Unterwegs mit Gott: Ziel und Bedeutung
Lange Predigten sind völlig egal. Das Thema ist: mit Gott unterwegs sein. Die Frage ist, wo man mit Gott unterwegs ist, wie es geht und wozu das eigentlich gut ist. Wozu ist man mit Gott unterwegs, und wie funktioniert das?
Da könnte ich jetzt zwanzig verschiedene Themen nehmen. Aber ich habe ein Thema gewählt: Wir sind mit Gott unterwegs, um ihm die Ehre zu geben. Das klingt wie eine christliche Floskel. Doch oft wissen wir nicht genau, was das bedeutet.
Als ich noch jünger war – ich bin ja nicht mehr so jung, ich bin schon ziemlich alt – da haben mich als junger Mann selbständige, fähige und unabhängige Männer beeindruckt. Je älter ich werde, desto mehr beeindrucken mich Männer, die barmherzig sind, ehrlich sind und andere Menschen lieben. Diese Menschen beeindrucken mich heute wesentlich mehr als unabhängige und fähige Männer.
Als Menschen, die an Jesus glauben und sein Wort ernst nehmen, glauben wir, dass wir nicht geschaffen sind, um alle Ehre und den Ruhm auf uns selbst zu beziehen. Wir glauben als Christen, dass wenn andere Menschen uns applaudieren oder uns Ruhm zukommen lassen, wir sagen: „Danke für das Kompliment, das freut mich, das ist lieb von dir.“ Aber gleichzeitig wollen wir Gott dafür danken, dass er uns die Fähigkeit gegeben hat, das zu tun, was wir tun.
Das heißt: Als Christen freuen wir uns über Komplimente und Applaus. Gleichzeitig geben wir die Ehre aber demjenigen weiter, dem sie gebührt. Corrie ten Boom hat es einmal so schön ausgedrückt: Wenn ich einen Blumenstrauß geschenkt bekomme, dann bedanke ich mich dafür und reiche die Blumen weiter an Jesus.
Völlig unabhängig davon, wie ernst du die Bibel nimmst oder nicht, wirst du mir jetzt wahrscheinlich Recht geben in dem, was ich sage. Denn wir alle machen gemeinsame Erfahrungen.
Die Herausforderung des Eigenlobs
Wir alle kennen Menschen, die sehr viel über sich selbst reden. Sie erzählen ausführlich, was sie in ihrem Leben geleistet haben. Sie zeigen, wie schön ihre Freundin oder Frau ist, wie klug und erfolgreich ihre Kinder sind, wie groß ihr Haus ist, das sie gebaut haben, und welche wichtigen Leute sie kennen.
Wenn sie dann endlich fertig sind mit dem Reden über sich selbst, sagen sie oft: „So, jetzt habe ich genug über mich geredet. Was hältst du eigentlich von mir?“ Solche Menschen kennen wir mehr oder weniger alle. Mit der Zeit gehen sie uns auf die Nerven, denn manche von ihnen, die sich selbst immer wieder in den Vordergrund stellen, haben zwar tatsächlich viel erreicht und geleistet.
Doch es fällt uns schwer, ihnen zu sagen: „Ja, super, was du alles getan hast“, weil wir wissen, dass sie dann die nächsten zwei Stunden darüber reden, was sie noch alles gemacht haben. Die Tochter ist die Klassenbeste, der Sohn gewinnt alle Skirennen, und die zweite Tochter ist Mysterie oder sonst etwas.
Wenn man selbst eine Geschichte erzählt, haben sie immer eine noch bessere Geschichte parat. Das ist typisch für diese Menschen. So viel sie auch geleistet haben mögen – nichts, was sie sagen, beeindruckt uns wirklich. Wir sind nur froh, wenn sie weiterziehen.
Wisst ihr, warum das so ist? Aus einem ganz einfachen Grund: Weil sie sich ständig selbst die Ehre geben. Wenn eine Person die Ehre immer nur auf sich selbst bezieht und für sich hortet, wird sie zunehmend unattraktiv. Das ist ein Paradox.
Ein Mensch, der ständig versucht, sich selbst groß zu machen, wird tatsächlich immer kleiner. Denn niemand will freiwillig in ihrer Gegenwart sein. Man sagt nicht: „Ich freue mich so auf ein Wochenende mit Hans, Franz oder Sepp, weil der dauernd über sich selbst redet.“ Genau das ist keine Gaudi.
Die biblische Perspektive auf Gaben und Ehre
Christen glauben, dass alle Talente, alles Können und alle großen Leistungen, die wir vollbringen, letztlich eine Gabe Gottes sind. In Jakobus 1,17 lesen wir: „Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab.“
Auch in 5. Mose 8,17 steht geschrieben: „Sage nicht in deinem Herzen: 'In meiner Kraft und der Stärke meiner Hand habe ich mir dieses Vermögen verschafft.'“ Stattdessen sollst du an den Herrn, deinen Gott, denken, denn er ist es, der dir die Kraft gibt, Vermögen zu schaffen.
Ich habe eine wichtige Erkenntnis: Du hast keinen einzigen Euro selbst verdient. Es ist alles ein Geschenk. In Sprüche 20,12 lesen wir: „Das hörende Ohr und das sehende Auge hat der Herr gemacht.“
Nicht du hast dir die Hände geschaffen, mit denen du Geld verdienst. Nicht du hast dein Auge selbst zusammengebastelt, mit dem du sehen kannst. Es ist letztlich alles ein Geschenk von Gott.
Darum lernt ein Mensch, der mit Jesus lebt, bewusst oder unbewusst, dass letztlich die Ehre Gott zukommt und nicht ihm selbst. Ich persönlich glaube, dass ich das bis heute nie gelernt hätte, wenn ich Jesus nicht kennengelernt hätte. Denn ich wäre viel zu stolz dazu.
Deshalb habe ich gesagt: Früher haben mich fähige Männer beeindruckt, heute sind es barmherzige Männer.
Ehre geben als Ausdruck des Glaubens
Ein Beispiel für dieses Ehregeben gab es im Sommer 2012 bei den Olympischen Spielen. Dort gewann eine US-amerikanische Kunstturnerin namens Gabby Douglas zwei Goldmedaillen. Ich weiß nicht, ob ihr das verfolgt habt, aber in einem Interview sagte sie vor Millionen von Zuschauern als Goldmedaillengewinnerin:
„Eine Olympiasiegerin zu sein, ist ein unglaubliches Gefühl. Ich gebe Gott alle Ehre. Es ist eine Art Win-Win-Situation. Die Ehre steigt zu ihm auf, und der Segen fällt auf mich herab. Alles in mir soll Gott preisen, damit ich niemals vergesse, was er mir alles Gute getan hat.“
Als die Christen dieses Interview hörten, jubelten sie im Herzen und sagten: „Genau so ist es.“ Die Atheisten hingegen fragten sich: „Was bringt sie Gott ins Spiel? Was hat Gott mit ihrer Leistung zu tun?“ und ärgerten sich darüber, dass Gabby Douglas das gesagt hatte.
Warum hat Gabby Douglas das gesagt? Weil wir als Christen glauben, dass die Ehre für alles, was wir sind und tun, letztlich Gott gebührt. Wir wissen, dass wir ohne Gott nichts tun können. Außerdem glauben wir, dass wir empfangene Ehre nicht selbst behalten, sondern sie reflektieren und so Gott zurückgeben.
Die Haltung von Johannes Sebastian Bach und das Prinzip der Ehre
Einige unter euch kennen die Werke von Johann Sebastian Bach. Am Ende jedes seiner Werke schrieb er „sdg“ – Soli Deo Gloria, allein Gott die Ehre.
Seht ihr, zwischenmenschlich wissen wir, ob Christ oder nicht: Eigenlob stinkt. Das gilt auch in der Beziehung zu Gott. Die Bestimmung des Menschen ist nicht, sich selbst für alles zu gratulieren, was er geschaffen hat, sondern Gott die Ehre zu geben.
Ein Mensch, der die Ehre weitergibt und sie nicht selbst hortet, wird ein gesunder Mensch, ein attraktiver Mensch. Und er tut anderen gut. Darum ist es keine Einschränkung, Gott die Ehre zu geben, sondern eine riesige Freiheit.
Aber vielen Menschen ist das nicht bewusst. Deshalb möchte ich euch ermutigen: Frage dich bei jeder Entscheidung, die du triffst – vor allem bei wesentlichen Entscheidungen – ob das, was du tust, Gott die Ehre bringt.
Wenn ich diesen Deal eingehe, bringt dieser Deal Gott Ehre oder nicht? Wenn ich eine Beziehung mit dieser Person eingehe, ehrt das Gott oder nicht?
Was ich festgestellt habe, ist für mich viel wichtiger, als zu fragen, was richtig oder falsch ist. Denn ich kann fast immer argumentieren, warum etwas richtig oder warum etwas falsch ist. Aber wenn ich mich frage: „Gott, was ehrt dich eigentlich?“, weiß ich meistens, was ich zu tun habe.
Ich glaube, wir würden viel weniger unkluge Entscheidungen treffen, wenn wir öfter fragen würden: „Gott, was ehrt dich? Was bringt dir die Ehre?“
Die Wirkung von Ehre auf Menschen und das Vorbild Jesu
Wir wissen, dass Menschen, die sich ständig selbst applaudieren und dadurch versuchen, größer zu wirken, tatsächlich immer kleiner werden. Sie werden unbeliebter.
Andererseits werden Menschen, die die Größe besitzen, Ehre und Applaus weiterzugeben, immer schöner und größer.
Dies sieht man eindrücklich an unserem Herrn Jesus Christus. Wir haben es vorhin im Bibelvers aus Philipper 2 gelesen. Dort heißt es über Jesus: „Er machte sich selbst zu nichts und nahm Knechtsgestalt an, indem er als Mensch befunden wurde. Er erniedrigte sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tod, ja zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn hoch erhöht.“
Wenn irgendwo „darum“ steht, fragt man sich, warum das so ist. Warum hat Gott ihn hoch erhöht? Weil er sich selbst erniedrigte.
Das bedeutet: Menschen, die die Ehre weitergeben, werden immer schöner und größer.
Die Erkenntnis von Malcolm Muggeridge über den Einfluss Jesu
Ich zitiere gerne einen Mann namens Malcolm Muggeridge. Er ist 1990 gestorben, war Engländer, Autor, Journalist und ehemaliger Agnostiker. Vor 1960 sagte er, die Christenheit sei ein Haufen Blödsinn („Christianity is a load of rubbish“). Doch später kam er zum Glauben. Er machte auch Mutter Teresa bekannt und berühmt und konnte sehr gut schreiben.
Am Ende seines Lebens sagte er: „Wir blicken zurück auf unsere Geschichte – und was sehen wir? Königreiche kommen und gehen, Reichtümer werden angehäuft und wieder verschwendet. Ich blicke zurück auf meine englischen Mitbürger, die einst ein Viertel der Welt beherrschten. Ich habe einem verrückten Österreicher zugehört, der ein tausendjähriges Reich ankündigte. Ich sah einen italienischen Clown, der unser Kalendersystem erneuern wollte, wenn er an die Macht käme. Ich sah einen mörderischen Mann im Kreml, der von der intellektuellen Elite als weiser als Salomo bezeichnet wurde.“
„Alles in einem Leben – alles weg, verflogen mit dem Wind. England ist heute nicht mehr als ein Teil einer kleinen Insel an der Küste Europas. Hitler und Mussolini sind tot, ihr Name heute Schimpfwörter. Stalin ist ein verbotener Name, in dem Regime, das Ehr half aufzubauen. Alles in einem Leben – aus und vorbei.“
„Hinter dem Schein dieser selbsternannten Supermänner der Welt steht die gigantische Figur, durch die und in der die Menschheit immer noch Grund zur Hoffnung hat: die Person Jesus Christus. Ich präsentiere ihn als den Weg, die Wahrheit und das Leben.“
Faszinierend ist: Hätten wir vor zweitausend Jahren gelebt und eine Wette abgeschlossen, wer diese Welt mehr beeinflussen wird – das römische Weltreich mit all seinem Prunk oder ein Zimmermannssohn mit ein paar mittellosen Fischern? Wir hätten damals alle auf das römische Reich gewettet.
Doch heute, zweitausend Jahre später, geben wir unseren Kindern Namen wie Johannes, Markus, Lukas – und unsere Hunde nennen wir Caesar und Nero. Darin zeigt sich der Einfluss Jesu Christi.
Leben in Beziehung und die neue Definition von Selbstverherrlichung
Wenn Gott mir die Ehre gibt, geschieht etwas anderes: Der Sinn für unser Leben öffnet sich. Ich lebe nicht für mich selbst, sondern wegen der Beziehung. Der Mensch ist Beziehung – das muss man erst in der Tiefe begreifen. Es gibt horizontale Beziehungen zu anderen Menschen und vertikale Beziehungen zu Gott. Das ist unser Leben.
Darum sagt Paulus: „Ich lebe, aber nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ Es ist die Beziehung, die ich lebe. Leben ist Beziehung, weil der Mensch eben nicht für sich alleine lebt. Ein Mensch, der nur für sich lebt, existiert zwar, aber er lebt nicht wirklich.
Jesus ist hier unser Vorbild, besonders wenn es um Selbstverherrlichung geht. Ein Mensch, der sich ständig selbst verherrlicht, vermisst in unserem Sinne Beziehung. Ich liebe es, wie Jesus Selbstverherrlichung definiert hat. In Johannes 12, Vers 23 lesen wir: Jesus antwortet ihnen und spricht: „Die Stunde ist gekommen, dass der Sohn des Menschen verherrlicht wird.“
Jesus sagt: „Ich werde verherrlicht.“ Und dann fügt er hinzu: „Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein. Wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht. Wer sein Leben liebt, der wird es verlieren.“
Wie definiert Jesus Selbstverherrlichung? Nicht dadurch, dass man in Prunk und Größe dasteht, sondern indem man sein Leben gibt. Das ist seine Selbstverherrlichung. Damit definiert Jesus ganz neu, was es bedeutet, verherrlicht zu werden.
Auch interessant ist Johannes 21, Vers 18. Dort spricht Jesus zum Apostel Petrus: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst.“
Dies sagte er, um anzudeuten – und das ist jetzt interessant – den Tod, durch den Petrus Gott verherrlichen sollte. Petrus hat auch im Tod Gott verherrlicht.
Wenn man das Leben Jesu studiert, erkennt man, dass er Selbstverherrlichung ganz neu definiert. Erfolg bei Jesus bedeutet, sich hinzugeben und zu opfern. Siegen heißt zu sterben, herausragen bedeutet zu dienen. Ruhm bedeutet, im Stillen zu lieben. „Cool sein“ – wir wollen heute ja cool sein, jung und alt. Wenn du cool sein willst, dann sei freundlich und anständig.
Erhaben sein bedeutet, demütig zu sein. Verherrlichung ist manchmal am deutlichsten im Leid zu erkennen. Es sind diese Menschen, die mich am meisten beeindrucken. Es sind diese Menschen, die der Welt bis heute Hoffnung geben.
Das Beispiel von Janusz Korczak: Menschlichkeit im Leiden
Ein extremes Beispiel dafür ist der polnische Jude Janusz Korczak. Ich war vor kurzem wieder in Israel, wo ich eine Gruppe geleitet habe. Im Holocaustmuseum Yad Vashem ist ihm, diesem Juden Janusz Korczak, ein Denkmal gewidmet.
Er war ein sehr bekannter Erzieher und Autor pädagogischer Bücher. Im Zweiten Weltkrieg kümmerte er sich um jüdische Waisenkinder in Warschau. Allerdings war er zu bekannt, um von den Nazis einfach beseitigt zu werden. Deshalb boten sie ihm an, auszureisen und damit sein Leben zu retten. Er entschied sich jedoch, bei den Kindern zu bleiben.
Das Interessante ist: Alle Kinder, auf die Janusz Korczak aufgepasst hat, und er selbst wurden in Treblinka vergast und ermordet. Indem er bei den Kindern blieb, konnte er kein einziges Kind retten. Aber er bewahrte die Kinder davor, allein zu sterben. Anstatt seine eigene Haut zu retten, teilte er den Tod mit diesen Kindern. Sie konnten sich an ihm festhalten in der Stunde des Todes.
Die Frage lautet: War sein Tod umsonst? Hat er versagt? Ich glaube nicht. Er ist bis heute ein Beispiel wahrer Menschlichkeit.
Im universellen Rahmen hat Gott genau das für uns getan. Anstatt dass wir den Lohn der Sünde – und das ist der Tod – selbst und alleine bezahlen müssen, ist Jesus Mensch geworden. Er ist zu uns gekommen, um mit uns und für uns zu sterben, damit wir leben können.
War der Tod Jesu umsonst? Hat er versagt? Ich glaube nicht. Er ist bis heute die einzige Hoffnung, die wir haben, dass es jemanden gibt, der mich in diese Welt gestellt hat – mit einem Sinn und einem Ziel.
Sterben für ein neues Leben: Freiheit durch Hingabe
Aber es geht auch darum, dem alten Leben zu sterben. Das klingt für unsere Ohren zunächst negativ, aber es ist eine unglaublich befreiende Botschaft.
Über Martin Luther wird erzählt, dass der Teufel einmal an seine Tür klopfte und fragte: „Wohnt hier Doktor Martin Luther?“ Er antwortete: „Nein, der ist längst gestorben, hier wohnt Jesus Christus.“
Wie können wir Gott im Leiden und im Sterben verherrlichen? Es gibt verschiedene Bereiche, und ich möchte noch einige nennen. Zum Abschluss möchte ich einige Bereiche aufzeigen, in denen wir Gott verherrlichen, indem wir in diesen Bereichen mit Christus sterben.
Zum einen ist da unser körperlicher Tod. Für manche Menschen ist es sehr schwer, über den körperlichen Tod zu sprechen. Er wird ignoriert oder weg erklärt. Andere von uns sind vielleicht mittendrin – vielleicht du selbst, vielleicht deine Eltern oder Großeltern. Wir wissen, dass es nicht mehr lange dauert, und wir können es nicht mehr verleugnen.
Als Kinder Gottes haben wir eine so große Freiheit, selbst im körperlichen Sterben Gott zu verherrlichen. Wir können in Frieden nach Hause gehen, in die Gemeinschaft, in die vollkommene Gemeinschaft mit Jesus, für die wir geschaffen sind.
Ein lieber Freund von mir hat einmal gesagt: Christen sterben auch, aber sie sind keine Sekunde tot. Du stirbst zwar, aber du bist keine Sekunde tot. Im Moment, in dem du diesen Leib abgibst, bist du in der Gegenwart Jesu.
Wie Paulus gesagt hat: „Mein Leben ist Christus, Sterben ist mein Gewinn“ (Philipper 1,21). Ich weiß nicht, was ich wählen soll. Einerseits möchte ich viel lieber absterben und bei Jesus sein. Andererseits sterben viele dem Komfort und dem Streben nach Luxus.
Die Gefahr in unserer Welt ist groß, dass wir auch als Christen alle unsere Entscheidungen nur danach treffen, was für uns am angenehmsten ist – was am besten oder am leichtesten für uns ist. Gott hat nichts dagegen. Aber wenn ich all meine Entscheidungen nur auf der Basis treffe, was für mich am angenehmsten ist, werde ich unter Umständen nicht im Willen Gottes leben können.
Vielleicht müssen wir das Streben nach Luxus absterben und sagen: Herr, was willst du heute von mir?
Jesus hat einmal gesagt: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht“ (Matthäus 11,29-30). Das stimmt. Aber er hat nicht gesagt: „Nehmt mein Sofa auf euch“, sondern mein Joch.
Absterben von falschen Vorstellungen und Träumen
Manche von uns müssen vielleicht den Glauben ablegen, ein privilegierter, herausragender Mensch zu sein. Seien wir ehrlich: Einige von uns glauben, etwas Besonderes zu sein, mehr als die meisten anderen. Wir fühlen uns herausragend unter dem Fußvolk. Falls du das fühlst, habe ich Neuigkeiten für dich: Du bist es nicht.
Das gilt vielleicht für viele von uns. Wir wachsen schon als Kinder mit der Botschaft auf: „Aus dir wird mal etwas Besonderes, du bist der Star im eigenen Film, und die anderen dürfen gern Nebenrollen spielen, aber du bist der Star.“
Ich kann mich erinnern: Als wir im Bergrettungsdienst einen Einsatz hatten, waren wir danach auf der Berghütte. Ein Kamerad erzählte Witze – Bier nach Bier wurden sie ein bisschen schmutziger. Einige waren ganz witzig, aber bei manchen konnte man nicht unbedingt lachen. Dann kam ein Witz über eine Frau, die in der Küche arbeitete, eine einfache Frau, Ausländerin, und alle lachten.
Später fragte ich einen Kollegen, der den Witz auch witzig fand, ob er ihn auch lustig gefunden hätte, wenn die Witzfigur seine eigene Ehefrau gewesen wäre. Er antwortete: „Nicht unbedingt.“ Dann fragte ich, ob er damit sagen wolle, dass seine eigene Ehefrau wertvoller sei als die Frau in der Küche. Diese Einbildung, besser zu sein als andere, ist eine Gemeinheit.
Falls das bei dir der Fall ist, musst du dem absterben – so wie Christus sagt: „Ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.“ (Philipper 2,4). Manche von uns müssen vielleicht einem Traum absterben. Das ist vielleicht das Schwierigste für manche hier im Raum: der Wunsch, der Traum nach einem Ehepartner.
Sehr interessant: Wir werden groß mit dem Traum, eines Tages die Traumfrau oder den Traummann für unser Leben zu finden. Schon zu unseren Kindern sagen wir: „Wenn du einmal heiratest – nicht falls, sondern wenn du heiratest –, wirst du eine fantastische Mutter werden.“ Medien und Walt Disney tun ihr Übriges: Jeder Mann muss seine Traumfrau finden.
Wenn das nicht geschieht, fühlen wir uns betrogen, als hätte Gott uns vergessen oder betrogen. Wir sind schockiert. Tatsache ist: Nicht alle von uns sind verheiratet, und nicht alle werden heiraten.
Frage: Kannst du dir eine Zukunft vorstellen, in der du nicht verheiratet bist und trotzdem ein erfülltes Leben führst, in dem du Gott die Ehre gibst und ein Segen für andere Menschen bist? Für die meisten von uns ist so ein Denken völlig fremd. Es kann sein, dass wir so einem Traum sterben müssen. Natürlich kann Gott uns gestorbene Träume zurückgeben. Wir dürfen träumen, aber nicht daran festhalten.
Es tut mir sehr leid, aber in unserer Gesellschaft wird das Single-Sein leider nicht so gewürdigt wie in der Bibel. Die Bibel sagt klar, dass Gott Mann und Frau geschaffen hat – keine Frage –, aber sie würdigt, honoriert und ermutigt auch das Single-Leben.
Andere von uns sind verheiratet und träumen davon, Single zu sein. Ich weiß, dass ihr da seid. Ihr fragt euch vielleicht: Wie wäre es wohl, wenn ich sie loshätte? Was wäre dann? Neuigkeiten: Auch diesen Traum kannst du absterben lassen. Du kannst mit deinem Ehemann oder deiner Ehefrau ein erfülltes Leben führen, in dem du Gott die Ehre gibst und ein Segen für andere Menschen bist.
Wieder andere träumen davon, Kinder zu haben oder Karriere zu machen, und es geschieht nicht. Wisst ihr, wie wir Gott die Ehre geben? Indem wir ihm hier und jetzt dankbar das Leben aus seiner Hand annehmen und sagen: „Herr, danke dafür! Alles, was mir geschieht, will ich dir weitergeben, denn du hast mich so gemacht, wie ich bin.“ Anstatt alle Energie darauf zu verwenden, etwas zu sein, das ich nicht bin und vielleicht nie werde, kann ich froh und dankbar heute mit ihm leben.
Praktische Wege zur ehrlichen Demut
Ganz zum Schluss noch ein paar praktische Tipps, um ehrliche Demut zu kultivieren.
Erstens: Tue gute Dinge im Geheimen. Es muss niemand wissen, was du Gutes tust. Wenn du das tust, wirst du gesünder im Herzen. Bei uns heißt es heute oft: „Tue Gutes und lass es jeden wissen.“ Das ist gut für den Empfänger, aber für den Geber ist es nicht so gesund.
Zweitens: Versuche, die Stärken des Anderen wahrzunehmen, damit du ihn ermutigen kannst. Wir sind auch ziemlich gut im Kritisieren. Versuche, die Stärken am Anderen zu entdecken – auch in anderen Konfessionen – und ermutige sie.
Drittens: Danke Gott für deine Schwächen, für deine unbequemen Seiten, und lerne, über dich selbst zu lachen. Das ist unheimlich gut.
Viertens: Reflektiere den Applaus, den du bekommst, und reflektiere ihn zurück an Gott. Das macht dich schöner, attraktiver und gesünder.
Schlussgebet und Dankbarkeit für das Unterwegssein mit Gott
Ich bete noch lieber, Vater.
Wir danken dir, dass wir mit dir unterwegs sein dürfen. In diesem Unterwegssein dürfen wir dir die Ehre geben. Wir müssen sie nicht horten, Herr, und uns dadurch selbst kleiner machen.
Wir dürfen sie reflektieren. Dadurch kannst du uns attraktiver, schöner, gesünder und ein Segen für andere Menschen werden lassen. Dafür danke ich dir.
Danke, dass dein Wort so klug ist und dass jedes Gebot positiv ist, weil es uns zum Besten dient. Du als Schöpfer weißt, wie wir ticken, du weißt, wie wir funktionieren. Darum wollen wir dir vertrauen und dir danken, dass wir mit dir unterwegs sein dürfen.
Herr, wenn jemand in diesem Raum noch nicht mit dir unterwegs ist, bete ich, dass er heute die Freude und den Mut hat, sich auf dich einzulassen. Möge er dich bitten, in sein Herz zu kommen und ab heute mit dir zu gehen. Du kannst es schenken durch deine Liebe, und dafür danken wir dir.
Amen.
