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1. Korinther 1,10-2,16

1. Korinther, Teil 2/15
11.09.20121. Korinther 1,10-2,16
SERIE - Teil 2 / 151. Korinther

Einführung und persönliche Hinweise zur Predigtvorbereitung

Gut, eine Vorbemerkung zum ersten Korintherbrief:

Ich habe überlegt, ob ich euch ein Skript austeile, aber das habe ich nicht gemacht und werde ich auch nicht tun. Letztes Jahr hattet ihr ein 200 Seiten langes Skript, das war in Ordnung. Dieses Jahr gibt es nichts, weil ihr ja eure Bibel habt.

Ich hätte euch nur den Bibeltext austeilen können, vielleicht ein wenig strukturiert. Aber wenn wir ehrlich sind: Wen interessiert die Struktur? Eigentlich niemanden, oder? Also nicht gar nicht, aber ansonsten glaube ich, ich bin der Einzige im Raum, der wirklich etwas für Strukturen in Bibeltexten übrig hat.

Dann dachte ich mir: Wenn das sowieso so ist, dass ihr den Text nur ein bisschen mitnehmt, vielleicht locht und abheftet, dann könnt ihr auch in eure eigene Bibel schauen beziehungsweise sehen, wie der Text hier herangeworfen wird.

Am Ende reicht es mir persönlich völlig, wenn ihr euch einen Stift nehmt und, falls ihr kein Blatt Papier findet, euch irgendwo eins organisiert. Man kann auch in die Bibel reinschreiben. Die hat vorne und hinten meist sowieso noch ein paar weiße Blätter.

Wenn ihr euch dann am Ende eines Vortrags einen Leitgedanken mitnehmt, ist das schon viel wert. Ihr werdet euch nicht alles merken können, was ich euch sage. Dafür gibt es die Aufnahmen, die ihr euch gern noch einmal anhören könnt.

Aber wenn ihr es schafft, jeden Abend mindestens einen Leitgedanken, vielleicht einen Leitvers, mitzunehmen – den könnt ihr auch gerne auswendig lernen – dann wird euch das für euer Leben unglaublich viel bringen. Dann habt ihr gewonnen.

Der Fehler wäre es, hier einfach nur zuzuhören und zu sagen: „Oh, hat er das schön gemacht. Ich hoffe, dass es schön wird.“ Das wäre echt zu wenig.

Erbauliche Abende sind die Abende, an denen man nach Hause geht und etwas mitnimmt, etwas hat, über das man noch einmal nachdenkt, bevor man einschläft. Einen Gedanken, den man vielleicht morgen früh noch denken kann, den man beim Frühstück mitnimmt, einen Gedanken, der anfängt, einen zu prägen.

Das wäre mir wichtig.

Die Gemeinde von Korinth: Herausforderungen einer Großstadtgemeinde

Kommen wir zum ersten Korintherbrief. Ich habe euch gestern schon gesagt, dass wir es mit einer Großstadtgemeinde zu tun haben, also mit so einer Truppe. Ich habe sie gestern ein bisschen leichtfertig „Chaotentruppe“ genannt. Ich werde da im Himmel vielleicht ein bisschen Ärger von den Korinthern bekommen, aber sie kommen bei mir so an. Es sind typische Großstädter.

Typen, die denken, zu allem etwas sagen zu müssen, die ein bisschen eingebildet sind. Sie denken: „Hey, wir leben in der Metropole, und bei uns ist alles größer, schöner, besser und anders.“ Dieses Denken „Wir sind die Guten, wir haben den Durchblick, wir sind das Zentrum des Universums, der Nabel der Welt“ setzt sich in der Gemeinde fest.

Die Gemeinde versucht aus Gründen, die wir uns heute anschauen werden, einen Sonderweg zu gehen. Sie will den ursprünglichen Pfad der Gemeinde, das ursprüngliche Gemeindeleben, das Paulus mal angefangen hat, verändern und anpassen an den Zeitgeist, an das, was man Großstadtleben nennt.

Diese Anpassung geht gründlich schief. Denn wenn ich versuche, das Evangelium anzupassen, dann bleibt es nicht mehr das Evangelium. Und in dem Moment, in dem das Evangelium nicht mehr Evangelium ist, haben wir nichts mehr zu sagen.

Wenn das Evangelium nicht mehr Evangelium ist, verändert sich unser Umgang miteinander, unser Umgang mit Glaubensvorbildern, mit Gott und mit Sünde. Wenn ich am Evangelium selbst etwas ändere, betrifft das unser gesamtes geistliches Leben.

Deshalb muss Paulus dagegen vorgehen. Er muss sagen: Das Evangelium ist die Botschaft von einem gekreuzigten jüdischen Messias. Und ihr, ihr lieben Korinther, spielt keine Sonderrolle. Das haben wir gestern schon gesehen.

Deshalb ist dieser Brief an alle Gemeinden adressiert, damit sie mitkriegen: Das, was ich euch schreibe, gilt wirklich allen. Ihr gehört zu einem großen Verbund von Gemeinden, die zusammengenommen das Reich Gottes darstellen.

Da waren wir stehen geblieben. Paulus kann sich, obwohl das eine Truppe ist, die wirklich viel Schräges in der Gemeinde hat, nicht davon abhalten lassen, ihnen zu schreiben.

Ein Freund von mir sucht gerade eine Gemeinde. Er ist nach Marburg umgezogen und hat heute bei Facebook seine Erlebnisse vom ersten Sonntag geteilt. Er sagte: „Die war es nicht.“ Die Gemeinde war rein, aber es hat ihm nicht gefallen. Ich dachte mir: Wenn er in Korinth reingegangen wäre, hätte er dasselbe gepostet – das war nichts.

Du gehst in diese Gemeinde hinein, erlebst sie und gehst nach dem Gottesdienst wieder raus. Du sagst: „Der Kaffee war gut, aber den Rest vergessen wir mal.“

Und trotzdem, obwohl das wirklich ein absolut chaotischer Haufen ist, den du von hinten und vorne kritisieren könntest, gönnt sich Paulus am Anfang dieses ersten Teils des Korintherbriefes – in den ersten neun Versen des ersten Kapitels – nicht nur einen Gruß, sondern eine Danksagung.

Er sagt: „Hey, ich bin begeistert, wenn ich für euch bete, weil ihr reich seid, ihr seid beschenkte Leute, Gott ist bei euch am Wirken. Ihr habt an keiner Gnadengabe Mangel.“ Das ist die Realität: Gott ist bei euch am Zug.

Gott ist derjenige, der euch nicht nur beschenkt hat, sondern der euch auch bis ans Ende, bis zum Schluss befestigen wird. Das ist ein wichtiger Punkt: Wenn wir am Ende im geistlichen Leben ankommen, dann liegt das nie daran, dass wir so klug, so heilig, so stark oder so intelligent sind.

Wenn man irgendwann zurückblickt und sich die Frage beantwortet: „Warum bin ich eigentlich in der Ewigkeit angekommen? Warum bin ich auf dem Weg dorthin nicht irgendwann kaputtgegangen?“ Dann wird man feststellen, dass es Gottes Wirken in uns ist.

Gott ist der, der ein gutes Werk in uns angefangen hat, und er ist der, der ein gutes Werk in uns zu Ende bringt.

Die Bedeutung des Glaubens und die Treue Gottes

Und wenn du zwischendurch mal so einen komischen Gedanken hast: Vielleicht gehst du gerne joggen. Ich habe gerade so eine Phase hinter mir, in der ich immer diese Jojo-Effekte erlebe. Jojo bedeutet, zehn Kilo zunehmen und dann wieder abzunehmen, wupp, und dann wieder hoch. Jetzt bin ich gerade oben, an der Schwelle, wo der Punkt kommt, an dem ich mir sage: Jetzt musst du wirklich etwas tun.

Also werde ich demnächst wieder Sport machen. Und wie Männer so sind: Wenn Sport, dann richtig. Ich ahne schon, dass wieder folgender Effekt auftreten wird. Ich skizziere Ihnen mal das Beispiel Joggen: Voller Enthusiasmus zieht man sich die Joggingschuhe an, hat drei Jahre nichts gemacht, läuft los. Man ist hundert Meter begeistert, zweihundert Meter begeistert, dreihundert Meter begeistert. Nach einem halben Kilometer taucht das erste Mal der Gedanke auf: Was hat dich eigentlich dazu gebracht, joggen zu gehen?

Geistliches Leben funktioniert ähnlich. Oft starten wir total begeistert. Das sind die Jugendband hier, ja, jedes Lied so, dass du denkst: Da merke ich, dass ich alt werde, weil ich beim Lesen kaum mehr hinterherkomme, geschweige denn beim Singen. Es ist nicht dramatisch, es ist einfach nur so, dass die Kraft aus jeder Pore blubbert. Ja, richtig, das ist die Jugend.

Viele Christen sind so gestartet, begeistert. Du schaust sie dir zwanzig Jahre später an und stellst dir die Frage: Wo ist denn bitteschön die Begeisterung geblieben? Das ist eine Gefahr. Und der Grund dafür, dass wir überhaupt ankommen, ist nicht, dass wir so toll sind. Der Grund ist, dass Gott uns bis ans Ende befestigen wird. Wie es hier heißt, dass ihr untadelig seid an dem Tag unseres Herrn Jesus Christus.

Die Bibel kennt den Tag des Herrn. Das ist gar kein Tag im Sinne von 24 Stunden, sondern ein Zeitabschnitt. Er beginnt damit, dass die Gemeinde von der Erde weggenommen wird. Irgendwann wird Gott sagen: Tschüss! Für alle Enterprise-Freunde: Beam me up, Scotty! Also irgendwann wird es so sein, dass die Gemeinde, die Gläubigen, weg sind von der Erde. Damit beginnt der Tag des Herrn, ein Tag des Gerichts, ein Tag der Offenbarung des Zornes Gottes.

Dieser Tag, dieser Zeitabschnitt, endet damit, dass Himmel und Erde vergehen und ein neuer Himmel und eine neue Erde geschaffen werden. So, wir warten darauf. Ich weiß nicht, ob ihr darauf wartet, aber das ist der Punkt, auf den wir hinleben, dass wir das erleben.

Wenn dieser Tag des Gerichts kommt, steht die Frage im Raum: Werde ich an diesem Tag untadelig sein? Gibt es dann einen Anklagepunkt gegen mich? Paulus sagt: Nein, gibt es nicht. Niemand kann dich anklagen. Ja, es stimmt, du hast das und das und das und das gemacht. Aber dass du am Ende dastehst als einer, der untadelig ist, das ist Gottes Geschenk an dich. Das ist das, was Gott in deinem Leben wirkt.

Warum? Vers neun: Gott ist treu, weil Gott der ist, der er ist, und weil er dich gerettet und, wie es dann heißt, berufen hat in die Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus.

Als Gläubige gehören wir zu Jesus. Das klingt sehr komisch und vielleicht sehr simpel und sehr logisch. Aber überlege mal, was das bedeutet: Der Sohn Gottes ist der, mit dem wir Gemeinschaft haben, mit dem wir aufs Innigste verbunden sind. Das heißt, wir teilen sein Leben. Das fängt heute schon an. Ewiges Leben ist das Leben von Jesus in uns.

Wir werden das am Ende des ersten Kapitels sehen. Da macht Paulus so richtig ein Fass auf und sagt, was wir alles dadurch haben, dass wir Christen sind, dass wir zu diesem Jesus gehören. Das geht so weit, dass wenn ich heute die Frage stelle: Werde ich am Ziel ankommen? Und da steht ein Ankläger – die Bibel nennt den Teufel den Verkläger der Brüder. Da gibt es wirklich einen Advocatus Diaboli, einen teuflischen Ankläger, der versucht, jeden reinzureißen.

Der Ankläger wird kommen, und wir können wissen, dass diese Anklage an uns vorbeigeht, weil Gott treu ist. Gott hat nicht nur versprochen: Ich werde das zu einem guten Ende bringen. Gott hat nicht nur versprochen: Deine Schuld ist bezahlt. Sondern wenn es darauf ankommt, löst Gott dieses Versprechen auch ein. Und das ist ganz wichtig: Gott ist treu.

Es ist eine fantastische Sache, mit diesem treuen Gott in der Gemeinschaft mit seinem Sohn Jesus Christus leben zu dürfen. Ich wünsche mir, dass niemand hier im Raum sitzt, der diese Entscheidung noch nicht getroffen hat. Wenn das so ist, wenn du noch nicht genau weißt, ob du die Entscheidung getroffen hast, dann ist dieser Tag des Gerichts ein Tag, an dem du dich nicht hinter Jesus verstecken kannst, nicht hinter dem Kreuz. Du stehst dann alleine da und musst mit deiner Schuld alleine fertigwerden.

Da nützen ein paar gute Werke, die du getan hast, gar nichts. Deswegen diese Frage: Wie sieht es in deinem Leben aus? Gehörst du auf die Seite der Korinther? Du lebst mit Jesus, vielleicht ein bisschen chaotisch, aber du lebst mit Jesus? Oder ist diese Entscheidung noch nicht gefallen? Dann wäre heute, denke ich, ein guter Abend, um diese Entscheidung zu treffen und wirklich festzumachen.

Beginn der Ermahnung: Einheit statt Spaltung in der Gemeinde

An dieser Stelle endet Teil 1, „Gruß und Dank“, und wir beginnen mit Teil 2. Teil 2 umfasst den 1. Korintherbrief von Kapitel 1, Vers 10 bis Kapitel 6, Vers 20.

Paulus beginnt diesen Abschnitt mit einer Ermahnung. Er geht die Probleme an, die in der Gemeinde vorhanden sind. Das erste Problem möchte ich besonders hervorheben. Ich habe diesen Vers schon vor Jahren auswendig gelernt, weil ich den Eindruck hatte, dass christliche Gemeinden häufig zu Streit neigen. Mit „streiten“ meine ich hier eine Art ungute Krankheit. Jemand hat einmal gesagt, gerade auch über Brüdergemeinden – und ich möchte sie nicht so nennen, aber das ist der Hintergrund – sie leiden an „Diskutitis“. Das bedeutet, jeder muss seinen Senf dazugeben. Wenn etwas nicht genau so läuft, wie man es persönlich gerne hätte, ist man erst einmal dagegen und reagiert gereizt.

Diese Aussage stammt von einem charismatischen Pfingstler, der sich Brüdergemeinden angeschaut hat. Ich dachte zunächst, dass so etwas nur jemand von außen sagen kann. Doch irgendwie hat er Recht: Diskutitis. Ich möchte hier noch etwas anmerken. Diese Besprechungen, bei denen wirklich jeder seinen Senf dazugeben muss, scheinen auch die Korinther zu kennen. Deshalb habe ich den Vers damals auswendig gelernt, weil er wunderbar dagegen spricht.

In 1. Korinther 1,10 heißt es: „Ich ermahne euch aber, Brüder.“ Das griechische Wort „Brüder“ würden wir heute besser mit „Geschwister“ übersetzen, denn es sind Männer und Frauen gemeint. Paulus fährt fort: „Ich ermahne euch aber, Geschwister, und zwar durch den Namen unseres Herrn Jesus Christus.“ Das bedeutet, dass diese Ermahnung mit der Autorität des Charakters, der Person und der Funktion Jesu Christi verbunden ist.

Er fordert: „Ich ermahne euch, dass ihr alle einerlei Rede führt.“ Hier wird ein Begriff verwendet, der ursprünglich aus der Politik stammt. Es geht nicht darum, dass Leute Splittergruppen bilden, die gegeneinander arbeiten. Vielmehr soll man sich gemeinsam auf dieselbe Seite stellen.

Paulus sagt weiter: „… und nicht Spaltungen unter euch seien.“ Das Wort „Spaltungen“ klingt im Deutschen sehr scharf. Es sind hier jedoch keine klar abgegrenzten Gruppen gemeint, die gegeneinander arbeiten. So weit sind die Korinther noch nicht. Was wir haben, ist eine Gemeinde, in der nicht miteinander, sondern eher gegeneinander geredet wird. Man hat nicht mehr dieselbe Ausrichtung, spielt nicht mehr zusammen. Man ist zwar noch im selben Team, aber man spielt nicht mehr gemeinsam.

Das ist die Idee dahinter: „Alle einerlei Rede führt.“ Es geht nicht um Uniformität, sondern um Ausrichtung. Paulus möchte, dass keine Spaltungen in der Gemeinde entstehen. Es soll nicht irgendwo ein feiner Riss entstehen, den man noch kaum sieht. Man feiert noch gemeinsam Gottesdienst, man hat vielleicht noch keine Probleme miteinander Abendmahl zu feiern, aber man merkt, dass sich etwas verändert. Es entsteht etwas, das das Miteinander erschwert.

Weiter heißt es: „Dass ihr in demselben Sinn und in derselben Meinung seid.“ Achtung: Wenn wir „Meinung“ lesen, denken wir oft an unbedeutende Einschätzungen. Das ist hier nicht gemeint. Eine bessere Übersetzung wäre „Urteil“. Es geht darum, dass ihr nicht nur dieselbe Meinung habt, sondern dasselbe Urteil fällt. Ihr sollt im gleichen Sinn, im gleichen Denken und im gleichen Beurteilen völlig zusammengefügt sein.

Das ist die Idee: Gemeinde ist immer ein Team, und Einheit ist ein unglaublich hoher Wert. Mein Eindruck ist, dass wir das schon lange vergessen haben. Viele Gemeinden haben Probleme, weil sich Menschen um selbstgemachte Wahrheiten oder Erkenntnisse trennen. Aber die Bibel sagt hier ganz klar: „Ich ermahne euch.“ Wenn es bei euch Tendenzen gibt, euch auseinanderzuentwickeln, dann ist das mehr als nur eine Idee, über die man nachdenken könnte. Es ist eine Ermahnung.

Diese Ermahnung gilt „um des Charakters Christi willen“, denn Christus ist der Herr dieser Gemeinde. Er darf uns sagen, wo es langgeht. Paulus fordert, dass ihr alles daransetzt, euer eigenes Denken zu reflektieren und zu ändern. Seid bereit, zurückzutreten und zu lieben, wo immer es nötig ist, damit Einheit gelebt werden kann. Ihr sollt völlig zusammengefügt sein.

Das Wort „zusammenfügen“ wird im übertragenen Sinn für das Flicken von Netzen verwendet. Eine Gemeinde ist wie ein Netz. Wenn die Knoten aufgehen, entstehen Löcher, und dann kann man nichts mehr damit fangen. Paulus sagt, er möchte, dass ihr diese Löcher wieder schließt, indem ihr euch wieder zusammenbindet, Verbindungen schafft und eins werdet. Es soll nicht mehr jeder sein eigenes Ding machen und sich vielleicht sogar darüber definieren, dass er gegen etwas ist. Stattdessen sollen wir wieder für etwas sein – nämlich für die große Idee Gemeinde.

Wenn in deinem Herzen der Gedanke aufkommt, dich zu trennen, kritisch zu werden oder den Kontakt zu verlieren, dann nimm dir diesen Vers vor. Er ist dein Vers und hilft dir zu prüfen, ob so etwas passiert.

Die Ursachen der Spaltung in Korinth: Fraktionen und persönliche Zugehörigkeiten

Woher weiß Paulus das?

Es ist ihm durch die Hausgenossen der Chloe über euch bekannt geworden, meine Brüder, dass Streitigkeiten unter euch sind. Chloe scheint eine Frau zu sein – es ist ein Frauenname. Vielleicht ist sie eine reiche Frau, möglicherweise eine Händlerin, die ihre Leute in der ganzen Welt hat. Wie genau das passiert ist, weiß man nicht. Paulus hört davon von den Hausgenossen der Chloe, die auch ihre Angestellten sein könnten.

In der Gemeinde gibt es Streitigkeiten, Uneinigkeiten und Zerwürfnisse. Vielleicht fragt sich jetzt jemand: Was könnte das denn sein? Die Antwort lautet: Paulus meint, dass jeder von euch sagt – und hinter diesem „jeder“ steckt die ganze Gemeinde –, dass das Problem in der ganzen Gemeinde virulent ist. Ja, jeder hat das irgendwie schon ein bisschen mitbekommen.

Was sagen die denn? Es gibt Leute, die stellen sich hin und sagen: „Ich bin des Paulus.“ Das sind in der Gemeinde Leute, die sich auf die Seite von Paulus schlagen. Paulus ist der Gemeindegründer, ein Christ der ersten Stunde, sozusagen ein Traditionalist. Sie sagen: „Wir stehen auf der Paulusschiene, das ist unser Ding.“

Andere sagen: „Ich aber bin des Apollos.“ Apollos ist ein Mitarbeiter von Paulus, der später nach Korinth gekommen sein muss. Vielleicht kennt ihr Apollos aus der Apostelgeschichte. Er war mutig und ein toller Redner. Ich stelle ihn mir so vor – das steht nicht in der Bibel, aber ich denke mir das so – als einen etwa 30-jährigen Single, gut gebaut, mit Dreitagebart.

Er ist jemand, der sich vorne hinstellt, die Jugend begeistert, die jungen unverheirateten Schwestern in Schwärmereien ausbrechen lässt und die Herzen der Frauen mit einem Blick gewinnt. So ein Typ, der von hier vorne feuerlos brennt. Er kam anscheinend später in die Gemeinde.

Man muss sich vorstellen, dass Gemeinden damals nicht so groß waren wie heute. Aus Ausgrabungen wissen wir, dass wir eher von Hausgemeindetreffen ausgehen müssen. 40 bis 50 Leute passen in so ein großes Haus rein. Vielleicht gab es eine erste Gemeinde in einem Haus, dann kamen Leute dazu, die sich woanders trafen.

Die jüngeren Gläubigen fahren natürlich immer auf den Zug ab, der gerade aktuell ist. Wenn Apollos kommt, ist das ein echter Knaller. Wenn die Traditionalisten sagen, sie wollen das Alte festhalten, sagen die anderen: „Hey, da war doch der Typ, der so toll Gitarre gespielt hat, das war einfach der Hammer. Wir wollen das so machen wie der.“

Irgendwann taucht später Petrus in der Gemeinde auf, Kephas, das ist Petrus. Er ist ein Typ mit Bart, schon etwas älter, der erzählt, wie das richtig mit Jesus war. Wie Jesus gerochen hat, was er am liebsten gegessen hat, was seine Lieblingsfarbe war. Er erzählt nicht nur abstrakt, wie Jesus auf dem See ging, sondern erklärt jede Einzelheit.

Petrus ist ein ganz einfacher Typ. Nicht so eine geschliffene Rede wie Apollos, nicht so rhetorisch durchgestylt, sondern ein ganz einfacher Mann, der sich hinstellt und zwei, drei Stunden erzählt, wie das damals in der guten alten Zeit von 27 bis 30 in Israel war.

Viele Menschen finden so etwas total beeindruckend, wenn jemand ganz einfach und ehrlich Dinge erzählt. So bildet sich eine Fraktion, die sagt: „Boah, was auch immer dahintersteckt, so ist es richtig.“

Dann gibt es Leute, die sagen sogar: „Ich aber bin des Christus.“ Und da wird Paulus richtig stinkig.

Es gibt Leute – und das ist nicht positiv –, die Jesus genau so benutzen wie andere Paulus, Petrus oder Apollos. Sie ziehen ihn auf diese Stufe herunter, machen ihn zu einem Label. Aus dem Herrn wird ein Label, mit dem sie ihren Lebensstil rechtfertigen.

Paulus fragt sich: Ist der Christus zerteilt? Vielleicht müsste man es besser mit „herausgelöst“ übersetzen. Kann man mit Christus umgehen wie mit einem Petrus, Apollos oder Paulus? Das ist doch albern.

Dann spricht er zu seiner eigenen Fraktion, der Paulus-Fraktion: „Ist etwa Paulus für euch gekreuzigt? Oder seid ihr auf Paulus Namen getauft worden?“

Wenn jemand auf den Namen einer Person getauft wird, bedeutet das, dass eine Einheit entsteht zwischen dem Täufling und dem, auf den er getauft wird. Es entsteht eine Anhängerschaft. Wenn wir auf den Namen Jesu getauft werden, sind wir die Anhänger Jesu. Die Taufe bedeutet: Ich gehöre jetzt zu Jesus.

An anderer Stelle im ersten Korintherbrief findet man die Formulierung „auf Mose getauft“. Das bedeutet, dass ein ganzes Volk zur Anhängerschaft von Mose wird. Mose geht vorneweg, das Volk folgt ihm.

Paulus sagt: „Seid ihr auf mich getauft?“ Nein! Dann fährt er fort: „Ich danke Gott, dass ich niemand von euch getauft habe.“

Er weiß, was für eine Gefahr darin steckt. Das ist übrigens der Grund, warum er selbst so gut wie nie tauft. Er hat keine Lust, in so eine Rolle hineingepresst zu werden.

Außer Crispus und Gaius hat er kaum jemanden getauft, damit er sagen kann: „Ihr seid auf meinen Namen getauft worden.“

Während er darüber nachdenkt, fällt ihm ein: „Ach, da war noch die Familie des Stephanas.“ Die hat er auch getauft. Sonst fällt ihm niemand mehr ein.

Warum hat er nicht so viel getauft? Taufen ist doch wichtig.

Paulus antwortet: Christus hat mich nicht ausgesandt, um zu taufen, sondern um das Evangelium zu verkünden. Es ist nicht sein Job, zu taufen, sondern das Evangelium zu predigen.

Bei Paulus scheint es eine Unterscheidung zu geben zwischen der Verkündigung des Evangeliums auf der einen Seite und der Bekehrung auf der anderen Seite. Menschen kommen dadurch zum Glauben, und irgendwann später erfolgt die Taufe.

Die Taufe ist bei Paulus nicht heilsnotwendig, aber sie ist heilslogisch. Diesen Begriff findet man nicht in der Bibel, ich habe ihn selbst geprägt.

Heilslogisch heißt: Wenn ich gerettet bin, dann tue ich, was Jesus sagt. Und Jesus sagt: „Lass dich taufen.“

Deshalb ist es logisch, dass der, der gerettet ist, sich taufen lässt. Die Taufe ist ein sichtbares Symbol dafür, dass ich gerettet bin. Ganz simpel.

Weil diese beiden Dinge voneinander getrennt sind, kann Paulus sagen, dass das Taufen jemand anders machen soll, während er sich um die Verkündigung des Evangeliums kümmert.

Und das macht er richtig gut.

Die Art der Evangeliumsverkündigung: Keine Manipulation, sondern Kraft Gottes

Aber Paulus macht das auf eine Art und Weise, die in Kritik geraten ist. Er schreibt hier nicht in Redeweisheit, damit nicht das Kreuz Christi zunichtegemacht werde. Das ist ein großes Thema, das wir heute in den ersten zwei Kapiteln miteinander betrachten.

Paulus sagt, es gibt eine Art und Weise, wie er das Evangelium nicht predigen möchte: nicht in Redeweise, also nicht in der Weisheit der Rede. Wir werden sehen, dass Weisheit an sich eine total positive Sache ist. Das Buch der Sprüche – wir haben uns das schon angeschaut – ist dazu da, dass wir Weisheit lernen. Wenn Paulus hier von Weisheit redet, dann nimmt er sehr stark Bezug auf das Denken der Korinther.

Die Korinther leben in einer Gesellschaft, in der man Weisheit, vor allem Weisheit der Rede, Rhetorik und das Argumentieren beherrscht. Ja, wir sind in Griechenland, Platon, Aristoteles und diese Typen sind Geschichte, noch gar nicht so lange her. Wenn wir heute über Luther reden, ist Luther weiter weg als für die Leute damals Platon. Das heißt, diskutieren können, Leute mit Worten manipulieren zu können, das war ein Sport.

Es gab Leute, die sind in die Stadt gekommen und haben sich Rededuelle bei den isthmischen Spielen geliefert. Gewonnen hatte der, der den meisten Applaus bekam. Und da konnte derselbe Redner die Masse packen und Vereine in eine Richtung ziehen, hat den Applaus abgegriffen und dann das Gegenteil von dem behauptet, was er eben vertreten hatte. Er hat sie dahin gezogen – einfach nur durch rhetorische Tricks, weil er so gut war mit Sprache, so gut in der Manipulation. Darüber haben die Leute ihr Geld verdient.

Jetzt kommt Paulus und sagt: Zu solchen Spielchen bin ich nicht bereit. Ich bin weder bereit, den Inhalt des Evangeliums zu ändern, noch bin ich bereit, durch sprachliche Tricks das Evangelium mundgerecht zu machen oder Leute zu manipulieren. Das ist ein ganz wichtiger Punkt.

Es ist deshalb wichtig, weil wann immer du in deinem Leben Evangelium verkündigst – und das kann sein beim Friseur, wenn du da sitzt und dich mit deiner Friseurin unterhältst, woran glaubst du denn so, und erzählst –, das kann sein am Arbeitsplatz, in der Drehmaschine nebenan, mit dem Arbeitskollegen, wenn es nicht zu laut ist. Das kann sein, wenn du so mitgenommen wirst im Auto. Wann immer du Evangelium verkündigst, ob von hier vorne oder im Privaten, ich verspreche dir, es gibt einen ganz dusseligen Moment.

Es ist der Moment, in dem du dem anderen sagst, dass er ein Sünder ist und dass, wenn er nicht an einen Messias glaubt, der vor zweitausend Jahren für ihn gestorben ist, er verloren geht. Wenn du das jemandem sagst, wirst du ganz verwunderte Blicke ernten. Du wirst selbst merken, diese Botschaft ist irgendwie nicht klug. Also das ist nicht so Stephen Hawking, nicht so Quantenphysik-klug, das kommt ziemlich altbacken rüber. Da fängt man fast ein bisschen an, sich dafür zu schämen.

Man kann das dem anderen sagen, und ich hoffe, dass er sich nicht schämt. Aber wenn du es logisch ableiten möchtest, das ist nicht logisch. Da hat Gott sich offenbart, das hat sich keiner ausgedacht.

Die Religionen, die Menschen sich ausdenken, leben von ein und derselben Idee: Tu was, streng dich an! Hier sind noch mehr Regeln. Wenn du die hältst – sei es fünfmal am Tag beten, was weiß ich, so und so lange meditieren, diesen achtfachen Pfad beschreiten –, wenn du das tust, dann klappt es. Das ist das, was Menschen sich ausdenken: streng dich an! Das lässt sich gut verkaufen.

Aber was sich nicht verkaufen lässt, ist jemandem zu sagen: Weißt du was? Du hast keine Chance, null. Das, was ich dir anzubieten habe, ist ein Gott, der Mensch wird. Und wenn du mich fragst, warum Gott Mensch wird, die Antwort mag dir nicht gefallen, aber ich habe keine andere: weil er dich liebt. Ich komme nicht tiefer. Ich kann dir nur sagen, es ist so.

Gott wird Mensch, und er stirbt an einem Kreuz für dich. Und du nimmst das an, und du findest ewiges Leben und eine ewige Hoffnung. Alles, was dich hier frustriert, wird irgendwann vorbei sein und aufgehen in etwas Wunderbarem anderem. Und wenn du das nicht glaubst, gehst du verloren.

Das ist so ein Moment. Ich weiß nicht, wie oft ich das erlebt habe, wenn ich Evangelium gepredigt habe von der Kanzel, wo ich weiß, die Zuhörer teilen sich. Sie teilen sich in zwei Gruppen. Da ist eine Gruppe, die grundsätzlich sagt: Oh, das interessiert mich, weil ich habe begriffen, dass da was Wahres dran ist, dass ich es wirklich alleine nicht schaffe.

Und dann gibt es ganz viele, die sagen: Der spinnt! Was erlaubt er sich, so mit mir über mich zu reden? Wer glaubt denn, dass er ist? Es liegt so nahe, das Evangelium ein bisschen netter zu machen, es ein bisschen logischer, kultivierter zu machen.

Es ist so eine Verführung, wenn du in einer kultivierten Welt lebst, ein ganz kleines bisschen an den Inhalten zu drehen, das Kreuz so ein bisschen zur Seite zu schieben und zu sagen, es geht eigentlich um etwas ganz anderes Schönes. Und das Kreuz wird nur noch so auf dem Beipackzettel unten im Kleingedruckten erwähnt.

Paulus muss sagen: Diese Tendenz, das Kreuz bei der Verkündigung des Evangeliums aus dem Zentrum an die Seite zu schieben, weil man sich schämt dafür – schämt für die damit verbundene Schwachheit und vielleicht auch für das Dumme, was so dumm klingt, so wenig logisch –, das ist ein Riesenfehler.

Deswegen sagt er: Ich habe das Evangelium nicht in Redeweisheit, ich habe nicht am Inhalt herumgepuscht. So wird nicht das Kreuz Christi zunichtegemacht, damit es nicht klein gemacht wird.

Und die Gefahr ist da, Vers 18: Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit. Die Menschen, die verloren gehen, werden sagen: Was für ein blöder Typ bist du? An was für eine stumpfsinnige Idee glaubst du? Wie kann man so bescheuert sein, das zu glauben, was du glaubst?

Das ist das, was die Menschen über dich glauben. Sie halten dich nicht für klug, sie halten dich für dumm. Es gibt ernsthafte Diskussionen darüber, ob Menschen, die an Gott glauben, überhaupt intelligent denken können. Wir werden offen ausgetragen in den Medien diese Fragen: Entweder denken oder glauben.

Warum? Weil diese Botschaft für Menschen, die verloren gehen, einfach nach Torheit klingt. Wenn es anders ist, wenn du gläubig bist, dann weißt du: Uns aber, die wir errettet werden – hier ist ein Begriff verwendet, der zeigt, dass wir in einem Prozess der Errettung stehen –, wir sind errettet, um errettet zu werden.

Unsere Errettung ist noch nicht fertig. Wir warten noch auf Dinge, die noch kommen. Aber uns, die wir in diesem Prozess der Errettung drinstehen, ist es Gottes Kraft.

Aus einem Grund, den ich nicht nachvollziehen kann, habe ich kapieren dürfen, dass das Kreuz, was für viele Leute einfach nur Dummheit ist, eine Torheit, dass das Kreuz der Ausdruck von Gottes Kraft ist. Gott wird so klein, dass er sich hinrichten lässt als Ausdruck seiner größten Stärke.

Und da, wo alle glauben, jetzt hat Gott verloren, an der Stelle geschieht eine Kraftdemonstration. Dort, wo Schuld bezahlt wird, wo Böse besiegt wird und eine neue Herrlichkeit, ein neuer Himmel – also quasi das Fundament für einen neuen Himmel und eine neue Erde – gelegt wird.

Dort, wo es für uns so klein und unbedeutend aussieht am Kreuz, wo alle wegrennen, weil sie sagen, jetzt hat es eh keinen Sinn mehr, an dem Punkt erweist sich Gottes Kraft in aller Schönheit.

Denn es steht geschrieben: Warum macht Gott das? Warum wählt Gott einen Weg, auf den Menschen alleine durch Nachdenken nicht gekommen wären? „Ich will die Weisheit der Weisen vernichten und den Verstand der Verständigen verwerfen.“ Das ist Gottes Idee.

Da, wo Menschen sich hinstellen und sich feiern lassen für ihre Klugheit und für ihren Verstand und ihre Kompetenz, da sagt Gott: Tut mir leid, mit so was, mit so stolzen Typen kann ich gar nichts anfangen.

Ich werde einen Weg wählen, der jedem Hochmütigen in den Augen brennt, weil er so demütig und so anders ist, dass niemand von sich aus daraufgekommen wäre.

Paulus kann fragen: Wo ist denn ein Weiser? Er schaut sich die Gemeinde an: Wo sind denn die weisen Typen, wo sind denn die Professoren, wo sind die Schriftgelehrten, die Experten und die Profis? Wo sind die Wortstreiter dieses Zeitalters, also diese Diskussionsredner dieses Zeitalters?

Das kommende Zeitalter ist das, worauf wir warten. Dieses Zeitalter – wo sind die Typen in der Gemeinde? Und manchmal bin ich erstaunt, dass wir so viele in unseren Gemeinden haben, auch von diesen klugen Leuten.

Die Wahrheit bleibt: Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht? Und wenn du mir nicht glaubst, dann schnapp dir doch mal ein paar von den wirklich klugen Köpfen und lies Platon im Original – nicht auf Griechisch, auf Deutsch –, lies Nietzsche, gib dir doch so ein Buch von ihm mal, lies Kant, lies Hegel, lies die Leute und frag dich, warum sie bei all den klugen Gedanken, die sie hatten, nie auf den Gedanken gekommen wären, dass die Rettung der Welt da zu finden ist, wo an einem römischen Kreuz ein jüdischer Messias stirbt.

Warum sind sie darauf nicht gekommen? Ganz simpel: Weil Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht hat.

Da, wo wir glauben, wir sind so klug, an der Stelle offenbart Gott, was wirklich Sache ist. Wir sind überhaupt nicht klug. Das, was wir für Klugheit halten, ist eigentlich Torheit, ist eigentlich Dummheit.

Denn weil ja in der Weisheit Gottes die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte – also weil Gott genau wusste, durch kluges Nachdenken kommen sie sowieso nicht ans Ziel.

Wenn Gott diesen Weg gewählt hätte – stell dir das mal vor –, wenn Gott gesagt hätte: Jeder mit einem IQ über hundertfünfzig, also absolut hochbegabt, der hat eine Chance, mich zu erkennen. Und die anderen halt nicht.

Ich weiß nicht, ob es hier jemanden gibt mit hundertfünfzig und mehr, das wäre wirklich hochbegabt. Aber Gott hat gesagt: So mache ich es nicht, weil er die Weisheit, weil er wusste, dass die Welt durch die Weisheit Gott nicht erkannte, weil das nicht geht.

Hat es Gott wohlgefallen, und dann kommt das durch die Torheit der Predigt. Er wählt ein Mittel und einen Inhalt, er wählt ganz simple Typen, die sich hier vorne hinstellen und sagen: Weißt du was, ich bin auch nicht der begnadetste Redner, bin kein Barack Obama, der dir alles verkaufen kann, bin auch nicht der Mann von der Hamburg Mannheimer oder so, sondern ich bin einfach nur ich, und ich sag dir: Jesus ist für dich gestorben. Aber wenn du ein neues Leben haben willst, da fängt es für dich an.

Die Torheit der Predigt.

Oder du fragst dich manchmal, warum hast du dich bekehrt, und du weißt es nicht genau. Weil es lag definitiv nicht an dem Typen, der es gesagt hat, und nicht an der Methodik. Irgendwie war es die Botschaft, die gesessen hat. Irgendwie hat Gott mich vorbereitet, hat Gottes zugelassen – ich weiß nicht, wie ich es formulieren soll –, dass ich ein Ja finde zum Evangelium.

Durch die Torheit der Predigten werden die Glaubenden gerettet. Wahnsinn!

Und Paulus muss sagen: Denn während die Juden Zeichen fordern und die Griechen Weisheit suchen – das ist so das Moderne –, „Zeig mir doch, dass du wirklich der Messias bist, mach was, sei allmächtig!“ Nur ein Allmächtiger.

Die anderen dann Weisheit: Sei logisch!

Und Gott sagt: Warum? Warum muss ich noch mehr Wunder tun, als eine Welt schaffen? Wo, wenn du morgens aufstehst und dein Müsli isst, schon alleine in dem, was in deinem Mund passiert, genug Wunder ist? Warum muss ich noch mehr tun, wenn du schon das Bisschen Logik, was ich dir gebe, nicht verstehst?

Das ist doch Unsinn. Und Leute werden bis zum Rest der Zeit Gott nicht finden, weil sie sagen, Gott muss mehr tun, oder weil sie sagen, Gott muss logischer sein.

Ich würde sagen, ich bin dankbar, dass Gott nicht so logisch ist, weil ein logischer Gott meistens ein ausgedachter Gott ist.

Und wo mein Leben ein Wunder ist. Ich kann bis heute nicht erklären, was Leben ausmacht, und ihr auch nicht. Wir können versuchen, Leben zu definieren. Du weißt nicht, was Leben ist. Du weißt nicht im innersten Kern, warum du anders bist als ein Stein oder ein Eichhörnchen. Aber du bist anders, du bist ein Wunder.

Und Leute suchen ein Wunder und finden es nicht, obwohl es vor ihrer Nase ist. Gott suche ein Zeichen.

Und Johannes muss über Jesus schreiben: Obwohl er aber so viele Zeichen vor ihm tat, glaubten sie nicht an ihn.

Es bringt uns dann doch nicht zum Glauben, wenn wir sie finden.

Und die Griechen suchen Weisheit. Das, was in der Welt Erfolg bringt, damit wollen sie Gott finden. Aber das reicht nicht.

Und deshalb, Vers 23: Predigten wir Christus als gekreuzigt. Den einen Ärgernis, den Juden ein Ärgernis, und den anderen halten es einfach nur für Blödsinn. Den Nationen eine Torheit.

Das ist die Realität. Punkt. Pause.

Zusammenfassung und Ausblick auf die Einheit in der Gemeinde

Gut, dann starten wir wieder und schauen uns den restlichen Text für heute an. Gemeinsam gehen wir noch einmal kurz auf die Metaebene, sozusagen einen Schritt zurück, um das Ganze besser zu verstehen.

Womit fängt Paulus an? Paulus beginnt damit, dass er sagt: „Ich ermahne euch.“ Das Erste, was er sagt, ist eine klare Warnung: Achtung, Freunde, hier gibt es einen Fehler im System, der geändert werden muss. Was soll geändert werden? Paulus möchte, dass ihr wieder ein Team werdet – ein Herz und eine Seele. Jede Tendenz, die euch auseinanderdriften lässt, soll bekämpft werden.

Ich weiß nicht, ob das zu weit geht, aber ich habe den Eindruck, dass Paulus, wenn er direkt danach Beispiele bringt und im Anschluss auf das Evangelium eingeht, Folgendes sagen möchte: Wenn in einer Gemeinde Einheit gelebt werden soll, gelingt das nur, wenn im Zentrum nicht irgendwelche Leiterpersönlichkeiten, persönliche Vorlieben, Anhängerschaften oder Labels stehen, sondern wenn das Kreuz das Zentrum der Gemeinde ist. Und wenn wir mit aller Macht dafür kämpfen, dass es auch so bleibt.

Ich wage zu behaupten, dass überall dort, wo Menschen nachgelaufen wird, wo persönliche Theologien, Erkenntnisse oder Einsichten benutzt werden, um Gemeinde auseinanderzureißen, das Kreuz langsam aus dem Zentrum verschoben wird. Und das beginnt nicht erst da, wo sich eine Gemeinde spaltet, sondern viel früher – nämlich da, wo ich in meinem Denken anfange, jemanden in der Gemeinde weniger wertzuschätzen, weil er anders ist als ich. Wenn das passiert, verlassen wir den Boden des Evangeliums, und das Kreuz wird aus dem Zentrum herausgerückt.

Paulus setzt als Gegenmittel das Kreuz wieder in die Mitte. Er sagt: Ihr habt gute Argumente, warum ihr euch so verhaltet. Das klingt weise und logisch. Aber das Kreuz ist kein Beleg dafür, dass Logik, menschliche Weisheit oder das, was in der Welt funktioniert, auch in der Gemeinde gelten dürfen.

Ich möchte euch wirklich diese Frage stellen, denn der Text an dieser Stelle ist stark. Ein Vers wie 1. Korinther 1,10 wird schnell überlesen. Das ist kein Gebot, über das man nur kurz nachdenkt. Wir leben in einer Kultur der gemeindlichen Zersplitterung und gleichzeitig der Unfruchtbarkeit. Die deutsche Gemeindelandschaft wächst kaum, es kommen fast keine Menschen zum Glauben – auch in Oberkremer kaum.

Im Verhältnis zur Masse an Menschen, die ihr noch erreichen könnt, ruht euch bitte nicht auf dem Erreichten aus. Deutschland ist absolutes Missionsgebiet. Die Frage ist: Woran liegt das, dass wir so wenig erreichen, aber gleichzeitig eine hohe Kultur der Unzufriedenheit in den Gemeinden haben? Eine Kultur des Schlechtredens über andere Geschwister, bei der jeder via Blog oder Facebook seinen Senf zur gemeindlichen Entwicklung geben muss, obwohl im praktischen Leben eigentlich nur eins nötig wäre: unsere Hände falten und Buße tun darüber, dass wir so wenig Frucht bringen.

Woran liegt das? Ich glaube, auch im Leben vieler Christen in Deutschland – und ich schließe mich da gerne mit ein – haben wir das Zentrum verloren. Wir leben nicht mehr vom Kreuz her, sondern haben angefangen, klug zu sein, zu schauen, was uns Vorteile bringt, wie wir uns in der Gesellschaft gut positionieren können, sodass wir möglichst wenig vom Kreuz tragen müssen. Das heißt, wir setzen keinen Schwerpunkt mehr auf Gebet, Fasten, Almosen geben, Bibellesen oder Gemeinschaft mit Gott.

Wir sind überzeugt, dass die Weisheit dieser Welt die eigentliche Weisheit ist. Wir glauben, wenn wir aus diesem Leben alles rausholen – die richtige Schulbildung, Ausbildung, das richtige Bankkonto, das passende Versicherungspaket –, dann sind wir richtig aufgestellt. Dem hält Gott entgegen, dass die Weisheit dieser Welt nichts mit Gottes Weisheit zu tun hat. Sie ist nicht einmal fähig, den Rettungsweg Gottes zu erkennen, geschweige denn, ein Leben in Gottes Sinn zu führen.

Ich wünsche mir, dass wir verstehen, was hier in Vers 24 steht: „Den Berufenen selbst, Juden wie Griechen, ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“ Wir haben verstanden, dass die Unlogik Gottes am Kreuz die größte Kraft und Weisheit ist.

Lasst uns auch verstehen, dass das für den Rest unseres Lebens gilt. Gott geht diesen Weg, weil das Törichte Gottes weiser ist als die Menschen. Wenn du denkst, du weißt es besser – Entschuldigung –, da, wo Gott etwas sagt, das dir dumm, antiquiert oder von vorgestern erscheint, wirst du irgendwann feststellen, dass genau das, was dir töricht vorkam, weiser ist als alles andere auf dieser Welt.

Deshalb wünsche ich uns, dass wir begreifen, was hier steht: „Das Schwache Gottes ist stärker als die Menschen.“ Wenn du denkst, Gott macht einen Fehler, sei vorsichtig: Gott macht keinen Fehler. Weder am Kreuz noch dort, wo er mit seiner Weisheit in unser Leben spricht.

Im Zentrum einer Gemeinde und im Zentrum eines Lebens muss ein Kreuz stehen. Wir müssen uns von diesem Kreuz her definieren, und alles andere darf weit dahinter zurücktreten. Hier steht jemand, der geistliche Überzeugungen hat, der auch gerne mal bei einer guten Flasche Bier mit jemandem diskutiert und seine Überzeugungen teilt. Aber im Zentrum bleibt das Kreuz.

Gemeindlich bedeutet das: Die Korinther konnten nicht glauben, dass Gott einen Weg wählt, der ein Weg der Schwäche ist – der scheinbaren Schwäche, der Demut, der Weg unten durch. Warum geht Gott diesen Weg? Ist es wirklich so, dass Gott unten durchgeht? Ja, es ist so.

Paulus sagt: Schaut euch den durchschnittlichen Gläubigen in eurer Gemeinde an. Mich erschreckt immer wieder, wie wenige einfache Menschen es heutzutage in Gemeinden gibt. Es ist für mich eine der großen ungelösten Fragen, warum Paulus hier schreibt (Vers 26): „Denn seht eure Berufung an.“ Gemeint sind die Begleitumstände der Berufung, also wie das passiert ist und welche Menschen zum Glauben gekommen sind.

Seht eure Berufung, Brüder: Nicht viele Weise nach dem Fleisch – heute würden wir sagen Akademiker –, nicht viele Mächtige, heute Arbeitgeber, nicht viele Edle oder Aristokraten sind in der Gemeinde. Sondern Gott hat das Törichte der Welt auserwählt, damit er die Weisen zu Schande mache. Gott hat sich bewusst auf die Einfachen eingeschossen und einen Weg gewählt, den jeder gehen kann. Wer sich seiner eigenen Schwachheit bewusst ist, findet diesen Weg sogar leichter.

Deshalb geht der reiche Jüngling weg, und Jesus sagt: Wie schwer ist es für die, die viel Geld, Macht und Einfluss haben, das Reich Gottes zu finden!

Das Schwache der Welt hat Gott auserwählt, um das Starke zunichtezumachen. Gott ist für das Schwache, das Einfache und das Unedle der Welt. Das, was gering geschätzt, bedeutungslos und verachtet wird, hat Gott auserwählt. Das, was nicht ist – die Nullen, die Nichtse, die Versager, die Flaschen – hat Gott erwählt, damit das, was in der Gesellschaft etwas gilt, zunichtegemacht wird.

Warum? Weil Gott ein Gott ist, der dafür sorgt, dass sich kein Mensch irgendwann hinstellen und sagen kann: „Ich war es.“ Vers 29 betont, dass sich vor Gott kein Fleisch rühmen kann. Das ist ein wichtiger Punkt.

Kein Mensch ist aufgrund eigener Verdienste in der Ewigkeit. Die Bibel trennt ganz klar: Wir werden zum Glauben aufgefordert, aber der Glaube selbst ist kein verdienstliches Werk. Es ist wie das Zupacken eines Ertrinkenden, der den Rettungsring ergreift. Der kann später nicht sagen: „Ich habe mich selbst gerettet.“ Er hat nur die Möglichkeit ergriffen, weil nichts anderes mehr ging.

Das möchte Gott. Er will, dass sich am Ende niemand hinstellt und sagt: „Ich war es.“ Das mag uns nicht schmecken, aber es ist das Prinzip.

Wenn wir schon etwas sagen, dann sagen wir das, was in Vers 31 steht: „Wer sich rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Wenn du mit irgendetwas angeben möchtest, wenn du in der Gemeinde jemanden loben willst, dann lobe nicht Menschen – weder dich selbst noch deinen Lieblingsprediger, Lieblingsschriftsteller, Lieblingsmusiker, Lieblingsältesten oder Hauskreisleiter. Spar dir das! Es passt nicht.

Und wenn du so ein Typ bist, der hinter Leuten herläuft, dann tue Buße!

Das ist alles, was wir sind. Der gesamte Heilsweg ist eine Erfindung Gottes. Er hat sich das ausgedacht, einen Weg gefunden, der so breit ist, dass jeder ihn finden kann. Du musst nicht besonders intelligent oder reich sein oder gesellschaftlich gut dastehen. Du musst einfach nur ehrlich sein und glauben.

Jeder, der diesen Weg geht und in die Gemeinschaft mit Jesus eintritt, wird von Gott auf eine Weise beschenkt, die einfach unglaublich ist. Dabei spielt es keine Rolle, ob du „des Apollos“ bist. Wer ist Apollos? Das werden wir in Kapitel drei noch sehen. Apollos hat einen Job in der Gemeinde erledigt und ihn gut gemacht, aber er ist nicht Gott. Er hat nicht dafür gesorgt, dass du bist, wer du bist.

Auch ich, Jürgen Fischer, sorge nicht dafür, dass diese Predigt in deinem Leben etwas bewirkt. Ist dir das klar? Ich werde mir Mühe geben und habe etwas am Text gearbeitet. Ich werde versuchen, so zu predigen, dass du nicht einschläfst. Aber wenn in deinem Leben Gottes Wachstum wirkt, wenn du nach zwölf Predigten über den 1. Korintherbrief den Eindruck hast, etwas verstanden zu haben und sich etwas verändert hat, dann liegt das nicht an mir, sondern an der Kraft Gottes, die in deinem Leben wirkt. Es liegt immer nur an Gott.

Vielleicht darf ich ein Mittel und Werkzeug sein, aber das ist mein Job. Du musst entscheiden, ob du das zulässt, ob du hören möchtest.

Und was hier steht, ist wichtig: Wenn wir in Christus sind (Vers 30), dann kommt alles aus ihm. Es ist Gottes Idee, Gott hat diesen Weg so gemacht, dass jeder ihn gehen kann. Es war nicht unsere Idee, nicht unsere Leistung.

Was ist er uns geworden? Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Erlösung. Ist das nicht irre? Das ist so viel mehr, als ein Mensch dir geben kann. Es ist so viel wichtiger als alles, was du jemals von Menschen bekommen wirst.

Entweder hängst du an diesem einen Jesus. Du möchtest weise sein, suchst Weisheit – er ist dein Vorbild und möchte sie dir geben. Du suchst Gerechtigkeit – er hat sie gegeben und wird dir helfen. Heiligkeit – du bist heilig, wenn du zu ihm gehörst, und er hilft dir, heilig zu leben. Erlösung – er hat dich erkauft.

Verstehst du dieses Denken? Wir Menschen hängen uns so gerne an andere Menschen. Vielleicht, weil sie gefeierte Stars in der theologischen Szene sind, den neuesten Anbetungssong geschrieben haben, das neueste Trendbuch veröffentlicht oder den interessantesten Podcast machen.

Paulus sagt: Vorsicht! Zurück zum Zentrum. Bist du sicher, dass Christus im Zentrum deines Lebens steht, der dich mit Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung beschenkt hat? Oder definierst du dein Christsein durch die Zugehörigkeit zu einer Gruppe? „Ich gehöre zu dieser Gemeinde, ich bin diesem theologischen System verpflichtet, ich habe hier meinen Hauskreis.“ Das kann man beliebig denken.

Was gibt dir deine Identität? Und trennt dich das nicht gleichzeitig vom Rest? Wenn du deine Identität nicht mehr in Christus findest, suchst du sie an einem Bezugspunkt, den du nicht mit allen Christen teilst. Das wäre dramatisch und falsch.

Unsere Korinther sind dahin gekommen, weil sie sich fragten, wie sie in einer modernen Kultur bestehen können. Sie schämten sich sogar dafür, dass das Kreuz im Zentrum steht.

Paulus erinnert sie in Kapitel 2 ab Vers 1: Wisst ihr noch, wie das damals war, als ich zu euch kam? Ich kam nicht mit Vortrefflichkeit der Rede oder Weisheit, um das Geheimnis Gottes zu verkündigen.

Hier meint er die Weisheit der Rhetoriker – die Sophisten, die damals gegen Geld redeten. Ich bin dagegen ein kleines Licht. Wenn du im Urlaub mal nichts zu lesen hast, schau dir das mal an – Wahnsinn!

Er sagt, er hat bewusst darauf verzichtet, Menschen mit Worten zu manipulieren. Achtung: Die Predigten von Paulus sind durchdacht, kein bisschen plump. Sie sind vorbereitet und treffen die Zuhörerschaft genau. Aber er hat nicht manipuliert oder über den Tisch gezogen.

Er wollte das nicht, weder mit Tricks noch mit Manipulation, wenn er das Geheimnis Gottes verkündigt. Es wird „Geheimnis“ genannt, weil es in der Bibel immer das ist, was ich nur wissen kann, wenn Gott es mir offenbart. Ich komme selbst nicht darauf.

Im Nachhinein ist es einfach: Wenn du an Ostern eine Predigt über Jesaja 53 hältst, weißt du, dass es ums Kreuz geht. Für Jesaja war das nicht so leicht zu erkennen. Rückblickend funktioniert das gut, aber vorwärts ist es ein Problem.

Deshalb nennt Paulus das Evangelium ein Geheimnis, das er predigt. Er sagt (Vers 2), er habe sich vorgenommen, nichts anderes unter euch zu wissen als Jesus Christus und ihn als gekreuzigt.

Paulus hätte so auftrumpfen können! Eine der faszinierendsten Sachen an seinem Charakter ist, dass er sich in 2. Korinther 12 gegen Leute verteidigt, die mit ihren tollen Erfahrungen glänzen. Jahre nach seiner Zeit in Korinth erzählt er, dass er einen Blick in den Himmel getan hat.

Das wäre doch eine Botschaft: „Heute Abend spricht der Mann, der in den Himmel geschaut hat.“ Live-Ticker aus dem Himmel! Wie hört sich das an? Welche Erfahrungen habe ich gemacht? Das hätte Paulus tun können, aber er macht es nicht. Er spart sich das.

Er predigt Jesus Christus und ihn als gekreuzigt. Stark, oder? Seine eigenen Erfahrungen bringt er nicht ins Spiel. Er sagt: Wenn du wissen willst, wo die Wahrheit steht, dann steht sie im Wort vom Kreuz. Alles andere, wie ich bin oder was ich erlebt habe, spielt keine Rolle.

Vers 3: „Und ich war bei euch in Schwachheit und mit Furcht und vielem Zittern.“ Klingt das nach einem Power-Evangelisten? Eher nicht. Das klingt nach jemandem, der Zeuge ist von dem, was er weiß: dass Gott für ihn gelitten und gestorben ist.

Furcht und Zittern – wahrscheinlich nicht Angst vor den Korinthern, sondern die Schwachheit, die man fühlt, wenn man das Evangelium präsentiert. Es geht nicht darum, sich in den Mittelpunkt zu spielen. Wenn es dir nicht darum geht, spürst du deine eigene Schwäche und Unvollkommenheit. Du merkst: Vater im Himmel, ich brauche deine Weisheit, wenn ich mit meiner Nachbarin rede, weil ich nicht alle Antworten habe. Ich habe Angst, sie stellt eine Frage, und ich weiß nicht, was ich sagen soll.

Wenn du das kennst, weißt du, wie Paulus sich fühlt. Paulus ist nicht der geistliche Überflieger, der sagt: „Ich habe Theologie studiert, meine Doktorarbeit gemacht und war am Habilitieren, da begegnete mir das Licht in Damaskus. Ich bin der Klügste, Schönste und Beste.“ Nein, das ist nicht Paulus.

Dieser Überapostel wird von Gott heruntergefahren. Er bekommt einen Stachel im Fleisch, weil er so viel erlebt hat – eine persönliche Zumutung aus der dämonischen Welt, damit sein Dienst nicht zu stark wird. Er sagt an anderer Stelle: „Ich bin schwach, manchmal fühle ich mich wie am Boden liegend, ohne Kraft.“

Das ist seine Vergangenheit.

Meine Rede und Predigt bestanden nicht in überredenden Worten der Weisheit. Ich habe Leute nicht über den Tisch gezogen, sondern – und jetzt kommt das Gegenstück – in Erweisung des Geistes und der Kraft.

Ich habe gesprochen und dann geschaut, was passiert. Wenn das, was ich sage, stimmt, muss ich Menschen nicht manipulieren. Ich kann davon ausgehen, dass Gott sich dazu stellt, dass er die Herzen sucht, die offen sind, und seinen Teil dazu beiträgt.

Das ist eine interessante Diensteinstellung. Ich weiß nicht, wie viele so eine Einstellung haben. Mir gefällt das. Ich habe das nicht nötig, Spielchen zu machen, keine Show abzuziehen oder Feuerwerk zu zünden. Ich kann mich intelligent auf Gespräche einlassen und dann Gott wirken lassen.

Warum? Paulus sagt: Damit euer Glaube – das Fundament eures Glaubens – nicht auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft beruht.

Warum hast du dich bekehrt? Wozu hast du dich bekehrt? Paulus würde sagen: Wenn du dich bekehrt hast, weil das Charisma des Predigers dich überzeugt hat oder die Gemeinde so warmherzig war, vergiss es! Alles falsch!

Sei sicher, dass dein Glaube auf dem einzigen Fundament ruht, das funktioniert: Gottes Kraft. Dass dein Glaube, dein ewiges Leben, ein von Gott gewirktes ewiges Leben ist.

Seid nüchtern! Jesus betont am Ende der Bergpredigt, dass es Menschen geben wird, die immer dachten, sie seien dabei, aber am ewigen Leben vorbeigelaufen sind. Menschen, die in Gemeinde waren, Erfahrungen mit Gott gemacht haben und doch Jesus nicht kannten. Gruselig!

Stell dir diese Frage: Ist das ewige Leben, das ich habe, wirklich mein Lebensstil? Warum mache ich das? Warum spiele ich in der Band? Warum sitze ich hinter der Technik? Warum koche ich Kaffee? Warum mache ich Kinderstunde? Warum lese ich morgens in der Bibel?

Wem willst du damit gefallen? Wen befriedigst du, wenn du das tust? Ist das etwas, das Gott in dir gewirkt hat? Oder ist das eine Übung, eine Pflicht, ein Kampf gegen das schlechte Gewissen?

Ich habe, wenn Paulus das schreibt, die Befürchtung, dass es tatsächlich Menschen gibt, die einen Glauben haben, der nicht auf Gottes Kraft beruht. Paulus sagt: So ein falscher Glaube, den möchte ich nicht.

Das Einzige, was Paulus geholfen hat, damit es nicht falsch läuft, ist, dass er sich bewusst zurückgenommen hat, damit Gott mehr wirken kann.

Frage: Ist Weisheit – ich meine jetzt Logik, Nachdenken, Klugheit – immer falsch? Man könnte den Eindruck bekommen, Paulus nehme sich raus und wolle nicht klug sein.

Nein, Paulus sagt, wir reden schon Weisheit. Wir genießen das Diskutieren, das Aufeinander-Aufbauen, das Durchdenken, Hinterfragen, Durchgraben, das Zusammensein und das Aneinander-Rubbeln. Wir genießen das!

Aber das gilt unter den Vollkommenen – und mit „Vollkommenen“ sind reife Christen gemeint. Wenn reife Christen sich treffen, ist es absolut richtig und wichtig, dass sie sich austauschen, Spaß miteinander über die Bibel haben, sich gegenseitig herausfordern und fördern und gemeinsam durchs Leben gehen.

Ja, logisch! Weisheit ist gut. Das Buch der Sprüche soll der nächsten Generation Weisheit vermitteln.

Aber Vorsicht! Nicht die Weisheit dieses Zeitalters. Wir verkaufen keine Riester-Rentenpläne, keine Do-it-yourself-Konzepte – das ist nicht unser Thema. Nicht die Weisheit dieser Welt oder der Fürsten dieses Zeitalters, also der angesehenen Menschen.

Wir unterhalten uns nicht über das neueste Psychobuch, das dir verspricht, wie du irgendetwas bekommst, weil jemand eine neue kluge Idee hat – zum Beispiel täglich zehn Minuten auf dem Kopf stehen, und dann wird alles gut.

Das tun wir nicht, weil das eine Weisheit ist, die von Menschen stammt, die sowieso untergehen. Davon bleibt nichts übrig.

Wir reden über Gottes Weisheit – eine Weisheit, die ein Geheimnis ist, die Gott vor den Zeitaltern zu unserer Herrlichkeit vorherbestimmt hat.

Wir unterhalten uns über Dinge, die Gott uns offenbart hat. Deshalb wieder dieses Geheimnis.

Ich nehme meine Bibel und freue mich darüber, dass hier so viel steht, was Gott mir persönlich offenbart hat. Ich schlage sie auf und freue mich.

Ich muss nicht herumrätseln, wie viel von dem Buch wahr ist. Kennt ihr das? Du liest ein Buch und fragst dich, ob das wirklich funktioniert. Das fängt bei einem Rezeptbuch an. Du liest das Rezept, denkst, ob es hinhaut, probierst es aus, und es klappt nicht.

Viele Menschen leben so ihr Leben. Sie probieren Konzepte aus, zum Beispiel antiautoritäre Erziehung – total trendy, super Idee. Wir brauchen ein, zwei Generationen, bis wir merken, dass es Schwachsinn war.

Wir gönnen uns ein paar Millionen Kinder, die das erleben, und am Ende stellen wir fest, dass man als Erwachsener nicht glücklicher durchs Leben geht, wenn man ohne Grenzen groß geworden ist.

Toll!

Ich bin dankbar, dass eine Zeit kommt, in der diese unsinnigen Gedanken ein Ende finden. Wenn ich über den neuen Himmel und die neue Erde nachdenke – meine Zukunft –, denke ich gerade viel darüber nach, wie man die Sehnsucht nach der Ewigkeit steigern kann.

Bei mir funktioniert das gut, wenn ich mir vorstelle, wie es wäre, wenn hier etwas nicht gut läuft, und dann denke, wie es auf der anderen Seite sein wird.

Stell dir vor, eine Erde, auf der es nur noch Wahrheit gibt. Wenn dir jemand etwas sagt, stimmt es. Wäre das nicht klasse? Du liest einen Zeitungsartikel, und es ist tatsächlich so passiert, wie dort steht.

Hammer, oder?

Jemand sagt dir einen Tipp, und es ist wirklich ein guter Tipp. Heute ist es oft so, dass du die Zeitung liest und denkst: Vielleicht stimmt das. Bei Tipps denkst du: Fifty-fifty, je nachdem, wer es sagt.

Du hast genug Erfahrungen mit Tipps gemacht, die bei dir nicht funktioniert haben. Der andere hat 15 Kilo abgenommen, du hast drei zugenommen. Keine Ahnung warum. Er hat es gut gemeint, aber es hat nicht funktioniert.

Das ist dir oft genug passiert, sodass du bei fremden Tipps höflich dankst, aber distanziert bleibst, weil du nicht weißt, ob sie stimmen.

Das ist unser Leben.

Stell dir eine Erde vor, auf der du einen Tipp bekommst: „Kannst du 15 Kilo abnehmen?“ Und du nimmst 15 Kilo ab. Hammer! Super!

Oder wenn du jeden Tag zehn Minuten übst, lernst du Gitarre spielen. Es gab jemanden, der das so geschafft hat. Ich nicht.

Diese Zeit, die Weisheit dieser Welt, geht verloren, sie geht zugrunde. Darüber müssen wir Christen nicht diskutieren.

Aber es gibt eine Weisheit, die offenbart ist. Für Menschen, die glauben, ist sie tatsächlich ein Geheimnis.

Diese Weisheit teilen wir miteinander. Wir helfen einander, sie zu finden. Deshalb hat Gott unterschiedliche Gnadengaben gegeben.

Deshalb gibt es Leute, die vorne stehen und predigen oder auslegen, weil Gott sagt: Es ist wichtig, dass diese Dinge in die Gemeinden hineinkommen, damit wir in Hauskreisen, Familien oder Gruppen darüber reden können.

Das möchte Gott.

Gott ist für Weisheit. Er ist nur dagegen, dass wir die Weisheit dieser Welt in die Gemeinde ziehen und sagen: Ab heute machen wir alles genauso. Ab heute gelten die Maßstäbe dieser Welt in der Gemeinde.

Da ist Gott dagegen.

Er gibt uns diese Weisheit zu unserer Herrlichkeit, am Ende von Vers 7. Er möchte, dass wir gut dastehen. Er möchte, dass wir als Sieger vom Platz gehen, auch wenn Leute, die uns nahestehen, uns anders sehen.

Das kann passieren. Ich erlebe das, dass in meiner Familie wenig Verständnis für das da ist, was meine Frau und ich tun.

Es tut mir leid. Wir haben jetzt wieder ein Jüngerschaftsprogramm. Vielleicht wisst ihr das. Wir legen vier Leute auf, die für hundert Tage bei uns wohnen.

Ich glaube, in meiner ungläubigen Verwandtschaft versteht niemand, warum man sich den Stress antut, warum Leute bei einem wohnen, warum man eine größere Wohnung mietet mit Mehrkosten, um zwei Zimmer für Gäste zu haben.

Was machen die denn bei euch? Vielleicht fragt jemand: Zahlen die auch was? Kann man davon leben, wie bei der Kinderbetreuung?

Wenn du sagst: Nein, eigentlich nur Unkosten, dann sage ich: Doch, wir haben etwas davon.

Was haben wir davon? Wir haben junge Menschen, die wir prägen dürfen. Menschen, die in ihrem geistlichen Leben etwas von uns mitnehmen.

Manchmal bin ich erstaunt, was das ist. Es ist Reich Gottes, das hier gebaut wird. Es ist unsere Leidenschaft.

Ich habe das gute Gefühl, dass es zwar immer zu viel Arbeit ist und ich immer müder werde, aber es trotzdem gut ist. Und es ist weise, das zu tun.

Warum? Ganz einfach: Weil Jesus es getan hat. Weil es das Jesusprinzip ist: Schnapp dir ein paar Leute, sei mit ihnen zusammen Tag und Nacht, und du wirst sie prägen – auf irgendeine Weise.

Hast du noch Räume frei bei dir zu Hause? Möchtest du jemanden von den jungen Leuten prägen? Schnapp sie dir für hundert Tage. Morgens um Viertel nach sechs gehst du mit ihnen ins Gebet. Fang einfach an, ihnen dein Leben zu zeigen, wie du es lebst.

Weisheit dieser Welt kontra Weisheit Gottes. Nein, Weisheit Gottes.

Die Gabe göttlicher Weisheit und der Heilige Geist als Offenbarer

Die letzten Verse, Vers neun. Sondern, wie geschrieben steht: Was kein Auge gesehen und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, das hat Gott denen bereitet, die ihn lieben.

Warum schenkt Gott uns Weisheit, uns, die wir Gott lieben? Warum schenkt Gott den Menschen Weisheit, die ihn lieben? Na ja, weil er uns einfach lieb hat. Ja, wir lieben ihn, und er liebt uns zurück.

Was heißt denn das, zurückgeliebt zu werden? Was heißt es, wenn ein Vater sein Kind liebt? Dass der Vater zu dem Kind hingeht und sagt: Schau mal her, an der Stelle musst du etwas ändern, das wäre gut für dein Leben. Das ist Liebe.

Deswegen schenkt uns Gott seine Weisheit, ganz einfach, damit wir ein Leben führen, das ihm entspricht, aber auch uns entspricht. Damit wir uns richtig auf dieser Welt freuen können.

Das, was die Welt nicht kennt, Vers 10, hat uns aber Gott diese göttliche Weisheit geoffenbart durch den Geist. Wir können ihn hören, wir können über ihn nachdenken, weil wir das Mittel dazu haben. Und das ist der Heilige Geist.

Das ist der Grund, warum liberale Theologen, Humanisten und alle möglichen Leute, die die Bibel lesen, aber nicht wiedergeboren sind, so wenig Erfolg haben, das umzusetzen, was darinsteht. Es fehlt ihnen das Mittel.

Du kannst Gottes Weisheit nur umsetzen, wenn du Gottes Geist hast. Und das fängt schon damit an, dass du Gottes Geist brauchst als den Ideengeber. Es reicht nicht nur die Bibel, oder anscheinend – Paulus würde das zumindest so formulieren – es ist noch ein Stück mehr.

Paulus schreibt: Denn der Geist erforscht alles, auch die Tiefen Gottes. Ich weiß nicht, was ihr jetzt denkt. Vielleicht ist in manchen Köpfen der Gedanke drin: Fünf nach neun, jetzt komm endlich zum Schluss, ich hatte noch was vor heute Abend.

Wenn dieser Gedanke drin sein sollte, weiß ich es nicht, weil ich kann nicht in deinen Kopf reinschauen, ich kann deine Tiefen nicht erforschen. Ich kann auch nicht in die Tiefen Gottes vordringen, aber der Geist Gottes kann das.

Und das, was er da findet, kann er mitbringen und mir offenbaren. Denn der Geist Gottes erforscht alles, auch die Tiefen Gottes.

Denn wer von den Menschen weiß, was im Menschen ist? Es ist nur der Geist des Menschen. Du weißt, was du denkst, ich weiß es nicht.

So hat auch niemand erkannt, was in Gott ist, als nur der Geist Gottes.

Wenn wir Gott erkennen, wenn Gott uns einen Blick in seine Persönlichkeit hinein tun lässt – und das ist ewiges Leben –, dann können wir das, weil der Geist Gottes uns diese enge Verbindung schafft.

Wenn du den Geist Gottes nicht hast, kannst du theoretisch Bücher über Gott lesen bis zum Rest deines Lebens. Und Gott wird dir nicht nahe sein, du wirst ihn nicht verstehen, weil du den Geist Gottes brauchst.

Wir aber haben nicht den Geist der Welt empfangen, sondern den Geist, der aus Gott ist, damit wir die Dinge erkennen, die Gott uns geschenkt hat, die uns von Gott geschenkt sind.

Du hast den Geist Gottes, weil Gott dir zeigen möchte, wer du bist und womit du beschenkt bist.

Und jetzt kannst du einen Test machen: Habe ich den Geist Gottes? Das wäre so ein Ansatzpunkt.

Bin ich jemand, der sich auskennt, wenn es um das Thema Errettung geht – und zwar um die Begleiterscheinungen und die Folgen unserer Errettung?

Weiß ich, was Gott mir geschenkt hat? Ist da etwas gewachsen in meinem Denken?

Du könntest das daran festmachen: Ist es klarer geworden für dich, wer Gott ist? Freust du dich mehr auf die Ewigkeit? Hast du mehr verstanden, wer du selber bist? Wächst da etwas?

Und wenn du sagst: Ja, das ist total spannend, ich habe Dinge über mich gelernt, und zwar im positiven wie im negativen Sinn, ich freue mich auf die Ewigkeit, und der Bezug zu Gott wird irgendwie immer intimer und intensiver – wenn das so bei dir ist, dann ist das eine Wirkung des Heiligen Geistes.

Und dann darfst du das auch nehmen und weitergeben.

Paulus sagt: Davon, von diesen Dingen, womit Gott uns beschenkt hat, wer wir sind, wer Gott ist, davon reden wir auch nicht in Worten, gelehrt durch menschliche Weisheit. Achtung, wir rutschen nicht in diese Richtung ab, das interessiert uns nicht.

Sondern in Worten, gelehrt durch den Geist, indem wir Geistliches durch geistliches deuten.

Wenn ihr euch eine Anmerkung macht: Ich glaube, es wäre eine andere Übersetzung besser. Mache ich ganz selten, dass ich so etwas sage, aber hier an der Stelle wäre es gut zu wissen.

Man könnte meines Erachtens besser übersetzen mit dem, indem wir den Geistlichen das Geistliche erklären.

Der Text kann anders übersetzt werden, ich übersetze ihn lieber so, denn das ist unser Thema: Indem wir den Geistlichen das Geistliche erklären.

Also wir reden über die Dinge, die wir erfahren haben, indem wir mit geistlichen Menschen reden und den geistlichen Menschen das Geistliche erklären.

Wie sieht das aus? Ganz einfach: Heute um 15:30 Uhr öffne ich Facebook und habe dann oben so eine Eins, so eine rote Eins. Ah, hat mir jemand was geschrieben. Zuck, mache ich sie auf.

Jürgen, ich habe da mal eine Frage zu Hiob. Wie ist das mit dem Teufel und Gott? Ist es wirklich so, dass Gott dem Teufel immer das erlauben muss, wenn er ... so?

Jo, dann drückst du auf Antworten und schreibst die Antwort.

Geistlichen wird Geistliches erklärt. Da ist eine geistliche Frau, ein junges Mädchen, hat eine geistliche Frage. Und ich versuche das zu erklären.

Das ist das, was Paulus sagt.

Und das tun wir nicht auf der Grundlage menschlicher Weisheit. Dahinter steht nicht mein Wissen aus der Schule, dahinter steht nicht mein Wissen aus Psychologie heute.

Sondern dahinter steht offenbartes Wissen aus der Bibel. Und indem ich das durchdacht habe, indem ich gemerkt habe, dass das stimmt, was darinsteht, bin ich in der Lage, das zu tun.

Und ihr seid das auch.

Und ich stoße immer wieder auf das Phänomen, dass die einen das annehmen und die anderen nicht.

Paulus sagt: Ein natürlicher Mensch aber nimmt nicht an, was des Geistes Gottes ist.

Wenn jemand den Geist Gottes selber nicht hat, dann wird er mit diesen Dingen nicht klarkommen. Dann scheitert er an so simplen Sachen wie der Jungfrauengeburt, wo er die Frage stellt: Hallo?

Wenn jemand ein ganzes All schafft, so ein Kosmos, dann ist doch eine befruchtete Eizelle ja gar nichts im Vergleich zu einer Sonne und noch einer Sonne und noch einer Milliarde Sonnen und noch mal eine Milliarde Sonnen und dann noch mal drei Milliarden Sonnen.

Was ist denn das?

Aber an solchen Banalitäten werden Menschen scheitern, die den Geist Gottes nicht haben.

Ein natürlicher Mensch nimmt aber nicht an, was des Geistes Gottes ist, denn es ist ihm eine Torheit. Er wird sagen: Das geht doch nicht.

Stimmt, wenn du es probierst, geht es nicht.

Und wenn du schaust, wem das schon gelungen ist auf der Welt, dann geht es auch nicht.

Und wenn du in die Biologiebücher reinschaust, dann darf das auch nicht gehen.

Stimmt, und wenn das alles ist, was erlaubt ist zu denken, dann geht es halt nicht.

Aber Entschuldigung, ich glaube an Gott, den Schöpfer von Himmel und Erde. Und das ist wirklich eine Kleinigkeit.

Und trotzdem treffe ich auf Menschen, denen ich das dann sage, und sie sagen: Das ist Torheit.

Und sie können es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt wird.

Bestimmte Dinge kann ich nur beurteilen, wenn ich den Geist Gottes habe.

Ich kann nur eine Einschätzung dieser Sachen treffen, wenn ich selber geisterfüllt bin, weil ich sonst keinen Zugang habe zu dieser Information und ich habe gar keinen Beurteilungsmaßstab.

Ich weiß ja gar nicht, wer Gott ist, und ich rede über Gott.

Und dann heißt es ein bisschen kryptisch am Ende, und dann machen wir Schluss:

Der Geistliche beurteilt zwar alles, das heißt, ein geistlicher Mensch ist durch den Geist Gottes in die Lage versetzt, alles zu beurteilen.

Er selbst jedoch wird von niemandem beurteilt.

Das bedeutet nicht, dass es nicht Leute gibt, die zu dir sagen: Du bist blöd. Das ist ja auch ein Urteil.

Aber egal, was sie sagen, es ist nicht wirklich ein Urteil, es ist eine Meinung und dazu noch eine falsche.

Aber der, der das sagt, hat überhaupt nicht die Instrumente, um ein Urteil zu sprechen.

Er kann dich nicht beurteilen, weil du als geistlicher Mensch außerhalb seines Erfahrungshorizontes bist.

Das wäre, wenn ich anfangen würde, von Karl Dietmann eine Torte zu beurteilen. Ja, dann könnte ich sagen, gut oder schlecht, nur es wäre völlig egal, was ich sage, weil er weiß, was Sache ist.

Und wenn Karl Dietmann im umgekehrten Fall irgendwo, wo ich Experte bin, sagt: Hast du gut gemacht, und ich denke: Nee, das war nichts, dann gilt mein Urteil, weil ich der Experte bin.

Und wenn jemand zu deinem Leben sagt: Dein Leben taugt nichts, weil du Christ bist, dann kannst du einfach sagen: Entschuldigung, du bist kein Experte in Sachen Christsein, solange du den Heiligen Geist nicht hast.

Du hast mir einfach nichts zu sagen. Dein Urteil ist kein Urteil, du kannst mich nicht beurteilen.

Der Geistliche beurteilt zwar alles, er selbst jedoch wird von niemandem beurteilt.

Vorsicht, wir müssen den Zusammenhang behalten.

Es geht darum, wie Menschen über uns reden.

Wir werden am Anfang von Kapitel vier sehen, dass wir natürlich beurteilt werden, wenn Gott ein Urteil über unser Leben spricht. Logisch.

Aber wenn Menschen sich aufmachen, uns zu beurteilen, Menschen, die den Geist Gottes nicht haben, das kann es einfach nicht sein.

Warum?

Weil Paulus sagt: Wer hat den Sinn, also wer hat das Denken des Herrn erkannt, dass er uns unterweisen könnte? Wer kennt Gott so gut, dass er zu dir sagen kann: Dein geistliches Leben ist falsch?

Und die Antwort lautet: Niemand, der den Geist Gottes nicht hat.

Wir haben Christi Sinn. Wir denken, wie Jesus denkt.

Und damit schließt sich der Kreis, weil wir denken, wie Jesus denkt, weil er unser Zentrum ist und weil er unser Herr ist.

Deswegen ist jede Form von Spaltung in der Gemeinde, jede Form von Auseinanderdriften falsch.

Und deswegen müssen wir so kämpfen dafür, die Einheit in der Gemeinde zu bewahren.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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