Die persönliche Zusprache Gottes in schweren Zeiten
Wir wollen dazu das Gotteswort aus Jesaja 43 lesen.
Es wäre interessant, wenn Sie erzählen könnten, wie dieses Wort schon in Ihrem Leben gesprochen hat. Besonders als Zeugnis in einer schweren Stunde, wenn Menschen es in einer ganz besonderen Bedrohung zugerufen haben.
Dieses Wort ist wunderbar bestätigt durch Jesus, in Kraft gesetzt und gültig in der ganz persönlichen Zusprache: „Du, du bist gemeint.“
Nun spricht der Herr. Jetzt sollen alle anderen Stimmen schweigen. Der Herr, der dich geschaffen hat, spricht.
Er ist der Zuständige, der Fachmann, der dich durch und durch kennt. Er hat dich mit einer sensiblen Art und mit einer ganz persönlichen Eigenheit geschaffen und gemacht.
Dieser allein zuständige Fachmann hat dich geschaffen, Jakob, und dich gemacht, Israel.
Gottes Zusage gegen Angst und Bedrohung
Fürchte dich nicht!
Letzte Begründung: Denn ich habe dich erlöst, ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein, damit dich die Ströme nicht überwältigen. Und wenn du ins Feuer gehst, sollst du nicht brennen, und die Flamme wird dich nicht versengen.
Denn ich bin der Herr, dein Gott, der Heilige Israels, dein Heiland. Nicht nur irgendein Heiland, sondern dein Heiland. Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben.
Man muss sich dabei die ganze Kultur Ägyptens vorstellen: die herrlichen Bildnisse der Nofretete, die Pyramiden, all diese Bauwerke. Und Gott sagt, das gebe ich alles her – um Israels Willen, alles für dich. Kusch und Seba gebe ich an deine Stadt.
Kusch sind die Äthiopier oder Sudanesen, Seba liegt irgendwo dort, man hat es nie genau lokalisiert. Vielleicht auch auf der saudiarabischen Seite.
Das hat Gott alles hergegeben, weil er für sein Volk streiten will. Weil du in seinen Augen so wertgeschätzt und herrlich bist und weil er dich liebt.
Er gibt Menschen an deiner Stadt und Völker für dein Leben. So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.
Die menschliche Erfahrung von Angst und Geborgenheit
Angst ist ein sehr unmittelbares Thema. Es gibt keinen Menschen, der keine Angst hat. Das beginnt schon bei den Babys. Babys haben große Angst, dass die Mutter sie verlässt. Man kennt das: Kinder fangen an zu schreien, wenn die Mutter nur kurz weggeht, bis das Kind wieder im Arm ist.
Der Mutter liegt das sicher von Geburt an am Herzen, denn unserem Leben fehlt Geborgenheit. Ich finde das Wort „geborgen“ ein ganz wunderbares Wort. Vielleicht sagt jemand, das sei ein altmodisches Wort. Aber das kommt vielleicht daher, dass unsere Zeit keine Geborgenheit und keinen Frieden mehr kennt.
Geborgenheit – so wie man sich im Alltag oft an frühere Zeiten erinnert. Ich habe es oft erlebt bei Menschen im Sterben, die plötzlich noch „Mama“ rufen, eine Rückerinnerung. Wenn dann die alten Leute noch einmal anfangen zu erzählen, oft auch in der Schwäche des Geistes, und dann wieder alles ganz klar wird, dann ist es schon in der richtigen Schwäche durch geistige Kräfte. Plötzlich ist da doch gerade die Mutter da! Man sagt: „Die ist doch schon tot.“ Nein, das verstehen Sie ja. Es ist die Sehnsucht, wieder zurückzukehren in den alten Frieden.
Aber wir erleben ja, wie schwierig es ist, Ängste abzulegen. Wir haben schon in diesen Tagen gesagt, dass es bei der Angst sehr vernünftig ist, dass wir Angst haben. Das ist sehr vernünftig, weil wir die Gefahren sehen und sehr wachsam darauf zugehen können.
Und dann können wir es nicht weglegen, wenn wir schlechte Nachtruhe haben. Jemand hat mich darauf angesprochen, ob ich schlecht schlafe. Ja, ich schlafe schlecht, wenn mich Dinge belasten. Manchmal kann man zwar einschlafen, aber nachts zwischen zwei und drei Uhr wacht man auf, und dann stehen die Dinge vor einem. Ob es Sorgen um die Kinder sind, ob es berufliche Probleme sind, ob es gesundheitliche Probleme sind oder ob es Dinge sind, die man durch seine Ungeschicklichkeit eingebrockt hat – plötzlich wird alles in der Nacht unlösbar.
Es sind nicht irgendwelche dunklen Geister der Nacht, sondern die Realität, die da so wirkt. Und da hilft nur eines: das Beten. Es ist auch sehr schön, wenn man sich in dieser Situation Liedverse und Bibelworte vorsagt. Bei mir wirkt das sehr gut.
Ich bin froh, dass bei mir keine Schlaftabletten oft auf dem Nachttisch liegen, sondern dass ich es mir immer so machen kann, dass mit diesem Weglegen an das Herz Gottes der Frieden einkehren kann. Man sagt es einfach, man will die Frau nicht einmal wecken, sondern man sagt: Herr, jetzt weißt du alles, und jetzt darf ich es dir sagen – Angst weglegen.
Die Überwindung der Furcht durch Gottes Zusage
Und Furcht zu überwinden ist keine Sache, die man aus eigener Kraft schafft. Das ist die Lösung, die die Welt anbietet. Die Welt sagt: Du bist klasse, du bist super, du schaffst das.
Man hat ja mitbekommen, wie Oliver Kahn die deutsche Nationalmannschaft bis ins Endspiel geführt hat – durch seinen großen Willen. Wenn man gesehen hat, wie verbissen er immer war und gesagt hat: „Wir schaffen es, wir schaffen es.“ Doch es hat eben doch nicht gereicht. Mit seinem „Wir schaffen es“ hat er durch seinen Fehler das erste Tor zugelassen. So ist das eben.
Deshalb: „Wir schaffen es“ – man kann sich manchmal durch solche Suggestionen hochtreiben, sich aufpushen und sagen: „Doch, du bist gut, du schaffst es.“ Das sind viele Methoden der Selbstberuhigung oder des Selbstzusprechens. „Komm, du schaffst es, sei doch gut.“ Auch gut gemeint. Wir hatten es ja schon besprochen, diese Sprüche, in denen man sagt: „Komm, reiß dich zusammen und sei nicht so.“ Das haben wir oft auch unseren Kindern gesagt.
Aber die Bibel, das Wort Gottes, redet ganz anders. Leg das doch bei Gott, dem Herrn, ab. Und wir sagen es noch viel direkter: Leg das bei Jesus ab. Da hat Gott das alles noch einmal ganz festgemacht: Fürchte dich nicht.
Wie hat Jesus das gesagt? Mit einer Autorität: „Fürchte dich nicht, selbst vor dem offenen Grab, fürchte dich nicht.“ Wo war das? Im tobenden Sturm: „Fürchtet euch nicht.“ Das kann nur Jesus, der Herr, sagen: „Fürchte dich nicht.“ Er zieht der Angst die Grundlage weg.
Und das ist so wichtig. Die Angst ist unbegründet, weil Jesus da ist. Und das müssen wir auf einmal sehen: Ich stehe in der Hand Jesu und ich bleibe darin. Nicht, weil ich treu bin, sondern weil er mich hält. Weil er mich hält.
Fürchte dich nicht, fürchte dich nicht.
Die Erlösung als Grundlage der Zuversicht
Und hier ist die erste Begründung gegeben: Ich habe dich erlöst. Deutlich steht es geschrieben: Ich habe dich erlöst. Und doch ist es erst durch Jesus Christus am Kreuz geschehen.
Bei mir liegt oben im Zimmer eine Scofield-Bibel. Heute Morgen habe ich darin geblättert, und dort steht etwas über den Erlöser im Alten Testament. Das ist interessant, denn es sind viele biblische Bilder. Der Erlöser musste ein Verwandter sein und musste eine Gabe hinlegen. Wir kennen das aus dem Buch Ruth, wo der Erlöser eingreifen kann. Doch all dies ist ein herrlicher Hinweis auf das, was durch Jesus geschieht.
Was hier steht, wird durch Jesus ganz besonders in Kraft gesetzt. Jesus, der ewige Gottessohn, gab sein Leben für mich hin. Deshalb gilt das auch dir in all deiner Unvollkommenheit und Schwäche: Er hat dich erlöst. Er wird mich einmal erlösen, wenn er mich vom Tod freimacht. Nein, er hat mich durch seinen Kreuzestod schon heute erlöst, damit ich nicht mehr irgendwelchen anderen Mächten gehöre, die über mich bestimmen.
Keine Schicksalsmacht, keine Teufelsmacht, keine dunkle Macht, nicht einmal ich selbst kann über mein Leben bestimmen. Ich gehöre Jesus, weil ich das für mich gültig gemacht habe. Jesus, du sollst mein Herr sein, dein Sterben soll mir gelten.
„Ich habe dich erlöst“, heißt es. Auch wenn wir noch immer wieder spüren, wie dunkle Dinge unser Herz beherrschen, hast du mich erlöst. Denn dein Freispruch vom Kreuz, dein Tod, ist gültig. Du hast mich herausgeholt aus all diesen dunklen Bindungen. Erlösung ist ein ganz entscheidendes Wort. Erlösung ist die Grundlage dafür, dass Tod, Angst und all diese Mächte nicht mehr über uns bestimmen können.
Natürlich ist es klar, dass wir sehen, wie es in unserem Leben manchmal anders ist. Darf ich mich zurückziehen und sagen: Nein, nein, jetzt will ich wieder dort stehen bleiben, unter dem Kreuz Jesu. Ich gehöre Jesus, meinem Herrn. Und ich komme zu dir in meiner ganzen Angst und suche Zuflucht bei dir.
Die persönliche Berufung und Namensnennung durch Gott
Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.
Das spielt eine ganz große Rolle in all den biblischen Berichten: Gott ruft Menschen mit Namen. Dann gibt Gott ihnen einen ganz bestimmten Namen. Beim Abraham gibt er ihm plötzlich den neuen Namen Abraham. Da tritt er in die Nacht der Sterne und Gott sagt so: „Jetzt komme ich in dein Leben hinein, und ich will das Entscheidende aus deinem Leben tun.“
Abraham kann nichts weiter tun, als die Wurzeln zu lösen, aus denen er kommt. Er zieht aus von Haran und sagt: „Herr, ich will dir dienen.“
Dann Mose, der ja eine ganz besondere Geschichte hat. Schon als Kind wurde er im kleinen Körbchen gerettet und wuchs dann am Hof der Tochter Pharaos auf, mit der großen Bildung und all dem, was er an Reichtum genossen hat. Doch dann flieht er. Sein Leben war gescheitert. Er flieht in die Wüste Midian. Dort ist er Hirte und steht barfuß am Horeb.
Was ist sein Leben? Ein gescheitertes Leben. Dann ruft Gott: „Mose, Mose!“ Und wieder: „Ich“, dieses große Ich. Ich hoffe, dass Sie das aus diesen Tagen mitnehmen: So tröstet Gott. Nicht indem er Menschen aufpäppelt und sagt: „Du bist doch jemand, glaub an dich selbst.“ Sondern: „Ich will in deinem Leben etwas tun. Ich werde sein, der ich sein werde, Mose.“
Bei Mose ist es ganz besonders eindrücklich, wie er weiter scheitert. Er lässt sich zunächst gar nicht drängen von Gott. Gott sagt: „Du sollst hingehen zum Pharao.“ Ich hätte gesagt: Ja, richtig, wenn es einer kann, dann ich! Denn Mose war doch schließlich in diesen Kreisen aufgewachsen, am Hof Pharaos. Er konnte die diplomatische Sprache, er kannte die Sitten, er war von edler Bildung. Im Volk Israel war niemand wie er. Wahrscheinlich sprach er perfekt Ägyptisch. Und er sagte: „Ja, okay, wenn du willst, gehe ich zum Pharao. Das sind meine Gaben.“
Aber Sie wissen, dass der erste Besuch beim Pharao gescheitert ist. Er hat zuerst gesagt: „Ich habe ja gar nicht die Zunge zum Reden.“ Und Gott sagt dann: „Ich schicke Aaron mit dir.“
Sie sind gescheitert. Die Israeliten kommen und sagen: „Mose, bitte nicht mehr! Geh bitte nicht mehr zum Pharao. Es wird alles nur viel schlimmer, du machst alles kaputt.“
Jetzt müsste Mose eigentlich an seiner Sendung zweifeln. Und dann begegnet ihm Gott. Da finde ich die wunderbarste Stelle der Mosegeschichte, wo Gott zu Mose sagt: „Du Mose, ich bin der allmächtige Gott.“
Und das Allmächtige ist der El Schaddai, der Gott der Genügsamkeit: „Ich bin der, der in deinem Leben deinen Mangel ausfüllt, der in deiner Schwachheit sich vollendet, der in deiner Ohnmacht mächtig wirkt. Ich bin der, der dich beim Namen ruft.“
So war es dann bei Mose: der Empfangende, der auf den Herrn blickt, der keinen Schritt gehen kann ohne seinen Herrn. Das will der Herr. So stark will er sein, als er Samuel gerufen hat: „Samuel!“ Als er all die mit Namen gerufen hat, sagt er: „Ich will in deinem Leben der bestimmende und der tätige Herr sein.“
Und das gibt ein persönliches Liebesverhältnis. Wissen Sie das? Ein ganz, ganz wunderbares Liebesverhältnis mit Jesus: „Du in mir, und du sollst mein Leben bestimmen. Ich will dich lieben.“
Die innige Liebe als Fundament des Glaubens
Es gibt viele Christen, die nicht verstehen, was wir mit dieser Liebe meinen. Dabei ist sie der Kernpunkt unseres innigsten Verhältnisses: der Liebe mit Jesus. Du in meiner Schwäche, Du in meiner Ohnmacht, Du, Herr, in meinem sündigen Leben. Du hast mich gerufen, und der Herr sagt: Du bist mein.
Paul Gerhard hat dieses Inneinander von diesem Besitzverhältnis so schön beschrieben:
„Herr, mein Hirtenbrun aller Freunden, du bist mein, ich bin dein, niemand kann uns scheiden. Ich bin dein, weil du dein Leben und dein Blut mir zugunsten der Toten gegeben hast. Du bist mein, weil ich dich fasse und dich nicht aus meinem Herzen lasse.“
Das ist so schön, dass es umgreift: Ich will dich fassen, weil du mich fasst, und ich will dich halten, weil du mich hältst. Also, das ist das Einzige, wie man Angst weglegen kann – in seiner Ohnmacht und Schwäche. Das Verstandene hat mich ergriffen.
Als Bild finde ich das so schön, was uns einst der ugandische Bischof Vesto Kiventschere so eindrücklich gesagt hat:
„Meine kleine, schwache, zitternde Hand ruht in der starken Hand Jesu.“
Meine Hand zittert, auch meine Glaubenshand ist schwach. Aber er hat mich ergriffen, er hat mich ergriffen.
Der Glaubenstrost ist nicht, wie manche sagen, „Ich habe mich entschieden“ – das gehört dazu –, sondern der letzte Trost ist: Er hält mich, auch wenn meine Hand zittert, auch wenn meine Hand loslassen will. Dann hält er mich doch.
Niemand kann dich aus meiner Hand reißen. Niemand kann dich aus meiner Hand reißen.
Und wenn Sie ganz schwach und angefochten sind, dann schreiben Sie es auf einen Zettel und legen Sie ihn auf Ihren Tisch:
Niemand kann dich aus meiner Hand reißen. Er hält so fest, dass ich es nicht mal kann.
Gottes Führung durch schwere Wege
Jetzt steht da, dass er uns sehr schwere Wege führt. Leider gibt es immer wieder das Missverständnis, das wir bei manchen Menschen kennen: Sie meinen, wenn wir die Liebe Gottes haben, muss alles glattgehen. Das Gegenteil ist richtig. Der Herr führt seine Leute oft durch schwierige Wege.
Jetzt steht da Wasser. Es ist eine Furt, man will hindurchwaten und merkt plötzlich, dass das Wasser viel tiefer ist. Man kann nicht schwimmen, und das Wasser reicht bis zum Hals. Dann weiß man nicht mehr, ob man in diesem Wasser ersäuft. Das ist schrecklich. Die Wasserströme kommen so stark, und man kann nicht hindurchgehen. Man muss ins Feuer hinein. Und Sie wissen, wie schrecklich es rundum im Feuer ist.
Die Zusagen Jesu sind, dass er uns durchs Wasser führt, aber dass die Ströme uns nicht ersäufen können. Wer will das verstehen? Jetzt verstehe ich nicht mehr. Das Wasser ist so tief, dass ich nicht hindurchgehen kann, und doch führt der Herr uns hindurch.
Erinnern Sie sich auch, wo Sie das erzählt bekommen haben? Das ist herrlich, wenn wir Erzählungen von Menschen haben, die sagen: Ich habe es erlebt. Besonders eindrucksvoll war für mich, wie Helmut James Graf von Moltke, der zum Kreisauer Kreis gehörte, vor dem Volksgerichtshof stand. Der Kreisauer Kreis hatte sich überlegt, wie man nach Hitler-Deutschland neu gestalten kann.
Vor dem Volksgerichtshof, bei dem Freisler, dem schlimmen Nazirichter, wurden die Angeklagten entwürdigt. Man nahm ihnen die Hosenträger ab, und wenn sie dann die Hose halten wollten, schrie er: „Halten Sie Ihre Hände da einmal! Tun Sie mal Ihre Hände weg!“ So verspottete und verhöhnte er sie. Der Graf Moltke stand dort vor diesem Gericht.
Er hatte nie einem Attentat auf Hitler zugestimmt. Er sagte immer, er könne einem Attentat nicht zustimmen, weil kein Blut vergossen werden sollte. Er beteiligte sich nur an Diskussionen über eine Neuordnung Deutschlands und wie man Gerechtigkeit schaffen kann. Deshalb ist es so eindrücklich.
Auch der Pastor Welke hatte zwei kleine Söhne. Das Kreisauer Gut in Schlesien ist heute eine Stätte der Begegnung, auch mit den Polen. Doch er wurde hingerichtet. 24 Stunden vor der Hinrichtung schrieb er einen Brief an seine Frau.
Darin schreibt er: „Ich stand da vor dem Volksgerichtshof bloß noch als Christ.“ Der Vorsitzende Freisler brüllte: „Jetzt ist es raus, jetzt haben wir es! Sie sind Christ, Sie nehmen Ihre Befehle aus dem Jenseits und nicht von Adolf Hitler.“ Er sagt: „Jetzt ist völlig klar geworden, was mein Leben ist. Ich stehe nur noch als Christ vor ihm.“
Dann schreibt er weiter: „Ich habe mir immer vorgestellt, die letzten 24 Stunden würden furchtbar sein. Zum letzten Mal geht die Sonne auf, jetzt machst du das letzte Frühstück und so weiter.“ Aber es war gar nichts so. Er hat so übermächtig wie noch nie in seinem Leben das erfüllt gesehen, was dort steht: ‚So du durchs Wasser gehst, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht ersäufen.‘
Er schreibt seiner Frau: „Du meinst vielleicht, ich spinne, aber ich habe solch einen Frieden in mir, dass man es nicht beschreiben kann. Mir ist nicht bange, und ich bin sicher, dass auch Gott dich, liebe Frau, richtig führen wird und die Zukunft der kleinen Kinder gestalten wird.“ Das hat der Herr so bekräftigt.
Wissen Sie, wenn das auch in unsere Gefühlswelt eintritt, ist das ein besonderes Zeichen der Gnade Gottes – in der Krankheit, vor der Operation, in der Schwermut. Wo wir leben, sagen wir: Herr, gib es doch in deiner Güte und Gnade, dass ich diesen Frieden haben kann. Dass ich durchs Wasser gehen kann, und die Ströme mich nicht ersäufen können. Dass ich ins Feuer gehen kann, aber nicht verbrenne.
Das ist ein Schritt. Man geht hinein und fragt: Wie soll das denn gehen? Jetzt ist alles aus. Und auf einmal merkt man, der Weg geht weiter, weil der Herr mit uns geht.
Vertrauen in Gottes Schutz und Fürsorge
Ich gebe Ihnen immer gerne Beispiele. Ich hoffe, dass ich Sie durch viele Bilder nicht verwirre. Mit den Bildern meine ich immer etwas, das eigentlich interessant ist.
An der Grenze unseres württembergischen Landes hat sich ein schrecklicher Krieg zugetragen. Es war der Spanische Erbfolgekrieg, etwa um das Jahr 1704. Vielleicht haben Sie ihn geschichtlich gar nicht mehr so in Erinnerung. Damals, bevor Maria Theresia den Thron in Österreich bestieg, wollten die europäischen Mächte dem Habsburgerreich viel wegnehmen. Dabei ging es vor allem um die spanischen Besitzungen.
Die Franzosen unter Ludwig XIV. waren dabei sehr aktiv. Die Engländer, Holländer und Bayern kämpften dagegen. Die Württemberger zogen das Remstal hinauf. In Großheppach fand noch ein großer Kriegsrat statt, bei dem das sogenannte „Türkenlui“, der Herzog von Marlborough, Prinz Eugen und andere wichtige Persönlichkeiten dabei waren.
Dann kam es zur großen Schlacht im Donauried. Dabei fielen allein etwa 22 Franzosen. Das war damals schrecklich, vor allem weil es das Rote Kreuz noch nicht gab. Die Verwundeten brachte man nur in die Kirchen, wo sie dann liegen blieben. Es brach das sogenannte Lazarettfieber aus, man nannte es auch Flecktyphus, weil es keine Hygiene gab.
In Popfingen war damals ein junger Vikar, Herr Schmid. Alle sagten zu ihm: „Du darfst nicht hingehen, du steckst dich an.“ Trotzdem pflegte Herr Schmid die Verwundeten. Woher hatte er den Mut? Das Vertrauen, dass ihm nichts geschehen würde. Tatsächlich wurde er nicht krank.
Herr Schmid hat das Lied gedichtet:
„Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.
Lass die Wellen höher schwellen, wenn du nur bei Jesus bist.“
Das ist so schön, wenn man das liest: Die Angst steigt immer höher, die Angst steigt immer höher. Wir können dieses Lied in diesen Tagen auch noch einmal singen. Heute haben wir zwar ein anderes vorgesehen, aber wenn du nur bei Jesus bist, dann lass das doch seine Sorge sein. Jetzt kannst du nicht sorgen.
Wie hat Jesus uns das ins Herz gelegt? Wir können die Sorgen nicht selber überwinden mit unseren Vorstellungen. Wenn du nur bei Jesus bist, dann ist das anders.
Ein Großvater von mir war Kaufmann und sehr realistisch. Er hat uns immer die Liedverse so wichtig gemacht. Vielleicht hat er den Grund gelegt für unsere Liedforschung. Er sagte immer: „Im Gottesdienst, bevor die Kirche anfängt, soll man hinten den Kurzlebenslauf der Lieder lesen.“ Das war eine tolle Idee. So bekam ich Interesse daran.
Dieser Großvater hat uns Enkeln beim Spaziergang oft einen Liedvers von Herrn Schmid immer wieder erklärt:
„Gott will es machen, dass die Sachen gehen, wenn nur du bei Jesus bist.“
Du musst bei Jesus sein. Das will ich Ihnen auch so zusprechen: Wenn nur du bei Jesus bist – ja, aber wenn nur du bei Jesus bist –, dann kannst du es auch ergreifen und fassen, selbst in Angst und Not.
Dann denken wir an die Männer im Feuerofen bei Daniel. Man konnte nicht einmal einen Brandgeruch riechen. So kann uns Gott bewahren in der Not.
Die unermessliche Liebe Gottes als Quelle der Freude
Und jetzt noch ein letztes Mal: So viel Wert sind wir ihm. Du bist in meinen Augen so wertgeschätzt und herrlich, und ich habe dich lieb. Über so ein Wort braucht man gar nicht mehr viel zu sagen, denn das kann nur Jesus einem direkt sagen: „Ich habe dich lieb, ich habe dich ganz arg lieb, ich habe dich lieber, als alle Menschen lieben können.“
Man kann sich in dieser Liebe freuen.
In Santiago de Chile gibt es Frauen, die sich um die Drogenkinder kümmern. Das ist ein schreckliches Kapitel für sich. Es war eines unserer Hefebrüder-Projekte. Die Frauen, einfache Hausfrauen, sagten: „Da müssen wir etwas machen.“
Sie kauften ein altes Haus, wir stellten die Mittel zur Verfügung, und sie nahmen die Kinder auf. Das Haus steht bei einer großen Mülldeponie, dort stinkt es schrecklich. Es ist das letzte Viertel von Santiago de Chile.
Eine dieser Frauen, eine korpulente, robuste Hausfrau, hat mit ihrer ungelenken Schrift ein Plakat über die Eingangstür gehängt. Es ist das Schönste, was ich gesehen habe, mit bunten Stiften gemalt: „Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, Jesus.“
Man sagt, wenn die Kinder kommen, diese Neunjährigen, die durch den ganzen Blick gezeichnet sind von den schrecklichen Giften, dann gibt es eine Kraft, die größer ist als alles. Diese Kraft kann dich nur herausziehen – das ist Jesus.
Und das gilt für unser ganzes Leben. Es gilt nicht nur für drogensüchtige Kinder, sondern noch mehr im Alter, wenn die dunklen Gedanken des Alters kommen.
„Ich habe dich lieb“, sagt Jesus. Bleib dabei, und du musst herrlich sein.
Das gilt erst recht, wenn er uns durch den Tod hindurchführt, durch die Todesnot. Es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber: Wenn es erscheint, werden wir Jesus gleich sein und ihn sehen, wie er ist.
Er will uns schön machen, herrlich machen und groß machen. Amen.
Gebet und Dankbarkeit für Gottes Liebe und Frieden
Wir wollen beten: Herr Jesus Christus, dir sei Dank. Wir können nur anbeten und innehalten.
Herr, es tut uns leid, wenn wir auf andere Stimmen hören oder immer wieder in uns selbst hineinblicken, in die Abgründe unseres Herzens. Aber du willst uns schön machen. Du hast uns lieb, auch wenn das ganze Elend in uns ist. Es ist genug, dass du Herr bist und dass du zum Ziel kommst.
Wir wollen dir jetzt auch die Nöte hinlegen, das, was manche unter uns heute belastet: Bedrückung und Leid. Du kannst heilen, und wir bitten dich ganz besonders darum, dass du auch den Frieden in unser Herz gibst. Denn du allein kannst das tun.
Wunderbarer Herr und Heiland!
