Einleitung
Die Grusslisten in den Briefen überlesen wir gerne, weil sie uns unbedeutend scheinen. Wir kennen die Leute nicht persönlich. Es werden keine Probleme behandelt, die uns interessieren würden. Doch wenn man sich in die Grüsse und die letzten Worte eines Briefes vertieft, bekommt man einen kleinen Einblick hinter die Kulissen. So wollen wir uns heute mit drei Leuten aus dem nächsten Umfeld von Paulus beschäftigen. Einen werden wir besonders genau betrachten.
Es grüsst euch Aristarch, der mit mir im Gefängnis ist, ebenso Markus, der Vetter von Barnabas. Seinetwegen habe ich euch ja schon Anweisungen gegeben. Nehmt ihn freundlich auf, wenn er zu euch kommt! (Kol 4,10) Auch Jesus mit dem Beinamen Justus lässt euch grüssen. Diese drei sind die einzigen aus dem Judentum, die noch mit mir zusammen für die Aufrichtung der Herrschaft Gottes arbeiten. Sie sind mir ein wirklicher Trost geworden. (Kol 4,11)
I. Ein kleiner Trost
Paulus fasst hier die Grüsse von drei Männern zusammen. Männer, die für ihn eine ganz besondere Bedeutung hatten. Sie sind ihm ein Trost geworden. Es handelt sich um Aristarch, Markus und Jesus mit dem Beinamen Justus. Über diesen Justus wissen wir gar nichts, ausser, dass er ein Jude war. Aristarch begegnet uns öfters in der Bibel. Er lebte in Mazedonien in der Stadt Thessalonich und war ein treuer Begleiter von Paulus. Unerschrocken hielt er durch alle Unannehmlichkeiten zu Paulus. Beim grossen Aufstand gegen die Christen in Ephesus, wurde Aristarch mit Gajus zusammen zum Theater geschleppt (Apg.19,29). Und selbst als Paulus zur Gerichtsverhandlung nach Rom spediert wurde, begleitete ihn Aristarch. Aristarch hatte mit Markus und Justus eines gemeinsam: Sie alle waren Juden. Juden die Christen geworden waren.
Paulus litt darunter, dass so wenig Juden Jesus als Retter anerkannten, er schrieb den Römern: Was ich jetzt sage, sage ich in der Gegenwart Christi. Mein Gewissen bezeugt mir, und der Heilige Geist bestätigt mir, dass es die Wahrheit ist und dass ich nicht übertreibe: Der Gedanke an die Angehörigen meines Volkes, an meine Brüder, mit denen mich die gemeinsame Herkunft verbindet, erfüllt mein Herz mit tiefer Traurigkeit. Ihretwegen bin ich in ständiger innerer Not; ich wäre sogar bereit, für sie ein Verfluchter zu sein, ausgestossen aus der Gemeinschaft mit Christus. Röm.9,1-3. Diese drei sind für Paulus ein Zeugnis, dass Gott sein Volk nicht verstossen hat. Wie wichtig ihm das war zeigt sein Bemerkung gegenüber den Christen in Rom. Was will ich damit sagen? Hat Gott sein Volk etwa verstossen? Niemals! Ich bin ja selbst ein Israelit, ein Nachkomme Abrahams aus dem Stamm Benjamin. Rö.11,1. So war für Paulus jeder Jude, der Christ wurde ein Beweis dafür, dass Gott sein Volk Israel nicht verworfen hat. Auch wenn zur Zeit mehr Heiden dem Ruf Gottes folge leisten als Juden. So sind sie ihm ein Trost geworden.
Paulus musste sogar unter den Judenchristen kämpfen. Viele waren seinen Überzeugungen bezüglich der Heiden skeptisch. Und was Paulus verkündigte war für ein Jude auch nicht ganz leicht anzuerkennen. Denn seine Überzeugung war sehr radikal: Denn mit Christus ist das Ziel erreicht, um das es im Gesetz geht: Jeder, der an ihn glaubt, wird für gerecht erklärt. Rö.10,4. So haben die jüdischen Gesetze keine Bedeutung mehr für die Rettung des Menschen. Die Beschneidung wird überflüssig und vieles andere mehr. Paulus, der aus seiner jüdischen Karriere viel vorzuweisen hätte, sagt über seine vermeintlichen Verdienste: Ich betrachte überhaupt alles andere als Verlust im Vergleich mit dem überwältigenden Gewinn, dass ich Jesus Christus als meinen Herrn kenne. Durch ihn hat für mich alles andere seinen Wert verloren, ja, ich halte es für blossen Dreck. Nur noch Christus besitzt für mich einen Wert. (Phil 3,8)
Der Zugang zu Gott ist nun durch den Glauben an Jesus geöffnet. Es zählen für die Rettung keine religiösen Werke. Wenn hingegen jemand, ohne irgendwelche Leistungen vorweisen zu können, sein Vertrauen auf Gott setzt, wird sein Glaube ihm als Gerechtigkeit angerechnet, denn er vertraut auf den, der uns trotz all unserer Gottlosigkeit für gerecht erklärt. Rö.4,5. Das ist die frohe Botschaft für uns Heiden!
II. Gelebte Gnade
Markus gehörte auch zu den drei Juden, die mit Paulus waren. Dass Markus hier bei Paulus ist, erstaunt, wenn man seine Geschichte kennt. Markus war eigentlich ein Beiname. Er hiess auch noch Johannes. Ein Vetter von Barnabas und der Sohn von Maria, die in Jerusalem ein offenes Haus für die Christen hatte. Als Petrus im Gefängnis sass, versammelten sich die Christen in ihrem Haus, um für Petrus zu beten und Petrus ging nach seiner Befreiung zu dem Haus dieser Maria. Als ihm das klargeworden war, ging er zu dem Haus, das Maria gehörte, der Mutter von Johannes mit dem Beinamen Markus. Dort waren viele Christen versammelt und beteten immer noch für seine Freilassung. (Apg 12,12)Markus begleitete Paulus und Barnabas auf der ersten Missionsreise. Nachdem Barnabas und Saulus die Geldspende in Jerusalem übergeben hatten, kehrten sie nach Antiochia zurück. Sie brachten Johannes mit dem Beinamen Markus aus Jerusalem mit. (Apg 12,25) Als sie in die Stadt Salamis kamen, verkündeten sie die Botschaft Gottes in den jüdischen Synagogen. Als Helfer hatten sie noch Johannes Markus bei sich. (Apg 13,5)
Doch Markus hielt nicht die ganze Reise durch. Bereits in Paphos, als die anderen weiter nach Perge reisten, hatte er sie Richtung Jerusalem verlassen. Was ihn dazu bewogen hatte, wissen wir leider nicht. Paulus und seine Begleiter bestiegen in Paphos ein Schiff und fuhren nach Perge in Pamphylien. Dort trennte sich Johannes Markus von ihnen und kehrte nach Jerusalem zurück. (Apg 13,13)Eins wissen wir aber ganz gewiss. Paulus war alles andere als begeistert über sein Verhalten. Deswegen entbrannte zwischen Barnabas und Paulus ein heftiger Streit. Barnabas wollte Johannes Markus mitnehmen, (Apg 15,37) aber Paulus lehnte es ab, noch einmal mit ihm zusammenzuarbeiten; denn er hatte sie auf der vorhergehenden Reise in Pamphylien im Stich gelassen und die Zusammenarbeit abgebrochen. (Apg 15,38) Es kam zu einer heftigen Auseinandersetzung, und Paulus und Barnabas trennten sich. Barnabas fuhr mit Markus nach Zypern,(Apg 15,39)Denn Barnabas wollte Markus mit auf die zweite Missionsreise nehmen, aber Paulus weigerte sich. Der Streit artete so aus, dass sich Barnabas von Paulus trennte und mit Markus nach Zypern reiste.
Und jetzt, plötzlich erscheint dieser Markus wieder als ein Begleiter des Paulus. Was ist da wohl geschehen? Leider wissen wir das nicht genau. Aber eines können wir daraus erkennen: Es fand eine Versöhnung statt. Für Paulus war Markus nicht total abgeschrieben. In einem letzten Brief bittet Paulus Timotheus: Nur Lukas ist noch bei mir. Bring Markus mit; er kann mir gute Dienste leisten. (2.Tim 4,11)Die Skepsis gegenüber Markus ist einer hohen Wertschätzung gewichen.
Wir sehen hier die Früchte des Heiligen Geistes, Der Geist Gottes dagegen lässt als Frucht eine Fülle von Gutem wachsen, nämlich: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte, Treue, (Gal 5,22) Bescheidenheit und Selbstbeherrschung. Gegen all dies hat das Gesetz nichts einzuwenden.(Gal 5,23)Diese Gesinnung , die der Heilige Geist in uns wirkt, lässt uns Nachsichtig und macht uns zu versöhnlichen Menschen, die einem anderen wieder eine Chance geben. Es gibt Situationen, wo Massnahmen nötig und wichtig sind. Aber es muss auch der Punkt kommen, wo man einmal einen Strich unter eine Sache zieht und einem wieder eine echte Chance gibt. In diesem sagt Paulus den Korinthern in einem konkreten Fall: Jetzt ist es an der Zeit, dass ihr ihm verzeiht und ihn ermutigt, damit er nicht in Verzweiflung getrieben wird. (2.Kor 2,7) Ich bitte euch also: Beschliesst, ihn wieder in Liebe anzunehmen!(2.Kor 2,8)Wenn wir das nicht tun, dienen wir schlussendlich nicht Gott, sondern dem Teufel. Deshalb sagt Paulus: Der Satan soll uns nicht überlisten. Wir wissen doch genau, was für Absichten er verfolgt! (2.Kor 2,11)
- Noch ein persönliches Wort und Edith und Francisco Ramirez.
Schluss
Die Liebe ist geduldig und gütig... (1.Kor 13,4) Sie ... trägt das Böse nicht nach. (1.Kor 13,5) Die Liebe ... freut sich mit, wenn jemand das Rechte tut. (1.Kor 13,6)