Einführung in den Dienst und die Rolle des Heiligen Geistes
Wir lesen aus Apostelgeschichte 7,54-59. Beim letzten Mal hatten wir gehört, wie Stephanus in den weltlichen Dienst gesandt wurde. Dabei haben wir festgestellt, dass es keinen Unterschied gibt: Geistliche sind nicht diejenigen, die sich professionell für den Dienst am Reich Gottes bezahlen lassen.
Geistliche sind vielmehr Menschen, die mit dem Heiligen Geist erfüllt sind. Jeder Christ, der glaubt, sollte ein vom Heiligen Geist erfüllter Mann oder eine vom Heiligen Geist erfüllte Frau sein. An seinem Platz mitten in der Welt soll er oder sie geistlich und vom Geist Gottes erfüllt wirken.
Es gibt dabei keine Rangordnung oder Wertordnung. Diese Erkenntnis ist eine urreformatorische und natürlich in der Bibel begründet.
Die Reaktion auf Stephanus’ Zeugnis und sein Martyrium
Vers 54 nun im Kapitel sieben:
Als sie das hörten, nämlich das Schriftzeugnis des Stephanus, war es für sie wie ein Stich durchs Herz. Sie knirschten vor Zorn mit den Zähnen über ihn. Stephanus aber, erfüllt mit dem Heiligen Geist, blickte zum Himmel auf und sah die Herrlichkeit Gottes. Er sah Jesus zur Rechten Gottes stehen und sagte: „Siehe, ich sehe den Himmel offen und den Menschensohn zur Rechten Gottes stehen.“
Der Menschensohn ist eines der höchsten Ehrenworte für den Messias. Wir wissen, dass Jesus den Begriff Messias oder Christus kaum benutzt hat. Nur bei der Kreuzigung gegenüber dem Hohenpriester verwendete er diesen Titel, da er zu missverständlich war. In der Kirchengeschichte wurde der Messias-Titel oft aus politischen Leitbildern heraus interpretiert.
Darum hat Jesus den Titel Menschensohn gern in Anspruch genommen. Nach Daniel 7 ist der Menschensohn der Richter am Ende der Welt – ein großer Hoheitstitel Jesu.
Da schrien sie laut, hielten sich die Ohren zu und stürzten alle gemeinsam auf ihn los. Sie trieben ihn aus der Stadt hinaus, um ihn zu steinigen. Die Zeugen legten ihre Kleider zu Füßen eines jungen Mannes ab, der Saulus hieß. Dann steinigten sie Stephanus.
Er aber betete: „Herr Jesus, nimm meinen Geist auf.“ Er fiel auf die Knie und schrie laut: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“ Als er das gesagt hatte, verschied er.
Saulus aber hatte Gefallen an seinem Tod.
Herr, erkläre uns dieses Lebensbild. Amen.
Die Bedeutung des Dienstes im christlichen Leben
Das Wort Dienst ist heute bei uns nicht mehr sehr geläufig, und das wirkt sich auch auf Christen aus. Das Wort Dienst klingt nach Unterwürfigkeit und Demut. Man denkt daran, für einen anderen irgendwelche unangenehmen Aufgaben zu erledigen. Wer will schon für einen anderen dienen?
Wir haben jedoch das Problem, dass wir Christen kein anderes Wort dafür einführen können. Dienst ist das Kernwort des christlichen Glaubens.
Heute ist bei jeder Berufswahl entscheidend, ob die Tätigkeit Glücksgefühle hervorruft und Befriedigung bringt. Kein Wunder also, dass viele auch an die Dienste im Reich Gottes und die Aufgaben für Gott so herangehen: Macht es mich glücklich? Macht es mir Spaß? Wenn nicht, dann lasse ich es bleiben.
Im Mittelpunkt des neutestamentlichen Zeugnisses steht Jesus als der große Diener. Er nimmt den armseligsten und schmutzigsten Knechtsdienst für andere auf sich. Wer unter Christen Einfluss und Bedeutung haben möchte oder ein hohes Amt begleiten will, muss der demütigste Diener von allen sein. So hat Jesus es festgelegt. Wenn andere Ordnungen entstehen, widersprechen sie Jesus.
Unser Leben ist ein Dienst für Gott. Zu Beginn des Gottesdienstes haben wir darüber gesprochen, dass unser Leben ein Opfer für Gott wird. Dieses Wort Opfer soll nicht durch unsere Geldbeiträge ersetzt werden, so beachtlich sie auch sind. Gott beansprucht unser Leben.
Für einen Menschen, der nicht im Glauben steht, ist das etwas Unheimliches: Gott nimmt mich in Anspruch. Wie kann er das tun? Ich will das doch gar nicht. Das brauchen Sie nicht.
Darum beginne ich meine Predigten auch nicht mit den Dienstaufgaben, sondern zuerst mit dem, was Christus uns schenkt – mit der Gabe.
Erst wenn Sie erkennen, dass das das Wunderbarste ist, dass Ihr Leben, Ihr irdisch sterbliches Leben – es sind ja nur begrenzte Jahre – Ihnen geschenkt sind, dann können Sie es nutzen, um Gott zu ehren. Wenn Sie diese Zeit für ihn einsetzen, wird aus Ihrem irdischen Leib etwas zur Ehre und zum Lob Gottes.
Persönliche Erfahrungen und die Bedeutung der weltlichen Aufgaben
Heute Morgen wurde ich angerufen mit der Nachricht, dass ein guter Freund von mir aus meiner alten Jugendarbeit im Schwarzwald tödlich verunglückt ist. Er muss ungefähr so alt gewesen sein wie ich. Drei Kinder waren mit im Wagen. Sie liegen alle schwer verletzt im Krankenhaus. Die Familie war auf dem Weg zu einer Jungschach.
Mir wurde wieder bewusst, dass jemand in unserem Alter unerklärlicherweise verunglückt ist. Der Herr hat ihn zu sich gerufen. Mir hingegen lässt er noch Zeit zum Wirken. Aber warum? Damit mein Leben mit wichtigen Dingen gefüllt wird.
Was sind all die nichtigen und vergänglichen Aufgaben, denen wir uns verschreiben, im Vergleich zu dem Großen, was Gott in unser Leben hineinlegen will? Gerade in solchen Momenten erkennen wir, dass weltliche Aufgaben und die ganz alltäglichen Begegnungen mit Menschen von Gott besonders gewürdigt werden.
Stephanus war kein Prediger, sondern ein Mann im Sozialdienst. All unsere weltlichen Berufsaufgaben können von Gott benutzt werden, wenn wir sie zu seiner Ehre leben. Letzten Sonntag haben wir entdeckt, dass fast jeder Beruf Gott zur Ehre gelegt werden kann. Wenn es dabei Schwierigkeiten gibt, biete ich gerne ein seelsorgerliches Gespräch an. Dafür bin ich jederzeit bereit.
Wir wollen entdecken, wie wir mit unserem Leben Gott zur Ehre leben dürfen und Gott zum Lobe gereichen können.
Der Apostel Paulus schrieb im Philipperbrief einmal traurig über seine Mitarbeiter: „Sie suchen alle das Ihre und nicht das, was Christus Jesus gehört.“ Selbst unter christlichen Mitarbeitern suchen viele nur ihre eigene Erfüllung oder ob sie geehrt werden. Es geht ihnen nie um die letzte Hingabe.
Darum wollen wir uns Stephanus noch einmal ansehen, auch unter diesem Gesichtspunkt: Wie er sein Leben als Opfer für Gott hingibt.
Stephanus als Vorbild im Zeugnis und Dienst
Da fällt mir noch etwas auf: Ihr habt vier Punkte genannt. Er bricht nichts von der Schärfe des Wortes Gottes ab.
Noch eine Wiederholung für diejenigen, die beim letzten Mal nicht dabei waren: Es ist ein Christenrecht, von Jesus Christus zu reden und Zeugnis abzulegen.
Stephanus hat sich also mit Essen auf Rädern beschäftigt, mit Kleiderverteilaktionen und mit Spendensammlungen. Dabei hat er Jesus Christus als den Herrn bezeugt. Das führte zu Tumult und Aufruhr. Niemand hatte das Recht zu sagen, sie dürften kein Zeugnis von Christus mit dem Mund ablegen.
Im Gegenteil: Das ist das normale Christenrecht und die normale Christenpflicht. Keiner darf sagen, Stephanus solle bei den Suppentöpfen bleiben. Er muss von Christus reden und seine Herrschaft bezeugen.
Gerade in seiner Umgebung gab es den wildesten Widerstand. Wenn Sie in Ihrem Leben, in Ihrem Beruf Christus bezeugen, was für ein Aufhorchen und Rumoren gibt das! Das haben wir beim letzten Mal gehört.
Nun ist Stephanus ein Mann, der sich verantworten muss. Sie beschuldigen ihn, bringen falsche Zeugen, sagen, er hätte etwas Lästerliches gesagt. Es gibt einen blöden Tumult.
Manchmal gibt es solche dummen Auseinandersetzungen: Wir wollen einem Menschen das Evangelium bezeugen, es kommt zu Rede und Widerrede, zu Spannungen.
Stephanus bricht nichts von der Schärfe des Wortes Gottes ab. Ach, wir sind in solchen Augenblicken oft so feige und glätten das immer wieder.
Da sollten Sie einmal bei Stephanus noch einmal lesen, wie er mit Leidenschaft missioniert.
Ich habe große Sorge um unsere Christenheit heute, ob wir nicht die Leidenschaft des Missionszeugnisses verlieren.
In unseren Tagen kursieren Missionsverständnisse, die sagen: Nur der kann richtig missionieren, der gleichzeitig seine eigene Meinung aufs Spiel setzt und gleichzeitig andere Religionen gleichwertig anerkennt.
Das ist undenkbar für einen Christen. Ein Christ ist von der Wahrheit beschlagnahmt.
Stephanus muss reden, und er muss es deutlich sagen. Er hält eine große Rede, in der er das ganze alttestamentliche Zeugnis noch einmal aufzeigt und was Gott dort alles gewirkt hat.
Er erinnert an den Bund mit Israel und sagt diesen Leuten: Ihr seid doch von der Liebe Gottes umgeben.
Dann erschrickt man, dass er so harte Worte gebraucht: "Ihr halsstarrigen und verstockten Herzen."
Ich weiß um die Eltern, die um ihre Kinder ringen, damit sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Ich weiß, wie manche um liebe Menschen kämpfen und ihnen das Evangelium noch einmal bezeugen müssen.
Weißt du auch, wie Gottes Güte dir dein Leben lang nachgeht? Wie kannst du in deinem Leben nur so dahinleben und Gott verwerfen? Kehr doch um!
Ich möchte Ihnen Mut machen zu diesem opferlebenden Stephanus.
Es ist nicht gesagt, dass man dafür Anerkennung oder Lob bekommt. Aber das sind wir den anderen schuldig.
Unsere Freunde und Nachbarn werden uns in der Ewigkeit nur Vorhaltungen machen, warum wir ihnen das Evangelium nicht klarer und deutlicher bezeugt haben und ihnen nicht gesagt haben, welch ein Ernst der Entscheidung über das Evangelium liegt.
Ob das nicht auch bei Stephanus ein Ringen war? Sollte er nicht ein wenig weicher oder lieber sein? Nein, er muss es in aller Klarheit noch einmal sagen, obwohl er den Widerstand spürt.
Er muss es noch einmal bezeugen. Es ist ein Ringen um Menschen.
Man könnte denken, dass er ein streitsüchtiger Theologe ist, der immer um irgendeine Sonderlehre zankt und sich verkämpft.
Schauen Sie sich noch einmal dieses Missionszeugnis des Stephanus an: Ein einfaches und klares Rufen zur Umkehr, zur Gotteserkenntnis und zur Hingabe des Lebens.
Das war sein Thema, das er verkündigen wollte – auch in seinem Sozialdienst.
Er wollte den Menschen sagen: Alles, was du in dieser Welt gewinnen kannst, ist doch umsonst, wenn du nicht als ein verlorener Sohn Gottes heimkehrst in die offenen Vaterarme.
Dass sie sich die Ohren zuhalten und mit den Zähnen knirschen, ist ein Zeichen, dass das Wort sie trifft.
Wir können das nicht erzwingen. Auch Schreien hilft nicht, damit eine Diskussion durch den Panzer der Ablehnung hindurchgeht.
Das ist ein Wirken des Geistes Gottes, wenn plötzlich ein Wort, das wir sagen, oder ein Artikel, den wir schreiben, irgendwo ein Zeugnis am Mittagstisch bei einem Menschen, mit dem wir ein Gespräch führen, Früchte trägt.
Wenn dann diese heftige emotionale Reaktion kommt, ist das immer ein Zeichen, dass das Wort ganz tief ins Herz ging.
Denn hier im Herzen ist der letzte Widerstand des Menschen.
Man sieht mit Schrecken, wie diese Menschen an der Stelle waren, wo doch kurz vorher in der Pfingstgeschichte andere gläubig wurden. Da ging es ihnen auch durchs Herz.
Es kann ganz verschieden ausgehen: Wir können uns öffnen, umkehren und unser Leben Gott öffnen. Oder wir verhärten uns und knirschen mit den Zähnen.
Man meint, man höre förmlich, wie sie mit Grimm Stephanus begegnen und sein Wort verwerfen, weil sie sich selbst verteidigen müssen und gar nicht anders können.
Sie wollen nicht zurück, sie wollen nicht umkehren.
Der Hass, den Stephanus trifft, ist ein Hass, mit dem Missionsboten leben müssen.
Opfern Sie Ihr Leben im Missionsdienst!
Opfern – das klingt sehr hoch. Wir denken an das Martyrium des Stephanus.
Wir wollen es schon dort lernen, wo wir um des Evangeliums und des Zeugnisses willen Widerstand und Hass ertragen müssen.
Wir wollen an der Göttlichkeit Jesu nichts abbrechen lassen und an der Wahrheit des Wortes Gottes nichts abschwächen.
Dafür wollen wir stehen und es vor den Menschen bekennen, weil wir es ihnen schulden.
Das ist ein Opferleben, in das man sich hineingibt.
Nein, das ist kein Dialog, kein amüsantes Austauschen und Plaudern.
Solche Gespräche gibt es natürlich auch. Bevor es zu einer wichtigen Entscheidung bei einem Menschen kommt, sind oft viele Gespräche nötig.
Dann geht es in die Tiefe des Herzens, und es kommt zu gewaltigen Umbrüchen.
Es ist wichtig, dass man als Bote Jesu ganz treu bleibt und ganz fest im Wort verwurzelt ist – im Wort der Bibel.
So kann Stephanus ein Zeuge der Wahrheit sein.
Die Herausforderungen und die Liebe im Dienst
Das Zweite: Für ein Dienstleben als Opfer
Es fällt uns schwer, so im Dienst zu sein. Ich denke dabei auch an viele treue Mitarbeiter, insbesondere an unsere verehrten und lieben Diakonissen, die sich im Dienst der Liebe eingesetzt haben. Wie viele Überstunden und ungezählte Einsätze wurden da für den Herrn geleistet! Man fragt sich: Wie kann man das überhaupt schaffen? Das geht doch über die Kräfte hinaus.
Ganz ähnlich war es beim Stephanus. Als sie ihn umringten, war noch der Hass und der Widerstand der Menschen spürbar. Doch Stephanus antwortete in großer Liebe. Er rang um Menschen, wurde nie persönlich, verletzte nicht, kritisierte die Leute nicht oder machte sie nicht fertig. Er war in großem Frieden und hatte im entscheidenden Augenblick den Durchblick. Diesen wünsche ich auch Ihnen für Ihren Dienst.
Das macht das Dienstleben so kostbar. In dem Augenblick sah Stephanus gar nicht die Menschen, die ihn anschrien oder die schon die Steine gegen ihn erhoben. Er sah die Herrlichkeit Gottes. Ich habe Ihnen vorher den Abschnitt von Mose vorgelesen: „Herr, lass mich deine Herrlichkeit sehen.“ Doch Gott sagt, die kann man gar nicht sehen. In der Ewigkeit werden wir die Herrlichkeit Gottes sehen können.
Bei uns ist „Herrlichkeit“ oft ein abgegriffenes Wort, weil wir das Wort „herrlich“ so leicht benutzen. Im Alten Testament ist es das Wort, das für die Kabot Gottes steht, für die Ehre Gottes. Als Jesaja im Tempel war, hörte er plötzlich die Chöre singen: „Heilig, heilig ist der Herr aller Länder, in seiner Ehre voll!“ Der Saum seines Gewandes füllte den ganzen Tempel. Daraufhin rief Jesaja: „Herr, wer bin ich? Ich vergehe!“
Wenn unser Leben so in der Herrlichkeit Gottes steht, wenn wir einen freien Durchblick zu ihm haben, dann können wir Dienst tun. Dann sind wir bereit, unser Leben als Opfer für ihn hinzugeben, im Einsatz. Wir tun es ja nicht für die Menschen. Wir nehmen auch Verachtung leicht in Kauf.
Wir haben mit Krankenschwestern gesprochen, die in einem Saal arbeiteten, in dem viel Spott herrschte. Dort waren auch Bundeswehrsoldaten, die mit schmutzigen Reden den Schwestern das Arbeiten schwer machten. Schon der Gang in diesen Saal fiel schwer. Doch sie sagten genau dasselbe: Wie kann man Dienste tun, die einem sauer werden? Indem man den Blick auf die Herrlichkeit Gottes richtet.
Stephanus sah Jesus zur Rechten Gottes stehen, Jesus an den Schalthebeln der Macht Gottes. Wenn uns das im Dienst wichtig wird, dann wünsche ich jedem Jungscharleiter, dass er nicht denkt: „Das ist nur eine Sache, wie ich meine Jungschar aufziehe.“ Sondern: „Ich tue diesen Dienst an Kindern im Aufblick zum Herrn, der Menschenherzen wenden kann.“
Anders kann man heute keine Erziehungsaufgabe an schwer erziehbaren jungen Menschen im Heim der Diakonie erfüllen. Anders kann kein Lehrer Dienst tun, als mit dem Gedanken: „Herr, ich will es im Aufblick zu dir machen.“ Da ist das Gebet das wirksamste Mittel für unseren Dienst: „Herr, du bist da zu Rechten Gottes, und dir darf ich vertrauen.“
Dann wird es uns auch leicht, wenn wir wie Stephanus keinen Erfolg sehen. Wir stehen immer in Gefahr, bei Misserfolg zu sagen: „Wir begraben die Sache, es kommt ja sowieso nichts dabei heraus. Jetzt hören wir mit dem Ganzen auf, es hat ja keinen Sinn.“ Stephanus aber kann in großer Ruhe festbleiben, weil er weiß, die Sache Jesu und sein Reich gehen nicht unter in dieser Welt.
Er ist der Letzte am Ende der Tage. „Ich will ihm gehören und ihm dienen, ich will keine falschen Kompromisse machen, ich will ihm treu bleiben.“ Vor kurzem ist in der Sowjetunion Sergi Gulew gestorben, ein Mann, der 22,5 Jahre seines Lebens im Straflager verbrachte. Er sagte: „Es war die gesegnetste Zeit meines Lebens. Ich verstehe das selbst nicht. Selbst in den stalinistischen Vernichtungslagern war der liebreiche Herr allezeit bei mir.“ Es sind nicht besonders starke Menschen, sondern Menschen mit Durchblick.
Noch einmal der Rückblick zu Mose: Nicht, dass Sie meinen, das wären Visionen, die man haben könnte, überirdische Erlebnisse. Auch Mose durfte nicht einmal die wirkliche Herrlichkeit Gottes schauen. Unsere Augen ertragen das nicht. Auch was die Visionäre uns erzählen, ist nicht der volle Lichtglanz Gottes. Das kann kein irdischer Mensch ertragen.
Wir dürfen durch Wort und Schrift wissen: Du bist da, alle Tage. Fürchte dich nicht, ich bin mit dir. Diese Verheißungen werden uns wichtig. Wir erinnern uns an seine Zusagen, und dann können wir festbleiben im Dienst und treu auf ihn schauen. Das ist, was die Bibel mit Hoffnung bezeichnet – nicht jenes Vertrösten der Menschen, sondern das Feststehen bis in die Todesstunde hinein.
„Du Herr bleibst, und das, was du verheißen hast, ist wahr. Deinem Wort kann man trauen.“ Das ist das Gewisseste. Himmel und Erde können vergehen, aber deine Worte können nicht vergehen.
Die Liebe als Triebkraft im Dienst
Das Dritte: Er bleibt in der Liebe
Es ist wichtig, das Leben als Dienst und Opfer zu leben. Nur die Liebe treibt dazu an.
Es könnte den Anschein haben, dass Missionare verkrampfte, verbissene Fanatiker sind. Stephanus war das jedoch nicht. Er war ein Bote der Liebe, der praktischen Tat und der Nächstenliebe. Große Predigten hat er vermutlich nicht gehalten, dafür blieb ihm kaum Zeit. Ein kurzes Wort, ein gemeinsames Gebet – so hat er Seelsorge betrieben. Er hat die Menschen verstanden und dadurch Christi Herrschaft bezeugt. Das hat einen großen Wirbel ausgelöst.
Wir dürfen nicht trennen zwischen denen, die sagen, das Wort sei nutzlos, und denen, die nur der Tat vertrauen. Solche Menschen sind Narren, denn gerade das Wort gibt dem Dienst der Tat Kraft und Macht.
Erstaunlich ist, dass Stephanus keine Rachegedanken hatte. Stattdessen betete er: „Herr, schaffe du Recht, räche du das Blut der ungerecht Gemarterten.“ Bis zu seiner Todesstunde bat er: „Herr, sie müssen gerettet werden, sie müssen dich erkennen. Lass mein Sterben kein Hindernis für diese Menschen sein. Lass es nicht zum Anstoß werden.“
Das bewegt Missionare. Sie wollen niemandem im Wege stehen. Ihr Ziel ist, dass die Menschen Gott erkennen, nicht sie selbst. Und so ringt Stephanus in Liebe um die Menschen, die ihn verfolgen und Steine aufheben.
Es waren falsche Zeugen, wahrscheinlich wurden sie sogar bezahlt. Trotzdem konnte Stephanus diese Menschen lieben und für sie ringen. Das ist das Große, wenn man sein Leben als Dienst und Opfer für Gott hingibt: Liebe für Menschen. Aber nicht eine Liebe, die am Ende das Zeugnis aufgibt, sondern eine Liebe, die einem Menschen das Wichtigste bringen will – die Heimkehr zu Gott.
Das ist kein frommer Schwatz oder etwas, das man nur drüberstreut. Es ist das Wichtigste, was wir einem Menschen sagen können.
Wenn wir nur Essen zu alten Menschen bringen oder sie wickeln, ist das natürlich wichtig, aber nicht das Wesentliche. Das Größte ist, dass Menschen in der Traurigkeit des Alters geborgene Glaubensmenschen werden, in Frieden mit Gott leben und selig sterben können.
Die Sinnhaftigkeit des Opferdienstes
Noch ein vierter Gedanke: Wenn wir unser Leben als Opfer im Dienst hingeben, gibt es kein sinnloses Hingeben. Ich möchte diesen Gedanken kurz weiterführen.
Wenn ich Stephanus gewesen wäre, hätte ich in diesem Moment vielleicht gedacht: „Herr, jetzt geht es zum Sterben. Ich hätte doch eigentlich noch für dich arbeiten wollen. Ich habe noch Pläne, der Kalender ist voll. Wir wollen doch für Gott noch etwas Großes tun.“ Vielleicht lächeln Sie jetzt, aber wir denken doch alle so und meinen, dass wir plötzlich entbehrlich werden könnten. Wenn Gott uns so zur Seite stellt und sagt: „Genug, dich brauche ich nicht mehr“, dann ist das doch verletzend.
Wir denken, Gott braucht uns doch, wir sind doch seine wichtigen Stützen. Stephanus hätte sagen können: „Wer macht denn den Dienst morgens? Da ist doch niemand da. Man braucht mich doch, ich bin doch unentbehrlich.“ Aber Ihr Dienst, den Sie leisten, ist immer eine unverdiente Gnade. Gott braucht Sie eigentlich nicht und mich auch nicht. Mit seinen Engeln könnte er alle Dienste viel besser tun.
Es ist wunderbar, dass er uns überhaupt mitarbeiten lässt. So wie eine Mutter ein vierjähriges Kind in der Küche mitbacken lässt, so ist es beim Wirken im Reich Gottes. Unser Dienst ist doch nicht groß. Wir machen so viel falsch, es ist nur mit der Mitarbeit eines Kindes vergleichbar.
Aber dann, wenn Gott uns auf die Seite nimmt – und das fällt den Alten schwer, wenn sie nicht mehr schaffen können und fragen: „Warum bin ich jetzt in die Stille geführt?“ –, dann ist das kein Ende. Denn auch dort können wir noch Dienste für Gott tun. Wir werden immer noch zur Mitarbeit gewürdigt, solange wir leben. In dieser Welt gibt es keinen Augenblick, in dem wir von Gott nicht für Aufgaben gebraucht werden.
Wenn er uns aber wegnimmt, wie manche schon in jungen Jahren, dann weiß Gott, wie er den Dienst weiterführt. Da ist einer dabei, einer der militantesten Feinde Jesu, der seine Kleider niederlegt: Saulus. Er kochte gegen die Christen, und in Gottes Heilsplan ist er der große Fortführer der Arbeit des Stephanus – und zwar in noch viel größerer Weise.
Das soll gar nicht unsere Sorge sein. Gott kann aus Steinen Kinder erwecken. Wenn ich nur an dem kleinen Platz, wo er mich hingestellt hat, tauglich werde für ihn, dann ist das genug.
Stephanus war kein Saulus, und wir können auch unsere Aufgabenverteilung nicht vergleichen. Wo wir unseren Platz haben, ist entscheidend. Wenn ich nur mein Leben hingebe, ganz als Opfer für Gott, dass er es zu seiner Ehre gebrauchen kann, dann ist das das Wichtigste.
Beispiele aus der Missionsgeschichte und Ermutigung zum Opferdienst
Gestern hatte ich eine nette Begegnung mit einem Bischof aus dem Batakland in Sumatra. Das interessiert mich sehr, besonders die Geschichte des alten Missionars Nommensen in Indonesien.
Der Bischof erzählte mir, dass zurzeit wieder ein Christ sechs Jahre Haft bekommen hat, weil er bei der Moslemmission ein glühender Zeuge Jesu ist. Dieser Mann war selbst Muslim und tritt leidenschaftlich für die Wahrheit ein, ähnlich wie Stephanus. Er ist in Haft und trägt diese Situation mit Geduld.
Dann sagte mir der Bischof etwas Merkwürdiges: Die ersten Missionsboten in Sumatra im Jahr 1834 waren Deutsche. Sie wurden gefangen genommen und von Menschenfressern getötet. Er schaute mich an und sagte: „Wissen Sie, 1834 war auch das Geburtsjahr von Nommensen.“
Im selben Jahr, als die erste Mission scheiterte, hatte Gott schon den nächsten bereit. Er rief einen Menschen, und obwohl Nommensens Leben später sehr verworren verlief, konnte Gott ihn auf die richtige Spur bringen – hinaus in den Dienst. Das ist Gottes Strategie, wie er uns in verschiedenen Diensten einsetzt.
Bleiben Sie an Ihrem Platz! Nur eines ist wichtig: dass wir unser Leben als Opfer hingeben. Wenn wir an Opfer denken, denken wir nicht nur an Stephanus, der sein Leben für seine Feinde hingab – nicht für seine Freunde, sondern für seine Feinde. Wir denken auch an Jesus Christus, der sich zu Tode gelitten hat, damit wir heute einen fröhlichen und gesegneten Sonntag haben.
So können wir Menschen werden, die in der Fülle des Lebens stehen und eine ewige Hoffnung haben. Welch eine Chance ist es für uns, unser Leben nun selbst als Opfer Gott wieder hinzugeben, im Dienst für ihn. Amen.
