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Der Prozess gegen Gott

Lukas 23,13-25

I. Die Urteilsverkündigung des Pilatus (13-16)

Anklage

Der Prozess ist in vollem Gange. Die Anklage ist ausgesprochen sie lautet: Wir haben gefunden, dass dieser unser Volk aufhetzt und verbietet, dem Kaiser Steuern zu geben, und spricht, er sei Christus, ein König. Lk.23,1b. Die Anklage war in der Tat sehr raffiniert, so richtig auf die Römer zugeschnitten, denn
a) Die Römer hatten ungeheure Angst vor Aufständen im Volk, denn sie vermochten diese selten richtig in den Griff zu kriegen.
b) Dann dem Kaiser keine Steuern bezahlen zu wollen, war ebenfalls eine gefährliche Sache, weil es als Widerstand gegen die römische Herrschaft ausgelegt wurde.
c) Und wenn einer sich zum König machen will, dann setzt er sich in Widerstand zu den Römern, ja und sogar in direkter Weise gegen den Kaiser. Die Juden sagten dem Pilatus: ...wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. Joh.19,12. Somit ist er eine Bedrohung für die Römer. Die Hohepriester und Oberen der Juden wussten schon, was man den Römern sagen muss, damit sie sich zum Handeln gezwungen sahen. Sie klagten Jesus so an, dass die Römer eigentlich - falls sich diese Anklage als wahr erweisen würde - ihn hätten hinrichten müssen.

Untersuchung

Die Untersuchung beginnt. Jedoch kann Pilatus keine Schuld an Jesus finden. Die Juden gaben aber nicht nach und so kam Pilatus die rettende Idee. Er fragte nämlich, ob Jesus aus Gäliläa wäre. Nun konnte er ihn dem Herodes senden, der ebenfalls zur Zeit des Passah in Jerusalem weilte, denn verwaltete Herodes Galiläa. Aber auch Herodes fand keinen Grund Jesus zu Verurteilen. Er sandte ihn wieder zu Pilatus zurück.

Urteilsverkündigung

Jetzt rief Pilatus die Hohepriester und die Oberen und das Volk zusammen, um ihnen sein Urteil bekannt zu machen. Er sagt: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, derentwegen ihr ihn anklagt; / Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurückgesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was den Tod verdient. / Darum will ich ihn schlagen lassen und losgeben. Lk.23,14-16. Das Urteil ist völlig klar: Jesus ist in den Augen der Römer ganz und gar unschuldig. Es lagen keine gewichtigen Indizien vor, die deutlich gemacht hätten, dass Jesus das Volk aufgewiegelt hätte und gegen die römische Herrschaft einen Aufruhr inszenierte. Eigentlich könnte dieser Fall abgeschlossen sein. Die Juden hätten den Richterspruch akzeptieren müssen und das Fest hätte seinen weiteren Verlauf genommen.

Anwendung

Diese Anklage ist ein Modellfall für alle folgenden Anklagen gegen Christen. Jesus sagte zu seinen Jüngern: Hütet euch aber vor den Menschen; denn sie werden euch den Gerichten überantworten und werden euch geisseln in ihren Synagogen. / Und man wird euch vor Statthalter und Könige führen um meinetwillen, ihnen und den Heiden zum Zeugnis. Mt.10,17-18. Dasselbe Schicksal wird die, die an Jesus glauben und ihm mit ganzem Herzen folgen, stets begegnen. Wir dürfen uns darüber keine falschen Illusionen machen. Das Evangelium erregt Widerstand und es ist bereits schon oft so weit gekommen und wird immer wieder dazu kommen, dass die Menschen sich sogar einbilden, sie täten Gott einen Gefallen damit, so sagt Jesus: Sie werden euch aus der Synagoge ausstossen. Es kommt aber die Zeit, dass wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit. Joh.16,2. Die Anklage Jesu ist also ein Modellfall für die Gemeinde Jesu. Er hat sich bereits vielfältig wiederholt und er wird sich noch mehrmals wiederholen. Glauben wir also nicht, dass uns Menschen wegen unseres Glaubens anklagen werden, sie werden bestimmt andere Gründe finden. In Rom wurden die Christen für den Brand verantwortlich gemacht. Dann sollen wir an Jesus denken, er teilt mit uns das gleiche Schicksal.

II. Die unverständliche Forderung der Juden (17-23)

Barabbas

Aber nein. Die Juden geben sich nicht so leicht geschlagen. Miteinander schrien sie: Hinweg mit diesem, gib uns Barabbas los! Lk.23,35. Barabbas wollen sie, denn es war Sitte, dass zum Fest der Statthalter einen Gefangenen freigab. Sie sagen also, behalte Jesus, wir wollen Barabbas. Wer ist aber dieser Barabbas? Barabbas war ein Aufwiegler. Er war massgeblich bei einem Aufruhr in der Stadt Jerusalem beteiligt und nicht nur das, sondern er hatte auch gemordet. Darum wurde er ins Gefängnis geworfen. Seine Schuld war eindeutig, niemand hatte daran gezweifelt, dass Barabbas diese Taten vollbracht hatte. Die römischen Herrscher haben ihn für schuldig befunden. Selbst nach dem jüdischen Gesetz hatten Mörder die Todesstrafe erleiden müssen. Dies scheint das Volk mit ihren Führern im Moment gar nicht zu beschäftigen. Sie wollen Barabbas befreit haben und Jesus soll hingerichtet werden. Eigenartig! Bei Barabbas scheint es das Volk nicht so zu berühren, dass er das Volk aufgewiegelt hatte und sich an einem Aufstand beteiligte. Just das, was sie Jesus vorwarfen!

Gegenseitige Interventionen

Pilatus macht noch einen Versuch, weil er Jesus losgeben wollte, und redete auf sie ein, indem er versuchte, sie von seiner Unschuld zu überzeugen. Die Antwort war klar kurz und bündig: Kreuzige, kreuzige ihn! Lk.23,21. Trotz diesem inständigen Geschrei versucht es Pilatus ein drittes Mal und sagt: Was hat denn dieser Böses getan; Ich habe nichts an ihm gefunden, was den Tod verdient; darum will ich ihn schlagen lassen und losgeben. Lk.23,22. Auch dieser Versuch war sinnlos, denn sie setzten ihm zu und schrien, er soll ihn kreuzigen. Ein Argument mit dem sie dem Pilatus zusetzten lesen wir im Johannesevangelium: Von da an trachtete Pilatus danach, ihn freizulassen. Die Juden aber schrien: Lässt du diesen frei, so bist du des Kaisers Freund nicht; denn wer sich zum König macht, der ist gegen den Kaiser. Joh.19,12. Das furchtbare Geschrei nahm überhand. Pilatus gab nach, er schien erkannt zu haben, dass es keinen anderen Weg gibt, denn er hätte wohl kaum vermocht diesen Aufstand unter Kontrolle zu bringen.

Anwendung

Das Volk liess sich durch einige Leute manipulieren. Viele waren sich vermutlich gar nicht bewusst, was sie hier taten. Im Buch Mose gibt es auch eine Warnung, die uns davon abhalten sollte, einer Massenhysterie zu folgen. Dort heisst es: Du sollst der Menge nicht auf dem Weg zum Bösen folgen und nicht so antworten vor Gericht, dass du der Menge nachgibst und vom Rechten abweichst. Ex.23,2. Einem Gruppendruck ist es oft schwierig zu widerstehen, aber es ist gut, wenn wir das tun.

III. Der Neid hat gewonnen (24-25)

Zweites Urteil

Nun spricht Pilatus sein zweites Urteil. Er urteilt aber nicht mehr direkt über Jesus, denn er konnte keine Schuld an ihm finden. Er urteilte einfach noch, dass die Bitte des Volkes erfüllt würde. Das Urteil fällte demnach das Volk, was später auch von den Jüngern so gesehen wurde, denn Petrus sagte den Juden an Pfingsten: So wisse nun das ganze Haus Israel gewiss, dass Gott diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christus gemacht hat. Apg.2,36. Auch Stephanus nimmt diesbezüglich kein Blatt vor den Mund, was ihm danach auch das Leben kostete. Er sagte den Juden: Welchen Propheten haben eure Väter nicht verfolgt? Und sie haben getötet, die zuvor verkündigten das Kommen des Gerechten, dessen Verräter und Mörder ihr nun geworden seid. Apg.7,52. Die Schrift lässt keinen Zweifel darüber offen, dass Jesus von seinem Volk verworfen wurde und nicht von den Römern. Die Juden benutzten die Römer lediglich als Vollstrecker ihres Urteils. Diese Tatsache berechtigt niemanden, die Juden zu verfolgen. Denn das war eines der Argumente, mit dem sich Heidenchristen das Recht heraus nahmen, Juden zu verfolgen. Das Motiv der religiösen Führer, das sie dazu trieb Jesus anzuklagen war schlicht und ergreifend Neid. So berichtet uns Markus das Pilatus dies erkannte, er schreibt: Denn er erkannte, dass ihn die Hohenpriester aus Neid überantwortet hatten. Mk.15,10.

Jesus für Barabbas

Nun liess Pilatus den frei, der wegen Aufruhr und Mord ins Gefängnis geworfen wurde und hätte um seiner Schuld Willen gekreuzigt werden sollen. Aber Jesus übergab er ihrem Willen. Viel deutlicher hätte Gott wohl kaum zeigen können, was am Kreuz geschah! Barabbas wurde freigelassen, dessen Schuld eindeutig und klar war. An seiner Stelle wurde Jesus hingerichtet, dessen Unschuld mehrfach bezeugt ist. So wie Jesus an Stelle des Barabbas gestorben ist, so ist er für uns gestorben. Ist das nicht eine wunderbare Perfektion Gottes?! Deutlicher kann man das doch gar nicht vor Augen führen. In der Offenbarung lesen wir sehr deutlich welch tiefe Bedeutung dieser Tod Jesu hat: und sie sangen ein neues Lied: Du bist würdig, zu nehmen das Buch und aufzutun seine Siegel; denn du bist geschlachtet und hast mit deinem Blut Menschen für Gott erkauft aus allen Stämmen und Sprachen und Völkern und Nationen Offb.5,9.

Evangelisation

Zu welchen Menschen gehörst du? Zu denen, die ihre Schuld selber tragen? Oder bist Du ein Barabbas? d.h. bist du befreit worden wie Barabbas? Gehörst du zu denen, die durch das Lamm erkauft worden sind? Eins ist gewiss. Schuldig sind wir alle wie Barabbas. Kein Mensch kann sich vor Gott rechtfertigen aus sich selbst. Im Römerbrief steht: Denn es ist hier kein Unterschied: / sie sind allesamt Sünder und ermangeln des Ruhmes, den sie bei Gott haben sollten. Röm.3,22-23. Aber was weniger gewiss ist, ist, ob wir befreit und erlöst worden sind wie Barabbas. Wir erfahren diese Befreiung, wenn wir an Jesus glauben. Wenn wir darauf vertrauen, dass er für uns die Schuld auf sich genommen hat. Nur so können wir vor Gott gerecht werden. Darum sagt Paulus: Ich rede aber von der Gerechtigkeit vor Gott, die da kommt durch den Glauben an Jesus Christus zu allen, die glauben. ... / denn wir werden ohne Verdienst gerecht aus seiner Gnade, durch die Erlösung, die durch Christus Jesus geschehen ist. Röm.3,22+24. Nur wer an diesen Jesus glaubt, ihm vertraut von ganzem Herzen, wird erlöst. Willst Du ihm nicht vertrauen?

Schluss

So schliesse ich mit den bekannten Worten des Paulus an die Philipper: Er war in allem Gott gleich, und doch hielt er nicht daran fest, zu sein wie Gott. / Er gab es willig auf und wurde einem Sklaven gleich. Er wurde ein Mensch in dieser Welt und teilte das Leben der Menschen. / im Gehorsam gegen Gott erniedrigte er sich so tief, dass er sogar den Tod auf sich nahm, ja, den Verbrechertod am Kreuz. Phil.2,6-8. Amen