicht an unserem Wollen und Laufen, nicht an unserer Treue und nicht an unserer Hingabe, sondern daran, dass der ewige Gott segnen will, weil er uns erwählt hat.
Jakobs Umwege und Gottes unverdiente Gnade
Wie viele Umwege hat Jakob gebraucht, bis er sein Ziel erreichte? Wie lange brauchen wir, um zu erkennen, dass dies das Geheimnis ist?
Was hat Jakob getan? Er hat gelogen und betrogen, weil er dachte, er müsse Gott nachhelfen, um ein Träger des Segens zu werden. Doch das ist gar nicht nötig. Gott schenkt alles kostenlos.
Solche Menschen wie Jakob, solche sündigen Vertreter, segnet Gott dennoch. Sie erleben es selbst. Das steht im Neuen Testament und bereits im ersten Buch des Alten Testaments: Menschen werden allein aus Gnade gerechtgesprochen, ganz ohne eigene Leistung.
Oft haben wir Bedenken, ob das nicht faul und träge macht. Doch im Gegenteil: Es sollte uns umso mehr anspornen, wie Jakob, den Segen umso mehr zu ergreifen und festzuhalten.
Rembrandts Lebensweg und die Kraft des Glaubens
Ich könnte Ihnen heute viele Geschichten erzählen, Beispiele von Menschen aus ganz anderen Zeiten. Ich möchte dies am Leben des genialen Künstlers und Malers Rembrandt verdeutlichen.
Er hat ja dieses Bild seines Lebensglücks gemalt, mit seiner Frau Saskia – leidenschaftlich verliebt. Da sitzt sie auf seinem Schoß, er hält ein volles Weinglas in der Hand, und auf seinem Kopf sitzt der Hut mit der Feder. Ein Bild voller rauschender Lebensfreude.
Doch dann zerbrach das Glück: Drei Kinder starben. Nur das vierte, Titus, sollte überleben. Kurz nach der Geburt starb auch seine geliebte Saskia. Wenig später erlebte Rembrandt einen beruflichen Misserfolg, ausgerechnet mit seinem wunderbaren Bild der Nachtwache. Die Auftraggeber waren ärgerlich über dieses ungewöhnliche Bild. Plötzlich hatte der Mann über Nacht alles verloren!
Wie sehr fehlte ihm jetzt eine Saskia, die ihn verstanden und getröstet hätte! In dieser schweren Zeit wandte sich der 36-jährige Rembrandt der Bibel zu. Er begann, biblische Gestalten zu malen. Zum Beispiel Jakob, den er darstellte, wie eine Hand ihn niederstreckt, während eine andere ihn im Fallen noch aufhält.
Und Sie wissen ja, welches Rembrandts liebstes Bild wurde: Immer wieder malte er den verlorenen Sohn, der heimkehrt in die Arme des Vaters.
Das bedeutet nicht, dass wir uns nicht an Liebe, Familienfreude, Glück und all dem erfreuen dürfen, was uns Gott schenkt. Aber das Größte darf dabei nicht verloren gehen: der Vater in seiner überwältigenden Güte, der uns segnet.
Gottes Frage nach Jakobs wahrem Wesen
Gibt es das, dass Christen vergessen, dass sie vergessen können, dass alles nur aus seiner Liebe kommt? Dass gar nichts an unserem Wollen oder Laufen liegt?
Dann fragt Gott diesen Jakob: „Wie heißt du?“ Das wusste ja Gott. Die Frage ist ein bisschen anders gestellt. Im Hebräischen ist sie immer ein wenig spielerischer und blumiger formuliert: „Was bist du eigentlich für einer?“
Jakob kann da im Kampf, als der Geschlagene und Verwundete, nur noch sagen: „Jakob ist mein Name.“ Das heißt „der Vertreter“, „der Listige“, „der Betrüger“.
So antwortet Gott: „Nein, nein, nein, du hast in diesem Ringen mit Gott überwunden und gesiegt.“ Warum hat er überwunden? Weil er diesen riesigen Schritt tun konnte – zu Gottes Gnade. Er hat sich aufgerafft, sich festgehalten: „Ich lasse dich nicht, du segnest mich.“
Denn so wunderbar ist der Glaube an dieses feste Vertrauen: „Herr, ich will doch bei dir sein.“
Und Gott sagt: „Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern jetzt heißt du Gottesstreiter.“ Gottesstreiter – der herrliche Name Israel, der uns bis in die Fernsehnachrichten und in die Zeitungen begegnet. Israel ist eine Verheißung, dass der Segen Gottes über diesem Jakob liegt.
Und das ist für uns jetzt wichtig.
Der Weg in das Licht und die Bedeutung des Gottesstreiters
Noch steht Jakob da, als die Morgenröte aufgeht und es am Himmel hell wird. Dieser schwierige Weg muss noch gegangen werden – so ist es auch bei Ihnen jetzt.
Bei dem einen führt er in ein langes Leidenslager, beim anderen ins Sterben, bei wieder anderen in nicht endenden Schmerz und Traurigkeit. Jakob musste selbst viel Leid über seine Kinder ertragen. Nicht nur, dass ihm seine Geliebte Rahel auf dem Weg nach Bethlehem starb, sondern auch, als seine Söhne ihm die Nachricht brachten, dass Josef nicht mehr da sei.
Doch Jakob hat eines ergriffen: „Ich stehe unter dem Segen Gottes. Ich kann das alles nicht wenden.“ Und wie wunderbar hat Gott später in der Geschichte Josefs eingegriffen!
Du bist doch nicht der Regent, der alles lenken soll. Glauben Sie immer noch, Sie könnten alles meistern? Wir sind doch nicht die Manager des Reiches Gottes. In unseren Tagen müssen wir auch nicht klagen, wie alles zu zerfallen scheint. Wir dürfen uns freuen, dass wir einen Herrn haben, der segnen will – auch in diesen schwierigen Zeiten.
Und wir dürfen wissen, dass Gott größer ist als alles, was seine Sache zerstören will. Und dann dürfen wir mit ihm rechnen.
Gottes Herrlichkeit in unserem Leben sichtbar machen
Auch wie Jakob ganz allein in dieser Nacht steht, am anbrechenden Morgen, darf ich Sie nur bitten, ganz fest den Herrn zu ergreifen.
Esau sagt später, als ihm Jakob begegnet war, ganz seltsam: „In der Nacht sah ich dein Angesicht, als sähe ich Gottes Angesicht.“ Wenn das passieren soll, dass andere Menschen durch uns die Herrlichkeit Gottes sehen, wie geht das bei unserem schrecklichen Angesicht überhaupt?
Manche Leute meinen ja, sie könnten Gott vorleuchten und voranstreiten. Es ist ein ganz wunderbares Geheimnis, von dem Jakob nur rückblickend als Wunder spricht. Wie ist das passiert, dass mein zürnender Bruder, bevor ich ihm überhaupt gegenüberstehe, in meinem Gesicht die Herrlichkeit Gottes aufleuchten sah?
Wissen Sie, was es heißt, den Namen eines Gottesstreiters zu tragen? Wir wollen Gottesstreiter sein, wir wollen für Gott große Dinge in dieser Welt vollbringen, wir wollen seine Zeugen sein, wir wollen das Reich Gottes ausbreiten. „Herr, ich lasse dich nicht los, du segnest mich denn.“
Und das ganz Großartige ist, dass es Leute sind, die gescheitert sind, die viel falsch gemacht haben, die sich an Gott vergangen haben und ihm untreu waren, aber die Gott nicht loslässt. Erzählen Sie das doch Ihren Kindern, wie das ist, wie Gott mit seinen Leuten umgeht.
Als Jakob weiterläuft, da geht ihm die Sonne auf, so heißt es. Nicht die Klugen und Weisen, nicht die Könner sind es, nicht die Begabten, nicht die, die große Sprüche machen, sondern die, die sich ganz an diesen Heiland Jesus hinklammern.
Es gibt manche Ausleger, die sagen, wer ist in Jakob erschienen? Wer ist denn dieser Engel gewesen? War es doch schon Jesus, der Sohn Gottes? Lassen Sie das Geheimnis darüber ruhen, wenn es uns das Wort Gottes nur andeutet. Er ist Gott begegnet, und so wird er genannt: ein Gottesstreiter.
Anders können sie nicht siegen – in ihren Ängsten, in ihren Nöten, in ihrer Ausweglosigkeit –, als sich ganz fest an den zu klammern, der sagt: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost und unerschrocken und mutig. Ich habe diese Welt überwunden.“
Weil Jesus siegt, können wir siegen. Mutig vorwärts! Amen!
