Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit. Unser Podcast möchte zum praktischen Christsein herausfordern und zum theologischen Denken anregen.
Seelsorge ist in der Gemeinde ein großes Thema, auch weil es Gottes Auftrag an uns ist. Wir sollen die Lasten gemeinsam tragen und sie im Gebet zu Jesus bringen.
Als Gemeinde nehmen wir an einem Seelsorgekurs teil, der uns helfen soll, nicht nur über Seelsorge zu sprechen, sondern sie ganz praktisch zu leben. Ein Wort, das dabei immer wieder fällt, ist Seelsorgeteam.
Thomas, bevor wir uns mit dem Seelsorgeteam beschäftigen, lass uns einen Schritt zurückgehen. Ein Seelsorgeteam setzt voraus, dass wir in der Gemeinde Seelsorge brauchen. Aber warum brauchen wir Seelsorge?
Als Christen haben wir doch den Herrn, mit dem wir reden können. Ja, das haben wir. Wir haben den Herrn und hoffentlich reden wir auch mit ihm. Dabei geht es nicht nur darum, über ihn zu sprechen, sondern mit ihm im Gebet zu reden und ihn auch so zu erleben.
Gott hat uns als Gemeinde zusammengestellt. Gemeinde bedeutet, dass ich Anteil an meinem Leben gebe, also mit anderen in der Gemeinde teile, und zugleich Anteil am Leben der anderen nehme. Das ist eigentlich schon Seelsorge.
Es ist auch wahr, dass wir als Gemeinde Jesu nicht in einer heilen Welt leben, sondern in einer zerbrochenen Welt mit vielen Verletzungen. Diese Welt der Zerbrochenheit und Verletzungen ist nicht nur draußen, sondern auch in der Gemeinde vorhanden.
Wenn Menschen sich zu Jesus bekehren, ist das alte Leben nicht einfach ausgelöscht. Es gibt viele Dinge, die mit Gottes Hilfe verändert werden müssen. Diese „Aufräumaktion“ im Leben ist oft nicht mit ein paar Gesprächen erledigt, sondern braucht Zeit.
Das Mittel dazu sind Seelsorgegespräche. In ihnen nehme ich die Not der Menschen ernst und biete ihnen im Gebet an, zu Jesus zu gehen. Nur Jesus kann wirklich helfen und heilen.
Natürlich können Seelsorgegespräche auch klären und falsche Glaubenssätze, nach denen ich lebe, enttarnen. Deshalb sollte eine Gemeinde immer die Möglichkeit zu seelsorgerlichen Gesprächen anbieten, damit Menschen heilen können und auf ihrem Weg mit Jesus vorankommen.
Seelsorger und Seelsorgerinnen sollten zum Grundangebot jeder Gemeinde gehören. Das höre ich zumindest heraus, denn es ist unser Auftrag. Dennoch sind Seelsorgegespräche in der Gemeinde oft Mangelware. Würde ich sagen, oder?
Die Frage ist, warum das so ist. Ich glaube, es hängt damit zusammen, dass Seelsorge oft zu hoch aufgehängt wird. Das klingt dann fast wie ein Spezialistentum.
Viele denken: „Ich kann mich doch nicht mit den Lebens- und Glaubensherausforderungen anderer Christen beschäftigen, ich habe schon mit meinen eigenen genug zu tun.“ Manchmal fehlt natürlich auch die Erfahrung oder die entsprechende Bibelkenntnis.
Doch ich finde es wichtig, nicht bei diesem Mangel stehen zu bleiben. Vielmehr sollte man manche Herausforderungen mutig annehmen, beten und damit rechnen, dass Gott gerade mich im Leben von anderen und für andere gebraucht.
Wenn ich jetzt Seelsorge in diesem Sinne verstehe, denke oder höre, dann denke ich zunächst vielleicht an Einzelgespräche zwischen einzelnen Personen und nicht unbedingt an ein Team. Heute geht es jedoch um Seelsorgeteams.
Warum ist der Teamgedanke bei diesem Thema so wichtig?
Wir sind gerade dabei, im Rahmen des Netzwerks Evangelium für alle einen Seelsorgekurs zu konzipieren. Das machen wir zusammen mit dem Verband Gemeinde für Christus. Dieser Verband hat bereits in einem kleineren Rahmen kleine Seelsorgeschulungen durchgeführt. Dabei wurde Grundwissen der Seelsorge vermittelt. Die Schulungen dauerten nur wenige Stunden, aber das gleiche Programm wurde in verschiedenen Gemeinden angeboten.
Dadurch entstand eine Vergleichbarkeit der Gemeinden. Es wurde festgestellt, dass dort, wo nur eine Schulung stattfand und die Teilnehmer danach in ihre Gemeinden zurückkehrten, das Wissen oft verloren ging oder vergessen wurde. Es gab keine praktische Umsetzung.
Anders war es dort, wo es ein Seelsorgeteam gab. Diese Teams trafen sich regelmäßig, und Seelsorge war für sie eine wichtige Aufgabe. Man kann heute noch sehen, dass die Seelsorgeschulung dort tatsächlich etwas bewirkt hat und auch der Gemeinde zugutekam.
Deshalb wollen wir, dass in den Gemeinden, die Teilnehmer zu diesem Seelsorgekurs schicken, von Anfang an Seelsorgeteams gegründet werden. So können die Schulungen nachhaltig wirken und im Gemeindealltag wirklich umgesetzt werden.
Heißt das dann bei dem Programm, dass man gewährleisten muss, dass das auch wirklich so passiert? Man darf zum Beispiel nur teilnehmen, wenn ein Seelsorge-Team geplant wird, und sonst wird man gar nicht zugelassen? Oder wie läuft das?
Ja, genau so ist es tatsächlich. Das ist in gewisser Weise ein Novum. In anderen Seelsorge-Kursen gibt es das so nicht. Wir sagen, wir wollen, dass in den Gemeinden auf jeden Fall ein Seelsorge-Team geplant und auch gegründet wird. Aus unseren Erfahrungen wissen wir, dass Schulungen zwar gut sind, aber die Umsetzung nur gewährleistet ist, wenn sich wirklich Leute darum kümmern. Deshalb wird das als Vorbereitung gemacht, damit es auch wirklich umgesetzt wird.
Genau, also es geht darum, dass es dann auch wirklich Praxis wird.
Ja, das basiert auf unseren Erfahrungen.
Und wie macht man das jetzt? Heißt das, man braucht zum Beispiel zwei, fünf oder zehn Leute? Ist das nach Gemeindegröße gestaffelt?
Mindestens zwei. Es ist kein Team im klassischen Sinne. Unsere Vorstellung ist, dass die Teilnehmer, die zu diesem Kurs kommen, aus der Gemeinde stammen. Zum Beispiel Max, Frieda, Anton und so weiter. Es sollten immer mindestens zwei Geschlechter vertreten sein. Darf man das noch auswählen, oder ist das schon festgelegt?
Das darf die Gemeinde selbst bestimmen, wie sie das handhabt. Ich sage mal, das Seelsorge-Team bekommt einen Mentor zugewiesen. Dieser Mentor ist aber nicht der Seelsorger in einer Mustergemeinde, Musterstadt sozusagen. Er soll den drei Teilnehmern helfen, das Seelsorge-Team zu gründen. Außerdem unterstützt er die Gemeinde dabei, dass auch andere, die in der Gemeinde bereits Seelsorge machen, mit dazukommen.
Das Seelsorge-Team besteht also nicht nur aus den Leuten, die den Kurs machen, sondern auch aus denen, die in der Gemeinde als Seelsorger bereits anerkannt sind, wenn die Gemeinde eine Seelsorgekultur hat.
Ja, dann fasst man das zusammen und sagt: Das ist einfach das Seelsorge-Team hier.
Genau. Zum Beispiel kommen dann Anna, Julia und Theodor dazu, weil sie bereits Seelsorge-Gespräche geführt haben. Sehr wichtig ist: Die Teamgründung darf keine Eigeninitiative der sechs Teilnehmer sein, also nicht so, dass sie sagen: „Wir gründen jetzt hier das Seelsorge-Team“ und die Gemeindeleitung bekommt davon gar nichts mit.
Ah okay, also Initiative zeigen ist erlaubt, aber es muss offiziell sein?
Genau. Das muss immer über die Gemeindeleitung laufen. Unser Wunsch ist, dass zum Beispiel ein Richard im Leitungsteam der Gemeinde sitzt und als Ansprechpartner fungiert. Am besten wäre es, wenn er auch Teil des Teams ist. Das fordern wir aber nicht unbedingt. Er ist Ansprechpartner für das Team, also für Fragen, die das Team betreffen – nicht für persönliche Anliegen. Man kann sich an ihn wenden.
Dieses Team wird deshalb auch vom Leitungskreis aktiv unterstützt. Wir sind überzeugt, wenn das nicht so ist, wird sich dieses Angebot wahrscheinlich irgendwann im Sand verlaufen. Das wollen wir vermeiden.
Es geht nicht darum, Parallelstrukturen zu schaffen oder Kontrolle über alles zu haben, sondern um die Effektivität. Aus Erfahrung wissen wir, dass ohne Rückhalt von der Gemeindeleitung das Projekt irgendwann aufgegeben wird. Weil es zu schwierig wird – Zeitmangel und so weiter. Jeder macht dann sein eigenes Ding.
Es geht also sowohl um die Effektivität als auch darum, dass das Angebot wirklich in der Gemeinde ankommt. Das ist das Ziel.
Gemeinde ist ja noch einmal etwas anderes als Gemeindeleitung, oder? Das ist eine weitere Ebene. Muss die Gemeinde das auch mitbekommen, zum Beispiel? Ja, logisch, man muss ja wissen, an wen man sich wenden kann.
Die Gemeinde muss es auf jeden Fall mitbekommen. Ich würde sogar empfehlen, ein Seelsorger-Team in der Gemeinde vorzustellen und die Aufgabe des Teams zu erklären.
Bei der Gemeinde für Christus war es zum Beispiel so, dass sie, bevor sie diesen kleinen Kurs gemacht haben, sogar eine kleine Predigtreihe zum Thema Seelsorge gehalten haben. Wenn in der Gemeinde ohnehin klar ist, dass Seelsorge wichtig ist, dann braucht man das vielleicht nicht.
Aber wenn das nicht einmal klar ist, dann ist es meiner Meinung nach wichtig, das Thema in einer Predigtreihe zu begleiten. Dabei wird auch deutlich, dass die Gemeindeleitung notwendig ist. Das kann nicht hinter ihrem Rücken geschehen. Die Gemeindeleitung muss eigentlich der treibende Faktor sein, auch wenn sie natürlich nicht selbst das Team gründen oder über verschiedene Strukturen nachdenken muss.
Wichtig ist, dass sie das Projekt grundsätzlich unterstützt. Auch das Bewusstsein, dass Seelsorge der Gemeindeleitung wichtig ist, muss da sein. Das zeigt sich, indem sie das Team vorstellt und sagt: „Wir haben so ein Team, ihr dürft euch gerne an sie wenden“ oder Ähnliches.
Was sind genau die Aufgaben eines Seelsorgeteams?
Seelsorge stellt man sich oft so vor, dass einzelne Personen sehr engagiert sind. Der eine geht zu dem einen, der andere fragt den anderen – das wirkt oft unkoordiniert. Ist die Aufgabe eines Seelsorgeteams also vor allem Koordination? Oder gibt es noch weitere Aufgaben, wie gegenseitige Ermutigung, Supervision? Was kann man sich konkret darunter vorstellen?
Das klingt schon mal gut. Das sind auf jeden Fall die Ziele, die wir verfolgen. Ganz einfach gesagt: Ein Seelsorgeteam führt seelsorgerliche Gespräche. Jemand, der gerade erst einen Kurs begonnen hat, kann natürlich noch keine komplexen Seelsorgegespräche führen. Und das muss er auch nicht. Er muss nicht mit jemandem sprechen, der tief in einer schweren Depression steckt. Aber er darf zum Beispiel mit jemandem reden, der immer wieder Zweifel an seiner Heilsgewissheit hat oder Ähnliches.
Die Gespräche müssen nicht komplex sein, sondern auf die jeweilige Person abgestimmt. Uns war wichtig, dass die Beteiligten von Anfang an in einem Seelsorgeprozess sind. Dieser Prozess muss nicht komplex sein, aber es sollte auf jeden Fall ein Prozess sein. Auch derjenige, der sich gerade im Kurs befindet, merkt dann: „Das ist relevant, das, was ich hier lerne, brauche ich wirklich in meinem Alltag.“
Deshalb wollen wir die Teilnehmer ermutigen, schon vor Kursende, also gleich am Anfang, nicht zu warten, bis sie alle Fähigkeiten besitzen, sondern klein anzufangen. So gelingt der Wissenstransfer besser. Man sieht dann zum Beispiel: „Oh, gerade letzte Woche hatte ich genau diese Frage, die jetzt behandelt wird.“
Auf diese Weise wird Seelsorge auch zu einem Thema in der Gemeinde. Ich habe einmal jemanden gehört, der sehr begabt war und in seiner Gemeinde fast wie ein Seelsorgenetz aufgebaut hat. Als er in die Gemeinde kam, war Seelsorge dort so verstanden: Wenn du in die Seelsorge gehst, dann ist dein Leben schon fast völlig durcheinander oder ruiniert. Es ging also nur um sehr schwere Krisen.
Er sagte, jetzt sei es so, dass, wenn jemand ganz normale Alltagsprobleme äußert, jemand anderes dann sagt: „Du, ich glaube, da solltest du mal in die Seelsorge gehen.“ Dazwischen liegen viele Jahre der Veränderung. Das ist nicht etwas, was sich schnell ändert.
Aber genau das ist auch der Sinn von Seelsorgeteams: Im Team steht man zusammen. Und wie du schon gesagt hast, motiviert man sich gegenseitig.
Das muss jetzt nicht immer Seelsorge heißen oder so, denn wenn ich das höre, könnte man mich damit jagen. Ich bin da schon von der Art her so. Es kommt nicht auf den Namen an, sondern auf den Inhalt. Was ist es denn letztendlich?
Wenn das jetzt so ein Team ist, inwieweit wird sich danach über die begleiteten Personen ausgetauscht? So nach dem Sprichwort „Seelsorgegeheimnis“ oder so? Denn das ist ja wohl auch ein Zweck, dass man sich gegenseitig unterstützt. Klar kann man das anonymisieren, aber je kleiner die Gemeinde ist, desto mehr kennt man die Leute, oder?
Ich glaube, da sind wir auch sehr, wie soll ich sagen, reserviert an manchen Punkten. Natürlich ist das Seelsorgegeheimnis uns ganz, ganz wichtig. Trotzdem sehe ich den großen Vorteil eines Teams darin, dass ich als jemand, der zum Team gehört, nicht alleine in meinen Herausforderungen stehe, etwa wenn ich Lea und Ludwig begleite. Das Team kann mir helfen.
Manchmal kann ich wirklich, in Absprache natürlich mit Lea und Ludwig oder je nachdem, wen ich habe, auch im Team fragen: „Hey, ich stehe an dem Punkt mit Ludwig, was würdet ihr mir raten?“ Aber klar muss sein: Erstens muss ich solche Dinge nicht immer mit dem gesamten Team besprechen. Ich kann ja auch auf einzelne zugehen und sagen: „Du, wie sieht es aus, kannst du mir helfen?“
Wenn ich so etwas mal mit dem Team bespreche, und der Ratsuchende sagt: „Besprich das mal mit dem Team“, dann darf davon nichts nach außen dringen. Das stellt sich eigentlich von selbst heraus. Das muss absolut im Team bleiben. Es darf auch kein Ehepartner oder sonst jemand davon erfahren – das geht einfach nicht.
Deswegen: Seelsorgegeheimnis ja, aber nicht nur bei einer einzelnen Person. Man unterstützt sich eben gegenseitig. Und manchmal kann man, wenn eine Gemeinde größer ist, die Fälle auch anonymisieren. Ab einer gewissen Größe geht das schon.
Dann nimmt man vielleicht auch eine andere Suchterfahrung, zum Beispiel jemand ist alkoholsüchtig, du nimmst Spielsucht. So verändert man den Fall ein bisschen. Aber man hat ja auch begriffen, dass es ähnliche Prinzipien sind.
Wenn ich sage, da wird jemand immer wieder rückfällig, wie geht ihr denn damit um? Ich glaube, da kann ich manches lernen. Das ist ganz wichtig: auf der einen Seite Erkenntniserweiterung, Gebetsunterstützung, aber auch Schulung. Dort spricht man vielleicht über Fragen der Seelsorge, für die man keinen konkreten Fall hat, die aber immer wieder vorkommen.
Die Neuen werden dann wahrscheinlich mit den Erfahrenen integriert. Das ist einfach ein Ort, wo sich die Leute gegenseitig unterstützen und selbst unterstützt werden als Seelsorgeteam. So werden sie nicht mit solchen Dingen allein gelassen und können sich weiterentwickeln.
Ich glaube, es ist wichtig, dass Neulinge zum Beispiel in diesem Team mit einem erfahrenen Seelsorger in ein Seelsorgegespräch gehen können. Sie hören zu, lernen, tragen aber nicht die ganze Verantwortung für das Gespräch.
Manchmal sagt man ja auch: „Du brauchst einen Rechenschaftspartner, du musst einmal die Woche mit jemandem reden, wie es dir an diesem Punkt geht.“ Das kann derjenige, der im Seelsorgekurs sitzt, machen. Er weiß, dass er nicht die ganze Seelsorge verantwortet, aber das kann er übernehmen. Später wird er das dann mit anderen machen.
Das ist auch so ein bisschen Netzwerk und Selbstschulung. Wie gesagt, Gebetsunterstützung ist etwas ganz Wesentliches: „Bitte helft mir mit Beten in diesem Fall, damit Gott wirklich eingreifen kann.“ Das finde ich sehr wichtig.
Manchmal gibt es auch Bücher, die so Schlüsselbücher sind, zum Beispiel „Missbrauch“ oder „Das verwundete Herz“. Die anderen können dann sagen: „Wenn du mit solchen Fällen zu tun hast, lies mal dieses Buch.“ Dort sind viele andere Bücher zusammengefasst.
Also wirklich dieser Teamgedanke. Das kam aus Erfahrung. Man hat einfach gemerkt, dass das auch in diesen Teams passiert ist. Man hat reflektiert, was da alles passiert ist, und hat gemerkt: „Okay.“
Genau, warum war das so, dass es in manchen Gemeinden weiterging und in anderen nicht? Dann hat man das schon lokalisiert und gesagt: Das fällt auf, das verbindet die verschiedenen Gemeinden miteinander.
Ich weiß nicht, ob das jetzt zu weit führt, aber gab es dann auch Erfahrungen, dass manche Teams aus irgendwelchen Gründen zusammengebrochen sind? Also in dem Sinne, dass es Streit über unterschiedliche Ausrichtungen gab oder dass sie nicht mehr konnten, weil die Arbeit zu viel wurde? Oder umgekehrt, dass ein Team sich vermehrt hat, weil da irgendjemand immer mehr dazugekommen ist und die Struktur sich immer weiterentwickelt hat?
Ja, also das kann ich jetzt nicht genau sagen, ob Teams zusammengebrochen sind. Da müsste ich denjenigen fragen, der diese kleinen Schulungen gemacht hat. Aber das mit der Vermehrung ist eigentlich schon ein guter Gedanke.
Wir reden hier über Seelsorgeteams, aber was wir in der Gemeinde durchaus haben, sind auch sogenannte Care Teams. Das klingt gut und englisch, so nach dem Motto. Ich habe mich da zurückgehalten.
Man kann sie unterscheiden: Das Seelsorgeteam ist eigentlich das, worüber wir reden und was zu dieser Seelsorger-Schulung gehört. Bei den Care Teams ist es so, dass Leute, die einiges an Lasten in ihrem Leben zu tragen haben, wo der Seelsorger zeitlich und auch seelisch nicht mehr mithalten kann, ein Care Team hilfreich ist.
Das sind dann einfache Leute – jetzt nicht negativ gemeint – die nicht unbedingt in einem Seelsorgekurs waren, aber schon eine gewisse Ahnung aus der Gemeinde haben. Sie kennen die Geschichte dieser Person, tauschen sich auch über diese Person aus und sprechen dann mit einer Stimme, mit einer Zunge, wie man so schön sagt.
Also schreibt dann jemand: „Ich habe dem Ludwig geraten, bei seinem Problem so und so zu handeln“, zum Beispiel in eine Church Tools Gruppe oder Ähnliches. Dann weiß ich Bescheid. Wenn ich dem Ludwig begegne und er bringt dieses Thema auf, dann weiß ich, was der andere ihm geraten hat. So wird vermieden, dass es hin und her gezogen wird.
Oder er sagt: „Ich habe eine Stunde mit Ludwig geredet“, und ich weiß, Ludwig kommt jetzt mit demselben Problem. Dann würde ich vielleicht sagen: Gut, natürlich rede ich mit ihm, aber ich muss nicht eine weitere Stunde investieren, weil ich weiß, dass sie das schon ausführlich besprochen haben.
Wenn ich all diese Dinge nicht weiß, ist es okay, dass ich dann erfahre, dass jemand anders schon mit ihm gesprochen hat. Aber dann denke ich: „Hä, warum habe ich so viel Zeit investiert?“
Das kommt durchaus öfter vor, dass mehrere Personen gefragt werden, und je nachdem gibt es verschiedene Ursachen. Das Stichwort war ja, dass du von Vermehrung gesprochen hast.
Diese Leute, die in Care Teams sitzen, da hast du wahrscheinlich immer ein oder zwei Potenzielle, bei denen du dir sagen kannst: „Hey, das wäre gut, wenn die später auch mal so eine Schulung machen.“
So ein Care Team braucht keine Schulung, aber es braucht eine Person, die das führt und einen gewissen Überblick hat. Man kann sich auch manchmal über Zoom treffen, das muss nicht immer persönlich sein.
Sie können frei und ohne die betroffene Person über diese Person sprechen – zum Wohle der Person. So in etwa.
Geht es dabei immer nur ums Reden? Ich höre nämlich ständig von Problemen und Gesprächen. Oder kann auch mal eine Person dabei sein, die sagt: „Du, wenn dir an einem Abend die Decke auf den Kopf fällt, kannst du zu mir kommen. Wir essen abends zusammen, ohne dass groß viel geredet wird.“ Vielleicht macht man dann praktisch etwas zusammen oder so in der Richtung.
Ja, ich übernehme dieses und jenes, was gerade aus irgendwelchen Gründen nicht geht, oder andere Dinge. Das kann durchaus gemischt sein – auch mit ganz praktischen Gaben zusammen. Aber wie gesagt, das sind einfach auch seelsorgerliche Herausforderungen, die schon größer sind. Man wird nicht bei jeder seelsorgerlichen Herausforderung gleich ein Care-Team bilden.
Normalerweise sollten das auch Leute sein, die von vornherein schon eine gewisse Beziehung zu der betroffenen Person gehabt haben. Das heißt, die Person geht schon zum Seelsorgerteam, redet mit ihnen, und dann schauen sie: „Wir hatten schon eine Beziehung, wo kann man das einsetzen, um demjenigen zu helfen?“ Denn es gibt bestimmte Situationen, in denen der Seelsorger das allein zeitlich einfach nicht schafft oder aus anderen Gründen nicht kann. Dann kann man Leute einbinden.
Wenn sie sich kennen, ist das auch kein Reden über die Person in einer geschlossenen Gruppe. Das klingt sonst ein bisschen gruselig. Es ist wirklich so, dass man sich koordiniert, damit das optimal gemacht werden kann.
Und wenn man jetzt vom Care-Team spricht – das war ja nur ein Nebenthema – dann ist es so, dass man denjenigen, der das Care-Team braucht, fast noch motiviert und sagt: „Jetzt gehst du mal auf die Suche und sprichst Leute an, wer in dein Care-Team hineinkommen könnte.“ Die Initiative muss also auch ein Stück weit von der betroffenen Person ausgehen. Es muss ein Wille und eine Bereitschaft da sein.
Und das ist die positive Seite. Ich habe da jetzt mal so ketzerische Gedanken im Kopf, die du mir gern nicht zurechtweisen darfst.
Es gibt auch Leute, die einen aussaugen. Wie beugt man der Gefahr vor, dass sich eine Person auf sechs andere stützt, ohne etwas ändern zu wollen? Gerade so ein Care-Team ist da einfach hilfreich. Wenn die Teammitglieder sich untereinander verständigen können, wissen sie, dass sie nicht die einzige Ansprechperson sind.
Zum Beispiel kann man sich sagen: „Ich bin jetzt nicht die Person, die er oder sie anspricht, sondern die dritte Person, die zu dieser Thematik angesprochen wird.“ Man kann sich auch gegenseitig mitteilen: „Wenn diese Person anruft und gleich losredet, während du gerade ein Gespräch mit deinem Chef hast, dann nimm bitte nicht ab.“ So kann man sich gegenseitig unterstützen.
Ich glaube, gerade so ein Care-Team ist hilfreich, um sich nicht in eine Seelsorger-Beziehung übermäßig zu investieren. Ich hoffe, die Hörer verstehen meine Frage richtig. Ich meine natürlich nicht, dass man jemandem Hilfe verweigert.
Manchmal gehört es auch dazu, dass man sagt: „Jetzt ist mal ein Schritt von dir dran.“ Es geht nicht darum, immer nur zu nehmen, sondern auch mal etwas zu geben und aktiv zu werden. Das ist ja manchmal genau das, was aktuell ist.
Die Frage ist berechtigt, und deshalb stehe ich solchen Care-Teams auch sehr positiv gegenüber.
Kommt es mir nur so vor, oder bekomme ich in letzter Zeit öfter das Thema Seelsorge mit? Bei uns ist das natürlich stärker präsent, weil wir gerade eine Seelsorgeschulung entwickeln. Deshalb fällt es mir auch häufiger auf. Ich weiß nicht, ob das nur in meinem Umfeld so ist oder allgemein.
Es ist auf jeden Fall so, dass die Gemeinde Jesu die Seelsorge neu entdeckt. Früher wurden Leute oft einfach abgeschoben, zum Psychologen oder Psychiater geschickt. Heute scheint man mehr zu erkennen, dass wir einen Auftrag haben.
Natürlich gibt es auch komplexere Krankheitsbilder, wie zum Beispiel Depressionen. Trotzdem sehe ich, dass die Gemeinde den Auftrag hat, Menschen immer wieder zu ermutigen. Dabei muss ich keine Tabletten verschreiben.
Darfst du das gar nicht?
Nein, das darf ich wirklich nicht.
Aber das muss einem auch keinen Stress machen. Nach dem Motto: „Ich kann keine Tabletten verschreiben, also kann ich auch nicht helfen.“ Nein, ich kann jemanden einen Bibelvers vorlesen, mit ihm beten. Das ist mein Part, und das ist meine Hilfe.
Genau darum wird es auch in diesem Seelsorgekurs gehen: Was ist deine Aufgabe und was ist dein Auftrag? Dabei geht es auf jeden Fall weg vom Einzelkämpfer, vom einzelnen Superseelsorger, bei dem manchmal auch eine falsche Bindung entstehen kann.
Stattdessen geht es hin zu einem Team, das sich ergänzt, das sich stärkt und voranbringt. Und dieses Team wird dann noch erweitert durch andere.
Und wenn wir jetzt wieder beim Team sind, das auch voneinander weiß – also dass nicht jeder irgendetwas mal irgendwie macht und man plötzlich merkt: „Hey, bei uns in der Gemeinde gibt es diese Fragestellung immer wieder.“
Dann wäre es sinnvoll, dass wir das auch mal predigtmäßig abdecken oder ein Seminar dazu holen.
Im Team entwickelt sich natürlich ein gewisses Gefühl dafür, wo eigentlich unsere Schwerpunkte liegen.
Ja, gut, dann ist es so weit, oder? Ja.
Eine Anmerkung habe ich noch. Wenn man von Seelsorge spricht, gibt es ein Schlagwort, das heißt Gemeindeseelsorge oder korrigierende Gemeindeseelsorge. Früher nannte man das Gemeindezucht.
Ich glaube, es ist wichtig zu wissen, dass dies nicht der Auftrag eines Seelsorgeteams ist. Das ist vielmehr ein Auftrag der Ältesten, wie es in der Bibel steht.
Es war mir wichtig, das noch einmal zu betonen, damit man nicht von der einen Seite her vom Pferd fällt und die Gemeindeleitung dann sagt: „Wir haben ein Seelsorgeteam, also landen alle seelsorgerlichen Fragen bei diesem Team.“ Das funktioniert in diesem Bereich nicht. Man kann nicht erwarten, dass das Seelsorgeteam diese Aufgabe übernimmt.
Ansonsten ist es ein Miteinander zwischen dem Leitungskreis und dem Seelsorgeteam. Ich wünsche mir auch, dass manche Leitungskreise verstehen, dass ein Seelsorgeteam ihnen wirklich helfen kann, auch in schwierigen Situationen zu begleiten und ihnen Zeit für andere Aufgaben zu geben.
Du rennst gerade offene Türen ein, was das bedeutet, denn viele Leitungssitzungen haben ja auch Seelsorge zum Thema. Ja, viele, immer mal wieder.
Dann könnte man diese Aufgaben auch ein Stück weit weitergeben, also kurativ weitergeben, und sagen: „Kümmert euch bitte darum“ oder so.
Auf jeden Fall haben wir mitgenommen, dass es gut ist, ein Team zu haben. Ein Team, das sich gemeinsam an verschiedene Seelsorgebaustellen oder auch Lebensbaustellen heranwagt.
Manchmal traut man sich als Einzelner vielleicht nicht, bestimmte Themen anzugehen. Doch im Team unterstützt man sich gegenseitig. So können Lasten gemeinsam getragen und dann zu Jesus gebracht werden.
Dieser gemeinsame Gedanke war das Besondere an dem heutigen Podcast. Vielleicht war dieser Podcast von FNG für alle in Stuttgart auch für euch ein Impuls, den Gedanken eines Seelsorgeteams in eure Gemeinde hineinzubringen.
Falls ihr weitere Informationen möchtet, könnt ihr gerne über unsere Adresse schreiben: podcast@efa-stuttgart.de. Thomas, der Verantwortliche für dieses Thema, wird euch dann antworten.
Wir wünschen euch auf jeden Fall Gottes Segen.