Einführung und Rückblick auf die Berufung der Apostel
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 166: Die Berufung der Apostel, Teil 2.
In der letzten Episode haben wir gesehen, wie Jesus eine Nacht im Gebet verbrachte, um aus seinen Jüngern zwölf auszuwählen, die er auch Apostel nannte.
Wir können sicherlich aus dem Vorbild Jesu lernen, dass wir bei der Auswahl von Personen für Leitungsaufgaben mehr und nicht weniger beten sollten.
 Lukas 6,12-13:
„Und es geschah in diesen Tagen, dass er auf den Berg hinausging, um zu beten, und er verbrachte die Nacht im Gebet zu Gott. Und als es Tag wurde, rief er seine Jünger herbei und erwählte aus ihnen zwölf, die er auch Apostel nannte.“
 Markus 3,13-14:
„Und er stieg auf den Berg und rief zu sich, die er wollte, und sie kamen zu ihm. Und er berief zwölf, damit sie bei ihm waren, und damit er sie aussandte, zu predigen.“
Die Bedeutung der Zahl Zwölf im biblischen Kontext
Es werden zwölf Apostel erwählt – aber warum gerade zwölf? Die Antwort wird im Text nicht direkt gegeben. Auffällig ist jedoch, dass Israel aus zwölf Stämmen besteht. Vermutlich besteht eine Verbindung zwischen der Anzahl der Apostel und der Anzahl der Stämme Israels.
So lesen wir in Matthäus 19: Nachdem Jesus davon spricht, dass reiche Menschen nur schwer ins Reich Gottes kommen, antwortet Petrus in Matthäus 19,27: „Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt; was wird uns nun werden?“ Jesus aber spricht zu ihnen: „Wahrlich, ich sage euch: Ihr, die ihr mir nachgefolgt seid, werdet in der Wiedergeburt, wenn der Sohn des Menschen auf seinem Thron der Herrlichkeit sitzen wird, auf zwölf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten.“
Wenn man also zwölf Stämme Israels richten will, braucht man offenbar zwölf Apostel.
Eine ähnliche Verbindung finden wir in der Offenbarung. Dort wird die Gemeinde bildhaft als Braut beschrieben, und die heilige Stadt Jerusalem kommt aus dem Himmel herab. In Offenbarung 21,12 heißt es: „Und sie hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore, und an den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, welche die Namen der zwölf Stämme der Söhne Israels sind.“
Kurz darauf lesen wir in Offenbarung 21,14: „Und die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine, und auf ihnen zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes.“
Auch hier trifft die Zahl Zwölf, die für die Stämme Israels steht, auf die Zwölf, die für die Apostel steht. Die zwölf Apostel sind im Bild das Fundament, auf dem die Mauer errichtet wird, deren Tore die Namen der zwölf Stämme tragen.
Ob das zu weit geht, weiß ich nicht, aber vielleicht kann man sagen: So wie Jakob zwölf Söhne hatte und aus ihnen Israel wurde, so hatte Jesus zwölf Apostel, aus denen das neue Israel wurde. Es gibt jedenfalls eine Art von Verbindung zwischen diesen beiden Konzepten.
Die Tatsache, dass Judas als Apostel nach seinem Selbstmord ersetzt wurde, zeigt, dass die Zahl zwölf selbst als Zahl eine besondere Bedeutung hat.
Die Rolle und Aufgaben der Apostel
Aber kommen wir zurück zu den Aposteln und dem, was sie ausmacht.
Markus 3,14: Und er berief zwölf, damit sie bei ihm waren und damit er sie aussandte, zu predigen.
Die Nähe zu Jesus als zentrale Voraussetzung
Die Apostel sollten bei Jesus sein. Ja, Jesus hatte viel mehr Jünger als nur die zwölf, aber ab einer bestimmten Anzahl wird seine Gruppe unüberschaubar. Als Mensch konnte sich der Herr Jesus intensiv nur um einige wenige ausgewählte Menschen kümmern.
Die Apostel sollten deshalb bei ihm sein, ihn intensiver begleiten und mehr von ihm lernen. Wir können uns freuen, dass das seit Pfingsten anders ist. Gott, der Geist, wohnt in allen Gläubigen. Auf diese Weise kann der Herr Jesus allen Teilen seines Leibes, also jedem einzelnen Gläubigen, als Herr nahe sein.
Was ihm als Mensch unmöglich war – sich um alle seine Jünger in gleicher Weise zu kümmern – ist im Zeitalter der Gemeinde problemlos möglich. Aus einem sehr irdischen Messias ist er ein himmlischer Immanuel geworden, ein Gott mit uns.
Die Zwölf sollten also bei ihm sein. Aus dieser Formulierung können wir ableiten, dass das für die Jünger Jesu nicht normal war. Da Jesus seine Jünger nicht für ihr Jüngersein entlohnte, waren die normalen Jünger wahrscheinlich nur in dem Maß präsent, wie es ihre alltäglichen Pflichten erlaubten.
Bei den Aposteln sollte das anders sein. Sie sollten sich auf die Nachfolge und das Bei-Jesus-Sein konzentrieren. Sie wurden so etwas wie Vollzeitnachfolger.
Auch wenn wir uns Jesus oft als jemanden vorstellen, der für alle da war, der jeden an sich heranließ und mit jedem sprach – beim Lesen der Bibel bestätigt sich dieses Bild nicht. Jesus war als Mensch beschränkt und wählte bewusst zwölf Männer aus, mit denen er mehr Zeit verbringen wollte.
Innerhalb dieser zwölf gab es einen noch kleineren Kreis: Petrus, Jakobus und Johannes. Sie begleiteten ihn auf ausgewählte Missionen. Nur diese drei waren auf dem Berg der Verklärung dabei oder bei der Auferweckung der Jairustochter. Nur sie sollten mit ihm im Garten Gethsemane wachen und beten.
Das ist der erste Punkt, der einen Apostel ausmacht: Die Apostel sollten bei ihm sein, bei Jesus sein.
Die Sendung zum Predigen als zweite Aufgabe
Zweitens verstehen wir aus dem Vergleich der beiden Bibelstellen, Lukas 6 und Markus 3, die ich vorhin vorgelesen habe, dass Apostel dazu bestimmt sind, zum Predigen ausgesandt zu werden. Ein Apostel ist wörtlich ein Gesandter.
Ja, es gab zur Zeit Jesu und der ersten Kirche auch andere Prediger. Zu einem späteren Zeitpunkt wird der Herr Jesus sogar siebzig Jünger als Prediger aussenden. Dennoch sind es gerade die Apostel, die im Thema Predigtdienst besonders herausstechen.
Soweit wir ihr Wirken in der Apostelgeschichte verfolgen können, legen sie das theologische Fundament, auf dem das Christentum entsteht. Und sie tun dies als solche, die viel Zeit mit Jesus verbracht hatten. Genau dieser Punkt ist wichtig, wenn wir uns fragen, wie Jesus sicherstellt, dass seine ureigene Botschaft nicht durch Halbwissen oder stille Posteffekte verwässert wird.
Die Antwort: Er gebraucht Menschen, die ihn kannten, die viel Zeit mit ihm verbracht hatten, die viele seiner Predigten gehört hatten und denen es möglich war, all ihre Fragen bei ihm loszuwerden. Solche Leute waren vielleicht nicht für sich allein, aber als Gruppe ein mächtiges Werkzeug zur Bewahrung der Jesusbotschaft.
Warum als Gruppe? Weil sich eine Gruppe gegenseitig korrigieren und ergänzen kann. Wenn wir heute das Evangelium als Botschaft noch kennen, dann verdanken wir es dem Dienst von Aposteln, die ihr Leben in den Dienst des Evangeliums gestellt haben.
Wir verdanken unser eigenes geistliches Leben wenigen Männern, die im ersten Jahrhundert bereit waren, einem unbekannten Rabbi aus Nazareth zu glauben, ihm nachzufolgen, seine Botschaft anzunehmen und sie an uns weiterzugeben. Ohne wirklich zu wissen, was auf sie zukommt, waren sie bereit, sich einem Dienst zu stellen, der für sie ganz persönlich mit Armut, Ausgrenzung, Anfeindung und Einsamkeit verbunden war.
Und all das taten sie, um eine Sache zu tun: der ganzen Welt das Evangelium zu predigen.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest darüber nachdenken, wie du die Apostel siehst. Wie sehr beeinflusst ihr Vorbild dein Leben?
Das war es für heute. Du könntest den Gebetsbrief von Open Doors abonnieren und einmal im Monat gezielt für verfolgte Christen beten.
Der Herr segne dich, schenke dir seine Gnade und lasse dich in seinem Frieden leben. Amen.
