Die Situation Simsons und die Lästerung Gottes
Möchte jemand mit uns beten? Wir sind in Kapitel sechzehn, Vers zweiundzwanzig. Sechzehn, zweiundzwanzig.
Aber das Haar seines Hauptes begann wieder zu wachsen, sobald es geschoren war. Die Fürsten der Philister versammelten sich, um ihrem Gott Dagon ein großes Schlachtopfer zu opfern und ein Freudenfest zu feiern. Denn sie sagten: „Unser Gott hat Simson, unseren Feind, in unsere Hand gegeben.“
Als das Volk hinsah, priesen sie ihren Gott. Sie sagten: „Unser Gott hat unseren Feind – ich habe das zweimal gehört, ja, zwei – in die Hand gegeben, nämlich den, der unser Land verheerte und den, der unsere Erschlagenen zahlreich machte.“
Also hatten sie Simson gefesselt im Verlies der Philister. Er wurde zum Ausstellungsstück, zum Reklameexemplar für die Macht Dagons, des Gottes der Philister. „Unser Dagon ist stärker als Yahweh“, sagten sie voller Staunen.
Das ist eine sehr traurige Geschichte. Ein Kämpfer Gottes wie Simson, der ja ein Befreier und Richter Israels sein sollte, konnte das Volk nicht befreien. Nun wurde er sogar zum Gegenstand des Spottes des Feindes, und sie lästerten Gott.
Simson wurde zum Symbol dafür, dass die heidnische Macht, die unbeschnittene Macht der Philister, größer sei.
Auch im Neuen Testament finden wir Ähnliches. Zum Beispiel in Römer 2, Vers 24 heißt es: „Eurethalben wird der Name Gottes gelästert unter den Völkern.“ Das sagt der Apostel Paulus.
Israel war zum Gegenstand der Lästerung geworden, des Volkes Gottes. Römer 2,24: „Denn durch euch kommt es, dass der Name Gottes unter den Völkern gelästert wird, wie geschrieben steht.“
Das ist eine traurige Sache, wenn wegen der Sünden der Christen der Name Gottes gelästert wird. Hier ist es Israel, aber später haben wir das auch in der Gemeinde Jesu erlebt.
Die Geschichte der Gemeinde Jesu zeigt, dass der Name Gottes wegen der Sünden der Christen gelästert wurde.
Die Kraft des Heiligen Geistes und der Verlust der Stärke
Solange wir das Mahlzeichen des Heiligen Geistes tragen, sind wir höher als jetzt. Wir stehen über allem, höher als alles in der Welt.
Wenn wir jedoch fleischlich handeln, werden wir ein erbärmliches Ding im Vergleich zur Welt. Dann haben wir nicht mehr unsere Stärke und können uns nicht mit der Kraft messen, die in der Welt stark ist. Unsere Macht liegt vielmehr in dieser übernatürlichen Wirkung, in der übernatürlichen Kraft des Heiligen Geistes.
Man merkt immer wieder, wie sich das im Richterbuch zeigt. Dieses Thema dringt immer wieder durch. Wir haben bereits von der zweiten, dritten und vierten Generation gesprochen, in der die reale Kraft des Heiligen Geistes, die persönliche Beziehung zu Gott, verloren geht.
Hier haben wir einen Mann, der genau das verloren hat. Keine übernatürliche Kraft ist mehr da, nichts ist zu sehen. Nun wird er zum Gespött, zum Spaßmacher für die Welt.
Es geschah, als ihr Herz guter Dinge war, da sagten sie: „Ruft Simson, dass er vor uns tanze und uns belustige.“ Das Wort „tanzen“ bedeutet hier auch „belustigen“. So kann man es übersetzen: Er soll vor uns tanzen oder uns belustigen.
Sie riefen Simson aus dem Gefängnis, und er tanzte oder belustigte – oder beides – vor ihnen. Dabei stellten sie ihn zwischen die Säulen.
Jetzt muss er herhalten, um Späße zu machen. Unterhaltungsgottesdienst gibt es jetzt also auch, oder? Unterhaltungsgottesdienst.
Simsons letzter Kampf und sein Gebet um Kraft
Simson sagte zu dem Knaben, der ihm bei der Hand hielt: „Lass mich die Säulen betasten, auf denen das Haus ruht, und mich dagegen lehnen.“ Das Haus war voll von Männern und Frauen, und alle Fürsten der Philister waren dort. Auf dem Dach befanden sich etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson spielte.
Wenn hier also die 3000 auf dem Dach sind und unter dem Dach noch so viele weitere Menschen, dann könnte es sein, dass die Zahl der Toten, wenn alles zusammenstürzt, sogar größer als 3000 ist.
Simson rief zu Yahweh und sagte: „Herr Yahweh, bitte gedenke meiner und stärke mich nur diesmal, oh Gott, damit ich an den Philistern eine einmalige Rache nehme für meine beiden Augen.“
Simson umfasste die beiden Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und die andere mit seiner linken Hand. Er stemmte sich dagegen und sagte: „Meine Seele sterbe mit den Philistern.“ Jetzt lernt Simson zu sterben, jetzt nämlich auch buchstäblich. Es geht nicht mehr um ihn, um sein Leben, seine Freuden oder seine Lust. Jetzt lernt er, seine Seele einzusetzen, sein Leben einzusetzen im Kampf gegen den Feind.
Er beugte sich mit aller Kraft, und das Haus fiel auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war. Gott hat ihn also erhört und sein Bußgebet angenommen. Nun zerbricht die Weisheit der Philister und die Kraft der Philister, all ihr Denken zerbricht.
Die Toten, die er in seinem Tod tötete, waren mehr als die, die er in seinem Leben getötet hatte. So errang Simson einen großen Sieg in seinem Sterben.
Die Bedeutung von Rache und Gerechtigkeit im Glauben
Ja, wir müssen auch sterben, immer wieder, oder? Ja, bitte! Sich wieder anwenden zu lassen – ist das nicht irgendwo ein sinnvoller oder sehr glücklicher Geist, der sich gedemütigt hat und wieder in Ordnung kam?
Ja, das kann schon sein, ja. Aber es ist interessant, dass der inspirierte Schreiber das hier so schreibt. Ich habe immer noch Rache im Blick, sozusagen vor meinen Augen. Das ist nach wie vor zeitlich präsent, oder?
Ja, das wollen wir ihm nicht nehmen, wir wollen schon zulassen, dass er hier natürlich Rache nehmen möchte. Aber wie soll ich sagen? Das ist in diesem Sinne eine gute Rache, denn es geht um den Sieg über den Feind.
Ich will jetzt auch Simson nicht verteidigen, und wir wollen nicht zu viel hineininterpretieren. Tatsache ist aber, dass er um Kraft betet, damit er sich noch einmal einen ganz großen Sieg über die Philister verschafft. Gott wollte ihn immer wieder anspornen, gegen die Philister zu kämpfen – das war sein Anliegen, oder?
Jetzt hat er wieder eine Gelegenheit mehr, sich zu rächen. Rache ist ja nicht schlecht, oder? Wir bekommen ja auch mal Rache. Wir dürfen auch einmal zusehen, wenn wir eines Tages gerecht werden.
In der Offenbarung beten die Seelen unter dem Altar um Rache, oder? Sie fragen: „Wie lange noch müssen wir warten, bis du uns an den Feinden rächst?“ Das ist etwas Christliches.
Manche sagen, das sei unchristlich, das sei alttestamentlich usw. Nein, das ist christlich. Nur dass wir uns selbst rächen und die Sache selbst in die Hand nehmen, das ist nicht in Ordnung.
Wir wollen auf die Rache Gottes warten. „Mein ist die Rache.“ Deshalb beten wir und sagen: Herr, du wirst eines Tages eingreifen.
Natürlich können wir auch beten, dass unsere Feinde sich bekehren, das ist klar. Aber wenn sie sich nicht bekehren – es gibt ein Zu-spät –, dann kommt die Rache, und Gott wird sie vollziehen.
Es gibt eine Gerechtigkeit. Gott hat uns ein Gerechtigkeitsempfinden in unser Inneres gegeben. Wir ärgern uns, wenn wir ungerecht behandelt werden. Das ist richtig so.
Dass uns das wehtut, ist richtig. Dass uns das betrübt, ist richtig. Dass wir dann beten: Herr, du siehst, das ist ungerecht, ungerecht und nochmals ungerecht, wie sie mich behandeln, nur weil ich Christ bin – das ist richtig.
Dann sagt der Herr: Ja, das ist ungerecht. Warte, die Gerechtigkeit kommt. Ich werde dich rächen. Nicht dass wir uns selbst rächen, aber dass wir ein Gerechtigkeitsempfinden haben, dass uns das wehtut und uns zutiefst beschäftigt – das ist vollkommen in Ordnung.
Aber wir nehmen die Rache nicht selbst in die Hand. Wir überlassen sie dem Herrn. Zu seiner Zeit kommt die Rache, und er wird gerecht richten.
Simsons Demut und Hingabe im letzten Kampf
Der Bruder Peter sagt, in ihm, in Simson, ist jetzt kein Selbstvertrauen mehr. Es geht nicht mehr darum, dass er irgendwie auf sich selbst vertraut, sich Mut zuspricht oder denkt: „Ja, das schaffen wir schon und das machen wir schon.“
Vielmehr hat er sich wirklich vor dem Herrn gedemütigt. Es geht ihm nicht mehr um sich selbst, um Simson. Das zeigt sich darin, dass er bereit ist, mitzusternen. Es geht nicht mehr um ihn persönlich, sondern um den Herrn. Für den Herrn soll diese Rache geschehen, damit der Herr groß herauskommt.
Der Herr wurde beleidigt und gelästert. Da wurde Dagon, ein Götze, der gar nichts kann, gepriesen. Natürlich wurde auch Simson verletzt, ihm wurden die Augen ausgestochen. Aber es geht nicht mehr um seine eigene Ehre oder seine Lust.
Wenn wir verfolgt werden und beten: „Herr, schaffe du Gerechtigkeit, schaffe Gerechtigkeit für das, was sie uns Christen antun“, dann ist das keine selbstsüchtige Rache. Es ist einfach der Wunsch, dass Gerechtigkeit geschieht.
Der Herr wird kommen, er wird richten mit Recht und eingreifen.
Der Unterschied zu Selbstmord und die geistliche Bedeutung des Kampfes
Das habe ich bemerkt, aber wir haben nicht mehr die Selbstverständlichkeit, dass Volker sich immer an alles erinnert hat. Jetzt steht er in der Theokratie, oder? Jetzt ist wirklich Gott der König, und er vertraut auf ihn. Insofern verstehen wir schon, warum der Hebräer-Schreiber ihn als Glaubensbeispiel anführt.
Ein klassischer Selbstmord ist es jetzt nicht. Es ist vielmehr so, dass er im Kampf gegen die Feinde mit ihnen stirbt. Der Herr Jesus ging für uns ans Kreuz. Das war ebenfalls ein Kampf. In seinem Kampf, dem größten Kampf der Weltgeschichte, hat er sein Leben hingegeben.
In diesem Sinne sollte man das hier auffassen, nicht als Selbstmord. Selbstmörder sind ja Egoisten, oder? Egoisten bis ins Extrem, ja, ich-zentriert. Hier geht es eher um den Kampf. Es ist ein physischer Kampf gegen einen physischen Feind. Dabei kann man das Leben verlieren.
Ein klassischer Selbstmord ist es sowieso nicht. Auch ein Selbstmordattentat im üblichen Sinn ist es nicht. Er zündet keine Bombe, um mitzustirbt, sondern er betet, dass Gott das jetzt tut. Letztlich ist es Gott, der ihm diese Kraft gibt und das bewirkt.
Wenn wir das Alte Testament lesen, begegnen uns viele Berichte von Mord, Totschlag und Kriegen. Im Neuen Testament ist das anders. Wir dürfen das nicht eins zu eins übertragen, und das tun wir auch nicht – das wissen wir ja.
Unsere Feinde sind anderer Art. Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut. Dort kämpft man gegen Fleisch und Blut, hier aber gegen geistliche Mächte beziehungsweise gegen Sünde als Feind oder gegen die Welt als Feind – Fleisch, Welt und Satan.
Wir ziehen nicht in den Krieg im herkömmlichen Sinn. Aber unser Krieg ist da, wir haben einen geistlichen Krieg zu führen. Und in diesem geistlichen Krieg kann es so weit kommen, dass wir uns selbst aufzehren oder uns selbst hingeben – für die Sache Gottes.
Wie viele haben das getan? Wie viele haben sich bis zum physischen Tod hingegeben? Paulus sagt: „Ich sterbe täglich“, auch innerlich. Er lebt ständig in Todesgefahr, sagt er ebenfalls.
Die Auslegungsebenen des Alten Testaments und ihre Bedeutung
Ist hier nicht auch noch ein Unterschied zum Selbstmordabkommen, der vorheraltete Allmittagsvorsorge, die darüber erzählt, dass der Unterschied darin liegt, dass es nicht gegen alle Ungläubigen gerichtet ist, sondern innerhalb der Grenzen Israels?
Deswegen handelt es sich um ihr Land, das von den Philistern besetzt war. Die Philister waren feindlich und eigenbrötlerisch. Man könnte sich ja auch auf die Gemeinde beziehen und sagen: In der Gemeinde, kaum sagt der Gemeindezug, das hat doch jemand gesagt, würden wir auch nur den eigenen Reim machen. Die Welt ist nicht mehr unser und dieses da. Und dass das vielleicht nur eine wirkliche Erklärung ist.
Man kann schon Parallelen zur Gemeindezucht und ähnlichen Dingen ziehen. In unserer Betrachtung haben wir natürlich immer den geistlichen Feind vor Augen gehabt, also diese großen Feinde: die Welt, das Fleisch und den Satan.
Das ist ja auch so, wie es im Neuen Testament übertragen wird. Der Feind im Alten Testament, zum Beispiel Pharao – einige von euch haben sich auf das 2. Buch Mose vorbereitet – ist der große Feind, der Pharao, der Fürst in Ägypten. Im Neuen Testament ist es der Fürst dieser Welt, der Satan. Und das wird ganz klar übertragen.
Dieses Beispiel bringt der Herr Jesus im Johannes-Evangelium: Der Fürst dieser Welt ist jetzt gerichtet usw. Und beim Blut des Lammes geschieht die große Erlösung. Das wird so klar übertragen.
Wenn wir jetzt das Richterbuch betrachtet haben, haben wir das auch immer in diesem Zusammenhang gesehen. Der große Krieg wurde durch Josua gekämpft. Jetzt ist die zweite Etappe der Landnahme, das Land wird eingenommen und die Feinde werden vertrieben. Hier sind die Philister die Feinde, die dem Volk Gottes das wegnehmen wollen, was sie haben. Dieser Feind muss vertrieben werden. Da muss man radikal vorgehen, koste es, was es wolle, sogar das Leben eines Richters namens Simson.
Simson gibt sich im Kampf gegen den Feind hin. Hier ist es also ein großartiger Sieg, und es ist nur zu loben, was er hier getan hat. Es wird auch gelobt in diesem Vers, dass die Toten, die seinen Tod töteten, mehr waren als die, die er in seinem Leben getötet hatte.
Die Philister haben einen starken Schlag erhalten, noch nicht ganz, da brauchte es einen David dann. Aber du hast schon Recht: Man kann das auch auf diese Ebene nehmen. Man kann es auch auf mehreren Ebenen anwenden. Das kann man immer. Man muss nur vorsichtig sein, dass man im biblischen Rahmen bleibt.
Man darf sehr wohl ein alttestamentliches Bild nehmen und es anwenden, aber die Anwendung muss passen. Das heißt, sie muss im Neuen Testament gestützt sein. Ich darf keine neue Lehre entwickeln, indem ich aus dem Alten Testament etwas ziehe, das dort steht, und daraus eine neue Lehre ableite.
Da muss man Acht geben, das darf nicht sein. Das Alte Testament ist wie eine Illustration für das Neue Testament, aber die Illustration darf nicht mehr aussagen, als das Neue Testament dann sagt. Das ist ganz wichtig.
Entweder erinnert es daran, oder es ist ein Bild dafür, eine Illustration dafür, oder es ist ein Prototyp. Im Kleinen ist hier etwas gezeigt, oder auf einer anderen Ebene etwas, das auf der größeren Ebene im Neuen Testament geschieht. Zum Beispiel Pharao: Pharao, der Fürst in Ägypten, ist im Kleinen das, was der große Fürst der Welt ist, nämlich der Satan in dieser Welt.
Ägypten steht hier im Kleinen für die Welt, also ein Prototyp für das eigentlich viel größere System, die Welt als gottfernes System, das gegen Gott gerichtet ist. So haben wir das oft.
Auch die ganze Josephsgeschichte: Joseph und Juda sind zwei Prototypen für Christus. Joseph hat im Kleinen, in viel geringerem Maße natürlich, etwas von dem erfahren, was Christus im Neuen Testament erfahren hat. Er hat sich hingegeben und unschuldig leiden müssen, wie unser Herr Jesus im wahrsten Sinn des Wortes unschuldig gelitten hat und in viel größerem Maße noch für unsere Sünden gelitten hat.
Und Juda hat sich hingegeben für die Brüder und war bereit, in die Gefangenschaft zu gehen für Benjamin. Er stellte sein Leben zur Verfügung, war bereit zu sterben, so wie der Herr Jesus bereit war zu sterben für uns, für die Brüder, für die Juden und für alle Menschen.
Ich möchte nur zeigen, dass wir beim Lesen des Alten Testaments immer bedenken müssen, dass es mehrere Ebenen der Auslegung gibt. Ich möchte es jetzt einfach so sagen: Es gibt mindestens drei Ebenen der Auslegung. Von allen können wir etwas lernen.
Die erste Ebene der Auslegung ist die einfachste: Du lernst eins zu eins. Simson und die Frauen, Simson und ungläubige Frauen – eins zu eins, wie sollen wir uns verhalten? Da ist er uns ein warnendes Beispiel. Auf dieser Ebene können wir sehr viel lernen und viel für unser Leben herausziehen.
Joseph und die Versuchung: Joseph wird versucht, wie verhält er sich in der Versuchung? Das kennen wir, diese Ebene.
Die zweite Ebene ist die typologische, also die Typologie. Das heißt, wo sind hier Bilder auf Christus oder Bilder auf neutestamentliche Wahrheiten, die wir im Neuen Testament auch finden und übertragen können?
Zum Beispiel die Josephsgeschichte: Joseph ist ein Bild auf Jesus Christus. Da gibt es viele Parallelen zwischen Joseph und Jesus Christus oder Abraham und Isaak, ein Bild, das dort geschieht: die Opferung des Sohnes und dann in Jesus Christus, der Vater opfert den Sohn.
Da gibt es viel. Man kann auch andere Dinge sehen, nicht nur auf Christus bezogen, auch andere Bilder. Aber man muss vorsichtig sein, dass man das nur als Illustration sieht und nicht eine Lehre daraus aufbaut, die mehr sagt als die Wahrheit im Neuen Testament. Das darf nie sein. Wenn es so weit geht, ist man schon daneben.
Das Dritte, was ich sage, ist, dass ich den großen heiliggeschichtlichen Zusammenhang sehe. Das habe ich hier versucht, ein bisschen im Richterbuch zu zeigen: den heiliggeschichtlichen Zusammenhang.
Das Volk kommt aus Ägypten heraus. Jetzt ist es erlöst, es ist erlöst aus Ägypten, aber es ist noch nicht ganz erlöst. Das Volk muss das Land einnehmen. Jetzt kommt Josua, und Josua führt die großen Siege und führt das Volk in das Land ein. Das Volk nimmt das Erbe in Besitz.
Aber der Kampf von Josua allein genügt nicht. Jeder einzelne Stamm muss jetzt das Erbteil in Besitz nehmen und für sich die Feinde vertreiben. Zum heiliggeschichtlichen Zusammenhang: Ganz vertrieben haben sie die Feinde ohnehin nicht, oder? Es geht ja noch weiter. Sie haben die Ruhe gar nicht erlangt.
Die Ruhe kam nämlich erst später. Auch David hat ihnen nicht die Ruhe gebracht, wenn man denkt, er hätte jetzt die Ruhe gebracht. Nein, David auch noch nicht.
Wer bringt dann die Ruhe für Israel? Es geht noch weiter. Dann kommt der Messias, der bringt die Ruhe. Jetzt kam der Messias, Israel hat den Messias verworfen. Die Ruhe findet man jetzt im Messias.
Aber wenn wir Christen werden, in dem Messias, haben wir immer noch nicht ganz die Ruhe, denn wir merken in unserem Leben, dass wir immer noch viel zu tun haben und es gibt immer noch viel zu kämpfen.
Jetzt sagt der Hebräer-Schreiber: Die Ruhe, die endgültige Ruhe, kommt erst, wenn der Herr Jesus wiederkommt.
Abschließende Gedanken und Ausblick auf die Nachwort-Kapitel
Was mache ich jetzt? Ich habe einen Bogen gespannt, der vom Auszug aus Ägypten bis in die Ewigkeit hinein reicht. Das ist ein sehr großer geschichtlicher Bogen. Ich zeige die große Geschichte Gottes mit seinem Volk – alttestamentlich – und dann den Übergang im Neuen Testament. Wenn das Volk den Messias nicht annimmt, werden sie wieder Feinde, oder?
Die Juden, der treue Kern des Volkes – es gab immer einen treuen Kern durch die ganze Geschichte hindurch, der treu geblieben ist. Nun kommt der Messias. Wer hat ihn angenommen? Nicht die Pharisäer und Schriftgelehrten, sondern dieser treue Kern. Da sind Maria, Zacharias, Simeon und dann die Jünger – die Jünger des Johannes. Es gab Leute, die hörten auf Johannes den Täufer, der sie vorbereitet hat. Und da waren Jakobus, Johannes, Andreas, Petrus und andere.
Dann kommt der Messias. Diese Menschen gehen vom Vorbereiter Johannes direkt zum Messias. Das war für sie ganz klar. Johannes weist auf den Messias hin, und sie folgen ihm, dem Messias. Sie kommen zu Jesus Christus und finden das Heil in ihm. Aber das große Israel als Ganzes verlässt den Herrn, verwirft ihn als König und wird zum Feind. Sie werden zur Synagoge Satans, so nennt der Herr Jesus die Juden in Offenbarung 2.
Nachher wächst die Gemeinde Jesu, und es kommen immer mehr hinzu. Eines Tages wird er wiederkommen und die volle Erlösung bringen.
Was sage ich damit? Das ist ein langer Bogen. Und in diesen Bogen passt auch das Buch Richter. Wir haben von Theokratie und Monarchie gesprochen. Die Theokratie war das Ursprüngliche. Jetzt kommt die Monarchie. Das Buch Richter liegt genau dazwischen, zwischen Josua und 1. Samuel 8, also zwischen dem Beginn der Monarchie.
Was ich zeigen wollte, ist, dass wir hier drei verschiedene Ebenen der Auslegung haben. Wir dürfen aus allen Ebenen lernen. Das ist wunderbar, denn so können wir das ganze Alte Testament mit ganz anderen Augen lesen, als es ein Jude tut. Das Wort Gottes wird dadurch für uns sehr reich.
Aber wir müssen weitermachen.
Simsons Tod und die Richterzeit
Vers 31: Seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters kamen herab und hoben ihn auf. Sie gingen hinauf und begruben ihn zwischen Zorcha und Eschtaol.
Man fragt sich, ob er nicht irgendwo anders begraben war, doch offenbar wurde er aus diesem Trümmerhaufen ausgegraben. Sie begruben ihn also im Grab Manoachs, seines Vaters, zwischen Zorcha und Eschtaol. Er hatte Israel zwanzig Jahre gerichtet.
Zorcha und Eschtaol – so hat es begonnen. Erinnern wir uns an Kapitel 13, Vers 25: Dort lesen wir, dass der Geist des Herrn ihn in Machanedan zwischen Zorcha und Eschtaol trieb. Nun schließt sich dieser Kreis, denn dort wird er jetzt begraben, zwischen Zorcha und Eschtaol.
Wahrscheinlich waren es seine näheren Verwandten – die Brüder und das ganze Haus seines Vaters. Der Begriff „Brüder“ kann unterschiedlich verstanden werden. Manchmal werden damit Stammesgenossen gemeint. Paulus nennt auch seine Stammesgenossen seine Brüder im engeren Sinne.
Dann gibt es noch die engeren Brüder, also nahe Verwandte wie Cousins. Und schließlich den ganz engen Bruder, den leiblichen Bruder. Doch einen leiblichen Bruder hatte er nicht.
Zwischen Lehi und Belida liegen zwanzig Jahre. Du hast Lehi erwähnt – auf welchen Vers beziehst du dich da? Vor Lehi war er ja als Richter noch nicht fertig, bevor er diesen großen Sieg errungen hatte.
Es ist schwierig zu sagen, von welchem Zeitpunkt an die zwanzig Jahre gezählt werden. Ob es ab diesem großen Sieg ist, wissen wir nicht genau. Es ist schwer festzustellen, ob die Zeit ab dem ersten Auftreten oder den ersten Kämpfen gerechnet wird.
Aber es steht auch noch einmal in 15,20: Dort heißt es, dass er Israel richtete. Walter sagte, er richtete Israel zwanzig Jahre in den Tagen der Philister. Deshalb vermutet man, dass die Richterzeit mit dem großen Sieg über die Philister am Ende von Kapitel 15 beginnt.
Zwanzig Jahre später, in Kapitel 16, könnte die Zeit dann verstrichen sein. Das ist gut möglich, aber ganz genau wissen wir es nicht. Auch nicht, wie lange die Zwischenzeit zwischen Kapitel 15 und Vers 16 war, als er nach Gaza ging. Und auch bis Kapitel 16, Vers 4 wissen wir nicht genau, wie viel Zeit vergangen ist.
Zur Richterzeit: Die Gefangenschaft dürfte nicht mehr dazugezählt werden. Es ist kaum vorstellbar, dass die Zeit der Gefangenschaft als Richterzeit gilt. Wir wissen nicht, wie lange er im Gefängnis war. Es kann sein, dass er nur ungefähr ein Jahr dort war – bis die Haare wieder wuchsen.
Doch wenn die Schrift es nicht sagt, können wir einfach keine genauen Angaben machen. Jedenfalls wird in Kapitel 15, Vers 20 gesagt, dass er Israel richtete. Möglicherweise ist zwischen Kapitel 15 und Kapitel 16 eine längere Zeitspanne vergangen.
Einführung in die Nachwort-Kapitel und deren Themen
Das bringt uns zu den zwei Nachworten, die wir jetzt noch haben. Es sind fünf Kapitel, die ich nicht so gründlich bearbeitet habe. Dennoch können wir hier viel lernen. Zuerst möchte ich etwas Einleitendes zu diesen Kapiteln sagen. Einiges haben wir ja schon in der Einleitung besprochen, aber wir wollen es uns noch einmal in Erinnerung rufen.
Ich habe an der Wand die Gliederung noch einmal, und wir wollen uns vor Augen führen: Es gibt ein doppeltes Vorwort und ein doppeltes Nachwort. Dazwischen liegen die sechs Richter, die wir ausführlich betrachtet haben.
In den beiden Nachworten wird uns der Verfall des levitischen Priestertums und der Verfall der Einrichtung der allgemeinen Versammlung gezeigt. Der Verfall des levitischen Priestertums wird im ersten Nachwort beschrieben, in Kapitel 17, Vers 1 bis Kapitel 18, Vers 31. Hier geht es in beiden Kapiteln um die Söhne Levi und das Priestertum. Es wird sogar der Enkel des Mose erwähnt, in Kapitel 18, Vers 30, der schließlich ein Priester im götzendienerischen Stamm Dan wird.
Das zweite Nachwort zeigt den politischen Niedergang und vor allem den Verfall der Einrichtung der allgemeinen Versammlung. Was ist die allgemeine Versammlung? Denken wir an Josuas Zeit zurück. Damals gab es die allgemeine Versammlung, die unterwegs war, um das ganze Land zu erobern. Unter Josuas Führung zog das ganze Heer, die gesamte Versammlung, also alle Stämme, zusammen aus und kämpften gegen die Kanaaniter.
Auch am Anfang des Richterbuches haben wir noch die allgemeine Versammlung. Dort stehen sie alle vor dem Herrn. Der Herr ist der König, und sie fragen ihn, wer als Erster beginnen soll, wer als Erster hinaufziehen soll – sie beten also. Es ist eine schöne Sache, dass das Volk Gottes eine Einheit ist.
Es gibt eine Einrichtung dieser allgemeinen Versammlung. Das heißt, alle zusammen gehen, stellen sich vor den Herrn, natürlich vertreten durch ihre Führer, und erbitten sich Weisung. Das finden wir am Anfang des Richterbuches im ersten Kapitel und auch in den letzten Kapiteln wieder.
Aber es gibt einen Unterschied: Am Anfang des Richterbuches fragen sie den Herrn und bitten um Weisung, wer als Erster gegen die Feinde ziehen soll. Das ist wunderbar – der Herr führt sie, und sie kämpfen gegen den Feind.
Am Ende jedoch sehen wir, dass die allgemeine Versammlung gezwungen ist, vor dem Herrn zu treten, nicht wegen der Feinde, sondern um zu fragen, wer als Erster gegen die Benjaminiter ziehen soll. Denn diese müssen jetzt gezüchtigt werden, nachdem eine schreckliche Gräueltat geschehen ist.
Wir sehen hier eine Verschlechterung der Zustände. Nicht nur, dass sie einen Stamm züchtigen müssen, auch die Art und Weise, wie sie ihn züchtigen, ist schlimm. Sie vergessen das Maß und rotten den gesamten Stamm Benjamin aus – wegen der Sünde einer Stadt.
Sie vergessen, worum es eigentlich bei Züchtigung geht. Züchtigung bedeutet nicht Ausrottung, sondern ist ein Erziehungsmittel. So zeigt uns der inspirierte Schreiber dieses Buches, dass sich die Situation der eigenen Versammlung sehr verschlechtert hat. Die Tendenz geht abwärts.
Nicht nur die Einrichtung der Richter versagte. Wir haben ja zuvor die Gliederung betrachtet und die Richter gesehen. Es hat gut angefangen mit Otniel und Ehud, das war wunderbar. Deborah war auch noch gut. Bei Gideon begann ein Problem, vor allem bei seinem Nachfolger Abimelech. Gideon selbst machte am Ende seines Lebens große Fehler. Deborah, Ehud und Otniel hingegen nicht.
Bei Jephtha haben wir ebenfalls gesehen, dass es gut begann, aber dann kämpfte er gegen die eigenen Brüder. Simson machte viele Fehler. Nun sehen wir, dass die Einrichtung der Richter versagt hat. Der letzte Richter beweist es: Es gab keinen Befreier mehr.
Nicht nur die Einrichtung der Richter hat versagt, auch die des levitischen Priestertums. Kapitel 17 und 18 werden wir dazu noch lesen. Ebenso hat die Einrichtung der allgemeinen Versammlung versagt, denn sie rotteten einen ganzen Stamm aus.
Als sie ihren Fehler erkannten, versuchten sie, ihn wiedergutzumachen – doch dabei begingen sie zwei weitere Gräueltaten. Diese Gräueltaten waren schlimmer als die ursprüngliche. Sie schlugen eine ganze Stadt und vergewaltigten 400 Mädchen, nicht nur eine Frau, wie in Kapitel 19 beschrieben.
In diesen Nachworten wird ein Extrem gezeigt: Ein Extrem in Kapitel 17 und 18 bezüglich des levitischen Priestertums und ein Extrem in den Kapiteln 19 bis 21 bezüglich der festen Einrichtung der allgemeinen Versammlung.
Es ist ein trauriges Zeugnis, wenn Gemeindezucht notwendig wird. Es ist auch traurig, wenn gesagt werden muss, dass eine Gräueltat geschehen ist, die nicht einmal unter den Heiden vorkommt, wie in Richter 19. Das ist eine sehr traurige Sache.
Züchtigung ist richtig und wichtig. Aber noch trauriger ist das schreckliche Abschlachten, das aus dieser Züchtigung entsteht. Als Ergebnis wird der Stamm Benjamin fast ausgerottet.
Es gab keinen König in Israel, und jeder tat, was ihm gut dünkte, was in seinen Augen Recht war. Das ist die traurige Zusammenfassung.
Das levitische Priestertum hat versagt, die Einrichtung der allgemeinen Versammlung hat versagt, und das Richtertum, das Richterwesen, hat ebenfalls versagt. Die Theokratie war noch vorhanden, aber scheinbar nur noch in der Form, nicht mehr wirklich.
Die Theokratie verfiel so weit, dass es faktisch keinen König in Israel gab. Gottes Königtum wurde verworfen, die Realität war verschwunden. Das ist das Problem der zweiten Generation: Die Realität verschwindet, dass Gott wirklich König ist, tatsächlich Herr ist, dass man ihn erlebt und persönlich mit ihm in Verbindung steht und seine übernatürliche Gegenwart und Kraft kennt.
Doch diese Menschen hatten die Kraft verloren. Nun herrscht in der Praxis Anarchie, nicht einmal Demokratie, sondern reine Anarchie – keine Herrschaft.
Schließlich verlässt Israel die Form der Theokratie und geht zur Monarchie über. Das haben wir am Anfang dieser Woche besprochen. Am Ende wollen sie einen König, wie in 1. Samuel 8 beschrieben. Sie kommen zu Gott und sagen: Die Theokratie funktioniert nicht. Wir wollen es so machen wie die Heiden, wir wollen eine Monarchie, wir wollen einen König.
Die Priester waren korrupt, auch die Söhne Elis waren schlecht. Nicht nur das Levitentum war verfallen, auch die Söhne Elis, Hofni und Pinnhas, trieben es schlimm. Die Propheten – Samuel war noch ein guter Prophet – aber die Söhne Samuels wandelten unwürdig und brachten das Prophetentum in Verruf.
Dann sagen sie zu Gott: Deine Theokratie funktioniert nicht, wir brauchen etwas, das besser funktioniert. Gibt es so ein Denken heute auch? Gibt es Leute, die sagen, dass das biblische Gemeindemuster nicht funktioniert und man etwas anderes machen muss?
Dann sagt einer: Probieren wir es mal so. Der Nächste sagt: Oder wir können es auch so probieren. So probiert man herum, wie Gemeinde funktionieren soll, wie man Gemeinde leitet und was Gemeinde ist. Dabei entfernt man sich von der Bibel.
Ich kenne solche Diskussionen. In meiner Studienzeit habe ich viele Diskussionen unter Theologiestudenten geführt. Sie sagten: Du kannst heute nicht so arbeiten wie in der Apostelgeschichte, wir leben ja im zwanzigsten Jahrhundert, nicht mehr in der Apostelgeschichte. Ich sagte: Aber das Muster ist uns doch in der Apostelgeschichte vorgegeben, so funktioniert es. Nein, das funktioniert nicht!
Das ist genau wie damals die Israeliten: Gott, das funktioniert nicht, dein Muster, wir machen es anders. Was hat die Kirchengeschichte bewiesen? Dort wurden hierarchische Strukturen aufgebaut. Hat das besser funktioniert?
Gott weiß, was funktioniert. Aber es funktioniert nur, wenn die Einzelnen eine persönliche Beziehung zu Gott haben, wenn Gott wirklich König ist. Das ist die Botschaft des Richterbuches, die wir mit den Kapiteln betrachtet haben.
Es funktioniert nur, wenn jeder unter der direkten Herrschaft Gottes steht und die Menschen Gott direkt verantwortlich sind. Wenn man erfüllt ist von der Schau seiner Herrlichkeit, wenn man ihm vor Augen hat, seine Weisheit, sein Wort und von ihm abhängig ist.
Ein großes Thema in der Bibel und in den Gemeinden ist Geld. Wie gehen wir damit um? Dann sagen manche: Wir stellen unseren Pastor an, dann geben wir so und so viel Geld, dann stellen wir einen Missionar an, dann brauchen wir Älteste, die wir auch bezahlen. War das so im Neuen Testament? Wie haben wir es dort gemacht?
Im Neuen Testament funktioniert das nicht so. Gott hat uns in großer Weisheit gezeigt, wie es geht. Deshalb wollen wir uns daran ausrichten. Aber zuerst müssen wir zurück zur Vorgeschichte, zum ersten Nachwort.
Dort haben wir zuerst eine Vorgeschichte: Das erste Nachwort behandelt den Verfall des levitischen Priestertums. Ich merke, wir sollten hier vielleicht eine Pause machen, dann sind wir frisch und können anschließend weitermachen.
Zum Schluss wollen wir noch mit Gebet abschließen.
