Ich möchte Ihnen zum Schluss drei große Wahrheiten aus dem Ende der Geschichte mitgeben. Drei wichtige Erkenntnisse zum Abschluss.
Die erste lautet: Die seltsamen Siege Gottes geschehen durch sterbende Zeugen. Diese ungewöhnlichen Siege entstehen durch das Sterben der Zeugen.
Simson als Vorbild für den siegenden Tod
Bleiben wir zunächst bei Simson. Simson hat große Taten vollbracht. Sein Auftrag war es, Israel aus der Hand der Philister zu erlösen. Die Philister waren schreckliche Menschen, ein gottloses und grausames Volk, nicht wahr? Sie quälten Israel, das Volk Gottes im Alten Testament. Israel war in einem Bild der Welt, von Fleisch und Blut und vom Teufel umgeben – von all dem, was unserem geistlichen Leben zusetzt.
Simson sollte Befreier werden. Er errang große Siege über die Philister. David Allan erzählt, wie Simson mit seinen kräftigen Kiefern steht, während die Feinde in großer Zahl zu Boden gehen. Doch sein größter Sieg war, wie hier steht, dass bei seinem Tod mehr Feinde starben als zu seinen Lebzeiten.
Sein größter Sieg war, als er sein eigenes Leben mit in den Tod gab. Am Ende riss er die Säulen des Tempels ein, ohne eine Chance auf Flucht. Es war ein riesiger Tempel des Götzen Dagon, ein Fest zu Ehren dieses Götzen. Sie erinnern sich sicher daran. Ich möchte die ganzen Schichten dieser Geschichte aufschlüsseln.
Es war ein großes Götzenfest zu Ehren des Dagon. Anlass war, dass der Götze Dagon die Philister den schrecklichen Feind Simson in die Hände gegeben hatte. Dreitausend Menschen waren dort versammelt, darunter alle fünf Fürsten der Philister und die gesamte Prominenz.
Dann wurde Simson geholt. Er sollte die Lieder Israels spielen. Es heißt in den Psalmen von der babylonischen Gefangenschaft, dass die Gefangenen ihre Lieder sangen, obwohl sie gefangen gehalten wurden. Dort heißt es: „Unsere Harfen hingen wir an die Weiden, da hieß man uns singen, die uns gefangen hielten.“ Offenbar war es im Altertum üblich, Gefangene zu bitten, die Lieder ihrer Heimat zu singen.
Simson sollte also die Lieder seines Volkes singen, von einem Gott, der ihn in die Hände der Feinde gegeben hatte. Die Szene ist ergreifend. Simson sagt zu dem Jungen, der ihn führt: „Nimm die Harfe, lass sie los.“ Der Junge führt den blinden Mann, der die Säulen abtastet und sie schließlich packt.
Simson weiß: „Ich kann ihnen noch etwas antun, wenn ich mein eigenes Leben mit ihnen zusammen gebe.“ Auf der ganzen Strecke, auf der wir Simson begleitet haben, haben wir immer wieder entdeckt, dass dieser scheinbar schreckliche Mensch viele Züge trägt, die ihn zu einem Vorbild für Jesus machen.
Ich möchte noch einmal betonen – ich werde es nicht müde, es zu sagen –, dass Jesus uns geboten hat, im Alten Testament nach Hinweisen auf ihn zu suchen. Wir haben gesehen, wie Simson immer wieder ein Vorbild, ein Hinweis, eine Abschattung und ein Wegweiser auf unseren Heiland ist.
Jesus ist wirklich der Mittelpunkt der Bibel. Diese Richter werden Heiland genannt, und wir nennen Jesus den Heiland. Simson war ein Heiland. Doch nie gleicht er dem Herrn Jesus so sehr wie bei seinem letzten Sieg.
Ist das nicht die Überschrift über Golgatha? Jesus errang seinen größten Sieg, als er sein eigenes Leben in den Tod gab. Das gilt auch für Simson. Damit ist die Methode für das eigene Evangelium festgelegt: Sein größter Sieg war, als er sein Leben in den Tod gab.
Man kann nicht anders, als von diesem sterbenden, siegenden Simson hinüberzuschauen nach Golgatha. Dort gab sich einer in die Hände der Feinde und ließ sich töten – das Lamm Gottes, das geschlachtet wurde und nun den größten Sieg erringt.
Offenbarung 5 als Offenbarung des siegenden Lammes
Jetzt sehen Sie, ich habe heute Morgen am Schreibtisch gesessen, um diese Bibelstunde vorzubereiten. Ich weiß, dass ich ein anspruchsvolles, nachdenkliches und geistlich interessiertes Volk vor mir habe und dass ich das nicht einfach so aus dem Ärmel schütteln kann.
Dabei habe ich mir überlegt, wie ich deutlich machen kann, dass der Heiland, der getötete Heiland, in dem Augenblick, als er sein Leben selbst in den Tod gab – wie Sie ihm sagen – der größte Sieger war. Wie kann man das klar ausdrücken? Ich habe überlegt, ob ich irgendwelche Geschichten nehmen soll, um zu zeigen, wie Jesus Sieger ist. Doch dann wurde mir klar, dass ich Ihnen das nicht besser deutlich machen kann als durch das, was Sie selbst nachlesen können: Offenbarung 5.
Ich will es Ihnen erzählen. Verstehen Sie mich richtig: Ich habe nur den Stichpunkt, denn die Gemeinde liebt es, da zu sitzen, und dann lieber darüber zu hören.
Offenbarung 5 – das ist eine Phantasie. Lesen Sie ruhig, wenn Sie sich eine Freude machen wollen, Offenbarung 4 und 5. Wenn Ihnen im Alltag der Trubel zu dumm wird, sei es im Schulleben oder zuhause, mit Kleinkram, Ärger mit der Sekretärin, Ärger mit der Chefin, Hausfrauen mit ihren Männern oder Männer mit ihren Frauen – wenn Ihnen alles zu dumm wird, dann lesen Sie Offenbarung als Ihren Blick in den Himmel.
Ich sah einen Thron und viele tausend mal tausend Engel drumherum, die Lebewesen um den Thron und die Ältesten. Der Vater hielt ein Buch in der Hand, eine versiegelte Schriftrolle. Darin ist der Heilsplan Gottes. Nun wurde durch die Himmelräume gefragt und über die Erde hin: Wer ist imstande, die Siegel zu lösen? Das heißt, wer kann den Heilsplan Gottes durchführen?
Dann heißt es: Niemand wird gefunden. Und ich, Johannes, weinte sehr. Das ist wichtig. Kein Mensch kann die Welt erlösen. Immer wieder treten solche auf, die behaupten, sie würden die Welt erlösen. Seit ich denken kann, gibt es Welterlöser, die herumbasteln. Aber die Bibel sagt: Niemand wird gefunden. Das räumt mit allen Welterlösern auf. Verstehen Sie, wie aktuell das ist?
Niemand wurde gefunden, und ich weinte sehr. Ich weiß doch, die Welt braucht Erlösung. Dann sagt der Engel: Weine nicht, es hat überwunden. Nun kommen große Worte vom Löwen aus Juda. Der muss jetzt auftreten. Man ist gespannt, wie der Löwe kommt – das ist die biblische Bildersprache für den Gewaltigen.
Dann treten die Engelscharen auseinander, und ich sah ein Lamm mit der Todeswunde. Die Spannung ist wirklich aufs Höchste getrieben. Jetzt kommt derjenige, der Gottes Heilsplan ausführt, der die Welt erlöst. Die Spannung ist auf dem Höhepunkt, die Herrlichkeit Gottes erscheint, und dann plötzlich: ein umgebrachtes Lamm. Da kann einem das Herz stehen bleiben.
Das Bild von Jesus – das wissen Sie – ist: Jesus ist Gottes Lamm, das die Weltsünde trägt. „Siehe, da ist Gottes Lamm, das die Sünde der Welt trägt.“ Wie ein Lamm, das auf dem Altar geschlachtet wird, so wurde Jesus, der Sohn Gottes, auf dem Altar des Kreuzes für unsere Sünden geschlachtet.
„Siehe, da ist Gottes Lamm“, sagt Gott, „und dieses Lamm seht ihr.“ Im Augenblick, in dem das Lamm in den himmlischen Räumen erscheint, bekommt es das Buch ausgeliefert. Da heißt es: „Du bist würdig, das Buch aufzutun und deine Siegel zu lösen. Du kannst den Heilsplan Gottes durchführen.“
Jetzt kommen die himmlischen Chöre der vollendeten Gerechten: „Denn du hast uns Gott erkauft mit deinem Blut.“ Können Sie das mitsingen? „Du hast uns Gott erkauft mit deinem Blut.“ Ich kann es singen, Gott sei Dank. Können Sie auch singen? Wenn man das mitsingen kann, ist das etwas Besonderes.
„Und hast uns vor Gott zu Königen und Priestern gemacht.“ Oh, Priester! Nicht mehr Kutscher, so steht es da: zu Königen und Priestern gemacht. Wie die das gesungen haben, da fielen die ganzen himmlischen Herrscher ein. Das ist also dramatisch, offenbar.
Und lobend rufen sie: „Du bist würdig, du bist würdig, Ehre und Preis und Kraft und Ruhm zu nehmen.“ Haben Sie mal gesehen, wie Mussolini nach Essen kam, was da für ein Empfang war? Oder wenn Hitler einzog oder Kaiser Wilhelm nach Frankfurt kam? Was für Musik, Geschrei und Ehrungen das waren! Und das vergeht nicht.
Am Schluss geben Himmel und Erde den Preis dem Sieger über alles, dem, der wirklich eine Schar erlöst hat und sie zu Königen und Priestern gemacht hat: dem Lamm, das sein Leben in den Tod gab. Darin liegt der größte Sieg.
Verstehen Sie, in dieser Offenbarungsstelle wird uns am deutlichsten gezeigt, dass er sein Leben in den Tod gab. Als er das Lamm Gottes wurde, als er auf Golgatha einsam starb und schrie: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ – da wurde Gottes Heilsplan ausgeführt.
Da betrat er die erste Stufe dessen, dass er Sieger ist über alle Welterklärungen, über alle Mächte der Erde. Am Ende muss ihm alles zu Füßen liegen. Jesus bleibt ewig der Ausgemachte.
Sehen Sie, das wird hier in Simson vorgedeutet. Ich habe deutlich gemacht, dass der größte Sieg erfochten wurde, als der Sohn Gottes sein Leben selbst in den Tod gab.
Und damit komme ich zu dem, was so schwierig ist und mir so am Herzen liegt: ein Gesetz. Von Simson zu Jesus wurden die größten Siege erfochten, als die Zeugen ihr Leben selbst in den Tod gaben.
Das gilt immer: Im Reich Gottes gibt es keine Siege, ohne dass der Sieger dabei sterben muss.
Geistliches Sterben als Voraussetzung für Siege im Reich Gottes
Ich habe mal gelesen – ich weiß nicht, ob es stimmt, ich habe in der Schule gerade gefehlt – dass, wenn eine Biene einen Menschen sticht, sie sterben muss. Denn wenn der Stachel steckt, bleibt ihr ganzer Leib daran hängen. Wenn sie mich sticht, kommt sie nicht mehr los, dann reißt ihr ganzer Leib ab und sie muss sterben. Eine Biene kann nur dann einen Sieg über mich erringen, wenn sie dabei selbst zugrunde geht.
Das wird beim Simson deutlich, das wird bei Jesus deutlich, und das gilt allgemein.
Nun muss ich davon sprechen, dass es auch ein geistliches Sterben gibt. Dieses geistliche Sterben ist die Voraussetzung für alle Siege im Reich Gottes. Es muss nicht unbedingt ein körperliches Sterben sein, vielleicht auch, aber vor allem muss es geistlich geschehen, wenn man im Reich Gottes etwas erreichen oder siegen will.
Jetzt komme ich zu diesem geistlichen Sterben. Am Sonntag haben wir das Lied gesungen: „Es kommt ein Schiff geladen“. Erinnern Sie sich? „Es kommt ein Schiff geladen, sein höchstes Wort ist so schön. Und wer dies Kind mit Freuden umfangen küssen will, muss vorher mit ihm leiden, dazu mit ihm auch sterben.“ Damit ist nicht das leibliche Sterben gemeint, sondern das Totgeben seiner selbst.
Darf ich Ihnen kurz eine kleine Geschichte erzählen? Ein ungarischer Pfarrer, den ich nicht persönlich kenne, bekam mal ein Buch von mir in die Hand. Seitdem schreiben wir uns. Er hat mir einen gedruckten Weihnachtskurs geschickt, auf Ungarisch. Ich kann kein Ungarisch, das ist so eine Bildungslücke, die ich habe. Er hat aber auf Deutsch darüber geschrieben. Dort steht: „Und wer dieses Kind mit Freuden umfangen küssen will, … dazu auch mit ihm sterben.“ An dieser Stelle sind Pünktchen gesetzt, die Sie sicher kennen. Diese Pünktchen sind sehr erschütternd, sie erzählen eine ganze Geschichte. Verstehen Sie das?
Davon muss ich jetzt sprechen. Bei meiner Vorbereitung heute habe ich überlegt, wie ich das geistliche Sterben klar machen soll. Ich habe den ganzen Tag darüber nachgedacht, aus welchem Trubel man herauskommen muss, und jetzt soll ich Ihnen erklären, was geistlich sterben bedeutet.
Ich kann es am besten mit dem Kolosserbrief deutlich machen. Wenn Sie Lust haben, schlagen Sie ihn auf, sonst lese ich es Ihnen vor. Kolosser 3, das steht auf Seite 233 im Neuen Testament. Dort heißt es, Vers 3: „Ihr seid gestorben.“ Das wird also nicht jedem gesagt, sondern denen, die an den Sohn Gottes gläubig geworden sind.
Es gibt viele Menschen, denen ich sagen muss: Du nennst dich christlich, aber du bist leider noch nicht gestorben. Du blühst in deiner ganzen Natürlichkeit auf. Ein junger Pastor sagte neulich, er sei noch völlig ungestorben. Verstehen Sie, „Ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.“
Jetzt kommt Vers 5: „So tötet nun eure Glieder, die auf Erden sind: Hurerei, Unreinigkeit, böse Begierde, Lust, Geist, das ist Abgötterei.“ Das ist fast ein Witz. Ich brauche doch einem Gestorbenen nicht zu sagen: „Töte dich!“ Er ist doch tot. Gerade daran sieht man, dass hier zwei Dinge nebeneinanderstehen: „Ihr seid gestorben“ und „so tötet.“
An dieser Stelle können wir lernen, was geistliches Sterben bedeutet. Geistliches Sterben, das Simson mit seinem leiblichen Sterben vorbildet, heißt, dass ich wirklich einmal gesammelt vor Jesu Kreuz gehe und sehe, wie Gottes Sohn getötet wird. Ich sage mir: Dieser Todesstrahl, der den Sohn Gottes trifft, gilt mir. Der Sohn Gottes hat nichts Böses getan, aber er wird um meiner Sünden willen getroffen. Haben Sie das schon einmal in Ihrem Herzen anerkannt? Der Todesstreich, der Jesus traf, gilt mir.
Wenn ich das anerkenne, gebe ich mich in den Tod. „Ihr seid gestorben.“
Nun zeigt sich aber, dass das kein einmaliger Akt ist, sondern dass meine Natur von diesem Moment an in einen schweren Konflikt gerät. Ich möchte gestorben sein, ich möchte heilig sein. Meine Freunde, ihr glaubt nicht, wie gern ich jetzt voll Liebe, voller strahlender Freude, voller Wahrhaftigkeit und Reinheit wäre. Aber es ist nicht so, es ist sehr dünn bestellt damit.
Darum muss jetzt das „So tötet“ kommen. Sehen Sie, wo man diese Seite des Christenstandes, des Glaubens, lernt und anerkennt: Sein Tod ist mein Tod. Darum will ich mich töten, so wie ihr im Kolosserbrief gelesen habt. Verstehen Sie mich? Rede ich chinesisch? Ich will mich in den Tod geben. Nur so gibt es Sieger Jesu.
Das gilt nicht nur für Pastoren, sondern für jeden Christen. Und ich glaube, hier fehlt einfach das Bewusstsein dafür. Darum sind wir so schwach in unserem Christenstand, weil zu wenig gestorben wird.
Nun könnten Sie sagen: „Das ist eine miese, bittere Lehre, das ist eine schreckliche Lehre – sterben.“ Da sage ich: Moment mal, ich habe nur die eine Hälfte gesagt. Es geht weiter.
Ich lese Ihnen eine Stelle aus dem Galaterbrief vor. Sie brauchen nicht aufzuschlagen. Paulus sagt: „Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir. Denn was ich jetzt lebe, das lebe ich im Glauben an den Sohn Gottes.“ Je mehr ich von meiner alten Natur sterbe, desto mehr kann Jesus mich mit seinem Leben erfüllen. Und desto mehr lebe ich.
Ich glaube, ich bin ein hilfloser Pastor, wenn ich diese wichtigen Dinge sage. Als ich in Göttingen Vorträge hielt, schrieb mir ein Theologe, so geht das nicht. Da habe ich gesagt: Wie schön, dass nach mir junge Theologen kommen, die im siebten Semester schon wissen, wie es geht. Ich hoffe, dass diese Leute Ihnen das irgendwann noch deutlicher sagen können, was ich jetzt nur schwer ausdrücken kann.
Als ich bei meiner Vorbereitung so weit war, Ihnen das zu sagen – Jesus tot anzuerkennen, ich bin gestorben, es gilt mir, und darum will ich mich töten, damit ich in dem Maß, wie ich mich töte, mit Jesus lebe – da dachte ich, ich muss jetzt sofort ein paar Beispiele bringen, die deutlich machen, dass nur so die Siege im Reich Gottes erfochten werden.
Beispiele geistlichen Sterbens aus dem Leben von Zeugen Gottes
Ich sehe, da hinten schläft schon jemand ein, deshalb möchte ich jetzt ganz schnell mit Beispielen beginnen. Das erste Beispiel ist mein Freund Hans Dannenbaum. Er wird es mir nicht übel nehmen, wenn ich von ihm erzähle.
Haben Sie Hans Dannenbaum noch auf den Testigruh-Konferenzen kennengelernt? Er war ein gewaltiger Zeuge Jesu Christi, wirklich ein ganz großer Zeuge. Er war in der Berliner Stadtmission tätig. Der Kerl mit dem Nachnamen Baum hatte so einen Bauch, dass ich sagte, jeder andere würde dazu einen Rock tragen. Er trug nur einen Kötter und strich ihn so, wie er war. Ein großartiger Mann, wissen Sie, kein Weichei, er war ein echter Mann.
In seiner Jugend gehörte er zu den zwölf Aposteln des großen Dichters Stefan George – klein geschrieben, nicht wahr? Dann wurde er durch eine Evangelisation von Ernst Lohmann erweckt. Das war eine Wendung um 180 Grad hin zur Bibel. Er war nun wirklich gestorben im alten Leben und ein Zeuge Jesu mit ganzem Herzen.
Er war sehr befreundet mit Bischof Lilje. Als Lilje Bischof in Hannover wurde, sagte er zu Hans Dannenbaum: „Komm herüber und hilf mir.“ Daraufhin gab Hans seine wichtigen Posten in Hannover und Berlin auf und ging nach Hannover.
Doch es stellte sich heraus, dass Bischof Lilje die Dinge, die er gern durchsetzen wollte, nicht durchbringen konnte. Auch ein Bischof ist durch alle Behörden gehindert, wissen Sie? Lilje wollte Hans zum Landeskirchenrat machen, der nur eine Bresche für evangelistische Arbeit schlagen sollte. Aber es blieb nichts anderes übrig, als dass Hans Dannenbaum kleiner Pastor in Göttingen wurde.
Verstehen Sie, alles war kaputtgeschlagen. Es wäre besser gewesen, wenn er in Berlin in seiner großen Arbeit geblieben wäre, als Pastor in Göttingen. Dort stieß er auf lauter Widerstände.
Kurz vor seinem Sterben war er noch einmal auf der Tirsdienstruh-Konferenz. Dort sagte er den Satz: „Wenn eine Mutter ihr Kind ins Bett bringt, zieht sie es aus.“ Und so macht es auch der Heiland mit uns. Er zieht uns Stück für Stück aus, ehe er uns zur Ruhe bringt.
Das hat mich sehr erschüttert, denn ich sah, das war seine Geschichte: Alle Pläne und großen Arbeiten waren gestorben. Dann wurde er heimgerufen. Man konnte sagen, es war schrecklich, dass dieser Mensch aus der großen Arbeit durch eine Fehlzündung in diesem göttlichen, rührenden Nest, wissen Sie, in Göttingen gelandet ist.
Ich weiß, wir waren sehr befreundet, und ich kann mir vorstellen, was für ein Sterben das für ihn war, bis er Ja dazu sagte: „Ja, jetzt sage ich Ja dazu. Meine Pläne, meine Wünsche sind mit Christus gestorben, ich sage Ja dazu.“
In dieser Arbeit bekehrte sich unter anderem ein Professor der Naturwissenschaften, Rohrbach, von Herzen. Wenn ich heute überlege, welche riesenhafte Wirkung dieser naturwissenschaftliche Gläubige Christi hat, dann bin ich beeindruckt.
Ich habe ihn neulich eingeladen, in der Staatsbauschule zu sprechen, wo ich Studentenpfarrer bin. Das war nicht mit Misstrauen, die ganze Schule saß da, die Bauräte und wie sie Schritt für Schritt mitgingen, während er das Evangelium enthüllte – ganz wie ein Mathematiker, so eiskalt –, aber wie ihm auf einmal aufging, dass dies der Weg ist, das war überwältigend.
Ich kann die Wirkung nicht abschätzen, aber ich weiß, dass von Rohrbach eine ungeheure Wirkung ausgegangen ist. Rohrbach erzählte mir selbst, wie es kam, dass er durch die treue seelische Arbeit von Hans Dannenbaum in Göttingen den Weg zur Wiedergeburt fand.
Verstehen Sie, wenn ich die Wirkung von Rohrbach heute sehe, dann sage ich: Hans Dannenbaum starb mehr durch seinen Tod als durch sein ganzes Leben. Und Rohrbach ist nur einer von denen, die er zum Glauben geführt hat.
Aber Gott musste ihn erst ausziehen, zerbrechen. Er musste dieses Scheitern erleben, dieses Sterben durchmachen und Ja dazu sagen. Erst dann gab es den Sieg.
Dies ist Ihnen vielleicht wenig deutlich, dieses merkwürdige Gesetz des Reiches Gottes.
Das Beispiel Graf Pückler und das Loslassen eigener Pläne
Ich möchte ein anderes Beispiel bringen. Das kennen Sie vielleicht, aber ich kann es mir jetzt nicht verkneifen. Wenn Sie die Geschichte kennen, freuen Sie sich natürlich, einen alten Bekannten wiederzutreffen.
Es geht um die Geschichte vom Grafen Pückler. Ich sage bewusst nicht Fürst Pückler, den Erfinder des Pücklereises, sondern den Grafen Pückler – eine Stufe tiefer, mit zwei Zacken weniger an der Krone. Er hat seinerzeit die erste evangelische Studentenarbeit ins Leben gerufen, die sogenannte DCSV, die Deutsche Christliche Studentenbewegung.
Er war ein gesegneter Mann, aber im Alter wurde er, wie es bei alten Leuten oft vorkommt, ein bisschen seltsam. Zum Beispiel war er ganz überzeugt davon, dass alles Führung sein müsse. Bei einer Konferenz mit tausend Studenten sollte gesungen werden. Pückler saß da und sagte kein Wort. Dann stieß er jemanden an und sagte: „Nun sag schon das Lied!“ Die Antwort war: „Ich brauche Führung, ich muss warten, bis Gott mir sagt, welches Lied ich singen soll.“
Das war natürlich schrecklich. Die Studenten sagten: „Mensch, da sitzen wir in peinlichem Schweigen, so geht das nicht weiter.“ Kurz darauf kam man zu dem Schluss: Der Alte muss vom Vorsitz weg. Man sollte diesen Moment nie abwarten, aber es war so.
Doktor Humbold erzählte von dieser Sitzung: Die jungen Leute kamen und sagten zum Grafen: „Lieber Graf, jetzt geben Sie die Leitung an einen jüngeren Mann ab.“ Der Graf war ganz konterniert. Es war seine Gründung, er hatte die Bewegung ins Leben gerufen und hatte noch nicht damit gerechnet, dass das Kind selbstständig geworden war. „Das ist doch mein Kram hier“, dachte er.
Der Begriff „jünger“ war für ihn etwas schlecht. Die Studenten wurden deutlich und machten ihn zur Schnecke. Sie machten ihn fertig. Der Graf sagte kein Wort mehr. Doktor Humbold meinte, das sei die schöne Geschichte. Von dem Moment an habe der Graf einen unaussprechlichen Zug im Gesicht gehabt, als die Studenten so loslegten.
Dr. Humbold, der mit Graf Pückler befreundet war und Leiter der Bekenntniskirche im Kirchlichen Land, fragte den Grafen später: „Graf, was haben Sie gedacht? Sie sahen so aus, das kann man gar nicht aussprechen, wie Ihr Gesichtsausdruck war.“ Der Graf antwortete: „Ich habe unablässig nur gebetet: Herr Jesus, halt die Nägel fest!“
In diesem Augenblick wurde ihm klar, dass sein Leben jetzt mit Jesus sterben müsse. Auch seine christlichen Pläne wurden ihm genommen. Es begann ein Sterben. „Da kann ich nur beten: Herr Jesus, halt die Nägel fest, ich bin mit Christus gestorben.“
Dann wurde er abserviert, es herrschte Schweigen. Doch von da an strahlte er eine wundervolle seelsorgerliche Wirkung aus. Von diesem Mann gingen Ströme des Segens aus. Er dachte plötzlich aus allem heraus – nicht nach seinem Sterben, sondern aus seinem Sterben heraus kam die Wirkung.
Ich glaube, das macht das Leben von Christen, besonders von älteren Christen, schön: wenn sie sterben lernen. Wehe, wenn wir das nicht lernen!
Junge Leute dürfen noch, wie die Füllen auf die Weide springen. Der Heiland erlaubt ihnen noch, ihre Pläne im Christlichen durchzusetzen. „Seid mein Leiter!“ Aber je reifer wir werden, desto mehr nimmt er uns in seinen Tod.
Sie wissen, wie ich mich in letzter Zeit damit auseinandersetze und wie oft ich Ihnen den Vers sage: „Liebe, zieh mich in dein Sterben.“ Das ist gemeint.
Achten Sie darauf: In diesem Vers steht „Liebe, zieh mich in dein Sterben“ – nicht „ein harter Herr nimmt mich in seinen Tod“. Sondern der, der mich liebt, der mich erlöst hat, der mich zubereiten will, nimmt mich in seinen Tod.
„Liebe, zieh mich in dein Sterben, lass mich mit dir gekreuzigt sein, damit ich nicht das Reich erben kann, das nicht deines ist.“ Das will im Christenstand geübt werden.
Das Geheimnis einer einflussreichen Frau und das Loslassen eigener Herrschaft
Darf ich mal lachen? Lacht mich nicht aus, wenn ich noch einmal von meiner Mutter spreche. Ich habe mich manchmal gefragt, worin das Geheimnis dieser Frau lag. Sie übte als Fachfrau in Frankfurt einen unerhörten Einfluss aus. Später, als alte Frau in einem Dorf, eine Stunde von der Bahn entfernt, hatte sie eine Wirkung, dass unablässig Gäste kamen: Studenten, Professoren, Leute aus aller Herren Länder.
Zu dieser Frau kamen sie, und dann ging sie in die Küche, machte Pfannkuchen und spielte nicht die Patriarchin. Worin ihr nachnamhafter Einfluss auch auf ihre Kinder nicht lag. Wir drei Söhne – Johannes Busch, Friedrich Busch und Wilhelm Busch – wir haben sie glühend verehrt. Wenn sie etwas sagte, dann galt das. Nicht so: „Das gilt nicht!“ Sie hatte das Gehalt, weil sie Vollmacht hatte.
Und ihre Schwiegerkinder – ich möchte jetzt nicht herumfragen, wie viele Schwiegermütter hier sind und welche Kraft sie mit Schwiegertöchtern haben – alle Schwiegerkinder hingen mit glühender Liebe an ihr. Ich habe mich gefragt, worin lag ihr Einfluss? Und dann kann ich nur sagen: Er lag darin, dass sie eben gar nicht herrschen wollte, dass sie gar nicht regieren wollte. Denn das wollte sie nicht.
Da war alles eigene Regierenwollen totgegeben. Darum hatte sie Sieg, darum hatte sie Macht über Menschenherzen. Oh, ihr Lieben, ich rede jetzt mal zu Schwiegervätern und Schwiegermüttern: Da will man die Kinder noch an der Strippe behalten, so: „Das geht schief, das endet mit Krieg und Geschrei.“ Glauben Sie mir.
Aber wenn Sie sterben können – ich will jetzt nichts mehr als lieben, heilen, „Nimm mich in dein Sterben, lass mich mit dir gekreuzigt sein, was ein Reich nicht gönnt, Herr“ – dann gibt uns Gott Macht über Menschenherzen.
Beispiel eines Kaufmanns: Vom Lebensplan zum Reich Gottes
Ich muss ihn vom Sterben erzählen, ich habe mir das schwer überlegt und wollte Beispiele und Geschichten bringen. Verstehen Sie, ich hätte so gern ein Beispiel von irgendeinem Kaufmann oder so, um zu zeigen, was das bedeutet. Das spielt sich alles im pastoralen Bereich ab, wenn ich erzähle.
In Köln-Sarnach dachte ich: Jetzt kommt noch eine schöne Geschichte von einem Kaufmann. Ich habe einen Freund, der heißt Hans Nürsch. Er ist ein wunderbarer Kerl, Schweizer, hat Geld und so weiter. Er besitzt einen wunderbaren Wagen, mit ein paar Stickereien. Diese Stickereien verkauften sich im Ausland sofort – großartig.
Da kam er auf dieses Thema zu sprechen. Er erzählte mir aus seinem Leben, wie Gott ihn von Jugend an das Sterben gelehrt habe. Erlauben Sie mir, eine von seinen Geschichten weiterzuerzählen. Ich denke, er nimmt es mir nicht übel.
Er sagte: „Wir waren eine größere Kinderschar, ich war der Älteste, und ich wollte so schrecklich gern Lehrer werden.“ Sie waren sehr einfache Leute, arme Leute, und das wäre für ihn traumhaft gewesen. Er wollte Lehrer werden und alles dafür geben. In der Schule hat er gelernt, damit er wenigstens später das Lehrerseminar in der Schweiz besuchen konnte.
Gerade als es losgehen sollte, sagte sein Vater: „Jawohl, du wirst Lehrer.“ Doch dann starb ganz plötzlich sein Vater. Es war eine fromme Familie. Die Mutter sagte: „Ich weiß, dass ihr mir jetzt nichts geben könnt, aber ich werde in den Ferien arbeiten und mein Geld verdienen, damit du das Lehrerseminar besuchen kannst.“
Dann sagte die Mutter: „Mein lieber Sohn, Gott hat dich an eine Stelle gestellt, an der du nicht nur an dich denken darfst. Du musst jetzt – es war damals eine arme Welt – du bist der Ernährer der Familie. Du kannst nicht nur deine Laufbahn machen, du musst für die kleinen Geschwister sorgen. Es hilft nichts, du musst morgen früh in die Fabrik.“
Er erzählte: „Ich kann nicht sagen, wie mir die Welt zusammenbrach. Meine Lebenswünsche – ein Schwert ging durch meine Seele. Ich war im Augenblick ein junger Kerl, der vor der existenziellen Entscheidung seines Lebens stand. Ich dachte: Ich will nicht daran denken. Macht euch keine Sorgen um die Kinder, wer will, bist du ja da. Ich verlange von euch nichts, aber ich will meine Laufbahn durchbringen.“
Den Weg konnte er nicht gehen. Er wusste, dass das vierte Gebot gilt: „Ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Er drückte es so aus: Sein Herz war bewegt. Er war mit der Tamina erschlagen. Wilhelm, da bin ich an den Haag hinausgegangen und habe ein paar Tränchen geweint. Am nächsten Tag ging ich in die Fabrik.“
Wissen Sie, da waren ein paar Tränchen eines jungen Mannes, der am Haag stand und dann in die Fabrik ging. Dort waren alle seine Wünsche begraben. Doch dann gelang es Gott, dass er vom Schiffliebuben zum reichen Fabrikanten wurde. Nun kann er im Großen das Reich Gottes fördern.
Ich glaube, es gibt kein Werk des Reiches Gottes, das ehrlicher das Weiglaus stellt, niemals, wenn Hans Nürsch nicht gewesen wäre. Ich kann nicht sagen, warum, aber er hat das gewissermaßen aufgebaut, nicht?
Kennen Sie die schöne Geschichte? Ich war mal in Straßburg, und dort ist ein wunderbarer Innere-Missionsfahrer. Die Elsässer sind sehr arm. Da stiegen wir in seinen Wagen, einen schönen Wagen in Pöschow. Er sagte: „Ich habe einen Mercedes, den habe ich von einem Freund aus der Schweiz, von Hans Nürsch.“
Ich fragte: „Was meinst du, woher ich meinen Wagen habe?“ Den hat er auch bezahlt. Da dachte ich: Oh Herr, wo hat er überall seine Finger in allen Reich-Gottes-Unternehmungen drin? Verstehen Sie, Gott hat ihm ein Leben geschenkt, in dem er das, was er eigentlich wollte, weiterschenken konnte. So stand ihm der Lehrerberuf vor Augen.
Zusammenfassung: Sieg durch Sterben im Reich Gottes
Ich muss schließen, er hat nur den ersten Teil gehabt. Wollen Sie mir das mal mitnehmen: Die seltsamen Siege im Reich Gottes geschehen durch Sterben.
Je mehr wir uns vom Sterben mit Gott führen lassen, desto gesegneter wird unser Leben. Setzen Sie nicht Ihren Willen durch, setzen Sie nicht Ihren Willen gegen Gott durch.
Je mehr wir mit Jesus sterben, desto gesegneter werden wir.
