
Schön, dass ihr heute da seid. Ich wollte fragen, ob es euch auch so geht, dass ihr euren Code fürs Handy auf einmal viel besser kennt, weil die Gesichtserkennung nicht mehr funktioniert, wenn ihr Masken tragt.
Ich freue mich, dass wir einen Jugendgottesdienst zusammen feiern können und dass relativ viele da sind. Noch mehr würde ich mich freuen, wenn wir wieder richtig voll machen können. Aber vor allem freue ich mich, dass wir zusammen über Jesus nachdenken, singen und Zeit miteinander verbringen können.
Aber ich habe auch schlechte Nachrichten für euch. Wir sind total out, auch wenn wir hier relativ viele sind. Ich weiß nicht, ob euch das schon aufgefallen ist, aber die Gesellschaft, in der ihr lebt, die Leute um euch herum, stehen dem Christentum ziemlich gleichgültig gegenüber.
Klar, es gibt ein paar nette Dinge, wie Diakonie, Pflege und andere soziale Projekte. Die sind ja ganz nett. Aber habt ihr schon mal versucht, mit euren Klassenkameraden über Themen wie Sex vor der Ehe zu diskutieren und dabei eine christliche Sichtweise einzubringen? Oder habt ihr schon mal über Schöpfung gesprochen und seid dann in eine Diskussion über Begriffe wie Sünde, Buße und Erlösung geraten? Vielleicht auch über das gesamte Konzept eines lebendigen Gottes, den man nicht sieht, vor dem aber jeder irgendwann Rechenschaft ablegen soll?
Klar, hier in diesen heiligen Gemeinderäumen sitzt jeder da, nickt und sagt: Ja, darüber kann man freilich reden. Aber wenn ihr in der Schule oder auf der Arbeit seid, würde es mich sehr wundern, wenn die Leute dort mit euch in diesen Themen einer Meinung wären. Im Gegenteil: Ihr werdet out sein, und die Leute können damit nichts anfangen.
Wahrscheinlich ist es sogar so, dass ihr mittlerweile in einem großen Teil der hippen christlichen Community des Westens out seid, wenn ihr auf solche Dinge beharrt.
Das Ganze stellt mich vor eine große Herausforderung, weil ich die Frage habe: Wie soll ich darauf reagieren? Lasse ich mich mittreiben? Unter der Woche auf der Arbeit mache ich alles mit, im Freundeskreis sowieso, und sonntags in der Gemeinde setze ich eine Maske auf und lebe so, wie es dort gern gesehen ist. Ganz ehrlich: Oft mache ich es genau so.
Die andere Frage ist aber, oder besser gesagt die Alternative: Lasse ich mich ganz auf Gott ein, inklusive allem, was er dazu zu sagen hat? Dann bringt es mich aber automatisch in den Gegenpol zu den Leuten, mit denen ich sonst lebe und die um mich herum sind.
Ich stehe also vor der Frage, ob ich mitmache und mich mitbreiten lasse oder ob ich gegen den Strom schwimme, auch wenn der Strom ein Shitstorm ist, der vielleicht über mich hereinbricht.
Vielleicht klappt es bei euch noch ganz gut, dieser Frage auszuweichen, weil ihr es schafft, unter der Woche mitzumachen und sonntags euer Gemeindegesicht aufzusetzen. Aber wenn ich halbwegs den richtigen Eindruck habe, wohin sich unsere Gesellschaft bewegt, dann garantiere ich euch, dass wir noch mehr out werden.
Irgendwann wird es nicht mehr klappen, und ihr müsst euch entscheiden: Wollt ihr euch wie ein toter Fisch mit dem Strom treiben lassen oder als lebendiger Fisch gegen den Strom schwimmen?
Ich bin froh, dass wir nicht mein Leben anschauen müssen, weil ich mich vielleicht manchmal eher wie eine tote Forelle auf dem Rücken im Strom treiben lasse. Stattdessen haben wir in der Bibel Beispiele von Menschen, die uns wirklich als Vorbild dienen können. Sie fordern uns heraus, anders zu leben – auch wenn die Leute um sie herum völlig anders handeln.
Ich möchte heute mit euch Josef anschauen. Überraschung – wahrscheinlich hättet ihr das nicht erwartet. Josef war jemand, der wie ein lebendiger Fisch gegen den Strom geschwommen ist. In seinem Leben hatte er große Herausforderungen: hohe Berge und tiefe Abstürze. Trotzdem hat er Haltung bewahrt und ist mit vollem Einsatz sein Leben gegangen.
Jetzt habe ich ein Problem: Wir können Josefs Leben hier nicht komplett durchlesen und zusammen anschauen. Die Geschichte umfasst nämlich mindestens 13 Kapitel in der Bibel, und es gibt sogar noch einige Erwähnungen davor. Das müsst ihr zu Hause nachlesen, und zwar in 1. Mose 37 bis 50. Nein, das sind Kapitel, keine Verse. Wer sich das genauer anschauen möchte, kann dort nachlesen.
Ich möchte euch aber kurz einen Überblick geben, für diejenigen, die Josef nicht so gut kennen oder nicht mehr im Kopf haben. Josef startet super: Er wird in ein gemachtes Nest hineingeboren. Sein Vater Jakob hat damals viele Schafe – das ist ungefähr so, als hättest du heute eine Garage voller teurer Autos. Er war also reich. Außerdem wächst Josef mit mehreren Brüdern auf und ist das absolute Lieblingskind seines Vaters. Das bringt natürlich Nachteile mit sich, denn seine Brüder sind nicht begeistert davon.
Josef hat große Träume. Er sieht zum Beispiel Sterne und Getreideähren, die sich vor ihm verbeugen müssen. Das ist ein Zeichen dafür, dass seine Brüder sich vor ihm verbeugen sollen – was seine Brüder noch mehr verärgert. Das führt schließlich dazu, dass seine Brüder, als sie mit ihm einige Tagesreisen vom Vater weg unterwegs sind, beschließen, ihn loszuwerden.
Zuerst trauen sie sich nicht, ihn umzubringen, was der ursprüngliche Plan war. Stattdessen werfen sie ihn in eine Art Brunnen und warten ab, was passiert. Dann hat Juda, einer der Brüder, die Idee, Josef zu verkaufen. Als eine Karawane vorbeikommt, verkaufen sie ihn zum Sklavenpreis. Josef landet schließlich als Sklave in Ägypten, und zwar bei einem der Topleute Ägyptens, Potiphar. Potiphar war damals so etwas wie Kanzler oder Amtsminister – also jemand mit hohem Rang.
Jetzt passiert etwas Interessantes: Josef steigt auf, ich nenne es mal, zum Geschäftsführer. Potiphar vertraut ihm alles an und kümmert sich um nichts mehr. Josef leitet alles selbst. Bis zu diesem Punkt hat Josefs Leben genug Stoff für eine Hollywood-Verfilmung oder fünf Staffeln einer Netflix-Serie. Aber sein Leben fängt da erst richtig an.
Nachdem es ganz unten angefangen hat und er wieder ganz oben ist, geht die Achterbahn weiter – diesmal nach unten. Die Frau seines Chefs möchte eine Affäre mit ihm. Als Josef ablehnt, bezichtigt sie ihn der Vergewaltigung. Josef kommt ins Gefängnis und ist wieder ganz unten.
Doch auch dort hinterlässt er einen so guten Eindruck, dass er schnell zum wichtigsten Gefangenen aufsteigt, der sich um die anderen Gefangenen kümmern kann. Dort trifft er zwei andere Gefangene, die Träume haben. Josef deutet diese Träume. Und die Deutungen erfüllen sich: Dem einen sagt er voraus, dass er sterben wird, dem anderen, dass er freigelassen wird.
Josef bittet den, der freigelassen wird, an ihn zu denken. Die Hoffnung ist, dass Josef bald auch frei kommt, wenn der wieder Einfluss hat. Doch der vergisst Josef. Es ist traurig, wenn man Menschen Gutes tut und sie selbst kleine Dinge vergessen.
Nach einiger Zeit hat der Pharao Träume. Da erinnert sich der Mundschenk an Josef und berichtet dem Pharao davon. Josef wird aus dem Gefängnis geholt, kommt vor den Pharao und soll dessen Träume deuten.
Die Träume handeln von Getreideähren. Nach der Getreideernte wurden die Ähren abgeschnitten, zusammengebunden und aufgestellt – vielleicht kennt ihr das von alten Gemälden. Josef sieht in einem Traum dünnere Ähren, die von dickeren Ähren verschlungen werden. Ein anderer Traum zeigt dicke Kühe, die von dünnen Kühen gefressen werden – oder umgekehrt, da bin ich mir nicht ganz sicher. Schaut selbst nach.
Josef erklärt dem Pharao, dass sieben reiche Jahre kommen werden, gefolgt von sieben mageren Jahren. Er gibt auch gleich den Rat, einen klugen Mann zu suchen, der Vorratslager für Getreide anlegt. Der Pharao fragt sich, wen er besser dafür nehmen könnte als Josef selbst. So wird Josef, wie ein Phönix aus der Asche, aus dem Gefängnis geholt und wird der zweitwichtigste Mann in Ägypten.
Ab hier habt ihr die sechste Staffel der Netflix-Serie über Josef. Da steckt wirklich viel Stoff drin. Die Geschichte geht weiter: Viele Kapitel beschäftigen sich damit, wie Josefs Brüder, die ihn verkauft hatten, in Kanaan unter einer Hungersnot leiden. Sie kommen nach Ägypten, um Getreide zu kaufen.
Vielleicht klingt Getreide für euch heute nicht besonders spannend, aber damals war es das wichtigste Lebensmittel zum Überleben. Josef erkennt seine Brüder, gibt sich aber nicht sofort zu erkennen. Er stellt sie auf die Probe, um zu sehen, was in ihnen steckt.
Dazu kommen wir heute leider nicht mehr. Es ist aber sehr spannend, sich besonders Juda genauer anzuschauen. Ein Tipp für alle, die Lust haben, dort tiefer einzutauchen.
Am Ende kommt es zur Versöhnung zwischen Josef und seinen Brüdern. Seine ganze Familie zieht nach Ägypten, ist gerettet und wieder vereint. Happy End.
So ein Leben könnte man wirklich als ein Auf und Ab bezeichnen. Ich weiß nicht, welche Achterbahnen du im Leben schon erlebt hast. Ich glaube, Josef wird dich darin übertreffen. Er stand vor einigen sehr großen Herausforderungen, bei denen er Entscheidungen treffen musste. Ich möchte zwei davon nennen und mit euch darüber sprechen.
Josef lebte ganz anders als die Menschen um ihn herum und auch völlig anders als seine Brüder. Wenn ihr die Geschichte genauer lest, werdet ihr feststellen, dass ständig ein Gegensatz zwischen dem Verhalten seiner Brüder und dem von Josef gezogen wird.
Das erste Beispiel zeigt, wie Josef reagiert, als die Frau seines Chefs eine Liebesbeziehung mit ihm eingehen möchte. Das zweite Beispiel beschreibt, wie Josef handelt, als er Macht über seine Brüder hat und sich für alles rächen könnte, was sie ihm angetan haben.
Es gibt noch weitere Beispiele, etwa Josefs Treue im Vergleich zu seinen Brüdern, aber ich glaube, diese beiden sind die stärksten.
Warum erwähne ich das im Zusammenhang mit dem Punkt vom Anfang, dass es eine Gegenkultur ist? Weil ich glaube, dass wir uns herausfordern lassen müssen, hier ähnlich zu leben.
Und jetzt lesen wir ein Stück aus der Josef-Geschichte in 1. Mose 39, Vers 7. Dort ist die Situation beschrieben, in der die Frau des Potiphar, also seines Chefs, mit ihm ein Schäferstündchen haben möchte. Schäferstündchen ist euch bekannt, hoffe ich.
Es heißt dort: Die Frau seines Herrn warf ein Auge auf ihn. Nein, sie hat sich nicht das Auge herausgenommen und es ihm zugeworfen, sondern sie fand ihn sehr nett und hätte gerne mehr gehabt. Sie sagt zu ihm: „Schlaf mit mir!“ Doch er weigert sich und erwidert: „Sieh doch, mein Herr verlässt sich auf mich und kümmert sich um nichts mehr, was im Haus vorgeht. Er hat mir alles anvertraut, was ihm gehört. In diesem Haus gilt er nicht mehr als ich. Nichts sei mir vorenthalten, außer dir, seiner Frau. Wie könnte ich da ein so großes Unrecht begehen? Ich würde mich an Gott versündigen.“
Obwohl sie Tag für Tag auf Josef einredete, mit ihr zu schlafen und ihr zu Willen zu sein, hörte er nicht auf sie. Einmal war Josef allein im Haus, niemand von der Dienerschaft war da. Da fasste sie ihn am Gewand und drängte: „Komm mit mir ins Bett!“ Doch er riss sich los und flüchtete hinaus. Das Gewand blieb in ihrer Hand zurück.
Als ihr bewusst wurde, dass er fort war, aber sein Gewand in ihrer Hand lag, rief sie die Dienerschaft herbei und sagte: „Seht euch das an! Er hat uns diesen Hebräer ins Haus gebracht, der nun seinen Mutwillen mit uns treibt. Er ist zu mir gekommen und wollte mit mir schlafen. Da habe ich laut geschrien. Als er mein Aufschreien hörte, ließ er sein Gewand bei mir liegen und rannte hinaus.“
Damit euch die Situation vielleicht etwas bewusster wird: Ich nehme mal an, wenn die Dame die Frau eines der höchsten Leute im Land war, dann war sie wahrscheinlich nicht hässlich. Die Reichen holen sich meistens eher Kandidatinnen von Germany’s Next Topmodel oder Ähnlichem.
Ich nehme weiter an, dass sie, als sie zu ihm kam und sagte: „Schlaf mit mir“ – oder in alten Übersetzungen: „Leg dich zu mir“ – nicht unbedingt in Jogginghose, Gammelklamotten und mit zerzausten Haaren gekommen ist. Ich würde hier einfach mal unterstellen, dass sie sich ins Zeug gelegt hat, sich ein bisschen aufgestylt und hergerichtet hat.
Warum betone ich das so? Weil ich glaube, dass das für Josef keine Kleinigkeit war. Es war nicht so, dass er dachte: „Ach nö, was will die denn jetzt hier?“ Sondern es war eine richtige Herausforderung. Ich unterstelle mal, dass es eine hübsche Frau war, die mit ihm eine Beziehung suchte und es auf ihn angelegt hatte.
Wir wissen nichts davon, dass Josef zu der Zeit eine Frau gehabt hätte oder Ähnliches. Es klingt doch nach einer ganz netten Einladung. Aber Josef bleibt standhaft, lässt seine potenzielle Liebhaberin sitzen und flieht. Ich denke, das hat ihn etwas gekostet. Es war nicht einfach.
Bevor ich genau darauf eingehe, was Joseph tut, möchte ich euch einen Kontrast zu Judah, dem Bruder von Joseph, aufzeigen. Die Geschichte dazu muss ich euch erzählen, weil sie ebenfalls zu lang zum Vorlesen ist. Sie steht ein bisschen weiter vorne in 1. Mose 35.
Judah befindet sich in einer spannenden und ziemlich komplizierten Situation. Lass dich nicht verwirren, wenn du die Details später genauer erklärt haben möchtest, kannst du jederzeit nachfragen. Judah hatte einen Sohn, der mit einer Frau namens Tama verheiratet war. Tama war also Judahs Schwiegertochter. Nun ist der Sohn von Judah gestorben. Zu jener Zeit war das für die Frau ein großes Problem, das wir uns heute kaum noch vorstellen können. Sie war mittellos und nicht mehr versorgt, besonders wenn sie noch keine Kinder hatte.
Deshalb gab es damals eine Regel im Volk Israel, die es auch in anderen Völkern gab: Ein Bruder des Verstorbenen musste die Frau heiraten und ihr Nachkommen schenken. So sollte sich der Bruder um die Frau kümmern und sie versorgen. Man kann sagen, das war das damalige Rentenkonzept für Witwen.
Judah hält sich zunächst an diese Regel, und ein weiterer Sohn heiratet Tama. Dieser Sohn hat aber bereits eine andere Frau. Für ihn ist das Problem, dass, wenn Tama Kinder bekommt, diese sein Erbe schmälern würden. Es bleibt dann weniger für ihn und seine eigenen Kinder. Deshalb versucht er, mit ihr Spaß zu haben, aber ohne dass sie Kinder bekommt.
Das ist nicht in Ordnung. Gott sieht das und lässt diesen Sohn sterben. Das ist ziemlich heftig. Die Geschichte geht weiter, und irgendwann gibt es noch einen jüngeren Sohn von Judah, der übrig bleibt. Er sagt zu Tama, dass sie ihn später heiraten kann, wenn er älter ist.
Tama merkt aber irgendwann, dass Judah sich nicht an die Abmachung hält. Judah hat Bedenken und ist enttäuscht. Eines Tages ist Judah in der Gegend, wo Tama lebt. Jetzt tut Tama etwas sehr Krasses, was ihr nicht zum Vorbild nehmen solltet: Sie verkleidet sich als Prostituierte und setzt sich an den Wegrand.
Judah kommt vorbei und reagiert ganz anders als Joseph. Er läuft nicht weg, sondern versucht alles, um mit dieser für ihn scheinbar Prostituierten ins Bett zu gehen. Er erkennt sie nicht, wahrscheinlich waren die Frauen damals verschleiert oder ähnliches, man weiß es nicht genau. Auf jeden Fall erkennt er sie nicht.
Judah lässt sogar seinen Siegelring, einen Stock und weitere Dinge bei ihr zurück, sodass jeder später erkennen kann, dass er es war. Er geht auf die Situation ein. Später wird Tama dadurch schwanger. Man will sie wieder zu Judah bringen, weil sie Ehebruch begangen hat. Judah sagt, dass sie hingerichtet werden muss. Hier sieht man seine Selbstgerechtigkeit.
Dann bringt Tama den Siegelring von Judah, den sie bei sich hat. Judah steht ziemlich blamiert da. Das ist der Kontrast zwischen Joseph und Judah.
Falls euch der Kontrast zwischen den Brüdern nicht reicht, kann ich noch Ruben ins Spiel bringen, einen weiteren Bruder von Judah. Er wird nur kurz in 1. Mose 35,22 erwähnt. Ruben schnappte sich eine der Nebenfrauen seines Vaters – also seiner Stiefmutter – und ging mit ihr ins Bett.
Das ist die Familiensituation, in der Joseph offenbar aufgewachsen ist. All das passierte, bevor Joseph verkauft wurde. Das hilft, die Kultur zu verstehen, in der Joseph lebte.
Deshalb glaube ich nicht, dass es in der Natur der Sache lag, dass Joseph in dieser Situation wegläuft. Nein, er entscheidet sich ganz bewusst, nach Gottes Maßstäben zu leben. Er sagt das auch ganz deutlich in Vers neun: Wenn er sich auf diese Frau einlässt, macht er sich nicht nur an seinem Chef und Gönner schuldig, sondern auch an Gott.
Ich denke, das ist der Hauptgrund, warum Joseph hier anders handelt. Er will nach Gottes Maßstäben leben, auch wenn der Rest um ihn herum – selbst seine engsten Verwandten, seine Brüder – komplett anders leben. Und auch wenn die Versuchung noch so groß ist.
Ich möchte heute die Frage stellen, ob du bereit bist, zur Sünde Nein zu sagen, auch wenn sie dich noch so lockt und auch wenn jeder um dich herum sie tut.
Wenn es um Sexualität geht, hat Paulus im Neuen Testament sehr deutliche Worte gefunden. In 1. Korinther 6 schreibt er dazu unter anderem in Vers 18: „Flieht vor den sexuellen Sünden!“ Alle anderen Sünden spielen sich außerhalb des Körpers ab, wer jedoch seine Sexualität freizügig auslebt, sündigt gegen den eigenen Körper.
Wisst ihr denn nicht, dass euer Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott bekommen habt? Ist euch nicht klar, dass er euch nicht selbst gehört?
Ich möchte heute die Frage stellen: Wir werden das Thema Sexualität nicht komplett ausweiten, dafür reicht die Zeit nicht aus. Aber ich möchte fragen, ob du bereit bist, alle sexuellen Handlungen sein zu lassen, die sich außerhalb deiner Ehe zwischen einem Mann und einer Frau abspielen. Bist du dazu bereit?
Ich bin mir sicher, dass viele Leute, vielleicht gerade auf YouTube, den Kopf schütteln. Sie denken, das sei „unsere Zeit“. Gerade in diesen Dingen wird dir Erfüllung und Genuss versprochen. Man sagt dir, dass du dort deine Identität finden und ausleben kannst. Bist du bereit, darauf zu verzichten, nur weil Gott es so sagt? Bist du bereit, bei allem, was in dir schreit „Tu es!“ und dich lockt – wie die Frau des Potiphar, Pornografie, Petting und Co. – all das sein zu lassen?
Das Vorbild von Joseph und Paulus ist dabei identisch. Wenn die nette Lady auf Instagram dich einlädt, ihre anderen Kanäle zu besuchen, habe ich einen Tipp für dich: Lauf! Nimm deine Füße in die Hand und lauf, so schnell du kannst. Bist du bereit, das zu tun?
Joseph steht in diesem Thema, das auch für uns heute wahrscheinlich eine der größten Herausforderungen ist, als Riesenvorbild vor uns.
Ich möchte es aber nicht nur auf das Thema Sexualität beschränken. Ich frage dich auch, ob du bereit bist, radikal mit anderen Sünden zu brechen, auch wenn jeder um dich herum anders handelt. Bist du bereit, aufzuhören zu lügen, auch wenn es dir Nachteile bringt? Bist du bereit, Diebstahl sein zu lassen? Damit meine ich nicht, in einen Laden zu gehen und alles mitzunehmen, sondern zum Beispiel falsche Abrechnungen zu unterlassen.
Wie sieht es aus mit den Arbeitsstunden im Homeoffice? Wie werden sie aufgeschrieben? Was ist mit dem illegalen Herunterladen von Filmen, Musik oder Spielen? Hast du schon einmal darüber nachgedacht, wie es aussieht mit dem Ehren deiner Eltern? Gut über sie zu reden, auch wenn jeder um dich herum schlecht über seine Eltern spricht und gegen sie handelt?
Bist du bereit, Autoritäten mit Respekt zu begegnen, auch wenn sie fehlerhaft sind? Lehrer, Eltern, Politiker, Polizei und andere – auch wenn jeder um dich herum nur über sie lästert?
Und bist du vor allem dann dazu bereit, wenn es dich wirklich etwas kostet? Joseph ist wegen seiner Haltung sogar ins Gefängnis gegangen, weil er einfach nur richtig leben wollte.
Bist du bereit, in deinem Leben diese Radikalität gegen die Sünde an den Tag zu legen? Dann möchte ich dich heute herausfordern, Nägel mit Köpfen zu machen und Gott zu fragen, was in deinem Leben ans Kreuz genagelt gehört.
Einen zweiten Punkt werde ich etwas kürzer fassen, nämlich wie Joseph ganz anders lebt als seine Brüder. Joseph übt keine Rache. Er unterscheidet sich damit deutlich von seinen Brüdern.
Vielleicht denkt jetzt jemand: „Moment mal, Joseph spielt aber ganz schön mit ihnen.“ Ja, das tut er, weil er, glaube ich, genau wissen will, was in ihnen steckt. Aber er rächt sich nicht an ihnen und lässt sich nicht an ihnen aus.
Interessant ist auch, dass sich Juda total verändert hat, wenn man sein Leben genauer betrachtet. Das als Tipp für euch.
In 1. Mose 45,5 sagt Joseph zu seinen Brüdern, als er sich ihnen offenbart: „Nun bekümmert euch nicht und denkt nicht, dass ich zornig bin, weil ihr mich hierher verkauft habt. Denn um eures Lebens willen hat Gott mich vor euch hergesandt.“ Joseph sieht also, dass etwas falsch gelaufen ist, trägt es ihnen aber nicht nach.
Im Gegensatz dazu stehen seine Brüder Simeon und Levi, die eine Rache üben, die kaum vorstellbar ist. Das könnt ihr in 1. Mose 34 nachlesen, wo eine ganze Geschichte erzählt wird. Ihr werdet eine schockierende Seite der Familie Jakobs kennenlernen.
Dinas, eine Tochter Jakobs, wird von Sichem, einem Kanaaniter, vergewaltigt. Das ist eine Tat, die gesühnt werden muss – durch eine Gerichtsverhandlung, Schuldgespräche und so weiter. Simeon, Levi und die anderen Brüder sind daran beteiligt und denken sich eine List aus. Sie sagen: „Ja, du kannst die Diener heiraten, aber ihr müsst euch alle beschneiden lassen.“
Die Männer der Stadt lassen sich beschneiden. Doch nach ein paar Tagen liegen sie alle mit Wundfieber darnieder. Nun kommen Simeon und Levi ins Spiel. Was sie tun, könnt ihr in 1. Mose 34,25 lesen – es ist ziemlich brutal: Drei Tage später, als die Männer noch im Wundfieber lagen, nehmen Simeon und Levi ihre Schwerter, überfallen die sorglose Stadt und töten alle männlichen Bewohner.
Das ist heftig. Und glaubt nicht, dass Levi und Simeon damals eine Ausnahme waren. Viele haben so gehandelt. Es war akzeptiert, wenn Sichem bestraft wurde. Aber das, was sie tun – die Auslöschung aller Männer einer Stadt – ist eine Blutrache, die ich nicht nachvollziehen kann und die weit über das hinausgeht, was Gott richtig findet.
Joseph reagiert hier anders. Obwohl er in einer Machtposition ist, um seine Brüder zu bestrafen, tut er es nicht. Wir könnten es nachvollziehen, wenn er es getan hätte: Sie haben ihn verkauft und wollten ihn umbringen. Doch er tut es nicht. Am Ende rettet er dadurch seine Familie.
Vielleicht denkt ihr, Rache sei für uns weit weg. Ich habe mal „Rache Filme“ bei Google eingegeben und fand die Ergebnisse ziemlich spannend. Einige davon finde ich sogar gut, ehrlich gesagt. Vielleicht bin ich zu alt für euch, aber Filme wie Der Pate, Batman, Inglourious Basterds, American History X, The Social Network, Stirb langsam, 96 Hours und Django Unchained sind Beispiele.
Wer von euch war vor etwa acht, neun Jahren nicht im Kino und hat gejubelt, als Django sich durch die Südstaaten der USA kämpfte und Rache für die Sklaven nahm?
Wie reagierst du, wenn ein Arbeitskollege dir einen Fehler in die Schuhe schiebt? Wenn ein Freund oder eine Freundin dich verletzt oder dir vielleicht den Partner ausgespannt hat? Denkst du dann nicht manchmal: „Jetzt habe ich doch jedes Recht, ihm das heimzuzahlen?“
Vielleicht wurdest du verletzt, nur weil du gläubig bist. Vielleicht träumst du manchmal davon, dich zu rächen. Genau das ist es, was Joseph nicht getan hat. Er reagiert anders.
Ich möchte dich herausfordern, hier auch einen Unterschied zu machen – zu deiner Umgebung. Anstatt Rache zu üben, könntest du es Vergebung nennen. Nicht nur ich will dich dazu herausfordern, sondern auch Paulus und Petrus im Neuen Testament.
In Römer 12,19 heißt es: „Rächt euch nicht selbst, meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes, denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will vergelten.“
Und in 1. Petrus 3,9 steht: „Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, damit ihr den Segen erbt.“
Das ist nur ein Beispiel, das unseren Umgang mit anderen Menschen betrifft. Es geht nicht nur um Rache, sondern um Vergebung, Mitleid, Hingabe an andere, Liebe und Dienst – genau das, was Joseph lebt, gerade auch gegenüber seinen Feinden.
Ich weiß, das kostet viel Kraft. Wenn ihr Joseph anschaut, seht ihr, dass die letzten Kapitel seiner Geschichte davon handeln, wie er sich um seine Familie kümmert – die ihn verraten und verkauft hat.
Das steht im starken Kontrast zu einer Kultur, in der jeder nur auf sich schaut und die Menschen immer härter und liebloser miteinander umgehen.
Ich möchte dich fragen, ob du den Mut hast, radikal anders zu leben.
Und wenn Joseph uns schon ein großes Vorbild ist, möchte ich euch noch ein besseres zeigen – vor dem Joseph richtig schwach aussieht: Jesus Christus! Joseph ist ein Bild für Jesus.
Jesus ist radikal anders mit Sünde umgegangen, in ihm war keine Sünde zu finden – da schneidet Joseph sogar schlecht ab. Jesus, der, als er geschlagen und ans Kreuz gebracht wurde, den Mund nicht aufmachte, sondern für dich und mich gelitten hat.
Wir sind die Brüder von Jesus, die in starkem Kontrast zu ihm stehen, voller Sünde, die ihn ans Kreuz gebracht haben. Und doch gibt Jesus sein Leben für uns hin.
Das ist der bessere Joseph und das noch größere Vorbild für dein und mein Leben.
Und deswegen möchte ich dich herausfordern und fragen, ob du bereit bist, eine Counterculture gegen unsere Kultur zu leben. Auf Deutsch heißt das Gegenkultur. Dieses Wort finde ich allerdings etwas sperrig, deshalb habe ich das Englische verwendet.
Wisst ihr, was das bedeutet, Gegenkultur? Das heißt, dem Standard der Leute um uns herum einen Gegenpol entgegenzusetzen. Das gibt es immer wieder. Oft sind daraus Revolutionen und Ähnliches entstanden. Aber die christliche Gegenkultur, die christliche Counterculture, ist eine andere. Sie setzt zuerst am eigenen Leben an und bricht dort radikal mit der Sünde.
Ich möchte dir Mut machen, heute Abend vor Gott still zu werden und ihn zu fragen, wo die Problemzonen deines Lebens sind. Sei radikal ehrlich, bring diese Dinge vor Gott und nimm seine Vergebung dafür an. Dann brich radikal mit dieser Sünde und fange an, anders zu leben.
Vielleicht bedeutet das, dass du anfängst zu laufen und deine Beine in die Hand zu nehmen, wenn die Sünde dich lockt. Ja, du wirst es immer wieder tun, wenn du an diesen Punkt kommst. Aber fang an! Und wenn du aufgegeben hast, dann fang neu an.
Das Zweite ist, dass wir keine Revolution starten, die mit Gewalt oder Ähnlichem zu tun hat. Wir starten eine Revolution der Hingabe und Liebe. Auch wenn du jedes Recht hättest, auf Menschen sauer zu sein und ihnen zu zeigen, wo es langgeht, und jeder dich verstehen könnte, nimm dir Jesus zum Vorbild. Fang an, radikal zu lieben – auch wenn es deine Feinde sind.
Es ist meistens am besten, Hass mit Liebe zu begegnen und den Unterschied zu machen. Vielleicht kostet dich ein solches Leben alles. Vielleicht rennst du von einem Shitstorm zum nächsten. Aber am Ende bin ich mir sicher, dass es sich gelohnt hat – so wie bei Joseph.
Ich habe einen Traum: von einer jungen Christenheit, die heute hier sitzt und im Livestream zuschaut. Eine Christenheit, die wirklich einen Unterschied macht in einer Zeit, die von Gott nichts mehr wissen will. Eine Zeit, die sich selbst kaputt macht, in der Menschen ihr Leben zerstören und immer härter und liebloser gegeneinander werden.
Diese junge Christenheit macht einen Unterschied. Sie ist radikal anders und zeigt einer gottlosen Welt, wie Gott das Leben eigentlich gedacht hat. Wenn Menschen uns ansehen, sollen sie merken, dass es sich lohnt, mit Gott zu leben.
Ich wünsche mir, dass du bereit bist, diese Radikalität zu leben. Wir werden nicht darum herumkommen, uns zu positionieren und zu bekennen. Und dann tue es auf die richtige Art und Weise.
Wie bekommt man Kraft dafür? Wie ist man in der Lage, das zu leben? Wie konnte Joseph das leben, obwohl sein Leben so tief gefallen ist? Das hören wir im zweiten Teil.
Ich habe wieder eine Frage für dich: Hast du dich in deinem Leben schon einmal in einer Situation wiedergefunden, in der dein Leben nicht nach Plan gelaufen ist, also nicht so, wie du es dir vorgestellt hast? Oder hast du sogar schon einmal richtig Tiefschläge einstecken müssen, weil andere Menschen dein Leben aus dem Plan gebracht und dir tiefes Leid zugefügt haben – Schmerzen?
Vielleicht hast du sogar schon einmal Strafe für etwas bekommen, obwohl du ganz bewusst versucht hast, richtig zu leben. Und am Ende warst du der Depp neben einem „Frankensauen“, der verloren hat. Aber du hast etwas Gutes, Richtiges gemacht, und am Ende warst du derjenige, der bestraft wurde.
Wenn du einige dieser Dinge schon einmal erlebt hast, dann bist du bei Josef genau richtig. Mit jemand anderem würde ich gerne reden, wie das bei ihm klappt, dass das noch nicht vorgekommen ist, dass das Leben noch nicht aus der Bahn gelaufen ist.
Josef hat zwei Riesenabstürze erlebt: vom Lieblingskind zum Sklaven und vom hochgeschätzten zweiten Mann zu einem Todfeind im Gefängnis. Und wenn Joseph der Gute in der Geschichte ist, der richtig lebt – was ich vorhin behauptet habe – warum erfährt er dann so viel Schmerz und Leid?
Und noch viel mehr die Frage: Woher nimmt Joseph die Kraft, trotzdem so radikal anders zu leben, obwohl er doch jeden Grund hat, verbittert zu sein, verzweifelt zu sein und mit Gott Schluss zu machen?
Die kurze Antwort: Josef hat die Metageschichte gekannt. Und jetzt weiß ich nicht, ob du mit Meta etwas anfangen kannst. Meta ist so die Ebene darüber, die das Gesamte erklärt. Josef, glaube ich, hatte diese im Blick. Das zeigt sich an einigen Stellen deutlich.
Wenn ihr die Josef-Geschichte lest, dann behaupte ich, dass das Hauptanliegen des Autors ist, euch das große Ganze über das Leben von Joseph deutlich zu machen. Das wird am Ende von Josephs Leben ganz klar sichtbar. Dazu kommen wir aber erst später.
Wir wollen damit anfangen, was Joseph diese Kraft gibt. Denn ich glaube, dass diese Dinge auch in deinem Leben da sind, wenn du Kind Gottes bist, und auch dir Kraft geben können.
Das Erste ist, dass Gott Joseph von Anfang an sagt, wie es ausgeht. Wir lesen einfach mal ein paar Verse. Es sind diese Träume, die Josef träumt, in 1. Mose 37,6-11.
Da spricht Josef zu seinen Brüdern: „Hört doch, was ich geträumt habe! Siehe, wir banden Garben auf dem Felde.“ Also das sind wieder diese Getreidedinger. „Und meine Garbe richtete sich auf und stand; aber eure Garben stellten sich ringsumher und neigten sich vor meiner Garbe.“ Das heißt, viele Getreidebüschel in der Mitte die von Josef, und auf der Seite die von den Brüdern, und die verneigen sich vor der von Josef.
Man könnte schon erst mal sagen: Selbstbewusstsein. Aber vergesst bitte nicht, dass das Josef geträumt hat. Es war durchaus ein Traum, den Gott ihm, denke ich, gegeben hat.
Da sprachen seine Brüder zu ihm: „Willst du unser König werden und über uns herrschen?“ Und sie wurden ihm noch mehr feindlich um seines Traumes und seiner Worte willen.
Er hatte noch einen zweiten Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: „Ich habe noch einen Traum gehabt. Siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne, so viele Brüder hatte er, neigten sich vor mir.“
Als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: „Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?“ Seine Brüder wurden neidisch auf ihn, aber sein Vater behielt diese Worte.
Jetzt hat Joseph hier keine hundertprozentige Aussage, dass diese Träume von Gott sind. Aber wenn ihr das Ende der Joseph-Geschichte anschaut, dann seht ihr, dass es genau so passiert ist. Ich denke, dass Gott hier Josef zeigt, wie es ausgeht.
Ich weiß nicht, wer von euch gerne mal liest und auch gerne mal einen Roman liest. Ich komme nicht mehr so häufig dazu, aber ich habe da gerne eine Sache gemacht: Wenn es spannend wurde, bin ich manchmal hergegangen, habe die letzten Seiten aufgeschlagen und geschaut, wie die Geschichte ausgeht. Das habe ich auch schon mal gemacht. Oder seid ihr da total diszipliniert und lest bis zum Ende durch? Dann hatte ich einen Vorteil beim Weiterlesen: Ich kannte den Ausgang der Geschichte.
Die moderne Version ist heute wahrscheinlich, dass ihr im Kino sitzt, einen Film guckt und in Google eingebt, wie es ausgeht. Damit bekommt ihr das auch hin. Ihr kennt den Ausgang der Geschichte. Die letzte Seite des Buchs ist gelesen.
Das ist, was bei Joseph eigentlich der Fall war. Vielleicht war es ihm nicht hundertprozentig bewusst, aber Gott sagt ihm, bevor es richtig tief runtergeht, wie es ausgeht.
Und Überraschung: In deinem Leben, wenn du Kind Gottes bist, sieht das nicht anders aus. Vielleicht vergisst du das gerne, aber die letzte Seite des Romans deines Lebens ist gelesen. Da hat Jesus dir das gesagt.
Ihr findet unzählige Stellen im Neuen Testament. Ich greife einfach zwei heraus, beide aus dem Johannesevangelium.
Einmal Johannes 11,25-26. Da sagt Jesus: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er stirbt. Und wer lebt und an mich glaubt, wird niemals mehr sterben. Glaubst du das?“
Das klingt kompliziert, aber was Jesus sagt, ist, dass du als Kind Gottes ewiges Leben hast. Egal, was passiert, es kann dir niemand rauben.
Johannes 14,1-3 sagt Jesus noch einmal mehr, auch als Vorbereitung ein Stück weit: „Euer Herz erschrecke nicht; glaubt an Gott und glaubt an mich! In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten? Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.“
Zwei Dinge: Egal wie dein Leben läuft, egal welche Achterbahnen du fährst, wie bei Joseph ist die letzte Seite gelesen. Jesus kommt und ist gerade dabei, für dich eine Wohnung vorzubereiten.
Jetzt kannst du sagen: „Er ist schon zweitausend Jahre dabei.“ Ich bin gespannt auf diese Wohnung, wenn sie seit zweitausend Jahren für dich vorbereitet wird. Junge, ich glaube, dass du hier kein Haus bauen kannst, das nur annähernd rankommt. Jesus baut seit zweitausend Jahren an deiner Wohnung. Das hat er dir versprochen. Dort wird dein Leben enden – in dieser Wohnung.
Natürlich ist es wie bei Josef, dass dazwischen ein Nebel vor uns liegt. Ich kann dir nicht sagen, wo es hingeht. Du musst den Roman jetzt schon weiterlesen, um das Dazwischen zu kennen.
Aber bei allem, was jetzt kommt, kannst du das Ende im Kopf behalten. Das hast du im Kopf, wenn du so einen Roman liest. Und ich wünsche mir, dass du es für dein Leben im Kopf hast.
Das Erste
Wenn du in Herausforderungen kommst, vielleicht gerade weil du deinen Glauben so radikal lebst, wie wir am Anfang gesagt haben, ist es wichtig, dass du das Ende kennst und das nie vergisst. Das gibt Entspanntheit und ein Stück weit Gelassenheit. Es nimmt nämlich die Spannung ein bisschen raus.
Der Gott der Welt
Der Gott, der das Universum geschaffen hat, kennt den Ausgang deiner persönlichen Geschichte. Und wenn er sagt, dass es so ausgehen wird, dann wird es so ausgehen. Josephs Geschichte ist ein Beweis dafür.
Das Zweite
Auf das möchte ich eingehen, weil ich glaube, dass das manche falsch verstehen könnten. Wenn wir über Leid reden – und mit Leid meine ich Dinge, die uns schwerfallen –, das ist vielleicht auch ein schon älterer Begriff für Schmerz. Schmerz, bei dem wir nicht mehr ein und aus wissen, wo wir verzweifelt sind, nicht mehr einschlafen können, wo wir kaputt sind.
Manchmal kommt es mir so vor, als würden wir Christen da sehr locker drüber hinweggehen, weil wir ja das Ende kennen. Und wir sollten auch bei Joseph nicht zu leicht darüber hinweggehen. Als Joseph da drinsteckte, bin ich mir sicher, dass es ihn mit voller Breitseite erwischt hat und dass es hart war, diesem Leiden zu begegnen.
Gerade weil Joseph, den ich mal als Kind Gottes unter seinen Brüdern bezeichne, unterwegs ist, wird er erst verfolgt. Seine Erwählung, wenn man das so sagen will, ist der Auslöser dafür, dass die anderen erst richtig gegen ihn vorgehen – seine Brüder.
Ich behaupte, dass häufig unser Glaube vielleicht erst der Auslöser ist, dass du Leid erfährst. Das mag für uns hier im Westen bisher nicht so präsent sein, aber wenn du in zweitausend Jahre Kirchengeschichte hineinschaust, dann war es der Standard. Wenn du dich heute in der Welt umschaust, ist es der Standard für Christen, dass sie leiden – gerade weil sie Christen sind.
Und das ist es, was Joseph erlebt. Er wird von seinen eigenen Brüdern verkauft, von den Menschen, die ihm natürlicherweise eigentlich an die Seite gestellt sind, zu denen er Vertrauen haben sollte, die ihn unterstützen und durchtragen sollten. Stattdessen verkaufen und verraten sie ihn.
Joseph wird gerade wegen seiner Integrität, also wegen seines vorbildlichen Lebens, ins Gefängnis geworfen. Gibt es da überhaupt eine größere Ungerechtigkeit als das, was die Frau des Potiphar mit ihm macht? Joseph ist hilfsbereit, doch erfährt zunächst keinen Dank von dem Menschen, dem er dient.
Ich kenne nicht jeden von euch, und ich weiß nicht, ob du gerade auf der Sonnenseite des Lebens unterwegs bist oder in dunklen Zeiten wie Joseph. Ich weiß nicht, ob dich Menschen verletzt haben, vielleicht sogar deine engsten Freunde oder Familie. Ich weiß nicht, ob du gerade Krankheit erfährst oder Leid in deinem Leben hast, das dich tief runterzieht, und du Fragen hast, warum Gott dich das gerade jetzt treffen lässt.
Vielleicht hast du gerade das Richtige getan, hast deinen Glauben richtig gelebt, und bist fertiggemacht, runtergezogen und kaputt. Du weißt nicht weiter.
Dann möchte ich hier einen Punkt setzen: Das Leid, das Joseph erfahren hat, und das Leid, das du erfährst, ist real. Es geht nicht darum zu sagen: „Ach komm, das ist doch alles easy, das stecken wir weg, hab dich nicht so, Pobacken zusammenkneifen und weiter geht’s.“ Ich glaube, das ist nicht der Punkt.
Das, was Joseph erfährt, ist böse und ist Leid. Und er sagt das auch genau so am Ende seines Lebens. Da kommen nämlich seine Brüder zu ihm. Ich formuliere es auch mal ein bisschen derb: Sie haben die Hosen gestrichen voll. Sie haben nämlich Riesenbammel, weil Joseph jetzt in der Machtposition ist. Jetzt ist der Vater gestorben, nämlich Jakob, und sie denken, jetzt wird Joseph ihnen heimzahlen.
Sie erzählen dann eine wilde Geschichte und sagen, der Vater habe sie gebeten, Joseph zu bitten, dass er ihnen nicht böse sein soll – und was weiß ich was. Das kommt in 1. Mose 50 zum Ausdruck, dem letzten Kapitel im ersten Mose-Buch. Dort sagen die Brüder:
Nach dem Tod ihres Vaters gerieten Josephs Brüder in Sorge: Was ist, wenn Joseph sich nun feindlich gegen uns stellt und uns das Böse heimzahlt, das wir ihm angetan haben? Sie wissen ganz genau, dass das, was sie getan haben, böse ist.
Joseph bezeichnet das später auch so im Vers 20. Er sagt: „Ihr dachtet, das Böse mit mir zu machen.“ Er spricht davon, dass sie Böses vorgehabt haben und Böses getan haben. Er geht aber weiter und sagt, dass Gott es zum Guten gewendet hat. Dazu komme ich später noch.
Ich möchte dir erst einmal sagen: Das Böse, das du erfährst, ist oft real. Es ist nicht so, dass Gott es gut findet, wenn Menschen dir Leid zufügen. Wenn Menschen dich verraten, wenn Menschen über dich lästern, wenn Menschen dich verletzen – es ist nicht so, dass Gott Krankheit, Tod und anderes plötzlich gut finden würde.
Der Schmerz ist real, und er bleibt. Ich glaube, es ist wichtig, dass wir uns das ehrlich eingestehen und nicht so locker darüber hinweggehen. Aber dabei stehen bleiben dürfen wir auch nicht.
Joseph bleibt auch nicht dabei stehen. Ich möchte euch jetzt zwei Dinge zeigen, die Joseph durchgetragen haben und die dir und mir Mut geben dürfen.
Die erste Botschaft ist, dass es in der ganzen Joseph-Geschichte in den tiefsten Zeiten heißt, dass Gott bei ihm ist. Ich möchte das nur am Kapitel 39 deutlich machen, wie massiv der Autor vom ersten Mose-Buch – ich denke, Mose – das eingebaut hat.
1. Mose 39 beschreibt die Situation, in der Joseph zu Potiphar kommt. Er ist ganz unten in seinem Leben als Sklave. Dann ist er bei Potiphar, und am Ende wird er ins Gefängnis geworfen.
Dort kommt ganz oft die Wiederholung: Gott war bei ihm.
In 1. Mose 39, Vers 2 heißt es: „Und der Herr war mit Joseph, sodass sein Mann alles, was er tat, gelingen ließ; und er war in des Herrn, des Ägypters, Hause.“
Dann folgt eine Aussage von Potiphar in Vers 3, in der er erkennt, dass der Herr mit Joseph war. Hier steht „Herr“ zweimal, einmal für Potiphar und dann für Gott. Denn alles, was Joseph tat, ließ der Herr in seiner Hand gelingen.
In Vers 29, nachdem Joseph ins Gefängnis gekommen ist, heißt es in Vers 21: „Aber der Herr war mit ihm und neigte die Herzen zu ihm und ließ ihn Gnade finden vor dem Amtmann über das Gefängnis.“
Und wenn euch das noch nicht reicht: In Apostelgeschichte 7 hält Stephanus, der erste christliche Märtyrer, eine große Verteidigungsrede. Dort erwähnt er auch, was bei Joseph im Leben los war. Er fasst die Geschichte von Joseph zusammen in Apostelgeschichte 7, Vers 9:
„Die Erzväter beneideten Josef, also Josephs Brüder, und verkauften ihn nach Ägypten. Aber Gott war mit ihm.“
Das, was ich dir deutlich machen will: In allem Leid, das Joseph erfährt, ist Gott mit ihm. In den tiefsten Momenten, wo Joseph ganz weit unten ist, ist die Aussage der Bibel: Gott war mit ihm.
Eine große Wahrheit darf als Fazit mitgenommen werden, die auch für dein Leben gilt: In den tiefsten, einsamsten, verlassensten, verratensten Momenten deines Lebens, wo du dich verkauft fühlst, dort, wo dein Leben zu zerbrechen scheint, ist Gott da.
Der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Gott Josephs, der Gott Davids, der Gott Hiobs und vieler anderer, die auch durch solche Situationen gegangen sind, der Gott des Universums – er ist da, gerade in den schwersten Stunden des Lebens.
Er ist da in den Höhen deines Lebens, aber er ist auch genau da in den Tiefen. Auch wenn du es vielleicht nicht immer direkt siehst und auch wenn du es vielleicht erst im Rückblick erkennen kannst.
Ich weiß nicht, ob Joseph es immer direkt wahrgenommen hat – das wird uns nicht gesagt. Ich möchte dich nur mit zwei Versen trösten, in denen die Bibel uns genau das verheißt.
Der eine Vers ist wahrscheinlich vielen von euch zum Teil auswendig bekannt, aus Psalm 23, einem Psalm Davids:
„Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führt mich zum frischen Wasser. Er erquickt meine Seele. Er führt mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir. Dein Stecken und Stab trösten mich. Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde. Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn immerdar.“
Und da, wo Jesus seine Jünger verlässt und sie in die Welt hinaus schickt, um Zeugen für Gott zu sein, wo er weiß, dass jetzt auf sie ziemlich viel Leid zukommt, verheißt Jesus ihnen in Matthäus 28, Vers 20, am Ende des Missionsauftrags:
„Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“
Egal, was dir heute oder morgen widerfährt: Ich bin überzeugt, weil die Bibel sagt, Gott ist da. Der Gott, der diese ganze Welt in seiner Hand hat, auch wenn es sich nicht immer so anfühlt, es bleibt dabei: Gott ist da.
Unzählige Menschen vor dir durften das erfahren, und Joseph ist ein Beispiel in dieser Reihe. Ich wünsche mir, dass du diesen Blick gewinnst und es erfährst. Und dass du selbst ein Beispiel dieser Menschenkette wirst, die bezeugen: Gott ist da – gerade im Leid.
Über der Geschichte von Josef steht noch mehr als nur die Situation des Leides. Die große Botschaft der Josef-Geschichte ist am Ende, dass Gott derjenige ist, der gewinnt, handelt und wirkt. Er hat alles in seiner Hand und unter Kontrolle – nicht die Menschen.
Lest mit mir 1. Mose 45,4-8. Dort lässt sich Josef von seinen Brüdern erkennen. Er spricht zu ihnen: „Tretet doch her zu mir.“ Sie treten heran, und er sagt: „Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt. Nun, bekümmert euch nicht, das heißt, seid nicht traurig, und denkt nicht, dass ich zürne, weil ihr mich hierher verkauft habt. Denn um eures Lebens willen hat Gott mich vor euch hergesandt. Es sind nun zwei Jahre, dass Hungersnot im Land herrscht, und es werden noch fünf Jahre kommen, in denen weder Pflügen noch Ernten sein wird. Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, um euch auf Erden übrig zu lassen und euer Leben zu erhalten zu einer großen Rettung. Ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott. Er hat mich dem Pharao zum Vater gesetzt, zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Herrscher über ganz Ägypten.“
Das ist es, was Josef hier seinen Brüdern deutlich macht: Nicht ihr hattet die Sache in der Hand. Ihr habt mich zwar verkauft und verraten – das Schlimmste, was man einem Bruder antun kann –, aber in Wirklichkeit hatte Gott die Sache in der Hand. Er stand dahinter. Warum? Weil er viel Größeres machen wollte, als das, was seine Brüder geplant hatten. Er wollte viele Menschen durch Josef in Ägypten retten.
Vordergründig sieht die ganze Josef-Geschichte so aus, als würden die Menschen ständig gewinnen und Josef würde völlig unter Kontrolle der Menschen geraten, weshalb er dieses tiefe Leid erfährt. Aber in Wirklichkeit macht Gott daraus etwas Größeres, eine viel größere Geschichte. Und das gilt nicht nur für Josef, sondern für die ganze Weltgeschichte und auch für dein Leben.
Wie passt das Böse mit Gott zusammen? Darauf gibt uns die Josef-Geschichte eine Antwort. Den Vers, den wir gleich lesen, haben wir vorhin schon einmal gelesen. Ihr dürft ihn auswendig lernen, denn er ist der Schlüssel, um Josef richtig zu verstehen. Nur mit diesem Vers werdet ihr das Leben Josefs richtig im Kopf haben. Und dieser Vers ist noch mehr: Er ist auch der Schlüssel, um das ganze Buch 1. Mose zu verstehen.
In 1. Mose 50,20 sagt Josef noch einmal zu seinen Brüdern – sie haben Angst, dass Josef sich rächen will: „Ihr hattet zwar Böses mit mir vor, aber Gott hat es zum Guten gewendet, um zu erreichen, was heute geschieht: ein großes Volk am Leben zu erhalten.“
Was heißt das? Es bedeutet, dass Gott für seine Pläne und für seine Kinder aus Bösem Gutes macht. Er verwandelt schlechte Dinge in Gutes. Das trifft auf das Leben von Josef zu, wo seine Brüder ihm nur Schlechtes antun wollten, und Gott daraus etwas Gigantisches entstehen lässt: Josef wird der zweite Mann im Land und bewahrt wahrscheinlich das damalige Weltreich vor dem Hungertod.
Wenn ihr das ganze erste Buch Mose anschaut – für die, die eine Bibel haben –, seht ihr, dass dort, wo Menschen gegen Gott handeln und sündigen, Gott etwas Gutes daraus entstehen lässt. Am Ende des Buches steht eine vereinte Familie, die eine Grundlage für den weiteren Verlauf von Gottes Heilsgeschichte bildet.
Gott macht aus Bösem Gutes, und er tut das ständig – damals und heute. Das ist das zusammenfassende Wort über die ganze Weltgeschichte. Wir Menschen haben böse Sinne, aber Gott macht Gutes daraus. Sein Plan kommt trotz des Bösen zur Erfüllung. Mehr noch: Er nimmt die Waffen des Bösen und richtet sie gegen ihn. Das ist genial.
Ich weiß nicht, ob ihr schon mal Kriegsfilme gesehen habt, aber ich finde es genial, wenn ein General die Strategie des Feindes erkennt und sie gegen ihn einsetzt, sodass sie auf ihn zurückfällt. Das ist klug und smart. So handelt Gott. Wo böse Dinge entstehen, lässt der Gute daraus etwas passieren.
Es ist, als würdest du in Mathe ein Vorzeichen wechseln. Ich weiß nicht, wer so fit in Mathe ist, aber aus einem Minus ein Plus zu machen, verändert einfach alles. Und genau das tut Gott hier. Er will es auch für dein Leben tun, auch wenn es nicht immer so aussieht. Klammer auf: Du bist noch nicht am Ende deines Lebens, deshalb erkennst du es vielleicht nicht immer.
Lasst uns in Römer 8 hineinschauen, Vers 28. Ich bin mir sicher, ihr kennt den Vers. Paulus sagt dort: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen, denen, die nach seinem Ratschluss berufen sind.“
Ich möchte dich fragen, ob du das wirklich weißt, so dass es in deinem Herzen sitzt. Glaubst du, dass alles, was in deinem Leben geschieht – auch das Schlechte, Böse und Verletzende – von Gott in etwas Gutes verwandelt wird?
Noch einmal: Leid ist real, und Böses ist böse. Das heißt nicht, dass Gott diese Dinge gutheißt, aber er nimmt sie und verwandelt sie im Leben seiner Kinder zu etwas Gutem – genauso wie er es bei Josef getan hat. Wirklich alles, so schreibt Paulus im Römerbrief.
Das bedeutet nicht, dass du das immer gleich verstehst. Aber am Ende deines Lebens wird dir wirklich alles, was dir passiert ist, erkennbar sein. Dann wirst du sehen, dass Gott etwas Gutes daraus gemacht hat. Die Endabrechnung ist positiv, mit einem Pluszeichen. Es wird kein Minus geben, weil Gott alles genau richtig gemacht hat.
Glaubst du das wirklich? Das ist nichts, was du rational verstehen kannst. Du kannst Gott nur vertrauen, dass das stimmt, was er zusagt. Josefs Leben steht heute als Beweis davor, dass es stimmt: Gott macht aus Bösem Gutes. Wirklich alles, was denen, die Gott lieben, in ihrem Leben widerfährt, dient zum Besten.
Er ist der Souverän, der alles in deinem Leben lenkt – nicht andere Menschen, egal wie mächtig sie scheinen oder wie groß der Shitstorm ist, den sie über dich anzetteln können. Gott ist der Mächtige.
Paulus baut auf Vers 28 auf und schreibt diesen Triumph. Ich lese euch einfach ab Vers 28 vor, auf dieser Grundlage, dass Gott aus allem Bösen Gutes macht:
„Denn die er vorhergesehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie gleich sein sollten dem Bild seines Sohnes, damit dieser der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Die er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen; die er berufen hat, die hat er auch gerecht gemacht; die er gerecht gemacht hat, die hat er auch verherrlicht.
Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer kann wider uns sein? Er, der seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat – wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken?
Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist es, der gerecht macht. Wer will verdammen? Christus Jesus ist es, der gestorben ist, ja mehr noch, der auferweckt ist, der zur Rechten Gottes sitzt und uns vertritt.
Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal und Angst und Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert, wie geschrieben steht: Um deines Willens werden wir den ganzen Tag getötet; wir gelten als Schlachtopfer.
Auch hier merken wir: Leid ist real. Aber jetzt Vers 37: ‚Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat.‘ Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus, unserem Herrn, ist.“
Glaubst du diese Dinge? Wenn dir das Leben Josephs nicht Beweis genug ist, dann gibt es ein anderes Leben, das noch viel mehr Beweis dafür ist, dass Gott aus wirklich bösen Dingen Gutes macht.
Jesus wurde von seinen Brüdern, dem Volk Israel, verraten, verkauft und zum Preis eines Sklaven ausgeliefert – wie Josef. Er hat die tiefsten Seiten des Bösen erfahren. Für Dinge, die er nie getan hat, musste er ans Kreuz.
Gott hat alles Böse der Welt auf ihn geladen und hat Jesus das erleiden lassen. Aber Gott hat daraus etwas Wahnsinnig Gutes gemacht. Warum? Weil er Erlösung und Rettung für dich und mich ermöglicht hat, indem Jesus ans Kreuz ging.
Jesus wird zum Bruder, der seine Familie rettet, und zur Möglichkeit für die ganze Welt zur Rettung – wie Josef. So wie Josef durch seinen Leidensweg seine Familie gerettet hat, rettet Jesus durch seinen Leidensweg seine Familie, dich, wenn du ihn kennst.
Wenn das für dich noch nicht gilt, wenn du noch nicht Sohn Gottes bist und er nicht Herr und Heiland deines Lebens ist, dann wirst du auf dieser Basis, weil er in diese Sklaverei hineingegangen ist, weil er ans Kreuz gegangen ist und dieses Leid auf sich genommen hat, gerettet werden.
Wie? Indem du diese Tür, die offensteht, betrittst. Vor Jesus deine Schuld bekennst, dass du auch einer dieser Brüder warst, die ihn verraten und verkauft haben. Und ihm danke sagst, dass er für deine Schuld bezahlt hat und dein Leben ihm hingibst.
Um was geht es jetzt? Egal, ob du gerade Leid in deinem Leben erfährst oder ob alles total locker läuft – ich möchte dich herausfordern, dein ganzes Vertrauen auf Gott zu setzen. Entscheide dich, Gott zu vertrauen. Lass Joseph und sein Leben für dich ein Vorbild sein, dich ganz an Gott zu hängen.
Es ist ein großes Fundament, auf dem wir stehen können: Gottes Souveränität, die aus Bösem Gutes macht. Selbst wenn alle Menschen und alle Diktatoren der Welt sich vereinen würden, könnten sie gegen Gott nicht bestehen. Sie könnten ihm nicht widerstehen oder ihn aufhalten. Er ist in der Lage, dieses Böse in Gutes zu verwandeln.
Wenn du gerade Leid erfährst – ganz egal, ob es wie bei Joseph durch andere Menschen ausgelöst wurde oder vielleicht durch Krankheit, Verluste oder anderes – dann sei dir gewiss, dass Jesus und Gott bei dir sind. Auch wenn du es vielleicht gerade nicht merkst, fühlst oder verstehst, so hat er es doch versprochen.
Ich möchte dir Mut machen, dass du durch die Geschichte Josephs Hoffnung schöpfst. Du kannst heute nicht alles sehen. Dein Leben ist vielleicht wie Nebel. Es kann sein, dass es noch Jahre dauern wird, bis du mehr verstehen kannst. Vielleicht wird es erst am Ende deines Lebens sichtbar sein. Aber Gott verspricht uns, dass er aus allem Bösen, das dir widerfährt, Gutes macht. Wow!
Und wenn es dir gerade gut geht, dann möchte ich dich ermutigen, dich mit diesem Gott zu beschäftigen und zu sehen, wie er handelt und wie mächtig er ist. Schau dir Joseph genauer an und sieh, was Gott dort bewirkt hat: Aus einer kaputten Familie wurde eine versöhnte Familie.
Präge dir das tief ein, damit es dich trägt und dir Hoffnung gibt, wenn solche Zeiten in dein Leben kommen. Das ist Glauben, das ist Vertrauen: Schritte gehen, obwohl du das Morgen nicht sehen kannst, dich aber an Gott hängen. Warum? Weil dieser Gott durch die Geschichte hindurch bewiesen hat, dass er würdig ist, dass wir ihm vertrauen.
Wohin führt uns das? Wenn du Kind Gottes bist, wirst du eines Tages wirklich alles in deinem Leben sehen können. Du wirst erkennen, wie Gott alles zum Guten gewendet hat. Ich bin wirklich gespannt, was bei meinem Leben zu erkennen sein wird, denn manche Dinge fallen mir wirklich schwer. Aber ich will Gott vertrauen, dass es stimmt.
Ein letzter Vers, mit dem ich schließen möchte: Warum du Gott vertrauen kannst, steht im Alten Testament, in Jeremia 29. Dort kündigt Jeremia eigentlich viel Gericht an. Gott spricht zu dem Volk Israel damals, dem Gericht angekündigt wird. Jeremia 29,11: „Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe“, spricht Gott, „Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe das Ende, das ihr wartet.“
Dieses Ende ist, dass Jesus wiederkommt und dass er seit zweitausend Jahren eine Wohnung für dich vorbereitet. Ich freue mich total auf diesen Luxuspalast und darauf, mit dir dort zu sein. Amen.