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Mit Schwäche leben (2/5)

Mit Schwäche leben, Teil 2/5
27.10.2025
SERIE - Teil 2 / 5Mit Schwäche leben

Einführung in das Thema Schwäche und Glauben

Mit Schwäche leben – fünf Impulse aus dem Wort Gottes, die dich im Glauben wachsen lassen. Theologie, die dich praktisch in der Nachfolge begleitet, dein geistlicher Impuls für den Tag.

Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um Schwäche – weil Menschen und Umstände mir zusetzen. Eine Podcast-Reihe über das Thema Schwäche.

Jeder kommt an seine Grenzen. Und wehe, wenn wir dann aus Schwäche Schuldgefühle entwickeln oder ein schlechtes Gewissen bekommen, weil wir nicht noch mehr geben können. Dann ist wirklich Nüchternheit angesagt – Nüchternheit und die Gewissheit, dass Gott uns kennt und Treue belohnt.

Niemand muss mehr geben, als Gott ihm gegeben hat. An dieser Stelle lasse ich einfach alle Gedanken rund um Faulheit, dumme Lebensplanung und Sünde weg! Natürlich kann ich mich auch selbst schwächen, aber das ist diese Woche einfach nicht mein Blickwinkel.

Ich möchte die ermutigen, die Gott lieben und dabei an ihre Grenzen stoßen.

Der erste Punkt von gestern war: Gehe barmherzig mit dir um, bleibe humorvoll und realistisch. Du brauchst dir nicht mehr Verantwortung aufzuladen, als Gott dir gegeben hat. Gott kennt dein Herz. Fang bloß nicht an, dich zu vergleichen und dich als Versager zu fühlen, obwohl du alles gegeben hast.

Schwäche durch äußere Umstände und Menschen

Heute mit Schwäche leben – Teil zwei

Weil Menschen und Umstände mir zusetzen. Schwäche ist nicht immer ein Produkt meiner eigenen Kraftlosigkeit. Wer sein eigenes Potenzial ausschöpfen will, wird häufig nicht nur durch körperliche Erschöpfung ausgebremst, sondern auch durch Menschen. Menschen, die es nicht immer gut mit mir meinen.

Ein Beispiel für einen jungen gläubigen Mann, der genau das erlebt hat – nämlich dass man ihm die Jugend stiehlt, weil man ihn hasst – ist Joseph. Es geht mir hier also um Schwäche, die nicht so sehr eine körperliche Erfahrung ist wie Erschöpfung oder Ausgelaugtsein, sondern Schwäche als emotionale Erfahrung. Das Gefühl des Eingeengtseins, des Ausgegrenztwerdens, des Betrogenwerdens um Entfaltung und Entwicklung.

Genau das hat Joseph erlebt. Die Geschichte ist wahrscheinlich halbwegs bekannt. Joseph ist der Sohn von Rahel. Rahel ist die Lieblingsfrau seines Vaters Jakob. Jakob hängt deshalb mit besonderer Liebe an diesem Jungen, und das wiederum bringt seine Brüder dazu, ihn abzulehnen. Sie überlegen, wie sie ihn umbringen können, doch schließlich verkaufen sie ihn nur in die Sklaverei. Was für ein Schicksal.

Joseph ist zu diesem Zeitpunkt siebzehn Jahre alt. Die darauf folgenden dreizehn Jahre verbringt er als Sklave, teils in einem Privathaus, teils aufgrund einer falschen Anklage im Gefängnis. Völlig zu Recht könnte man sagen: Er wurde um seine Jugend betrogen. Hier ist jemand schwach, nicht weil er das will, sondern weil Menschen ihn loswerden wollen, ihn betrügen und ihn vergessen.

Umgang mit Ungerechtigkeit und Versuchung zur Rache

Was ist die große Gefahr, wenn wir Ungerechtigkeit erleben, die uns Kraft und Zukunft raubt? Die Antwort lautet: Rache.

Konfrontiert mit der Bosheit von Menschen regt sich sofort in uns die Sünde mit dem Gedanken: „Das werde ich ihm oder ihr heimzahlen.“ Ein solcher Gedanke ist natürlich falsch. Übrigens bereits im Alten Testament wird davor gewarnt.

In Sprüche 24,29 heißt es: „Sage nicht: Wie er mir getan hat, so will ich ihm tun; ich will jedem vergelten nach seinem Tun.“ Ihr habt richtig gehört: Hier steht „sage nicht“. Wir sind gerade nicht diejenigen, die anderen das Böse vergelten. Wir sind die mit dem Segen.

Im 1. Petrus 3,9 steht: „Und vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Beschimpfung mit Beschimpfung, sondern im Gegenteil segnet, weil ihr dazu berufen worden seid, dass ihr Segen erbt.“

Wir sind also die mit dem Segen. Doch das ist nicht unser Thema heute, sondern das Schwachsein.

Menschen setzen mir zu, und ich muss mit Einschränkungen und Schwäche leben. Wie soll ich damit umgehen?

Vertrauen auf Gottes Führung trotz widriger Umstände

Und die Antwort ist eigentlich ganz einfach: Ich muss aufhören, mir zu viele Gedanken um meine Lebensumstände zu machen. Wenn Menschen mich in meiner Entwicklung behindern – egal, ob das die Eltern sind, die sich nicht um mich kümmern, oder die Brüder von Joseph, die ihn einfach in die Sklaverei abschieben – spielt das keine Rolle.

Wenn ich mit Gott unterwegs bin, dann gibt es jemanden, der mit mir ist. Einen, dem ich nicht egal bin. Deshalb hört euch diesen genialen Vers an.

Wir sind ganz am Ende der Geschichte. Joseph ist inzwischen ägyptischer Premierminister, und die Brüder haben zu Recht Angst, dass er sich rächen könnte. Tut er natürlich nicht, aber die Begründung sollten wir uns merken.

 1. Mose 50,20 ist ein wirklich guter Vers zum Auswendiglernen. Dort sagt Joseph zu seinen Brüdern: „Ihr zwar, ihr hattet Böses gegen mich beabsichtigt, Gott aber hatte beabsichtigt, es zum Guten zu wenden, um zu tun, wie es an diesem Tag ist, ein großes Volk am Leben zu erhalten.“

Wenn Menschen mir zusetzen und mich um meine Zukunft betrügen – so scheint es ja bei Joseph, wenn sie das tun –, dann haben sie über die Bedeutung meines Lebens nicht das letzte Wort. Das letzte Wort hat mein Vater im Himmel.

Wir tun gut daran, wenn wir uns nicht rächen. Wenn wir unseren Lebensweg so annehmen, wie er ist, und nicht ständig davon träumen, was alles hätte anders und vermeintlich besser sein können.

Solange wir Gott vertrauen, ist nichts und niemand in der Lage, Gott davon abzuhalten, die Welt durch uns mit dem Segen zu segnen, den Gott in unser Leben hineingelegt hat.

Und diese Lektion wird umso wichtiger, je mehr wir begreifen, was der Prediger so formuliert.

Die Unberechenbarkeit des Lebens und das Vertrauen auf Gott

 Prediger 9,11: Und ich wandte mich um und sah unter der Sonne, dass nicht die Schnellen den Wettlauf gewinnen, noch die Starken die Schlacht. Dass nicht die Weisen das Brot erlangen, auch nicht die Verständigen den Reichtum, noch die Erfahrenen Gunst. Denn sie sind alle von Zeit und Umständen abhängig.

Der Prediger möchte damit ausdrücken, dass wir alle dem Einfluss von Zeit und Umständen ausgeliefert sind. Es sind nicht nur Menschen, die uns zusetzen, sondern auch die Wechsel des sogenannten Schicksals. Plötzlich kann ich an Long Covid erkranken, kurz vor der Hochzeit verlassen werden oder von meinem Chef hintergangen werden.

Aber es ist nicht unsere Aufgabe, unser Leben vollständig zu verstehen. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, Gott zu vertrauen – egal, ob es bergauf oder bergab geht.

Persönliches Zeugnis: Segen in der Schwäche erkennen

Und so möchte ich diese Episode mit dem Moment größter Schwäche in meiner Schulzeit abschließen: meiner Abiturprüfung in Chemie.

Es war die letzte Prüfung, und Chemie war mein bestes Fach. Ich war mir sicher, dass ich die Prüfung mit einer Eins plus bestehen würde. Doch es kam ganz anders. In der mündlichen Prüfung hatte ich meinen ersten und einzigen Blackout während meiner gesamten Schulzeit.

Am Ende erhielt ich gerade noch eine Drei. Ich war am Boden zerstört. Aber Gott wusste, was er tat. Diese eine Prüfung führte zu einem deutlich schlechteren Abiturdurchschnitt. Das bedeutete, dass ich wegen des Numerus Clausus nicht in Tübingen, sondern in Berlin studieren musste – einem Ort, an den ich nie wollte.

Doch nun kommt das Entscheidende, das zeigt, dass Gott nie einen Fehler macht: In Berlin habe ich mich bekehrt. Dort habe ich eine Gemeinde gegründet und zusammen mit meiner Frau eine geistliche Berufung gefunden.

Ist das nicht verrückt? Der schwächste Moment meiner Schulzeit, der für mich ein absolutes Desaster war, wurde zum Grundstein für meinen geistlichen Dienst.

Schlussfolgerung und Ermutigung zum Vertrauen

Und deshalb lasst uns diese eine Lektion lernen: Wenn Gott will, lässt er aus jeder Schwäche seinen Segen fließen. Wir müssen nur eines tun: ihm vertrauen.

Was könntest du jetzt tun? Du könntest Gott, in Anlehnung an Epheser 5,20, für ein paar Momente der Schwäche in deinem Leben danken.

Das war's für heute. Überlege dir doch, wie du Geschwister ermutigen kannst, denen Zeit und Umstände gerade mächtig zusetzen.

Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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