Einführung und Kontext der Geschichte
Wir machen weiter bei Jakob, und zwar in 1. Mose 27. Kapitel 26 überspringen wir schweren Herzens, denn eigentlich wollten wir ja bei Jakob bleiben. In Kapitel 26 geht es aber nur um Isaak und Rebekka, nicht um Jakob.
Vor vielen Jahren habe ich einmal eine Predigt über Kapitel 26 gehalten. Dabei denke ich oft an die verschütteten Wasserbrunnen. Die Philister haben diese Brunnen immer wieder zugeschüttet. Isaak aber zeigte große Geduld und grub immer wieder neue Brunnen, trotz der ständigen Streitigkeiten. Das ist heute Abend jedoch nicht unser Thema.
Stattdessen lesen wir jetzt aus Kapitel 26, Verse 34 und 35, diese zwei Verse:
Als Esau vierzig Jahre alt war, nahm er zur Frau Jehudit, die Tochter Beris des Hethiters, und Basemat, die Tochter Elons, des Hethiters. Das ist auch wichtig wegen Basemat. Und zu Jehudit möchte ich später noch etwas sagen.
Diese Frauen bereiteten Isaak und Rebekka viel Herzeleid.
Isaaks Alter und der Auftrag an Esau
Und es geschah, als Isaak alt geworden war und seine Augen zu schwach zum Sehen wurden, dass er Esau, seinen älteren Sohn, rief und zu ihm sprach: „Mein Sohn!“ Er antwortete ihm: „Hier bin ich.“
Isaak sprach: „Siehe, ich bin alt geworden und weiß nicht, wann ich sterben werde. Nimm nun dein Gerät, deinen Köcher und deinen Bogen, geh aufs Feld und jage mir ein Wildbret. Mache mir ein Essen, wie ich es gern habe, und bringe es mir herein, damit ich esse und meine Seele dich segne, ehe ich sterbe.“
Rebekka aber hörte die Worte, die Isaak zu Esau, ihrem Sohn, sagte. Esau ging daraufhin aufs Feld, um Wildbret zu jagen und es heimzubringen.
Da sprach Rebekka zu Jakob, ihrem Sohn: „Siehe, ich habe deinen Vater mit Esau, deinem Bruder, reden hören. Bring mir ein Wildbret und mache mir ein Essen, damit ich esse und dich vor dem Herrn segne, ehe ich sterbe. Höre nun auf mich, mein Sohn, und tue, was ich dir sage. Geh hin zu der Herde und hole mir zwei gute Bockkinder, damit ich deinem Vater ein Essen davon mache, wie er es gerne hat.
Das sollst du deinem Vater hereintragen, damit er es isst und dich segnet, ehe er stirbt.“
Jakobs Zweifel und Rebekkas Drängen
Jakob aber sprach zu seiner Mutter Rebekka: „Siehe, mein Bruder Esau ist rau, doch ich bin glatt. Vielleicht wird mein Vater mich betasten und ich werde vor ihm dastehen, als wollte ich ihn betrügen. Dann würde ich einen Fluch und nicht einen Segen auf mich bringen.“
Da sagte seine Mutter zu ihm: „Der Fluch sei auf mir, mein Sohn! Gehorche nur meinen Worten. Geh und hole mir das.“
Jakob ging hin, holte es und brachte es seiner Mutter. Seine Mutter bereitete ein Essen zu, wie es sein Vater gerne mochte. Dann nahm sie die Feierkleider Esaus, ihres älteren Sohnes, die sie im Haus hatte, und zog sie Jakob, ihrem jüngeren Sohn, an.
Die Felle von den Böcken legte sie ihm um seine Hände und den Hals, wo er glatt war. So gab sie Jakob das Essen zusammen mit dem Brot, das sie zubereitet hatte.
Jakobs Begegnung mit Isaak und die Täuschung
Und er ging hinein zu seinem Vater und sprach: „Mein Vater!“
Er antwortete: „Hier bin ich. Wer bist du, mein Sohn?“
Jakob sprach zu seinem Vater: „Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn. Ich habe getan, wie du mir gesagt hast. Komm nun, setze dich und iss von meinem Wildbrett, auf dass mich deine Seele segne.“
Isaak aber sprach zu seinem Sohn: „Wie hast du so bald meinen Sohn gefunden?“
Schwer zu lesen, er antwortete: „Der Herr, dein Gott, bescherte mir es.“
Da sprach Isaak zu Jakob: „Tritt her zu, mein Sohn, dass ich dich betaste, ob du mein Sohn Esau bist oder nicht.“
So trat Jakob zu seinem Vater Isaak, und als er ihn betastet hatte, sprach er: „Die Stimme ist Jakobs Stimme, aber die Hände sind Esaus Hände.“
Er erkannte ihn nicht, denn seine Hände waren rau wie die Hände Esaus, seines Bruders.
Und er segnete ihn und sprach: „Bist du mein Sohn Esau?“
Er antwortete: „Ja, ich bin’s.“
Da sprach er: „So bringe mir her, mein Sohn, zu essen von deinem Wildbrett, dass dich meine Seele segne.“
Da brachte er es ihm, und er aß.
Er trug ihm auch Wein hinein, und er trank.
Isaak, sein Vater, sprach zu ihm: „Komm her und küsse mich, mein Sohn.“
Er trat zu ihm und küsste ihn.
Da roch er den Geruch seiner Kleider und segnete ihn und sprach:
„Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch des Feldes, das der Herr gesegnet hat.
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle.
Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen.
Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Muttersöhne sollen dir zu Füßen fallen.
Verflucht sei, wer dich verflucht, gesegnet sei, wer dich segnet.“
Esaus Rückkehr und die verlorene Segnung
Als Isa den Segen über Jakob vollendet hatte und Jakob kaum von seinem Vater Isaak weggegangen war, kam Esau, sein Bruder, von der Jagd zurück. Er hatte auch ein Essen zubereitet und trug es zu seinem Vater. Er sprach zu ihm: „Richte dich auf, mein Vater, und iss von dem Wildbret deines Sohnes, damit mich deine Seele segne.“
Da antwortete Isaak, sein Vater: „Wer bist du?“ Er sagte: „Ich bin Esau, dein erstgeborener Sohn.“
Isaak erschrak sehr und fragte: „Wer? Wo ist denn der Jäger, der mir das gebracht hat? Ich habe von allem gegessen, ehe du kamst, und habe ihn gesegnet. Er wird auch gesegnet bleiben.“
Als Esau diese Worte seines Vaters hörte, schrie er laut und wurde sehr betrübt. Er sprach zu seinem Vater: „Segne mich auch, mein Vater!“
Doch Isaak antwortete: „Dein Bruder ist mit List gekommen und hat deinen Segen weggenommen.“
Da sagte Esau: „Er heißt mit Recht Jakob, denn er hat mich nun zweimal überlistet. Meine Erstgeburt hat er genommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen.“
Er fragte: „Hast du mir denn keinen Segen vorbehalten?“
Isaak antwortete ihm: „Ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gemacht. Mit Korn und Wein habe ich ihn versorgt. Was soll ich nun dir noch tun, mein Sohn?“
Esau sprach zu seinem Vater: „Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne mich auch, mein Vater!“ Er erhob seine Stimme und weinte.
Da antwortete Isaak, sein Vater, und sprach zu ihm: „Siehe, du wirst wohnen ohne Fettigkeit der Erde und ohne Tau des Himmels von oben her. Von deinem Schwert wirst du dich nähren, und deinem Bruder sollst du dienen. Aber es wird geschehen, dass du einmal sein Joch von deinem Hals reißen wirst.“
Bedeutung und Verständnis des Segens
Es geht in der ganzen Geschichte um den Segen Gottes. Was ist denn der Segen? Gottes Nähe, Gottes Wirken, Gottes Macht. Heute wird wieder viel über den Segen gesprochen, und die Segnung in Gottesdiensten spielt eine große Rolle. Wir haben viel davon gehört.
Der Mesner der Stiftskirche hat mir ganz erregt erzählt, dass ein Pfarrer aus Cannstatt am Samstag das Brautpaar nicht mehr eingesegnet hat. Stattdessen hätten sich die Brautleute gegenseitig eingesegnet. Sie hätten auch keine Kniebank mehr gehabt. Was alles in dem Kasperletheater unserer Kirche noch kommt – neue Tricks, super!
Manche Leute stellen sich das auch magisch vor, so wie wenn man ein Amulett trägt: Wenn man so einen Segen hat, dann funktioniert das. Aber was ist das wirklich? Es bedeutet, dass ich im Ernst die Nähe Gottes einem Menschen zuspreche.
Ich bitte immer wieder darum, und ich habe das in 22 Jahren vertreten. Viele erinnern sich sicher daran: In den ersten Jahren habe ich noch viel mehr getan als heute, weil es heute so in Mode ist. Ich bitte Sie, segnen Sie Ihre Kinder abends beim Einschlafen. Sagen Sie ein Segenswort, zum Beispiel: „Der Herr behüte dich vor allem Übel, der Herr behüte deine Seele.“ Für Kinder ist das wunderbar, das ist doch der Zuspruch.
Ganz wichtig ist das auch bei Schwerkranken. Es geht nicht nur um uns; es macht kaum ein evangelischer Pfarrer, dass er die Hände auf die Kranken legt und ihnen Bibelworte zusagt: „Der Herr ist dein Hirte, dir wird nichts mangeln. Amen!“ Das will ein Kranker wissen, dass es ihm zugesprochen wird. Die gleiche Sache ist auch im Wort zugesprochen.
Jetzt darf das nicht zu einer Konkurrenz werden, dass einer sagt: „Das habe ich überhaupt noch nie gewusst.“ Gott hat uns gesegnet mit allen himmlischen Gütern in Jesus Christus. Da ist der Segen da. Aber manchmal ist es auch ein Zeichen, so wie ich bei Konfirmanden segne, wie ich ein Brautpaar segne und wie wir am Ende des Gottesdienstes segnen.
Ich habe persönliche Vorbehalte. Ich möchte alles vermeiden, was in der Weise eines priesterlichen Missverständnisses für den Profitheologen aussehen kann. Aber ich möchte, dass das allgemeine Priestertum der Gläubigen wieder praktiziert wird.
Ich halte es nicht für gut, wenn wir etwa in Gottesdiensten haben – und ich würde dieser Praxis nie zustimmen können –, dass man sagt: „Jetzt segnet einen Nebenmann.“ In meiner Bibel steht: „Lege niemand so bald die Hände auf.“ Ich weiß auch, wie viel Unfug passiert ist.
Ich habe junge Leute gekannt, die irgendwo von einem Evangelisten einen Segen bekommen haben mit den Worten: „Er sei berufen zu Großem.“ Ein Missionar, den ich zufällig im Flugzeug auf der Rückreise von Brasilien traf, erzählte mir von einem psychisch Kranken, der auch von einem Evangelisten gesegnet wurde. Man sagte ihm, er werde einmal eine große Gemeinde leiten.
Ich habe Gott noch nie gehört, dass er bei Groß und Klein so Unterschiede macht. Ich denke, Gott setzt uns in Aufgaben. Ich habe immer Sorge, dass irgendetwas Menschliches dazwischenkommt.
Wenn Gott einen Segen gibt, dann spricht er mir seine Nähe zu, seine Hilfe, seinen Beistand zu. Und das ist das, was wir tun können. Das ist praktisch eine Verdinglichung des Wortes, wenn ich dem Kranken es noch spürbarer sage. Das ist wichtig fürs Kind, das ist auch für uns ganz wichtig, dass wir es noch einmal zugesprochen bekommen. Und das ist etwas Schönes.
Wir machen auch die Aussegnung bei Toten in unserer modernen Stätte. Gibt es das gar nicht, bevor ein Toter aus dem Haus getragen wird? Das habe ich immer gern gemacht. Ich bin gerne noch einmal hingegangen und habe gesagt: „Da segnen wir noch einmal das Haus und die Familie.“ Denn man nimmt Abschied, auch jetzt vor dem Weg, bevor wir zum Friedhof gehen.
Also, das ist alles in der Bibel drin. Aber der Segen kann nicht mehr geben, als das Wort uns gibt, als uns Christus schon schenkt.
Wir haben erlebt, dass Jakob die Erstgeburt kaufen wollte. Man kann das ja nicht verkaufen, das geht ja nicht. Sie können, wenn Sie der Zweite sind, das nicht mit irgendwelchen Tricks machen, auch nicht mit der deutschen Bundesbank und nicht mit Gold aufwiegen. Das war ja ein Trick.
Sie sehen, dass Jakob von Anfang an etwas geahnt hat vom Segen Gottes. Und das ist das Große. Schlimm war nur, dass er es mit fleischlichen Mitteln wollte, dass er nach dem Segen trachtete. Das ist positiv.
Gottes Ziel wäre es sowieso gewesen, den Segen zu erreichen. Wir sind so dumm, dass wir immer wieder mit menschlichen Mitteln etwas machen. Und da können Sie sich selbst, so wie mich, auf die Schulter klopfen, dass wir immer wieder meinen, wir müssen Druck anwenden, wir müssen Tricks anwenden, wir müssen zu irgendwelchen fleischlichen Mitteln greifen.
Eltern haben oft nicht die Geduld, bis ihre Kinder sich bekehren. Man darf es nicht mit fleischlichen Mitteln probieren. Wenn Gott seinen Plan durchstößt, darf man beten, geduldig sein und warten.
Charaktere von Jakob und Esau im Vergleich
Und das war bei Jakob so schlimm, dass er es wollte. Esau war ein Mensch, der für den Segen Gottes nicht viel übrig hatte. Er war ein diesseitsbezogener Mensch. Beim letzten Mal haben wir ein Psychogramm von diesem oft flüchtigen Menschen entworfen. Er war sicher athletisch, ein Weltmensch, hatte eine gute Figur und war ein Sportsmann. Doch für das Wirken Gottes hatte er keine Spur.
Das, was an Jakob groß war, war, dass er mit seinem Leben nur eins wollte: den Segen Gottes. Das können wir von Jakob lernen. Wenn Ihnen das wichtig ist, dann sagen Sie mir: Es ist nicht wichtig, dass ich reich werde, aber irgendwie ist es ungemütlich. Was ist mit der Heizung? Findet ihr es nicht auch kalt? Geht es euch gut? Bei mir ist es gerade der Zug. Na, geht es euch? Na gut, super, dann ruhig. Dann wunderbar, dann nichts ändern.
Man sollte sich mit ganzer Leidenschaft danach ausstrecken, dass Gott uns segnet, dass Gottes Segen mit uns ist. Nun sind wir oft natürlich im Fragen: Was ist bei mir los, wenn ich Pech habe im Beruf oder Schwierigkeiten in der Familie? Liebe Freunde, der Segen Gottes ist auch auf dem Kreuzesweg noch da. Auch dort müssen wir aufpassen. Wir dürfen Segen nicht mit äußerem Glück verwechseln. Das ist in der Bibel nie gemeint.
Gott kann in seiner Segensfülle geben, dass der Leib gesund ist und dass er mich mit Gutem überschüttet. Aber der Herr kann uns auch segnen, wie er der Christliebe immer gesagt hat, mit dem Segen von unten – so wie Isaak die zugeschütteten Brunnen hatte. Wer sich noch an meine Predigt erinnert, weiß, das war der Segen von unten.
Es gibt auch bestimmte Wegführungen Gottes, bei denen er uns ganz schwer nimmt. Das waren die Widerstände der Philister, und es waren Segenswege. Isaak hatte die Geduld zu warten, bis der Herr Lösungen schenkt. Da müssen wir aufpassen, dass wir nicht meinen, Gott sei nur im Wohlgefühl und im Segen da. Gerade auch auf schweren Wegen ist das der verborgene Segen, den man oft mit den Augen gar nicht vordergründig sieht.
Und bitte, wenn das heute bei uns so missverstanden wird, dass wir immer nur meinen, wenn wir alle Tage herrlich und in Freuden leben, dann seien wir gesegnet – das stimmt nicht. Sondern wir wollen die Nähe Gottes erfahren, auch in unserer ganzen Lebensführung.
Praktische Lebensfragen: Ehe und Verheiratung
Und jetzt möchte ich etwas über die Verheiratung sagen. Das ist wirklich ein tolles Thema und hat mich erneut fasziniert, wie man dabei auf ganz praktische Lebensthemen stößt. Darum gehören das Alte und das Neue Testament untrennbar zusammen.
Er heiratet gegen den Willen seiner Eltern. Das ist sicher manchmal eine Versuchung für die Eltern, zu sagen: „Das müsste ich nicht für meine Kinder die Frauen raussuchen.“ Früher war es sicher gar nicht so schlecht, dass die Eltern ihre Kinder verheiratet haben, aber diese Zeiten sind vorbei. Oft passiert dasselbe wie damals.
Bei Simson war es so, dass er über alle weisen und guten geistlichen Ratschläge seiner Eltern hinwegging. Sie wollten ihn abhalten, die Frau zu nehmen, aber er sagte, sie gefällt meinen Augen – das war für ihn die Logik. Darum hat er die Frau gewählt, eine Fremde, und genau das wollte er haben.
Bei Esau war es so, dass er heidnische Frauen heiratete. Warum er das tat, wird oft mit der Behauptung begründet, es geschähe aus missionarischen Gründen. Die Mission hat aber komischerweise noch nie wirklich funktioniert. Man kann sagen, was man will, das ist erfahrungsbasiert. Warum das nicht gelingt? Weil man in der Ehe nicht missionieren kann. Überall sonst kann man missionieren, aber in der Ehe nicht.
Im Neuen Testament hat Paulus noch einmal ganz klar gesagt, dass Männer nur durch den stillen Wandel der Frau gewonnen werden können – aber auf keinen Fall durch eine predigende Frau. Jährlich gehen Hunderttausende diesen Irrweg und sagen: „Man glaubt nur nicht, aber ich habe ihn in einem halben Jahr so weit.“ Fragen Sie mal nach zwanzig Jahren, wie das dann aussieht.
Vielleicht hat sich Esau das auch so vorgestellt. Es waren Götzenanbeter. Es ist ein schweres Stück, wenn man in einer Ehe so nah beieinander lebt und im Wichtigsten keine Gemeinschaft hat.
Ich möchte es immer wieder jungen Leuten klar sagen: Wenn man in einem Jugendbibelkreis über den Bibeltext spricht, tun wir das an dieser Stelle immer glasklar. Aber man kann es, wie bei Esau, noch so oft sagen – er glaubt es eben nicht. Das ist ja die Eigenart junger Menschen, dass sie es immer besser wissen.
Dann sagt sie: „Aber ich mache es ja ganz anders, ich missioniere ja viel besser als meine Eltern.“ Die Ehe von Isaak und Rebekka war auch keine besonders gute Ehe. In der Bibel gibt es keine perfekte Ehe. Jede Ehe hat ihre Mängel.
Manche waren am Sonntag überrascht, was ich über diese Stelle in 1. Mose 3 sagte. Vielleicht hat der junge Mann auch gesagt: „Ich mache sowieso alles viel vorbildlicher als meine Eltern.“ Auf jeden Fall gibt es da viele überspannte Vorstellungen.
Es geht nicht gut, wenn man nicht die gleiche Gemeinschaft hat und nicht das gleiche Ziel verfolgt. Paulus hat noch einmal zu der ganzen Frage Stellung genommen, was ungläubige Männer oder ungläubige Frauen betrifft, also ungläubige Ehepartner.
Er sagt: Wenn jemand zum Glauben kommt und einen ungläubigen Partner hat, dann ist der durch den gläubigen Partner geheiligt. Er sagt das aber nie für diejenigen, die provokativ in eine ungläubige Verbindung eingehen. Das halte ich immer für vermessen.
Man sieht oft die Schwierigkeiten schon vor der Eheschließung. Es ist für uns immer sehr schwierig, wenn wir auch mit Brautpaaren versuchen, noch darüber zu reden – oft ist es dann zu spät.
Wir sehen auch die große Not heute bei jungen Leuten und wollen sie im ganzen Feld noch einmal ansprechen. Es kursieren manche falsche Vorstellungen in der Gemeinde über unsere Praxis.
Wir wollen nicht, dass unsere jungen Leute in der Paarbildung stehen, bevor sie sich öffentlich verloben. Denn das ist immer schwierig. Dann holen sich die 14- und 15-Jährigen gleich ihre „Beute“, und dann sitzen sie alle zusammen in der Pärchenwirtschaft.
Bis zur öffentlichen Verlobung ist es ein freier Markt. Wir sind einfach froh, dass es noch einen Raum der Begegnung gibt. Wir sind immer wieder in Sorge und bitten darum, viel für unsere jungen Leute zu beten.
Das sind immer ganze Wellen, und wenn das mal anfängt auf den Freizeiten – Sie kennen ja die Skifreizeiten, Jugendbibelkreise und so weiter – dann sitzen sie so zusammen. Es gibt natürlich auch Situationen, in denen eine Tochter bekennt, dass sie sich immer so gesetzt haben, dass sie gerade in der Sichtlinie war, wenn sie sich beim Bibelkreis in die Augen schauten.
So sind junge Leute eben. Trotzdem ist es wichtig, dass sie sich nicht zu früh binden, weil das sehr belastend ist. Sie können die Spannung nicht aufrechterhalten. Das kann man auch als älterer Mensch nicht.
Es gibt auch viele unklare Vorstellungen und falsche Verhältnisse, sogar bei Rentnern. Deshalb wollen wir hier ein ganz klares Verhältnis um des Segens willen leben.
Es ist ja auch schon so, dass Esau einer war, der für den Segen nicht brauchbar war. Es ist eben nicht bloß ein Randthema, das nicht damit zusammenhängt.
Wir bitten unsere jungen Leute immer wieder: Ihr könnt mit 15 oder 16 Jahren ja noch nicht heiraten. Das hat noch gar keinen Wert. Deshalb hat es auch keinen Wert, wenn ihr zu nah zusammen seid und die Bindung schon läuft.
Nun möchte ich noch eine Schwierigkeit ansprechen. Es gibt immer wieder Leute, und das tut einem auch weh, wenn man sagt, es sei schade, dass jemand keinen Ehegatten gefunden hat. Das ist heute oft eine Not, auch in christlichen Gemeinden.
Mir tut es leid, und ich habe keine Bedenken gegen Ehevermittlung. Es gibt ja auch evangelikale Ehevermittlung. Manche sind sogar auf rationale Weise besser gemacht. Für jemanden, der sagt: „Ich würde mich gern verheiraten“, ist dagegen bestimmt nichts einzuwenden.
Aber das Entscheidende bei jeder Ehe ist das Gebet, dass der Herr in diesen Lebensbindungen führt. Es fällt nie ein Zettel vom Himmel herunter. Manche warten vielleicht auch zu lange. Man muss auch manchmal natürlich ein bisschen umschauen.
Ehe ist auch ein menschliches Geschäft, da muss man auch ganz offen reden. Aber es ist wichtig, dass es geistlich stimmt und dass man sich auch in den Zielen, wie man sein Leben gestalten will, einig wird.
Später kann man nichts mehr ändern, wenn man sich vorher nicht einig war.
Bei Isaak war es so, dass Eliezer die Frau suchen musste. In 1. Mose 24,63 heißt es, als Eliezer, der Knecht von Abraham, zurückkommt und Rebekka mitbringt, dass Isaak ausgegangen war, um auf dem Feld zu beten.
Gegen Abend hob er seine Augen auf und sah, dass Kamele herankamen. Was hat er gebetet? Sicher auch für seine Verheiratung.
Das ist eine Lebensführung, die menschliche Aktivitäten nicht außer Kraft setzt. Der Knecht musste ja auch ins ferne Land gehen und eine Brautsuche durchführen.
Man kann es nicht anders sehen. Ich möchte das nur sagen für diejenigen, die fragen: „Darf ich das?“ Ja, man darf. Aber man darf auch beten, und das sind Fügungen vom Herrn.
So viel zum Eheseminar. Mehr wollen wir heute Abend nicht mehr darüber reden.
Konflikte in der Familie und ihre Folgen
Bloss, er machte seinen Eltern lauter Herzeleid. Was war das? War das bloß Empfindlichkeit? Im Hebräischen steht noch etwas anderes. Helmut Frey hat es in seiner ausführlichen Auslegung beschrieben: Er machte seine Eltern voller Verbitterung. Das war nicht gut.
Es kann ja auch passieren, dass man gegen seine Schwiegerkinder oder gegen seine eigenen Kinder verbittert wird, wenn es Reibungen gibt. Passen Sie davor auf, denn sonst werden Sie selbst von der Sünde gepackt. Das darf nicht passieren.
Wenn Sie ungläubige Kinder haben oder Kinder, die Schwierigkeiten machen, dürfen Sie nicht die Tür zuschlagen. Sie müssen in der Liebe bleiben. Das, was Isaak und Rebekka gemacht haben, war auch furchtbar. Und es ist schlimm, wie hier in der Bibel sichtbar wird, dass Menschen oft unfähig sind, schwierige Situationen zu überstehen.
Wir können es alle nicht besser. Aber in der Bibel werden die Mängel und Schäden offen benannt. Das mit dem Herzeleid klingt ein wenig romantisch. Das, was Helmut Frey hier sagte, ist sicher richtig: Da war eine ganz tiefe Spannung zwischen den Generationen, und das ist furchtbar.
Schauen Sie, dass der Friede in Ihren Familien einkehrt. Ich weiß, wir führen viele Gespräche zu diesem Thema. Manchmal ist es unheimlich schwer. Ich weiß auch, wie viel in den Familien gelitten wird. Oft sagen Sie: Wir halten es nicht mehr aus.
Aber nehmen Sie es als Gebetsanliegen. Sagen Sie: Herr, du musst mit mir auch in die Zucht gehen, damit ich merke, wie ich jetzt weise handeln kann, damit keine Verbitterung entsteht. Verbitterung ist nie gut, weder wenn die Jungen gegen die Alten verbittert sind, noch wenn die Alten gegen die Jungen.
Die List Jakobs und die Blindheit Isaaks
Und nun machen wir weiter mit Kapitel 27, mit der List Jakobs. Sie kennen diese Geschichte seit Ihren Kindertagen. Ach, Geschichten erzählen – man braucht dann nichts mehr darüber zu sagen. Man muss sie nur noch einmal lesen und dann immer wieder lesen.
Isaak ist blind, schwer, ein Lebensschicksal. Er ist aber gleichzeitig nicht mehr in der Lage, die Pläne Gottes zu erkennen. Das gibt es auch in der geistlichen Entwicklung. Er war doch ein Mann des Segens. Er weiß noch, dass er den Segen Abrahams weitergeben muss, das Familienerbe. Und doch ist er blind gegenüber den Führungen Gottes. Oh, hoffentlich kommt das bei uns nie so weit.
Es gibt Menschen, die immer meinen, sie wüssten alles, was Gott will, und trotzdem sind sie in der falschen Linie. Das kann auch bei uns passieren. Darauf wollen wir uns heute Abend konzentrieren. Isaak, ein Glaubensvater – man sagt dann Erzvater – und doch kann Gott es ihm nicht mehr offenbaren. Es war nicht bloß die Senilität oder alte Schwäche, er war eben nicht offen.
Meine Großmutter, die war ja eine tolle Frau, die Frau vom Frankfurter Pfarrer Wilhelm Busch, meinem Großvater, hat uns Kinder immer Geschichten erzählt. Sie sagte: „Oh, das war ganz böse“, und sie war sehr erregt. Esau hatte einen Lieblingssohn, und Rebekka, äh, Isaak, hatte auch einen Lieblingssohn. Und das dürfen Eltern gar nie haben! Das hat mich als Kind, vier oder fünf Jahre alt, sehr bewegt.
Sie hat es immer wieder erbittert gesagt, und das ist sicher richtig. Auch hier sehen wir die Ehe. Das war sicher ein Ausbalancieren. Rebekka hat sich dann an diesen Punkt gehalten. Sie kennen es ja aus Ihren Erfahrungen: Wenn die Ehe nicht mehr so richtig funktioniert, wie sie mal war, sucht man etwas anderes. Deshalb will Isaak in seiner Sturheit jetzt Esau segnen. Vielleicht auch, weil er eine menschliche Nähe empfindet oder aus Opposition zu Rebekka handelt. Manchmal macht man in der Ehe Dinge nur, um der Frau zu zeigen, dass man es ernst meint.
Oh Leute, wenn sich Liebe einmal abwendet, dann ist die Liebe verkehrt. Es geht so wahnsinnig schnell, dass der Weg nicht mehr weit ist, bis man nur noch Hass empfindet, wo früher Liebe war. Passen Sie auf diesen Weg auf! Hier steht es doch, damit wir daraus lernen.
Und Rebekka, Vers 5 – Stefan Zweig sagt, so machen es die Frauen immer. Nein, mehr als Abraham oder Sarah. Nein, nein, sie sehen bloß das Verhältnis, keiner traut dem anderen mehr. Das ist doch der Witz! Oh, die Männer lauschen genauso wie die Frauen. Das ist kein Unterschied. Es ist immer dumm, wenn man das auf die Geschlechter verteilen will.
Sehen Sie, wie schon das Misstrauen regiert. Und das zeigt so wunderbar bei der biblischen Geschichte, warum Gott gar nicht mehr wirken kann und wie man den Segen Gottes verliert.
Manche haben gemeint, Isaak sei auch irgendwo der Fleischeslust erlegen. Da habe ich mir ein bisschen Sorgen gemacht. Ich meine, diese Leute waren viel größer, als wir meinen. Sie sagen: „Warum hat er da so ein Essen, wie es ihm gefällt?“ In der Bibel ist das nie schlecht, wenn man gern isst. Das ist eine Aufgabe Gottes.
Sicher ist die Völlerei nicht gut – auch das ist richtig. Aber hier steht nichts von Völlerei. Es kann auch wirklich sein, dass er sich vor dieser wichtigen Handlung stärken will und sagt: Noch ein gutes Essen, und dann möchte ich im Vollbewusstsein meiner Sinne meinem Sohn den Segen Abrahams weitergeben. Das ist doch nicht schlecht.
Man kann auch nicht predigen: „Mit schlotternden Knien.“ Man muss ja irgendwo an der Kraft sein, wenn man für den Herrn wirkt. Sie können sich vorstellen, Billy Graham sagt: „Ich habe Durst und seit vier Tagen nichts gegessen.“ So ist es nicht unbedingt falsch. Ich würde Isaak auch nichts Falsches unterschieben wollen.
Sondern er ist nicht in der Linie Gottes. Er fragt auch Gott gar nicht danach. Und Gott hat auch schon gehandelt und hat doch schon festgelegt, wie sein Segen sein soll.
Jakobs Schuld und Gottes Wirken trotz menschlicher Fehler
Und jetzt gehen wir schnell zum Jakob. Trotzdem wird an der Schuld Jakobs nichts abgebrochen. Die Bibel will ja gar nicht das sagen, was wir jetzt so gern wollen: Ja, der Jakob ist ja ein Böser, ja, sie sind ja auch böse. Das haben sie gemeint, anders nach unserer Sündenfallgeschichte vom Sonntag. Das sind doch alle, alle gleichermaßen unterm Fluch.
Und wenn Gott seinen Sohn Jakob nimmt und trotzdem wirkt, ist es doch tragisch, dass wir Christen bis heute immer wieder meinen, mit falschen Mitteln müssten wir Gottes Ehre verteidigen. Das brauchen wir gar nicht. Wir brauchen auch nie weltliche Mittel. Wie oft hat man gemeint: Mit Thron und Altar und allem müssen wir das Reich Gottes verteidigen. Wir brauchen auch nicht Gottes Wort verteidigen. Ach, Gott hat wieder Wege.
Gestern war ein junger Vikar, der am ersten Tag seines Dienstes war. Mich hat es so gefreut, so ein junger Mann, so ein gläubiger Mann. Es gibt wieder so prächtige Theologen und alles. Gottes Sache hört auf? Nein, denn gestern hatten wir Mitarbeitergespräche, der ganze Saal hier war voller Leute, und wie viele junge Leute! Gottes Sache hört doch nie auf. Lasst uns offen sein für die Wege Gottes. Er ist der, der seine Gemeinde baut, er ist der Herr im Regiment, und er ist groß.
Rebekka hat ja eigentlich richtig gehandelt. Jakob war der Erwählte von Gott, aber die falschen Mittel – der Herr bewahre uns vor den falschen Mitteln! Gar nicht, es ist immer Schande gewesen. Das Schwert, das Petrus zog und meinte, er müsste mit Waffengewalt für den Herrn streiten – es gibt immer so viele Leidenschaften. Der Herr braucht das nicht, er braucht das treue Herz.
Jetzt hat sie den tollen Vorschlag und enthüllt den Jakob. Wie macht ihr das so, wie der das macht? Also zuerst sagt sie: „Hol das Wildbrät und bring es ihm rein.“ Und das ist Böglein. Jakob merkt es. Wenn da jetzt wieder so politische Enthüllungen sind in Kiel und so – ich sei ja auch nicht durch. Aber mich wundert es immer, warum das Böse doch wieder ans Tageslicht kommt, warum das wieder rauskommt, warum der Teufel den Deckel nicht draufhält.
Das ist der Teufel. Ich habe am Sonntag gesagt, er hat noch nie einen Sünder glücklich gemacht. Vielleicht ist bei manchem verborgen geblieben, aber glücklich ist er nie geworden mit einer Sünde, und Sie auch nie.
Und der Herr Jakob ist nicht so durchtrieben, wie Sie meinen. Er weiß genau und sagt zu seiner Mama: „Aber das ist doch nicht richtig!“ Und er merkt es doch. Er weiß genau, wo es böse wird. Kein Mensch ist da, der es nicht wüsste, wo es falsch wird. Man kann höchstens sein Gewissen betäuben.
Das, was die Bibel über Sünde sagt, können Sie jetzt bloß noch in Ihrer eigenen Lebensgeschichte nachvollziehen, dass es genau so ist, genau so ist. Man hat es vor allem abgestritten, aber man selber hat gewusst: Hier bin ich über eine Linie gegangen, die ich nicht überschreiten soll.
Und Rebekka geht so weit, dass sie noch sagt: Sie weiß auch, was sie tut. „Gottes Fluch treffe mich“, sagt sie wörtlich. „Der Herr verfluche mich, wenn es falsch ist.“ Sie weiß auch, was sie tut. Wer kann so etwas sagen? Das Gericht Gottes treffe mich. Sie sündigt ins Gericht Gottes hinein, sicher in einer guten Absicht. Aber da wird nichts davon abgebrochen, auch wenn die Ziele noch so hoch sind. Sie sind die Mittel falsch, und darum ist das Ganze falsch. Das ist wichtig.
Und Gott schafft trotzdem noch über die Sünde. Wenn Sie fragen: Gott hätte es auch ohne das fertiggebracht, das ist ganz klar. Aber Gott schafft mit sündigen Menschen, wie wir es auf krummen Linien schreiben. Gott macht gerade, alles Mögliche, aber nicht, um dann die Sünde irgendwo zu erlauben oder als harmlos zu erklären. Sie bleibt, was sie ist.
Es ist schon schlimm, wenn sich ein Ehepaar so gegenseitig austrickst. Für mich war das die tollste Eheschule wieder dieses Kapitel: Können wir in einer totalen Offenheit voreinander sein? Oder gibt es Dinge, die wir voreinander verheimlichen, weil der andere es nicht wissen darf? Warum anderen etwas vormachen? Dann ist die Ehe schon futsch.
Jakobs Vorbereitung und die Täuschung gelingt
Vers 14
Nun zieht er los, bringt das Essen und zieht die Kleider an – und alles funktioniert. Nein, doch: Issach Merz, Isaac Merz – er ist zwar sehr alt und steif, aber Merz, warum das so läuft, nicht um der Dramatik willen, sondern weil es wirklich im Leben so ist.
Wir meinen, dass es ganz leicht funktioniert mit der Sünde in Gott, wie uns zum Schutz. Lass uns noch einmal fragen: Bist du es wirklich? Bist du es wirklich? Ja, natürlich bin ich es. Doch plötzlich geht es gar nicht mehr so leicht.
Da sieht man, wie Gott da ist, auch in seiner Segensgeschichte. Er muss ein paar Mal sagen: „Ich bin es.“ Und er betastet ihn erst, dann riecht er den Duft – den Waldduft der Preiselbeeren von seinen Kleidern. Vom Tau des Himmels sagt er: „Ja, ja, das ist Esau.“ Und dann ist er plötzlich voller Begeisterung.
Der Vers 13 ist doch schwierig: „Der Fluch sei auf mir, mein Sohn, gehorche nur meinen Worten.“ Das ist schwer. Die Verantwortung liegt auf dem alten Isaak. Aber jetzt kommt Esau, bringt sein Wildbret herein, und Gott hat für ihn keinen Segen mehr.
Die Segenslinie läuft über Jakob. Sie wissen das aus der Geschichte Israels: Sie läuft über Jakob. Das ist ein Geheimnis der Treue Gottes, wie er zu diesem Volk steht, zu den Nachfahren Jakobs. Und dass dieses Land gesegnet ist durch die Fruchtbarkeit der Erde, durch Korn und Wein in Fülle. Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen.
Manchmal muss man in den gegenwärtigen Tagen, angesichts der Zeitungsberichte aus Israel sagen: Wenn man das wieder sieht, mit diesem Attentat gestern und so weiter – es wird so werden. Es wird keine Aussöhnung mit den Palästinensern geben. Israel wird dort bleiben, es wird keine Lösung geben. Aber der Weltsorn wird sich gegen Israel richten, wie es verheißen war.
Esaus Nachkommen und die spätere Geschichte
Esau ist der Vorfahre der Edomiter. Diese lebten jenseits des Toten Meeres, in den Bergen, die hier beschrieben werden als Gebiete, in denen die Fruchtbarkeit fehlt. Es wird von dem Tau des Himmels und den dürren Bergen gesprochen.
Im Vers 40, ganz am Ende, steht: „Es wird geschehen, dass du einmal sein Joch von deinem Halse reißt.“ Das ist tatsächlich eingetreten. Die Edomiter wurden zunächst unter David in das Königreich Davids eingegliedert.
Später waren die Edomiter durch Herodes an der Macht. Herodes war ein Edomiter. Damit herrschten die Edomiter über die Israeliten. Für die Juden war das sehr schwer, da ein Nachfahre Esaus sie beherrschte.
Diese historische Spannung erklärt, warum Herodes Schwierigkeiten hatte, sich vollständig durchzusetzen, obwohl er den Tempel erneuern ließ. Er hatte zwar den Rückhalt des römischen Kaisers, doch dazwischen lagen viele Hindernisse.
Diese Hintergründe verdeutlichen, warum die Gegensätze zu seiner Zeit so stark verstärkt wurden.
Die Ambivalenz von Nähe und Verrat in der Familie
Noch ein letztes Wort
Das Ganze, was hier abläuft, ist eine ungemein herzliche Sache. Es ist wie das Küssen, Segnen und Berühren. Dabei wird man unwillkürlich an den Judasverrat erinnert, als Judas Jesus nochmals mit einem Kuss verriet. Darüber kann man nur schwer sprechen. Es ist immer wieder eine Frage an unser Gewissen, ob unsere Offenheit zu Gott eine andere ist, eine klare, und ob unser Handeln ebenfalls anders ist.
Gott will uns reinigen, und er sagt uns das so offen. Eser hat den Segen immer verschmäht, doch plötzlich wollte er ihn wieder haben. Im Hebräerbrief heißt es, dass er ihn zwar mit Tränen suchte, aber es nicht mehr wiedergutmachen konnte. Er hatte etwas verspielt.
Im zweiten Korintherbrief, Kapitel 7, Vers 10, steht von einer Reue, die den Tod bewirkt. Das war bei Eser keine echte Reue. Es war keine Reue, bei der er umgekehrt wäre und gesagt hätte: „Ich habe in meinem Leben den Segen nie gesucht.“ Es ist schwierig zu philosophieren, was Gott hätte tun können. Aber das Entscheidende ist, dass Buße an der tiefen Stelle vor Gott anfängt.
Buße will nicht nur den Profit von Gott mitnehmen, sondern es fehlt die Beugung vor Gott und das Herz, das sich ihm ganz zu eigen gibt – wie es David später hatte. Das ist das Herz, das Gott wirklich will.
Abschluss und Gebet
Ich habe leider noch um acht Uhr in der Stiftskirche einen Vortrag. Deshalb würden wir jetzt erst beten und dann das Lied singen.
Und da ist jemand so lieb, der mich noch mit dem Auto runterfährt. Dann singt ihr das Lied ohne mich.
Wollen wir noch beten?
Lieber Herr, wir sind immer wieder von deinen Worten getroffen und überführt. Doch du bist der barmherzige Gott, der alle Sünden vergibt – alle, restlos alle, die wir in dein Licht bringen.
Wir können heute Abend nur so viel vor dir bekennen: Verfehlungen in der Ehe, in der Familie, gegenüber den Kindern, im Umgang mit anderen und mit der Wahrheit. Ach Herr, gib uns dein Herz und deinen Geist der Wahrheit!
Wir danken dir ganz herzlich dafür, dass du dies an uns wirken willst.
