
Ich bin sehr dankbar für die gute Zusammenfassung der Themen, die wir bisher behandelt haben. Gestern ging es unter anderem um Kain und Abel, und im Nachhinein ist mir eine Kleinigkeit wichtig geworden, die ich noch einmal etwas klarer darstellen möchte.
Ich habe deutlich gemacht, wie gnädig Gott gegenüber Kain war. Er hat ihn beschützt, obwohl Kain ein Mörder ist. Dabei habe ich auch gesagt, dass Gott mit diesem Mörder besser umgeht, als wir es vielleicht mit solchen Menschen getan hätten.
Ich bin mir nicht sicher, ob ich diesen Satz genau so gesagt habe, aber es sollte nicht so verstanden werden, dass Gott Kain vergeben hat. Denn Kain hat nie wirklich Buße getan. Gott behandelt ihn trotz seiner Sünde auf eine gnädige Weise, so wie Er auch heute noch Sündern gnädig gegenübersteht.
Im Sinne von: Er lässt es regnen über Gottlose und Gottesfürchtige. So erlebt in gewisser Weise jeder Mensch, auch wenn er nichts mit Gott zu tun hat, Gottes Gnade.
In diesem Sinne hat auch Kain Gottes Gnade erfahren, aber er hat Gottes Vergebung nie angenommen. Das war mir einfach noch einmal wichtig klarzustellen.
Helmut Kohl wird am 3. April 1930 in Ludwigshafen geboren. Er geht als Kanzler der Einheit in die Geschichte ein und stirbt am 16. Juni 2017 im Alter von 87 Jahren.
Mohammed Ali wird am 17. Januar 1942 in Kentucky geboren. Er ist lange Zeit der beste Boxer, den es gibt, wird Boxweltmeister und stirbt am 3. Juni 2016 im Alter von 74 Jahren.
Jana Thiel wird am 17. Oktober 1971 in Peitz geboren. Sie wird als Sportmoderatorin bekannt und stirbt am 11. Juli 2016 im Alter von 44 Jahren.
Joe Cocker wird am 20. Mai 1944 in Sheffield geboren. Er erlangt große Berühmtheit als Bluesmusiker und stirbt am 22. Dezember 2014 im Alter von 70 Jahren.
Paul Walker wird am 12. September 1973 in Kalifornien geboren. Er erlangt große Berühmtheit als Hollywood-Schauspieler und stirbt am 30. November 2013 im Alter von nur 40 Jahren.
Whitney Houston wird am 9. August 1963 in New Jersey geboren. Sie macht Karriere als Popmusikerin und stirbt am 11. Februar 2012 im Alter von 48 Jahren.
Guido Westerwelle wird am 27. Dezember 1961 in Bad Honnef geboren. Er geht als Politiker in die Geschichte ein und stirbt am 18. März 2016 im Alter von 54 Jahren.
Geboren, um zu sterben – das ist doch die Frage, wenn man sich all diese berühmten Todesfälle einmal anschaut. Es geht um den Tod, um eine Aneinanderreihung von Todesfällen, und genau das ist das Thema heute Abend: geboren, um zu sterben? Nicht als Ausrufezeichen, sondern als Frage.
Doch genau diese Frage wirft der Bibeltext auf, den wir uns heute anschauen wollen.
Der Bibeltext stammt aus 1. Mose 5,1-32. Ich weiß nicht, ob schon einmal eine Predigt zu 1. Mose 5 gehalten wurde. Ich kann mir vorstellen, dass in der Gemeinde darüber gesprochen wurde, doch in der Regel predigen weniger Personen über einen solchen Text.
Ich möchte Ihnen den Text gerne am Stück vorlesen, damit wir einen Gesamteindruck vom ganzen Kapitel bekommen.
1. Mose 5,1-32:
Da heißt es: Dies ist das Buch der Geschlechterfolge Adams. An dem Tag, als Gott Adam schuf, machte er ihn gottähnlich. Als Mann und Frau schuf er sie, segnete sie und gab ihnen den Namen Mensch an dem Tag, als sie geschaffen wurden.
Adam lebte hundertdreißig Jahre und zeugte einen Sohn, ihm ähnlich, nach seinem Bild, und gab ihm den Namen Set. Nachdem er Set gezeugt hatte, lebte Adam noch achthundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. So betrugen alle Tage Adams, die er lebte, neunhundertdreißig Jahre, dann starb er.
Set lebte hundertfünf Jahre und zeugte Enosch. Nachdem er Enosch gezeugt hatte, lebte Set noch achthundertsieben Jahre und zeugte Söhne und Töchter. So betrugen alle Tage Sets 912 Jahre, dann starb er.
Enosch lebte neunzig Jahre und zeugte Kenan. Nachdem er Kenan gezeugt hatte, lebte Enosch noch achthundertfünfzehn Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Enoschs betrugen neunhundertfünf Jahre, dann starb er.
Kenan lebte siebzig Jahre und zeugte Mahalalel. Nachdem er Mahalalel gezeugt hatte, lebte Kenan noch 840 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Kenans betrugen 910 Jahre, dann starb er.
Mahalalel lebte 65 Jahre und zeugte Jered. Nachdem er Jered gezeugt hatte, lebte Mahalalel noch 830 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Mahalalels betrugen 895 Jahre, dann starb er.
Jered lebte 162 Jahre und zeugte Henoch. Nachdem er Henoch gezeugt hatte, lebte Jered noch 800 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Jereds betrugen 962 Jahre, dann starb er.
Henoch lebte 65 Jahre und zeugte Methuschelach. Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methuschelach gezeugt hatte, 300 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Henochs betrugen 365 Jahre. Henoch wandelte mit Gott, und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg.
Methuschelach lebte 187 Jahre und zeugte Lamech. Nachdem er Lamech gezeugt hatte, lebte Methuschelach noch 782 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Methuschelachs betrugen 969 Jahre, dann starb er.
Lamech lebte 182 Jahre und zeugte einen Sohn, den er Noah nannte. Er sagte: Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühsal unserer Hände von dem Erdboden, den der Herr verflucht hat. Nachdem Lamech Noah gezeugt hatte, lebte er noch 595 Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Alle Tage Lamechs betrugen 777 Jahre, dann starb er.
Noah lebte fünfhundert Jahre. Noah war fünfhundert Jahre alt und zeugte Sem, Ham und Japheth.
Wow, okay, denkt jetzt der eine oder andere: Was machen wir mit so einem Text? Ein ziemlich ungewöhnlicher Text, vielleicht im ersten Moment auch ein trockener Text. Aber wir können ihn nicht einfach überspringen.
Wenn man fortlaufend predigt, kommt man irgendwann an solche Texte und sagt nur: Herr, hilf! Jetzt muss man auch so einen Text predigen. Aber wir glauben ja, dass jedes Wort in der Bibel, jedes einzelne Wort vom Geist Gottes inspiriert ist. Damit ist jeder Text wichtig für uns und auch zum Predigen.
In diesem Kapitel finden wir drei Dinge: Wir sehen etwas Biografisches, also wir erleben Biografie. Wir erleben Geschichte, und wir erleben Theologie.
Zur Biografie erfahren wir, wer in welchem Alter Vater geworden ist und wie lange die Menschen gelebt haben.
Darüber hinaus erhalten wir auch Informationen zur Geschichte. Diese Angaben sind der einzige Hinweis in der Bibel darauf, wer in der Zeit von Adam und Noah gelebt hat.
Geschichte ist wichtig, weil Gott sich in der Geschichte offenbart. Deshalb ist uns der Begriff „Heilsgeschichte“ so bedeutend. Gott offenbart sich nicht im luftleeren Raum, sondern in Raum und Zeit.
Wir können Gott auch heute noch erleben, denn er greift in die Zeit ein. Deshalb ist Geschichte für uns Christen so wichtig.
Wir glauben, dass diese Ereignisse, besonders die ersten Ereignisse wie der Sündenfall und die ersten Menschen, tatsächlich geschichtlich so stattgefunden haben. Hätte es damals Videokameras gegeben, hätte man diese Ereignisse filmen können. Es ist passiert – es ist Geschichte.
In diesem Abschnitt geht es auch um Theologie, darauf werden wir gleich noch eingehen.
Hier liegt ein sogenanntes Geschlechtsregister vor. Dieses Geschlechtsregister folgt einem festen Muster. Im Prinzip lautet es immer: Person A lebte x Jahre und zeugte Person B. Dieses Schema wiederholt sich durchgehend.
Im zweiten Satz heißt es dann: Person A lebte, nachdem er Person B, also den Erstgeborenen, gezeugt hatte, y Jahre und zeugte Söhne und Töchter.
Am Ende steht: Und alle Tage von Person A betrugen x plus y Jahre, und er starb.
Genau dieses Muster führt uns zum ersten Punkt, nämlich zur Vergänglichkeit des menschlichen Lebens. Darüber werden wir heute Abend sprechen.
Die ersten Verse in Kapitel 5 greifen zunächst die Gedanken auf, die wir auch in Kapitel 1 finden. Der Mensch wird nach dem Ebenbild Gottes geschaffen. Doch nicht nur das: Gott hat dem Menschen auch einen Auftrag gegeben.
Was war das erste Gebot an den Menschen? Ihr könnt es einfach nennen: Fruchtbar zu sein und sich zu vermehren. In Kapitel 5 sehen wir, dass der Mensch seine Aufgabe erfüllt. Er zeugt Nachkommen, vermehrt sich also. Genau das zeigt dieses Geschlechtsregister.
Interessanterweise lebt der Mensch trotz des Sündenfalls weiter. Er musste das Paradies verlassen, aber das Leben geht weiter. Adams Frau wird Eva genannt. Eva bedeutet „die Lebensspendende“, was auch Programm ist. Von Eva geht das Leben weiter aus. Sie schenkt einem weiteren Sohn das Leben, und dieser zeugt wiederum weitere Nachkommen.
Daraus können wir bereits feststellen: Gott ist für das Leben. Das müssen wir von Anfang an festhalten, auch wenn wir später über den Tod sprechen. Gott ist für das Leben, und das Leben geht weiter. Adam wird übrigens 930 Jahre alt. Das ist doch Gnade, oder?
Wir wissen nicht genau, in welchem Alter der Sündenfall in sein Leben kam, deshalb kann man nicht sagen, wie lange er danach noch lebte. Aber insgesamt wird er 930 Jahre alt. So gnädig und geduldig ist Gott. Gott hätte Adam direkt nach dem Sündenfall vernichten können, und er wäre damit im Recht gewesen. Doch er wirft den Menschen nicht aus dem Leben, nimmt ihm nicht das Leben. Stattdessen gewährt er ihm eine lange Lebenszeit.
Dieses hohe Alter, das ihr auch im Text seht – die Menschen werden über 900 Jahre alt – wirft natürlich Fragen auf. Das entspricht nicht unserem heutigen Alltagserlebnis. Ich möchte kurz auf diese Frage eingehen. Sie ist nicht die Kernfrage des Textes, aber sie stellt sich uns.
Ich denke, Gott hat es damals einfach zugelassen, dass der Mensch älter wurde. So konnte sich der Mensch stärker verbreiten. Zum anderen müssen wir bedenken, dass die große Flut, die wir uns morgen genauer anschauen werden, unseren Planeten extrem verändert hat.
Vor der Flut herrschten wahrscheinlich andere Verhältnisse in der Natur als danach. Letztendlich läuft es aber auf diese Feststellung hinaus: Gott begrenzt das Leben, und Gott legt die Lebensspanne fest. Es war Gottes Wille, dass der Mensch vor der Flut so alt wurde. Heute ist das nicht mehr so.
Besonders auffällig sind hier die Worte „Dann starb er“. Es liest sich fast wie ein Refrain. Vielleicht ist euch das auch beim Vorlesen aufgefallen: Immer wieder heißt es „Und er starb, und er starb, und er starb“. Das ist, als würden ständig die Friedhofsglocken läuten – unaufhörlich!
Dieses Kapitel wird deshalb auch das Todeskapitel der Bibel genannt. Wenn 1. Korinther 13 das hohe Lied der Liebe ist, dann ist 1. Mose 5 das Todeskapitel der Bibel. Bei jedem Namen klingen die Friedhofsglocken.
Die Schlange hatte gesagt: „Ihr werdet keineswegs sterben.“ Anfangs schien es, als hätte die Schlange vielleicht sogar Recht. War Adam und Eva nach der Sünde direkt gestorben? Doch spätestens dieses Kapitel widerlegt diese Annahme. Denn alle sterben, fast alle – dazu möchte ich noch kein Geheimnis lüften.
Der Mensch stirbt, und deswegen muss man sagen: Gott hat Recht behalten. Gott hatte gesagt: „Ihr werdet sterben, wenn ihr von der Frucht esst.“ Der Mensch hat gegessen, und er stirbt.
Man landet nie auf dem Holzweg, wenn man Gottes Wort einfach vertraut. In Kapitel 4, das wir gestern betrachtet haben, wird von vielen technischen und kulturellen Errungenschaften gesprochen. Der Mensch entwickelt seine Fähigkeiten. Man könnte sich fragen: Was ist eigentlich aus den negativen Konsequenzen des Sündenfalls geworden? Denn es geht ja doch recht positiv weiter.
Aber hier in Kapitel 5 sehen wir die Antwort: Der Mensch stirbt und stirbt und stirbt. Wenn man Kapitel 5 liest, hat man den Eindruck, dass der Tod mittlerweile zum Menschsein dazugehört. Nach dem Sündenfall ist der Mensch, trotz aller Fortschrittlichkeit, immer noch vergänglich.
Bis heute kann der Mensch nichts gegen den Tod ausrichten. Es ist immer wieder interessant zu beobachten, wie große amerikanische Unternehmen Geld investieren, um in der Medizin weitere Forschungen zu betreiben. Ziel ist es, den Menschen irgendwann unsterblich zu machen. Das haben sie bis heute nicht geschafft und werden es auch nicht schaffen.
Der Mensch kann den Tod höchstens hinausschieben. Die Lebenserwartung in Deutschland steigt zwar tendenziell immer weiter an. Aber irgendwann stirbt doch jeder.
In Römer 5,12 heißt es, um auch einen Ausblick ins Neue Testament zu geben: Der Tod ist durch die Sünde zu allen Menschen gekommen. Wir sitzen also alle im gleichen Boot.
Die Sterblichkeitsrate zeigt keine Abnahme. Von hundert Menschen sterben immer noch hundert. Das ist nach wie vor so.
Als Pastor bin ich immer wieder auch auf dem Friedhof, besonders im Zusammenhang mit Beerdigungen. Die Planung eines Trauergottesdienstes ist vor allem in Köln schwierig. Wenn man ihn in der Kapelle auf dem Friedhof abhält, bekommt man manchmal nur dreißig Minuten Zeit. Danach folgt schon die nächste Trauerfeier.
Ich weiß nicht, wie es auf den Friedhöfen hier ist, aber in Köln hat man manchmal nur zwanzig Minuten, glaube ich. Zwanzig oder dreißig Minuten Zeit, dann kommt der Nächste. Dabei bekommt man den Eindruck, wie viele Menschen tatsächlich beerdigt werden. Und das ist nur an einem Friedhof in Köln. Es gibt dort ganz, ganz viele Friedhöfe.
Mittlerweile ist es eine regelrechte Massenabfertigung: ein Toter, der nächste Tote, und wieder der nächste Tote – genau so, wie es im Text heißt: „und er starb, und er starb, und er starb“. Ich muss dabei an meinen früheren Chef denken.
Wir versuchen das Thema Tod ja meist zu verdrängen. Als Christen haben wir einen anderen Bezug zu diesem Thema, aber generell, wenn man mit Arbeitskollegen darüber spricht, ist es ein Thema, das man eigentlich gerne meidet: das Thema Tod.
Mein früherer Chef war ein starker Raucher. Auf den Zigarettenpackungen wird ja mittlerweile gewarnt. Ich finde das gut, denn Rauchen kann tödlich sein. Er wollte aber nicht mit dem Thema Tod konfrontiert werden, wollte trotzdem weiterrauchen. Deshalb bat er die Sekretärin, die Warnhinweise auf den Packungen irgendwie zu überkleben – immer bevor er die Packung bekam.
Sie überklebte die Warnhinweise mit einem weißen Aufkleber, auf dem sein Name stand. Das machte ja irgendwie auch Sinn, dachte sie. Doch der schwarze Rand außen herum blieb sichtbar, und so sah das Ganze aus wie seine eigene Todesanzeige. Der Mann hat sich darüber sehr aufgeregt, weil er nicht mit dem Thema Tod konfrontiert werden wollte.
Ich glaube, diese Erfahrung machen wir alle, wenn wir mit Menschen sprechen, die die Hoffnung, die wir haben, nicht kennen. Das Thema Tod will oft ausgeklammert werden. Man möchte sich nicht damit beschäftigen.
Ich habe mitbekommen, dass manche Menschen sogar fast depressiv werden, wenn ein Haustier stirbt, etwa ein Hund. Warum? Weil sie dadurch doch mit dem Thema Tod konfrontiert werden.
Wir leben in Deutschland, und wir wollen das Thema Alter und Vergänglichkeit ausklammern. Ist euch bewusst, dass man hierzulande kaum noch gerne über das Alter spricht? Wir haben es sogar aus unserem Wortschatz verbannt.
Man redet nicht mehr von Altenheimen, sondern von Seniorenresidenzen. Nicht, dass ich den Namen schlecht finde – es ist ein schöner Name – aber das Wort „alt“ will man nicht mehr hören. Warum? Weil „alt“ mit Vergänglichkeit assoziiert wird.
Anti-Aging-Produkte, also Produkte, die das Altern hinauszögern sollen, boomen in Deutschland. In unseren Drogeriemärkten werden bestimmte Cremes und Salben besonders gern gekauft. Ich will nicht bewerten, ob das richtig oder falsch ist, sondern nur eine Beobachtung teilen: Wir wollen das Alter weg haben.
Denn Alter zeigt Vergänglichkeit. Falten zeigen Vergänglichkeit. Haarausfall zeigt Vergänglichkeit. Deshalb gibt es Haartransplantationen – Jürgen Klopp lässt grüßen. Immer mehr Schönheitsbehandlungen finden in Deutschland statt. Statistisch gesehen werden es immer mehr.
Viele davon sind Faltenbehandlungen, auch Facelifting genannt. Ich sage das, um deutlich zu machen: Das Thema, über das wir heute sprechen – Vergänglichkeit und Tod – ist in unserem Land kein beliebtes Thema.
Aber ich denke, wir sollten uns diesem Thema stellen. Dabei geht es nicht darum, dass wir heute Abend alle mit einer melancholischen Stimmung nach Hause gehen. Darum geht es nicht.
Wir werden auch über die Hoffnung sprechen. Aber zunächst einmal müssen wir das Ganze als Fakt anerkennen: Ja, wir sind vergänglich. Wir leben außerhalb von Eden.
So viele Menschen sind frustriert über den Gedanken der Vergänglichkeit. Bei manchem stellt sich die Frage: Bin ich geboren, um irgendwann zu sterben? Ist das alles im Leben?
Wenn das Leben so vergänglich ist, macht es dann überhaupt Sinn? Warum lebe ich überhaupt?
Vielleicht stellst du dir diese Fragen heute. Vielleicht hast du in letzter Zeit öfter über den Sinn des Lebens nachgedacht. Geht es nur darum zu leben, um dann irgendwann unter der Erde zu liegen – und das war’s?
Vielleicht hast du dir diese Frage gar nicht bewusst gestellt, aber du hättest keine Antwort darauf, wenn man sie dir stellen würde.
Wenn das Leben so vergänglich ist, welchen Sinn hat das Ganze dann eigentlich? Gibt es keinen Ausweg aus dem Karussell des Todes?
Das ist mein zweiter Punkt, den es tatsächlich gibt. Es gibt einen Ausweg aus dem Todeskarussell. In diesem Zyklus, den wir uns gerade angeschaut haben – einem immer wiederkehrenden Zyklus, in dem jemand stirbt, wieder stirbt und wieder stirbt – gibt es eine einzige Person, die aus diesem Raster fällt.
Vielleicht ist euch das bereits beim Lesen aufgefallen: Die Rede ist von Henoch. Henoch ist der einzige, von dem im Text nicht gesagt wird, dass er starb. Bei Henoch hören plötzlich die Friedhofsglocken auf, und danach gehen sie erst wieder weiter. Henoch stirbt nicht. Henoch ist plötzlich einfach nicht mehr da.
Wir haben in unserer Gemeinde gesagt, es gibt ein Henoch-Syndrom. Wenn man eine Person mal länger nicht sieht, sagt man: „Henoch-Syndrom – er ward nicht mehr gesehen.“ So kennt ihr das vielleicht auch. Henoch war plötzlich einfach nicht mehr da. Man hat sich gefragt: Was ist los? Wo ist Henoch? Er ist nicht mehr da. Der Text sagt, wo er ist – in gewisser Weise. Der Text sagt: Gott nahm ihn hinweg.
Ihr Lieben, Henoch genießt das Privileg, das im Alten Testament meines Wissens sonst nur Elija zuteilwird. Er wird einfach direkt von Gott in den Himmel genommen, ohne dass er stirbt. Ansonsten wird nur in der neutestamentlichen Gemeinde gesagt, dass sie irgendwann entrückt wird.
Ich weiß nicht, ob wir die Generation sein werden, die die Entrückung erlebt – ich hoffe es. Aber irgendwann wird die Entrückung stattfinden, und dann werden ganz plötzlich viele Christen einfach nicht mehr da sein. Genau das gab es schon einmal, aber nur bei einer Person hier: Henoch – beziehungsweise auch bei Elija.
Schauen wir uns das mal an. Ich muss vielleicht noch sagen: Geschlechtsregister in der Bibel – jeder, der sich vornimmt, von Mose bis Offenbarung zu lesen, kommt irgendwann an die Geschlechtsregister. Wenn man morgens extra früh aufgestanden ist, noch müde ist und vom Herrn etwas für den Tag mitbekommen möchte, dann denkt man vielleicht: Geschlechtsregister? Herr, was willst du mir sagen?
Ich gebe euch einfach mal einen Tipp: Achtet beim Lesen auf ein Geschlechtsregister, auf irgendetwas, das anders ist. Das gibt uns die Motivation, immer weiterzulesen. Oft ist das die Kernbotschaft eines Geschlechtsregisters: das, was plötzlich ein bisschen aus dem Rahmen fällt. Und genau das ist der Punkt, den das Geschlechtsregister machen will.
Und das haben wir hier bei Henoch: Henoch fällt aus dem Rahmen, und das muss uns aufhorchen lassen. Warum? Ich lese die Verse 21–24 noch einmal:
„Und Henoch lebte fünfundsechzig Jahre und zeugte Methuschelach. Und Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methuschelach gezeugt hatte, dreihundert Jahre und zeugte Söhne und Töchter. Und alle Tage Henochs betrugen dreihundertfünfundsechzig Jahre. Und Henoch wandelte mit Gott, und er war nicht mehr da, denn Gott nahm ihn hinweg.“
Wenn wir uns den Anfang anschauen, stellen wir fest, dass das Leben von Henoch wie jedes andere Leben beginnt, oder? Der erste Vers liest sich genau so wie die ersten Verse bei den anderen Personen. Zunächst einmal macht sein Leben also keinen Unterschied. Sein Leben beginnt wie jedes andere Leben.
Die ersten 65 Jahre lebt er ein durchschnittliches Leben, könnte man sagen – ein Leben wie das eines jeden anderen. Aber dann heißt es: Nachdem er mit 65 Jahren Methuschelach gezeugt hatte, wandelt er 300 Jahre mit Gott. Und das wird dann noch einmal in Vers 24 betont. Hier wird erneut gesagt: Er wandelt mit Gott.
Wiederholungen in der Bibel sind immer wichtig, weil sie etwas bekräftigen wollen. Das ist der Punkt, der Henoch so anders macht als die anderen: Er wandelt mit Gott. Das ist der Grund, warum er nicht stirbt.
Darauf komme ich noch näher zu sprechen. Aber eine andere Sache fällt auf: Das Verb „wandeln“ steht bei Henoch an einer Stelle, an der bei all den anderen Personen vom Leben die Rede ist. Alle anderen Personen leben so vor sich hin, aber Henoch wandelt mit Gott. Es ist, als möchte der Text uns deutlich machen, dass Wandeln mit Gott mehr ist als einfach nur Leben. Versteht ihr den Punkt? Wandeln mit Gott ist mehr als einfach nur leben.
Lieben, und das ist eine Anwendung für uns: Es geht im Leben nicht einfach nur ums Leben. In deinem Leben geht es nicht nur darum, dass du lebst. Es geht darum, wofür du lebst. Es geht darum, ob du mit Gott wandelst. Man könnte vielleicht auch so formulieren: Lebst du noch oder wandelst du schon mit Gott? Denn Wandeln mit Gott ist mehr als einfach nur Leben. Wandeln mit Gott bedeutet eine ganz andere Lebensqualität.
Vielleicht musst du heute erkennen: Ja, ich lebe, aber mehr auch nicht. Ich lebe so vor mich hin – arbeiten, schlafen, essen, arbeiten, schlafen, essen, arbeiten, schlafen, essen. Ich lebe ein paar Jahre, und jetzt ist bald schon wieder das nächste Jahr rum. Dann gehen wir ins nächste Jahr, und ich lebe so vor mich her. Wenn das dein Leben ist, möchte ich dir sagen: Gott hat mehr für dich vorbereitet.
Ich bin dankbar für die Stelle aus Johannes 10,10, die bereits vorgelesen wurde. Jesus möchte uns das Leben geben, aber nicht nur das. Er möchte uns das Leben geben – und volle Erfüllung. Er möchte uns das wahre Leben geben. Es geht nicht einfach nur darum, dass wir hier unsere 70 oder 80 Jahre daherleben. Das ist zu wenig.
Jetzt möchte ich aber auch mal etwas stärker darauf eingehen, weil das Wort so wichtig ist: dieses Wandeln, was das eigentlich bedeutet. Es ist ja ein altdeutsches Wort und dennoch ein schönes Wort, das wir häufig in der Bibel finden. Paulus sagt: „Wandelt würdig“ im Neuen Testament. Was hat es mit diesem Wandeln auf sich?
Im Hebräischen steht hier das Wort Halak, das einfach „gehen“ bedeutet. Man könnte auch übersetzen: Henoch ging mit Gott. Vielleicht könnt ihr euch noch an die Liebesbriefe in der Grundschule erinnern, zumindest diejenigen, die hier in Deutschland in der Grundschule waren. Da hieß es dann schon mal: „Willst du mit mir gehen? Ja/Nein.“ Oder manchmal gab es auch ein Kästchen, das man ankreuzen konnte. Was war damit gemeint? Wolltest du mit mir gehen? Ja, nicht nur zur Bushaltestelle, sondern es war gemeint: Willst du mit mir eine Beziehung eingehen?
In dieser Weise steht hier auch „gehen“. Er ging mit Gott meint, er stand in einer Beziehung mit Gott, in einer Liebesbeziehung. Aber interessant ist, dass das Wort hier im Hebräischen in einer besonderen Form steht. Ich möchte das bewusst erklären, weil es einen Unterschied macht.
Es gibt im Hebräischen einmal das Wort Halak, das bedeutet, eine Strecke von A nach B einmalig zu gehen. Das ist Halak. Hier steht aber im Hebräischen Hithalak. Das ist eine besondere Form. Es bedeutet „umhergehen“, mal nach da und dann wieder nach dort. Es bedeutet einfach, ständig mit Gott unterwegs zu sein. Nicht nur einmalig: „Jetzt in diesem Lebensabschnitt gehe ich mit Gott zwei Jahre lang, da bin ich in der Gemeinde aktiv, und danach wieder nicht.“
Das Wort, das hier steht, meint, es ist etwas Beständiges. Henoch wandelt mit Gott in den guten Zeiten des Lebens und in den schlechten Zeiten. Er bleibt einfach immer an Gott dran.
Das möchte ich von diesem Mann lernen. Das möchte ich so sehr, dass das irgendwann über mein Leben gesagt werden kann: Nicht jemand, der ständig mal nach einer Freizeit ein Hoch hat und plötzlich läuft es im Glauben und mit der stillen Zeit. Und nach der Freizeit kommt dann der große Fall. Dann die nächste Rüstwoche oder Seminarwoche, die ja gut ist. Da erfahre ich ein Hoch, und dann kommt der Alltag, und dann geht es wieder runter.
Dass wir einfach nur gehen, mal eine Strecke ein bisschen mit Gott gegangen. Hier steht: Er ging mit Gott umher, er wandelte beständig mit Gott. Von Henoch lernen.
Henoch wandelt mit Gott in einer Zeit, die keine geistliche Blütezeit ist. Im Judasbrief wird Henoch noch einmal erwähnt. In Judas Kapitel 1, Vers 14 heißt es, dass Henoch ein Prediger des Gerichts war. Das bedeutet, das Volk lebte in einem sündigen Zustand, und Henoch musste Gericht predigen.
Wir dürfen nie vergessen: Henoch lebte kurz vor der Sintflut. Wir wissen, wie der geistliche Zustand vor der Sintflut war – es war eine gottlose Zeit. Doch dieser Mann wandelte beständig mit Gott. Hier sehen wir eine Parallele zu unserer heutigen Zeit. Auch wir leben in einer gottlosen Zeit. Aber lasst uns Männer und Frauen sein wie Henoch, die beständig mit Gott wandeln.
Wie sieht die Beständigkeit in deiner Gottesbeziehung aus? Bist du ein Christ, der vielleicht nur von Sonntag zu Sonntag lebt, aber in der Woche nicht wirklich Gemeinschaft mit Gott hat? Oder bist du ein Christ, der nur von einem christlichen Event zum nächsten lebt und schaut, welche Gemeinde gerade die beste Musik hat? Dann gehst du dort hin, dann wieder woanders hin. Das sind unbeständige Christen.
Worum es Gott geht, ist unsere Beständigkeit im Glauben – dass wir einfach an ihm dranbleiben, egal was kommt. Beständigkeit ist möglich, auch in unserer heutigen Zeit.
Ich möchte ein Zitat vorlesen, das ich nicht auf der Folie habe. Es stammt von einer Frau, die ein Herz nach Gottes Willen hat, und ihr Zeugnis hat mich tief bewegt. Sie heißt Tina Norwill und schreibt:
„Ich bin dankbar, dass ich als Teenager dem Herrn versprach, jeden Tag Zeit in seinem Wort zu verbringen, soweit es in meiner Macht steht. Durch dieses Versprechen habe ich seitdem jeden Tag Gemeinschaft mit meinem Herrn. Morgens überlege ich gar nicht erst, ob ich aufstehen und stille Zeit machen soll. Diese Entscheidung habe ich vor vielen, vielen Jahren getroffen.
Es ist mir so zur Gewohnheit geworden, dass es mir gar nicht in den Sinn kommt, keine Zeit mit dem Herrn zu verbringen. Ich würde ja auch nicht darauf verzichten, mich zu waschen oder anzuziehen. Diese klare Entscheidung – gemäß dem Motto ‚Mach es einfach‘ – ist ganz entscheidend.
Würde ich keine konsequente stille Zeit pflegen, wäre ich von der einzigen Quelle abgeschnitten, die mir alles gibt, was ich brauche: Kraft, Wegweisung, Ermutigung, Ermahnung, Freude, Liebe und Gnade. All das brauche ich für mein Leben, um Gott ähnlicher zu werden.“
Diese Worte stammen von einer mittlerweile älteren Frau, die als Teenager Gott das Versprechen gab, jeden Tag Gemeinschaft mit ihm zu haben – und sie hat es durchgezogen.
Solche Vorbilder brauchen wir, auch in unserer Zeit. Man könnte sagen: „Henoch, das ist lange her.“ Aber es gibt auch heute Geschwister – und ich bin mir sicher, auch hier in der Gemeinde –, die seit Jahren jeden Tag ganz bewusst Gemeinschaft mit dem Herrn pflegen. Solche Vorbilder brauchen wir.
Ihr Lieben, es fehlt uns jedoch oft an Beständigkeit in unserer Beziehung zu Gott. Ob man am Ende seines Lebens sagen kann, er oder sie wandelte mit Gott, entscheidet sich jeden Tag. Es entscheidet sich jeden Tag.
Es geht hier nicht nur um Beständigkeit im Text, sondern auch um Vertrautheit und die Tiefe einer Beziehung. Schaut mal: Im Text steht nicht, dass Henoch an die Existenz Gottes glaubte – das wäre ein bisschen wenig. Es steht auch nicht, dass Henoch sich Gedanken über Gott machte, nicht, dass er über Gott philosophierte, etwas über Gott las oder über Gott redete.
Hier steht: Henoch wandelte mit Gott. Das ist so viel mehr. Es ist ein vertrauter Umgang.
Ich möchte das anhand einer Parallelstelle aus dem ersten Buch Samuel, Kapitel 25, Vers 15, noch einmal zeigen. Dort wird genau dieses Wort „wandeln“ auch verwendet. Da heißt es: „Und doch sind die Männer sehr gut zu uns gewesen, wir sind nicht belästigt worden, und wir haben nicht das Geringste vermisst alle Tage, die wir mit ihnen umhergezogen sind.“ Das ist das Wort „wandeln“. Wenn wir auf dem Feld waren, sagen Davids Leute hier: „Wir kennen diese Männer, wir kennen sie wirklich, weil sie mit uns umhergezogen sind.“ Das heißt wandeln. Das Wort „umhergezogen“ und „kennen“ gehören so stark zusammen.
Henoch kennt Gott.
Hast du den Wunsch, Gott immer mehr zu kennen? Das ist auch mein Wunsch. Ich glaube, ich habe noch so vieles von Gott nicht erkannt. Gerade in den letzten Wochen bringt mir Gott neue Lektionen über sich selbst bei, durch die ich in der Erkenntnis gegenüber Gott wachsen kann.
Ist euch mal aufgefallen, welche Gebetsanliegen der Apostel Paulus für die Gemeinde hat? Sind sie wirklich genauso wie unsere Gebetsanliegen in unseren Gebetsstunden? Wir beten häufig für Prüfungen, wir beten häufig, dass Menschen gesund werden. Versteht mich nicht falsch: Wir dürfen und sollten dafür beten, ganz klar. Aber Paulus hat noch mal ganz andere Anliegen. Er betet für die Gemeinde, dass sie in der Erkenntnis Gottes wachsen. Das ist sein großes Anliegen, dass sie Gott immer mehr kennenlernen und vertrauter mit ihm werden.
Und dafür steht Henoch.
Henoch – ich hätte ihn gern beten gehört. Wie betet dieser Mann? Was für einen Umgang hat er mit Gott?
Wisst ihr, Jesus stellt im Garten Gethsemane seinen Jüngern die Frage: „Könnt ihr nicht mal eine Stunde beten?“ Manchmal stelle ich mir die Frage: Könnte ich die Zeit füllen, eine Stunde? Ich will es lernen, muss ich euch ganz offen sagen. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal eine Stunde am Stück gebetet habe.
Aber kann es sein, dass wir manchmal denken: Wie sollen wir die Zeit füllen? Wenn wir Gott kennen, dann ist es ein Klacks für uns, eine Stunde im Gebet zu verbringen. Wir kennen ihn, wir wissen, worüber wir mit ihm reden, wir bewundern ihn.
Henoch war so eine Person. Hier steht: Er wandelte dreihundert Jahre lang mit dem Herrn.
Ich habe kürzlich von einem Ehepaar eine ganz interessante Geschichte gehört. Er ist fünfundneunzig, sie ist sechsundneunzig. Beide haben sich schon in der sechsten Klasse ineinander verliebt und sind jetzt seit 75 Jahren verheiratet. Das nennt man Kronjuwelenhochzeit.
Seit 83 Jahren sind sie beste Freunde – das muss man sich mal vorstellen. Der Verstand dieser Frau lässt mittlerweile langsam nach, was mit 96 Jahren verständlich ist. Doch der Mann sitzt oft einfach neben ihr und legt seine Hand auf ihren Arm.
Ich frage mich, was in einem Mann vorgeht, der seine Frau umarmt, die seit 83 Jahren an seiner Seite ist. Man hat sich als Kinder auf dem Spielplatz verliebt, ist älter geworden, hat sich verlobt. Dann kam der große Hochzeitstag, die Flitterwochen, das erste Kind, die weiteren Kinder.
Man wird gemeinsam alt, irgendwann kommen die Enkel, später die Urenkel. In 83 Jahren – stellt euch das mal vor – erlebt man zusammen die höchsten Höhen und die tiefsten Tiefen. In dieser Zeit geht man auch durch ein finsteres Tal und erlebt Leid.
Wie tief muss eine Beziehung nach 83 Jahren sein? In der engsten Beziehung zwischen Menschen, die es gibt. 83 Jahre – hier heißt es, Henoch lebte mit Gott dreihundert Jahre. Dreihundert Jahre, jeden Tag Gemeinschaft mit dem Herrn.
Ich habe jetzt viel über eine enge Gottesbeziehung gesprochen, aber letztendlich läuft es doch auf eine zentrale Frage hinaus. Diese Frage möchte ich dir persönlich stellen, und ich stelle sie auch mir selbst: Hast du den Wunsch nach einer engen Gottesbeziehung?
Wisst ihr, was mir vor einiger Zeit klar geworden ist? Wir sind Gott immer so nah, wie nah wir ihm sein wollen. Du bist Gott nur so nah, wie nah du ihm sein möchtest. Diese Erkenntnis steht auch so in der Bibel. In Jakobus 4 heißt es: "Naht euch zu Gott, so naht er sich zu euch."
Das bedeutet aber auch, dass wir gefragt sind. Wir müssen uns Gott nähern. Jesus sagt: "Geh in deine Kammer und schließe die Tür zu." Heute würden wir vielleicht sagen: Mach dein Smartphone aus und verbringe Zeit mit Gott. Suche aktiv seine Nähe.
Im Alten Testament lesen wir immer wieder von Königen, die anfingen, den Herrn zu suchen. Und zwar nicht so, wie man nach Ostereiern sucht, sondern indem sie den Herrn aufsuchten und die Beziehung zu ihm pflegten.
Vielleicht ist heute, am 13. November 2019, der Tag, an dem du Gott ein Versprechen geben kannst. Wir sollten vorsichtig sein mit Versprechen. Vielleicht sollten wir es nicht als Versprechen deklarieren, sondern als eine persönliche Entscheidung, die du für dich triffst. Du könntest sagen: Herr, ich will von nun an für den Rest meines Lebens jeden Tag Gemeinschaft mit dir haben.
Ich will, dass kein Tag in meinem Leben vergeht, an dem ich nicht zumindest, solange ich gesund bin, in der Bibel lese und dich im Gebet suche. Denn ob man am Ende seines Lebens sagen kann, er oder sie wandelte mit Gott, das entscheidet sich jeden Tag – wirklich jeden Tag.
Abschließend möchte ich noch einmal auf das Thema Tod zurückkommen. In Kapitel 5 im ersten Buch Mose wird die Vergänglichkeit als eine Folge der Sünde dargestellt. Dass der Mensch stirbt, ist eine Konsequenz der Sünde.
Aber zugleich sehen wir am Beispiel von Henoch, dass es einen Ausweg aus diesem Todeskarussell gibt. Ewiges Leben ist möglich, wenn wir in Gemeinschaft mit Gott leben. Das ist die Botschaft von Henoch.
Ewiges Leben ist möglich, wenn wir in Gemeinschaft mit Gott leben. Im Alten Testament wird dies bereits mit Henoch angedeutet. Im Neuen Testament finden wir dann eine klare Ausprägung davon. Besonders entscheidend ist hier 1. Korinther 15, wo Paulus deutlich macht, dass Christus den Tod ein für alle Mal besiegt hat.
Das bedeutet nicht, dass du und ich nicht irgendwann leiblich sterben werden. Das werden wir sehr wahrscheinlich, wenn der Herr nicht vorher wiederkommt. Dann werden wir definitiv leiblich sterben. Aber wenn wir an Jesus glauben, kann der Tod uns nicht mehr von Gott trennen.
Dann hat der Tod nicht das letzte Wort in unserem Leben, sondern das ewige Leben. Wenn du mit Gott lebst, ist der Tod nur die Limousine, die dich in den Himmel zu Gott bringt. Die Beziehung zu Gott, die wir hier am Beispiel Henochs sehen, ist die Voraussetzung dafür, dass wir das ewige Leben mit Jesus Christus teilen werden.
Jede Beziehung beginnt irgendwann. Wann begann Henochs Beziehung mit Gott? Wahrscheinlich mit 65 Jahren. Dann ging es los. Es heißt, er wandelte von da an 300 Jahre mit Gott. Das bedeutet, Henoch war nicht schon immer dabei. Er hat sich irgendwann, mit 65, entschieden: Ab jetzt lebe ich mit Gott.
Vielleicht ist heute so ein Abend, an dem du das für dich zum ersten Mal festmachst und sagst: Ja, ich will mit dir leben, Jesus. Ich habe erkannt, dass du für meine Sünden gestorben bist, dass du den Tod besiegt hast, dass du bezahlt hast. Vergibst du mir meine Sünden? Komm in mein Leben, ich möchte mit dir leben.
Dann hat der Tod nicht mehr das letzte Wort in deinem Leben. Wer in ihm ist, hat das Leben. Wer nicht in ihm ist, hat das Leben nicht. Die Frage, ob über deinem Leben irgendwann Tod oder Leben steht, entscheidet sich an deiner Beziehung zu Jesus.
Jesus sagt: Ich bin der Weg. Vertraue mir, ich kann dich vom Tod zum Leben bringen.
Ich möchte gerne dafür beten, dass du weiterhin von Gott angesprochen wirst. Wenn du heute noch nie diese Entscheidung getroffen hast, wünsche ich dir, dass du diesen Weg heute gehst.
Ich bin dankbar, dass sich gestern ein junger Mann entschieden hat, einen Neuanfang mit Gott zu machen. Vielleicht ist heute für dich der richtige Zeitpunkt dafür. Vielleicht hast du schon einen Anfang mit Gott gemacht. Vielleicht gab es diesen ersten Punkt in deinem Leben schon, aber du hast gemerkt: Ich muss mich neu auf den Herrn einlassen.
Ich möchte ein Henoch sein, der 300 Jahre mit Gott lebt – vielleicht nicht wortwörtlich jetzt, aber von jetzt an wirklich mit Gott lebt. Dafür möchte ich gerne beten. Lass uns dazu aufstehen.
Vater im Himmel, wir sind dir so dankbar dafür, dass wir schon auf den ersten Seiten der Bibel so deutlich sehen: Du bist ein Gott, der Beziehung will, Herr. Wir danken dir, Jesus Christus, dass du den Tod besiegt hast – den Feind des Menschen. Tod, wo ist dein Stachel? Tod, wo ist dein Sieg? Jesus, du hast gesiegt über den Tod, Herr. Und wir wollen dich verehren.
Herr, wir wollen dir heute sagen, dass wir eine engere Beziehung zu dir möchten. Wir möchten dich immer mehr erkennen. Herr, ich möchte dich bitten, dass du uns allen hilfst, beständiger in unserer Gottesbeziehung zu werden. Dass wir nicht eher aus dem Haus gehen, bevor wir nicht Zeit mit dir in der Stille verbracht haben.
Bitte hilf uns allen, Herr. Bitte sei auch bei denen, die jetzt sehr darüber nachdenken, diesen Weg zum ersten Mal zu gehen – den Weg zu dir, sich zu bekehren, eine Abkehr von der Sünde und eine Hinkehr zu dir, Herr. Bitte wirke in ihnen, dass sie diese Entscheidung auch heute treffen können.
Aber Herr, rüttel du uns alle neu wach. Hilf uns, unsere Prioritäten im Leben neu zu ordnen, sodass uns nichts wichtiger ist als die ungestörte Gemeinschaft mit dir, Herr. Hilf uns dabei! Amen!
Wir haben jetzt eine zwanzigminütige Pause und werden um zwanzig vor acht hier weitermachen.