Dankbarkeit für den Dienst an der Weltmission
Es ist großartig, euch hier zu erleben und zu sehen, dass es so eine Versammlung gibt. Es ist toll, dass ihr wisst, was hier geboten wird. Ich bin sehr dankbar für das, was Hermann Hofsess tut, besonders bei der Jugendkonferenz für Weltmissionen und durch den gesamten Dienst, der geleistet wird.
Ich selbst war immer nur in meiner Freizeit im Missionsdienst tätig. Ich war 40 Jahre Gemeindepfarrer, davon die letzten 30 Jahre in der Stuttgarter Innenstadt. Uns interessierte immer eine Missionsstation. Unsere Gottesdienste waren stets überfüllt. Es war schön, sonntags so viele Menschen zu haben, dass manche nicht mehr hereinkamen. Das fand in der Nähe des Olgaeggs bei Popser oben statt.
Wir haben viel in der Weltmission getan. Nebenberuflich war ich 40 Jahre lang für die verfolgten Christen tätig, zunächst in Russland und Osteuropa, im Missionsbund Licht im Osten. Ich selbst reiste dann nicht mehr, weil ich hier die Veröffentlichungen übernahm – vor allem die Veröffentlichung der Prozessunterlagen und Berichte über Inhaftierte. Das hat damals viele Menschen bewegt.
Wir waren immer dagegen, vor Botschaften zu demonstrieren, Briefe an Botschaften zu schreiben oder ähnliches. Licht im Osten war der größte Bibeltransporteur nach Osteuropa und Russland. Das geschah in aller Stille durch unzählige Helfer. Es war auch eine große Gebetsbewegung, und es ist wunderbar, was daraus entstanden ist.
Zeugnisse treuer Christen und ihre Bedeutung
Zu den Büchern möchte ich gern noch etwas sagen. Mich hat beeindruckt, was Gott uns im Leben treuer Christen geschenkt hat. Wir haben eine Wolke von Zeugen um uns – nicht nur die biblischen Zeugen des Glaubens, sondern auch viele in der Geschichte.
Ich war in einer Kirche, die nach einem Prediger benannt war, der in seinem Leben nur hundert Predigten gehalten hat. Er hat seinen Gott schon in den dreißiger Jahren gefunden. Es war Ludwig Hofacker, der in den letzten hundertfünfzig Jahren große Wirkungen verursacht hat. Denn Gott wirkt seine großen Wunder durch schwache Werkzeuge. Das hat mich immer wieder bewegt.
Aus dieser Erfahrung ist ein Büchlein entstanden: „Mit Freuden ernten“. Darin geht es um Menschen, die mit Tränen gesät haben. Ob der Reformator Johannes Calvin war oder der Evangelist Wilhelm Busch – ihnen allen wurde Jesus in ihr Schicksal geschrieben. Bruder Johannes und viele weitere Beispiele werden vorgestellt. Immer kurz und prägnant in fünf oder sechs Seiten wird das Wesentliche dargestellt: Gott arbeitet mit zerbrochenen Menschen.
Ähnlich verhält es sich bei den Liederdichtern. Das hat viel Aufmerksamkeit erregt. Es gibt zwei Bände mit je fünfzig der bekanntesten Liederdichter. Warum hat Gott einen Paul Gerhard so zerschlagen? Warum sind all seine Lieder im Leid entstanden? Warum wurde Joachim Neander, der herrliche Loblieder schrieb, kaum dreißig Jahre alt? Die schönsten Lieder loben den mächtigen König der Ehren.
Wenn man das betrachtet, sieht man, wie Gott wirkt. Zum Beispiel in Woltersdorf, wo immer noch bekannt ist, wie die Lieder entstanden sind, oder in Schlesien mit den „Sängern Gottes“. Diese Menschen haben aus großem Leid die Herrlichkeit Gottes gesehen. „In dir ist Freude in allem Leide“ – das waren die größten Zeugen Jesu.
Ein weiteres Buch, das jetzt sehr günstig herausgegeben wird, umfasst fast siebenhundert Seiten. Es trägt den Titel „Wer Jesus hat, hat das Leben“. Außerdem gibt es noch ein weiteres Buch mit 495 Seiten und einen Israelführer, in dem die Geschichte zusammengeführt wird. Man könnte es sich also dort ansehen.
Lied und Leben von Philipp Friedrich Hiller
Wir wollen ein Lied miteinander singen, und zwar eines, das zu unserem heutigen Text passt: „Mir ist Erbarmung, ich will streben nach dem Leben“. Das andere Lied singt mal nach: „Ich will streben nach dem Leben“. Dieses Lied stammt von Philipp Friedrich Hiller.
Wisst ihr, wer Hiller war? Er war Pfarrer in Steinheim am Aalbuch. Die Gemeinde dort sagte einmal, sie wolle endlich einen besseren Pfarrer als Philipp Friedrich Hiller. Damals war man so arm, dass er mit seiner Frau aus einem Teller aß, mit nur einem Löffel – das wissen Sie sicher schon.
Hiller hat Gott das Schlimmste zugemutet, was einem Verkündiger des Evangeliums passieren kann: Er verlor seine Stimme. Ein Pfarrer, der nicht mehr reden kann, kann nur noch so krächzen, dass man es kaum aus nächster Nähe in der persönlichen Zwiesprache verstehen konnte. Für die Gemeinde hatte das keinen Sinn, wenn er auf der Kanzel krächzte und niemand ihn verstand.
Trotzdem hat er herrliche Lieder gedichtet. Philipp Friedrich Hiller hat zwei Jahrgänge mit jeweils 365 Liedern geschrieben. Das „Liederkästlein“ von Philipp Friedrich Hiller gilt als eines der schönsten Liederbücher im württembergischen Pietismus.
Bei den Altpietisten waren immer nur Hiller-Lieder erlaubt. Sie waren so begeistert von Hiller, dass sie nichts anderes singen wollten.
Wir singen nun „Ich will streben nach dem Leben“.
Herausforderungen und Wachstum der weltweiten Christenheit
Ich habe euch erzählt, dass ich mich viele Jahre sehr für die verfolgten Christen in Osteuropa eingesetzt habe. Erst später wurde mir klar, dass die Situation weltweit ähnlich ist. Heute herrscht ein antichristlicher Hass. Über das Ausmaß könnt ihr euch kaum eine Vorstellung machen.
Wer von euch irgendwo in einer Fabrik oder im Büro arbeitet, kennt diesen antichristlichen Hass, der mit schonungslosem Spott, Druck und Mobbing einhergeht. Aber wie viel mehr sind unsere Brüder und Schwestern in der islamischen Welt diesem Druck ausgesetzt?
In den Siebzigerjahren, als wir richtig erkannten, was in der Welt geschieht und dass wir zu den meisten Christen weltweit kaum Verbindung hatten, gründeten wir zusammen mit evangelikalen Missionen das Hilfswerk „Hilfe für Brüder“. Wenn man im Internet „Hilfe für Brüder“ sucht, findet man alles dazu. Es ist ein großes Werk geworden, mit Verbindungen in 140 Ländern.
Wir hätten nie gedacht, dass es dort lebendige Missionskirchen gibt, oft in großer Not. Zum Beispiel in Surinam, Angola, Äquatorialguinea, Mosambik, im Südsudan, in der Mongolei, aber auch in Kasachstan, Kirgisistan, Usbekistan, China und vielen weiteren Ländern.
Wir begannen zu fragen: Wie können wir den Christen Ermutigung geben? Wir wollen sie nicht abhängig machen von unserer Hilfe. Aber wenn man einer Bibelschule ein neues Dach geben kann oder einem jungen, künftigen Bibellehrer ein Stipendium an einer gläubigen Hochschule ermöglicht – denn es gibt viel liberale Theologie in Afrika – wo können wir helfen? Wenn eine Kirche von radikalen Muslimen abgebrannt wurde, setzen wir uns ein.
Jeden Monat starten wir 15 neue Projekte. Es ist wunderbar zu sehen, wie wir gesegnet werden, weil weltweit ein wunderbarer Aufbruch zu Jesus geschieht. Noch nie sind so viele Menschen Jesusnachfolger geworden wie heute – trotz der gleichzeitig brutalen Verfolgung, die abläuft.
Wachstum und Herausforderungen in Lateinamerika und Europa
In Lateinamerika sind in den letzten Jahren 30 Millionen Ungläubige zu Jesusjüngern geworden. Jetzt stellt sich die Frage: Geht das auch wirklich in die Bibel hinein, oder war das nur ein Flop der Gefühle?
Die Menschen suchen und merken, was ihnen fehlt. Geht es richtig voran, wenn es gute Bibelschulen gibt und die Gemeinden auf der Bibel gegründet werden?
In Chile wächst die Zahl der evangelikalen Christen jährlich um zwölf Prozent, wenn man sich das einmal vorstellt. Im Vergleich dazu ist Europa der dunkelste Kontinent.
In Belgien gibt es kaum einen wiedergeborenen Christen. In Frankreich besitzt nur in jedem zwölften Haus überhaupt eine Bibel. Das bedeutet noch nicht einmal, dass es sich dabei um Christen handelt – es ist lediglich eine Bibel, die im Bücherschrank steht.
Die anderen elf Wohnungen kennen die Bibel überhaupt nicht. Ähnlich ist es in Spanien, Italien und anderen Ländern, wo man sehr weit von Jesus entfernt ist.
Aufbruch in Afrika und Islamischen Ländern
Was uns besonders beeindruckt hat, ist der große Aufbruch in Afrika, insbesondere in den islamischen Ländern. Um das noch einmal zu betonen: In Indonesien ist die Zahl der evangelikalen Christen von etwa 4 Prozent auf mindestens 15 Prozent gewachsen. Dies ist vor allem auf die missionierenden Gemeinden und die Jesus bekennenden Gemeinden zurückzuführen.
Diese Entwicklung hat natürlich die Reaktion gewalttätiger Schlägertrupps islamistischer Gruppen provoziert. In den letzten vier Jahren wurden in Indonesien mehrere Kirchen angezündet. Auf den Molukkeninseln wurden zehn Christen getötet, und alle Kirchen auf der Insel Halmahera wurden niedergebrannt.
Wir schicken Menschen dorthin, zum Beispiel Volker Schmidt aus Kaufbeuren, der als Schreiner aus einem Technikum kommt. Er ist Teil des Dienstes christlicher Fachkräfte international. Zurzeit entsenden wir etwa 140 Missionsmitarbeiter, die ihren Beruf in den Dienst der Mission stellen.
Wer mindestens seit drei Jahren gute Fachkenntnisse in seinem Beruf hat, kann sich bei uns bewerben. Wir schicken Fachkräfte in den Südsudan, in den Kongo, nach Angola, nach Mosambik und in viele andere Länder. Auch nach Zentralasien freuen wir uns, dass Irina mit ihren Coworkern dorthin geht.
Das ist der dritte Dienst, den wir anbieten: Kurzzeitdienste von bis zu einem Jahr. Leider sind für dieses Jahr bereits alle Stellen besetzt. Dennoch sind wir sehr dankbar für diese Möglichkeit. Es sind immer etwa sechzig junge Leute, die als Jesuszeugen mit ihrem Beruf und ihrem Leben in diese Länder gehen.
Christenverfolgung und Gebet für die Leidenden
Und jetzt muss ich euch noch sagen, dass in diesen Tagen eine ganz schlimme Christenverfolgung im Norden Nigerias losgebrochen ist. Dort befinden sich die am schnellsten wachsenden evangelikalen Kirchen Westafrikas mit über fünf Millionen treuen Jesusbekennern. Das kann man sich kaum vorstellen: fünf Millionen.
Diese Gemeinden haben 1500 Missionare in die strengsten Muslimgebiete Afrikas entsandt. Nach dem Karikaturenstreit ist der Protest der Moslems angelaufen. Was können diese armen Christen dafür? Sie wissen gar nicht, wo Aarhus liegt, wo diese Zeitung erschienen ist. Beim Dschihad ist das immer nur ein Vorwand, um gegen Christen vorzugehen.
Im Raum Jos gibt es keine Christenfamilie, die nicht ein Blutsopfer zu beklagen hat. In den letzten Jahren wurden Kirchen dort zum fünften Mal in zehn Jahren angezündet. Es ist ganz wichtig, dass wir für diese Christen beten.
Im Süden Nigerias ist etwas ganz Schlimmes passiert: Dort haben Christen zurückgeschlagen und Moscheen angezündet. Das führt dazu, dass die Übergriffe sofort aufhören. Aber das ist das schlechteste Zeugnis, denn Muslime werden am meisten durch Liebe und Martyrium überwunden.
Im Norden Nigerias hat das Sterben vieler Christen ungeheuer viele Muslime aufgeweckt. Muslime sehnen sich nach Geborgenheit, doch sie wissen nicht, wer Jesus ist. Sie kennen auch keine Vergebung, denn die gibt es im Islam nicht. Es gibt auch keine Vatergüte Gottes.
Wenn Christen bezeugen: „Ich bin geborgen, auch im Sterben. Sie können mir das Leben nehmen, aber ich bin bei Jesus daheim“, dann ist das ein starkes Zeugnis. Die meisten Bekehrten dort im Norden Nigerias, also riesige Mengen jedes Jahr, sind konvertierte Muslime.
Wir wollen für diese Christen beten.
Gebet für verfolgte Christen und Aufruf zum Zeugnis
Herr Jesus, an diesem Morgen denken wir ganz besonders an deine verfolgte und leidende Gemeinde. Nicht nur dort im Norden Nigerias, sondern auch in Indonesien, in Aceh, auf den Molukkeninseln sowie in Laos und Kambodscha, wo so viele Kirchen geschlossen sind.
Du kennst deine Bekenner auch im Iran, in Libyen und in all den anderen islamischen Ländern. Ebenso denken wir an die neuen Verhafteten in Ägypten. Wir bitten dich, dass du ihnen jetzt beistehst.
Wir wollen nicht um Freiheit für sie beten, sondern dich darum bitten, dass sie ihr Land bekennen und deine Liebe bezeugen können. Dass sie nicht für ihr persönliches Wohlergehen streiten, sondern allein für dich, deine Ehre und dein herrliches Evangelium.
Herr, lass dieses Beispiel auch uns dazu dienen, dass wir umkehren aus unserer Ichsucht und deine Zeugen werden in dieser gottlosen Welt. Wir wissen nicht, wie lange wir noch zu leben haben – ob es nur noch Monate oder Jahre sind –, aber wir bitten dich, dass wir jeden Tag nutzen, um Zeugen für dich zu sein.
Dass wir nicht nur für Geld, für unseren Beruf oder für unsere Familie leben, sondern dass wir deine Zeugen sind, tot oder lebendig. Gebrauche uns dazu! Amen!
