Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 362: Jesus im Ausland
Glauben als Weg zur Rettung
Wir waren dort stehen geblieben, wo eine Syrophönizierin uns eine Lektion in Sachen Glauben erteilt. Meines Erachtens beantwortet sie die Frage, wie ein Mensch vor Gott rein wird.
Wie finde ich Rettung vor den Machenschaften des Bösen in meinem Leben? Wie begeistere ich Gott? Die Antwort ist ganz einfach: Durch Glauben.
Doch wie sieht dieser Glaube aus, der Gott begeistert? Die Antwort lautet: Es ist echtes Vertrauen in die Person Gottes, genauer gesagt in seine Güte.
Dieses Vertrauen lässt sich erstens nicht erschüttern. Zweitens beruht es nicht auf eigener Leistung, nicht auf dem Einhalten von Regeln, nicht auf Ritualen oder der Mitgliedschaft in einer Kirche, sondern allein auf Gottes Gnade.
Ich weiß, dass ich meinen Platz unter dem Tisch meines Herrn habe und von seinen Brotkrumen lebe. Aber das ist nicht schlimm, denn ich brauche nicht mehr.
Begegnung mit der Syrophönizierin
Sie antwortete ihm: „Ja, Herr, auch die Hunde essen unter dem Tisch von den Krümeln der Kinder.“
Er sprach zu ihr: „Um dieses Wortes Willen geh hin, der Dämon ist aus deiner Tochter ausgefahren.“
Sie ging weg in ihr Haus und fand das Kind auf dem Bett liegen, und der Dämon war ausgefahren.
Jesu Reise durch das Zehnstädtegebiet
Es ist jetzt interessant, die Reiseroute des Herrn Jesus zu verfolgen. Er verließ das Gebiet von Tyrus und kam über Sidon an den See von Galiläa, mitten in das Zehnstädtegebiet. Das bedeutet zunächst etwa vierzig Kilometer nach Norden und dann in einem Halbkreis nach Osten beziehungsweise Südosten in ein Gebiet, das östlich vom See Genezareth liegt.
Kurz einige Erklärungen zum Zehnstädtegebiet, der sogenannten Decapolis: Der Name ist hier Programm. Zehn Städte schlossen sich nach der römischen Invasion durch Pompeius und der expansiven Politik von Herodes dem Großen zu einer politisch-geographischen Einheit zusammen. Dieses Konstrukt war so erfolgreich, dass sich später weitere Städte den Zehn Städten anschlossen.
Das Gebiet der Dekapolis reichte zur Zeit Jesu von Damaskus im Norden bis Philadelphia, dem heutigen Amman, der Hauptstadt von Jordanien, im Süden. Jesus befindet sich also im Zehnstädtegebiet. Wo genau, wissen wir nicht, nur dass er sich bereits in der Nähe des Sees Genezareth aufhält.
Was wir aber wissen, ist, welchen Eindruck der Herr Jesus bei den dort lebenden Nichtjuden hinterlässt.
Heilung eines Tauben und Stummen
Sie bringen einen Tauben zu Jesus, der mit Mühe spricht, und bitten ihn, ihm die Hand aufzulegen. Jesus nimmt ihn von der Volksmenge beiseite, legt seine Finger in dessen Ohren und berührt mit Speichel seine Zunge. Dann blickt er zum Himmel, seufzt und spricht zu ihm: „Ephphatha“, das heißt „Werde geöffnet“.
Sogleich werden seine Ohren geöffnet, und die Fessel seiner Zunge wird gelöst, sodass er richtig sprechen kann. Jesus gebietet ihnen, niemandem davon zu erzählen. Doch je mehr er es ihnen gebietet, desto mehr machen sie es über alle Maßen bekannt.
Die Menschen geraten in höchstem Maße außer sich und sagen: „Er hat alles wohl gemacht. Er macht sowohl die Tauben hören als auch die Stummen sprechen.“
Für uns, die wir Jesus kennen, ist das keine Überraschung. Ein Tauber kann wieder hören und erhält zugleich volle Sprachfähigkeit. Auch das ist normal: Jesus will, dass niemand davon erfährt, doch es gelingt ihm nicht. Im Gegenteil, je mehr er es ihnen gebietet, desto mehr machen sie es bekannt.
Spannend ist, wie Markus uns die Details der Heilung überliefert. Jesus heilt abseits der Menge, legt seine Finger in die Ohren des Mannes, berührt mit Speichel dessen Zunge, der kaum sprechen kann, blickt zum Himmel auf, seufzt und sagt: „Herr Vater, werde geöffnet.“
Jesu Sehnsucht für die Heiden
Der Messias befindet sich hier an einem Ort, mitten unter Heiden, wo er nicht wirklich viel tun kann, außer Menschen zu heilen. Vielleicht lege ich in das Seufzen Jesu – das man auch mit Stöhnen übersetzen könnte – zu viel hinein. Aber mir scheint, dass der Herr Jesus ein wenig darunter leidet, dass er den Heiden noch nicht mehr bringen kann als ein bisschen Heilung.
Er predigt ihnen nicht das Evangelium; das tut er nur in den jüdischen Städten und Dörfern. So muss es für ihn eine große Last gewesen sein, die Nöte der heidnischen Menschen zu sehen, ohne sie schon in sein Reich einladen zu können.
In dem Wort „Hefata, werde geöffnet“ steckt vielleicht auch eine Sehnsucht. Die Sehnsucht, endlich den Heiden den Bund zu bringen, der sie zu einem Teil der Ekklesia, der Gemeinde Gottes, macht. Versteht ihr? Der Herr Jesus möchte, dass nicht nur Juden hören und reden, sondern dass alle Menschen das Evangelium hören können. Als seine Botschafter sollen sie das Evangelium in die ganze Welt hinaustragen.
Heilungen und Verherrlichung Gottes am See Genezareth
Aber bleiben wir noch ein wenig auf der Ostseite vom See Genezareth.
In Matthäus 15,29-31 heißt es: Jesus ging von dort weg und kam an den See von Galiläa. Als er auf den Berg gestiegen war, setzte er sich dort. Große Volksmengen kamen zu ihm. Sie brachten Lahme, Blinde, Krüppel, Stumme und viele andere mit sich. Diese warfen sich ihm zu Füßen, und er heilte sie. Die Volksmenge wunderte sich, als sie sah, dass Stumme redeten, Krüppel gesund wurden, Lahme gingen und Blinde sahen. Sie verherrlichten den Gott Israels.
Was mit einem Tauben und Halbstummen beginnt, zieht also Kreise. Immer mehr Menschen sammeln sich um diesen jüdischen Rabbi. Es gibt immer mehr Heilungen, und immer mehr wird der Gott Israels verherrlicht.
Die Herausforderung der Versorgung der Volksmenge
Nur dass jetzt wieder ein anderes Problem entsteht, eines, das wir schon kennen: Markus 8,1-3.
Als in jenen Tagen wieder eine große Volksmenge da war und nichts zu essen hatte, rief Jesus seine Jünger zu sich und sprach zu ihnen: „Ich bin innerlich bewegt über die Volksmenge, denn schon drei Tage harren sie bei mir aus und haben nichts zu essen. Wenn ich sie hungrig nach Hause entlasse, werden sie auf dem Weg verschmachten, und einige von ihnen sind von weit hergekommen.“
Das Problem ist schnell erklärt: Es sind zu viele Menschen da, und es gibt zu wenig Essen. Also wiederholt Jesus die Lektion, die wir schon von der Speisung der Fünftausend kennen. Er fragt seine Jünger, wie man das Problem lösen könnte.
Und die Jünger – man muss es wirklich so sagen – haben aus der ersten Brotvermehrung nicht wirklich viel gelernt. Markus 8,4: „Und seine Jünger antworteten ihm: ‚Woher wird jemand diese hier in der Einöde mit Brot sättigen können?‘“
Irgendwie traurig, oder? Und dann denke ich auch an mein eigenes Leben. Wie oft lernen wir die Lektionen Gottes nicht beim ersten Mal und verhalten uns danach trotzdem mehr als dämlich?
Seien wir einfach dankbar dafür, dass wir einem Herrn folgen dürfen, der geduldig ist und uns die Zeit gibt, die wir brauchen, um unsere Lektionen zu lernen.
Abschlussgedanken und Segen
Man könnte sich fragen, wie sehr man sich danach sehnt, dass alle Menschen das Evangelium hören und es anderen weitergeben.
Das war es für heute. Wenn dir die Episoden gefallen, kannst du gerne ein wenig Werbung für den Podcast machen.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.
