Dass wir das Ziel unseres Lebens wieder klar sehen. Darum soll es heute gehen.
Ich möchte Sie alle herzlich zu unserem Gottesdienst mit dem Wort begrüßen.
Nicht dass ich es schon ergriffen habe oder vollkommen sei, ich jage ihm aber nach. Ich vergesse, was dahinten liegt, und strecke mich aus nach dem, was vor mir liegt.
Ich jage nach dem vorgesteckten Ziel, dem Siegespreis der himmlischen Berufung Gottes in Christus Jesus.
Gemeinsamer Beginn mit Lied und Gebet
Wir wollen jetzt gemeinsam ein Lied singen. Es ist ein altes Lied, aber ich finde es besonders schön, dass bei solchen Liedern oft fünfzehn Generationen mitgesungen haben. Dieses Lied stammt von einem Königsberger Pastor, der es seiner Gemeinde bei seiner Amtseinführung vorgestellt hat. Sein Name ist Georg Weisel.
Er sagt: „Es gibt in all den Lebenszielen nur eins – Suche Jesus Christus, da ist Leben, sonst nirgendwo.“
Wir singen nun „Suche, wer da will ein anderes Ziel“, Liednummer 346, alle fünf Verse.
Lasst uns beten:
Du, Jesus Christus, suchst uns heute Morgen, und wir haben Dich so oft auf der Seite stehen lassen. Wir haben vieles selbst in die Hand genommen, ohne Dich, und Dein Wort verworfen oder einfach beiseitegeschoben.
Wir danken Dir, dass wir jetzt wieder zu Dir kommen dürfen, zur Quelle des Lebens.
Du siehst jeden von uns, was uns bewegt und was uns betrügt, was uns Angst und Sorgen macht. Du siehst aber auch die Last der vergangenen Schuld, mit der wir nicht fertig werden.
Wir können das alles jetzt nur vor Dir bekennen, und ich bitte Dich, dass Du uns freimachst.
Wecke in uns die erste Liebe zu Dir und hilf auch, dass jeder von uns seinen Lebensweg wieder ganz klar sieht – Deine Führung, das, was morgen dran ist.
Wir bitten Dich um Dein Reden.
Und wir wollen Dir jetzt in der Stille alles bringen, was uns betrügt.
Wenn wir gleich Leib und Seele verschmachten, so bist Du doch allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Amen!
Zeugnisse aus dem Auslandseinsatz und Gottes Wirken
Nach dem ersten Lied des Jugendkurses erzählt uns Frau Roswithafett, die ein paar Monate an der Janschi-Universität studiert hat. Der Rektor dieser Universität hat vor einigen Monaten hier gesprochen. Er berichtete von den Geschehnissen an der nordkoreanischen Grenze. Doch zunächst hören wir den Jugendchor.
„Ja, als seine Kinder“, ruft er uns zu. So ging es mir auch vor etwa einem Jahr. Damals saß ich oben und der Chefbuch erzählte, dass an einer wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät in China Dozenten gesucht werden. Da ich gerade mitten in meinem Studium war und auch Zeit für ein Auslandspraktikum hatte, war für mich klar: Gott will dich dort haben.
Ich wurde sehr unruhig und konnte der restlichen Predigt kaum folgen, weil ich wusste, dass Gott mich ruft und möchte, dass ich gehe. So bin ich im Herbst letzten Jahres zur Unterstützung dorthin gegangen. Der Dozent vor Ort hat mich begleitet.
Ich möchte jetzt von zwei Beispielen aus dem Team dort erzählen. Es ist ein internationales Team, mit vielen Amerikanern, Koreanern und auch Deutschen. Dort habe ich erlebt, wie Gott mir sehr groß geworden ist und ich ihn ganz neu erfahren durfte.
Das erste Beispiel ist eine junge Familie Anfang 30. Sie haben einen zweijährigen Sohn. Vor einem Jahr erfuhren die Amerikaner, dass sie nun ausreisen dürfen nach Asien. Ihr lang ersehntes Ziel stand vor Augen.
Ein oder zwei Wochen später stellte die Frau fest, dass sie erneut schwanger ist. Nun stand die Frage im Raum: Soll sie die Schwangerschaft in Amerika austragen oder mit der Familie nach Asien gehen? Ihr Ziel war jedoch klar: Sie wollten Gottes Willen folgen. Und dieser war, dass sie nach China gehen.
Das erste halbe Jahr verbrachten sie in Peking in einer Sprachschule. Schon dort begann die Schwangerschaft schwierig zu werden. Die Frau bekam eine Virusinfektion, und die Situation sah nicht gut aus.
Für die Vorsorgeuntersuchung entschieden sie sich für ein internationales Krankenhaus, da sie dort die beste Versorgung erwarteten. Im achten Monat, zwei Tage vor der Weiterreise in den Norden Chinas, fand die letzte Untersuchung statt. Auf dem Ultraschall sagte der Arzt, dass das Kind schwere Missbildungen habe. Er riet, entweder sofort nach Hause zu gehen oder zumindest in Peking zu bleiben. Eine Weiterreise in die nördliche Provinz sei ausgeschlossen.
Was tun? Was ist Gottes Wille? Warum lässt Gott so etwas zu? Sie beteten viel und entschieden sich, eine zweite Meinung einzuholen und ein chinesisches Krankenhaus aufzusuchen.
Dort angekommen, erlebten sie eine Überraschung. Normalerweise dauert es in China lange, bis man einen Termin bekommt. Doch die Türen standen offen, und sie konnten sofort einen Termin wahrnehmen.
Das Krankenhaus verfügte über das beste Ultraschallgerät in ganz China. Der Arzt sagte, er sehe nichts Auffälliges. Das Kind sei gesund.
So ging es für die Familie in den Norden Chinas. Die Frau war noch nie in Asien gewesen und wusste nicht, wie das Leben in der Provinz aussieht. Man muss sagen, Peking und die Provinz sind zwei völlig verschiedene Welten.
Der Geburtstermin kam, und sie wollte ins Krankenhaus gehen. Sie nahm eine Freundin mit, eine amerikanische Krankenschwester. Doch es gab weder Arzt noch Hebamme vor Ort.
Die Geburt verlief einigermaßen gut, doch dann wurde die Frau ohnmächtig. Ihr Mann dachte, sie sei gestorben. Sie fing an zu weinen, was für die chinesischen Menschen, die rundherum standen, unbegreiflich war. Wie konnte ein Mann um seine Frau weinen? Dieses Verhalten war vielleicht auch ein gutes Zeugnis für die Menschen dort.
Die Frau kam wieder zu sich, und das Kind wurde geboren. Es gab nichts, um das Kind einzuwickeln. Später wurde klar, warum keine einzige chinesische Frau in diesem Krankenhaus entbindet: Sie ziehen es vor, zu Hause zu gebären.
Wenn man dann das gesunde und muntere Kind in den Armen hält, kann man kaum noch an Gottes Güte und Größe zweifeln.
Das zweite Beispiel ist ein Ehepaar, George und Sally, ebenfalls Anfang 30, keineswegs Rentner. George hatte im letzten Jahr eine Prostata-Operation. Er sagte: Wenn du mir noch einmal Gesundheit schenkst, möchte ich für ein halbes Jahr nach China gehen und dort Englisch unterrichten.
Gott schenkte ihm die Gesundheit, und sie waren wirklich frohen Mutes. Trotz aller widrigen Umstände konnten sie dort viel leisten.
Eines Tages begann ein Lymphknoten bei George zu schwellen. Es war eine schwere Schwellung, und allen Umstehenden war klar, dass sich eine Metastase gebildet hatte. Die Frage war: Warum gerade er, wo er doch so viel wirken könnte?
Natürlich gab es in diesem Ort keinen Krebsspezialisten. Nach der vorherigen Geschichte war das fast klar.
Er fand schließlich jemanden, der eine Biopsie machen konnte. Die Werte schickte er zu seinem behandelnden Arzt in Amerika. Dann folgten bange Tage des Wartens.
George baute uns eher auf als wir ihn. Er sagte: Wenn das Ergebnis kommt, machen wir ein großes Fest. Und wenn es schlecht ist, feiern wir trotzdem.
Eines Nachts kam dann tatsächlich der Anruf: Kein Krebs.
Solche kleinen Beispiele haben mich gelehrt, wie Gott für uns sorgen kann, wenn wir ihm einfach die Chance dazu geben.
Wir planen oft alles selbst und sorgen für uns, oder wir wagen gar nicht den Schritt ins Ungewisse – so wie diese Familie. Dadurch erleben wir auch wenig mit Gott.
Was mir auch wichtig wurde: Ich bin noch mitten in meinem Studium und habe noch keinen Abschluss. Doch Gott konnte mich trotzdem gebrauchen. Ich konnte den Studenten dort etwas von meinem Wissen weitergeben. Später habe ich auch noch Englisch und Deutsch unterrichtet, was zwar nicht geplant war, aber Gott hat mir die Gaben dazu geschenkt.
Angesichts der tagespolitischen Diskussionen denke ich: Im Reich Gottes gibt es keine Arbeitslosen.
Gemeinsames Singen und Einführung in den Predigttext
Nach diesen schönen Liedern des Jugendchors wollen wir gemeinsam singen, und zwar aus diesem Liedheft, mit den neuen Liedern Nummer 835. Wir danken euch für 835, „Heute will dich Jesus fragen“. Darin geht es wieder um das Ziel unseres Lebens.
Wir singen alle vier Verse von Lied 835 zur Begleitung des Klaviers. Später wollen wir, wenn ich euch bitten darf, die Orgel noch einmal oben bereit haben, um dieses Lied zu singen, das wir auf dem Zettel haben.
Zwischendurch werde ich den Predigttext verlesen, wenn Sie ihn auch schon zur Hand genommen haben. Der Text lautet: „Ich will streben nach dem Leben.“ Sicher kennen Sie viele vertrottelte Christen, müde und verschlafene.
Wenn wir heute so reden, dass wir auf das Ziel zulaufen, dann stammt das vom Predigttext, über den heute überall in unserer Kirche gepredigt wird. Er steht in 1. Korinther 9, Seite 203 in den Bibeln an Ihren Plätzen, genauer 1. Korinther 9,24-27.
Wisst ihr nicht, dass die Läufer in einem Wettkampf zwar alle laufen, aber nur einer den Siegespreis erhält? Lauft so, dass ihr ihn erlangt! Jeder, der kämpft, enthält sich aller Dinge. Jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.
In Korinth fanden die isthmischen Spiele statt – auch dort gab es nur einen Lorbeerkranz. Doch das war der größte Traum der Menschen, ihn einmal zu tragen. Junge Leute streben nach der Ehre des Lebens: jene nach einem vergänglichen Kranz, wir aber nach einem unvergänglichen.
Ich laufe aber nicht wie aufs Ungewisse, ich kämpfe nicht wie einer, der in die Luft schlägt. Stattdessen bezwinge ich meinen Leib und zähme ihn, damit ich nicht anderen predige und selbst verwerflich werde.
Das Lied, das wir singen, stammt von Philipp Friedrich Hiller und steht auf diesem Blatt. Ich bitte Sie, es einfach mit nach Hause zu nehmen. Schade, dass es in beiden Büchern nicht enthalten ist. Früher wurde es sehr viel gesungen, und in den Gemeinschaften wird es noch häufig gesungen.
Ich wünsche mir, dass Sie es in Ihr Repertoire aufnehmen und liebgewinnen, weil es so viel vom Ringen unseres Lebens und vom Kampf um das Ziel ausdrückt.
Wir singen alle vier Verse.
Das Leben als kostbares Gut und die Suche nach dem Lebenssinn
Bewusst gemacht
Das Kostbarste, was Sie überhaupt haben, ist Ihr Leben. Sie haben nur ein Leben. Und was machen Sie daraus?
Es passiert mir immer wieder, dass ich einen Kugelschreiber verliere. Aber das ist nicht schlimm, denn ich habe noch fünf weitere, die irgendwo herumliegen – auf dem Schreibtisch oder so. Kein Problem, dann nehme ich einfach einen anderen.
Sie haben nur ein Leben. Was machen Sie mit Ihrem einen Leben?
Wenn ich heute Mittag zwei Teller vom Service herunterwerfe, gibt es trotzdem Mittagessen. Meine Frau hat noch ein paar, es sind nicht die einzigen.
Ihr Leben ist so kostbar. Was machen Sie mit Ihrem einen Leben?
Ich bin überzeugt, dass unsere jungen Leute darüber schon oft nachgedacht haben, vielleicht sogar mehr als die Älteren. Die Kranken wissen das: Ich kann mein Leben letztlich nicht absichern. Es ist ja toll, dass wir so großartige Unfallrettung haben – Tatütata, da rasen sie durch die Straßen – aber das ist nur eine kleine Beruhigung. Letztlich können sie mein bedrohtes Leben nicht retten, auch nicht vor der Schwere einer Krankheit!
Manchmal denke ich, ich habe mit meinem Leben gewisse Richtungen eingeschlagen, von denen ich nicht mehr zurückkomme. Bei meinem Auto ist das prima: Als Rückwärtsgang kann ich umdrehen, wenn ich die falsche Straße gefahren bin, und eine andere nehmen. Das kann ich mit meiner Lebensführung nicht tun. Ich bin einen Weg gegangen. Aber man merkt, dass das falsch war. Schwierig, unumkehrbar ist mein Leben.
Und dann wissen alle Leute, dass unser Leben sehr kurz ist, auch wenn es 80 oder 90 Jahre dauert – es ist sehr, sehr kurz. Daher diese Hektik, diese Unruhe. Wir müssen etwas in unser Leben packen, da muss Freude hinein, da muss etwas geschehen, da muss etwas passieren. Ich will mein Leben doch nicht vergeuden, ich will es nutzen.
Aber wie? Was packen Sie in Ihr Leben hinein?
Hochinteressant sind immer wieder die Gespräche mit Menschen. Heute ist das Hauptgefühl und die meist ausgesprochene Antwort: Was ist Dein Lebenssinn, Dein Lebensstil? Jux, Spaß muss machen, ich muss mich wohlfühlen, ich muss mich amüsieren.
Ich weiß immer nicht, ob die Leute, die das so freiweg sagen, nicht selbst spüren: Ist das alles wirklich Dreck? Was ist der wirklich kostbare Wert meines Lebens? Wofür gebrauche ich mein Leben?
Da möchte ich Sie jetzt einfach fragen: Was prägt Ihr Leben? Was prägt Ihr Leben?
Jetzt reden wir nicht mehr zum Fenster hinaus, jetzt geht es um uns. Was prägt Ihr Leben?
So wie Sie heute Morgen hierhergekommen sind: Viele unter Ihnen haben Angst, viele haben Sorgen. Andere ärgern sich grün und blau über Mitmenschen. Einige haben Spannungen, andere sind verbittert wegen ihrer Lebensführung oder weil sie zu kurz gekommen sind. Das prägt uns. Das ist unser Leben.
Wir sind dauernd irgendwo auf der Suche: Wohin geht mein Leben?
Jetzt freue ich mich so, wie Paulus das beschreibt. Er sagt: Wir laufen alle in der Kampfbahn. Wir laufen alle auf der Kampfbahn. Wir haben alle nur ein Leben. Es wäre natürlich schön, wenn man 17 Leben hätte und nach und nach noch einmal von vorne beginnen könnte, mit neuen Erfahrungen.
Wir sind alle auf die Kampfbahn gestellt. Was ist das Ziel, auf das du zuläufst? Was ist das Ziel?
Das Lebensziel im Blick behalten
In den letzten Tagen stand in Zeitungen auf der ganzen Welt eine Geschichte, die ich so kaum je erlebt habe. Egal, ob man in Madagaskar, Taiwan, Costa Rica oder Indonesien Zeitung liest oder das Fernsehen einschaltet – überall wurde von einer Frau berichtet, die im Hochsicherheitstrakt auf ihre Hinrichtung wartet.
Die Menschen waren tief schockiert, wie ein Leben so zerbrechen kann: durch schreckliche Drogen, durch Bann gehalten, stumm für jedes Gefühl. Es ist kaum vorstellbar, wie ein Leben so zerbrechen kann – ohne Liebe, nur noch voller Hass. Können Sie sich vorstellen, dass ein Mensch auf grausame Weise andere tötet und dabei sagt, es habe ihm höchste Lustgefühle bereitet? Das ist die Pervertierung des Menschseins.
Alle Zeitungen, ob in China oder Afrika, berichteten, dass diese Frau plötzlich etwas empfunden hat: die Liebe Jesu. Viele haben darüber gespottet, doch die Frau hat es tatsächlich empfunden – sie, die so stumpf war für alle menschlichen Gefühle. Sie war so erregt darüber, dass der ewige Gott ihr Leben, ihr schreckliches, scheußliches, zerstörtes Leben noch einmal will. Er liebt sie. Jesus beugt sich zu ihr herunter, und selbst die furchtbare Schuld, die Menschen oft nicht vergeben können, will Gott durchstreichen. Er hat sie getragen.
Viele Menschen sahen die beiden Bilder dieser Frau. Sie fragten sich: Sind das wirklich dieselbe Person? Das eine Bild zeigt die Frau gebrochen und voller Angst. Das andere Bild zeigt sie gelöst, frei, zuversichtlich, ohne Angst – selbst angesichts der nahenden Hinrichtung. Sie bittet um Vergebung, um Wahrheit. Wenn das möglich ist, dass ein Leben sich so verändert, wie wäre es dann erst bei uns, deren Leben nicht so durcheinandergeraten ist? Dort ist die Schwierigkeit gar nicht so groß.
Paulus sagt, wir laufen alle auf der Kampfbahn. Aber was ist der Siegespreis? Diese Frau hat ihre Berufung verstanden – fünf Minuten vor zwölf, als ihr Leben fast zu Ende war, hat sie begriffen: Gott hat noch etwas mit mir vor. Der ewige Gott hat noch einmal sein unendliches Erbarmen gezeigt. Wir laufen in der Kampfbahn, aber das Große ist der Siegespreis, dass Gott aus meinem wüsten, zerstörten, schmutzigen Leben etwas ganz Neues macht.
Die Zeit, die dieser Frau noch in der Haft blieb, hat sie genutzt. Sie sagt: Ich möchte auf dieses Ziel zuleben. Ich möchte, dass möglichst viel von der Kraft Christi in meinem Charakter sichtbar wird. Dass mich das umändert, dass die Liebe meine Bosheit besiegt, dass die Güte Jesu mein schlechtes Herz bezwingt und dass alles neu wird. Dass seine Kraft und Stärke in mir herrschen.
Was prägt unser Leben? Wenn Sie an Ihrem Lebensband sind: Sind Sie nur geprägt von den Geschehnissen Ihrer Umwelt? Oder haben Sie auch schon Erlebnisse gehabt wie diese Frau, die Liebe Jesu, die Sie verändert hat?
Nun möchte ich Sie einfach fragen: Was ist Ihr Lebensziel? Wenn ich am Hauptbahnhof bin, wundere ich mich oft. Es gibt zwei Gruppen von Menschen. Die einen gehen rasch mit ihrem Köfferchen oder der Aktenmappe durch die Halle, schauen noch einmal auf die Uhr – sie haben ein Ziel und es eilt. Die anderen stehen oft stundenlang herum. Sie haben kein Ziel, ihnen ist langweilig, sie unterhalten sich mit ein paar Leuten – das sind heimatlose Menschen.
So möchte ich Sie fragen: Haben Sie ein Ziel, wohin Ihr Leben geht? Wofür leben Sie? Jeder Mensch gerät irgendwann in eine tiefe Krise und fragt: Was ist der Sinn meines Lebens? Es wäre dumm, wenn man darüber nicht nachdenkt. In solchen Sinnkrisen verstehe ich gut, wenn Menschen sagen, ihr Leben sei sinnlos, und sie nehmen sich das Leben. Andere verzweifeln, wieder andere fallen in Depressionen.
Ich verstehe das gut: Wenn ich kein Ziel habe, wofür lebe ich? Was ist mein Ziel? Was hat das alles für einen Sinn? Sie schaffen, Sie mühen sich, sind treu und lieb – wofür? Was ist Ihr Lebensziel?
Wir suchen immer wieder Aufgaben. Es kann eine Therapie sein, wenn man einem Kranken sagt: Fang doch an, Briefmarken zu sammeln, damit du ein Ziel hast. Ich habe nichts gegen Briefmarken, ich habe als Kind auch gesammelt. Der eine sammelt Aktien, der andere Ehre, Ämter oder Aufgaben. Alles schön und wichtig.
Aber Sie haben sicher schon gemerkt: Es gibt Größeres. Da gibt es Abstufungen. Ob Sie Briefmarken sammeln oder sagen: Ich sorge für meine Familie – das ist ein größeres Ziel. Oder wenn Sie sagen: Ich kümmere mich um einen kranken Menschen, habe eine Aufgabe, dann gibt das Ihrem Leben Sinn. Oder ich habe jemanden, um den ich mich kümmern muss – das gibt Ihrem Leben Sinn.
Paulus sagt aber, es gibt einen unvergänglichen Siegespreis, etwas, das weit über den Tod hinausreicht. Was ist dieser Siegespreis? Darüber muss man sich klar werden, wenn es um den Wettlauf geht. Was ist der Siegespreis? Dass ich einmal in den Himmel komme, ist schön. Aber noch viel größer ist, dass ich heute Christus gewinne, dass Christus mein ganzes Leben beherrscht – was ich rede, tue und schaffe, von Christus beherrscht wird.
Dass das Wunder, das sich in jener Zelle im Gefängnis ereignet hat, auch bei mir passiert. Dass Jesus mich frei macht von meiner Bitterkeit, meiner Verkrampfung, meiner Bosheit und meiner Sünde. Dass er mich besiegt und aus mir fröhliche Zeugen macht.
Ihr habt doch das alles nicht? Das ist der Siegespreis, den ich gewinnen will, und das macht ein Leben wertvoll. Jeder Tag wird wertvoll. Selbst für die Zuhörer im Altenheim, die kaum noch laufen können und 94 Jahre alt sind, bekommt jeder Tag durch Jesus einen Sinn. Er braucht mich noch in dieser Welt, und ich will mein Leben für ihn füllen.
Man muss dieses Wort zusammen sehen mit dem, was Paulus im Philipperbrief 3 schreibt: Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder vollkommen sei – er, der große Apostel, war es nicht. Er jagt nach und möchte Christus packen, die Kraft seiner Auferstehung.
Wir haben ein großes Ziel. Wir wollen als Christen nicht nur halbherzig leben, sondern dass Christus in dieser Welt seine Königsherrschaft aufbaut. Dafür soll von diesem Gottesdienst eine mächtige Wirkung ausgehen. Ihre Ehe soll erneuert werden, Ihr Wesen soll verändert werden, das, was Sie reden und tun, soll von der Gegenwart Jesu durchdrungen sein.
So lebe nun nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Das ist der Siegespreis. Wir sind doch nicht Kirchenfunktionäre, sondern Menschen, die Christus dienen wollen. Die ihr Leben hergeben, damit Christus sich hier verherrlichen kann – in irdenen Gefäßen.
Aufruf zum aktiven Glaubensleben und Durchhaltevermögen
Jetzt aber los, jetzt aber los, sagt Paulus. Es gibt viele Leute, die man fragt: Sind Sie sportlich? Die Antwort lautet oft: Ja, ich bin sehr sportlich. Was machen Sie? – Ich gucke immer die Sportschau im Fernsehen. Ich interessiere mich für die Bundesliga, für Nagano Olympia und so weiter.
Es ist eine große Gefahr, Zuschauer zu sein. Diese Zuschauer können alles genau sagen. Sie schreien immer „Schiebung, Schiebung!“ und sagen: „Der versagt, der lässt das Tor rein, wie kann man aus so einer Flasche sein?“ Paulus sagt: Seid keine Zuschauer-Christen! Das ist eine Urversuchung. Ihr könnt von einem Gottesdienst nach Hause gehen und sagen: „War schön, dass wir es wieder gehört haben.“ Aber dann? Laufen Sie jetzt los! Packen Sie an!
In unseren evangelischen Kirchen gibt es eine große Not. Die schönsten und tröstlichsten Wahrheiten werden so verdreht, dass sie uns zum Schaden werden. Wir sagen dann: „Der Glaube ist nur ein Geschenk, alles ist Gnade Gottes, das ist unverdient.“ Paulus sagt: „Ja, ich habe es eben noch nicht empfangen, ich warte immer noch auf dieses Wunder.“ Nein! Willst du laufen? Du stehst am Start. Jetzt lauf los! Nimm dein Leben, ganz gleich, wie krank, alt oder schwierig es ist.
Denken Sie immer wieder an diese Frau, deren Leben ganz zerstört war, was noch Schrott war. Lebe es noch einmal neu! Jetzt will ich laufen und meine ganze Kraft nur einsetzen, nur einsetzen, um den Siegespreis zu erlangen. Da sagt Paulus: Lauf doch, lauf doch, lauf doch!
Wissen Sie, die korinthische Gemeinde war eine komische Gemeinde. Es gibt in der ganzen Bibel keine vorbildlichen Gemeinden. Alle haben irgendwo ihre Macken und Schäden. Die Gemeinde in Korinth war sehr extrem, enthusiastisch, schwärmerisch und hat Paulus stark kritisiert. Paulus sagt: Ich lasse mich von euch nicht kritisieren. Ich lebe – und dann zeigt er ihnen, dass er auf Christus hin lebt. Das ist sein Sieg.
Jetzt lauft ihr mal los und ergreift Christus! Das verbindet uns. Wir wollen miteinander möglichst viel von Christus entdecken und immer mehr von ihm und seiner Macht erfahren. Dafür ist ganze Konzentration nötig, volle Konzentration.
Man hat das ja oft von Sportlern gehört, zum Beispiel von Emil Zátopek, dem großen Langlauf-Wunder. Er hat immer gesagt: Bei jedem Rennen kommt der Augenblick, wo er aufgeben will, wo der tote Punkt ist, an dem man nicht mehr kann. Wie kam Emil Zátopek über seinen toten Punkt hinweg? Er sagte: In dem Augenblick denke ich nur ans Ziel.
Ich habe Sorge, dass wir Christen oft von allen möglichen komischen Programmen besetzt sind, denen wir dienen. Oder wir sind Funktionäre von irgendwelchen Ideologien, auch von frommen Ideologien. Ich habe Sorge, dass wir nicht die Kämpfer für irgendwelche Programme sein sollen. Was sollen wir sein? Leute, die leidenschaftlich und konzentriert Christus entdecken.
Das heißt: Ich trainiere immer mehr, Christus zu entdecken. Ist das bei Ihnen so, wenn Sie morgens stille Zeit machen? Wissen Sie, wie schwierig das ist? Es ist auch für Sie schwierig, wie für mich, nur eine Viertelstunde zu finden, in der man Zeit hat zum Beten und zum Hören der Stimme Jesu, des guten Hirten.
Trainieren Sie das! Immer wieder: „Ich möchte Christus entdecken, ich möchte Christus begegnen, ich möchte immer näherkommen an den Siegespreis.“ Es wäre toll, in der Herrlichkeit, in der Ewigkeit, wenn ich ihn richtig in der Hand habe, wenn ich ganz nah bei Christus stehe. Aber schon jetzt darf ich mein Leben so führen, als wäre ich ein unerbittlich harter Trainer mit mir selbst.
Wissen Sie, die Abhaltungen, die kommen ja alle von mir. Sie kommen nicht von irgendwo anders her. In mir sind alle Hemmnisse eingebaut, die alles bremsen, mich von der Glaubensfreude abzuhalten. Da muss man ganz hart mit sich kämpfen.
Ich habe wenig Sorge gehabt, Ihnen heute eine asketische Predigt zu halten. Man kann das ja manchmal auch so schön von diesem Platz aus sagen, wie toll das klingt. Wir leben ja alle in Saus und Braus. Aber Sie müssen wissen: Es gibt viele Dinge in unserem Leben, die uns nicht zum geistlichen Wachstum mit Jesus helfen.
Sie müssen wissen: Das lasse ich. Es gibt Dinge, die mögen vielleicht unschuldig aussehen, aber sie hindern mich. Für uns heute, wo es so viele Möglichkeiten gibt, sein Leben zu gestalten, ist es so wichtig, dass wir, wie es heißt, „wer auch läuft und läuft, so schlecht, der versäumt sein Kronenrecht“.
Es gibt so viele, die einmal aufgebrochen sind, ganz begeistert. Ich kenne viele, die sagen mir beim Besuch: „Ich habe mich auch mal irgendwo bekehrt.“ Aber wissen Sie, dann haben sie es wieder abgelegt. Das bricht einem das Herz. Für was eigentlich? Für welches Ziel?
Wir denken wieder an das Wort von Paulus: „Ich habe den guten Kampf gekämpft.“ Es ist manchmal ganz hart nötig, mit sich selbst ganz streng zu sein. Die anderen merken das vielleicht gar nicht. Aber man selbst merkt: Jetzt, in diesem Augenblick, ist eine Versuchung in meinem Leben, die so typisch ist, die mich von Jesus wegreißt. Und ich muss ganz hart durchgreifen, damit ich meinen Siegespreis nicht verliere.
Was ist der Siegespreis? Kein goldenes, silbernes oder bronzenes Blech oder was man da überreicht, sondern Christus selbst, der es mir gibt.
In dem Lied, das wir gesungen haben, ist das so schön ausgedrückt: „Ich will laufen, ich will kämpfen.“ Aber das Wissen, dass mein ganzes Kämpfen, so leidenschaftlich ich es auch tue, seine Mitte darin hat, dass Jesus drüben zieht.
Sonst hätte Emil Zátopek auch nie geschafft, wissen Sie das? Jesus zieht. Wir wollen beten für manchen in unserer Nähe, für die wir Sorge tragen: Du musst ziehen, mein Bemühen ist zu mangelhaft.
Das Herrliche daran ist, dass dort mein Heil begründet liegt und meine Geborgenheit. So heißt es im Hebräerbrief: Dass wir nicht am Ziel vorbeitreiben. Amen.
Abschluss mit Lied, Gebet und Ausblick
Und nun singen wir noch ein Lied. Mir nachspricht Christus unser Held, Nummer 385.
Das Lied stammt von Scheffler. Heute haben wir den Herrn Scheffler, der uns an der Orgel begleitet. Darüber freuen wir uns sehr. Er ist ein ausgezeichneter Organist. Ganz herzlichen Dank auch an die vielen, die hier vertreten waren, besonders Frau Stahl, die immer wieder dabei ist.
Wir singen die Verse 1 bis 3 und 6.
Du starker Herr, du hast uns mit einem Ruf getroffen.
Du hast uns bei unserem Namen gerufen, und es ist uns durch das Gewissen gegangen.
Keiner ist zu schlecht, keiner ist zu verkehrt, dass ihm nicht der Siegespreis jetzt offensteht.
Ach Herr, uns ist es leid, dass wir uns so oft aufhalten lassen durch so viel vergänglichen Plunder, der doch gar nichts bringt.
Dass unser Leben mit so viel Nichtigem angefüllt ist, hilf uns, dass wir jetzt die noch verbleibende Zeit nützen, dass wir dir dienen, dass du groß wirst durch uns, dass deine Kraft in unserer Schwachheit siegen kann.
Und dass du stärker bist als alle Versuchung, die uns bedroht.
Herr, wir wollen dich einfach ergreifen, dir glauben, dir nachfolgen.
Bewahre unsere Herzen und Sinne in dir.
Lasst uns gemeinsam das Gebet des Herrn beten:
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute,
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Bleiben Sie bitte noch einen Moment stehen!
Heute Abend um 19 Uhr ist die geistliche Abendmusik. Unser Opfer wollen wir für die Janschi-Universität in China geben. Das ist ein ganz unglaubliches Werk. Es sind tausend Studenten, Frau Fett, glaube ich. Genau tausendsechshundert. Achtzig Prozent der Studenten kommen zum Glauben an Jesus, obwohl es strikt verboten ist, ein Wort von Jesus zu sagen. Die Geheimpolizei sitzt überall. Das ist ein ganzes Wunder.
Die Koreaner haben jetzt durch die Abwertung ihrer Währung große Schwierigkeiten. Wir haben gesagt, da wollen wir noch helfen. Sie hat die Planungen nach Nordkorea hineinzugenommen. Vielen Dank für alles Mittragen.
Bestattet wurde in der vergangenen Woche Frau Gertrud Rost, geborene Inder, 84 Jahre, aus der Stitzenburgstraße 1, und Herr Nachheim, geborener Stebler, 93 Jahre, Danninger Straße 18.
Wir hörten das Wort: Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.
Herr segne uns und behüte uns!
Herr, lass dein Angesicht leuchten über uns und sei uns gnädig!
Erhebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden!
