Einführung in das Thema Trost
Trost finden – fünf Impulse aus dem Wort Gottes, die dich im Glauben wachsen lassen. Nachfolge praktisch: dein geistlicher Impuls für den Tag.
Mein Name ist Jürgen Fischer, und heute geht es um leidigen und ungewollten Trost. In der letzten Episode wollte ich euch zeigen, dass Menschen dazu berufen sind, einander zu trösten. So wie Gott ein Gott allen Trostes ist, dürfen auch wir Menschen des Trostes sein.
Allerdings muss man an dieser Stelle zwei Einschränkungen machen. Zum einen gibt es Trost, der nichts bringt, und zum anderen gibt es Menschen, die sich nicht trösten lassen wollen. Beides wollen wir in der heutigen Episode abschließend betrachten.
Die Schwierigkeit wirkungsvollen Trostes
Fangen wir an mit Trost, der nichts bringt. Eigentlich habe ich gestern ja behauptet, dass es ganz leicht sei, anderen Menschen Trost zu spenden. Etwas Nähe, etwas Zuhören, etwas Hilfe und ein gutes Wort – und voilà, der Trost ist da. Ich bleibe dabei, dass es eigentlich ganz einfach ist, belastete Menschen zu trösten.
Allerdings darf man dabei einen Fehler nicht machen. Und genau diesen Fehler begehen zum Beispiel die Freunde von Hiob. Hiob hatte alles verloren, bis auf sein Leben und seine für die Situation nicht gerade hilfreiche Frau. Zutiefst niedergeschlagen trifft er seine Freunde Eliphas, Bildad und Zophar. So weit, so gut.
Anfänglich tun sie genau das Richtige: Sie sitzen einfach da und schweigen. Wie schon gesagt, Trost zu spenden braucht nicht viele Worte. Doch dann machen sie in meinen Augen einen Fehler. Sie wollen das Leid, das Hiob erlebt, nämlich erklären – und zwar im Sinne von: „Dir, Hiob, geschieht all das Schlimme, weil du gesündigt hast.“
Und mir scheint, genau das hätten sie nicht tun sollen. Warum nicht? Weil das, was sie sagen, falsch ist. Es gibt nämlich keinen ursächlichen Zusammenhang zwischen dem Leid, das Hiob erlebt, und einem sündigen Verhalten. Ganz im Gegenteil: Hiob ist ein zutiefst gerechter Gläubiger, ein Vorbild, jemand, der von seinem Gott gefeiert wird. Die Reden der Freunde Hiobs sind Unsinn.
Ja, natürlich kann es sein, dass Leid in meinem Leben auf Sünde zurückgeht, dass Gott mich erzieht und mir Schmerz zumutet, damit ich Buße tue und mich ändere. Genau, das gibt es. Aber genauso kann Leid auch Teil meiner Berufung sein, um Gott durch Ausharren zu verherrlichen und sein Reich zu bauen.
Für uns Menschen ist es ganz schwer zu sagen, warum ein Mensch in eine Notlage gerät. Was auf alle Fälle gar nicht geht, sind Vorwürfe an einen Trauernden. Ebenso wenig sind Ratschläge hilfreich, die mehr Schläge als Rat sind. Trauer braucht Trost – aber keine Vorwürfe.
Die Wirkung von verletzendem Trost
Das ist auch der Grund, warum Hiob seine Freunde als mühsame, leidige oder beschwerliche Tröster bezeichnet. Sie machen sein Schicksal mit ihren Vorwürfen nicht leichter, sondern schwerer.
Hiob 21,34: „Wie tröstet ihr mich nun mit Dunst, und von euren Einwänden bleibt nur Trug übrig.“ Das ist ein Trost, der nichts bringt.
Es sind Worte, die verletzen und beschweren. Worte, die nicht aufrichten, sondern denjenigen endgültig zu Fall bringen, der ohnehin schon nicht mehr kann. Das ist Trost, der nichts bringt.
Gründe für die Ablehnung von Trost
Aber was ist mit Menschen, die sich nicht trösten lassen wollen? Ich denke, es gibt ganz unterschiedliche Typen von Menschen.
Zum einen gibt es diejenigen, für die Trost einfach noch nicht dran zu sein scheint. Vielleicht muss ich das genauer erklären: Trost kann für den Betroffenen zu früh kommen. Auch Trauer hat ihre Zeit. Es kann sein, dass ein Niedergeschlagener erst einmal in Ruhe zu Ende trauern möchte, bevor er Trost an sich heranlässt.
Jesaja 22,4 sagt: „Darum sage ich: Schau weg von mir, bitterlich weinen muss ich; dringt nicht darauf, mich zu trösten über die Verwüstung der Tochter meines Volkes.“ Hier geht es inhaltlich um die Zerstörung Jerusalems. Es wird eine Situation der Trauer beschrieben, die so tief geht, dass Trost im Moment einfach unangebracht erscheint.
Ein anderer Punkt: Von Asaph lesen wir in Psalm 77,3: „Am Tag meiner Bedrängnis suchte ich den Herrn, meine Hand war des Nachts ausgestreckt und ließ nicht ab; meine Seele weigerte sich, getröstet zu werden.“ Wer Psalm 77 liest, erlebt einen Psalmisten mit Fragen – Fragen an Gott. Asaph versteht nicht, warum Gott schweigt. Er hat Angst, dass Gott sein Volk verworfen haben könnte. Er erlebt Bedrängnis, ist in großer Unruhe und voller verstörender Gedanken. Doch er will nicht getröstet werden, weil er mit seiner Suche nach Gott, mit seinem Nachdenken über Gottes Wesen und Handeln noch nicht fertig ist.
Es gibt Unruhe, die mich ins Reflektieren über Gott hineintreibt. Diese Unruhe ist eine Motivation, mich ganz tief mit Gott zu beschäftigen. Trost wäre dann nur eine Ablenkung – eine Ablenkung, die der Psalmist gerade nicht brauchen kann.
Ich bringe euch diese Beispiele, um zu zeigen, dass es Gründe geben kann, warum Menschen nicht getröstet werden wollen. Sei es, weil sie noch nicht genug getrauert haben. Oder sei es, weil sie die Not als Chance sehen, sich tiefer mit Gott zu beschäftigen und es irgendwie – ja, das Wort passt nur bedingt – aber irgendwie genießen, auf ihn geworfen zu sein.
Nicht jeder, der sich nicht trösten lässt, hat eine schlechte Motivation.
Verschiedene Arten von Menschen im Umgang mit Trost
Und so möchte ich zum Schluss, ganz ohne Bibelstellen, noch drei Typen vorstellen, die man vielleicht kennen sollte.
Da ist der Typ, der gern allein mit Gott Dinge ausmacht. Er leidet still vor sich hin, findet aber auch in langen Gesprächen und Spaziergängen mit Gott tiefen Trost. Er weiß, dass menschlicher Trost oft oberflächlich ist, wenig reflektiert und manchmal sogar unbiblisch. Deshalb entscheidet er sich bewusst dafür, diesen Trost gerade nicht zu brauchen. Diesen Typ sollte man lieber allein lassen, es sei denn, man ist ein wirklich guter Freund. Und ihr merkt schon, mit diesem Typ kenne ich mich aus.
Dann gibt es den Typ, der andere nicht mit seiner Not belasten will. Er kann nicht glauben, dass er Mitleid und Fürsorge verdient, weil doch jeder sein Päckchen zu tragen hat. Er hungert nach Trost, lässt ihn aber häufig erst im zweiten Anlauf zu. Diesem Typ sollte man einfach lieb haben und liebevoll zu seinem Glück zwingen.
Zum Schluss gibt es den Typ, der keinen Trost will, weil er gar nicht traurig ist, sondern depressiv. Was er nicht braucht, sind schlaue Sprüche – und auch keinen Trost. Einfach deshalb nicht, weil seine Traurigkeit nicht aus äußeren Umständen entsteht. Sie kommt aus ihm heraus und kann deshalb auch nicht mit gut gemeintem Trost überwunden werden.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, an welchen Stellen du in der Vergangenheit Menschen im Stich gelassen hast, die deinen Trost gebraucht hätten.
Das war es für heute. Ich möchte alle Hörer schon jetzt warnen: In der bevorstehenden Ferienzeit neige ich dazu, statt längerer Themenreihen kürzere, kleingeschnittene Predigten zu senden.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden! Amen!
