Einführung: Die Begegnung mit dem Tod und das Wort Jesu
Wir haben in den letzten Sonntagen immer wieder über die Ewigkeit gesprochen. Dabei haben wir das Sterben Saras betrachtet, dann das Sterben Abrahams. Vor 14 Tagen, also vor zwei Wochen, hatten wir den offiziellen Text unserer Landeskirche. Am letzten Sonntag war Jürgen Schwarz an der Reihe, der über das Zerbrechen der irdischen Hütte sprach.
Ich habe mir gedacht, ich möchte Ihnen heute ein einfaches Wort zurufen. Ein Wort, das einem immer wieder in den Sinn kommt, wenn man der Macht des Todes begegnet: ein Jesuswort. Darüber möchte ich zu Ihnen predigen.
Es steht in Johannes 11, bei der Auferweckung des Lazarus, in den Versen 25 und 26. Jesus spricht dort zu Martha: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“
Damit für alle klar ist: Jesus spricht nicht vom Sterben, sondern vom Leben. Wenn wir dieses Thema aufgreifen, dann kann es nur das Thema des Lebens sein.
Die Welt, in der wir leben, ist eine Welt des Todes. Das verdrängen wir oft, und wir reden ja auch nicht viel über den Tod. Darum kommt uns das Thema manchmal sonderbar vor.
Darf ich Sie kurz mitnehmen? Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Wanderung über die Schwäbische Alb und kommen plötzlich an eine stille Stelle. Dort ist eine Tafel angebracht: „Hier verunglückte tödlich unser Kletterkamerad Fritz im Alter von siebzehn Jahren.“ Sie fahren weiter und kommen durch ein Dorf – ja, eigentlich durch jedes Dorf – und in der Mitte steht ein großes Denkmal zur Erinnerung an die Gefallenen beider Weltkriege.
Sie schlagen die Zeitung auf und lesen, dass die Soldaten oben in Veijingen im Petschberg ihr Testament gemacht haben und eine Lebensversicherung abgeschlossen, weil sie zum Golfkrieg einberufen wurden. Dann blättern Sie ein paar Seiten weiter und lesen, dass durch einen schauerlichen Verkehrsunfall drei Menschen ums Leben kamen.
Und noch nicht genug: Sie blättern weiter und dann kann es passieren, dass Sie zwei volle Seiten nur mit Todesanzeigen sehen. Die Welt spricht vom Tod. Überall ist der Tod da. Er begegnet uns auf Schritt und Tritt.
Sie alle haben ihre Begegnungen mit ihm. Und weil uns das so viel Not macht, verdrängen wir das oft. Dann reden wir nicht darüber, versuchen es auf die Seite zu schieben und irgendwie zu vergessen.
Aber es ist merkwürdig: Gerade vor dem Tod, auf dem Hintergrund des Todes, hat Jesus die größte Siegesnachricht verbreiten lassen. Was gibt es Größeres als die Osterbotschaft? „Christus ist erstanden, Preis dem Todesüberwinder!“
Wenn wir einander grüßen in der Osterfreude, dann ist ein Spukertod geworden. Wenn wir etwas ahnen und von ferne verstehen, dann wissen wir: Der Tod hat keine Macht mehr über uns.
Die Kraft des Glaubens angesichts des Todes
Wie haben die ersten Christen gelebt, die in die Arenen geführt wurden, um hingerichtet zu werden, und dabei noch Lieder anstimmten? Diese Lieder der Märtyrer, wenige Stunden vor ihrem Tod, zeugen von einer Kraft, die aus der Freude über die Überwindung des Todes stammt. Diese Kraft entsteht aus einer Botschaft des Lebens.
Im Schloss Windsor in England wird eine alte, zerlesene Bibel des General Gordon gezeigt. Er war ein englischer Haudegen, der im letzten Jahrhundert in Afghanistan wirkte. Die aufständischen Leute nahmen ihn gefangen und verurteilten ihn zum Tod. Bevor er hingerichtet wurde, sagten sie zu ihm, er dürfe noch etwas sagen, das ihm wichtig sei. Ganz ruhig antwortete er: „Ich werde auferstehen.“ Danach wurde er hingerichtet.
Über die große Hoffnung der Christen, den Glauben an das Leben angesichts des Todes zu sprechen, lässt sich nur eines sagen: Das können wir nur, weil Jesus sich dem Tod stellt. Wir Menschen hingegen weichen dem Tod oft aus. Ich bin selbst nicht sicher, wie es bei mir sein wird. Niemand sollte so selbstbewusst behaupten, dass er mutig und trotzig seinem eigenen Sterben entgegengehen kann. Wir haben nicht die Kraft, dem Sterben gegenüberzutreten. Aber Jesus hat diese Kraft. Er hat den Mut.
Jesu Umgang mit dem Tod Lazarus’ und seine Bedeutung
Wie ist das alles damals abgelaufen? Jesus war gar nicht in Bethanien, sondern weit entfernt. Maria und Martha schickten ihm Boten und teilten ihm mit, er solle schnell kommen, denn Lazarus liege krank. Sie dachten daran, dass Jesus die Macht habe, einen Kranken zu heilen, ihm die Hände aufzulegen und ihn gesund zu machen. Doch Jesus kam nicht sofort.
Er verzögerte sein Kommen und kam erst drei Tage nach der Beerdigung. Er traf die Trauernden auf dem Friedhof an. Bethanien ist ein lieblicher Ort, der hinter dem Ölberg liegt. Es ist ein schöner kleiner Ort, bevor man in die Wüste Juda hineinkommt. Dort, auf dem Friedhof, ging Jesus zu den Trauernden. Es wird erzählt, dass dort geweint wurde. Auch Jesus vergoss Tränen. Der Schmerz ergriff sie alle.
Es ist keine Schande, wenn wir Menschen sind, die noch mitfühlen können. Aber warum zögerte Jesus? Warum kam er nicht gleich? Er sagte zu Martha, dass Lazarus nur schlafe. Nicht, weil er damit meinte, dass das nur sein Tod sei, sondern weil Jesus sagte, die Macht des Todes habe ihre Bedeutung in seiner Gegenwart verloren. Das ist kein Tod mehr wie sonst ein Tod.
Als sie dann den Grabstein wegtaten, spürte man, was Jesus meinte: der schreckliche Duft der Verwesung. Die Bibel ist hier sehr realistisch. Man kann den widerlichen Geruch förmlich schmecken und spüren, wie unheimlich der Tod zuschlagen kann.
Vor diesem Hintergrund spricht Jesus: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals sterben.
Die Zusage Jesu als Fundament in Trauer und Zweifel
Ich erlebe das immer wieder, wenn ich auf dem Friedhof bin und oft auch Beerdigungen halten muss. Dort sind alle, die dabei sind, ohne Trost, ohne Hoffnung und ohne Zuversicht.
Doch dann geschieht es immer wieder: Wenn wir ein Wort Gottes sprechen, ein solches Wort, spürt man plötzlich, dass es einen Grund, ein Fundament gibt, auf dem man stehen kann. Wie kann Jesus so etwas überhaupt sagen: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“?
Dieser Jesus, der doch auch weinen muss, wirft uns eine Frage auf, die uns heute immer wieder beschäftigt. Durch die überall diskutierten Thesen der Theologen fragt man sich: Wer ist Jesus eigentlich? Ist er nicht bloß der Mann von Nazareth? Ich möchte Sie bitten, für sich selbst eine klare Antwort zu finden. Ist das wahr, was Jesus sagt? Wer von den sterblichen Menschen darf solche Worte sprechen: „Ich bin das Leben, wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt“?
Das ist kein bloßes Geschwätz. Es ist immer wieder schade, dass die Theologen sich nicht ernsthaft mit dem ungeheuren Anspruch Jesu auseinandersetzen. Er behauptet, der Sohn Gottes zu sein, der Retter und Heiland der Welt, der Christus, der Gesalbte Gottes. So tritt Jesus auf und sagt dies nicht nur.
Wir ahnen oft, dass hinter diesen Worten Gottes Geist weht und dass er uns den Glauben ins Herz pflanzt. Aber Sie müssen noch weiter blicken: Jesus sagt es nicht nur, sondern er geht diesen Weg. Er treibt es auf die Spitze mit dem Sterben des Lazarus. Er lässt zu, dass diese schreckliche Katastrophe geschieht – der Kranke stirbt und beginnt schon zu verwesen.
Jesus lässt dies zu, weil er seine Macht zeigen will. Er demonstriert sie noch einmal in seinem eigenen Leben. Er geht den ganzen langen Weg seiner Passion durch: die Schläge, die Nacht, die Hinrichtung, bis er hinausgeführt wird auf den Hügel Golgatha. Er lässt sich an dieses Kreuz nageln und stirbt.
Man nimmt ihn vom Kreuz, öffnet ihm die Seite und sieht, dass er tot ist. Dann legen sie ihn als den Toten ins Grab. Und Jesus bekräftigt noch einmal: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Hier soll Klarheit herrschen.
Uns interessieren nicht bloß Gedanken, religiöse Wünsche oder Sehnsüchte, auch nicht die Bedeutung, die hinter diesen Worten steckt. Uns interessiert, ob der Tod wirklich gebrochen ist – an der einen Stelle, wo Jesus hindurchgeht und eine Bresche schlägt.
Darum stellt sich Jesus dem Tod nicht nur beim Lazarus, der zurückgerufen wird in diese Welt und ja noch einmal sterben muss. Im eigenen Sterben und Auferstehen hat Jesus die Macht des Todes niedergerungen und besiegt. Er ist der Herr über den Tod.
Er lässt uns heute hindurchblicken auf seine Ewigkeit. Er sagt: „Ich bin die Auferstehung und das Leben.“ Der Sieg ist in mir. In mir ist das Leben, in mir ist die Fülle.
Die Überwindung der Todesängste und die Nähe Gottes im Sterben
Aber jetzt etwas Zweites: Jesus nimmt auch die Schatten des Todes hinweg. Wenn ich zu Sterbenden komme und es möglich ist, dass wir noch miteinander reden können, dann spreche ich gerne über diese große Zusage Jesu.
Neulich habe ich in einem Vortrag erzählt, wie ich zu einem Schwerkranken kam, der in gläubiger Gewissheit war: „Ich weiß, dass ich in die Hände Jesu falle.“ Und dann habe ich noch, um das zu verdeutlichen, so erzählt: Es ist überhaupt kein Totenreich dazwischen, nicht einmal eine Papiertapete. Sondern wenn Jesus uns aus dieser Welt ruft und wir gehören ihm und sind bei ihm, dann ist das ein direktes Hinübergehen vom Glauben zum Schauen.
Die Leute hören andächtig zu. Doch nach dem Vortrag kommt ein junger Mann empört zu mir und sagt: „Also, was Sie erzählen, ist ja ein völliger Unsinn. Wie ist das denn logisch?“ Er sagt, er könne es nicht logisch erklären, beharrt aber darauf. Dann erklärt er mir, dass alles Unsinn sei, was ich sage. Wenn Jesus sagt: „Heute wirst du mit mir im Paradies sein“, dann habe Jesus das ganz anders gemeint. Jesus war ja noch gar nicht im Paradies, er ist ja wieder seinen Jüngern erschienen. Also müssten wir den Leuten einfach sagen, dass man lange, lange Zeit im Totenreich lebt.
Ich habe dem jungen Mann gesagt, dass ich nicht mit ihm streiten will. Ich kann nur eins sagen, und ich denke, es gibt manche unter Ihnen, die ähnlich denken, darum erkläre ich das so deutlich: Ich denke, unsere Unterscheidung von Raum und Zeit ist ein Stück unserer irdischen Begrenzung, so wie wir vieles nicht verstehen. Wir wissen nichts vom Anfang Gottes und vom Ende. Wir sehen nur durch einen dunklen Spiegel, wir sehen nicht viel mehr. Wir können die Zeit nicht unterscheiden, wir wissen nicht, wie lange die Ewigkeit dauert.
Es gibt viele Dinge, die wir mit unserem Denken gar nicht fassen können. Aber was mir auffällt, ist, wie Jesus sagt, dass es überhaupt keine Todesherrschaft gibt zwischen ihm und den Seinen, nicht einen Augenblick. „Wer an mich glaubt, der wird niemals mehr, nimmer mehr sterben.“ Er darf direkt zum Leben, zum neuen Leben bei Gott hindurchgehen.
Das ist mir so wichtig, dass ich das fassen und glauben will und mich daran freuen darf. Denn die Schatten des Todes sind so unheimlich. Ich darf heute auch zu den Trauernden reden, die ja immer wieder damit beschäftigt sind, die Schatten des Todes wegzudrücken: die Einsamkeit, die Spuren, die Erinnerung, den immer wieder neu aufbrechenden Schmerz, das Alleinsein, die furchtbare Not der Witwen, die sagen: „Seitdem mein Mann tot ist, gelte ich nichts mehr, ich bin vergessen bei den Freunden und verlassen, einsam.“
Das ist schwer. Die Schatten des Todes, die man so spüren kann, sind auch deshalb so schwer, weil wir immer wieder beim Tod das Versäumte entdecken. Mir wird das immer wieder bewusst, wenn wir Abschied nehmen: „Ach, hätte ich doch das noch getan, ach, hätte ich doch noch jenen Wunsch erfüllt, ach, hätte ich mich noch mehr gekümmert, wenn ich gewusst hätte, dass er weggerissen wird.“ Da spürt man Versäumnis und Schuld.
Aber auch für die, die sterben, ist es ja immer so, dass man nie richtig bereit ist. Man hat sich nie genügend vorbereitet. Jetzt bin ich so froh, dass man in Jesus sterben darf, dass Jesus die Auferstehung und das Leben ist. Dass ich in jedem Augenblick meines Lebens mein Leben unter dem Kreuz Jesu bereinigen darf und sagen darf: Herr, nimm meine Schuld und meine Versäumnisse weg, tilge das durch dein Blut.
Und wenn ich dich habe, dann habe ich meine Sterbestunde bewältigt. Wenn ich bei dir bin, will ich dich nur fest an mein Herz drücken. Und dann kann es mir ganz egal sein, wenn meine Todesstunde kommt. Das hast du in deiner Regie schon lange gut geordnet, lieber Herr. Ich brauche mich nicht darum zu kümmern.
Das Zeugnis des Glaubens im Angesicht des Todes
Ich habe meinen Großvater, der Pastor in Frankfurt am Main an der Lukaskirche in Sachsenhausen war, nie kennengelernt. Er ist 17 Jahre vor meiner Geburt gestorben. Damals war er 51 Jahre alt und starb ganz plötzlich an einer Lungenentzündung.
Als seine Frau ihm sagte, es gehe heim, antwortete er: „Das wäre aber schön.“ Und als die Todesstunde kam, rief seine Frau: „Hier hat der Tod keine Macht mehr. Der Tod ist verschlungen im Sieg. Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“
Das Sterben meines Großvaters habe ich nie erlebt, doch es prägt mich sehr. Es wird mir groß, dass ich in diesem Augenblick auch Jesus blicken darf. Dabei ist der letzte Atemzug oder das letzte Wort gar nicht so wichtig.
Wir gehen heim zur Erfüllung des Lebens – mit einem unfertigen, unvollkommenen und schuldbeladenen Leben. Doch wir können sagen: Die Vergebung Jesu liegt darüber. Es wird nie vollkommen und nie ganz gut sein. Wir brauchen auch nicht die großen Sprüche am Grab, sondern durch Jesu Blut sind wir vergeben und gerecht gemacht.
Die Aufforderung zum Glauben und die Überwindung von Lebensängsten
Noch das Letzte: Glaubst du das? Das fragt ja Jesus Martha. Glaubst du das?
Jetzt muss ich noch einmal ausholen. In unserer Zeit gibt es so viel Terrorismus. Das liest man ja bald jeden Tag: Irgendwo kommt ein Bankräuber in eine Bankfiliale und fuchtelt mit seiner Spielzeugpistole herum oder was auch immer er in der Hand hat. Dann plötzlich – die würdigen Herren kriechen alle auf dem Boden herum. Das ist gar nicht schön. Sonst sind sie so feierlich mit ihrer schönen Krawatte und ihrem weißen Hemd, und jetzt kriechen sie alle um ihr Leben.
Ja, ich würde das auch tun – rette dein Leben! Man weiß ja nie, was so ein Kerl mit einem macht. Aber es ist ein entwürdigendes Bild, dass so ein hergelaufener Krimineller eine ganze Mannschaft vorführen kann. Noch viel schlimmer ist es, wenn das vor Fernsehkameras passiert. Hunderte, Aberhunderte zittern nur, weil an einem Menschen der Revolver an der Schläfe sitzt.
Ja, das Leben ist kostbar. Das wissen alle, die in dieser Welt etwas erreichen wollen. Ein Saddam Hussein braucht keine sechstausend Geiseln, eine genügt. Ein Revolver an einer Schläfe – und die ganze Welt zittert. Das Leben ist so kostbar, und das ist richtig. Das Leben ist unersetzlich, und damit kann man alles erpressen. Rette doch das Leben, obwohl jeden Tag tausendfach Menschen sterben. Aber das eine Leben, das man retten könnte, ist so kostbar und so wichtig.
So geht es auch uns: Der Versucher benutzt das immer wieder und redet uns ein: Du musst dein Leben füllen. So entsteht die unersättliche Lebensgier. Oft werden wir getrieben von allen möglichen und unmöglichen Vorstellungen, wie wir Lust und Freude in unser Leben hineinpacken können. Ich muss doch mein Leben nutzen, solange ich es habe. Wer weiß, wann es endet?
Der Versucher ist ein Terrorist, der uns dauernd einredet: Guck, dein Leben – nutze es! Darum ist es so wichtig, dass man sich vom Tod nicht mehr erpressen lässt.
1975 war von Mirbach Militärattaché an der Stockholmer Botschaft der Deutschen Bundesrepublik. Er hatte vorher verfügt: Wenn ich einmal von Geiseln genommen werde, möchte ich nicht ausgelöst werden. Ich lebe in der Hand Gottes.
Diesen von Mirbach haben die Terroristen dort erschossen. Es war eine schreckliche Sache. Sie haben ihn herausgerufen und versucht, ihn zu erpressen. Wenn ein Mensch den Tod nicht mehr fürchtet, sondern sagt: Für mich ist der Tod keine Grenze mehr, dann ist er nicht mehr erpressbar – weder gegenüber Terroristen noch von der Lebensgier, von der Sucht, von den Sehnsüchten und all dem, was uns erfüllt.
Sondern er kann den Tag ausschöpfen – in der Begrenzung und in der Gabe, wie Gott ihn schenkt.
Wer an mich glaubt, der wird leben. Ich hoffe, dass Sie leben können ohne jeden Todesdruck. Und ich hoffe, dass Sie als glaubender Mensch sich auch nicht terrorisieren lassen von Ihren Krankheiten.
Es gibt so viele, die sich von jedem Befund terrorisieren lassen: Wie steht es jetzt mit meiner Krankheit? Wie nah bin ich jetzt am Sterben? Sie schauen in die Augen des Arztes – was sagt er jetzt wieder?
Machen Sie sich doch frei! Der ewige Gott hat Sie in dieses Leben gestellt. Er schenkt Ihnen den Raum, den er bemessen hat, und er weiß, was recht und was gut ist. Leben Sie in der Nähe Jesu, im Vertrauen zu ihm, im Aufblick zu seiner Herrlichkeit.
Das war so groß wie plötzlich in diesem Grab, wo der Todesgeruch weht und man die Herrlichkeit Jesu schaut, die Herrlichkeit der ewigen Welt. Es war nur noch ein kleines, dass die Zeichen des Todes weggenommen werden.
Gestern war ich wieder in einem Sterbewitt, wo man vom Tod und seinen Schrecken nichts gespürt hat. Es war nur ein Einschlafen. Das kann Jesus schenken.
Als wir dann auch von der toten Mutter Abschied genommen haben, war nichts vom Schrecken des Todes da – auch für die jungen Kinder. Es war nicht unheimlich, sondern uns so nah und vertraut.
Herr, lass uns deine Herrlichkeit sehen in dieser Welt. Wir wollen an dich glauben und dich an unser Herz drücken.
Das meint Jesus, wenn er Martha fragt: Nicht hast du das in deinem Katechismus einmal auswendig gelernt, sondern glaubst du das? Bist du so mit mir verbunden? Bist du eins mit mir?
Paulus hat das so schön beschrieben, wenn er sagt: Christus lebt in mir. Und dann sagt er: Ich habe Lust abzuscheiden, bei Christus zu sein. Aber was ist nötiger? Ich will noch hier dienen, solange mich der Herr braucht.
Und das ist nur wichtig: wo und wie er mich einsetzen will zum Dienst.
Ich bin die Auferstehung und das Leben – so kann nur Jesus reden. Und das ist gut, wenn wir auf Jesus blicken, auch dort, wo wir die Schrecken des Todes sehen. Ihm fest glauben, ihm vertrauen und uns freuen, dass er Leben schenkt – gerade dort, wo der Tod wütet: Leben in unbegrenzter Fülle!
Amen.
