Dass du für uns betest, lieber Herr, ist so wichtig für uns. Immer wieder haben wir Angst, Fehler zu machen und in Verstrickungen zu geraten.
Wir brauchen heute Abend den Blick auf deine Fürbitte für uns. Du bist Priester und Prophet, der Priester, der für uns eintritt, uns reinigt und mit Gott versöhnt.
Hilf uns auch heute Abend wieder zu der Freude des Glaubens und zu dem Frieden, den wir brauchen. Wir legen ab, was uns an diesem Tag belastet hat: was nicht recht war, wo wir falsch gehandelt und andere verletzt haben.
Herr, reinige uns und heilige uns. Amen!
Einführung in das Gebet Jesu und seine Bedeutung
Ich spreche immer ohne Mikrofon. Ich rede nur für die Aufnahme auf Kassette, aber ich hoffe, dass es so weit gut geht. Falls nicht, müssen Sie sich melden. Ich denke, es klappt ganz gut, mein Herr, sonst sind wir auch zu laut und störend.
Ich bitte für sie, Vers 9: Ich bitte für diejenigen, die du mir gegeben hast, und nicht für die Welt. Denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein. Und ich bin in ihnen verherrlicht.
Ich bin nicht mehr in der Welt, sie aber sind in der Welt. Und ich komme zu dir, heiliger Vater. Erhalte sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien, wie wir eins sind.
Solange ich bei ihnen war, habe ich sie in deinem Namen bewahrt, den du mir gegeben hast. Ich habe sie behütet, und keiner von ihnen ist verloren, außer dem Sohn des Verderbens. So sollte die Schrift erfüllt werden.
Nun aber komme ich zu dir und spreche dies in der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und die Welt hat sie gehasst, weil sie nicht von der Welt sind, so wie auch ich nicht von der Welt bin. Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst, sondern dass du sie bewahrst vor dem Bösen.
Sie sind nicht von der Welt, so wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit; dein Wort ist die Wahrheit.
Wie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich auch sie in die Welt. Ich heilige mich selbst für sie, damit auch sie in der Wahrheit geheiligt seien.
Die Herausforderung des Lebens in der Welt
Haben Sie einen gefüllten Tag hinter sich? Sie waren in der Welt, und das zieht sich durch den ganzen Abschnitt hindurch. Immer wieder taucht das Wort „Welt“ auf, „Welt, Welt, Welt“.
Uns ist es jetzt am Sonntag bei einem Krankenbesuch eines Sterbenden aus unserer Bibelstunde wieder deutlich geworden, dass es nicht nur so ist, dass die Menschen um uns herum sich völlig an die Welt verloren haben und ganz gefangen sind – nur von weltlichen Dingen. Ein Mensch ringt wenige Stunden vor dem Tod, steht doch vor der Ewigkeit.
Dann haben wir gesagt: Aber wir sind ja eigentlich auch von der Welt gefangen. Es ist uns ganz wichtig, wie wir uns ausrüsten, wie wir wohnen, wie wir verdienen, was wir essen, ob wir uns gut fühlen. Das Bewusstsein, dass wir in dieser Welt nur Gäste sind, ist schlecht entwickelt.
Nun hat uns heute die Welt natürlich auch sehr viel zugefügt. Die Welt verstrickt uns immer wieder in Dinge. Am Abend sind wir oft bedrückt, weil wir falsch gehandelt haben, wo wir uns um irdische Dinge gestritten haben, um eitle Dinge, um unsere Ehre willen. Wir haben andere verletzt, weil wir unser Recht durchsetzen wollten – das ist immer die Welt, die uns gegriffen hat.
Und wir sind doch so stolz und meinen als Glaubende, wir würden der Ewigkeit zustreben. Das stimmt ja gar nicht. Wir sind längst an diese Welt verkauft, und die Welt hat Besitz von uns ergriffen.
Gleichzeitig ist die Welt eine Riesenmacht. Nicht nur die Weltkugel, die man immer dargestellt sieht, sondern die Welt mit allem, was sie hat. Sie kann uns unheimlich zur Versuchung werden. Sie zieht uns ganz tief hinein: „Das alles kannst du gewinnen.“ Ein junger Mensch sagt: „Komm!“ Dann sieht er die Welt und die Möglichkeiten, die sich bieten. Da kann ich Reichtum bekommen, da kann man Geld verdienen.
Die Kinderkirche hatte gerade die Geschichte vom Lot, der nach Sodom zieht. Es ist immer so toll, wie Lot von dem Berg neben seinem Onkel Abraham hinunterschaut und denkt: „Ah, da unten ist es fruchtbar, da ist das Leben.“ Und da zieht er hin.
Die Welt lockt mit allem. Es ist ja nicht böse, dass ich einen Beruf habe oder mich freue an all dem, was zum Leben gehört. Aber die Welt macht mir auch Angst – bei Krankheit, bei Krisen, bei schrecklichen Nachrichten.
Es ist etwas Phantastisches an der Welt, wenn man Berichte von Forschungen liest und dann in die kleine Welt hineinforscht. Man denkt an die großen Menschen, die diese Welt erobert haben: an Napoleon, an Cäsar, an Karl Marx oder Mohammed. Und an die Künstler, die die Welt entdeckt haben und was sie aus der Welt gemacht haben.
Was hat Johann Sebastian Bach, was Händel aus dem Stückchen Welt und Leben gemacht, das ihnen gegeben war? Und das ist alles auch Welt.
Die besondere Perspektive Jesu auf die Welt
Was Jesus spricht, ist anders. Jesus spricht davon, dass einem diese Welt zum Hindernis werden kann – zum Hindernis in der Beziehung zu ihm. Dabei meint er nicht nur die Sünde oder Ähnliches, sondern einfach die Welt, in der wir leben, in der wir uns einrichten und wohlfühlen. Diese Welt wird uns zur Last und zum Hindernis.
Das wird in diesem Gebet Jesu so klar ausgedrückt. Für mich ist das heute besonders wichtig. Sie haben sicher auch von der Mutter gehört, die ihre zwei Kinder tötete, weil sie das Elend dieser Welt nicht ertragen wollte. Die Kinder waren neunzehn Jahre alt, sie selbst hat überlebt – das ist das Schrecklichste daran. Aber viele wissen gar nicht, wie groß die Last des Lebens für manche Menschen ist.
Ich wundere mich immer, warum die Zahlen nicht veröffentlicht werden, wie viele Menschen sich jeden Tag allein in unserer Stadt das Leben nehmen. Sie verzweifeln an dieser Welt. Wenn man von außen darauf schaut, mag man denken, was bedrückt die Menschen so sehr? Doch wenn man von oben, etwa vom Fernsehturm, auf die Häuser blickt oder von der Richard-Wagner-Straße auf Stuttgart hinunter, dann sieht man nicht, was in den Häusern vor sich geht. Dort wird gelitten, getrunken, geklagt – und das überall in den Städten der Welt. Angst, Einsamkeit und Sorge sind allgegenwärtig.
Wichtig ist jetzt, dass Jesus sagt: Wir sind in der Welt. Und niemand kann ihr entfliehen. Selbst wenn man sich in eine Klosterzelle zurückzieht, nimmt man die Welt mit durch das eigene Herz. Man ist mitten drin, denn in der Welt sind wir. Keiner von uns kann dieser Welt entkommen.
Wenn ich faste, denke ich vielleicht sogar noch mehr ans Essen als sonst. Dann stelle ich mir in meiner Fantasie vor, jetzt ein Brot zu essen. Das ist die Frage: Die ganze Welt ist mit meinem Kopf drin, mit ihrer Sehnsucht und Gier. Ein Glas frisches Wasser zu trinken ist ja nichts Böses, aber auch das beschäftigt mich. Ich bin in der Welt.
Jesu Fürbitte als Schutz in der Welt
Aber Jesus betet für uns. Das steht im ersten Vers des neunten Kapitels: „Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt.“ Jesus bittet für uns, dass wir in dieser Welt bewahrt bleiben. Dieses Thema zieht sich durch den ganzen Abschnitt.
Wir sollen in der Welt leben, aber gleichzeitig dürfen wir nicht von ihr mitgerissen werden. Wir sollen uns nicht von dem bestimmen lassen, was die Welt will und von uns verlangt. Die Welt soll nicht unser letztes Ziel sein, sie soll uns nicht prägen. Wir sollen frei sein.
Paulus hat einmal im ersten Korintherbrief, Kapitel 7, zum Thema Heiraten gesagt: „Haben, als hätte man nicht.“ Das ist das Schwierige daran – etwas zu besitzen, aber locker darüber zu stehen. Man gibt Geld aus, aber das Herz hängt nicht daran. Man bezieht eine Wohnung, aber sagt sich: „Nun, wenn es sich so ergibt, gut.“ Das Herz hängt nicht daran. Paulus geht sogar so weit, dass er sagt, selbst bei der Heirat müsse man mit der nötigen Leichtigkeit darüberstehen. Das ist sehr schwer: haben, als hätte man nicht. Wie kann ich das tun? Weil Jesus für mich beim Vater betet.
Und da steht auch, dass Jesus nicht für die Welt bittet. Das klingt im ersten Moment merkwürdig, als ob Jesus die Welt abgeschrieben hätte. Doch das wäre das Schlimmste: wenn Jesus nicht mehr für einen betet, wenn er einen einfach dahingibt, so nach dem Motto: „Mach, was du willst, ich kümmere mich nicht mehr um dich.“ Aber Jesus hat ja auch für die Welt gebetet. Denken Sie nur an seine Kreuzigung: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Jesus liebt die Welt und geht ihr nach.
Hier ist das nicht gemeint. Vielmehr sagt Jesus, dass er in einer ganz besonderen Weise für seine Jünger betet. Haben Sie das so gewusst? Sicher hatten wir heute wenig Zeit, um an Jesus zu denken, aber er betet ununterbrochen beim Vater für uns, dass wir bewahrt bleiben. Dass manche Dinge an diesem Tag vielleicht doch besser ausgegangen sind, als wir dachten, hängt von der Fürbitte Jesu für uns ab. Er bittet beim Vater, dass wir bewahrt bleiben.
Und er sagt das so schön: „Die du mir gegeben hast.“ Das ist das Kennzeichen der Jünger. Der Vater hat uns in die Hände Jesu gegeben. Hinter meinem Glauben steht dieser Zusammenhang: Ich kann glauben, weil Gott mich in die Hände Jesu gegeben hat. Das ist mir ganz wichtig. Wenn mein Glaube nur auf meiner eigenen Entscheidung beruhen würde, hätte ich keinen Zutrauen, dass er hält. Aber wenn mein Glaube auf diesem Vorgang ruht – dass der Vater mich in die Hände des guten Hirten gegeben hat –, dann ist das anders.
Genau so heißt es auch in Johannes 10: „Der Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles.“ Ich darf in dieser Geborgenheit und in diesem Frieden sein, weil der himmlische Vater mich dazu bestimmt hat, in den Händen Jesu zu ruhen.
Die Kraft und Bedeutung der Fürbitte
Wir haben etwas Sorge, immer wieder diese Aussagen zu machen, weil dann der Kleine kommt und sagt: „Ja, da kann ich ja gar nichts dafür, das ist ein Unsinn.“
Ich kann in meinem Leben sehr viel dafür, aber das Große ist ein Geschenk, das ich annehmen kann. Das ist etwas, was ich erlebe und erfahre: dass der Vater mich in die Hände Jesu gibt. Denn sie sind dein Jünger, Jesu gehören dem ewigen Gott, und er hat sein Eigentumszeichen in sie eingebrannt.
Das ist auch so schön bei dem Wort: „Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir. Ich gebe ihnen das ewige Leben, und sie werden nimmermehr umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Sie sind mein.“ Diese Bestimmung ist so wichtig.
Jetzt noch ein Wort zu dieser Fürbitte Jesu. Es ist ja bei uns sehr verbreitet, dass wir für unsere Belange beten, aber oft zweifeln wir daran und denken: „Ist das wirklich so, dass meine Fürbitte etwas bewegt?“ Doch das wird in der Bibel an vielen Stellen erzählt.
Wir denken an Abraham, der für die untergehende Stadt Sodom betet. Wir sollen Fürbitte tun, wie Mose, der bei der Schlacht der Amalekiter betet. Ganz besonders eindrucksvoll ist es bei Mose, als das Volk das Stierbild errichtet hat und Gott das Volk vernichten will. Da tritt Mose hin und sagt: „Herr, nimm mich hin, aber lass die leben, erbarme dich über sie!“
Jetzt denken Sie: Dem Mose ist es gelungen, für Tausende von gottlosen Menschen seinen Kopf hinzuhalten, und Gott hat sich erbitten lassen. Es wird offen in der Bibel gezeigt, dass wir Fürbitte für eine ungläubige Welt tun sollen. Wir sagen: „Herr, erbarme dich doch dieser Stadt.“
Wir können nicht so sein wie Jona und sagen, wir haben das Heil gefunden und es geht uns allein. Aber es geht doch nicht, dass diese Menschen verloren gehen. Daher sagen wir: „Herr, erbarme dich über dieser Stadt.“
Wir kennen die Fürbitte Jesu am Kreuz, die ich schon erwähnt habe. Wenn wir im Hebräerbrief nachschlagen, zum Beispiel Hebräer 7,25, wird das noch einmal gesagt: „Er lebt für immer und bietet für sie. Er kann für immer selig machen, die durch ihn zu Gott kommen, denn er lebt für immer und bietet für sie.“
Einen solchen Hohen Priester brauchen wir. Daher kommt das Wort vom hohen priesterlichen Gebet, weil das hohe priesterliche Amt Gottes ist.
Das priesterliche Amt Jesu und seine Vermittlung der Versöhnung
Was ist das Priesteramt in der Bibel?
Das Priesteramt, das wir gerade betrachtet haben, ist bei Jesus vereint mit dem Amt des Königs und Propheten. Jesus ist König, Priester und Prophet zugleich. Den König verstehen wir als Herrscher, den Propheten als jemanden, der die Wahrheit verkündet. Der Priester hingegen ist derjenige, der den Menschen die Versöhnung Gottes vermittelt.
Das ist eine wichtige Aufgabe, besonders wenn man Krankenbesuche macht. Man sollte versuchen, Menschen die Liebe und Vergebung Gottes zuzusprechen. Es geht darum, zu ringen, dass jemand diese Versöhnung ergreift und annehmen kann.
Darum hat Jesus auch für uns gebetet, denn er ist der Hohepriester, der für uns eintritt. Ein besonders schönes Fürbittegebet finden wir im Buch Daniel, Kapitel 9. Es lohnt sich, dieses Gebet einmal nachzulesen. Daniel spricht hier ein Bußgebet für das Volk. Normalerweise muss man für seine eigene Sünde büßen, aber Daniel tritt stellvertretend für sein Volk ein.
Ich weiß, dass dieses Gebet viele Menschen in unserem Land sehr bewegt hat, vor allem angesichts der schrecklichen Untaten, die in unserem Volk geschehen sind. Vor Gott zu treten und zu sagen: „Herr, ich gehöre dazu, nimm du den Fluch über unser Volk hinweg“, ist ein demütiger und wichtiger Schritt.
In Daniel 9,3 heißt es: „Ich wandte mich zu Gott, dem Herrn, um zu beten und zu flehen, in Sack und Asche, und ich bekannte vor Gott: Ach, du großer und heiliger Gott!“ In Vers 5 bekennt Daniel: „Wir haben gesündigt.“ Er stellt sich damit unter die Schuld des Volkes.
Dieses Sich-Unterstellen unter die Schuld und das Bekenntnis vor Gott wird oft in der Politik oder in anderen Zusammenhängen missverstanden. Ich meine hier wirklich gläubige Menschen, die sich unter die Not und Gottlosigkeit beugen und sagen: „Herr, wir beugen uns unter die Lästerung deines Namens unter uns.“ Und dann kann etwas Neues geschehen.
In Vers 18 heißt es weiter: „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere eigene Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit.“ Gott bestätigt dieses Gebet Daniels und spricht Vergebung zu, weil jemand in den Riss tritt, also für andere eintritt. Das ist etwas sehr Wichtiges.
Wie hat Hiob für seine Kinder gebetet? Fürbitte ist ganz zentral. Sie haben gerade erlebt, wie wichtig das unseren Missionaren ist. Es ist eine reale Macht. Gott könnte auch ohne Gebet helfen, aber er will es durch das Gebet tun. Das Geheimnis des Gebets und die Kraft der Fürbitte sind ein Schlüssel für viele Dinge.
Eine weitere Stelle finden wir in Römer 8,34. Am Pfingstsonntag haben wir über den Heiligen Geist in Römer 8 gesprochen, und dort heißt es: „Ist Gott für uns, wer kann gegen uns sein?“ Und weiter: „Welcher ist zur Rechten Gottes und vertritt uns?“ Jesus ist unser Hoherpriester, der beim Vater für uns eintritt und das Heil Gottes erwirkt.
Ich habe mir auch 1. Johannes 2,1 notiert. Schauen wir noch einmal, was dort steht: „Wenn jemand sündigt, haben wir einen Fürsprecher bei dem Vater, Jesus Christus, der gerecht ist.“ Selbst wenn wir vor Gott die Gebote brechen, ist Jesus derjenige, der sagt: „Vater, hab doch Geduld und erbarme dich dieses armen Menschen.“
Das darf uns nicht gleichgültig machen, sondern ist ein großer Trost, wenn wir das wissen. Deshalb verstehen wir auch, warum Jesus sagt, dass sein besonderer Schutz nicht für die Welt gilt, sondern für seine Jünger.
Er sagt: Alles, was Gott hat, will er seinen Jüngern geben – seine Macht, seine Größe, seine Herrlichkeit, sein Erbarmen und seine ganze Liebe. Alles, was dein ist, ist mein, und alles, was mein ist, ist dein. Und ich bin in ihnen.
Christus nimmt vom Vater all die Macht auf und will alle seine Gaben in seinen Jüngern wirksam werden lassen. Das war Jesus sehr wichtig. Darum sollen wir uns nicht von der Welt bestimmen lassen.
Natürlich leben wir in der Welt und wollen Bürger dieser Welt sein. Wir interessieren uns für das Geschehen, mischen uns in die Angelegenheiten ein und nehmen am Wahlrecht teil. Wir engagieren uns für öffentliche Verantwortung.
Aber wir müssen immer aufpassen und wissen: Das Reich Gottes ist mehr als diese vergängliche Zeit.
Die Unterscheidung zwischen dem Vorletzten und dem Letzten
Und das, was mich heute an den Händeln dieser Welt beschäftigt, ist vorläufig. Dietrich Bonhoeffer hat eine schöne Unterscheidung eingeführt zwischen dem Vorletzten und dem Letzten. Das Vorletzte ist etwas Vorläufiges. Die irdischen Dinge haben ihre Bedeutung im Vorletzten, aber nicht im Letzten.
Im Letzten ist es wichtig, dass ich erfahre, wie Christus sich in meinem Leben verherrlicht. Wie verherrlicht sich Christus in meinem Leben? Wir haben ja immer den Traum, dass wir leuchten oder etwas Imposantes tun. Doch das, was Jesus in uns tut, ist meist etwas, das man äußerlich nicht wahrnehmen kann.
Ich habe Matthias May gebeten, nachher zu erzählen, wie es ihm in England ergangen ist, als er ein junger Mann war. Er hat Christus in einem Menschen erlebt, bei dem man es äußerlich eigentlich gar nicht erwartet hätte. Dieses Erlebnis hat sein Leben tief geprägt.
Das meinen wir, wenn wir sagen, dass man von einem Menschen etwas mitnehmen kann, obwohl der andere äußerlich nichts Besonderes zeigt. Es ist also nicht irgendein Strahlen oder äußeres Aussehen, sondern eine Christuswirkung, die von einem Menschen ausgeht.
Ich weiß noch, was unsere Fräulein Kurm, wer sie noch kannte, unseren Kindern in der Kinderkirche mitgegeben hat. Äußerlich war es nicht auffällig, aber irgendwo war da eine Jesusliebe, ein Wort und eine Güte. Das war Christus, der sich verherrlicht hat. Verherrlicht heißt, Christus hat Raum gewonnen.
Sie kennen überall solche Menschen, die ihnen Christus lieb gemacht haben. Da war etwas in einem Menschen, was sonst nicht da ist. Diese Formulierung „Alles, was mein ist, das ist dein“ hat Gerhard Meyer in seinem Johanneskommentar hervorgehoben. Sie steht genau so im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Dort sagt der Vater zum verlorenen Sohn: „Alles, was mein ist, das ist dein.“
Gerhard Meyer findet es interessant, wie die Evangelien genau den Wortlaut Jesu bewahrt haben. In beiden Stellen spricht Jesus oder der Vater in ähnlicher Weise. Im einen Fall sagt es der Vater im Blick auf den verlorenen Sohn, im anderen sagt es Jesus im Blick darauf, was der Vater ihm gibt: „Alles, was mein ist, das ist dein.“
Jetzt sagt Jesus: „Ich bin nicht mehr in der Welt.“ Er geht schon weiter im Blick auf die Auferstehung. Er ist bereits erhöht zum Vater, er ist aufgefahren. Sie aber sind noch in der Welt.
Es ist ein großer Trost für uns, dass Jesus nicht mehr den Kämpfen, Versuchungen und Leiden dieser Welt ausgesetzt ist. Für mich ist das Himmelfahrtsfest auch immer besonders wichtig, weil man den Triumph Jesu so stark betonen kann. Sonst reden wir meist von den Leiden Jesu, von der Feindschaft, die er erduldet hat, und wie mickrig alles war. Jetzt ist er erhöht.
Meine Schwester Irmgard Weed ist eine große Hillerforscherin und hat vor Jahren dieses schöne Hillerbuch im Ernst Franz Verlag geschrieben. Neulich hat sie beim Jubiläum in seinem Geburtsort gesagt, dass das Lied „Jesus Christus herrscht als König“ eigentlich der größte Angriff auf die Zeitmeinung damals war. Nicht nur zur Zeit der Aufklärung, sondern auch unter den absolutistischen Herzögen, die herrschten.
Ein Mensch sagt hier einfach: „Es gibt nichts in der Welt, dem ich mich unterwerfen muss. Ich werde allein Jesus Christus dienen und vor ihm die Knie beugen. Kein Tyrann dieser Welt kann mich davon abbringen, und keine Versuchung soll mich wegreißen. Ich will ihm mit meinem ganzen Leben ein Loblied singen.“
Ihr habt das in dem Vortrag so empfunden, wie dieses Lied das wirklich ausdrückt. Sie sagt, es hat eine ganz andere Qualität als alle anderen Hillerlieder, weil es ein wirklicher Triumphruf ist. Allein Jesus hat Macht, alles andere sind nur Schatten, und wir nehmen das alles so wichtig.
Auch der Teufel hat keine Macht, weil Jesus Christus wirklich der erhöhte Herr ist. Wir sollen ihm dienen und uns ihm unterwerfen. Das hat auch Hiller bewogen, in den ganzen Schwierigkeiten seines Lebens durchzustehen.
Gut, Jesus ist nicht mehr in der Welt, er ist der Herr und König. Wir können gar nicht groß genug von ihm reden oder an ihn denken. Aber sie sind noch in der Welt – wir sind drin.
Die Realität des Lebens und die Hoffnung auf Bewahrung
Als wir von Tübingen nach Hause fuhren, sagten wir, man müsste in jeder Predigt und in jeder Bibelstunde nur fragen: „Mensch, wie wirst du deine Sterbestunde bewältigen?“ Das ist unglaublich schwer. Wir haben den Wunschtraum, dass wir ohne es zu merken weggerissen werden, doch wir wissen nicht, was der Herr für uns vorhat. Wir sind noch in der Welt und müssen noch durch Leiden und Ängste hindurchgehen.
Aber jetzt wollen wir gerade keinen Traum vom Sterben besprechen, sondern ich komme zu dir, Vater: Erhalte sie in deinem Namen, erhalte sie in der Freude! Deshalb sollten unsere Sterbestunden auch Stunden der Freude sein. Es ist herrlich, wenn noch jemand singen kann und Lob- und Danklieder anstimmt, gerade in deinem Namen.
Was ist der Name Gottes? Ein Heilwerk in seiner Auferstehung, mit dem er den Tod besiegt hat. Erhalte sie in der Freude, sodass uns niemand aus deiner Hand reißen kann. Lass sie fröhlich hinüberziehen, so wie man in die Heimat reist. Vater, erhalte sie! Das ist ein Geschenk, das nur der Herr, der Vater, selbst tun kann.
Hier wird das Wort „heiliger Vater“ gebraucht. Ja, wir sollten nicht einfach zu einem Papst „heiliger Vater“ sagen, wenn Jesus diesen Ehrentitel dem ewigen Gott gibt. Es ist ein ganz besonderes Wort, das das Vateramt Gottes besonders hervorhebt. Jesus sagt noch einmal: „Du, Heiligkeit“, abgegrenzt von allem anderen. Heilige sie, durchdringe ihr Leben!
Wir haben jetzt viel vom Heiligen Geist gesprochen. Lass deinen Geist sie so leiten, dass sie in dir bewahrt bleiben, auch wenn sie in der Welt sind. Wir teilen ihre Sorgen, wir gehen mit ihnen durch Traurigkeit und erleben vieles. Manche haben ein bewegtes Leben hinter sich und sind durch schwere Dinge gegangen. Doch sie haben überwältigend die Güte und Herrlichkeit Gottes erfahren.
Wenn Friedrich von Bodelschwingh, der Vater, das Sterben seiner vier Kinder erlebt, wird man selten eine so herrliche Beschreibung der Größe und des Sieges Jesu finden wie dort. Wunderbar, weil einfach ein Morgenglanz der Ewigkeit und ein fröhlicher Blick hinüber bei allem Leid. Das ist großartig, wenn der Vater einen in diesem Frieden erhält. Das ist realistisch.
Und jetzt merken Sie wieder, warum es uns so geht: Wir wollen den Sieg Jesu betonen, aber wir wollen nüchtern bleiben mit den Erfahrungen dieser Welt. Wir erleben die Welt mit ihren grausamen Stößen, die sie uns versetzen kann. Was schreibt Johannes immer von der Welt? Er schreibt, sie macht uns Angst. Warum macht sie Angst? Einfach Lebensangst.
„In der Welt habt ihr Angst“, heißt es in Johannes 16, Vers 33. Er spricht vom Hass der Welt, auf den wir noch zurückkommen. Er spricht von der Versuchung der Welt. Aber Jesus ist stärker als diese Welt, und niemand kann sagen: „Das bewältige ich.“ Vielleicht sind Sie nicht so labil wie ich, der sich etwas vornimmt und es nach wenigen Minuten nicht durchhalten kann.
Deshalb ist es entscheidend, dass Jesus uns bewahrt und für uns betet. Ich komme zu dir: Erhalte sie in deinem Namen! Der Name bedeutet immer dein Werk. Es geht nicht um eine Kombination von Buchstaben. Der Name zeigt, wie Gott sich vor uns offenbart. Erbarmer ist sein Name, Heiland ist sein Name, Jesus ist sein Name, Retter ist sein Name, Hirte ist sein Name. Es ist ein Programm.
Erhalte sie darin, dass wir in der Hirtenliebe Jesu geborgen sind, dass sie eins sind, wie wir. Wir werden das nächste Mal ausführlich behandeln, was das Einssein bedeutet, weil es oft missverstanden wird. Wir sind so organisatorisch geprägt, vielleicht liegt es an unserem Denken.
Das Einssein zwischen Gott und Jesus ist eine Lebenseinheit, keine Organisation, keine Sache von Papier und Stempel. Es ist eine Lebenseinheit. Erhalte sie so, dass sie eins sind wie wir, sodass wir so in Gott leben, auch in den unruhigen Ängsten der Welt.
Der Vater und Jesus bieten Fürbitte für uns, damit wir darin bleiben. Wir können in dieser Welt nur bestehen durch diese Fürbitte.
Bewahrung vor dem Scheitern und die Rolle des Judas
Vers zwölf: Ich habe sie bewahrt. Was bedeutet Bewahrung? Die schlimmste Not, vor der wir Angst haben, ist, dass wir in unserer Verbindung zu Jesus scheitern. Das ist die große Not, und deshalb müssen wir darauf achten, dass das nicht geschieht.
Ich habe sie bewahrt – er bewahrt Herzen und Sinne. Das ist so schön im Luthers Morgensegen formuliert: „Der böse Feind nehme keine Macht an uns.“ Oft ist uns gar nicht bewusst, dass morgens, wenn wir aufstehen, der Teufel umgeht und schon versucht, uns zu schwächen. Doch dann sagt Jesus: „Ich schütze dich.“ Er bewahrt Herz und Sinne in ihm.
Auch alte Menschen sind nicht vor Torheit gefeit. „Er bewahre mich in dir.“ Außer dem Sohn des Verderbens, dem Sohn des Abgrunds. Darüber möchte ich jetzt gar nicht sprechen. Wir haben oft in der Passionszeit über Judas geredet, und jetzt auch nicht für diejenigen, die wieder grübeln wollen.
Es wird gesagt, Judas ist ein ganz besonderer Fall. Sie heißen nicht Judas, und sie sind nicht Judas – darüber dürfen Sie sich freuen. Jesus sagt: „Alle habe ich bewahrt, außer dem einen.“ Freuen Sie sich, dass Sie dieser eine nicht sind. Mehr müssen Sie nicht wissen.
Damit die Schrift erfüllt wird – das war Jesus so wichtig. Die Schrift muss erfüllt werden. Wir haben immer auch deutlich gesagt, dass Judas in seiner Verantwortung getroffen wird, aber darüber müssen wir nicht weiter grübeln. Keiner von ihnen ist verloren.
Die Fürbitte Jesu ist etwas so Starkes. Darum gibt es Heilsgewissheit, wenn ich auf Jesus blicke und ihm gehorche.
Die Vollendung der Freude durch das Wort Gottes
Nun aber komme ich zu dir und rede dies der Welt, damit meine Freude in ihnen vollkommen sei. Ich habe ihnen dein Wort gegeben. Was uns hält in der Angst der Welt, ist das Wort. Und das nicht sagt „Deine Worte“, sondern „Dein Wort“. Das ist immer etwas, was wir nicht manipulieren können.
Die Worte Jesu sind die Offenbarung Gottes für diese Welt. Durch dieses Wort komme ich zum Glauben. Dieses Wort ist der Same, der meinen Glauben weckt. Das ist mir ganz wichtig, weil heute in unseren Kirchen oft völlig falsche Lehren über das Wort Gottes verbreitet werden. Manche meinen, es sei ein Buch, über das wir unsere Gedanken setzen können. Aber das Wort Gottes ist das, was uns Jesus gegeben hat als sein Heil, aus dem wir schöpfen können.
Wir wollen, dass das Wort uns selbst gesund macht, dass es mit einer göttlichen Kraft begabt ist und uns zum Glauben führt. Dieses Wort ist Träger des Heiligen Geistes. Alles, was wir jetzt über dieses Wort sagen können, ist, dass es lebendig und wirksam ist.
Wir haben es oft gesagt: Ich habe Ihnen dein Wort gegeben, wie einen Gegenstand. Und dieses Wort: Lass mich dein Wort bewahren rein, lass mich dein Kind und Erbe sein. Ich will dieses Wort bewahren, weil dieses Wort allein tragfähig ist.
Denn es war durch alle Zeiten so: Was war das in der Aufklärung? Wie die Menschen das Wort Gottes in den Dreck gestoßen haben! Dann plötzlich bricht es wieder auf, und die Menschen erkennen, was sie im Wort Gottes an Wahrheit haben.
Es ist ganz schlimm, dass wir wieder in einer Zeit leben, in der das Wort so verachtet wird, in der über alles Mögliche geredet wird und das Wort keinen Raum mehr hat. Das Wort ist die Mitte, das, was uns durchhält.
Ich habe ihnen dein Wort gegeben, und der Hass hat sich gegen die Jünger gewandt. Das hängt am Wort. Leute, die nach dem Wort leben, werden gehasst, weil sie nicht gleichförmig sind. Sie sind keine Trendsetter, die mit dem Zeitgeist gehen. Sie leben aus dem Wort und richten ihre Handlungen nach dem Wort aus. Das passt nicht in unsere Zeit.
Der Hass der Welt hat Jesus ja auch so gemeint, denn er hat ihn ja selbst getroffen. Und das wird seine Jünger auch treffen. Dagegen kann man nichts machen. Hass muss durchlitten werden.
Die Christenverfolgung, die auch in unserem Jahrhundert durch die Welt geht, zeigt sich in den Religionen ganz unterschiedlich. Im Islam ist sie anders als im Hinduismus. Aber sie ist in unserer westlichen Kultur sehr stark verbreitet.
Viele Hassgefühle brechen los, die heute Menschen haben, enttäuscht auch von den Christen und von der Kirche. Da merken wir erst, wie klein unsere Gruppe noch ist. Der Hass ist sehr groß, er ist verdeckt unter einer Kultur des Anstands und der Menschlichkeit, aber der Hass ist unheimlich groß.
Wie das im Kommunismus losbrach, selbst wie Russland, so ein frommes christliches Land, zerstört wurde und wie der Hass in den Menschen Raum gewann. Wir haben es auch in unserem Land schon in vielen Revolutionen erlebt, wie es ein Hass war.
Und jetzt sagt Jesus: Ich bitte nicht, dass du sie aus der Welt nimmst. Das war ihm gerade wichtig. Entrückung ist ein schöner Gedanke, dann nimmt man sich aus dem Getümmel heraus. Nein, sie müssen drinbleiben und sich in diesen Leiden bewähren.
Wir haben in unserer Arbeit im Osten nicht einmal einen Menschen zum Asyl geraten, aus dem Land rauszugehen, auch wenn er 10, 12 oder 15 Jahre im Straflager war. Ich habe nicht das Recht, einen Menschen aus der Bedrängnis herauszunehmen. Wenn er selbst will, soll er es tun.
Es ist schwer, aber ich weiß, dass viele gerade in der Bedrängnis ganz wunderbar ihren Herrn bezeugt haben. Viele haben gesagt: In diesen trostlosen Plätzen wurde ich ganz besonders gebraucht.
Ihr sagt: Ich habe sie nicht rausgenommen aus der Bedrängnis, auch nicht aus der Welt. Und wir müssen in dieser Welt bleiben, mit ihren ganzen Nöten und Versuchungen. Dort hat uns der Herr hingestellt, aber nicht von der Welt, sondern in der Welt.
Nicht das Wesen der Welt zu tragen, nicht von der Welt bestimmt zu sein, damit die Versuchung uns nicht mitreißen kann. Dass es uns nicht geht wie Judas, der gegen Jesus wurde. An der Stelle entscheidet sich, ob es das Geld war oder was ihn bestimmt hat oder ob er bloß enttäuscht war.
Dass du sie bewahrst vor dem Bösen – das ist das Böse. Das Böse ist, dass ich Jesus verliere, dass ich Jesus nicht mehr liebe, der alles für mich getan hat.
Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Jünger Jesu sollen nicht teilhaben am Wesen dieser Welt. Das heißt – und das ist jetzt die Frage – es soll uns nie in unserem Leben um Ehre, Macht oder Geld gehen. Obwohl man mit Geld umgeht, aber letztlich mit einer königlichen Distanz.
Das ist schwierig. Schwierig, wie man das machen soll. Es ist ein Weg, den uns Christus weist.
Man sagt dann so leicht: Das kann man nicht. Ich hatte ja noch an dem Sonntag den Doktor Deichmann bis zum Abend gehabt, weil er noch ein Restticket ausfliegen wollte. Auch hier ist er sehr gewissenhaft in seiner Haushalterschaft gewesen. Viele waren beeindruckt, wie schlicht und einfach ein Mensch lebt, obwohl er sicher viel Geld hat und wie viel er in das Werk der Liebe und der Mission steckt.
Aber das ist immer so: Man sagt, das kann man nicht als reicher Mann. Ich staune manchmal, dass es doch immer wieder Leute gibt, die sehr ungeheuer verantwortlich umgehen. Und wir sind immer wieder tief bewegt, was wir auch immer wieder erleben in den Werken, wenn wir sehen, was Menschen um Jesu Willen tun und auch einfach, um nicht gebunden zu sein an die Dinge dieser Welt.
Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin. Heilige sie in der Wahrheit! Dein Wort ist...
Was heißt jetzt Heiligung? Mach sie ganz dir zugewandt, in der Wahrheit! Dein Wort ist die Wahrheit, das Wort der Wahrheit, durch das ich die Welt erkenne in ihrem trügerischen Sinn.
Was hat die Welt denn eigentlich zu bieten? Man sagt immer: Man nimmt ja nichts mit und so. Aber wir lassen uns betören. Es ist uns arg wichtig, wie lange wir leben, wo wir leben, wie wir leben. Es ist uns so arg wichtig, wie wir von den anderen angesehen werden. Unser Ruf ist uns so wichtig – mir auch.
Aber ich habe mich heute an dieser Stelle immer wieder getroffen gefühlt, dass man sieht, wie stark man hier hineinrutscht. Wie wichtig das Jesus war: Er kann uns nur segnen, wenn wir gelöst sind von der Art dieser Welt und ihm treu dienen.
Heilige sie in der Wahrheit, mach sie ganz eigen zu dir! Und dann sendet er uns in die Welt, all seine Boten. Er sendet uns aber alle solche, die eine Botschaft bringen: eine Lebensbotschaft an Menschen, auch einen Bußruf.
Sicher das allerschlimmste Versäumnis unserer Christenheit heute ist, dass sie der Welt den Bußruf nicht mehr gibt. Die Menschen wissen gar nicht mehr, dass eine radikale Umkehr nötig ist.
Da hat der Teufel fertig gemacht, den Christen zu sagen, du brauchst die Umkehr nicht auszurufen. Was denn sonst? Umkehren – wie denn sonst? Ich muss meinen Lebensstil ändern, nicht bloß ökologisch, sondern ich muss ihn vor Gott ändern. Ich muss zum Leben einkehren, sonst verliere ich alles.
Und dann, wie kann er uns in die Welt senden? Er kann uns gebrauchen. Wie können wir denn sonst darüber reden? Und sie verließen alles und folgten Jesus nach, wenn wir selbst innerlich nicht gelöst sind von all den Dingen dieser Welt.
Wir leben abgeschieden, mit wenigem zufrieden und brauchen es nur zur Not. Wir brauchen es nur zur Not – es war Terstegens Gedicht. Aber wir leben schon ganz anders in der Welt.
Er sendet uns in die Welt. Ich sende auch Sie in die Welt. Ich heilige mich selbst für Sie, damit auch Sie geheiligt seien.
Jesus hat sich ganz dahingegeben für uns, damit wir in ihm geheiligt sind.
Was ist das Heilige in unserem Leben? So ein ganz blödes Denken ist es, wenn man immer meint, Heiliger sei ein Fehlerloser. Nein, nein! Sondern dass in unserem Leben die erneuernde Kraft Jesu wichtig ist, sichtbar.
Dass man merkt: Da ist das Wort, das in einem Menschen schafft. Da ist Christus da, der uns immer wieder auch vor unsere eigenen Versäumnisse stellt. Ich bin doch bei jedem Wort selber gerichtet.
Was ich Ihnen sagen will: Das ist doch die Art, wie er uns heiligt, worin er Dinge heute Abend zeigt: Lass das doch, lege es doch weg. Und dann sagt der Vater: Heiligt uns!
Das ist wunderbar.
Matthias, jetzt erzählst du noch von der Engländerin, das wäre noch schön, als ein Beispiel einer solchen Frau, in deren Leben Jesus etwas geheiligt hat.
Komm.
Das kann ich gern machen.
Also, es war an der Zeit. Ich habe es schon mal erzählt. Da habe ich Gelächter geerntet, weil ich gesagt habe, eine ältere Frau mit 50 Jahren – also mitten im Leben stehend, sage ich mal – habe ich sie kennengelernt. Ich habe dort studiert in England.
Sie war eigentlich, was man so beschreiben würde – in der Zeit war ich noch nicht gläubig, als ich sie kennengelernt habe – eine Frau, die äußerlich eher, sagen wir mal, unangenehm auffällt.
Also sie hatte einen Buckel, war eine kleine Frau, sah eigentlich älter aus, als sie tatsächlich war. Und man hätte ihr, wenn sie mit Sorge über die Straße gegangen wäre, auch ein ziemlich verhärmtes Leben nachsagen können.
Aber als man sie kennengelernt hat, war das eine ganz andere Ausstrahlung, die sie hatte. Sie hat mir in der Zeit, als ich dort studiert habe, immer wieder Unterkunft geboten, und wir haben viel geredet.
Sie hat von innen herausgeleuchtet. Also das, was ihr an äußerlicher Ausstrahlung fehlte, was die Werbung eben predigt – dieses strahlende Mannequinwesen oder was auch immer, der äußere Glanz – das war vollkommen aufgehoben durch das, was sie an Ausstrahlung von innen heraus hatte.
Sie hatte auch eine ungeheure Fröhlichkeit.
Man hat richtig gemerkt, wie sie aus ihrem Leben erzählte, wie sich bei ihr so vieles geändert hat. Sie hatte ein sehr, sehr hartes Leben gehabt: geheiratet, zwei Kinder gehabt, ihr Mann ging fremd, hat getrunken, und sie war eine ziemlich – ja, wie man so denken könnte – abgehärmte und harte Frau geworden.
Dann trat Jesus in ihr Leben und hat tatsächlich diese Veränderung geschafft.
Das hat man richtig gemerkt an ihr, wie sie erzählte, was Jesus in ihr verändert hat und wie sich so vieles verändert hat.
Sie war in der Zwischenzeit geschieden und hat wieder versucht, eine Brücke zu schlagen zu ihrem ungläubigen, trinkenden Mann. Unvorstellbar eigentlich.
Sie hat selber gesagt, zu ihrem vorigen Leben: "Ich habe übergelaufen vor Freude, Jesus begegnet zu sein."
Also es ist immer wieder erstaunlich, wenn man Menschen einfach trifft, die von Jesus erfüllt sind, weil sie etwas nach außen tragen, was mich eben auch sehr beeindruckt hat in der Zeit.
Etwas nach außen tragen, wo man merkt: Es kommt nicht von ihnen. Es kommt nicht von irgendwelchen äußeren Erfolgen, es kommt nicht davon, dass sie besonders gesellschaftlich anerkannt sind, sondern Gottes Geist verändert und strahlt von innen heraus.
Das habe ich eben an der Frau kennengelernt. Das war großartig.
Und das war später die Brücke, wo du zum Glauben kamst.
So ist es.
Also sie hat nicht locker gelassen, sozusagen.
Wunderbar, danke dir.
Beispiel einer gelebten Heiligung
Matthias, jetzt erzählst du noch von der Engländerin. Das wäre schön als Beispiel für eine Frau, in deren Leben Jesus etwas geheiligt hat.
Das kann ich gern machen. Also, es war an der Zeit – ich habe es schon mal erzählt, da habe ich Gelächter geerntet, weil ich gesagt habe, eine ältere Frau mit 50 Jahren. Also, mitten im Leben stehend, sage ich das mal. Mitten im Leben stehend habe ich sie kennengelernt. Ich habe dort in England studiert, und sie war eigentlich, was man so beschreiben würde – in der Zeit war ich noch nicht gläubig, als ich sie kennengelernt habe – eine Frau, die äußerlich eher unangenehm auffällt.
Also, sie hatte einen Buckel, war eine kleine Frau und sah eigentlich älter aus, als sie tatsächlich war. Wenn sie zum Beispiel mit Sorge über die Straße gegangen wäre, hätten wir ihr auch ein ziemlich verhärmtes Leben nachsagen können. Aber als man sie kennengelernt hat, war das eine ganz andere Ausstrahlung, die sie hatte.
Sie hat mir in der Zeit, wie ich dort studiert habe, immer wieder Unterkunft geboten. Wir haben viel geredet, und sie hat von innen herausgeleuchtet. Das, was ihr an äußerlicher Ausstrahlung fehlte – also dieser Glanz, den die Werbung eben predigt, das strahlende Mannequinwesen oder was auch immer – war vollkommen aufgehoben durch das, was sie an Ausstrahlung von innen hatte.
Sie hatte auch eine ungeheure Fröhlichkeit. Man hat richtig gemerkt, wie sie aus ihrem Leben erzählte, wie sich bei ihr so vieles geändert hat. Sie hatte ein sehr, sehr hartes Leben: Sie war verheiratet, hatte zwei Kinder, ihr Mann ging fremd, hat getrunken, und sie war eine ziemlich abgehärmte und harte Frau geworden.
Dann trat Jesus in ihr Leben und hat tatsächlich diese Veränderung geschafft. Das hat man richtig gemerkt an ihr, wenn sie erzählte, was Jesus in ihr verändert hat und wie sich so vieles gewandelt hat. Sie war in der Zwischenzeit geschieden und hat wieder versucht, eine Brücke zu ihrem ungläubigen, trinkenden Mann zu schlagen.
Unvorstellbar eigentlich, hat sie selbst gesagt, zu ihrem früheren Leben. Sie hat geschwärmt und ist quasi übergelaufen vor Freude, Jesus begegnet zu sein. Es ist immer wieder erstaunlich, wenn man Menschen trifft, die von Jesus erfüllt sind, weil sie etwas nach außen tragen, das mich damals sehr beeindruckt hat.
Etwas, das man merkt, kommt nicht von ihnen selbst. Es kommt nicht von irgendwelchen äußeren Erfolgen, es kommt nicht davon, dass sie besonders gesellschaftlich anerkannt sind, sondern Gottes Geist verändert sie und strahlt von innen heraus. Das habe ich an dieser Frau kennengelernt. Das war großartig.
Und das war später die Brücke, über die du zum Glauben gekommen bist.
So ist es. Sie hat nicht locker gelassen, sozusagen.
Wunderbar, danke dir.
