Heute Nachmittag findet die zweite Probe für unseren Musical-Workshop statt, also für unser Weihnachtsmusical. Wie ihr wisst, ist es der Musical-Workshop, und wir üben das Weihnachtsmusical ein.
In zwei Wochen ist bereits der erste Advent. Wie wir gehört haben, findet traditionell das Kerzenziehen der Jungschar im Rütihof statt.
Ihr könnt dort nicht nur Kuchen backen und Brötchen bestreichen für das Kerzenziehen, sondern auch selbst eine Kerze ziehen. Außerdem habt ihr die Möglichkeit, an diesem ersten Advent dort zu Mittag zu essen.
Das sind eindeutige Zeichen dafür, dass wir uns mit großen Schritten Weihnachten nähern.
Vorbereitung auf Weihnachten durch eine besondere Predigtreihe
So dachte ich mir, dass ich eine Predigtreihe machen könnte, die uns auf Weihnachten vorbereitet.
Aber da wir für die klassischen Weihnachtstexte wie den Engel, der Maria die Geburt ankündigt, oder Maria, die zu Elisabeth geht – nicht zu Martha, wie ich zuerst dachte – schon etwas weit weg von Weihnachten sind, habe ich gezögert. Ich wusste, irgendetwas war falsch, deshalb habe ich gezögert. Genau, ich könnte jetzt sagen, ich habe einen Test gemacht, ob es euch auffällt. Mir ist es aufgefallen, dass irgendetwas nicht stimmen kann.
Für diese Texte fand ich, sind wir dann doch wieder ein bisschen zu weit weg von Weihnachten. Was würdet ihr denken, wenn ich heute darüber predigen würde, wie der Engel Maria die Geburt ankündigt? Da denkt ihr sicher: Was ist jetzt? Wir haben doch erst den ersten November. Also ging das auch nicht.
Dann habe ich mich entschlossen, mich in den nächsten Sonntagen mit dem ersten Kapitel im Johannesevangelium zu beschäftigen und es etwas genauer anzuschauen. Vielleicht denken jetzt einige: Was hat dieses Kapitel mit Weihnachten zu tun? Die Berichte zu Weihnachten stehen doch im Matthäus- und Lukasevangelium, und das ist auch richtig so.
Diese klassischen Weihnachtserzählungen finden wir in diesen beiden Evangelien, aber nicht im Johannesevangelium. Und doch berichtet das erste Kapitel im Johannesevangelium über die Entstehung des Lebens. Dieses Leben ist wiederum eng mit der Menschwerdung Gottes verbunden. Insofern hat dieses Kapitel eigentlich sehr viel mit Weihnachten zu tun.
Deshalb habe ich den Titel dieses Quattros „Leben entsteht“ gegeben, mit dem Untertitel „Die etwas andere Weihnachtserzählung“. Heute beginne ich mit den ersten fünf Versen:
„Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott und das Wort war Gott. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. Durch ihn ist alles entstanden; es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist. In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können.“ (Johannes 1,1-5)
Der Ursprung des Lebens im Johannesevangelium
Diesen für manche Ohren geheimnisvollen Text berichtet über den Ursprung des Lebens. Das möchte ich euch heute erklären. Natürlich ist es mein Wunsch, dass der Text nicht geheimnisvoll bleibt, sondern an Faszination gewinnt. Ich hoffe, dass ihr mir dabei folgt, denn es ist kein ganz einfacher Text, den es zu erklären gilt.
Johannes beginnt die Erzählung über das Leben von Jesus mit einer fundamentalen Aussage. Er startet nämlich ganz am Anfang oder besser gesagt vor der Erschaffung des Himmels und der Erde. Also bevor die Welt und das Leben auf der Erde existierten, beginnt er in der Ewigkeit.
Was war vor dieser Schöpfung in der Ewigkeit? Am Anfang war das Wort. Zuerst, bevor irgendetwas geschaffen wurde, war das Wort. Johannes wird gleich sagen, dass dieses Wort die Welt erschaffen hat. Weil er dies sagt, wissen wir, dass dieses Wort also vor der Erschaffung der Welt gewesen sein muss, also von Ewigkeit herkommt.
Doch was ist das für ein Wort? Oder haben wir uns das gefragt: Was meint Johannes mit diesem Begriff „Wort“? Weshalb sagt er nicht gleich, dass er hier – und wenn man das Kapitel weiterliest, merkt man, dass er hier eigentlich von Jesus spricht? Ist das, was er hier schreibt, nicht etwas verwirrend?
„Am Anfang war das Wort, das Wort war bei Gott und das Wort war Gott“ – das klingt für unsere Ohren etwas abstrakt. Wer sich mit dem ersten Kapitel des Johannesevangeliums schon beschäftigt hat, weiß, dass Johannes den Gedanken so weiterentwickelt, dass unmissverständlich deutlich wird, dass es Jesus ist, den er mit diesem Wort meint.
Doch warum sagt er es nicht klar und direkt, sodass wir es gleich auf Anhieb verstehen? Warum sagt er nicht einfach: „Am Anfang war Jesus, Jesus war bei Gott und Jesus war Gott“? Warum nicht? Dann wäre uns von Anfang an klar, von was er spricht. Warum macht er das nicht direkt? Weshalb schreibt er es in dieser etwas für uns geheimnisvollen Weise?
Das hat natürlich seinen guten Grund. Für die ersten Leser war die Botschaft des Johannes klar und für gewisse Leute auch sehr provokativ. Hätte Johannes hier statt „Wort“ „Jesus“ geschrieben, wäre die Botschaft nicht so klar und treffend zu den Menschen gekommen, wie wenn er es so formuliert.
Das will ich euch erklären.
Die Bedeutung des „Wortes“ im griechischen Denken
Intuitiv ist uns klar, dass das Wort – dieses Wort – wesentlich mehr aussagt als ein gesprochenes oder geschriebenes Wort. Wir kennen das ja auch, wenn wir sagen, jemand habe ein vollmächtiges Wort gesprochen. Dann meinen wir nicht nur die Buchstaben, die ausgesprochen wurden, sondern den Inhalt. Es war etwas Gehaltvolles.
So hat jedes Wort seine Bedeutungsbreite, und das merken wir intuitiv. Ich habe Andre gefragt, was er meint, was das Wort bedeutet. Ich muss sagen, er ist ein cleverer Mann, der den Nagel auf den Kopf getroffen hat – in kurzen Sätzen. Von daher weiß er jetzt eigentlich schon, was kommt.
Also ist uns klar: Es kann nicht nur das geschriebene oder gesprochene Wort gemeint sein. Im Griechischen steht hier das Wort Logos. Logos wird ganz korrekt mit dem deutschen Wort „Wort“ übersetzt. Doch dieses griechische Wort hat eine enorm weite Bedeutung.
Wenn ich so ein schlaues Wörterbuch habe, das etwa so hoch und so breit ist, dann sind darin etwa siebzig Seiten, die sich mit diesem Wort beschäftigen und die ganze Bedeutungsbreite entfalten. Von einer fast banalen Bedeutung, wie wir sie verstehen – ein geschriebenes oder gesprochenes Wort – hat Logos eine tiefsinnige philosophische Bedeutung.
Logos ist der elementare Begriff, wenn es um die Sinnsuche und die Erklärung der Welt und des Lebens geht. Logos war damals im griechischen Denken der Inbegriff für die Frage nach der treibenden Kraft im Universum.
Wenn vom Logos gesprochen wurde, bezeichnete man damit „die Kraft, die unbelebte Materie formt, dem Pflanzen Wachstum und den Tieren Bewegung gibt“. Also eigentlich das, was Leben erzeugt und entwickelt.
Die Frage nach dem Logos war die Frage nach der schöpferischen Kraft und schließlich die Frage nach dem Schöpfer selbst. Wenn beispielsweise ein griechischer Philosoph eine Blume betrachtete, stellte sich ihm unweigerlich die Frage: Wer ist dieser Logos? Wer lässt diese Blume wachsen? Wer hat bewirkt, dass die Blume Samen abgibt und sich quasi multipliziert – immer auf dieselbe Weise, immer dieselbe Blume?
Wo ist der Logos, wer ist dieser Logos, der das macht? Das war eigentlich die Frage, die damals gestellt wurde.
Übrigens spielte der philosophische Logos-Begriff in der griechischen Götterwelt eine wichtige Rolle. Denn der Logos wurde dort sogar personifiziert und Göttern zugeordnet, zum Beispiel dem Gott Hermes oder dem Gott Zeus. Der Logos wird also sogar personifiziert.
Johannes hätte keine bessere Wahl treffen können, um die Botschaft des Evangeliums in jene Welt hineinzusagen: Am Anfang war das Wort.
Also, was die Schöpferkraft ist – was ihr sucht als Schöpferkraft, als das geheime Prinzip, das Leben schafft und am Leben hält –, wenn ihr das sucht, dann sage ich euch, woher das kommt. Das kommt von der Ewigkeit her.
Am Anfang war das Wort, vor aller Schöpfung, und das Wort war bei Gott. Und jetzt kommt der Höhepunkt: Das Wort ist Gott.
Die Offenbarung des Schöpfers als Gott selbst
Das, was ihr sucht, ist Gott, und ich offenbare euch diesen Gott, diesen Logos, nach dem ihr fragt. Diesen zeige ich euch. Mit anderen Worten sagt er dem Menschen: Das, was ihr sucht, der Logos, existierte schon, bevor die Welt erschaffen wurde. Er trat aus der Ewigkeit hervor. Das Wort steht über der Schöpfung und ist nicht Teil der geschaffenen Welt.
Dieses Wort war bei Gott, aber nicht nur das. Es ist noch viel großartiger, denn das Wort ist Gott. Jetzt geht er noch einen Schritt weiter: Der, der das Wort ist, personifiziert das Wort, diesen Logos. Der, der das Wort ist, war am Anfang bei Gott. In diesem zweiten Vers personifiziert Johannes das Wort. Das Wort ist also nicht ein Gedanke, nicht eine abstrakte Kraft. Dieses Wort ist eine Person.
Zwischen dem Wort und Gott existiert eine innere Einheit von Anfang an. Und das Wort ist ja gleichzeitig Gott selbst. Johannes will jetzt sagen: Dieser Logos ist genau das, wonach er fragt und sucht. Er existierte schon immer vor der Schöpfung der Welt, er ist eine Person und er ist Gott. Diese Welt wurde durch dieses Wort geschaffen. Durch ihn ist alles entstanden. Es gibt nichts, was ohne ihn entstanden ist.
Alles, restlos alles, wurde von diesem Wort geschaffen. Die ganzen griechischen und römischen Götter haben mit der Schöpfung überhaupt nichts zu tun. Dass sie als Schöpfergötter verehrt werden, hat überhaupt nichts mit der Schöpfung zu tun. Einzig dieser Logos, dieses Wort, hat alles, restlos alles erschaffen.
Es gibt keinen Gott, der die Erde erschaffen hat, und einen anderen, der das Wasser geschaffen hat, und einen weiteren, der für die Ernte zuständig ist. Es gibt nur einen, das Wort, das von Anfang an war. Nichts gibt es in dieser Welt, das nicht durch dieses Wort geschaffen worden wäre.
Und genau das sagt Paulus, wenn er über Jesus spricht. Denn durch Jesus wurde alles erschaffen, was im Himmel und auf Erden ist: das Sichtbare und das Unsichtbare, Könige und Herrscher, Mächte und Gewalten. Das ganze Universum wurde durch ihn geschaffen und hat in ihm sein Ziel.
Die heutige Sicht auf Schöpfung und Intelligenz
Heute würden wir das etwas anders formulieren. Es gibt Menschen, die sich schwer vorstellen können, dass die Schöpfung einfach durch Zufall entstanden ist.
Diese Menschen gehören oft zu einer Bewegung, die im Gange ist. Ich weiß nicht, wie groß sie ist. Sie sagen: Wir glauben zwar nicht an einen Schöpfer, aber wir glauben an eine Intelligenz. Denn das, was wir beobachten können, kann nicht einfach durch Zufall entstanden sein. Da muss eine Intelligenz dahinterstehen, etwas, das steuert und prägt.
Allerdings sagen sie nicht, dass diese Intelligenz ein Gott ist oder dass eine Person im Hintergrund steht.
Diesen Menschen würde Johannes vermutlich heute Folgendes sagen: Am Anfang war die Intelligenz. Die Intelligenz war bei Gott, und die Intelligenz war Gott.
Oder man könnte es auch so ausdrücken – ich habe heute Morgen noch überlegt, ob ich das sagen soll oder nicht. Ich habe es nicht aufgeschrieben, aber ich sage es jetzt trotzdem mal: Wer quasi an den Zufall glaubt und sagt, die Welt sei durch Zufall entstanden, dem könnte man vielleicht zugespitzt sagen: Am Anfang war der Zufall.
Wenn man an den Zufall glaubt, wird dieser ja auch personifiziert – der Zufall. Und der Zufall war bei Gott, und der Zufall ist Gott.
Es wurde alles von Gott geschaffen. Egal, was sich die Menschen ausdenken, egal welches Konzept oder Prinzip sie hinter allem, was geschaffen ist, sehen – eines ist klar: Johannes macht deutlich, dass das, was ihr sucht, Gott ist, der Schöpfer, und dass er von Anfang an da war.
Die Intelligenz personifiziert Johannes mit dem Logos, der die Intelligenz ist und der am Anfang bei Gott war.
Ob diese Menschen sich überzeugen lassen, kann man bezweifeln. Aber für uns, die wir Jesus kennen und ihm vertrauen, kann dieser Gedanke sehr hilfreich sein und unser Vertrauen in Jesus festigen.
Er ist das Wort, das von Anfang an war. Dieses Wort ist Gott, und dieses Wort hat alles erschaffen, was je erschaffen wurde. (Johannes 1,1-3)
Das Wort als Ursprung des Lebens und Licht der Menschen
Und Johannes entwickelt den Gedanken weiter: In ihm war das Leben. Dieses Wort ist nicht einfach etwas Starres, Abstraktes oder Fremdes, sondern es ist Leben – und darum geht es ja.
Alles, was mit Leben bezeichnet werden kann, steht immer in Verbindung mit diesem Wort, in Verbindung mit Jesus Christus. Es gibt kein Leben ohne Jesus Christus. Der Ursprung jeden Lebens hat seine Wurzeln in diesem Wort, das Jesus Christus ist, der Mensch geworden ist.
Das gilt bis zum heutigen Tag. Dass wir heute Morgen aufstehen konnten und die Welt sich immer noch dreht, ist einzig und allein Jesus zu verdanken. Er bewirkt das. Paulus sagt es so: Jesus war vor allem anderen da, und alles besteht durch ihn – also auch heute noch.
Überhaupt, dass wir leben können und dass die Welt noch rotiert, wird alles erhalten durch die schöpferische Kraft Gottes, durch Jesus Christus. Das ist eine tiefe biblische Überzeugung, meiner Ansicht nach. Alles wird durch ihn am Leben erhalten.
Er ist das Wort des Lebens, der Logos des Lebens. Ich finde es enorm, mit welcher Wucht Johannes das Evangelium den damaligen Menschen nahegebracht hat. Er hat sie in meinen Augen genau auf den Kopf getroffen.
Hätte er geschrieben: „Am Anfang war Jesus“, dann hätten sie gedacht: „Ja, ja, das ist so eine von einer anderen Religion.“ Aber er hat ihr Wort genommen, aus ihrer Philosophie, aus ihrem Denken, und hat gesagt, wer dieser Logos in Wahrheit ist.
Er hat den Christen damals geholfen und ich denke auch uns heute, dass sie sich nicht irritieren lassen, sondern sich freuen können. Denn der Christus, an den sie glauben und den sie lieben, ist der, der von Anfang an ist und alles gemacht hat. Er ist der Logos, nach dem die griechischen Philosophen gefragt haben.
Wir können uns zurücklehnen und sagen: Wir kennen ihn, wir kennen ihn. Wir sollten darüber begeistert sein, dass wir zu Jesus gehören – dem Ursprung allen Lebens.
Das Wort wird Mensch und bringt Licht in die Welt
Nun blieb der Logos nicht nur beim Vater, sondern machte sich auf den Weg zu den Menschen. Davon werden wir im weiteren Text sicher noch einiges hören. Die Menschen sind verloren, verlassen und orientierungslos. Sie leben hoffnungslos. So machte sich dieses Wort auf den Weg.
In ihm war das Leben, und dieses Leben war das Licht der Menschen. Dieses Wort hat sich den Menschen offenbart und ist ihnen begegnet, damit der Mensch es sehen kann. Es ist eine Bewegung von diesem Wort hin zu den Menschen, damit wir Orientierung haben.
Er – oder dieses Wort, oder Jesus – hatte den Vater verlassen. Wenn das Wort Gott ist, dann geschah eigentlich nichts anderes, als dass Gott die Erde besuchte, um den Menschen Orientierung zu geben.
Paulus sagte über diesen Weg von Jesus: Jesus, der Gott in allem gleich war und auf einer Stufe mit ihm stand, nutzte seine Macht nicht zu seinem eigenen Vorteil. Also er stand auf derselben Stufe. Dieses Bild zieht sich durch den Text: Das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. So machte sich dieses Wort auf den Weg zu den Menschen.
Es ging in diese von Sünde, Chaos und Orientierungslosigkeit gezeichnete Welt hinein. Wie schon Jesaja ankündigte: Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Über denen, die im finsteren Lande wohnen, scheint es hell. Das ist natürlich auch ein klassischer Text für Weihnachten, als dieses Licht zu den Menschen leuchtet. Jesus ist dieses Licht, das die Welt erleuchtet.
Sacharja sagt in einem durch den Geist Gottes bewirkten Gebet: Unser Gott ist voll Erbarmen, darum wird auch der helle Morgenglanz aus der Höhe zu uns kommen, um denen Licht zu bringen, die in der Finsternis und im Schatten des Todes leben, und um unsere Schritte auf den Weg des Friedens zu lenken.
Dieser Morgenglanz, das Licht, das die Menschen erleuchten wird, sah Sacharja in Bezug auf Jesus, in einem Gebet, in dem er Gott anbetet.
Jesus sagte von sich selbst: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht mehr in der Finsternis umherirren, sondern wird das Licht des Lebens haben. Hier sehen wir wieder die Verbindung von Licht und Leben. Dieses Licht bringt das Leben, weil Jesus selbst Leben ist – was für uns alle sehr erfreulich ist.
Dieses Licht kann nicht ausgelöscht werden. Niemand kann es auslöschen. Hätte das jemand in den vergangenen hundert Jahren zum Beispiel geschafft, dann würden wir heute nicht hier sitzen und Jesus nicht kennen. Wenn das Licht ausgelöscht worden wäre, wäre das nicht möglich.
Johannes sagt: Das Licht leuchtet in der Finsternis, und die Finsternis hat es nicht auslöschen können und wird es auch nie auslöschen können. Natürlich haben immer wieder Menschen versucht, dieses Licht auszulöschen, aber es ist niemandem gelungen. Dieses Licht ist stärker. Es mag noch so finster sein, dieses Licht kann niemand auslöschen, denn es kommt von der Ewigkeit her.
Man kann dieses Licht ignorieren, man kann es bekämpfen, aber nicht auslöschen.
Später schreibt Johannes: Das Licht ist in die Welt gekommen, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, weil ihr Tun böse war. Das ist die Dramatik. Leider können Menschen die Finsternis mehr lieben als das Licht. Damit entscheiden sie sich gegen das Leben und zerstören ihr eigenes Leben.
Wer an Jesus vorbeileben will, hat nicht das wirkliche Leben, sondern zerstört sein Leben.
Die Verbindung von Leben, Licht und Menschwerdung
Wir sehen, dass das erste Kapitel des Johannesevangeliums bereits etwas mit Weihnachten zu tun hat. Im Verlauf der weiteren Abschnitte werden wir das noch deutlicher bemerken. Johannes erklärt in diesen wenigen Versen, woher Jesus kommt, und spricht über die Menschwerdung Gottes.
Die Menschwerdung Gottes ist das zentrale Thema von Weihnachten. Dieser Abschnitt zeigt uns auch, woher das Leben kommt und wo der Ursprung des Lebens liegt. Später sagt Johannes das ganz unmissverständlich in Kapitel 5: Wie der Vater aus sich selbst heraus Leben hat, so hat er auch dem Sohn die Macht gegeben, aus sich selbst heraus Leben zu haben – also aus sich selbst.
Weil Jesus aus sich selbst Leben hat, kann er dieses Leben auch an uns weitergeben. Wir haben nicht aus uns selbst Leben, nicht wahres Leben. Wir können nur Leben haben, wenn wir in Verbindung stehen mit dem, der das Leben in Person ist – mit Jesus Christus.
Der Ursprung des Lebens ist bei Gott, da Jesus Christus in diese Welt gekommen ist. Wer Leben will, und zwar Leben mit Ewigkeitswert, erhält es einzig und allein bei Jesus. Jesus sagt: „Ich gebe ihnen das ewige Leben. Sie werden niemals verloren gehen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen.“
Das Leben bekommen wir bei diesem Wort, bei dem Logos, den Johannes so bestimmt. Dieses Wort ist Jesus Christus.
Gebet zum Abschluss der Betrachtung
Ich bete mit uns. Ich danke dir, Vater, für dein Wort. Damit meine ich die Schrift, durch die uns deine Gedanken übermittelt werden.
Ich danke dir für die präzise und gezielte Botschaft des Johannes, die er in die damalige Welt hinein übermittelt hat. Er zeigte den Menschen, wer du bist und dass du, Herr Jesus, in Wahrheit der bist, der alles erschaffen hat. Du hattest schon vor der Erschaffung der Welt Leben und bist die Quelle und der Ursprung des Lebens.
Du bist derjenige, der Licht in diese Welt gebracht hat – heilendes Licht, das nicht ausgelöscht werden kann. Es ist unser Wunsch, dass auch in dieser Adventszeit und zur Weihnachtszeit Menschen dieses Licht erkennen. Dass sie dich erkennen und das ewige Leben empfangen, das nur du schenken kannst. Amen.
