Die Lehre der Apostel: Der zweite Korintherbrief, Vers für Vers
Theologie, die dich im Glauben wachsen lässt. Nachfolge praktisch – dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer. Heute geht es um den zweiten Korintherbrief, Kapitel 10, Verse 3 bis 16.
Wir waren an der Stelle stehen geblieben, an der Paulus seine Feinde davor warnt, ihn zu unterschätzen.
Geistlicher Kampf und die Macht der Waffen Gottes
Gehen wir weiter zu 2. Korinther 10,3-6:
Denn obwohl wir im Fleisch wandeln, kämpfen wir nicht nach dem Fleisch. Die Waffen unseres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig für Gott zur Zerstörung von Festungen. So zerstören wir überspitzte Gedankengebäude und jede Höhe, die sich gegen die Erkenntnis Gottes erhebt. Wir nehmen jeden Gedanken gefangen unter den Gehorsam Christi und sind bereit, allen Ungehorsam zu strafen, wenn euer Gehorsam erfüllt sein wird.
Ja, Paulus wandelt nach dem Fleisch. Er ist sich der natürlichen Grenzen seiner menschlichen Existenz nur allzu bewusst. Körperliche Schwäche ist für ihn eine Realität. Aber Vorsicht: Er kämpft nicht nach dem Fleisch. Wenn es um den geistlichen Kampf geht, darf man sich von seinem Äußeren nicht täuschen lassen.
Seine Waffen – man kann hier an die Predigt des Evangeliums denken, an Gebet, an Weisheit oder den Geist Gottes, der ihn erfüllt – sind mächtig für Gott. Wir werden noch sehen, dass selbst seine Schwäche in Gottes Hand zu einer mächtigen Waffe wird.
Wie eine Belagerungsarmee Festungen zerstört, so tut der Apostel das mit Gedankengebäuden. Dabei wird deutlich, worum es ihm geht: Paulus verteidigt nicht sich selbst, sondern die Erkenntnis Gottes. Er macht Gefangene – aber eben keine Menschen, sondern Gedanken.
Was Paulus sich wünscht, ist, dass menschliches Denken sich dem Christus unterwirft. Das ist in letzter Konsequenz Bekehrung: Wenn alle meine Gedanken unter den Gehorsam Christi kommen. Das ist witzig, oder? Meine Gedanken müssen Gefangene werden, um für die Wahrheit frei zu sein.
Und Paulus geht noch weiter. Er ist bereit, allen Ungehorsam zu strafen. Jetzt sind wir wieder bei den Leuten, gegen die Paulus kühn vorgehen will – Leute, die falsche Dinge über ihn sagen.
Aber, und das ist spannend, er will seine Maßnahmen von ihrem Gehorsam abhängig machen. Es heißt hier: „Wir sind bereit, allen Ungehorsam zu strafen, wenn euer Gehorsam erfüllt sein wird.“ Paulus will seine apostolische Autorität nicht losgelöst von der Gemeinde praktizieren. Er möchte, dass sie erst an der Aufgabe wachsen und dass dann Apostel und Gemeinde im Blick auf die falschen Apostel gemeinsame Sache machen.
Die Existenz der Gemeinde als Beweis göttlicher Wirksamkeit
2. Korinther 10,7: Seht doch auf das, was vor Augen ist. Wenn jemand sich zutraut, dass er Christus angehört, so denke er andererseits bei sich selbst ebenso: Wie er Christus angehört, so auch wir.
Was kann man den Pauluskritikern entgegenhalten? Ganz einfach: die Geschichte. Seht doch auf das, was vor Augen ist. Was seht ihr? Antwort: Eine Gemeinde. Wer hat sie gegründet? Antwort: Paulus.
Was sagt das über Paulus als einen geistbegabten Mitarbeiter Gottes aus? Versteht ihr, wenn irgendjemand von den Korinthern denkt, dass er Christus angehört, also Christ ist – woran liegt das? Ich meine in letzter Konsequenz.
Das liegt doch wohl daran, dass auch Paulus selbst Christus angehört und dass Christus durch Paulus gewirkt hat. Das heißt, die Existenz der Gemeinde in Korinth ist ein Beweis dafür, dass Gottes Kraft durch Paulus wirkt.
Die richtige Ausübung apostolischer Vollmacht
Zweiter Korinther 10,8: „Denn wenn ich mich auch etwas mehr über unsere Vollmacht rühme, die uns der Herr zu eurer Erbauung und nicht zu eurer Zerstörung gegeben hat, so werde ich nicht zu Schanden werden.“
Wenn man diesen Vers liest, fragt man sich unwillkürlich, wann Paulus sich bitteschön seiner Vollmacht gerühmt haben soll. Er ist doch überhaupt nicht der Typ, der mit seinen Erfolgen angibt.
Weil das so ist, haben wir es hier wahrscheinlich mit der Perspektive seiner Gegner zu tun. Das ist das, was sie über ihn sagen: dass er sich und seinen Dienst zu wichtig nimmt.
Paulus kann hier antworten: Nein, ich werde nicht zu Schanden werden. Passiv wird Gott ihn rechtfertigen, und zwar vor dem Richterstuhl Christi.
Noch etwas wird hier deutlich: Ja, Paulus wird nach Korinth kommen und wie ein Heerführer die Gedankengebäude seiner Feinde belagern und niederringen. Aber seine Vollmacht dient immer der Erbauung und nie der Zerstörung.
Wenn er seine Vollmacht ausübt, dann immer auf die rechte Weise. Er möchte die Korinther nicht auf eine unfaire Weise beeinflussen, indem er mit seinem Apostelstatus oder seinen Erfahrungen angibt, sie mit Rhetorik umgarnt, manipuliert oder kontrolliert.
Autorität ist für Paulus eine Sache der Beziehung und der Funktion. Für ihn gibt es keine Elite von Leitern, die der Masse sagen, wie sie leben sollen. An der Spitze einer Gemeinde steht nur genau einer: Christus. Und jeder ist ihm gegenüber verantwortlich.
Die Diskrepanz zwischen Brief und persönlichem Auftreten
Zweiter Korinther 10,9-10
Damit ich nicht den Anschein erwecke, als wolle ich euch nur durch die Briefe schrecken – denn die Briefe, sagt man, sind gewichtig und stark –, aber die leibliche Gegenwart ist schwach und die Rede zu verachten.
Paulus springt hier ein wenig zurück zu dem Thema: In den Briefen ist er mutig, als Person dagegen eher schwach. Und wir merken, wo die Kritik an seiner Person ansetzt. Er macht nichts her. Er taugt nicht zum Redner.
Man muss eines wissen: In der hellenistischen Kultur war klar, dass ein Leiter rhetorisch brillant sein muss. An der Fähigkeit, durch einen Auftritt als Redner Menschen zu begeistern, hing der Ruf eines Philosophen oder eines Religionsstifters.
Dann kommt Paulus – und mit ihm eine Realität, die den Korinthern nicht schmeckt. Diese Realität besagt, dass die Vollmacht einer Botschaft nicht am Auftreten und nicht an der rhetorischen Begabung des Predigers hängt. Die Vollmacht einer Botschaft hängt vielmehr daran, dass sie die Wahrheit des Evangeliums transportiert und von der Kraft Gottes begleitet wird.
Der Prediger ist absolut sekundär. Da reicht, wenn es hart auf hart kommt, eine Eselin – wie das im Fall von Bileam völlig deutlich wird.
Deshalb darf man bloß nicht den Fehler machen, Paulus nach dem Maßstab für tolle Rhetoriker zu messen. An dieser Stelle fällt er tatsächlich durch. Aber das ist ihm auch egal, denn er will nicht durch einen eleganten Stil und ein gekonntes Auftreten verführen.
Ihm reicht es, das Evangelium zu predigen. Und das Evangelium ist Kraft Gottes zur Rettung. Mehr Kraft braucht es wirklich nicht.
Die Korinther können das wissen, denn sie haben sich genau dadurch bekehrt.
Die Verbindung von Wort und Tat im Dienst des Apostels
2. Korinther 10,11: Derjenige bedenke dies, dass wir, obwohl wir im Wort durch Briefe abwesend sind, auch anwesend mit der Tat sein werden.
Vorsicht, wenn jemand denkt, Paulus sei ein Schwächling, der nur in seinen Briefen stark auftreten kann. Das ist ganz falsch. Wenn Paulus sanftmütig auftritt, dann deshalb, weil er ein Bild für Christus abgeben will.
Wer als Leiter Angst und Schrecken verbreitet, baut Menschen nicht auf. Aber genau das ist es, was Paulus will.
Kritik an selbstgerechten Leitern und der wahre Maßstab
Denn wir wagen es nicht, uns mit gewissen Leuten zu vergleichen, die sich selbst empfehlen oder gleichstellen. Doch da sie sich an sich selbst messen und sich mit sich selbst vergleichen, sind sie unverständlich.
In der hellenistischen Gesellschaft war es üblich, sich selbst gut darzustellen. Man kann sagen, dass Angeberei ein legitimes Mittel war, um als Philosoph oder Religionsstifter Eindruck zu schinden. Die falschen Apostel, gegen die Paulus vorgeht, tun also nur das, was in der Gesellschaft völlig normal war.
Aber an dieser Stelle kann Paulus nicht mitgehen. Warum nicht? Weil für ihn der Vergleichspunkt nicht stimmt. Wenn ich mit dem angebe, was ich bin – also meiner Herkunft, meiner Rhetorik, meinen Erfolgen oder meinem Einfluss – dann bin ich, sagt er, unverständlich. Ich habe noch gar nicht verstanden, worauf es wirklich ankommt.
Worauf kommt es also an? Das werden wir sehen, wenn wir weiterlesen. In Vers 17 heißt es: „Wer sich aber rühmt, der rühme sich des Herrn.“ Und in Vers 18: „Denn nicht wer sich selbst empfiehlt, der ist bewährt, sondern der, den der Herr empfiehlt.“
Was ich über mich denke und ob ich es schaffe, mich ins rechte Licht zu setzen, spielt überhaupt keine Rolle. Das mag in der Welt wichtig sein, aber nicht im Reich Gottes. Und wehe, wenn diese Angeberei Einzug in die Gemeinde Gottes hält.
Wie empfiehlt Gott einen Menschen? Die Antwort lautet: indem er ihn beruft und sich zu seinem Dienst stellt. Genau das hat Paulus erlebt.
Maßvolles Rühmen und der Wirkungskreis Gottes
Wir aber wollen uns nicht maßlos rühmen, sondern nach dem Maß des Wirkungskreises, den uns Gott als Maß zugeteilt hat, handeln. Dieser Wirkungskreis umfasst auch, bis zu euch zu gelangen.
Paulus kann stolz darauf sein, dass er mit Gottes Hilfe bis nach Korinth gekommen ist.
Grenzen und Hoffnungen im Dienst des Evangeliums
Zweiter Korinther 10,14-15
Denn es ist nicht so, als ob wir nicht zu euch gekommen wären und uns nun zu weit ausstreckten. Wir sind mit dem Evangelium Christi auch bis zu euch gekommen. Dabei rühmen wir uns nicht maßlos mit fremden Arbeitsleistungen. Vielmehr haben wir die Hoffnung, dass wir, wenn euer Glaube wächst, unter euch entsprechend unserem Wirkungskreis groß gemacht werden – bis zum Übermaß.
Paulus ist einer derjenigen, die Gemeinden dort gründen, wo es noch keine gibt. Er gibt also nicht mit den Erfolgen anderer an und stellt sie dann als seine eigenen dar. Übrigens ist das genau das, was seine Gegner tun: Sie schaffen nichts Neues, sondern bauen auf dem auf, was Paulus geschaffen hat.
Und in dem Maß, wie der Glaube der Korinther weiter wächst, darf Paulus darauf hoffen, dass sie ihn als echten Apostel erkennen. Wenn nicht sie, wer denn dann? Aber das ist nicht alles, worauf Paulus hofft.
Der Auftrag zur Neulandmission und Gottes Anerkennung
2. Korinther 10,16: Und dann das Evangelium weiter über euch hinaus zu verkündigen, nicht in fremdem Wirkungskreis und uns dessen zu rühmen, was schon fertig ist.
Versteht ihr wieder diesen Gedanken? Dorthin zu gehen, wo noch keiner war? Das ist typisch für Paulus – Neulandmission. So tickt ein echter Apostel.
Er hat Ähnliches auch an die Gemeinde in Rom geschrieben. Im Römerbrief, Kapitel 15, Verse 23 und 24, heißt es: Nun aber, da ich in diesen Gegenden keinen Raum mehr habe und seit vielen Jahren ein großes Verlangen habe, zu euch zu kommen – falls ich nach Spanien reise –, denn ich hoffe, auf der Durchreise euch zu sehen und von euch dorthin geleitet zu werden, wenn ich euch vorher etwas genossen habe.
Merkt ihr, wovon der Apostel träumt? Ja, ganz neue Gemeinden zu gründen, diesmal ganz im Westen, in Spanien.
Was will Paulus deutlich machen? Er will zeigen, wie unvernünftig es von seinen Gegnern ist, ihn, der ganz offensichtlich mächtig von Gott gebraucht wurde, um in Korinth eine Gemeinde zu gründen, als schwach darzustellen.
Vor Gott zählt nicht, wie ich mich darstelle, wie ich mich präsentiere und wie ich mich verkaufen kann. Vor Gott wird echte Bewährung daran erkannt, dass Gott einen empfiehlt. Und Gott empfiehlt uns, indem er uns beruft und im Dienst segnet.
Das war's für heute. Morgen geht es mit dem 2. Korintherbrief weiter. Das Skript zum Vortrag findest du auf frogwords.de oder in der App.
Der Herr segne dich! Er erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
