Der Prophet Zephanja, Kapitel für Kapitel, Vers für Vers. Es ist Sommerzeit, ich bin beschäftigt, und deshalb bekommt ihr von mir ein Schmankerl: Jede Woche einen ganzen Vortrag zum Propheten Zephanja. Hört euch einfach jeden Tag ein Stück davon an.
Diese Woche machen wir mit Kapitel zwei weiter. Ich freue mich, dass wir bei Zephanja weitermachen können. Gestern haben wir so etwas wie einen ersten Einstieg in Zephanja gewagt. Wir haben uns dabei mit einem Gerichtswort an die Einwohner von Jerusalem und Juda beschäftigt – eine Warnung des Propheten Zephanja an seine Zeitgenossen vor dem nahenden Tag des Herrn.
Da das Thema für uns sehr weit weg ist, genau genommen über zweitausendfünfhundert Jahre, haben wir am Ende Themen extrahiert, die für uns interessant sein könnten. Es waren vor allem drei Themen, die ich euch vorstellen wollte: Götzendienst, Selbstzufriedenheit und ein falsches Gottesbild.
Mir war es wichtig, euch diese Dinge zu zeigen, weil wir so schnell denken, dass es Gott irgendwie egal ist, wie wir leben – Hauptsache, wir sind bekehrt. Aber bei genauerem Hinsehen ist Leben mit Gott nicht so simpel. Es ist nicht so einfach, weil es eben ein Leben mit Gott ist.
Es geht um die Dynamik einer Beziehung. Und da darf es keine anderen Liebhaber geben. Bequemlichkeit ist Gift. Ich sollte mich anstrengen, den Charakter und die Liebessprache des Geliebten zu kennen und Zeit mit ihm zu verbringen.
Jedenfalls gilt das, was ich eben gesagt habe, auch für meine Ehe. Ich habe keine Freundin neben meiner Frau. Ich bin jede Woche aktiv damit beschäftigt, meine Frau zu bewundern sowie Romantik zu pflegen. Ich denke viel über sie nach, weil ich ihre Bedürfnisse erkennen und stillen will.
Versteht ihr? Exklusivität, Hingabe und Verständnis gehören zu einer guten Beziehung, die gedeiht und jedes Jahr ein bisschen tiefer wird. Das gilt für die Beziehung zu einer guten Freundin, wie für die Beziehung zur eigenen Frau, ebenso wie für die Beziehung zu Gott.
Um das zu wiederholen, was ich gestern gesagt habe: Wir tun gut daran, unsere Liebe zu Götzen, unseren Hang zur Passivität und unsere falschen Vorstellungen von Gott immer wieder im Gebet zu bewegen.
Aufruf zur Umkehr und Warnung vor dem Gericht
Aber kommen wir zu Kapitel zwei. Zephanja 2,1-3: Rafft euch zusammen!
„Rafft euch auf, du Nation, die nicht nach Gott verlangt, bevor der Ratschluss sich verwirklicht. Wie Spreu geht der Tag vorüber, bevor die Zornesglut des Herrn über euch kommt, bevor der Zornestag des Herrn über euch kommt. Sucht den Herrn, all ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht getan habt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn.“
Was für eine furchtbare Aussage: Eine Nation, die nicht nach Gott verlangt. Der Begriff Nation, Goi, wird normalerweise für Heiden verwendet. Genau das soll hier auch zum Ausdruck gebracht werden. Dieses Israel ist so weit weg von seinem Gott, wie es die Heiden sind. Sie haben kein Verlangen nach Gott – nicht mehr.
Um das deutlich zu sagen: Sie haben nicht aufgehört mit der Anbetung, nur haben sie aufgehört, den Schöpfergott anzubeten. Sie haben aufgehört, ihren Rettergott anzubeten. Sie sind zu Götzendienern geworden. Ihr Herz hängt an Göttern, nur nicht an Gott.
Deshalb müssen sie jetzt angesichts der Prophezeiung vom Tag des Herrn eine Entscheidung treffen. Noch ist Zeit. Der Ratschluss Gottes hat sich noch nicht verwirklicht. Das Gericht hat noch nicht angefangen, aber es liegt Dringlichkeit in der Formulierung: „bevor die Zornesglut des Herrn über euch kommt“, „bevor der Zornestag des Herrn über euch kommt“.
Und sie wissen, was Gott meint – oder zumindest hätten sie es wissen können. Ein Jahrhundert zuvor waren die Assyrer in Israel eingefallen und hatten die zehn Stämme des Nordreiches besiegt und deportiert. Damals standen die Assyrer vor Jerusalem. Die Belagerung konnte nur durch das wundersame Eingreifen eines Engels abgewendet werden.
Jesaja 37,36-37: „Da zog der Engel des Herrn aus und schlug im Lager von Assur hundertfünfundachtzigtausend Mann. Und als man früh am Morgen aufstand, siehe, da fand man sie alle tot, lauter Leichen. Und Sanherib, der König von Assur, brach auf, zog fort und kehrte zurück, und er blieb in Ninive.“
Gott kann und will retten, aber es braucht natürlich den Glauben eines Hiskia. Genau der fehlt jetzt den Zeitgenossen des Zephanja. Also ein Wort an die Hiskias.
Die Aufforderung an die Demütigen
Was müssen sie tun? Stephania Kapitel 2, Vers 3: Sucht den Herrn, alle ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht getan habt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn.
Ich hoffe, ihr seid auch ein wenig erstaunt über das, was hier steht. Das hier ist nämlich keine Aufforderung zu einer nationalen Buße. Hier steht nicht, wie in Joel 2,12-13: Doch auch jetzt spricht der Herr: Kehrt um zu mir mit eurem ganzen Herzen, mit Fasten, Weinen und Klagen! Zerreißt euer Herz und nicht eure Kleider, und kehrt um zum Herrn, eurem Gott! Denn er ist gnädig und barmherzig, langsam zum Zorn und groß an Gnade und lässt sich das Unheil gereuen.
Das steht hier nicht. Die Frage ist: Warum? Und die Antwort wird uns vielleicht nicht schmecken. Die Antwort lautet nämlich, dass das Gericht, der Tag des Herrn, nicht mehr abzuwenden ist. Das Maß ist bereits voll; das Fass ist nicht am Überlaufen, sondern es ist bereits übergelaufen. Nichts und niemand kann den Tag des Herrn mehr abwenden.
Auch alle Reformbemühungen des jungen Königs werden daran nichts ändern. Und Josia weiß das. Er findet nämlich das Buch des Gesetzes und lässt dann die Prophetin Hulda befragen. Durch diese Prophetin erklärt Gott dem Josia, in 2. Könige 22,16 ff.:
So spricht der Herr: Siehe, ich will Unheil über diesen Ort bringen und über seine Bewohner, alle Worte des Buches, das der König von Juda gelesen hat. Weil sie mich verlassen und anderen Göttern Rauchopfer dargebracht haben, um mich zum Zorn zu reizen, mit all dem Machwerk ihrer Hände, so wird mein Zorn sich gegen diesen Ort entzünden und nicht erlöschen.
Zu dem König von Juda aber, der euch gesandt hat, um den Herrn zu befragen, sollt ihr so sagen: So spricht der Herr, der Gott Israels: Was die Worte betrifft, die du gehört hast, weil dein Herz weich geworden ist und du dich vor dem Herrn gedemütigt hast, als du hörtest, was ich über diesen Ort und seine Bewohner gesagt habe, dass sie zum Entsetzen und zum Fluch werden sollen, und du deine Kleider zerrissen und vor mir geweint hast, darum habe auch ich gehört, spricht der Herr.
Darum siehe, ich werde dich zu deinen Vätern versammeln, und du wirst zu deinen Gräbern versammelt werden in Frieden. Deine Augen sollen all das Unheil nicht ansehen, das ich über diesen Ort kommen lasse.
Die Frage lautet: Wenn Josia weiß, dass er Gottes Zorn nicht abwenden kann, warum startet er dann eine umfangreiche und durchgreifende Reformbewegung? Das macht doch irgendwie keinen Sinn.
Reformen trotz unabwendbarem Gericht
Na ja, keinen Sinn – das ist so eine Sache. Auf nationaler Ebene macht die Reformbewegung tatsächlich keinen Sinn mehr.
Paulus wird später formulieren, dass Gott für jedes Volk die Zeiten und Grenzen ihrer Existenz bestimmt. Das finden wir in Apostelgeschichte 17. Weil das Unheil über Juda und Jerusalem beschlossene Sache ist, wird jede Reform, egal wie erfolgreich, das Gericht Gottes nicht abwenden.
In 2. Könige 23,25-27 heißt es: Vor Josia gab es keinen König wie ihn, der zum Herrn umgekehrt wäre mit seinem ganzen Herzen, mit seiner ganzen Seele und mit seiner ganzen Kraft, gemäß dem ganzen Gesetz des Mose. Doch der Herr kehrte sich nicht ab von der großen Glut seines Zorns, mit der sein Zorn gegen Juda entbrannt war, wegen all der Kränkungen, mit denen Manasse ihn gekränkt hatte.
So hatte der Herr gesagt: Auch Juda will ich von meinem Angesicht entfernen, wie ich Israel entfernt habe. Und ich will diese Stadt verwerfen, die ich erwählt habe, Jerusalem, und das Haus, von dem ich gesagt habe, mein Name soll dort sein.
Persönliche Errettung trotz nationalem Gericht
Wir müssen das gut verstehen: Auf nationaler Ebene gibt es für Israel keine Rettung. Das Volk wird deportiert, die Stadt wird geschleift, und der Tempel wird zerstört.
Aber es gibt eine zweite Seite – die Seite der persönlichen Errettung. Gottes Gericht trifft das Volk, aber es trifft auch den Einzelnen. Der Einzelne wird einerseits als Teil des Volkes gerichtet, das kann er nicht verhindern. Wir teilen das Schicksal unserer Generation. Andererseits entscheidet das Schicksal meines Volkes nicht über mein persönliches Geschick.
Wenn es um die persönliche, also um die ewige Errettung geht, dann stirbt jeder für seine eigene Schuld oder er lebt aufgrund seiner eigenen Buße.
Dieses Prinzip wird übrigens vielleicht in keinem Leben dramatischer sichtbar als im Leben von Manasse. Das ist genau der König, von dem es eben hieß, dass der Herr sich nicht abkehrte von der großen Glut seines Zorns, mit der sein Zorn gegen Juda entbrannt war, wegen all der Kränkungen, mit denen Manasse ihn gekränkt hatte.
Manasse, Sohn von Hiskia, ist ein überaus grausamer und gottloser König. Er ist es, der mit seinem Verhalten das Gerichtsfass zum Überlaufen bringt.
Aber sein persönliches Schicksal sieht ganz anders aus. In 2. Chronik 33,11 heißt es: Da ließ der Herr die Heerobersten des Königs von Assur über sie kommen, und sie nahmen Manasse, also den König, gefangen. Sie banden ihn mit eisernen Fesseln und führten ihn nach Babel.
Und als er so bedrängt war, flehte er den Herrn, seinen Gott, an. Er demütigte sich sehr vor dem Gott seiner Väter und betete zu ihm. Und Gott ließ sich von ihm erbitten, hörte sein Flehen und brachte ihn nach Jerusalem zurück in seine Königsherrschaft.
Da erkannte Manasse, dass der Herr der wahre Gott ist. Er tat die fremden Götter weg und das Götzenbild aus dem Haus des Herrn. Alle Altäre, die er auf dem Berg des Hauses des Herrn und in Jerusalem gebaut hatte, warf er vor die Stadt hinaus.
Er baute den Altar des Herrn wieder auf und opferte auf ihm Heilsopfer und Dankopfer. Außerdem befahl er Juda, dass sie dem Herrn, dem Gott Israels, dienen sollten.
Die persönliche Ebene der Buße
Das ist Buße, die persönliche Ebene der Errettung, am Beispiel von Manasse. Nun übertragen wir dieses Prinzip auf die Zeitgenossen von Zephanja – jedoch nicht, indem wir das Volk zur Buße auffordern, obwohl diese Idee in jedem Gerichtstext natürlich mitschwingt.
Buße ist bei Gott immer möglich. Doch Gott richtet sein Augenmerk durch Zephanja nicht auf die Gottlosen. Er spricht genau diejenigen an, von denen wir vielleicht denken, dass sie Buße am wenigsten nötig haben.
Zephanja 2,3: "Sucht den Herrn, alle ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht getan habt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn."
Es gibt sie noch: die Demütigen im Land, diejenigen, die gehorsam waren, denen Recht, Gerechtigkeit und Demut am Herzen liegen. Sie sind keine Götzendiener, sie schwören nicht bei Gott und Moloch, sie haben keine fremden Sitten angenommen. Sie leben nicht für Genuss und Wohlstand.
Doch sie müssen Gott suchen. Warum? Sie leben doch für Gott!
Die Antwort lautet: Sie müssen ihn nicht suchen, um ihn zu finden, sondern um gefunden zu werden. Sie müssen genauso weiterleben, wie sie es bisher getan haben. Im Angesicht der bevorstehenden nationalen Katastrophe dürfen sie jetzt nicht nachlassen, Gott zu suchen. Denn sie brauchen ihn nicht weniger, sondern mehr.
Hoffnung und Geborgenheit trotz Gericht
Ja, aber Gott will sie doch gar nicht retten, stimmt.
„Gott wird Sie nicht retten. Sie werden mit dem Volk Israel untergehen, das Schicksal der Götzendiener teilen. Sie werden Hunger und Verzweiflung in einer belagerten Stadt ertragen. Die Strapazen und Grausamkeiten der Deportation werden sie erleben. Sie müssen weit entfernt neu anfangen, eine fremde Sprache erlernen und sehnsüchtig an ihr altes Leben zurückdenken.
Die Demütigen werden leiden, obwohl sie das Recht getan haben. Warum sollen sie jetzt noch Gerechtigkeit suchen und Demut?
Antwort: Vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn. Stefania möchte nichts versprechen, aber eines ist sicher: Wenn es mitten im Desaster, mitten im Chaos und mitten in der Hoffnungslosigkeit noch einen Funken Hoffnung auf Geborgenheit gibt, dann beim Herrn.
Oder lasst es mich so sagen: Wehe, wenn uns die Sorgen der Zeit nicht in Gottes Arme treiben.
Wir können als Gerechte dem, was Salomo Zeit und Geschick nennt (Prediger 9,11), nicht entgehen. Auch als Gerechte müssen wir darauf achten, dass Lebenssorgen unsere Herzen nicht beschweren und uns davon abhalten, Gott zu suchen und in Gottes Sinn zu leben.
Deshalb: Wehe, wenn uns die Sorgen der Zeit nicht in Gottes Arme treiben.
Gericht über die Nachbarvölker
Und im Fall von Zephanja wird dieses Wehe noch dadurch unterstrichen, dass Gottes Gericht nicht auf Israel beschränkt bleibt (Zephanja 2,4-5):
Denn Gaza wird verlassen und Aschkelon zum Ödland werden.
Aschdod wird man am hellen Mittag vertreiben und Ekron wird entwurzelt werden.
Wehe den Bewohnern des Landstrichs am Meer, der Nation der Kreter.
Das Wort des Herrn über euch lautet: Kanaan, Land der Philister, ich werde dich vernichten, so dass kein Bewohner mehr übrig bleibt.
Gottes Wehe richtet sich hier über die Nachbarn Judas im Süden und Südwesten. Es geht um die Philister. Sie verlieren zwar ihre Autonomie unter David, der sie besiegt, behalten aber bis in die Zeit von Josia ihre kulturelle Identität. Die Philister werden „Nation der Kreter“ genannt, weil sie von dort über das Meer gekommen waren. Gott verheißt ihnen Vernichtung.
Auch sie werden eine nationale Katastrophe erleiden. Allerdings findet sich mitten im Wehe über die Philister eine für Israel hoffnungsvolle Zusage (Zephanja 2,6-7):
Und der Landstrich am Meer wird zu Weideplätzen, zu Zisternen der Hirten und zu Schafhürden werden.
Es wird ein Landstrich für den Rest des Hauses Juda sein.
Sie werden darauf weiden und sich am Abend niederlegen in den Häusern Aschkelons, denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Geschick wenden.
Habt ihr gehört? Ein Landstrich für den Rest des Hauses Juda, denn der Herr, ihr Gott, wird sich ihrer annehmen und ihr Geschick wenden.
Es lohnt sich eben doch, zu den Demütigen zu gehören. Vielleicht können die Aufrichtigen das Gericht nicht abwenden, aber sie können eine Grundlage dafür schaffen, dass der Herr, ihr Gott – übrigens eine ganz besondere Formulierung – sich ihrer annimmt. Wir merken, dass es inhaltlich immer noch um die Demütigen geht, um die, die hier in Zephanja zum ersten Mal Gott Elohim, den Schöpfergott, nennen und ihren Gott nennen.
Gericht wird kommen, aber es wird einen Überrest geben. Gott selbst wird sich ihrer annehmen und ihr Schicksal wenden. Jeremia wird dazu mehr prophezeien, sodass Jahrzehnte später Daniel in Babylon weiß, dass die Gefangenschaft Israels ein baldiges Ende haben wird. Das Volk wird zurückkehren. Hier bei Zephanja wird das nur angedeutet.
Gericht über Moab und Ammon
Kommen wir zu den Nachbarn im Osten, wie sie in Zephanja 2, Verse 8-10 beschrieben sind:
„Ich habe die Schmähung Moabs und die Hohenreden der Söhne Ammon gehört, mit denen sie mein Volk geschmäht und gegen sein Gebiet großgetan haben. Darum, so wahr ich lebe, spricht der Herr der Heerscharen, der Gott Israels: Ja, Moab soll wie Sodom werden und die Söhne Ammon wie Gomorra, ein von Unkraut überwucherter Boden, eine Salzgrube und ein Ödland für ewig. Der Rest meines Volkes wird sie ausplündern, und der Rest meiner Nation wird sie als Erbteil besitzen. Dies geschieht ihnen für ihren Hochmut, weil sie das Volk des Herrn der Heerscharen geschmäht und gegen es großgetan haben.“
Die Moabiter und Ammoniter sind hochmütige Völker, die schlecht über Israel geredet haben. Sie werden untergehen. Betrachtet man die Herkunft dieser beiden Völker, so gehen sie auf Lot und seine Töchter zurück – Inzest!
Für sie gibt es keine Hoffnung. So wahr ich lebe, spricht Gott: Moab soll wie Sodom werden und die Söhne Ammon wie Gomorra. Gott macht deutlich, was er vorhat.
Doch es gibt einen Hoffnungsschimmer für Israel, wenn es heißt: „Der Rest meines Volkes wird sie ausplündern, und der Rest meiner Nation wird sie als Erbteil besitzen.“ Was auch immer Israel widerfährt, es wird einen Rest, einen Überrest an Menschen geben.
Gott wird mit Israel weitermachen. Ja, er wird es richten, ja, er wird es züchtigen und nach Babylon verschleppen, aber er wird es trotzdem nicht aufgeben.
Die Vernichtung fremder Götter und die universelle Anbetung
Furchtbar wird der Herr gegen sie sein, denn er lässt alle Götter der Erde verschwinden. Alle Inseln der Nationen werden sich vor ihm niederwerfen, jeder von seinem Ort aus.
Zephanja beschreibt, was mit den Göttern der anderen Nationen geschieht: Sie werden verschwinden. Es ist wichtig zu verstehen, was Zephanja hier ausdrückt. Götter sind Symbole für Sicherheit, für Stabilität und für nationale Identität. Wenn Gott sie verschwinden lässt, nimmt er ihnen die Macht. Sie verlieren ihren Einfluss.
Warum? Weil der Elohim, der Schöpfergott Israels, alle anderen Elohim, alle anderen Götter, beseitigt, um alle Anbetung für sich zu beanspruchen. Dieser Gott will mehr als nur Israel als seine Anbeter. Wenn er mit der Heilsgeschichte fertig ist, werden sich alle Inseln der Nationen, also die weit entfernt lebenden Heiden, die man nur mit dem Schiff erreichen kann, vor ihm niederwerfen – jeder von seinem Ort aus.
Man erkennt hier, was steht: Die Anbetung Gottes wird ein weltweites Phänomen werden. Ähnlich wie wir es heute erleben, aber zusätzlich gibt es noch ein Gerichtswort gegen die Länder im extremen Südwesten, Äthiopien, und im extremen Nordosten, Ninive.
Die Zerstörung Ninives als Wendepunkt
Zephanja Kapitel zwei, Verse zwölf bis fünfzehn
Auch ihr, Kuschiter, werdet von meinem Schwert durchbohrt sein. Er, das ist der König von Babel, wird seine Hand gegen Norden ausstrecken. Er wird Assur vernichten und Ninive zur Öde machen, dürr wie die Steppe. In seiner Mitte werden sich Herden lagern, allerlei Tierrudel. Auch Wüstenkauz und Eule werden auf seinen Säulenkneufen übernachten.
Eine Stimme singt im Fenster: Verwüstung auf der Schwelle. Denn er hat das Zederngetäfel bloßgelegt. Das ist die ausgelassene Stadt, die in Sicherheit wohnte und in ihrem Herzen sagte: „Ich und sonst gar nichts.“ Wie ist sie zur Wüste geworden, zum Lagerplatz der wilden Tiere? Jeder, der an ihr vorübergeht, wird zischen und höhnisch seine Hand schwenken.
Was hier steht, war zur Zeit von Zephanja undenkbar. Im Jahr 612 vor Christus geschah es, dass die Streitkräfte des Mederkönigs Kyaxares II. zusammen mit den babylonischen Truppen unter Nabopolassar die Stadt Ninive einnahmen und zerstörten. Für die Zeitgenossen von Zephanja war dies völlig undenkbar.
Dabei markiert die Eroberung und Zerstörung von Ninive durch die Meder und Babylonier einen bedeutenden Wendepunkt in der Geschichte der Region. Nach der Zerstörung von Ninive wurde das Babylonische Reich unter Nebukadnezar II. zur dominierenden Macht in Mesopotamien.
Soweit der Text, den wir betrachten wollen.
Praktische Anwendung für das Leben heute
Was nehmen wir nun für uns daraus mit? Drei Punkte: Demut lernen, Sorgen meiden und mit dem Vielleicht leben.
In Zephanja 2,3 heißt es: "Sucht den Herrn, alle ihr Demütigen im Land, die ihr sein Recht getan habt. Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr am Tag des Zorns des Herrn geborgen."
Im ersten Kapitel haben wir die Menschen kennengelernt, die nicht demütig waren. Nun stellt sich die Frage: Was macht einen Demütigen aus? Immerhin sind es die Demütigen, die Gott als einzige Gruppe anspricht und ihnen so etwas wie einen Funken Hoffnung gibt.
Man muss nur das Wort "demütig" in der Bibel suchen, um festzustellen, dass es sich dabei um einen sehr wichtigen Begriff handelt.
Die Bedeutung von Demut
Demut ist genauso das Markenzeichen von Mose wie von dem Herrn Jesus. Jesus zieht demütig auf einem Esel reitend in Jerusalem ein, um dort die Schuld der Welt auf sich zu laden.
Petrus fordert uns auf: „Endlich aber seid alle gleichgesinnt, mitleidig, voll brüderlicher Liebe, barmherzig, demütig“ (1. Petrus 3,8).
Es ist Gottes Ziel mit uns, dass wir demütig werden. Übrigens ist dies die einzige richtige Art, auf Gottes Gericht zu reagieren.
In 2. Chronik 7,13-14 heißt es: „Wenn ich den Himmel verschließe und kein Regen fällt oder wenn ich der Heuschrecke gebiete, das Land abzufressen, und wenn ich eine Pest unter mein Volk sende und mein Volk, über dem mein Name ausgerufen ist, demütigt sich, betet und sucht mein Angesicht und kehrt um von seinen bösen Wegen, dann werde ich vom Himmel her hören, ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen.“
Merkt ihr: Wenn Gott Gericht übt, dann ist die beste, ja die einzig richtige Reaktion Demut, Demut und Buße.
Demut im Alltag und im Glauben
Wer ist demütig, beziehungsweise was meint Jesus, wenn er sagt: „Denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig“? Wann ist jemand demütig? Die Antwort findet sich leicht, wenn wir uns das Gegenteil anschauen.
Das Gegenteil von Demut ist Hochmut. Der Hochmütige ist der Arrogante, der Besserwisser, der Menschen benutzt, um sich ins rechte Licht zu setzen. Er dient nicht, sondern will bedient werden. Genau so war unser Herr Jesus nicht.
Paulus formuliert in Philipper 2,3, dass die Christen in Philippi nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht tun sollen, sondern dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst. Wenn wir das lesen, folgt in den Versen danach das ultimative Vorbild: Jesus, ein Gott, der Mensch wird, der alles aufgibt, um zu dienen, der sich ganz klein macht, um uns zu retten.
Das ist Demut, das ist die Demut des neuen Bundes. Diese Haltung sucht Gott im Leben der Gläubigen: dass in der Demut einer den anderen höher achtet als sich selbst.
Der Demütige hat nicht nur sich und sein Wohlergehen im Blick. Er dient, kennt die Nöte der Geschwister, ist da, nimmt sich selbst nicht zu wichtig und bringt sich ein. Er will im Kleinen retten, Lasten tragen und für andere leben – ganz so, wie es sein Herr am Kreuz für ihn und die Welt getan hat.
Also, Punkt eins: Lasst uns ganz praktisch und ganz demütig leben. Wo wir merken, dass wir nicht dienen wollen, wo sich in uns Desinteresse an den Nöten von Geschwistern breitmacht, wo wir auf unser vermeintliches Recht beharren oder – noch schlimmer – wo wir unseren Dickkopf durchsetzen, da lasst uns Buße tun oder, mit Zephanja, Gerechtigkeit und Demut suchen.
Sorgen nicht überhandnehmen lassen
Zweiter Punkt
Noch einmal Zephanja Kapitel 2, Vers 3: „Sucht den Herrn, alle ihr Demütigen des Landes, die ihr sein Recht getan habt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut, vielleicht werdet ihr geborgen am Zornestag des Herrn.“
Die Demütigen sollen Gott suchen. Sie leben in einer Gesellschaft, die sich im Götzendienst und Wohlstand verliert. Trotzdem sollen sie dranbleiben. Sie sollen keine Kompromisse eingehen und keinen falschen Frieden mit dem Unrecht schließen. Ebenso sollen sie sich kein Vorbild am arroganten und selbstverliebten Verhalten ihrer Zeitgenossen nehmen.
Wenn alle alles besser zu wissen scheinen, suchen wir den Herrn. Dieses Anliegen ist gerade im Blick auf unsere Zeit besonders wichtig. Man kann förmlich greifen, wie Wahnsinn, Blindheit und Geistesverwirrung zunehmen. Immer öfter lese ich Nachrichten und denke: „Die spinnen, das kann nicht wahr sein.“
Und wisst ihr, was jetzt besonders wichtig ist? Es ist entscheidend, dass die Sorgen der Zeit uns nicht davon abhalten, Gott zu suchen. Wenn du den Eindruck hast, dass in deinem Leben Verwirrung, Unruhe und Sorgen zunehmen, mach einen Fehler nicht: Fang nicht an, weniger zu beten. Fang bloß nicht an, Gott weniger zu suchen.
Sorgen sind gefährlich. Sie können uns beschäftigen und in ihren Bann ziehen. Dadurch hindern sie uns daran, das wirklich Wichtige zu tun. Nicht umsonst warnt der Herr Jesus davor, dass unser Herz von Lebenssorgen beschwert wird (Lukas 21,34). Sorgen können das Wort Gottes ersticken (Lukas 8,14). Außerdem bringt unser Zersorgen überhaupt nichts (Matthäus 6,27).
Wo die Sorgen zunehmen, brauchen wir mehr Gott, mehr Nähe zu Gott, mehr Gebet und auch mehr Gemeinschaft mit gläubigen Menschen, die uns ermutigen.
Mit dem Vielleicht leben
Letzter Punkt: Lebe mit dem Vielleicht.
Zephanja 2,3: Sucht den Herrn, alle ihr Demütigen im Land, die ihr sein Recht getan habt! Sucht Gerechtigkeit, sucht Demut! Vielleicht werdet ihr am Zornestag des Herrn geborgen.
Auch als Gläubige wissen wir nicht, was Gott wie tun wird. Wir wissen, was am Ende kommt: die Herrlichkeit, neuer Himmel und neue Erde. Aber den Weg dorthin kennen wir nicht. Möglicherweise führt dieser Weg für uns ganz persönlich durch eine Depression, durch den Verlust eines Kindes, durch Arbeitslosigkeit, Krieg oder schwere Erkrankung.
Keiner von uns weiß das, und lasst uns nüchtern bleiben. Manchmal reduziert sich unser Glaube auf ein Vielleicht. Vielleicht wird Gott mich retten, vielleicht aber auch nicht.
So wie es die Freunde von Hiob ausdrücken, die sich nicht vor dem goldenen Standbild niederwerfen. Sie sagen in Daniel 3,17-18: Ob unser Gott, dem wir dienen, uns retten kann oder nicht – das sei dir, König, kund –, jedenfalls werden wir deinen Göttern nicht dienen und uns vor dem goldenen Bild, das du aufgestellt hast, nicht niederwerfen.
Versteht ihr? Das ist resilienter Glaube. Ein Glaube, der nicht nur in schwierigen Zeiten vertraut, sondern mitten im Wahnsinn. Der nicht nur glaubt, wenn es hart ist, sondern auch dann, wenn es unmöglich erscheint.
Resilienter Glaube glaubt nicht nur ans Leben, sondern auch ans Leiden und Sterben. Das ist Christusglaube. Es ist der Glaube, der über dieses Leben hinausblickt und die Ewigkeit als eigentliche Realität wahrnimmt.
Ein Glaube, der nicht an den Gaben Gottes hängt – am Glück, an der Gesundheit oder am Wohlstand –, sondern ein Glaube, der den Geber will. So wie Petrus es formuliert: „Du hast Worte ewigen Lebens.“ Darum geht es, den zu suchen und dem zu folgen, der das Leben ist. Um Leben zu finden und ihm dorthin zu folgen, wohin er mich führt, wenn es sein muss, mitten ins Leid einer Deportation.
Wo nur noch das Vielleicht bleibt, mit Jesus dorthin zu gehen, wo nur noch er den Überblick hat. Und darauf zu vertrauen, dass er weiß, was das Beste ist – auch dann, wenn ich es schon lange nicht mehr verstehe.
Amen.
Das war’s für heute. Nächste Woche folgt Kapitel drei. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
