Gnade sei mit uns und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt! Amen!
Wir möchten in dieser Osterzeit einige Bilder aus dem Leben des recht unbekannten Apostels Philippus besprechen. Heute lesen wir ein Wort aus Johannes 6.
Da hob Jesus seine Augen auf und sah, dass viel Volk zu ihm kam. Er sprach zu Philippus: „Wo kaufen wir Brot, dass diese essen?“
Philippus antwortete ihm aber, um ihn zu versuchen, denn er wusste wohl, was er tun wollte: „Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug, dass ein jeglicher unter ihnen einen Bissen nehme.“
Verheilige uns in deiner Wahrheit, denn dein Wort ist die Wahrheit. Amen.
Die Bedeutung des geistlichen Rechnens im Leben eines Christen
Da hatte eines von ihnen in der Schule gerade eben die ersten Zahlen gelernt, so bis sechs, sieben, acht. Da kommt es zur Mutter und fragt: „Mama, wie viel ist eins und eins? Kann man das rechnen?“
„Ja“, sagt die Mutter, „das kann man rechnen, das ist zwei.“
„Und kann man sogar rechnen, wie viel ist eins und zwei?“
„Ja“, sagt die Mutter, „das kann man auch noch rechnen, das ist drei.“
Da staunt das kleine Mädchen, dass jemand so gewaltige Rechnungen anstellen kann. Aber es überlegt und sagt: „Aber was drei und vier ist, das weiß kein Mensch.“ Das schien ihr jedoch zu gewaltig und zu schwierig. „Das weiß kein Mensch“, sagt sie.
Nun kann das kleine Mädchen inzwischen rechnen und weiß, dass drei und vier sieben ist. Das war gut.
Und nun lächeln Sie, ich sehe daraus, dass Sie auch Rechnen gelernt haben. Sehr erfreulich! Wer im Leben bestehen will, der muss mal Rechnen lernen, der muss das Einmaleins lernen. Sonst kommt er durch diese Welt nicht durch.
Und nun, meine Freunde, genau das gilt auch für das geistliche Leben. Ich hoffe, Sie können das Scheiden zwischen geistigem Leben und geistlichem Leben, dem Leben als Christ, sehen.
Sehen Sie, wir haben letzten Sonntag von Philippus gesprochen, wie er bekannte: „Ich habe meinen Heiland gefunden.“ Das ist eine große Sache, und ich wünsche mir, dass Sie das auch sagen könnten. Nicht: „Ich bin christlich interessiert, ich gehe in die Kirche, ich zahle Kirchensteuer, meine Großmutter war eine fromme Frau“ – nicht so ein dummes Zeug –, sondern dass ich sagen kann, wie Philippus es gesagt hat: „Ich habe meinen Heiland gefunden.“
So, „Ich habe meinen Heiland gefunden.“ Das ist eine große Sache, und doch ist das nur ein Anfang. Dieser Philippus war in diesem Augenblick geistlich wie ein kleines Kind, das sein Leben beginnt. So findet Philippus nun das Leben aus Gott an.
Und da muss er lernen, wie ein Kind. Ja, er muss rechnen lernen. Er muss geistlich rechnen lernen.
Nun, nachdem Philippus seinen Heiland gefunden hat, muss er das göttliche Einmaleins lernen. Meine Freunde, wer in der Nachfolge Jesu bestehen will, der muss geistlich rechnen lernen, der muss das Einmaleins Gottes lernen. Sonst kann man nicht leben.
Das galt vor zweitausend Jahren für Philippus, und das gilt für jeden Christen im Jahr 1959. Unser Text zeigt uns, wie Philippus das göttliche Einmaleins lernt.
Gott schenke mir, dass ich deutlich machen kann, wie Philippus geistlich rechnen lernt. Und wir wollen das nicht ansehen als Geschichte der Vergangenheit, sondern uns bewusst bleiben: Wenn wir wirklich selig werden wollen, wenn wir hier Kinder Gottes sein wollen, dann müssen wir dieses geistliche Rechnen, dieses göttliche Einmaleins auch lernen.
Das natürliche Rechnen als Grundlage
Also überschreiben die Predigten den Text „Wie Philippus das göttliche Einmaleins lernte“. Ich lese ihn noch einmal:
Da hob Jesus seine Augen auf und sah, dass viel Volk zu ihm kam. Er sprach zu Philippus: „Wo kaufen wir Brot, dass diese essen?“ Philippus antwortete, ihn zu versuchen, denn er wusste wohl, was er tun wollte. Philippus sagte: „Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug.“
Wie Philippus das göttliche Einmaleins lernte, habe ich wieder in drei Teile geteilt.
Den ersten Teil überschreiben wir mit dem natürlichen Rechnen, das der Beherrscher, wie wir es hoffentlich auch beherrschen, anwendet. Dazu müssen wir ein wenig die Geschichte ansehen.
Sie fängt gleich seltsam an: „Jesus hob seine Augen auf und sah viel Volk kommen.“ Na, mein Freund, was ist das für eine Ausdrucksweise? Es ist den Literaten des letzten Jahrhunderts immer wieder ein beliebter Scherz, so vom Schlage der bedeutenden Leute wie Thomas Mann, diese Sprache zu persiflieren und zu veräppeln. Ist es wirklich bloß altertümliche, umständliche Sprache? „Da hob Jesus seine Augen auf“ – so sprechen wir ja nicht. Nein, so sprechen wir ja nicht. Da hob Karl die Augen auf und sah Fritzen? Sag kein Mensch nicht! Warum steht hier nicht „fast dicht“ oder „Herr Jesus sah viele Leute kommen“?
Meine Freunde, das ist nicht einfach Sprache, keine Angst, sondern hier will bestimmt der Schreiber uns andeuten, dass die Augen des Herrn Jesus dieses anströmende Volk anders sahen. Nun setzen Sie sich doch ruhig da rein, wenn da jetzt glätzerfreier wäre. Sie haben offenbar den Gottesdienst mit dem Kino verwechselt.
Ich sage: Der Schreiber, der Johannes, will hier andeuten, dass die Augen Jesu diese anströmende Menge anders sehen als unsere Augen. Er hob seine Augen auf – seine Augen sehen diese Menschen anders und durchdringender als wir.
Sehen Sie, die Jünger sahen nur und dachten: Das gibt eine imponierende Massenversammlung, ganz groß, ganz groß. Aber Jesus hob seine Augen auf und sah diese Menschen als einzelne. Jeden in seiner Not, jeden mit seinen ungelöschten Fragen und Problemen, jeden mit seinem speziellen Elend. So sieht Jesus, der jetzt unter uns steht. Er sieht nicht eine große Versammlung, er sieht den Einzelnen.
Es hat keinen Wert, dem Herrn Jesus etwas vorzumachen. „Ich bin gut und ich bin recht“ – ach, das dumme Zeug. Es hat keinen Sinn, vor Jesus anzugeben. Sie können überall angeben, bei Jesus nicht. Er sieht nur Ihre Nöte, Ihre Sünde, Ihre Schuld, Ihre Unruhe, Ihre Friedelosigkeit. Er sieht hinter die Kulissen.
Er hob die Augen auf. Und sehen Sie, so sah Jesus nun dieses anströmende Volk. Da sah er als Erstes: Das sind Arme, Hungrige, einfach unterernährte Leute, hungrige Menschen, armes Volk. Die römische Misswirtschaft hat dazu geführt, dass sie nicht mehr satt werden.
Darf ich einmal darauf hinweisen: Was ist das schön, dass dieses elende Volk in Scharen strömt zu dem, den Gott in diese Welt gegeben hat als Erlöser und Heiland, als Friedefürst und Seligmacher. In Scharen strömen sie zu Jesus.
Wie wünschte ich mir das für unsere Stadt, und wie wünschte ich mir das für unser Volk, wenn morgen die Menschen hier, die jungen Leute, zum Tennisplatz strömen würden. Wenn wir an schlecht gehen, wir wieder in den Abgrund fallen, Gott verachten – wie sehne ich mich für unser Volk, dass einmal eine Erweckung käme und die Menschen zu Tausenden zu Jesus strömen aus ihrer Not heraus.
Wir singen so gern das Lied im Weigelhaus: „Wenn Gottes Winde wehen vom Thron der Herrlichkeit und durch die Lande gehen, dann ist es selige Zeit. Wenn Scharen armer Sünder entfliehen der ewigen Glut, dann jauchzen Gottes Kinder hoch auf vor Gutmut.“
Ja, nun hob Jesus die Augen auf und sah sie kommen. Aber, meine Freunde, nun entsteht hier eine merkwürdige Lage.
Verwechseln Sie das nicht mit der anderen Speisungsgeschichte von 4000, wo Jesus am Ende eines langen Tages sie speiste. Hier ist es so: Die Menschen strömen heran, und Jesus sieht sie so hungrig und weiß: Die führt mir der Vater jetzt zu, nicht nur dass ich zu ihm predige, sondern als Tischgäste, als meine Tischgäste.
Fünftausend Gäste unerwartet ins Haus – das ist eine Menge, nicht? Sehen Sie, ich muss hier mal ein ganz dummes Beispiel bringen. Ich bin ein Mensch, der sehr wenig vom Haushalt versteht. Ich kann Kaffee kochen, aber damit hat es sich, glaube ich, ungefähr. Und das ist noch fragwürdig. Außerdem bin ich sehr vergesslich.
Diese beiden Dinge haben oft dazu geführt, dass ich Leute zum Mittagessen einlud, zum Beispiel junge Studenten auf der Durchreise, und vergaß, das meiner Frau zu sagen. Da wird sie schon gehen. Und dann kam plötzlich mittags eine ganze Truppe Leute, so unerwartet, und da muss eine Hausfrau natürlich ziemlich improvisieren können, um so unerwartete Tischgäste satt zu machen.
So, da kann ich mir vorstellen, wie das war: Der Vater führt dem Herrn Jesus fünftausend an den Tisch. Aber da war keine geschickte Hausfrau, die improvisieren konnte. Und außerdem fünftausend – da wäre jede Hausfrau daran erlegen, nicht? Da wäre Otto Blau daran erlegen, fünftausend Einschlag, ja? Das war eine tolle Situation.
Jesus hob die Augen auf und sah fünftausend Menschen kommen. Und da wandte er sich an Philippus und fragte leise: „Philippus, was jetzt? Wo kaufen wir Brot, dass diese fünftausend essen?“
Der Herr Jesus stellt sich ratlos. Wie ein Lehrer, ich glaube, das macht ein Lehrer so ab und zu, dass er mal tut, als wenn er es selber nicht wüsste, und fragt die Kinder: „Mach mir doch mal so, ja, wisst ihr es?“ So, der Herr Jesus weiß genau, was er tun will, wissen Sie, aber er stellt sich jetzt wie so ein Lehrer.
Philippus, was machen wir? Ich frage mich, warum fragt der Herr Jesus ausgerechnet den Philippus? Ich kann nur antworten: Weil der jetzt dran ist. Philippus soll jetzt das göttliche Einmaleins lernen. Philippus wird aufgerufen, er soll das geistliche Rechnen lernen. Er hat noch keine Ahnung davon.
Das natürliche Rechnen beherrscht er großmächtig, und darum gibt er eine sehr vernünftige Antwort: „Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug, dass jeder ein Bissen kriegt.“
Ich habe mich gefragt, wissen Sie, ich lache mich lange mit so einem Textrom die ganze Woche durch: Wie kam da Philippus ausgerechnet auf die Zahl zweihundert Groschen? Hätte ja auch dreihundert Groschen oder was sagen können? Wie kommt er ausgerechnet auf die Zahl?
Erlauben Sie mir, dass ich meine Gedanken dazu mal sage. Also, ich gebe zu, ich lasse meine Phantasie ein bisschen walten, aber so wird es gewesen sein:
„Woher nehmen wir Brot?“ fragt Jesus. Und da tut doch Philippus das, was man in so einem Fall tut: Er schaut dem Portmann hinterher. Das heißt in diesem Falle, er fragt den Kassierer des Jüngervereins, das war der Judas bekanntlich: „Judas, wie viel ist in der Kasse?“
Und Judas antwortet: „200 Groschen.“ Das steht im Griechischen Denar. Auch die Gelehrten sind sich ganz einig, ob es ein Silberdenar ist, ein römischer oder griechischer. Also ist das eine Summe zwischen 140 und 200 Mark. Das kommt sich so schrecklich vor, nicht?
Für damalige Zeit war es eine große Summe. Denken Sie an die Geschichte vom Weingärtner, da hören wir, dass ein Denar ein Tagelohn für einen Arbeiter im Weinwerk war, für eine harte Arbeit. Zweihundert Denare, das waren also das Geld für zweihundert Arbeitstage, eine ganze Menge.
Und wie der Judas sagt, Philippus, „großen zweihundert Denare“, da hat Philippus gedacht: „Fündlich, dass wir gerade heute so viel Geld haben.“ Und dann überschlägt er: Wie viele Leute sind denn das? Fünftausend? Nein, das reicht nicht. Nein, das reicht nicht.
Und dann kommt seine Antwort: „Zweihundert Groschen reicht nicht, dass jeder ein Bissen kriegt.“
Und sehen Sie, hinter dieser Antwort steht also ein Mann, der rechnen kann, der das Rechnen gelernt hat, der fünf Menschen über den Daumen peilen kann, der überschlagen kann, wie viel er braucht und wie viel Brot und so.
Das natürliche Rechnen kann er, so wie Sie es alle auch ausgezeichnet können. Und mit seiner natürlichen Rechnerei ist Philippus jetzt festgefahren, festgefahren. Da bleiben sie alle hungrig und gesehen nichts. So wie wir mit unseren natürlichen Rechnungen permanent auch festfahren.
Das göttliche Rechnen als neue Dimension
So, das war der erste Teil. Natürlich kann er rechnen. Und jetzt kommt der zweite Teil. Den überschreiben wir – und jetzt lernt er das göttliche Rechnen. Jetzt lernt er das göttliche Rechnen.
Ich wünsche uns, dass wir es auch lernen: das göttliche Rechnen. Am Schluss der Geschichte heißt es: „Und sie aßen und wurden alle satt.“ So, obwohl zweihundert Groschen nicht reichten, aßen sie und wurden alle satt.
Ich denke, Sie kennen die Geschichte. Wenn nicht, dann schämen Sie sich ein wenig. Denn der Herr Andreas kommt und sagt: „Herr Jesus, unsere Vorräte reichen nicht einmal für zwei Mahlzeiten. Da sind gerade fünf Brötchen und zwei Fischchen.“ Zwei Heringe würden wir sagen – es waren ja kaum Waldfische. Zwei Heringe.
Und Sie kennen die Geschichte, wie Jesus dieses Wenige in die Hand nimmt, dem Vater dankt und es durch die Jünger an das Volk austeilt. Eine wundervolle Szene, wie Jesus Speise spendet.
Dann geschieht es: Sie werden alle satt. Und sie hoben die übrigen Brocken auf – zwölf Körbe voll. Meine Freunde, hier lernt doch Philippus das geistliche Rechnen.
Soll ich mit einem Satz sagen, was es ist? Geistlich rechnend heißt, dass man zu seinem Wenigen, zu den fünf Brötchen und zwei Heringen, die Kraft des lebendigen Gottes dazurechnet, die in dem Sohn Jesus Christus zu uns gekommen ist – so, wie sie uns geschenkt worden ist.
Das gibt wunderbare Resultate. Zum vorhandenen Plus Jesus, die Kraft Gottes – in ihm ist die ganze Kraft Gottes zu uns gekommen. Fünf Brote, zwei Fische, die durch die Hand Jesu gehen, geben nach dem göttlichen Einmaleins Speise für fünftausend Menschen. Nach dem irdischen Einmaleins konnte gerade ein stabiler Mann davon satt werden. Nach dem göttlichen Einmaleins plus Jesus gibt es Speise für fünftausend.
Und meine Freunde, das ist keine Theorie, das ist in den Hungerjahren von gläubigen Christen geübt worden. Oh, die Welt verzehrte, waren sie ruhig und leise. Ich vergesse nicht, wie ich meine Schwester mal besuchte mit ihren heranwachsenden Söhnen, alle so Kerle.
Er stand auf dem Tisch, und nach dem Krieg, wissen Sie, in der Hungerzeit, gab es ein mehr als kärgliches Mahl. Und ich war noch dazugekommen. Dann sangen sie schöne Liederverse:
„Wenn wir von Tag zu Tag, was da ist, überschlagen und rechnen, dann sind wir im Gedränge.
Doch wenn wir voll Vertrauen auf seine Hände schauen,
so nähert uns allerwegen doch ein geheimer Segen.“
Und dann wurden alle satt. Sie aßen und wurden alle satt.
Sehen Sie, meine Freunde, das heißt göttlich rechnen: Zum Vorhandenen die Kraft Gottes, die in Jesus geschenkt ist, dazuzurechnen. Das gilt im Leben von gläubigen Christen nicht nur fürs Brot, sondern für alle Gebiete des Lebens.
Ach, ich kann das jetzt nur skizzieren. Es kommt manchmal nicht so ganz heraus, aber ich hoffe, Sie verstehen es. Ich will ein paar Bilder zeigen, was göttlich Rechnen heißt für alle Gebiete des Lebens.
Also, da ist ein gläubiger Christ. Er steht vor großen Aufgaben. Nun rechnet er sich aus: Die Kraft reicht nicht, gar nicht mehr. Oh, wie oft geht das wohl aus Herzen: „Ich kann nicht mehr.“
Und dann hört man das Wort: „Die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler.“ Man tut zu der Kraft von den fünf Broten und zwei Fischen, die man selber noch hat, dem Herrn Jesus, dem Gott, seine ganze Kraft schenken – und es geht alles gut. Es reicht übermäßig.
Oder ein anderes Beispiel: Da ist ein Mensch verstrickt in böse Dinge. Etwa – ich denke so an Zachäus in der Bibel. Kennen Sie die Geschichte? Zachäus, in bösen Geschichten verstrickt, will heraus, fühlt sich anders, er kann nicht mehr. Er hat sich reingeritten in Sünde, er kann wohl noch weitermachen auf dem Weg.
Und dann hört er dieses Wort: „Die auf den Herrn Jesus harren, das heißt auf ihn sehen, wie ihn Schütze, der zielt.“ So steht das Wort da: „Die auf Jesus sahen, kriegen neue Kraft.“ Er schaut auf den Mann am Kreuz, sieht die Kraft dieser Erlösung, rechnet zu seinem armseligen Bisschen dazu. Das verschwindet dann völlig, die Ketten zerreißen, und er kann neu anfangen.
Ich wünsche, das wird erlebt unter uns. Gute Vorsätze, wie: „Ich habe den Weg zur Hölle gepflastert, mit Glauben ist der Weg zum Himmel gepflastert.“
Ich will ein anderes Beispiel sagen: Sehen Sie, da fällt er beinahe ganz um. Da hängt der Übeltäter am Kreuz, Sie kennen die Geschichte. Nun macht er eine natürliche Rechnung auf: Ein Leben mit lauter Übertretungen der Gebote Gottes.
„Jetzt gehe ich vor den heiligen Gott, der wird richten.“ Das bestreitet man nur, solange man nicht am Tor des Todes steht. Da weiß man es, da weiß man es: Es gibt Recht. Da hört es auf mit der Selbstgerechtigkeit. Ein Leben in Schuld – und der heilige Gott rechnet natürlich.
„Ich bin verloren.“ Und da fängt dieser Übeltäter in den letzten zehn Minuten seines Lebens eine göttliche Rechnerei an, das göttliche Einmaleins. Er nimmt zu seiner Sünde – mehr nicht, das sind seine Fische – hinzu die Gerechtigkeit, die der Sohn Gottes am Kreuz erworben hat.
„Herr, gedenke an mich, ich glaube an dich.“ Er nimmt die Erlösung Jesu dazu und siehe da: Seine Fische und Brote sind überhaupt nicht mehr da. So heißt es im Heidelberger Katechismus: Als wäre nie eine Sünde begangen noch gehabt, weil er diese Wohltat mit gläubigem Herzen annimmt. Nur noch Gerechtigkeit vor Gott hat.
Das heißt göttlich rechnen.
Ich kenne so viele Christen unter uns, die haben im Christentum angefangen, aber sie haben so viel eigenes Kämpfen reingebracht. Dann sind sie einmal müde: „I can not more.“ Sie haben keine Kraft mehr zum Beten, keine Kraft mehr zum Bibellesen. „Ich bin so müde.“
Ich bestreite nichts, aber ich habe auch nichts. Oh, da heißt es, das göttliche Einmaleins lernen: Auf den Mann am Kreuz sehen und zu all meinem bisschen letzten Glaubensfünkchen sein Heil dazunehmen. „Welch auf ihn sehen, die werden erquicket.“
Da steht man auf, da wandelt man.
Sehen Sie, das heißt göttlich rechnen. Sie verstehen: Zu unserem armen Vorhandenen die Kraft Gottes in Jesus dazunehmen.
Als Jesus die Leute speiste, da haben die fünf Brote und zwei Fische dann gar keine Rolle mehr gespielt. So geht es dann schließlich auch, dass am Schluss heißt: „Nichts habe ich zu bringen, alles, Herr, bist du.“
So möchte ich sagen: Geistlich rechnen heißt, auf die große Kraft der Erlösung in Jesus zu sehen.
Das gesegnete Leben als Ziel geistlichen Rechnens
Lassen Sie mich noch kurz das Letzte sagen. Philippus lernt geistlich rechnen. Natürlich konnte er schon normal rechnen, aber nun lernt er geistlich rechnen.
Ich möchte das Letzte mit dem Titel „Ein gesegnetes Leben“ überschreiben. Ein gesegnetes Leben – sehen Sie, es ist heute so üblich geworden, dass man sich bei Geburtstagen, Hochzeiten oder Jubiläen – beim sechzehnten, fünfundsechsten, zweiundsiebzigsten und so weiter – Gottes Segen wünscht. Heutzutage feiert man ja auch für jedes Jahr ein Jubiläum, zum Beispiel den 83., 84. Geburtstag usw.
Bei solchen Anlässen wünscht man sich oft „Gottes Segen“. Ich habe jedoch oft den Verdacht, dass das eine tote Formel ist. Wenn mir Leute das sagen, möchte ich manchmal fragen: „Was ist das? Was verstehen Sie darunter?“ Ich fürchte, dass es oft einfach nur eine leere Floskel ist.
Aber wir sollten keine toten Formeln verwenden. Hinter dem Satz „Gottes Segen“ steckt etwas. Und wir sollten uns etwas dabei denken. Was ist denn ein gesegnetes Leben? Was heißt das überhaupt?
Sehen Sie, das können Sie am Beispiel von Philippus lernen. Ich könnte einfach sagen: Gesegnet lebt der, der geistlich rechnen kann. Ich sehe im Geist, wie Philippus, der vorher sagte: „Unser ganzes Geld reichte nicht“, jetzt mit Brot und Fisch in der Hand durch die Menge eilt und die Hungrigen speist und austeilt.
Ich sehe im Geist – ich habe so eine Phantasie – nicht wie ein Mann, der sich den Mund voll stopft und schmaust, während Philippus ihm zuruft: „Ihr habt es aber dicke, ihr seid reiche Leute, fünftausend Leute zu versorgen, das müsst ihr doch haben!“ Aber Philippus sagt: „Mann, denk dir, ich bin so arm wie du. Aber ich habe einen reichen Herrn, und zu meinem Bisschen kam er dazu. Jetzt teilen wir aus, als wären wir Millionäre.“
Und ich denke mir, das heißt: gesegnet leben. Sich von Jesus, trotz aller eigenen Armseligkeit, so beschenken lassen, dass man anderen weitergeben kann. Dass ein schwermütiges Herz von Jesus so viel Freude geschenkt bekommt, dass die ganze Familie davon profitiert. Dass eine launische Frau, die bisher mit ihrer Migräne die ganze Familie auf die Palme brachte, von Jesus so viel Kraft geschenkt bekommt, dass sie die Familie mit fröhlichem Lebensmut ansteckt.
Dass ein Mensch, der bisher an seinem Arbeitsplatz in einer schmutzigen Welt standhaft bleiben musste, von Jesus eine solche Kraft der Reinheit geschenkt bekommt, dass das von ihm ausstrahlt. Und er dieser gebundenen Welt etwas von der Freiheit in Jesus Christus weitergeben kann.
Das heißt gesegnet leben: sich von Jesus so beschenken lassen, dass man zu seiner Armut etwas dazutun kann, um anderen auszuteilen und sie reich zu machen.
Meine Freunde, wer geistlich rechnen lernt, der sieht nicht mehr auf seine Armut, seine Krankheit, seine Schwachheit, seine Sünde, seine Ohnmacht oder seine Nöte. Er rechnet mit diesem Heiland, der am Kreuz starb, begraben wurde und von den Toten auferstand. Und er hat so viel Reichtum, dass er anderen weitergeben kann. So dreht sich das Leben nicht mehr nur um sich selbst.
Das fehlt uns allen sehr, nicht wahr? Aber wir wollen das mitnehmen: Göttlich rechnen macht reich, überreich und glücklich.
Lassen Sie uns beten: Herr, unser Heiland, wir danken Dir, dass Du derselbe bist wie vor zweitausend Jahren. So wie Du Philippus in die Schule genommen hast, damit er geistlich rechnen lernte, lehre auch uns dieses göttliche Einmaleins.