Rückblick auf ein Jahrhundert christlichen Glaubens
Für mich ist es ein ganz besonderes Erlebnis, dieses Jubiläum hier mit Ihnen zu feiern. Ich kann mir kaum vorstellen, dass so etwas irgendwo sonst in Deutschland möglich wäre: eine Konferenz, bei der sich die Jesusleute aus den verschiedensten Gruppen und Kreisen treffen, innehalten und gemeinsam auf hundert Jahre zurückblicken.
Alles begann noch zu Kaisers Zeiten, später gab es ein Königreich, dann folgten Hungersnot nach dem Ersten Weltkrieg, Revolution und Verführung. Die Ideologie des Nazireiches drang tief in die Christenheit ein und brachte große Verwirrung. Danach kam ein schrecklicher Krieg, Zerstörung und der Feuersturm über Heilbronn. Viele von Ihnen haben das alles hautnah miterlebt.
Das Wunderbarste daran ist: Sie haben erfahren, wie Jesus mitgeht. Wenn Sie jetzt anfangen würden, von Ihren Erlebnissen in schweren Nöten, Verzweiflung, Krankheitsnot, an offenen Gräbern und in wirtschaftlichen Katastrophen zu erzählen, dann gäbe das ein so wunderbares Zeugnis. Es wäre großartig, wenn wir mit unseren Worten ausdrücken könnten, was wir mit Jesus erlebt haben.
In der Bibel steht die Geschichte von Christen, die sich gar nicht so lange zuvor zu Jesus bekehrt hatten. Sie kamen aus dem Heidentum oder Judentum und wurden Christen. Oft stellen wir uns vor, wenn jemand Christ wird, lösen sich alle Probleme. Viele behaupten, als Christ habe man keine Geldsorgen mehr, müsse keine Angst mehr haben, werde nie mehr krank und alle Schwierigkeiten seien gelöst.
Wissen Sie, was tatsächlich passiert ist? Diese Christen wurden um ihres Glaubens willen vertrieben und ausgestoßen. Sie mussten um ihr Leben rennen und konnten nichts mitnehmen. Ihnen wurde alles weggenommen. Die Menschen, an die sich der Hebräerbrief richtet, haben den Raub ihrer Güter mit Freuden erduldet. Das kann ich mir kaum vorstellen.
Ich würde Tag und Nacht darüber klagen, wenn meine Bibliothek verbrannt wäre oder mir alles weggenommen würde – diese Hunde! Doch sie ertrugen alles, weil ihnen eines wichtig war: dass Jesus mit ihnen geht.
Mahnungen für den Glaubensweg aus dem Hebräerbrief
Ich möchte einige Verse aus dem dreizehnten Kapitel des Hebräerbriefs vorlesen. Es ist das letzte Kapitel dieses Briefes und enthält einige Mahnungen des Apostels an die Christen, bezogen auf den Weg, den sie gehen.
Es beginnt mit der Aufforderung, festzubleiben: Bleibt fest! In der brüderlichen Liebe sollt ihr gastfrei sein, vergesst das nicht. Denn dadurch haben einige, ohne es zu wissen, Engel beherbergt.
Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr selbst noch im Leib lebt.
Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen, und das Ehebett unbefleckt. Denn die Unzüchtigen und Ehebrecher wird Gott richten. Dieses Problem ist nicht nur ein Thema des 21. Jahrhunderts, sondern war auch vor 2000 Jahren eine große Not.
Seid nicht geldgierig, sondern lasst euch genügen an dem, was ihr habt. Denn der Herr hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen und nicht von dir weichen. So können auch wir getrost sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten; was kann mir ein Mensch tun?
Gedenkt an eure Lehrer, die euch das Wort Gottes gesagt haben. Betrachtet ihr Ende und folgt ihrem Glauben nach, der auf Jesus Christus gerichtet ist – gestern, heute und in Ewigkeit.
Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben. Denn es ist ein kostbares Ding, dass das Herz fest werde, und das geschieht durch Gnade.
(Hebräer 13)Die heutige Situation im Vergleich zur Vergangenheit
Jetzt ist die Situation bei uns ganz anders als damals bei den Hebräern, bei den hebräischen Christen. Wir leben in einer Zeit unglaublichen Wohlstands. Wenn Ihre Urgroßeltern geahnt hätten, was bei uns heute selbstverständlich ist, wären sie verrückt geworden. Sie hätten sich das gar nicht vorstellen können.
Es wird auch nie mehr eine Generation geben, selbst unter den Jungen, die solche Renten bezieht wie die heutige Rentnergeneration. Wir müssen ganz offen sein: Wir leben auf einem unglaublich hohen Niveau, und es gibt auf der ganzen Welt kein Volk, das eine solche soziale Absicherung hat wie wir. Nordamerikaner in den USA würden sich die Finger nach einem solchen Sozialsystem lecken, in dem alle Fälle abgesichert sind – egal, ob reich oder arm.
Es ist doch eigentlich für alles gesorgt. Wir können doch ganz fröhlich und getrost in die Zukunft blicken. Aber wenn man genau hinhört, sind die Leute um uns herum alle in großer Angst. Und man spürt irgendwo, dass alles zusammenhängt.
Mir tun die Politiker leid, dass wir sie anklagen, als ob sie schuld wären. Nein, wir wollen alle zu viel, und das geht irgendwann nicht mehr. Wir spüren, dass sich das alles nicht mehr finanzieren lässt. Es geht einfach nicht mehr. Wie soll die Wirtschaft laufen, wenn wir einkaufen wie die Verrückten? Aber dadurch bringen wir die Wirtschaft nicht wieder in Schwung.
Es kann doch nicht wahr sein, dass wir noch mehr Autos kaufen, obwohl wir sie später wieder hinstellen müssen, wo man in Heilbronn sowieso nirgendwo parken kann. Was soll das alles? Und lösen sich dadurch die großen Spannungen zwischen den Weltvölkern?
Wir hatten vor ein paar Monaten Besuch von einem Israeli. Er war lange bei der Geheimpolizei, ein toller Mann, ein Guerillatyp, ein großer Typ. Dann sagte er uns: „Wartet nur mal, bis bei euch der erste terroristische Anschlag erfolgt!“ Es gibt kein Volk auf der Welt, das eine Lösung hat, wie man Terrorismus überwinden kann. Furchtbar, wir leben nun seit vielen Jahren damit.
So kann man jetzt nacheinander die ganzen Dinge aufzählen, die noch kommen sollen.
Die Bedrohungen der Gemeinde in der Endzeit
In dieser Weltgeschichte hat Jesus ganz offen über die kommenden Inflationen, die Geldentwertung, Wirtschaftskrisen, Hunger, teure Zeiten sowie Kriege und Kriegsgeschrei gesprochen.
Doch das, was Jesus in seiner Ankündigung als das Schlimmste hervorhebt, ist die Bedrohung der Gemeinde – besonders der Jesusgemeinde, der Allianzgemeinde. Diese ist am stärksten von der Macht der Finsternis bedroht und umkämpft. Diese Bedrohung reicht bis in das Innerste der Gemeinde hinein. Dort steht einer gegen den anderen. Falsche Propheten tauchen auf, und manche geben sich als Christus aus.
Das Wort Gottes wird verfälscht, was zu einem totalen Durcheinander führt. Menschen fallen auf alles herein, was ihnen geboten wird. Die Gemeinde wird verwirrt und zerstört. Sogar kommt es vor, dass einer den anderen zur Verfolgung überliefert und einer den anderen ausliefert.
Wenn Jesus solche Ankündigungen macht, muss er wissen, dass dies Realität ist. So ist es auch in der Offenbarung, die wir heute Mittag gelesen haben. Dort unterzieht Jesus die Gemeinden einer Generalrevision, einer Prüfung. Dabei wird überprüft, ob sie noch auf dem rechten Grund stehen und ob sie noch in der ersten Liebe zu Jesus sind.
Herausforderungen und Hoffnung für die Gemeinde heute
Wir reden viel darüber, wie wir die Weltprobleme lösen sollen, liebe Schwestern und Brüder. Ich glaube, das Allerwichtigste für uns Christen ist, zu fragen: Wie lösen wir die Nöte unserer Gemeinden in dieser letzten bösen Zeit, in der wir leben? Und wie können wir alle wache Christen sein und Gemeinde bauen in dieser Zeit?
Wir wollen nicht klagen, wir wollen nicht jammern und auch keine düsteren Szenarien malen. Wir spüren doch einfach, wie die Kirchen leer werden und wie wir mitten in einem Volk leben, das sich von Jesus abgewandt hat.
Da ist mir die Bibel so wunderbar, weil sie auf allen Seiten sagt, dass Jesus der heimliche König und Herr ist. Wer ihm vertraut, erlebt seine Macht. Und wenn der Teufel noch so wütend tobt und die Widerstände noch so unüberwindlich erscheinen, wirkt Jesus mächtig.
Wir erleben das in unserer Arbeit, in der Hilfe für Brüder und christliche Fachkräfte. Wir zählen das sonst immer, wenn wir Zeit haben, wie heute, in vielen Kontinenten der Welt: Ein Aufbruch zu Jesus findet statt wie nie zuvor. Nur in Europa nicht.
Ein Aufbruch wie noch nie – Buddhisten, Hindus, Marxisten in China und Muslime: Noch nie sind so viele Muslime Christen geworden wie in diesen Tagen. Und was alle bloß zieht, ist Jesus, nichts anderes. Sie kommen nicht wegen unserer Kirchen, unserer Ordnung, unserer Lieder oder Musik. Jesus zieht sie.
Die Menschheit hat eine große Sehnsucht nach Jesus, besonders angesichts ihrer unlösbaren Menschheitsprobleme.
Die Gefahr der erkalteten Liebe und die Kraft des Glaubens
Jesus hat gesagt, dass in der Endzeit, in der letzten bösen Zeit, die schlimmste Sache sein wird, dass die Liebe erkaltet. Besonders bei uns Christen wird die Liebe kalt, und die Gesetzlosigkeit nimmt überhand.
In dieser letzten bösen Zeit können wir die Macht von Jesus auf wunderbare Weise erleben. Lesen Sie doch in der Bibel, wie Jesus Menschen beruft und sich nicht von allen Widerständen oder der Macht der Finsternis aufhalten lässt. Er sagt: „Geht hin in die Welt, ich will mit euch sein. Ihr sollt meinen Frieden zu den Menschen bringen. Verkündigt das Evangelium, ich will mit euch sein. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“
Das sind ganz wunderbare Zusagen. Egal wie eingeschnürt, mutlos, verzweifelt oder schwach wir sind, oder wie kläglich die Gemeinden sind, aus denen wir kommen – Jesus hat noch viel vor. Er ruft uns in seinen Dienst.
Wenn wir an die Zukunft denken, die vor uns liegt, wollen wir uns nicht von allen Schreckensnachrichten aufhalten lassen. Stattdessen wollen wir wissen, dass wir mit großer Freude gebraucht werden. Egal was kommt, wir wollen uns von nichts schrecken lassen.
Selbst wenn die Welt voller Teufel wäre und uns verschlingen wollte, fürchten wir uns nicht zu sehr. Es soll uns doch gelingen. Die entscheidende Frage ist, ob wir ganz bei Jesus sind.
Stehen Sie ganz bei Jesus? Ist alles zwischen Ihnen und ihm geklärt? Dann kann er Siege durch Sie wirken.
Zeugnisse von Verfolgung und Treue im Glauben
In der letzten Woche erreichte mich eine Nachricht, die mich tief erschüttert hat. Auf der Insel Sulawesi wurden drei Mädchen, ich glaube, sie waren acht oder neun Jahre alt, von ihren Eltern zur Schule in Pozo verabschiedet. Dort lauerten einige Islamisten auf sie und schlugen ihnen den Kopf ab, weil sie Christen waren.
Eine Nachricht, die man kaum noch zur Kenntnis nimmt. Auf der Nachbarinsel, der Gewürzinsel Halmahera, sind in den letzten vier Jahren zehn Menschen ums Leben gekommen – allein deshalb, weil sie Jesus treu geblieben sind. Unzählige andere wurden misshandelt, alle Häuser niedergebrannt.
Im Nordnigeria spielt sich seit Jahren dasselbe Drama ab. Dort gibt es Kirchen, die in zehn Jahren bereits fünfmal angezündet wurden – in einer Welt, in der der Hass gegen Jesus zu triumphieren scheint.
Jesus sprach davon: „Ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen.“ Das spüren manche vielleicht bei Kollegen im Betrieb oder merken es an den jungen Leuten in der Schulklasse. Doch Jesus sendet uns in diese Welt. Wir sollen fest bei ihm bleiben und die Erfahrung seines Sieges machen.
Wissen Sie, überall dort, wo diese Dinge geschehen, sind es gerade die Gebiete, in denen jedes Jahr Zehntausende Muslime zu Jesusjüngern werden. Das sind die letzten Nachhutgefechte, in denen man neunjährige Schulmädchen enthauptet.
Auf der Insel Java werden jedes Jahr Zehntausende Muslime Jesus nachfolgen – in der erfolgreichsten Islamnation der Welt. Obwohl jede einzelne Bekehrung in Asien ein unwahrscheinliches Martyrium bedeutet.
Um Jesu willen sind es Menschen, die das wagen. Sei auch du ein Zeuge Jesu in unserer Zeit. Bei uns kostet es ja gar nichts mehr.
Die Bedeutung der brüderlichen Gemeinschaft
Und in dieser Zeit wollen wir mutig sein. Mutig sein und in diese Welt hineintragen, was Jesus uns getragen hat: Gemeinde zu sein, die sein Zeuge ist und von ihm redet.
Der Hebräerbrief zeigt hier dieser Gemeinde drei Dinge, die damals wichtig waren. Ich meine, diese Dinge sind heute noch sehr aktuell. In einer Zeit, in der sie Fremdlinge in der Welt waren, Fremde, die man nicht akzeptierte, die man hasste und ausstieß. Doch der Schreiber des Hebräerbriefs sorgt sich um die Gemeinde. Er betont, dass wir fest bei Jesus bleiben sollen – auch in einer zunehmend kalten Welt, in der Lieblosigkeit herrscht und Einsamkeit stark empfunden wird.
Ich war viele Jahre in der Stuttgarter Innenstadt, dort zwischen Poppelscher und Oegaeg, wo die großen Hochhäuser stehen. Es hat mich immer erschüttert, wie heute Menschen leben. Oft wissen sie, obwohl sie über Jahre nebeneinander wohnen, gar nicht, wer die Leute sind, die auf derselben Etage leben. Man lebt von Masse zusammen und ist doch völlig allein. Und darunter leiden die Menschen.
In Stuttgart gibt es inzwischen vielleicht 60 Prozent Singlehaushalte. Die Einsamkeit wird immer schlimmer. Und wenn man unter Menschen steht, in der vollen Straßenbahn oder in der Fußgängerzone, ist man dennoch allein. Man hat niemanden, mit dem man über seine Probleme reden kann.
Da steht die brüderliche Liebe. Das war etwas ganz Wichtiges in der Allianz – die brüderliche Liebe. Manche meinen, das sei ein altertümlicher Ausdruck: brüderlich. Wissen Sie, warum wir Bruder zueinander sagen? Das hat Jesus angefangen. Er hat sich als der große, hohe Priester nicht geschämt, uns Brüder zu nennen. Der ewige Gottessohn nennt uns Brüder.
Als seine Geschwister kamen und die Mutter Jesu gesagt hatte: „Nein, das interessiert mich nicht mehr“, meinte er nicht die leibliche Geburt, sondern das Wort Gottes hören – das sind seine Schwestern und Brüder. Und die, die den Willen Gottes tun und im Gehorsam Gottes leben.
Die Bruderschaft ist etwas Heiliges. Für mich ist das ein Wort, das ganz wichtig ist. Egal, ob jemand zur Brüderversammlung gehört, zur Heilsarmee, Methodist oder Landeskirchler ist: Wenn er ein Jesusjünger ist, dann ist das mein Bruder und dann ist das meine Schwester. Dann gehören wir zusammen.
Ich beobachte heute, dass die Vereinsamung auch in unseren evangelikalen Kreisen immer größer wird. Früher hat man das nur von den Koreanern gesagt: Drei Koreaner gründen sieben Gemeinden. Also versteht ihr, jeder macht seinen eigenen Laden auf, jeder Hauskreis wird zur selbständigen Gemeinde.
Vergesst über all dem nicht die Bruderschaft. Das ist etwas ganz Wunderbares. Wenn wir in die Zukunft gehen, wollen wir jetzt nicht über die Katastrophen der Welt reden. Ich will kein Endzeitszenario malen.
Liebe Schwestern und Brüder, lasst uns die Bruderschaft als eine heilige Pflicht erkennen und sagen: Ich frage nicht, wo du herkommst. Mich interessiert deine Organisation nicht. Mich interessiert dein Taufschein nicht. Bist du bei Jesus? Bist du einer, der aus dem Wort lebt?
Und ihr jungen Leute, entdeckt das doch! Das sind Alte! Wisst ihr, was ihr bei den Alten könnt? Geht doch hin und sagt: Darf ich bei Ihnen beichten? Können Sie mir aus der Verstrickung meines Lebens helfen? Sie sind doch Seelsorger. Sie haben Erfahrung. Da leben Menschen, mit denen man leben kann, die verschwiegen sind – Schwestern und Brüder.
Habt ihr jemanden, der für euch betet? Habt ihr jemanden? Es ist eine schreckliche Seuche, wenn die Vereinsamung bei uns um sich greift und wir den Schatz der Gemeinschaft nicht mehr entdecken.
Für uns war das vor 26 Jahren der Grund, wie wir mit vielen Missionsleuten damals – Ernst Vater war ja doch Hauptanreger – die Arbeitshilfe für Brüder begonnen haben. Und da gibt es natürlich immer viele, die sich über unseren Namen lustig machen, als ob die Schwestern nicht ernst genommen werden.
Nein, wir handeln nach dem Wort, wo Jesus gesprochen hat: „Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Das sind die Jesusleute.
Heute leben viele in der Welt in großer Not und Verfolgung und sind vergessen. Wir haben keine Verbindung zur größten evangelischen Kirche in Äthiopien, der Wort des Lebenskirche, die ungeheuer wächst. Eine Bibelkirche, ganz nüchtern und missionarisch.
Wir dürfen die Christen in Nordnigeria nicht vergessen. Da leben im Golf einzelne Leute, die schon mutige Kerle sind. Sie haben unter einem Bett ihre Bücherkiste und vertreiben im Heimlichen ihre Bücher. Und denen können wir helfen. Die können wir ermutigen und stärken.
Wir bekommen so viele Impulse von ihnen. Das ist ein großer Reichtum, den es zu entdecken gilt. So groß ist die Jesusgemeinde in der Welt. Da ist Wachstum, da ist Aufbruch, da geschieht Erweckung. Da bekommen wir Anstöße und Impulse.
Vergesst nicht die herrliche Bruderschaft im Leib Jesu, wo ein Glied leidet, leiden alle mit. In einer Welt der Einsamkeit und Kälte dürfen wir in der Allianz diese Bruderschaft in Jesus leben.
Drei zentrale Aufforderungen für das Glaubensleben
Dann das Zweite: Wir sollen festbleiben in einer Zeit voller unerfüllter Sehnsüchte. Wir sind ja alle von dieser unerfüllten Lust getrieben und suchen ständig weiter. Auch wir Christen sind angesteckt von dieser Sucht, immer mehr und immer weiter zu empfinden. Der Wellnessgedanke sagt uns, wir müssten doch auch diese Befriedigung finden – gerade in einer Zeit der ungestillten Sehnsüchte.
Unzählige Menschen um uns herum brechen alle Tabus nieder. Doch sie kommen belastet mit Sünden und unbefriedigt zurück. Das war schon immer so. Es gibt keine Sünde dieser Welt, die je einen Menschen wirklich befriedigt hat.
Wir erleben sogar unter uns Evangelikalen, wie Ehen angekränkelt sind, wie Untreue geschieht und wie klare Ordnungen verletzt werden, die in der Bibel eindeutig geregelt sind. Es geht um das Leben vor der Ehe und um das Leben in der Ehe. Die ungestillte und ungezügelte Begierde bringt unser Leben nicht zur Erfüllung und Befriedigung. Stattdessen treibt sie uns ganz weit weg davon.
Darum ist es so wichtig, dass wir in der Gemeinde aufeinander achten. Viele haben ihre Verbindung zu Jesus verloren, weil sie einen Lebensstil gelebt haben, der gegen das Wort Gottes war.
Jesus hat so eindeutig gesprochen. Wenn Sie es in Markus 4 noch einmal nachlesen, im Gleichnis vom vierfachen Ackerfeld, erfahren Sie, warum der Samen des Wortes Gottes nicht aufgehen kann. Warum wird das Wort Gottes erstickt? Warum schläft die Bibelstunde ein?
Jesus nennt drei Gründe: Die Sorgen um diese Welt, die irdischen Sorgen, der betrügerische Reichtum und die Begierde ersticken das Wort Gottes.
Liebe Schwestern und Brüder, es ist die Frage, ob wir innehalten und sagen: Ich will mein Leben mit meinen Schwestern und Brüdern in der Gemeinde wieder eindeutig leben.
Das Wort Gottes gibt uns verbindliche Auskunft darüber, wie man ein erfülltes und glückliches Leben führt und wie man das Leben in überfließender Fülle bekommt. Jesus, der uns all diese Gaben mitgegeben hat, will nicht, dass wir unbefriedigt sind. Er gibt Erfüllung in der größten und höchsten Intensität.
Darum ist es so wichtig, dass wir diesen Weg gehen. Der Teufel zahlt mit Falschgeld, doch Jesus sagt: Selig seid ihr, wenn ihr tut, was er uns in seinem Wort angeordnet hat.
Die Sehnsucht nach wahrer Lebensfreude
Der Schrei der Welt
Wir finden keine Befriedigung. Bis hin zum Schlager „I Can’t Get No Satisfaction“ spiegelt sich diese Verzweiflung wider. Ach, wenn wir doch wieder so leben würden, dass andere sagen: „Mensch, schau mal bei den Christen, welche Freude dort herrscht.“ Sie reden nicht dauernd vom Geld, denn das ist nicht das Wichtigste.
Mich ärgert es oft, wenn so getan wird, als wäre das Kindergeld das Wichtigste beim Kinderkriegen. Nein, leben wir Christen wieder das, was uns Gott als Gaben schenkt – so fröhlich, so anspruchslos und so selbstverständlich –, dass die Welt sagt: „Bei denen ist die Lebensfreude da, die haben das Leben.“ Ansteckend und fröhlich.
Oder werden wir von Geldgier getrieben, genauso wie andere Menschen, obwohl wir doch so viel haben?
Festhalten an Jesus inmitten von Katastrophen und Verwirrung
Und noch das letzte Fest bei Jesus bleiben – das wird für mich in der Zukunft, auch in den nächsten Jahren, sehr wichtig sein. Ganz egal, welche Katastrophen passieren, Jesus hat uns so viele Verheißungen gegeben.
Wunderbar, tobe, Welt, und springe! Ich stehe hier und singe in Gar Sicharow. Das sind die äußeren Katastrophen, die kommen. In diesen Tagen gab es eine ganze Reihe von Mitarbeitern im Kaschmirtal, als das schwere Erdbeben kam. Dort befindet sich eine Klinik, die wir von Hilfe Brüder aufgebaut haben, mit einem pakistanischen evangelischen Arzt, Doktor Harun. Das Haus ist sehr zerstört, die Klinik und alles.
Wenn man das draußen sieht, wie die Leute in der Katastrophe, obwohl sie selbst betroffen waren – Doktor Christine Rebsch, die Tochter von Bernhard Rebsch, ist dort, ebenso einige Co-Workers. Wie sie angefangen haben, dort zu helfen, zeigt, dass sie einen festen Halt bei Jesus haben. Die Katastrophen können Jesusleute nicht erschrecken, wenn sie geborgen sind in der Ewigkeit.
Aber das Schlimme ist, dass die Gemeinde zerstört werden kann. Was ist denn noch eine Gefährdung, dass wir festbleiben? Das ist so wichtig in einer Zeit widersprechender Meinungsvielfalt und Pluralismus, in der der eine dies sagt und der andere das. Der eine sagt: Ja, das hat man früher zwar geglaubt, aber heute kann man seine eigene Ansicht haben, was man von Jesus hält, wie das mit der Bibel ist, mit dem Wort Gottes, mit der Ehe und mit den Ordnungen. Ein kunterbuntes Durcheinander.
Wir wissen um diese Meinungsvielfalt. Wer hat denn eigentlich Recht? Viele sagen, keiner hat Recht, jeder hat ein bisschen was von der Wahrheit, keiner weiß genau. Es gibt ja gar keine richtige Wahrheit, jeder hat so ein Stückchen von der Wahrheit erst zusammengesetzt. Gibt es denn einen Kuchen? Vielleicht ist das so ein Stück in der demokratischen Meinungsvielfalt?
Nein, liebe Schwestern und Brüder, für uns ist es wichtig in der Evangelischen Allianz, dass wir einen ganz klaren Kurs kennen. Wir wollen auch den ratlosen Menschen um uns herum sagen können: Es gibt kein anderes Heil in der Welt, nur allein den Namen Jesus. Und es gibt keinen anderen Weg, wie man selig werden kann.
In der ganzen Bibel steht nichts von einer Hintertür, durch die man auch noch gerettet werden kann. Wo steht von der Hintertür, durch die man, wenn man Jesus abgelehnt hat, doch noch selig wird? Es steht das Erschütternde da, dass man verloren gehen kann.
Darum ist es uns eine Leidenschaft, klar zu sagen, was heute Not ist: Menschen anzubieten und zu sagen: Gott sucht dich in seiner Liebe. Du kannst Jesus finden.
Die Bedeutung von Klarheit und Wahrheit im Glauben
Wenn Sie zum Bahnhof gehen und in der Abfahrtstabelle nachsehen, wann der Zug fährt, machen Sie sich fertig und wollen fünf Minuten vorher dort sein. Dann sagt Ihnen der Mann mit dem Rotkäppchen, der Zug sei schon abgefahren. Es war ein Druckfehler in der Tabelle. Da regen Sie sich mit Recht auf, denn das muss stimmen!
Und wenn Sie das Straßenschild, an dem Sie wohnen, ummontieren und dort plötzlich statt „Frauenweg“ „Kaiserallee“ steht, kommt der Notarzt zum Einsatz. Er will helfen, gerät aber durcheinander. Es muss eindeutig sein in unserer Welt – umso mehr, wenn es um unser ewiges Heil geht!
Es geht um klare Klarheit und Wahrheit. Deshalb ist es ganz wichtig, dass wir in der Evangelischen Allianz eine klare Botschaft haben. Aber wie bekomme ich diese? Jesus sagt, dass er uns in alle Wahrheit leiten wird. Das hat er versprochen. Wer aus der Wahrheit ist, der hört seine Stimme.
Was heißt „aus der Wahrheit sein“? Es bedeutet, die Wahrheit selbst entdeckt zu haben. Was ist denn die Wahrheit? Dass ich ein ganz kleiner, sterblicher Mensch bin, mit meinem Leben allein nichts bewirken kann, vom Tod bedroht bin und dass mich nur Jesus rettet. Er holt mich heraus aus der Sünde und beginnt ein neues Leben in mir.
Wir hatten neulich eine Tagung mit jungen Leuten, und ich durfte die Bibelarbeit halten. Es war erschütternd, als wir auf das Thema kamen: Viele junge Leute sagten, sie möchten heute wortlos Zeugnis von Jesus geben. Das geht nicht wortlos. Sie sagten: „Ja, ich möchte das vorleben.“ Aber wie willst du das vorleben?
Auch die Humanisten wollen ein perfektes Leben führen, ebenso die Muslime und die Buddhisten. Alle streben nach Perfektion. Aber wo ist endlich jemand, der sagt: „Ich scheitere täglich an meinem guten Willen und schaffe nicht, was ich will. Ich wäre gern ein besserer Vater für meine Töchter gewesen, ich wäre gern ein perfekter Ehemann, aber ich bin es nicht.“
Ich lebe von der Vergebung Jesu, auch als Christ. Wenn Jesus mir nicht täglich die Sünden vergeben würde, wäre ich ein verlorener Mensch. Und das wollen wir anderen weitergeben: Dass wir nicht perfekt sind, sondern einen wunderbaren Heiland haben. Das ist die Wahrheit: Er allein rettet, niemand sonst.
Dann steht auch geschrieben: „Gedenkt an die Lehrer, die euch das Wort gesagt haben.“ Das wird heute oft vergessen. Wir stehen in einer langen Kette. Die Geschichte wird häufig übersehen. Da war Johann Sebastian Bach, da war Paul Gerhard, da waren Ludwig Hofacker und Philipp Friedrich Hiller. Sie alle haben in schwierigen Zeiten gelebt.
Du stehst in einer langen Kette, das beschreibt der Hebräerbrief so schön: eine lange Reihe von Zeugen, die uns vorangegangen sind. Wir tragen die Fackel weiter. Bleib in diesem reichen Erbe, das dir die anderen vorgelegt haben, und du darfst das Wort Gottes weitertragen – das Evangelium.
Darüber wollen wir nicht streiten. Andere haben es in schwierigen Zeiten entdeckt: Sein Wort ist wahr, trügt nicht und hält gewiss, was es verspricht – im Tod und im Leben.
Menschen, die 23 Jahre in einem Straflager in China waren, erzählten mir: „Wenn ich die Verheißungen Gottes nicht in meinem Kopf gehabt hätte, wäre ich im Elend vergangen.“
Sie erleben es auch, wenn sie zu Sterbenden kommen, die keinen Frieden finden. Sie sagen nur ein Wort von Jesus, und plötzlich geht eine Kraft davon aus. Wenn sie am offenen Grab stehen und von Jesus, dem Auferstandenen, predigen, schenkt das Hoffnung und Zuversicht.
Abschluss: Festhalten an Jesus als Lebensgrundlage
Lassen Sie mich mit etwas abschließen, das für die Zukunft sehr wichtig ist: dass wir fest bei Jesus bleiben.
Ich nehme dazu ein Beispiel aus der Vergangenheit. Da war ein junger Theologiestudent, der schon damals schnell bemerkte, wie oberflächlich und frivole Kritik an der Bibel herrschte. Das war vor etwa 150 Jahren.
Dieser junge Mann war Philipp Spitta. Er hatte einen Freund namens Heinrich Heine, der als einer der führenden Spötter und Lästerer gegen den christlichen Glauben bekannt war. Doch in Göttingen kam Spitta in den Besitz eines Buches mit dem Titel „Von der Höllenfahrt der Selbsterkenntnis“.
Was bedeutet das? Wenn ich in mein Leben hineinschaue, erlebe ich eine Höllenfahrt der Selbsterkenntnis. Ich frage mich: Wer bin ich eigentlich? Mein Herz ist trotzig und böse. Ich kann das Leben, das ich führe, nicht rechtfertigen. Ich bin ein gescheiterter Mensch.
Philipp Spitta nahm Jesus in sein Leben auf. Er wurde ein wunderbarer Seelsorger in einem Zuchthaus und durfte unzählige Menschen zum glaubenden Jesus führen. Er hinterließ uns auch ein Lied, das bis heute gilt.
Dieses Lied wird in der Altjanz in Heilbronn in den nächsten hundert Jahren einen großen Segen bringen. Es heißt:
„Bei dir, Jesus, will ich bleiben, stets in deinem Dienste sein.
Nicht soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehen.
Du bist meines Lebens Leben! Amen!“
