Einführung in die Bergpredigt und die Seligpreisungen
Wir beginnen heute eine Reihenpredigt über die Bergpredigt Jesu und starten mit den Seligpreisungen nach Matthäus 5.
Da Jesus das Volk sah, ging er auf einen Berg, setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Jesus tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Geliefert sind die Armen. Denn sie werden nie etwas zu tauschen haben. Aus der geltlichen Armut folgt die moralische, aus der moralischen Armut kommt die menschliche, so spricht die Welt. Aber Jesus spricht: Selig sind, die da geistlich arm sind, denn das Himmelreich ist ihr.
Die Welt spricht: Geliefert sind die Leidtragenden, die Schmerzgepeinigten, die vom Unglück Verfolgten, die Verlassenen, denn bald kräht kein Hahn mehr nach ihnen. Jesus spricht: Selig sind die, die Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.
Die Welt spricht: Geliefert sind die Sanftmütigen, die alles dulden, tragen und hinnehmen, denn sie werden an die Wand gedrückt werden, und man wird ihnen das Fell über die Ohren ziehen. Aber Jesus spricht: Selig sind die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen.
Die Welt spricht: Geliefert sind die, die nach einem richtigen Leben, nach der Richtigkeit des Lebens hungern und dürsten, denn was verkorkst ist, ist verkorkst. Aber Jesus spricht: Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Die Welt spricht: Geliefert sind die Barmherzigen, denn sie werden nur ausgenutzt werden. Aber Jesus spricht: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Die Welt spricht: Geliefert sind die Reinen Herzens, die nicht gerne Kompromisse schließen, die nicht schmieren, die nicht siegen wollen durch Gewalt oder Suggestion, die nicht Beziehungen ausspielen wollen, denn sie werden ihren Bankrott sehen. Aber Jesus spricht: Selig sind die Reinen Herzens, denn sie werden Gott schauen.
Die Welt spricht: Verkauft sind die Friedensstifter, denn sie werden von beiden Seiten gehasst werden. Aber Jesus spricht: Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Die Welt spricht: Narren sind, Phantasten sind die, die sich bis zum Letzten einsetzen für Gerechtigkeit, Anstand und Recht, denn es kommt der Tag, da sie einsehen müssen, es war alles umsonst. Aber Jesus spricht: Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihr.
Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Übles wider euch reden, so sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Denn also haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind.
Die Rolle der Jünger als Salz und Licht der Welt
Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz kraftlos wird, womit soll man dann salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, sondern man wirft es hinaus, und die Leute zertreten es.
Ihr seid das Licht der Welt. Eine Stadt, die auf einem Berg liegt, kann nicht verborgen sein. Man zündet auch nicht ein Licht an und stellt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter, damit es allen im Haus leuchtet.
So soll euer Licht vor den Leuten leuchten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Herr, rede du jetzt so deutlich und klar mit uns, dass bei uns Entscheidungen für dich fallen. Amen.
Persönliche Erfahrungen mit Glauben und Verfolgung
Liebe Gemeinde,
ein Freund von mir wurde vor einigen Wochen auf dem Flugplatz in Moskau verhaftet. In seinem Reisegepäck befanden sich zufällig 40 Bibeln.
Daraufhin folgte ein erstes, hartes Verhör, und danach wurde er in eine dieser Zellen gesperrt. Er sagte, die wussten gar nicht, was sie taten. Diese Stille war für mich in diesem plötzlichen Geschehen ganz, ganz groß.
Ich hatte in meiner Brieftasche ein Bibelwort. Es war mein Konfirmationsspruch, und das war das Einzige Gedruckte, was ich in dieser Stille bei mir hatte: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“
Später wurde mein Freund wieder aus der Zelle herausgerufen. Offenbar war ein sehr intelligenter, höherer Offizier anwesend, und sie begannen miteinander zu reden. Der Offizier stellte zwei Flaschen auf den Tisch und sagte: „Das eine ist die Ideologie, das andere die Religion. Eine von beiden muss vom Tisch.“
Mein Freund antwortete: „Beide müssen vom Tisch.“ Der Offizier war verdutzt. Er sagte: „Von Religion halte ich nicht viel.“ Daraufhin fragte mein Freund: „Was halten Sie dann in Ihrem Glauben fest?“
Dann erzählte er von dem Glauben, der die Welt überwindet. Bis der Offizier plötzlich ganz erregt rief: „Stop it, stop it!“ Eine aktuelle Erfahrung, die jemand macht – wie aufregend die Sache des Glaubens ist. „Stop it, stop it! Halt deinen Mund, hör auf, jetzt nimmer weiter, mir reicht’s.“
Das Evangelium ist eine Sache, die die Welt außen vor lässt.
Ich bin immer ein wenig traurig, wenn Leute sich an der falschen Stelle in der Bibel ärgern. Es gibt so viele Menschen, die Anstoß an Wundern nehmen und sagen: „Das sprengt ihr Denken.“ Nun gut, warum soll es das Denken nicht sprengen?
Aber es gibt noch viel brisantere Punkte in der Bibel, viel aufregendere Stellen. Das sind die Worte, die Jesus selbst gesprochen hat. Das sind ja unerhörte Dinge, die Jesus ausspricht.
Die Herausforderung Jesu an unser Denken
Wer will das schon verstehen? Unser ganzes Denken wird auf den Kopf gestellt, wenn Jesus trotz all unserer Erfahrungen und allem, was in der Welt als gültig gilt, spricht. Gerade in diesem freundlichen Gegenüber konnten wir so drastisch zeigen: Was gilt denn eigentlich noch?
Jesus ist so majestätisch, dass er sich mit seinem Wort allem widerspricht, was in unserer Welt als Meinung gilt und ausgesprochen wird. Es ist schade, dass wir in unseren Predigten diese Schärfe oft zerreden. Mit unseren Worten machen wir aus den Worten Jesu, aus dem Wort Gottes, etwas für das Kaffeekränzchen und erbauliche Stunden.
Doch das Wort Jesu ist ein Wort, das all unser Denken und alles, was wir sind, so grundlegend widerspricht, dass es alles ins Wanken bringt. Das möchte ich heute Morgen so weitersagen: Bei uns wird allerhand Festes, Geprägtes und Gewohntes einfach umgerissen. Erst dann wackeln die Grundlagen unseres Denkens.
Ja, das ist genau das Gegenteil von dem, was man normalerweise erwarten würde, wenn jemand sagt: „Die Bibel wackelt doch.“ In unseren Tagen hat sich das noch nicht bis zu allen herumgesprochen, dass die Bibel umstritten ist. Im Religionsunterricht macht es sich die ganze Schülerschaft zum Spaß, schon im fünften oder sechsten Schuljahr alles zu zerpflücken und zu zerreden.
Was bleibt denn da noch übrig? Die Bibel ist doch das Wackelige? Nein! Das Wort der Bibel wurde in zweitausend Jahren fortwährend zersägt, poliert, radiert, zerschnitten und zerschnipselt. Und es redet immer noch mit seiner gleichen Schärfe, sodass unser Denken ins Wackeln gerät.
Die Provokation der Seligpreisungen
Und wenn wir diese Worte so an unserem Ohr hören, wie wir sie hören müssen, in ihrem ganzen originalen Wortsinn, dann kann man nur ärgerlich den Kopf schütteln und sagen: „Das verstehe ich nicht. Selig sind die Trauernden.“
Fragen Sie sich: Ist das eigentlich nicht Ironie? Wer von uns wurde nicht schon in ganz schwere Traurigkeit hineingeführt? Der kann ja nur hohnlachen und spotten.
Wir hören täglich, wie Menschen genau das Jesus vorwerfen: Sprüche seien es, aber doch keine Taten. Was steckt dahinter? Dann weisen sie stolz darauf hin, dass jeder Juso wenigstens noch etwas verändert. Aber ihr habt ja nur ein Wort, ein Hohnwort.
Was geschieht denn durch dieses Wort Jesu schon mit denen, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden? Nein, sie wollen keine Almosen und keine Barmherzigkeit, sie wollen Gerechtigkeit von dir haben.
Was soll denn das Wort bedeuten? Glücklich sind die, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, die, die unter die Räder gekommen sind. Glückwunsch? Was soll denn diese Verhöhnung?
Darf ich das mal richtigstellen? Nicht so liegen die Dinge. Jesus hat selbst einmal geklagt, dass ihm fortwährend der Vorwurf gemacht wird: Wenn er fröhliche Worte sagt, sagen die Menschen: „Wir wollen mit dir heulen.“ Und wenn er mit ihnen heulen will, dann wollen die Leute lachen – wie Kinder, die Hochzeit spielen wollen, aber Beerdigung spielen sollen. Ihr wollt es immer andersherum.
Das Bild von Rembrandts Hundertguldenblatt und Jesu Reaktion auf die Welt
Während ich an meiner Predigt arbeitete, blickte ich auf das große Bild, das in meinem Zimmer hängt – Rembrandts Hundertguldenblatt. Auf der unheimlich dunklen Hälfte sieht man, wie das ganze Leid zu Jesus herangetragen wird, mit dem richtigen Schubkarren. Da liegt jemand, der nicht mehr stehen kann, ein Blinder steht daneben, und am Boden hockt noch jemand. Sie kommen alle mit ihren zerfetzten Gewändern. Als Jesus das Volk sah, begann er zu reden.
Jesus sah, wie den Notleidenden in dieser Welt nur Ideologien angeboten werden, Weltveränderungsprogramme. Dann fing Jesus an zu sprechen – in einer Zeit, als Kaiser Augustus sein Friedensreich ausrief und das Glück der ganzen Welt zusprach. Jesus öffnete den Mund, um unser Denken ins Wackeln zu bringen.
In uns allen gibt es einen Verführer. Wenn im Leben die kleine Freude, die wir haben, zerbricht, wenn ein wunderschöner Frühlingstag, an dem ich mich heute so begeistern kann, plötzlich seiner ganzen Schönheit beraubt ist, weil die Last der Sorgen auf uns liegt, wenn wir Angst vor dem morgigen Tag haben, dann gibt es diesen Verführer.
Er sagt: „Ich brauche nur ein bisschen.“ Kennen Sie das? Dieser anspruchslose Verführer braucht nur ein bisschen – nur ein bisschen Gesundheit. „Ach, gehen Sie mir doch weg mit Ihren Bibelsprüchen!“ Er braucht nur ein bisschen Gesundheit, nur ein bisschen Besserung, nur ein bisschen nettere Kollegen, nur eine verständnisvollere Frau, nur ein bisschen mehr Liebe, nur ein bisschen mehr Finanzmittel.
Nur ein bisschen – das ist der geheime Verführer, der uns ein ganzes Leben lang jagt. Unter ihm sind alle Menschen dieser Welt gescheucht. Er treibt sie in fantastische Träume und Illusionen hinein – nur ein bisschen! Die Armen der Welt jagen diesem Verführer seit Jahrtausenden nach: nur ein bisschen mehr Gerechtigkeit, nur ein bisschen menschenwürdigere Verhältnisse. Wer von uns kämpft nicht dafür?
Doch Sie kennen diesen Verführer, der Menschen unruhig macht. Ich darf Ihnen sagen: Jesus sagt wirklich Nein! Entlarven Sie diesen Verführer in Ihrem Leben, denn er macht Ihr Leben nicht schön und neu.
Wir können in der Kirche sitzen und diesen frommen Verführer mit Bibelworten und Gebeten füttern: „Ach, lieber Herr Jesus, hilf mir doch und gib mir doch.“ Aber Jesus spielt auf dieser Welle nicht mit, weil wir dort unser eigenes Grab schaufeln. Dort gibt es kein Glück.
Ich habe diese Predigt überschrieben mit „Wie man glücklich wird“. Doch das sind alles Traumbilder, an denen wir kaputtgehen. Sie täuschen uns, betrügen uns, führen uns nicht aus dem Schlamassel heraus. Stattdessen packen sie uns ein Leben lang am Schlawittich, wie wir so schön sagen, drücken und schieben uns, ohne die Welt frei zu machen.
Keine graue Theorie, sondern bewährte Praxis
Darf ich zu einem zweiten Punkt übergehen: Keine graue Theorie, sondern bewährte Praxis.
Lassen wir die Worte Jesu einfach noch einmal stehen: Selig sind die Leidtragenden, denn sie sollen getröstet werden. Selig sind die, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden.
Das ist keine graue Theorie. Ach, da möchte man Jesus gerade in den Mund fallen und sagen: Doch, doch, das ist also graue Theorie, oder irgendwann, an einem Sankt-Nimmerleins-Tag, irgendwann in der jenseitigen Welt, gehen wir weg mit solchen Sprüchen. Nein, Jesus meint das in dieser Welt, heute, am zwölften Mai neunzehnhundertvierundsiebzig, erfahrbar und zum Erleben.
Und jetzt wird es ganz drastisch. Jetzt müsste jemand aufstehen und sagen: „Jetzt hört alles auf, jetzt diskutieren wir mal. Wo ist denn einer, der das schon einmal erlebt hat? Selig sind die Leidtragenden – wo ist denn einer? Das gibt es doch gar nicht.“ Dann kann ich sagen: Natürlich gibt es das nicht in unserer Erfahrung, denn das passt ja auf uns gar nicht. Wir haben Sie gemeint, das passt auf Sie, haben Sie gemeint, das passt auf mich.
Selig sind die Sanftmütigen – sind sie sanftmütig? Deshalb: Selig sind die Reinen Herzens – sind sie reinen Herzens? Ich nicht. Die Seligpreisungen passen ja gar nicht. Ja, deshalb sind sie nicht erlebt und bewährt. Das sind ja nicht die schönen Sprüche, die man übers Bett hängen kann, unter denen man so selig einschlafen kann.
Das sind ja furchtbar harte Pfeile, die mich anklagen: Von den Sanftmütigen, von denen, die nach der Gerechtigkeit hungern. Ich hungere ja gar nicht danach. Mir gefällt es ja ganz gut in der Zwielichtigkeit. Anklagen!
Das soll keine graue Theorie sein, nein, das ist bewährte Praxis. Wo denn? Das hat jemand durchgeübt und gelebt und hat sein ganzes Leben zum Testfall gemacht. Der eine, der reinen Herzens war, der eine, der sanftmütig war, der eine, der barmherzig war, hat es für eine ganze Welt einmal vorgelegt und hat es bewährt.
Und Gott hat ihn um dieses Testen willen den härtesten Zerreißproben ausgesetzt. Er hat ihn hineingestellt in die Verhöhnung, in die Verachtung, in die Verlassenheit, dort, wo Vertretende sind, dort, wo Kompromisse gemacht werden, dort, wo man feilschen kann und wo man bestechen kann, wo die Korruption wohnt.
Er ging seinen Weg und hat dieses Glück gelebt bis in die letzte Todesverlassenheit hinein und hat es vor einer ganzen Welt vorgelebt: „Ihr seid die Armen, ich bin der Reiche.“ Wenn er sprechen kann: „Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände.“ Wenn ich alles loslassen kann, alles mir aus der Hand streichen und reißen lassen kann, wenn ich nur das eine festhalte, dass der lebendige Gott zu mir Ja sagt, dass ich angenommen bin von ihm.
Und das ist diese große Aussage des Kreuzes Jesu, dass er mir zusprechen lässt: Das gilt von deinem Leben. Und das will Gott über dir deutlich machen, wenn du durch schwere Krankheitsnot gehst, wenn in deinem Leben diese – was können wir sagen – schweren Schicksalsschläge so hineinhauen und dir alle deine Pläne zerbrechen.
Dann fasse doch das eine Glück, das alles hell macht: Dass jetzt in diesem Augenblick Gott zu dir kommt und all das Unheimliche, Unreine und Unbarmherzige aus deinem Leben wegstreichen will, vergeben will und dir das eine zusprechen will.
Da gibt es nichts mehr, vor dem man Angst haben kann. Da kann man nur noch fröhlich sein. Unter deinen Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei.
Das Lied und die Herausforderung an die Weltveränderung
Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern. Mir steht Jesus bei, ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob Sünde und Hölle mich erschrecken. Jesus will mich decken.
Deshalb haben wir vorhin auch dieses Lied gesungen: "Ist Gott für mich, so trete..." Wenn mein Heil mich mit Flügeln deckt, dann liebt er mich, und es gibt Glück in der Welt.
Wir stellen dem die Herausforderung an alle Weltveränderer dieser Welt gegenüber. Ein letztes Mal in die kalte Welt hinausgeschleudert: Drei Punkte, die Grundlagen unseres Denkens wackeln lassen, wenn Jesus redet.
Zweitens: keine graue Theorie, sondern bewährte Praxis, wenn Jesus bewährte Praxis zeigt.
Noch ein letztes Mal in die kalte Welt hinausgeschleudert: "Ihr seid das Salz." Das stimmt ja nicht, denn wir sind keine perfekte Würze. Wir sind eine schlechte Kopie dieser Welt und ihrer Mode.
Aber Jesus sagt das über seine Jünger als Verheißung, als einen seiner kühnen Pläne. So wie wir vorher über diese Kinder den Namen Gottes ausgerufen haben.
Was werden da noch für Enttäuschungen über das Leben dieser Kinder hinweggehen! Und Gott ruft es einfach aus: "Ihr seid das Salz der Welt!"
Man nimmt Salz und streut es auseinander, damit es sich verteilt: hier ein Korn, dort ein Korn, gleichmäßig verteilt. So ist auch die Art unseres Herrn, dass er uns hinausstreut.
In der kommenden Woche stehen wir ganz allein da, und da will er, dass wir Salz sind für diese Welt, für die Menschen um uns herum mit ihrer ganz anderen Denkweise.
Ich glaube nicht, dass wir solche sind, die herumstreiten. Wir freuen uns und arbeiten selbst daran, die Kulissen dieser Welt neu zu ordnen.
Wir freuen uns, wenn es uns gelingt, die Kulissen dieser Welt ein wenig freundlicher zu schieben. Es ist eine ganz wichtige Aufgabe, gerechte Verhältnisse zu schaffen.
Aber das Größte, was einer tun kann, ist, Salz zu sein. In dieser Welt, die nie zu ihrem Frieden kommt, die eine konservierende Kraft zu sein, die weiterweist auf die letzte glückliche Geborgenheit bei Gott.
Zeugnis eines Freundes und die Kraft des Glaubens im Leid
An diesen Tagen hat mich ein Freund aus meiner alten Bezirksjugendarbeit im Schwarzwald besucht. Ich wusste, dass vor zwei Jahren seine Frau sehr schwer operiert wurde. Er kam, wir freuten uns, und ich fragte: „Wie geht es jetzt deiner Frau?“
Dann brach er heraus und sagte: „Zwei Ärzte haben sie aufgegeben. Sie ist 36 Jahre alt, hat drei Kinder, das älteste ist fünf Jahre alt, und sie gilt als unheilbar krank.“ Er konnte einen Moment lang nicht weitersprechen. Dann fragte ich ihn: „Wie stehst du das denn durch?“
Er antwortete: „Wir haben mit Freunden darüber gebetet. Jetzt sind wir froh, wenn meine Frau noch einen Spaziergang machen kann. Wenn wir das jemand anderem erzählen, schreit er wie dieser russische Offizier: ‚Stop it, stop it!‘ Eine ärgerliche Sache, was du mir hier erzählst.“
Mir ist das nur ein Traum, weil er nichts erfahren kann von dem, was Jesus bewährt – mitten in dieser Welt, was er wahr macht. Geht hinein, wenn euch Jesus hinausstreut, mitten hinein in die Welt, und lebt das!
Als Traurige, die doch von ihm fröhlich gemacht werden, als Menschen, denen Lebenspläne zerschlagen werden und die dennoch wissen, dass ihr Weg weitergeht, weil der Herr den Weg führt. Als die Sanftmütigen, die nicht mehr kämpfen müssen, sondern etwas von dem wissen, wo Gott Türen aufmacht, wenn wir nur Salz sind.
Ja, wenn wir leuchten lassen, was er uns anbietet, was Jesus uns schenkt, und es widerspiegeln in unserem Leben. Ihr seid das Salz der Erde. Es wäre furchtbar, wenn wir salzlos würden und keine Wirksamkeit mehr hätten. Ihr seid das Licht der Welt. Lasst euer Licht leuchten, dieses Licht. Amen!
Schlussgebet und Bitte um Stärkung
Wir wollen beten. Herr, du stellst in dein Licht, dass wir so oft nur um ein paar vergängliche Dinge kämpfen und alles andere dafür aufgeben. Wir bekennen vor dir, dass das Schuld in unserem Leben ist, dass es Sünde vor dir ist, dass wir alles andere eintauschen, um einiger äußerlicher Vorteile willen.
Herr, mach uns das eine immer größer: dass wir dich gewinnen und dafür gern alles andere eintauschen können, wie der Perlensammler, weil du mehr bietest.
Herr, wir stellen uns jetzt auch unter die Not, die viele in unserer Mitte betroffen hat. Wir sind verbunden mit denen, die krank liegen, mit denen, die schwermütig sind, die durch furchtbare Enttäuschungen hindurchgehen. Ja, wir sind verbunden mit all denen, die weltweit hungern, denen die Gerechtigkeit versagt ist, die unschuldig eingesperrt sind.
Herr, zeig uns, wo wir ihnen ihren schweren Weg leichter machen können. Lass uns erkennen, wie wir ihnen das weitergeben dürfen: deine großen Seligpreisungen und das Geheimnis deines Glückes, das du schenken willst.
Herr, mach uns zu solchen Boten, die Salz sind und das weitergeben in eine kranke und leidende Welt hinein. Herr, gebrauche uns dazu. Wir sind untüchtig und unbrauchbar, ja, vor dir ist das nicht verborgen. Du weißt es, aber wir nehmen deine Verheißung an und stellen uns zum Dienst für dich.
Gebrauche uns dazu, auch deine ganze Christenheit in der Welt. Bewahre uns davor, dass wir nur wie ein Klumpen beieinander bleiben. Streue uns auseinander in diese Welt hinein, dass wir dein Licht und Salz von dir sein können für andere.
Lasst uns gemeinsam beten: Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
