Einblick in die himmlische Offenbarung
Eine Tür war im Himmel geöffnet, und die erste Stimme, die ich hörte, klang wie eine Posaune. Sie sprach: „Steige hinauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.“
Sogleich wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer. Der, der dort saß, war anzusehen wie der Stein Jaspis und Sarder, und ein Regenbogen war um den Thron. Der Regenbogen war anzusehen wie ein Smaragd.
Um den Thron standen vierundzwanzig Throne, und auf diesen Throne saßen vierundzwanzig Älteste. Sie trugen weiße Kleider und hatten goldene Kronen auf ihren Häuptern.
Vom Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Vor dem Thron standen sieben Fackeln mit Feuerflammen. Diese sind die sieben Geister Gottes.
Vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer, gleich dem Kristall.
In der Mitte am Thron und um den Thron waren vier himmlische Gestalten, die voller Augen waren, vorn und hinten. Die erste Gestalt war wie ein Löwe, die zweite wie ein Stier, die dritte hatte ein Antlitz wie ein Mensch, und die vierte Gestalt war wie ein fliegender Adler.
Jede der vier Gestalten hatte sechs Flügel. Sie waren außen und innen voller Augen und hatten keine Ruhe, weder Tag noch Nacht. Sie riefen unaufhörlich: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herr, der Allmächtige, der war und der ist und der kommt.“
Wenn die Gestalten Preis, Ehre und Dank gaben dem, der auf dem Thron saß, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, fielen die vierundzwanzig Ältesten nieder vor dem, der auf dem Thron saß. Sie beteten den an, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, legten ihre Kronen nieder vor dem Thron und sprachen: „Herr, unser Gott, du bist würdig, Preis, Ehre und Kraft zu empfangen. Du hast alle Dinge geschaffen, und durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen.“
Die Herausforderung der Symbolsprache verstehen
Wir haben am Anfang oft ganz einfache Verständigungsprobleme bei der Offenbarung, einfach deshalb, weil wir die Symbolsprache nicht kennen. Dabei benutzen wir selbst ebenfalls eine Symbolsprache. Wenn Sie zum Beispiel ein Kreuz sehen, wissen Sie sofort, was damit gemeint ist. Das Kreuz ist das Siegeszeichen Jesu. Es steht über unserer Schulter und wird auf unseren Gräbern aufgerichtet. Für Sie ist es kein Problem zu verstehen, was das Kreuz bedeutet.
Wenn Sie in einem Laden die betenden Hände von Dürer sehen, sagen Sie: „Das drückt für mich etwas aus, diese Hände.“ Wer das Symbol nicht kennt, fragt sich vielleicht: „Was sind das für komische Hände? Möchte der ein Dach bilden oder was?“ Aber Sie kennen das Symbol und wissen, dass es Beten bedeutet.
Früher gab es natürlich andere Symbole, die für die Menschen damals sehr aussagekräftig waren und viel bedeuteten. Manchmal müssen wir deshalb zurückgreifen, Erklärungen zur Hand nehmen und uns den Kopf darüber zerbrechen, was diese Symbole für uns bedeuten. Besonders wenn es um die unsichtbare Welt Gottes geht, die man nicht mit unseren Begriffen und Erfahrungen beschreiben kann, ist das schwierig. Wie soll man das auch machen können? Deshalb fällt es uns manchmal schwer.
Sie haben überhaupt kein Problem damit, diese Symbole für uns wieder sprechen zu lassen. Sie müssen sich vorstellen, dass diese Symbole eine ganz lange Tradition haben. Zum Beispiel im Tempelgottesdienst Israels: Das Brot, das auf dem Altar lag, und der siebenarmige Leuchter. Wenn Jesus sagt: „Ich bin das Licht der Welt“, hat das eine Symbolik, die aus dem Erlebnis des Gottesdienstes stammt. So wie Sie die Kerze im Advent als Symbol haben, das in Ihrem Leben sicher schon viel bewirkt hat.
Diese Symbole spielen für uns eine große Rolle und haben eine große Bedeutung. Wir wollen einfach wissen, dass dahinter etwas Reales und Sichtbares steht. Ja, wir geben es auch an andere weiter, die es noch nicht haben, damit sie es einmal in die Hände bekommen, falls sie es noch nicht kennen.
Zeitliche Deutungen und ihre Grenzen
Das Zweite, was hier immer wieder schwierig ist, ist, dass manche Leute versuchen, die Offenbarung in unseren Jahresablauf und den Ablauf unserer Zeit einzubringen. Sie suchen also in der Offenbarung, ähnlich wie bei einem Fahrplan, nach einem konkreten Hinweis. Zum Beispiel denken sie: „Aha, morgen früh fährt der Zug um acht Uhr sechs nach Frankfurt.“ Und sie wollen wissen, in welchem Kapitel der Offenbarung wir heute im Jahr 1987 stehen und was als Nächstes kommt.
Jesus hat jedoch ausdrücklich gesagt, dass das nicht möglich sei. Grundsätzlich muss uns das klar sein. Er sagt nicht einmal, dass er als Sohn Gottes die Stunde wüsste, wann das Ende der Welt ist. Darum ist es uns grundsätzlich unmöglich gemacht, auch nur annähernd genau zu erahnen, wann das Ende kommt.
Hinzu kommt, dass die Offenbarung wahrscheinlich gar nicht unmittelbar den Hintergrund für diesen zeitlichen Ablauf gibt. Johann Albrecht Bengel, dessen 300. Geburtstag wir dieses Jahr feiern, hat gesagt, dass diese Zahlen sehr bedeutsam sind. Das zeigt seinen großen Respekt vor der Bibel. Es steht uns auch nicht zu, einen solchen Bibeltheologen wie Johann Albrecht Bengel zu verurteilen.
Warum manche das leichtfertig tun, ist unverständlich. Bei Bengel war es bestimmt nicht aus Neugier. Außerdem spielte das bei den Gläubigen zu seiner Zeit überhaupt keine Rolle. Im Jahr, in dem Bengel seine Berechnungen anstellte, gab es keine Diskussion darüber. Für die Leute war das nie ein festgelegtes Datum.
Etwa in Korntal wurde das im Jahr 1836 überhaupt nicht diskutiert, und es gab keine Enttäuschung darüber, dass das erwartete Ereignis nicht eintrat. Sie wussten genau, dass Bengel einfach nur der Treue zur Bibel nachgegangen war.
Der himmlische Durchblick als Trost
Ein wesentlicher Beobachtungspunkt ist nun folgender: Die Leiden, die Johannes in der Zukunft sieht, sind so schrecklich, schwer und unheimlich, dass er die Darstellung immer wieder unterbricht. Dazwischen zeigt er einen Durchblick in den Himmel, damit wir wissen, dass Gott die Dinge in seiner Hand hat.
Ich halte das für sehr wichtig. Wenn wir im vierten Kapitel etwa diesen Durchblick zum Thron Gottes haben, dann entzieht sich die Offenbarung gerade damit unserem Zeitablauf. Sie sagt: „Schau weg von der Welt, blicke zuerst in den Himmel.“
Schon im Kapitel sieben gibt es einen ähnlichen Durchblick. Plötzlich werden die Zeitereignisse der Welt unterbrochen und nicht mehr im Ablauf dargestellt. Der Blick richtet sich wieder auf den Thron Gottes. Dort sieht man die Schar derer, die schon vollendet sind. Sie stehen um den Thron, halten Palmen in den Händen und jubeln Jesus, dem Sieger, zu.
Einen solchen Durchblick haben wir später noch einmal. Das ist auch der Grund, warum ich bei genauen Lehren vom Ende der Welt etwas zurückhaltend bin. Manche können das sicher besser und wissen es genauer als ich. Deshalb möchte ich mich hier nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.
Denn ich meine: Das, was uns Gott in der Offenbarung sagt, ist entscheidend wichtig. Es kommen schreckliche Leiden über die Welt, die wir der Reihe nach noch zur Kenntnis nehmen wollen. Aber im Himmel ist der Thron Gottes nie gefährdet. Gott hat die Geschicke dieser Welt in seinen großen Plan eingebaut.
Die Bedeutung der geöffneten Tür im Himmel
Vorbemerkung: Es ist wichtig, wenn wir jetzt im Kapitel vier plötzlich durchblicken – durch die Dinge dieser Welt, durch die sichtbare Wirklichkeit, die uns umgibt.
Danach sah ich, und siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel. Für uns ist das schwer zu verstehen, denn wir sehen meist nur die Todesmauer. Vor dem Dienst habe ich mich mit Herrn Däubler am Telefon darüber unterhalten, warum die jungen Leute heute so verzweifeln. Sie kennen den Tod nicht und fürchten ihn deshalb nicht. Das ist vielleicht das Albernste an der Geschichte. Dennoch weichen sie den Schwierigkeiten aus und flüchten in den Tod. Wir stehen vor der Todesmauer und sehen nichts mehr.
Da entstehen die verrücktesten Phantasien und Meinungen über den Tod, die weitergetragen werden. Für uns Christen ist es wichtig, dass wir durch diese Todesmauer hindurchsehen. Was Johannes sieht, ist plötzlich die unsichtbare Welt Gottes. Wir Christen können konkret über diese unsichtbare Wirklichkeit sprechen, die uns umgibt. Gott ist real da, auch wenn wir ihn nicht sehen.
Gerade im Augenblick des Todes müssen wir nicht schweigen. Wir können sagen, was gläubige Menschen erwartet, wenn sie sterben. Deshalb bin ich so froh über den Vers: „Siehe, eine Tür war aufgetan im Himmel.“ Nicht irgendwo fern, sondern hier, unmittelbar dort, wo Johannes auf Patmos lebte, zeigt Gott ihm diesen Blick auf die unsichtbare Wirklichkeit. So nenne ich es immer – ein seltsames Wort –, aber es ist etwas Reales um uns herum, auch wenn wir es nicht sehen.
Wir wissen, dass wir hinter den sichtbaren Dingen, hinter dieser ganzen herrlichen Frühlingswelt, die Welt Gottes erkennen können. Was Johannes uns jetzt zeigt, ist für uns brennend aktuell. Jetzt verstehen Sie, warum ich mir vorhin so viel Mühe gab, Ihnen zu erklären, dass es Johannes nicht so sehr um den Ablauf oder die zeitliche Fixierung geht, die uns immer brennend interessiert. Wo stehen wir? Das hat uns Gott verwehrt.
Vielmehr geht es darum, zuerst zu sehen, dass hinter den Abläufen dieser Welt – hinter dem, was in Genf verhandelt wird, und hinter dem, was die Ärzte an Krankheiten feststellen – Gottes Thron steht. Sieh ihn doch! Ich möchte Sie heute Abend zu fröhlichen, jubelnden Menschen machen, die sagen: Jesus Christus herrscht als König. Alles wird ihm untertan, alles legt Gott ihm zu Füßen.
Die Offenbarung als Trostbuch in schweren Zeiten
Die Offenbarung ist ein Trostbuch, haben wir gesagt, für angefochtene Menschen, die in dieser Welt im Martyrium stehen, in der Verfolgung durch das Römische Reich. Sie freuen sich darüber, dass der Thron Gottes feststeht.
Diese Offenbarungen sind keine bloßen Visionen, sondern wirklich von Gott gezeigte, reale Dinge. Johannes darf sie als Mensch sehen, so wie auch wir sie eines Tages sehen werden, wenn wir durch die Todestür hindurchgehen. Die Tür ist offen, sie war aufgetan, und Johannes kann sie sehen. Er erzählt uns davon. Es handelt sich nicht um Gedankenspiele oder Phantasien, sondern um das, was Gott ihm zeigt und ihn schauen lässt.
Im Vers 2 heißt es: „Alsbald war ich vom Geist ergriffen.“ Der Geist Gottes gibt Johannes die Augen, um die unsichtbare Welt erkennen zu können. Und die Stimme, die wie eine Posaune klingt, ist ein durchdringendes Rufen: „Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.“ Das bedeutet, dass ihm gezeigt wird, was nach den schrecklichen Abläufen der Leidensperiode der Welt noch passieren wird.
Im Vers 1 am Ende steht: „Ich will dir zeigen, was nach diesem Geschehen muss.“ Ich glaube, in Ihrer Übersetzung heißt es überall „soll“. Sie können es genauso mit „muss“ übersetzen. Es ist das göttliche Muss, dass die schweren Dinge in dieser Welt geschehen. Warum? So wie Jesus leiden musste.
Vielleicht denken Sie manchmal, das sei wie ein Schicksal, das sich vollenden muss. Nein! Die Bosheit dieser Welt muss reifen, so wie ein Apfel am Baum reift. In der Weltgeschichte wird Gottes Erbarmen sichtbar, aber gleichzeitig auch das Nein des gottlosen Menschen. Die Zerstörung dieser Welt wird sichtbar, weil der Mensch, der sich von Gott losgerissen und empört hat, seine ganze Bosheit offenbart.
„Ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen muss.“ Der Ablauf der Geschehnisse ist nicht zu umgehen. Deshalb ist es natürlich eine Frage, die eben von einem blinden, gottlosen Menschen kommt, wenn er fragt: Warum passiert so viel Schweres?
Die Antwort lautet: Weil der gottlose Mensch in dieser Welt so viel zerstört und so viel tut, weil ihm Gott so viel Freiheit gibt. Es ist nicht Gott, der das tut. Am Ende heißt das auch, dass Gott sogar dem Antichristen so viel Raum gibt und dass der Drache das Jesuskind fast verschlingen kann auf Jesu Leidensweg.
Alles ist möglich, und das muss geschehen, damit sich in dieser Welt seine innere Notwendigkeit offenbart: dass das Böse ausreift.
Die Vision des Thrones und die Rolle der Gemeinde
Vers 2: Ich wurde vom Geist ergriffen. Dann sieht er, und was ihn beschäftigt, ist immer wieder sein Thema. Er will im Grunde nicht über die schrecklichen Katastrophen der Welt berichten, und das soll auch nicht unser Thema sein.
Man ist wirklich gespannt, was in dieser Welt der Mensch noch alles tun kann. Wenn die Leute als Empörte zusammenstehen und sagen: „Mensch, hast du das auch noch gehört, was da wieder passiert ist?“ – wir werden immer wieder entsetzt sein, was der Mensch alles an Unmenschlichkeit noch fertigbringt.
Meine Frau und ich waren wieder ergriffen, als wir den Film „Ben Hur“ angesehen haben. Wie im Römischen Reich ja wirklich keine Täufelei, Schikane und Unmenschlichkeit ausgelassen wurden. Es ist heute immer noch erschreckend, wenn man von den Schrecklichkeiten des Dritten Reiches oder in Südafrika hört. Aber die Menschheitsgeschichte war immer eine furchtbare.
Mit welch einer sadistischen Freude hier Menschen, die nichts getan haben, gegen jedes Gefühl von Gerechtigkeit gefoltert, gequält und entmenscht wurden. Wie diese Mutter, die den Aussatz bekam, obwohl sie unschuldig war. Wenn Menschen so etwas gesehen haben, haben sie mitgelitten. Dass all das in der Weltgeschichte vorkommt, das sollen Christen wissen.
Wir sehen doch an diesen Dingen nicht einfach vorbei. Wir wissen, dass der Thron Gottes steht: „Und siehe, ein Thron stand im Himmel, und auf dem Thron saß einer.“ Jetzt stellt sich natürlich die Frage: Wie hängt das zusammen, dass Jesus die Macht auf dem Thron hat und alle Gewalt besitzt, aber nicht in diese Geschehnisse eingreift? Warum fällt er diesen Ereignissen nicht ins Schwert und hält sie nicht auf?
Das beschreibt die Offenbarung sehr ausführlich. Aber wir wollen das wissen: Der Thron steht fest. Die Gemeinde hat die Aufgabe, im Lauf der Jahrhunderte die Loblieder auf Jesus zu singen. Und das vor der Welt unerschütterlich zu tun – so wie es die Verfolgten auf dem Weg zur Hinrichtung tun, so wie es die auf dem Schmerzenslager tun, so wie wir es an den Gräbern tun.
Wir singen dem, der auf dem Thron sitzt, unser Loblied zu. Das ist das geheime Thema der Offenbarung. Wenn Sie sich das notieren oder mit einem Farbstift markieren, dann haben Sie etwas Wichtiges für Ihre Bibelkenntnis bei der Offenbarung gelernt.
Mancher, der vorgibt, etwas von der Offenbarung verstanden zu haben, streitet mit einem Sektenanhänger darüber, der ein paar vorwitzige Gedanken aus der Bibel herauslesen will. Aber er hat das zentrale Thema nicht erkannt. Es steht so im Mittelpunkt.
Vielleicht waren Sie auch beeindruckt, wie wir es in unseren letzten beiden Bibelstunden beim Kapitel 1 gesehen haben: Wie der Blick immer auf Jesus ruht. Bis jetzt haben wir überhaupt nur die Offenbarung und nichts anderes gesehen.
Das war das erste Thema, Kapitel 1: Es ist ganz wichtig, dass die erste Liebe nicht verloren wird und die Treue zu Jesus erhalten bleibt. „Ich stehe vor der Tür und klopfe an; ich habe dir eine offene Tür gegeben.“
Und wieder in Kapitel 4: Es ist immer dasselbe – der Blick auf Jesus, den Herrn, dem alle Gewalt gehört, im Himmel und auf Erden.
Die Symbolik des Thrones und der himmlischen Gestalten
Und ein Thron stand da. Schade ist, dass die Luther-Übersetzung hier im alten Text natürlich sehr schwer verständlich ist. Wenn es da heißt: „ein Stuhl stand da“, stellt man sich eher einen uralten, klapprigen Stuhl vor. Ein Thron stand im Himmel – natürlich ein großer, herrlicher Thron. Und auf dem Thron saß einer. Er heißt bei manchen alten Lutheranern auch anders. Nicht so einer, sei es auch so, der Schöpfer der Welt, der Richter der Welt, der König der Welt.
Das ist ja mit diesem „Einer“ gesagt. Er will es mit einem Begriff gar nicht stehen lassen, das ist unaussprechlich – diese Gestalt, die er sieht in der Herrlichkeit. Und das ist ja nur ganz knapp angedeutet. Wenn Sie so schnell die Bibel lesen, wird Ihnen das auch nicht deutlich in seinem ganzen Gewicht. Auf dem Thron saß einer, wie Johannes, der das gesehen hat und wahrscheinlich anderen erzählt hat. Da war ja seine Stimme ganz von diesem Ergriffen, er war ja ganz voller Bewunderung, voller Staunen über das, was er angesehen hat.
Als er dann versucht, auch noch die Gestalt Jesu zu beschreiben, saß dieser da. Es war anzusehen, wie der Stein Jaspis – und Jaspis ist weiß – und der Sarder, der rot ist, und der Regenbogen. Das ist jetzt auch wieder komisch: Der Regenbogen ist ja in allen Farben wahrzunehmen, wie ein Smaragd. Und Smaragd ist wieder grün. Ich weiß nicht, welche Edelsteine Sie zuhause in Ihrem Nachttisch liegen haben, aber vielleicht darf ich es Ihnen sagen. Sicher spielt das beim Johannes jetzt eine Rolle mit der Symbolik.
Wenn der Stein Jaspis weiß ist, bedeutet das in der Offenbarung immer Reinheit. Das hat ja bei uns auch noch die Symbolik, wenn man Kindersärge nimmt und weiß anstreicht. Der Sarder als Rot steht für die Eifersucht gegen das Böse, das Nein Gottes gegen das Böse. Grün ist immer die Farbe der Treue.
Über dem Regenbogen – das sieht Johannes – und das ist jetzt schön – über dieser Weltzerstörung, der Weltempörung, der Welt, die sich auflehnt gegen Gottes Herrschaft, da steht der Regenbogen, in dem Gott seine ganze Güte über der Welt abgebildet hat.
Ich weiß auch, wie Regenbogen entstehen. Ich habe es auch schon beim Wasserschlauch, beim Autoputzen, gemerkt, dass es einen Regenbogen geben kann, wenn man ihn richtig hält. Trotzdem war es für mich immer so, wenn ich ein Kind war, muss ich daran denken, wie meine treue und liebe Oma nach einem Gewitter auf einen Regenbogen schaute. Sie bewegte sich und sagte: „Herr, deine Güte wird mir so groß. Er hat seinen Bogen in die Wolken gehängt, dass er nicht mehr richten will mit den Menschen, sondern seine Liebe offenbaren will.“
Ich finde das groß, wenn wir auch diese Symbole wieder so deuten, wie sie uns Gott geben will, als Zeichen seiner Güte. Da sieht Johannes über dieser Weltzerstörung den Regenbogen in der Treue Gottes, in diesem leuchtenden Grün.
Um den Thron waren vierundzwanzig Throne. Auf den Thronen saßen vierundzwanzig Älteste, mit weißen Kleidern angetan und hatten auf ihren Häuptern goldene Kronen. Da unterscheiden sich die Ausleger. Das gibt es häufig in der Offenbarung, dass es verschiedene Meinungen gibt, wer diese Ältesten auf den Thronen sind.
Ich schließe mich der Auslegung an, die sagt, es handelt sich bei diesen 24 um zweimal zwölf. Das sind die Vertreter der Stämme Israels und die Apostel. Die Stimme des alten Bundes und die Apostel des neuen Bundes, die Vertreter der Gemeinde, die unmittelbar um den Thron Jesu sind.
Es ist für uns wichtig, dass unser Platz unmittelbar beim Thron Jesu ist. Ich will das noch einmal sagen: Wenn wir sterben, hat uns Jesus diesen Platz bereitet. „Ich gehe hin, euch die Städte zu bereiten.“ Es wird in der Offenbarung gesagt, dass die Engel weiter weg sind als die Ältesten vor dem Thron. Die Ältesten umgeben den Thron immer.
Er will uns ganz nah bei sich haben. Wir werden Jesus sehen, werden ihm unser Lob singen. Ich glaube nicht, dass die vollendeten Gläubigen im Grabe ruhen, sondern dass sie beim Herrn sind, werden bei ihm sein, werden den Tod nicht schmecken. Ich will das jetzt nicht noch einmal im Ganzen aufrühren, aber hier wird der Blick gezeigt: Ah, jetzt sind sie schon vor dem Thron Gottes.
Sie haben weiße Kleider. Das wird auch nachher im Kapitel 7 noch einmal erwähnt. Sie haben ihre Kleider hell gemacht im Blut des Lammes. Sie sind durch die Vergebung Jesu gereinigte Leute. Sie waren auch notvoll, wie der Petrus mit seinen versäumlichen Fehlern, aber sie sind solche, die vollendet sind.
Sie haben auf ihren Häuptern goldene Kronen, nicht weil sie besser waren. Darf ich das mal sagen? Das macht uns immer auch betroffen bei den Seligsprechungen. Wenn Sie das jetzt wieder sehen, meine ich, dass das ein falscher Weg ist. Wenn Menschen selig gesprochen werden, dann immer nur so aus Erbarmen Gottes, unverdient durch das Blut Jesu.
Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde. Und dann kriegen wir Kronen, hat uns zu Königen und Priestern gemacht, heißt es in 1. Petrus 2,9. Das wird hier gesagt.
Von dem Thron gingen Blitze, Stimmen und Donner aus. Ja, da ist also ein ganz wildes Toben. Die ganzen Naturkräfte toben hier, und doch sind es Dinge, die die Herrlichkeit Gottes widerspiegeln. Wir brauchen uns nicht ängstigen, auch nicht vor den Blitzen und vor dem Donner. Das sind die Boten Gottes, die er sendet, wie und wann er will.
Die Fackeln, die mit Feuer brennen vor dem Thron, das sind die sieben Geister Gottes. Sieben ist die Zahl der Vollkommenheit, der Ganzheit. Das ist der Geist Gottes, den er sendet und mit dem er wirkt durch die Weltgeschichte hindurch, und den er ihnen geben will, wozu er sie auch ausrüsten und vollkommen machen will.
Ich hoffe, dass diese knappen Andeutungen genügen. Sonst unterbrechen Sie mich, wenn jetzt noch Fragen sind. Es sollte einigermaßen für uns sprechend werden.
Das gläserne Meer und die Völkerwelt vor Gottes Thron
Vor dem Thron war es wie ein gläsernes Meer. Das Meer ist in der Bibel immer ein Bild für die Völkerwelt. Immer wieder beobachten wir, dass die Israeliten etwas Sorge hatten vor dem Brausen des Meeres, den Wasserwogen und dem mächtigen Brausen im Meer.
Es ist ja unheimlich, wenn man an die Fähre denkt, wo vor der Seebrücke so etwas passiert. Das Meer bleibt immer unheimlich – man denkt an den Untergang der Titanic und ähnliche Geschichten, die man so hört. Deshalb haben die Menschen gern das Symbol des Meeres genommen und gesagt: Genau dieses Unheimliche im Aufbäumen der Wellen ist das gleiche wie im Völkermeer.
Wenn man das einmal sieht, wie im Baskenland die Unruhen verlaufen, in Nordirland, oder wenn man es bei uns erlebt, was an Volks- und Rassenspannungen, Feindschaft und Volksbewegungen aufbricht, dann wird das Meerbild verständlich. Unsere Neckarstadionsordner, Sie müssen mal mit dem korpulenten Ackermann sprechen. Wenn der sagt, wir können ein paar hundert Polizisten anstellen, wenn die Leute wild werden, dann können wir sie nicht mehr bändigen. Das ist wie ein Meer.
Wenn Sie mal sehen, wie die richtigen Fans, zum Beispiel die aus Bochum, von hundert Polizisten eskortiert werden, damit sie nicht die Schaufenster einschlagen, dann sieht man, was im Völkermeer steckt. Das kennen wir in unserer friedlichen Demokratie kaum. Aber wenn es wieder losgeht – die Unruhen, das Toben –, dann wird das Meerbild deutlich.
Vor dem Thron Gottes ist dieses Völkermeer klar und kristallin. Da sind die Völker durchsichtig und nicht mehr dieses unruhig wilde, tobende Meer. In der Offenbarung begegnet uns immer wieder diese wild sich gebärdende Völkerschaft, so wie wir sie in der ganzen Welt erleben: in Aufruhr, Revolutionen, Krieg, Zerstörung und Bedrückung.
Was in den Völkerwanderungen geschah – Vertreibung, Besetzung und Ausbeutung –, das haben wir in diesem Umfang noch nie vollständig gesehen. Doch dort, vor dem Thron Gottes, sind die Völker auf einmal in dieser durchsichtigen Weise versammelt. Sie sind da und singen ihm das Lob und preisen ihn gleich dem Kristall.
Die vier himmlischen Gestalten und ihre Bedeutung
Und in der Mitte am Thron sowie um den Thron herum befinden sich vier himmlische Gestalten, die voll von Augen sind – vorne und hinten. Dabei merkt man, wie auch die Übersetzungen sehr viel Missbrauch getrieben haben. Wo ist die Bibel jetzt noch nicht durch die Thomsen gegangen? War sie überall bei euch noch vorhanden? Kommt sie bei euch noch vor? Frau, du bist doch da hinten, oder? Nur über da ist die Übersetzung ganz notvoll. Wo Luther übersetzt hat mit "Tiere", heißt es bei mancher Stadtgestalt "Gestalt Tiere" nicht – bei Ihnen, beim Altluther.
Da sind also die vier Tiere. Wir denken immer: Was ist das? Sind das Bestien oder was? Das hat mit Bestien überhaupt nichts zu tun, sondern im Grunde sind das Gestalten. Es ist richtig zu sagen, es sind Figuren, die dort stehen, es sind Bilder. Und woher kommen diese Bilder? Auch das ist ja interessant. Diese Bilder treffen wir nicht nur in Israel, sondern auch in der ganzen religiösen Welt des damaligen Altertums.
Es war in Babylon so, dass diese Gestalten – Löwengestalt, Stiergestalt, Menschengestalt und Adlersgestalt – immer diese unheimlichen Gestalten waren, vor denen die Menschen Angst hatten. So treffen wir sie dort als die Schreckgestalten der Zerstörung. Deshalb ist es in der Offenbarung so groß, dass plötzlich gesagt wird, dass die ganzen Naturmächte – so sind sie in Babylon eingeordnet als Natursymbole und Naturmächte – Gott untertan sind.
Es ist nicht so, wie wir heute oft meinen, dass Tierkreiszeichen oder Ähnliches als Symbole des Aberglaubens verwendet werden. Nein, im Gegenteil. Es wird gesagt, alle diese Kräfte, die diese Welt durchwirken, stehen unter der Herrschaft Gottes und unterstehen seinem Kommando. Im Grunde sind das Darstellungen in der Offenbarung, die immer für die vier Himmelsrichtungen stehen, in die diese vier Gestalten ausgerichtet sind.
In der christlichen Auslegung werden sie dann so gedeutet: Diese Gestalten um den Thron Gottes sind nicht so wichtig, aber man kann es noch einmal weiterführen. Der Löwe wird als Gestalt der Majestät dargestellt, der Stier als Bild der Kraft, das Antlitz des Menschen als Symbol der Vernunft und der Adler als Bild des Höhenfluges. So werden sie gebraucht.
Aber es geht einfach darum, dass die ganze Welt unter der Herrschaft Gottes steht, und diese vier Symbole deuten das nur an. Johannes kann das, was er sieht, mit Worten nicht beschreiben; er kann es nur mit Symbolen wiedergeben.
Diese Gestalten um den Thron Gottes rufen – das ist jetzt in Vers 8 – heilig, heilig, heilig ist Gott der Herr, der da war, der da ist und der da kommt. Mehr braucht die Gemeinde nicht zu wissen, auch im römischen Martyrium. Johannes hat das den Gläubigen geschrieben, als Zeichen, dass Gott wahr ist und kommt.
Es gibt gar nichts Größeres, als zu wissen, dass der, der gestern war, auch morgen sein wird. Und ich darf mein Leben unter seine Führung stellen. Das ist der große Lobgesang im Himmel: Die Zukunft liegt in der Hand Gottes. Wenn ich unbesorgt in die Zukunft schauen darf: Heilig ist Gott der Herr, für uns Menschen nicht zu erkennen und zu durchschauen, der Allmächtige, der Allgenügsame, der alles zu Ende bringt und der seinen Plan für diese Welt hat und vollendet.
Die Anbetung vor dem Thron und die Ehre Gottes
Und als die Gestalten Preis, Ehre und Dank dem gaben, der auf dem Thron saß und der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, fielen die 24 Ältesten nieder vor dem Thron, vor dem, der auf dem Thron saß. Sie beteten den an, der lebt von Ewigkeit zu Ewigkeit, legten ihre Kronen nieder vor dem Herrn und sprachen: „Herr, unser Gott, du bist würdig, Preis, Ehre und Kraft zu empfangen, denn du hast alle Dinge geschaffen. Durch deinen Willen sind sie und wurden sie geschaffen.“
Es ist ganz wunderbar zu sehen, wie diese Ältesten, die um den Thron Gottes sind, plötzlich sagen: Wir brauchen gar nicht mehr unsere Kronen, sondern wollen nur dir die Ehre bringen und dein Lob in diese Welt hinaussingen.
Es ist mir wichtig, den Bogen zu unserem Leben zu schlagen. Wir stehen noch unter der Todesmauer, und die Schatten des Todes fallen über uns. Die Tür ist selten offen. Wenn wir heute Abend für einen Augenblick einen kleinen Spalt geöffnet haben, wurde sie uns durch Johannes geöffnet. Dann sehen wir hindurch, und die Fragen stürmen auf uns ein: Warum lässt uns Gott nicht mehr von seiner Herrlichkeit schauen?
Wir würden heute Abend gerne Lieder singen, in denen die Ewigkeit hell in die Zeit hineinleuchtet, sodass das Kleine klein wird. Ja, das wäre so schön, wenn wir ein wenig an dieser offenen Tür stehen bleiben könnten. Es gefällt uns immer wieder. Ich will das nur andeuten, denn eigentlich kommt jetzt noch eine ganze Menge, was wir nicht mehr sagen können.
Wir stehen an dieser offenen Tür und singen, wie Paul Gerhardt es uns gelehrt hat, „Geh aus, mein Herz, und suche Freude“, wo er die Schönheit der Welt besingt. Dann durchbricht die Sehnsucht: „O wäre ich da, stände ich schon, o großer Gott, vor deinem Thron und trüge meine Palmen.“
Dieses Lied ist mir immer so groß geworden. Es ist übrigens ein ganz herrliches Lied, wenn man Menschen auf dem Sterbebett begleitet: „Geh aus, mein Herz, und suche Freude“ schlägt die Brücke von dieser Welt zur Welt Gottes. Dann wird es auf einmal so schön, dass wir wirklich frei werden von den Ängsten, die uns bedrücken und bedrohen, von dem Belastenden, das auf uns liegt.
Wir sagen: Ich will heute schon dieses Lied singen, „Ehre sei dir, Herr“, und ich will gar nicht erst versuchen, die Pläne Gottes zu verstehen oder zu begreifen. Wunderbar sind deine Geheimnisse, aber ich will nur deinen geheimnisvollen Wegen nachsinnen und mich freuen, dass du in dieser Welt wirkst.
Ich möchte mich dir zur Verfügung stellen, damit du mich gebrauchen kannst zur Ehre deines Namens, sodass durch mein Leben das Lob Gottes sichtbar und hörbar wird.
Und das ist bei den Ältesten vor dem Thron Gottes so groß, dass sie dieses Lob Gottes singen. Es ist schade, dass wir in dieser Welt sehr wenig Lob Gottes laut werden lassen. Wir klagen und jammern, erzählen von Problemen, aber sagen kaum, dass die Zukunft, die Ewigkeit bei Gott ist, dass er alles in seiner Hand hält und dass alles geschehen muss.
Wenn wir von Israel zurückkehren, werden wir zu den Siegeln kommen, wie es ist mit diesen Geheimnissen, die geschrieben sind. Das wird erst im Kapitel sechs beschrieben, mit den Schrecken, die in der Welt geschehen. Mir war es heute Abend wichtig, dass wir noch einmal hören und nicht vergessen, dass die ganze Zielsetzung der Offenbarung darin besteht, die Ehre Gottes zu verkünden und ihn als den souveränen Herrscher zu zeigen.
Manchmal wäre es wirklich Anlass, dass wir uns schämen – sehr schämen –, dass wir als Gläubige, die stolz darauf sind, die Fahne Gottes und seines Wortes hochzuhalten, so wenig Gottes Ehre verkünden.
Die Ältesten sagen, von uns muss man gar nicht viel halten, sondern ihm muss man die Ehre geben. Das wird in der Ewigkeit einmal groß sein. Wir werden überwältigt sein von dem ganzen wunderbaren Heilsratschluss Gottes. So rätselhaft vieles hier in dieser Welt war, werden wir dort nur staunen, wie groß die Liebe und das Erbarmen Gottes sind.
Wie herrlich er seine Gemeinde auch durch Leiden hindurchführt, wie groß sein Erbarmen ist, dass er keinen verstossen hat, der zu ihm schrie, und dass er nie seine Treue gebrochen hat zu denen, die nach ihm verlangten.
Das werden wir einmal rühmen: dass er auch mit uns fertig wurde und uns nicht losgelassen hat. Das ist heute Abend auch Anlass für uns, hier stehen zu bleiben, zu danken und zu rühmen.
Ich hoffe, dass auch die etwas schwierige Symbolsprache uns nur dorthin geführt hat und die Brücke geschlagen hat. Es war gut, Herr Däubler, dass wir durch die schrecklichen Geschehnisse hindurch auch das gesehen haben: wie gut, dass wir mehr wissen vom Ablauf der Welt.
