Dankbarkeit für Gemeinschaft und Gottes Wort
Wir danken Dir, Vater, dass wir jetzt wieder hier sein können. Das ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Du hast uns durch schöne und für manche auch durch schwere Tage hindurchgetragen. Nun sind wir wieder in dieser Gemeinschaft und rufen Dich gemeinsam an, dass Du Deinen Himmel öffnen möchtest, dass Du dieses Steinbuch selbst erklären wirst und dass Du ein Wort für uns hast – ein Wort, das uns weiterhilft.
Herr, wir rechnen und vertrauen Deinem lebensspendenden Wort.
Auf dem Stundenplan steht heute Offenbarung 18, Verse 1, 4 und 24. Ich möchte sie jetzt lesen, und danach wollen wir noch einmal ein Lobgesang anstimmen.
„Danach sah ich einen anderen Engel herniederfahren vom Himmel, der hatte große Macht, und die Erde wurde erleuchtet von seinem Glanz. Und er rief mit mächtiger Stimme: ‚Sie ist gefallen, sie ist gefallen, Babylon die Große, und ist eine Behausung der Teufel geworden und ein Gefängnis aller unreinen Geister und aller unreinen Vögel und aller unreinen und verhassten Tiere. Denn von dem Zorn ihres Hurerei haben alle Völker getrunken, und die Könige auf Erden haben mit ihrer Hurerei getrieben, und die Kaufleute auf Erden sind reich geworden von ihrer großen Üppigkeit.‘
Ich hörte eine andere Stimme vom Himmel, die sprach: ‚Geht hinaus von ihr, aus ihr, mein Volk, das ihr nicht teilhabt an ihren Sünden und nichts empfängt von ihren Plagen! Denn ihre Sünden reichen bis in den Himmel, und Gott denkt an ihren Frevel, bezahlt ihr, wie sie bezahlt hat, und gibt ihr doppelt zurück nach ihren Werken. Und in den Kirchen, in denen sie euch eingesickert hat, schenkt ihr doppelt ein, wieviel Helligkeit und Üppigkeit sie gehabt hat, so viel Qual und Leid schenkt ihr ein. Denn sie spricht in ihrem Herzen: Ich drohne hier und bin eine Königin und bin keine Witwe und Leid werde ich nicht sehen.‘
Darum werden ihre Plagen in einem Tag kommen: Tod, Leid und Hunger, und mit Feuer wird sie verbrannt werden. Denn stark ist Gott, der Herr, der sie richtet.
Und das werden sie beweinen und beklagen, die Könige auf Erden, die mit ihr geholt und gebracht haben, wenn sie sehen werden den Rauch von ihrem Brand, in dem sie verbrennt. Sie werden fernab stehen aus Furcht vor ihrer Qual und sprechen: ‚Weh, weh, du große Stadt Babylon, du starke Stadt! In einer Stunde ist ein Gericht gekommen.‘
Und die Kaufleute auf Erden werden weinen und Leid tragen um sie, weil ihre Ware niemand mehr kaufen wird: Gold und Silber und Edelsteine und Perlen und feines Leinen und purpurrote und scharlachrote Stoffe und allerlei wohlriechende Hölzer und allerlei Gerät aus Elfenbein und allerlei Gerät aus kostbarem Holz und Erz und Eisen und Marmor und Zimt und Balsam und Räucherwerk und Weihrauch und Wein und Öl und feinstes Mehl und Weizen und Vieh und Schafe und Pferde und Wagen und Leiber und Seelen von Menschen.
Und das Obst, an dem deine Seele Lust hatte, ist dahin, und alles, was glänzend und herrlich war, ist für dich verloren, und man wird es nicht mehr finden.
Die Kaufleute, die durch diesen Handel mit ihr reich geworden sind, werden fernab stehen aus Furcht vor ihrer Qual, werden weinen und klagen. ‚Weh, weh, du große Stadt, die begleitet war mit feinem Leinen und Purpur und Scharlach und geschmückt war mit Gold und Edelsteinen und Perlen! Denn in einer Stunde ist verwüstet solcher Reichtum!‘
Und alle Schiffer und alle Steuerleute und die Seefahrer und die, die auf dem Meer arbeiten, standen fernab und schrien, als sie den Rauch von ihrem Brennen sahen: ‚Wer ist der großen Stadt gleich?‘
Und sie warfen Staub auf ihre Häupter und schrien, weinten und klagten: ‚Weh, weh, du große Stadt, von deren Überfluss reich geworden sind alle, die Schiffe auf dem Meer hatten! Denn in einer Stunde ist verwüstet!‘
Freut euch über sie, ihr Heiligen, Apostel und Propheten, denn Gott hat sie gerichtet um ihretwillen, um euretwillen!“
Ein starker Engel hob einen Stein auf, groß wie ein Mühlstein, warf ihn ins Meer und sprach: „So wird in einem Sturm niedergeworfen die große Stadt Babylon und nicht mehr gefunden werden.
Und ich hörte die Sänger und Saitenspieler, Flötenspieler und Posaunenbläser – sie sollen nicht mehr in ihr gehört werden, und kein Handwerker irgendeines Handwerks soll mehr gefunden werden. Und das Geräusch der Mühle soll nicht mehr in ihr gehört werden, und das Licht der Lampe soll nicht mehr in ihr leuchten, und die Stimme des Bräutigams und der Braut soll nicht mehr in ihr gehört werden.
Denn deine Kaufleute waren Fürsten auf Erden, und durch deine Zauberei sind sie verführt worden, alle Völker. Und das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr gefunden worden, und das Blut all derer, die auf Erden umgebracht worden sind.“
Ich lade Sie ein zu einem Lied, das nicht sehr oft gesungen wird und vielleicht deshalb uns nicht so bekannt ist: „O Ewigkeit, du Donnerwort“. Aber vielleicht gerade weil solche Kapitel und solche Botschaften uns fremd geworden sind, sind auch uns solche Lieder fremd geworden oder fremd gemacht worden. Lied 324. Ich möchte Sie bitten, dass uns ein Vers vorgespielt wird, und wir dann die Verse 1 bis 3 singen – 1 bis 3, ein Vers voraus.
Liebe Freunde, ich gebe gerne zu: Ein Bibelabend über den 23. Psalm halte ich lieber. Es kostet mich viele Stunden, mit solchen Texten, mit solchen scharfen Gerichtsworten überhaupt vor die Gemeinde zu treten.
Aber ich denke, in einer Zeit, in Tagen und Wochen, wo die größte Armee seit dem Zweiten Weltkrieg zusammengezogen wird, täglich stündlich größer wird und kein Mensch weiß, ob und wann dieses Inferno nicht zu weit von uns ausbricht und wer alles hineingezogen wird in diese entsetzliche Schlacht, ist es gut, auf Worte der Ewigkeit zu hören, über das Tagesgeschehen hinauszublicken, den Horizont zu durchbrechen und sich hineinzustellen in den weiten Horizont der Ewigkeit.
Von daher wollen wir dieses Kapitel schließen: Der Untergang Babylons.
Nun, was ist mit Babylon gemeint? Babylon liegt ja im heutigen Irak. Ist also dieses Babylon im heutigen Irak gemeint? Städte hatten oft einen Symbolcharakter. Wenn wir jetzt Berlin sagen, denken wir sicher wieder an diese Hauptstadt des ganzen vereinigten Deutschlands. Oder München – München ist doch weiterhin auch eine Stadt der Kunst. Paris, für viele eine Stadt der Kultur. London – das riecht nach Welt, dort spürt man doch noch die ganze Welt hinein gebannt in eine Stadt. Rom – die Geschichte an jeder Ecke. New York – der Handel. Rio de Janeiro – oder Luxus, wenigstens vorne am Meer.
Was ist Babylon? Für was steht eigentlich Babylon? Es ist ein Dickname schlechthin. Wir Freunde erinnern uns an die Auslegung des 7. Kapitels, 17. Kapitels – es ist schon viele Wochen her, dazwischen lag ein heißer, oft sehr heißer Sommer, deshalb muss ich Sie daran erinnern, was mit Babylon gemeint war.
Babylon meint nicht irgendeine Stadt im Irak, vielleicht sogar Bagdad. Babylon meint nicht die Welt schlechthin, Luxus oder sonst etwas Kultur.
Babylon in der Bibel, in der Offenbarung, ist ein Begriff für die emanzipierte, verweltlichte, selbstmächtige Kirche, für die entartete Gemeinde Jesu. Das ist Babylon.
Hier wird nicht vom großen Gericht über die Welt geredet, hier wird vom Gericht über die Kirche und die Entartung der Gemeinde Jesu gesprochen. Sie sollte eigentlich Braut dieses Herrn sein, und am Schluss ist sie die Hure, die sich mit allen Mächtigen und Mächten dieser Welt eingelassen hat.
Einige Wesenszüge haben wir in Offenbarung 17 unterstrichen. Ich erinnere nur, dass sie dort diese Kirche ein Wasserweib genannt wird – eine, die auf allen Wassern schwimmt und mit allen Wassern gewaschen ist. Sie wird ein Hurenweib genannt, eine, die mit allen Throne ihre Beziehungen gehabt hat. Sie ist ein Prachtweib, das herrlich sein will, die Kirche, die großartig sein will, herrlich, bevor überhaupt die Herrlichkeit kommt. Und ein Mordsweib, eine Kirche, die ihre Märtyrer hat, die Mörder und solche, die unangenehm sind, beseitigt. Eine Kirche, die sich von allen Mächten reiten lässt.
Die Kirche, die Gemeinde, die entartete und abgefallene Gemeinde ist gemeint mit Babylon.
Von ihr wird ein Fünffaches hier in diesem so eindrucksvollen und niederschmetternden Kapitel und vor allem in der Ursprache dichterisch geformten Versen gesagt:
Erstens: Diese Gemeinde wird gestürzt. Sie wird gestürzt, so dass sie fällt. Deshalb fährt Johannes zwei Mal diesen Doppelton, diese Unterstreichung: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen.“ Diese Kirche, diese Gemeinde bleibt nicht, sie ist gefallen, sie ist gefallen.
Hier wird sie eine Behausung, eine Hütte des Teufels genannt. Es ist ein Markenzeichen der Kirche geworden, dass viel los sein muss. Es gibt eigentlich fast nichts, was man nicht in der Kirche auch finden kann – vom Politik-Club bis zum Wanderverein, von Themen zu allen, von Abenden zu allen möglichen Themen bis zu Tanzabenden und Kegelausflügen. Es gibt nichts, was in der Kirche nicht los ist.
Und dort, wo alles los ist, ist immer auch der Teufel los. Auch der Teufel ist mittendrin, sagt dieses Kapitel. Es ist eine Behausung, eine Hütte des Teufels und ein Gefängnis der Geister.
An Pfingsten hat Gott in seine Kirche den Heiligen Geist hineingegeben als den Geist, der sie alle beseelen und ausrüsten sollte. Und dann sind andere Geister dazugekommen, sodass es wie in einem Gefängnis ist, in dem man geradezu von Geist bedrängt und sich eingeschlossen fühlt, wie in einem Gefängnis.
Johannes sagt: In der Kirche findet man eben nicht nur Gott und den Sohn, sondern in der entarteten, abgefallenen Kirche findet man auch den Teufel und tausend gefährliche Geister.
Doch so ist es, so ist es heute gemacht. Aber Gott sei Dank, sie wird nicht bleiben. Einmal ist Schluss, einmal ist Ende, einmal ist viel.
Wir sagen gerne: Es wird dunkel in dieser Welt, es wird Nacht in dieser Welt, es wird rabenschwarz. Doch Vereinbarungs-Aktion? Nicht.
Johannes sagt: Freunde, es wird nicht schwarz, es wird hell. Es wird heller, als uns lieb ist.
Die Älteren unter uns erinnern sich an schreckliche Kriegsnächte. Wissen Sie noch? Und dann war Alarm, dritte, vierte Mal musste man heraus. Selbst in meiner Kleinstadt erinnere ich mich sehr wohl an die letzten Kriegsmonate. Und dann hinunter in den Keller.
Unvergesslich jene Nacht, als plötzlich einige im Keller schrien: „Kommt mal kurz raus!“ Und wir stürzten hinaus. In dieser Nacht hörte man eigentlich schon in der Ferne die Bomber dröhnen.
Da hatten diese Flugzeuge ihre sogenannten Christbäume gesetzt – hellstes Licht, das hellste Licht gesetzt, und die Stadt in gleißendem Hell.
Und jeder wusste: Jetzt, jetzt geht das Bombardement los. Und so war es auch.
In dieser Helligkeit flogen die nachkommenden Bomber hinein und warfen ihre todbringende Last ab.
Hell ist gemacht, so hell, dass das Gericht nicht mehr zu umgehen war.
Liebe Freunde, am Schluss wird es hell. Hell zum Gericht.
Keiner kann sich mehr verstecken. So hell, dass alles durchdrungen wird.
Wir sagen: Es wird still, es wird totenstill.
Am Schluss ist nur noch eine einzige Totenstille über dieser Welt.
Johannes sagt: Am Schluss gibt es eine übermächtige Stimme, die so laut ist, dass sie keiner überhören kann.
Die treulose Gemeinde wird gestürzt, unübersehbar, unüberhörbar.
Für jeden ist das eine, was über sie gesagt wird.
Zweitens: Sie wird verlassen. Sie wird verlassen, und zwar diese Gemeinde von Gottes Volk.
In Vers 4 heißt es: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden.“
Liebe Freunde, wir sind hier in einem der modernsten Worte, die es gibt.
Ein Wort, das viele Christen unserer Tage bewegt und umtreibt und sie nicht zur Ruhe kommen lässt: Geht heraus aus dieser Kirche! Tretet aus aus dieser Kirche! Habt nicht Teil an ihren Sünden!
Ich möchte zuerst einmal sagen, liebe Freunde, es gibt in der Tat in der Bibel eine alte Auszugstradition. Und die muss man kennen.
In der Offenbarung erscheint ja nichts, was wir nicht schon im Alten und Neuen Testament finden. Die Offenbarung bringt im Grunde nichts qualitativ Neues, sondern zieht nur Linien dicker und einprägsamer aus.
Es gibt in der ganzen Bibel eine Auszugstradition, und die geht ganz zurück bis nach 1. Mose 12, wo Abraham gesagt wird: „Gehe aus deinem Vaterland, hab nicht Teil bei diesem und anbietern, geh heraus und folge mir!“
Und dann wissen Sie ganz genau später bei Lot, wo Sodom und Gomorra ist: „Macht euch auf, geht aus diesem Ort, denn der Herr wird diese Stadt verderben!“ Und Lot geht aus, und sein Weib, das noch einmal umdreht, erstarrt zur Salzsäule, weil sie nicht ganz ausgezogen ist.
Eine Auszugstradition zu folgen.
Bei Mose damals war die Rote Kora, das waren so die ersten Revolutionäre und Umstürzler in der Gemeinde.
Und dann, 4. Mose 16: „Weicht ringsherum zurück von der Wohnung Koras, die dann vernichtet wurde! Geht heraus, habt nicht Teil an ihren Sünden!“
Und so heißt es in Offenbarung 18: „Man höre: Geht heraus aus Babylon und zieht aus dem Land!“
Und Paulus sagt genauso im 2. Korinther 6: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen! Denn was hat Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Christus mit Belial?“
Oder im 1. Timotheus 5: „Mache dich nicht teilhaftig fremder Sünden!“
Es gibt also – und so sagt es die Bibel, unterstreicht nur eines – auch im Reich Gottes, im Glauben, eine Ansteckungsgefahr.
Man kann nicht nur einen Schnupfen erben in diesen jetzt frühherbstlichen Tagen.
Man kann nicht nur angesteckt werden von einer Krippe, und man gibt am besten einem solchen Menschen keine Hand.
Man kann nicht nur angesteckt werden von einem Mann, man kann anscheinend auch angesteckt werden von der Sünde anderer.
Deshalb: Flieht, haltet Abstand, macht euch auf!
Das ist die Auszugstradition.
Wer seine Hand an den Pflug legt und sie zurückzieht, sagt Jesus, der taugt nicht zum Reich Gottes.
Deshalb: Geht hinaus aus dieser entarteten Kirche!
Sehr oft hören wir – und vielleicht hat es sich selbst schon einmal bedrängt – in dieser Kirche so, wie wir sie jetzt haben, können wir nicht bleiben.
Wenn ich an die Taufpraxis denke, so wie die Schluckimpfung für alle, alles wird getauft und mit Fahrkarten zum Himmel ausgestattet.
Die Abendmahlspraxis: Jeder kann kommen, obwohl eindeutige Richtlinien bei Paulus gegeben sind.
Oder wenn wir denken an die Politik, an das, was die Kirche zu sagen hat zur Wiedervereinigung, was die Kirche jetzt sagt im Westen und Osten – total anders.
Die im Westen ein Nein zur Fristenlösung, die Christenheit im Osten ein Ja dazu.
Die Uneinigkeit über das Glockenläuten am 3. Oktober.
(In Klammern sei nur gesagt, liebe Freunde: Seit wir wissen, werden die Glocken zu Gottesdiensten geläutet, und wir werden sie auch am 3. Oktober abends um halb sieben zu einem Dank- und Lobgottesdienst mit Bischof Sorg läuten.
Aber lassen Sie uns die Glocken nicht zu irgendwelchen Anlässen läuten. Sie haben vielfach und oft falsch gedeutet.)
Aber trotzdem diese Uneinigkeit der Kirche.
Wenn man das alles hört, sie bringt nichts mehr. Wir treten aus, geht hinaus von dieser Kirche!
Und so hören wir es oft mit dem Nachsatz: Geht hinein in unsere Kirche!
Der beste und bekannteste Mann ist ja Pastor Wolfram Kopfermann in Hamburg, der dort an der Petrikirche, einer Hauptkirche, seinen Dienst getan hat und der dann am 11. September ausgetreten ist mit einer großen Zahl von Gemeindegliedern und die St. Ansgar-Kirche in Hamburg gegründet hat.
Er wollte Gemeindeaufbau in der Kirche, aber das kann nicht klappen, sagte er, und hat jetzt ein Buch herausgegeben, weit verbreitet: „Abschied von einer Illusion“ – die Illusion, als ob man in dieser Kirche beim Glauben bleiben könnte.
Und erwartet 5.000 Neugründungen in den nächsten Monaten in Deutschland der St. Ansgar-Kirche: Geht heraus aus dieser Kirche und tretet bei uns ein!
Die Freunde, ich möchte darauf hinweisen: In der Bibel gibt es noch eine andere Tradition, und diese Tradition bezeichne ich als die Wüstentradition.
Die finden Sie schon auch ganz vorne, als das Volk in die Wüste geführt wurde.
Da wurde nicht im ersten Monat gesagt: Verlasst schnell die Wüste und geht wieder nach Ägypten! Verlasst schnell die Wüste und erneuert euch dort, wo etwas wächst.
Sondern vierzig Jahre hatte dieses Volk in der Wüste zu bleiben.
Oder in Babel heißt es: „Tröstet, tröstet mein Volk, nicht verlasst Babel!“
Die Leute werden in Babel getröstet.
Ich denke an drei Gemeinden der Offenbarung, von denen wir geredet haben – drei ganz schlimme Gemeinden.
Tiere, wo es heißt: „Ich habe gegen dich, dass du...“ Ich sehe, du duldet, weil sie sich nicht bekehren.
Von Hohe Reihe, ich denke an Sardes, wo es heißt: „Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot!“
Von Laodizea: „Weil du weder kalt noch warm bist, will ich dich ausspeien!“
Drei ganz schlimme christliche Gemeinden.
Und von dort heißt es nicht: Gehe aus, sondern: Tue Buße! Sei getreu bis in den Tod!
Die wenigen Getreuen werden nicht zum Gehen beauftragt, sondern zum Bleiben aufgefordert.
Wir, freundlich, dazwischen stehen wir zwischen der Auszugstradition und zwischen der Wüstentradition, nicht wahr?
Ich gestehe, dass ich persönlich selbst oft hin- und hergerissen bin, wenn ich mich jetzt wieder beschäftigt habe mit der Theologie Nilges Sorge, die aus dieser Kirche nicht hinausgeworfen wurde, sondern die schließlich selbst ausgetreten ist.
Aber diese Theologin, die in Kassel gelehrt hat, die sich selbst als Hexe bezeichnet und vom Kreuz sagt, dass es frauenfeindlich und gewaltverherrlichend sei, dass niemand befreien könne.
Wörtlich: Kreuz ist der Galgen, an dem der Patriarch des Gottes alten Testaments seinen ungehorsamen Sohn als Skizze ermorden ließ.
Wenn ich das alles lese von Leuten, die in dieser Kirche sind, dann höre ich sehr aufmerksam und bin bereit: Geht hinaus!
Oder wenn die Kirche nicht ganz anders und deutlicher das Wachstum zum werdenden Leben und zu der Zuwendung macht in unserem Volk, dann hört man: Geht hinaus!
Aber wissen Sie, dann höre ich auch jenes andere Wort meines Onkels, dem Evangelisten Wilhelm Busch in Essen.
Der sagte: „Ich wäre schon längst ausgetreten, wenn ich wüsste, wo ich hintreten soll!“
Sporttaschen hat gesagt: „Wenn es eine bessere Kirche gibt, eine bessere Gemeinde als wir sie haben, und ich trete dort ein, dann ist sie schon nicht mehr die bessere, sondern durch mein Böses als schlecht infiziert!“
So sieht es aus in dieser Welt.
Solange wir in dieser Kirche, auch in der Schloss- und Stiftskirche, das Evangelium sagen können, frei predigen, uns unter der Offenbarung versammeln können, ist die allerletzte Stunde meines Erachtens nicht gekommen.
Freunde, es gibt wichtigere Fragen als: Tretet ihr aus? Tretet ihr heute aus? Tretet ihr morgen aus? Tretet ihr übermorgen aus?
Viel wichtiger ist die Frage: Wie gewinnen wir andere für diesen Herrn und bereiten sie vor auf den wiederkommenden Herrn und auf das Gericht über eine sterbende Kirche?
Ich bin davon überzeugt, dass unser Herr uns schon deutliche Zeichen geben wird, wenn wir hinaus müssen.
So lange wie es nur vermuten, und wir selbst doch weithin zu einer gefallenen Gemeinde gehören, so lange bleiben wir, wo wir sind, und nehmen andere mit auf dem Weg zur Ewigkeit.
Stimmt, es wird nicht besser, es wird schlechter werden in der Kirche.
Aber er wird rechtzeitig rufen.
Ich weise auch deshalb auf den Vortrag im Oktober hin, hier an dieser Stelle, von Frau Dr. Kimmich, die sprechen wird: Warum ich in dieser Kirche bleibe.
Drittens: Sie wird gerichtet.
Diese Gemeinde wird gerichtet. Ihr wird heimgezahlt.
Steht hier zwar 2:1, so in 18,6: „Der Starke ist der Herr, der diese Gemeinde richtet.“
Die Freunde, ich weiß nicht, vielleicht leiden Sie keineswegs unter schlechtem Gedächtnis.
Sie wissen noch alles ganz genau, wissen, wie es in Ihrem Leben war, und alle Menschen, denen Sie begegnet sind, können Sie sofort mit Namen benennen.
Wenn Sie zu denen gehören, beneide ich Sie schrecklich.
Ein schlechtes Gedächtnis ist eine Gottesstrafe.
Man trifft jemanden, merkt sich den Namen ganz genau, aber man kann nicht mehr einordnen, man spricht herum und versucht herauszukriegen, wahrscheinlich nicht wahr?
Es ist einem entfallen.
Gedächtnis wie ein Sieb mit ganz, ganz großen Löchern.
Es ist ein Charakterzug, dass immer älter werdende Menschen vergessen, das ist nicht mehr richtig durchdenken kann und dran denken.
Gott hat ein gutes Gedächtnis, das steht hier: Gott hat diese Eigenschaft nicht, die uns belastet.
Er denkt, er vergisst nicht.
In Vers 8 da ist jener Kasten auf Stürmen, der sie stehen, sie vor einem tobenden Meer.
Zum ersten Mal habe ich droben am ostfriesischen Strand Windstärke zwölf erlebt. Auf dem Deich brach die Hölle los, und dann auf diesem Meer ein Holzkasten, der ein schwimmender Schiffswäschekorb war, der überhaupt nicht zur großen Fahrt geeignet war.
Und da drin ein paar Tiere und ganz wenige Menschen.
Und dann heißt es: Da gedachte Gott.
Muss ein o a, da gedachte Gott.
Er hat in dem Sturm nicht vergessen.
Psalm 115: „Der Herr denkt an uns und segnet uns.“
Am Grab sagen wir: „Vergessen wir ihn nicht!“
Und beim Leichenschmaus und Kaffee ist schon das Meiste vergessen.
Eher denkt an uns.
Auch wenn wir in den Stürmen dieses Lebens sind.
Er denkt an uns.
Auch wenn wir im Kasten schwimmen und die Wellen hochgehen.
Denken: Jetzt, jetzt sind wir aber vergessen und jetzt sind wir verloren und jetzt gehen wir in den Stürmen unseres Lebens unter.
Gott denkt – er kennt Sie und er vergisst Sie nicht.
Und Sie werden dann, wenn es soweit ist, sie wird nicht untergehen, sondern Sie werden allenfalls heimgehen, mehr nicht.
Keiner von uns, der an diesen Glauben hält, wird untergehen mehr dieser Zeit, sondern er wird hineingehen zum Vater.
Das ist die Hoffnung.
Der Herr denkt an uns und segnet uns und vergisst uns nicht.
Nur eines: Dieser Herr denkt nicht nur an unseren Namen, sondern auch an unsere Sünden.
Für 18,5: „Gott denkt an ihren Frevel.“
Die Sünde des Lebens verjährt nicht, auch nicht die der entarteten Gemeinde Jesu.
Sicher, die Sünde, die vor Gott bekannt und im Blick auf Jesu Opfer um Vergebung gebeten wurde, wird Gott nicht mehr zählen.
Er streicht sie aus seinem Gedächtnis.
Aber unser normales Kerbholz vermodert nicht.
Unser Sündenregister vergibt nicht.
Gott denkt an ihren Frevel, Gott denkt an meinen Frevel, und er wird – und das wird gerichtet.
Das Gericht fällt nicht aus.
Nicht wahr? Dieses Gerangel um die Stasi-Akten hat sicher viel wahl-taktische Manöver.
Aber ein ganz starker Anstoß ist doch, dass die Akten dorthin kommen, möglichst außer Landes und hinter Schloss und Riegel, damit nicht Unbefugte in meinen Akten schnüffeln können und dort etwas über meine dunkle Vergangenheit erfahren.
Deshalb gut verwahrt und nicht ein Blick.
Für alle: Die Akte unseres Lebens liegt nicht hinter Schloss und Riegel.
Sie ist offen vor dem Herrn bekannt.
Jeder Satz, jeder Gedanke, jede Minute darüber.
Das Gericht Gottes – das ist, was wir anmachen.
Krieg im Libanon.
Und obwohl ich um Frieden bitte, meine Angst ist, er sei.
Seien wir gnädig um meiner Sünden willen.
Und deshalb diese suchen und immer wieder bitten: „Herr, sei denn gnädig mit mir!“
Wenn Du redest, gibt es nur eine Lösung unseres Lebens: Nicht die Vernichtung unserer Akten, sondern die Vergebung.
Mein Hauptgesuch, Aufwertungssatz.
Doch immer großartig ausgedrückt: Mein Hauptgesuch auf Erden soll die Vergebung werden.
Die Sünden sind vergeben.
Das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist.
Nein, Hauptgesuch.
Wie viele Gesuche sind in Ihrem Leben wichtig?
Wie viele Hauptgesuche haben Sie für diesen Gott, das in Ihrem Leben anders oder geändert werden müsste?
Lassen Sie das Ihr Hauptgesuch bleiben, dass die Frevel unseres Lebens unter das Blut Christi kommen.
Und dann, wenn gerichtet wird – und es wird gerichtet – wir freigesprochen werden durch das Blut Jesu Christi.
Viertens, noch kurz: Diese Gemeinde wird beklagt.
Sie wird sogar beweint in großartig klingenden Trauergesängen.
Das erschütterndste Lied der Offenbarung.
Sagt ein Ausleger zu diesen Versen: Es wird beweint von den Königen.
Nämlich, weil Könige Mächte immer einen Altar neben sich brauchen.
Sehen Sie, eine politische Macht kann sich ohne religiöse Macht auf die Dauer nicht halten.
Das weißt du Irak, sind die Moslems.
Sie haben gesehen: Bolschewismus, ein Reich ohne Religion ist zerbrochen und wird zerbrechen.
Jeder sucht die Nähe einer göttlichen Macht.
Die Könige werden schreien, wenn diese religiöse Macht mit in den Abgrund gezogen wird.
Und die Kaufleute werden weinen und diese Kirche beklagen, weil sie mit dieser Gemeinde Geschäfte gemacht haben.
Die Gemeinde, die nur noch verkündigt hat: Macht euch die Erde untertan.
Und dann wurde gehandelt und gefeilscht und gekauft und gehortet.
Die Kirche als Schutzpatron des Wohlstandes.
Sowie in Altemünster, im Ulmer Münster.
Weiß man es in den Nischen außerhalb der Kirche?
Dort waren die eigentlichen Leben.
Und den großen Dom und den schützenden Dach der Thomä waren die Märkte.
Kirche als die Herren des blühenden Handels.
Weil kein Wort mehr aus dieser Kirche kam zur Sünde und zum Frevel.
Kaufleute werden weinen und die Schiffsherren auch.
Die Schiffsherren, die ihre Geschäfte mit dieser Kirche gemacht haben.
Sie wird beklagt.
Aber lassen Sie mich noch zum Letzten sagen:
Diese Kirche, diese Gemeinde wird verschwinden.
Ein ungeheures letztes Bild.
Jesus sagt einmal im Matthäus 18, dass der, der den anderen Menschen auf dem Weg zu ihm ein Hindernis in den Weg legt, ihm soll ein Mühlstein um den Hals gehängt werden und im tiefsten Meer versenkt.
Solches große Ärgernis ist die große Schuld der falschen Kirche.
Sie versäumt Menschen zu rufen.
Menschen werden von ihrer falschen Weise beruhigt.
Sie ist Hindernis, weil sie Menschen ablenkt in die falsche Richtung.
Und sie feindet die noch an, die Menschen eindeutig gerufen haben.
Man sieht bei diesen Versen eine schwungvolle Gebärde von höchster Kraft, mit der ein Engel Gottes den Felsblock hebt und ins Meer schleudert.
Eine Geste, die das ganze Gericht über Babel symbolisiert.
Und wird nicht mehr gefunden und wird nicht mehr gefunden.
Und jetzt denken Sie noch einmal an den Vers: „Auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“
Am Schluss wird es nur noch darum gehen, wer nicht mehr gefunden wird, wer versinkt, das ist echt nicht mehr da, oder ob man gefunden wird.
Gefunden, sowie im letzten Vers, das Blut der Märtyrer, die durch Blut gereinigt sind, nicht ewig verloren, sondern vom Herrn ewig gefunden und eingebracht.
Jesus ist gekommen zu suchen und heimzubringen.
Das ist Evangelium.
Und ich wünsche es Ihnen, mir, dass es am Schluss nicht heißt: „Nicht mehr gefunden“, sondern dass der Herr mich findet und Sie und mich und uns alle heimbringt.
Amen.
Wir beten:
Vater, ich bin auch einige von uns unruhig werden, was denn das Richtige ist – zugegen zu bleiben, wenn wir unsicher gemacht werden über unseren eigenen Weg.
Dann halte Du uns fest und mach uns dessen gewiss, dass Du uns schon recht leiten wirst und uns die Augen öffnen zur rechten Zeit.
Bis zu diesem Augenblick lass uns unseren Weg getrost gehen in einer Zeit voll Kriegsgeschrei und Hass, auch voll Verzweiflung.
Lass uns Deine Botschaft weitersagen, dass niemand verloren sein muss, sondern dass jeder, auch der allerletzte, gefunden werden kann.
Herr, lass uns als Gefundene nach Hause gehen.
Lass uns als Gefundene wissen, dass Dein Blut alle Sünden reinwäscht.
Und lass uns als Gefundene einmal bis zur Ewigkeit dringen, wo dann alles und alles vergessen sein wird.
Bleib unser Herr auch in dieser Nacht.
Wir befehlen uns Dir an und unsere Kranken und Alten und Schwachen ganz besonders.
Amen.
Kommen Sie gut nach Hause.
Seien Sie Gott befohlen.
Auf Wiedersehen.
Die Bedeutung Babylons als Symbol der entarteten Kirche
Nun, was ist mit Babylon gemeint? Babylon liegt ja im heutigen Irak. Ist also dieses Babylon im heutigen Irak gemeint?
Man muss bedenken, dass Städte oft einen symbolischen Charakter hatten. Wenn wir jetzt Berlin sagen, denken wir sicher an die Hauptstadt des gesamten vereinigten Deutschlands. Oder München – München ist weiterhin eine Stadt der Kunst. Paris ist für viele eine Stadt der Kultur. London riecht nach Welt; dort spürt man die ganze Welt gebannt in einer Stadt. Rom hat Geschichte an jeder Ecke. New York steht für Handel. Rio de Janeiro oder Luxus, wenigstens vorne am Meer.
Doch was ist Babylon? Wofür steht Babylon eigentlich? Babylon ist ein Begriff, ein Spitzname schlechthin. Erinnern wir uns an die Auslegung des siebten und siebzehnten Kapitels. Das ist schon viele Wochen her. Dazwischen lag ein heißer, oft sehr heißer Sommer. Deshalb muss ich Sie daran erinnern, was mit Babylon gemeint war.
Babylon meint nicht irgendeine Stadt im Irak, vielleicht sogar Bagdad. Babylon meint nicht die Welt schlechthin, Luxus oder sonst etwas Kultur. Babylon in der Bibel, in der Offenbarung, ist ein Begriff für die emanzipierte, verweltlichte, selbstmächtige Kirche, für die entartete Gemeinde Jesu.
Das ist Babylon. Hier wird nicht vom großen Gericht über die Welt geredet, sondern vom Gericht über die Kirche und die Entartung der Gemeinde Jesu. Sie sollte eigentlich die Braut dieses Herrn sein, und am Schluss ist sie die Hure, die sich mit allen Mächtigen und Mächten dieser Welt eingelassen hat.
Wesenszüge der entarteten Kirche in der Offenbarung
Einige Wesenszüge haben wir in Offenbarung 17 unterstrichen. Ich erinnere nur daran, dass diese Kirche dort als „Wasserweib“ bezeichnet wird – eine, die auf allen Wassern schwimmt und mit allen Wassern gewaschen ist. Sie wird ein „Hurenweib“ genannt, eine, die mit allen, also allen Thronen, ihre Beziehungen gehabt hat.
Sie ist ein Prachtweib, das herrlich sein will – die Kirche, die großartig sein will und herrlich, noch bevor überhaupt die Herrlichkeit kommt. Außerdem wird sie als „Mordsweib“ bezeichnet, eine Kirche, die ihre Märtyrer hat, die Märtyrer tötet und solche, die ihr unangenehm sind, beseitigt. Es ist eine Kirche, die sich von allen Mächten reiten lässt.
Die Kirche, die Gemeinde, die entartete und abgefallene Gemeinde, ist gemeint mit Babylon. Von ihr wird ein fünffaches Urteil in diesem so eindrucksvollen und niederschmetternden Kapitel ausgesprochen. Vor allem in der Ursprache sind die Verse dichterisch geformt.
Erstens: Diese Gemeinde wird gestürzt. Sie wird gestürzt, so dass sie fällt. Deshalb heißt es zweimal in diesem Doppelton, in dieser Unterstreichung: „Sie ist gefallen, sie ist gefallen.“ Diese Kirche, diese Gemeinde bleibt nicht. Sie ist gefallen, sie ist gefallen.
Hier wird sie eine Behausung, eine Hütte des Teufels genannt. Es ist ein Markenzeichen der Kirche geworden, dass viel los sein muss. Es gibt eigentlich fast nichts, was man nicht in der Kirche auch finden kann – vom Polit-Club bis zum Wanderverein, von Themenabenden zu allen möglichen Themen bis zu Tanzabenden und Kegelausflügen.
Es gibt nichts, was in der Kirche nicht los ist. Und dort, wo alles los ist, ist immer auch der Teufel los. Auch der Teufel ist mittendrin, sagt dieses Kapitel. Es ist eine Behausung, eine Hütte des Teufels und ein Gefängnis der Geister.
An Pfingsten hat Gott in seine Kirche den Heiligen Geist hineingegeben, als den Geist, der sie alle beseelen und ausrüsten sollte. Dann sind andere Geister dazugekommen, so dass es ist wie in einem Gefängnis, in dem man geradezu von Geist bedrängt und sich eingeschlossen fühlt.
Wie in einem Gefängnis sagt Johannes: In der Kirche findet man eben nicht nur Gott und den Sohn, sondern in der entarteten, abgefallenen Kirche findet man auch den Teufel und tausend gefährliche Geister.
Doch so ist es, so ist es heute gemacht. Aber Gott sei Dank – sie wird nicht bleiben. Einmal ist Schluss, einmal ist Ende, einmal ist viel.
Das Licht des Gerichts und die unausweichliche Wahrheit
Wir sagen gerne: Es wird dunkel in dieser Welt, es wird Nacht, es wird rabenschwarz. Doch Johannes sagt, Freunde, es wird nicht schwarz, es wird hell – heller, als uns lieb ist.
Die Älteren unter uns erinnern sich an schreckliche Kriegsnächte. Wissen Sie noch? Und dann war Alarm. Zum vierten Mal musste man heraus. Selbst in meiner Kleinstadt erinnere ich mich sehr wohl an die letzten Kriegsmonate. Dann ging es hinunter in den Keller.
Unvergesslich ist jene Nacht, als plötzlich einige im Keller schrien: „Kommt mal kurz raus!“ Wir stürzten hinaus. In dieser Nacht hörte man eigentlich schon in der Ferne das Dröhnen der Bomber.
Da hatten diese Flugzeuge ihre sogenannten Christbäume gesetzt – das hellste Licht, das je erdacht wurde. Die Stadt war in gleißendes Licht getaucht. Und jeder wusste: Jetzt, jetzt geht das Bombardement los. So war es auch.
In dieser Helligkeit flogen die nachfolgenden Bomber ein und warfen ihre todbringende Last ab. Hell ist gemacht, so hell, dass das Gericht nicht mehr zu umgehen ist.
Liebe Freunde, am Schluss wird es hell – hell zum Gericht. Keiner kann sich mehr verstecken, so hell, dass alles durchdrungen wird.
Wir sagen: Es wird still, es wird totenstill. Am Schluss ist nur noch eine einzige Totenstille über dieser Welt. Johannes sagt: Am Schluss gibt es eine übermächtige Stimme. Sie ist so laut, dass sie keiner überhören kann.
Die Aufforderung zum Auszug aus der entarteten Gemeinde
Die treulose Gemeinde wird gestürzt – unübersehbar und unüberhörbar. Für jeden ist das, was über sie gesagt wird, deutlich zu erkennen. Zweitens: Sie wird verlassen. Diese Gemeinde von Gottes Volk wird verlassen.
In Vers 4 heißt es: „Und ich hörte eine Stimme vom Himmel, die sprach: Geht hinaus aus ihr, mein Volk, dass ihr nicht teilhabt an ihren Sünden.“ Liebe Freunde, wir befinden uns hier in einem der modernsten Worte, die es gibt. Ein Wort, das viele Christen unserer Tage bewegt und umtreibt und sie nicht zur Ruhe kommen lässt: „Geht heraus aus dieser Kirche! Tretet aus, habt nicht teil an ihren Sünden!“
Zunächst möchte ich sagen, liebe Freunde, dass es in der Tat in der Bibel eine alte Auszugs-Tradition gibt. Diese müssen wir kennen. In der Offenbarung erscheint nichts, was es nicht schon im Alten und Neuen Testament gäbe. Die Offenbarung bringt im Grunde nichts qualitativ Neues, sondern zieht nur Linien dicker und einprägsamer.
Es gibt in der ganzen Bibel eine Auszugs-Tradition, die ganz zurückgeht bis zu 1. Mose 12. Dort wird Abraham gesagt: „Gehe aus deinem Vaterland, hab nicht teil bei diesem und seinen Götzen, geh hinaus und folge mir.“ Später wissen wir ganz genau, wie es bei Lot in Sodom und Gomorrha heißt: „Macht euch auf, geht aus diesem Ort, denn der Herr wird diese Stadt verderben.“ Lot geht aus, sein Weib aber, das noch einmal zurückblickt, erstarrt zur Salzsäule, weil sie nicht ganz ausgezogen ist.
Eine Auszugs-Tradition zu folgen, zeigt sich auch bei Mose damals, als die Rote See durchquert wurde. Das waren die ersten Revolutionäre und Umstürzler in der Gemeinde. In 4. Mose 16 heißt es: „Weicht ringsherum zurück von der Wohnung Koras, der dann vernichtet wurde.“ „Geht heraus, habt nicht teil an ihren Sünden!“
Ebenso heißt es in Offenbarung 18,4: „Man höre: Geht heraus aus Babylon und zieht aus dem Land!“ Paulus sagt im 2. Korinther 6: „Zieht nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen! Denn was hat Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Christus mit Belial?“ Oder im 1. Timotheus 5: „Mache dich nicht teilhaftig fremder Sünden.“
Es gibt also, so sagt die Bibel, eine klare Warnung: Auch im Reich Gottes, im Glauben, besteht eine Ansteckungsgefahr. Man kann nicht nur einen Schnupfen erben – in diesen jetzt frühherbstlichen Tagen – man kann sich nicht nur anstecken von einer Krippe, und man gibt am besten solchen Menschen keine Hand. Man kann sich nicht nur anstecken von einem Mann, sondern anscheinend auch von der Sünde anderer.
Deshalb heißt es: Flieht, haltet Abstand, macht euch auf! Das ist die Auszugs-Tradition. Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geeignet. Jesus spricht genau davon – das ist die Auszugs-Tradition der Bibel.
Darum: Geht hinaus aus dieser entarteten Kirche!
Die Spannung zwischen Auszug und Treue in der Gemeinde
Sehr oft hören wir, und vielleicht hat es sich selbst schon einmal bedrängt, dass wir in dieser Kirche so, wie wir sie jetzt haben, nicht bleiben können. Wenn ich an die Taufpraxis denke – so wie die Schluckimpfung für alle, alles wird getauft und mit Fahrkarten zum Himmel ausgestattet –, an die Abendmahlspraxis, bei der jeder kommen kann, obwohl eindeutige Richtlinien bei Paulus gegeben sind, oder wenn wir an die Politik denken, an das, was die Kirche zur Wiedervereinigung sagt, dann erleben wir eine große Uneinigkeit.
Im Westen sagt die Kirche ein Nein zur Fristenlösung, während die Christenheit im Osten ein Ja dazu sagt. Auch die Uneinigkeit über das Glockenläuten am dritten Oktober zeigt dies. (Liebe Freunde, sei nur gesagt: Seit jeher werden die Glocken zu Gottesdiensten geläutet, und wir werden sie auch am dritten Oktober abends um halb sieben zu einem Dank- und Lobgottesdienst mit Bischof Sorg läuten. Aber lassen Sie uns die Glocken nicht zu irgendwelchen anderen Anlässen läuten. Sie wurden vielfach und oft falsch gedeutet.)
Trotzdem führt diese Uneinigkeit in der Kirche dazu, dass viele sagen: „Sie bringt nichts mehr, wir treten aus, geht hinaus aus dieser Kirche.“ So hören wir es oft, mit dem Nachsatz: „Geht hinein in unsere Kirche.“ Der bekannteste Mann, der diesen Weg ging, ist Pastor Wolfram Kopfermann in Hamburg. Er hat an der Petrikirche, einer Hauptkirche, seinen Dienst getan und ist am 11. September mit einer großen Zahl von Gemeindegliedern ausgetreten. Sie gründeten die Sankt Ansgar Kirche in Hamburg. Er wollte Gemeindeaufbau in der Kirche, aber das kann nicht klappen, sagte er. Nun hat er ein weit verbreitetes Buch herausgegeben mit dem Titel „Abschied von einer Illusion“ – die Illusion, als ob man in dieser Kirche beim Glauben bleiben könnte. Er erwartet fünftausend Neugründungen in den nächsten Monaten in Deutschland. Die Sankt Ansgar Kirche geht heraus aus dieser Kirche und tritt bei uns ein.
Freunde, ich möchte darauf hinweisen: In der Bibel gibt es noch eine andere Tradition, die ich als die Wüstentradition bezeichne. Diese finden Sie schon ganz am Anfang, als das Volk in die Wüste geführt wurde. Dort wurde nicht im ersten Monat gesagt: „Verlasst schnell die Wüste und geht wieder nach Ägypten! Verlasst schnell die Wüste und erneuert euch dort, wo etwas wächst!“ Stattdessen musste das Volk vierzig Jahre in der Wüste bleiben.
Oder in Babel heißt es: „Tröstet, tröstet mein Volk, nicht verlasst Babel!“ Die Leute werden in Babel getröstet. Ich denke an drei Gemeinden der Offenbarung, von denen wir gesprochen haben. Drei ganz schlimme Gemeinden, bei denen es heißt:
- In Thyatira: „Ich habe gegen dich, dass du duldetest, weil sie sich nicht bekehren.“
- In Sardes: „Du hast den Namen, dass du lebst, aber du bist tot.“
- In Laodizea: „Weil du weder kalt noch warm bist, will ich dich ausspeien.“
Drei ganz schlimme christliche Gemeinden. Und von dort heißt es nicht: „Gehe aus!“, sondern „Tue Buße! Sei getreu bis in den Tod!“ Die wenigen Getreuen werden nicht zum Gehen beauftragt, sondern zum Bleiben aufgefordert.
Wir stehen also zwischen der Auszugstradition und der Wüstentradition. Ich gestehe, dass ich persönlich oft hin- und hergerissen bin, wenn ich mich mit der Theologie von Nilgas Sorge beschäftige. Er wurde nicht aus der Kirche hinausgeworfen, sondern ist schließlich selbst ausgetreten. Sorge hat in Kassel gelehrt und bezeichnet sich selbst als Hexe. Er sagt vom Kreuz, dass es frauenfeindlich und gewaltverherrlichend sei und niemand befreien könne. Wörtlich sagt er: „Das Kreuz ist der Galgen, an dem der Patriarch des Alten Testaments seinen ungehorsamen Sohn als Skizze ermorden ließ.“
Wenn ich das alles lese, von Leuten, die in dieser Kirche sind, dann höre ich sehr aufmerksam zu und bin bereit, „geht hinaus!“ zu sagen. Oder wenn die Kirche nicht ganz anders und deutlicher das Wachsein für das werdende Leben und die Dauerhaftigkeit in unserem Volk wahrnimmt, dann hört man: „Geht hinaus!“
Aber wissen Sie, dann höre ich auch jenes andere Wort meines Onkels, dem Evangelisten Wilhelm Busch in Essen. Er sagte: „Ich wäre schon längst ausgetreten, wenn ich wüsste, wo ich hintreten soll.“ Er meinte, wenn es eine bessere Kirche gäbe, eine bessere Gemeinde als die, die wir haben, und er träte dort ein, dann wäre sie schon nicht mehr besser, sondern durch sein Böses als schlecht infiziert.
So sieht es aus in dieser Welt. Solange wir in dieser Kirche, auch in der Schloss- und Stiftskirche, das Evangelium frei predigen und uns unter der Offenbarung versammeln können, ist die allerletzte Stunde meines Erachtens nicht gekommen.
Freunde, es gibt wichtigere Fragen als die: „Trete ich aus? Trete ich heute aus? Trete ich morgen aus? Trete ich übermorgen aus?“ Viel wichtiger ist die Frage: Wie gewinnen wir andere für diesen Herrn und bereiten sie vor auf das Wiederkommen des Herrn und auf das Gericht über eine sterbende Kirche?
Ich bin davon überzeugt, dass unser Herr uns schon deutliche Zeichen geben wird, wenn wir hinaus müssen. So lange wir nur vermuten und selbst doch weithin zu einer gefallenen Gemeinde gehören, so lange bleiben wir, wo wir sind, und nehmen andere mit auf dem Weg zur Ewigkeit.
Es stimmt, es wird nicht besser, es wird schlechter werden in der Kirche. Aber er wird rechtzeitig rufen.
Ich weise auch auf den Vortrag im Oktober hin, hier an dieser Stelle, von Frau Dr. Kimmich, die sprechen wird zum Thema „Warum ich in dieser Kirche bleibe“.
Das Gericht Gottes über die Gemeinde
Drittens: Sie wird gerichtet. Diese Gemeinde wird gerichtet, ihr wird heimgezahlt. Es steht hier zwar „zwei zu eins“ (siehe 4,6), doch der Herr ist stark, der diese Gemeinde richtet.
Liebe Freunde, ich weiß nicht, ob Sie vielleicht keineswegs ein schlechtes Gedächtnis haben. Sie wissen noch alles ganz genau, erinnern sich an die Schule, an alles, wie es in Ihrem Leben war. Und an alle Menschen, denen Sie begegnet sind, können Sie sich sofort mit Namen erinnern. Wenn das so ist, beneide ich Sie schrecklich. Ein schlechtes Gedächtnis ist eine Gottesstrafe.
Man trifft jemanden, erinnert sich ganz genau, aber man kann die Person nicht mehr einordnen. Man spricht herum, versucht es herauszukriegen, doch wahrscheinlich ist es nicht wahr – es ist einem entfallen. Das Gedächtnis ist wie ein Sieb mit ganz großen Löchern. Es ist ein Charakterzug, der mit dem Älterwerden immer stärker wird: dass man vergisst, nicht mehr richtig durchdenken kann und sich nicht mehr an alles erinnern kann.
Gott hat ein gutes Gedächtnis. Das steht hier. Gott hat diese Eigenschaft, die uns nicht belastet. Er denkt, er vergisst nicht. Wenn Sie achtgeben, dann ist das wie ein Kasten auf Stürmen, der Sie trägt. Sie stehen auf einem tobenden Meer. Zum ersten Mal habe ich das oben am ostfriesischen Strand erlebt: Windstärke zwölf auf dem Deich, die Hölle bricht los. Und dann auf diesem Meer ein Holzkasten, ein schwimmender Schiffswaschkorb, der überhaupt nicht für die große Fahrt geeignet war. Darin waren ein paar Tiere, ein paar Menschen.
Und dann heißt es: „Da gedachte Gott“ – er hat in dem Sturm nicht vergessen. Psalm 115, der Herr denkt an uns und segnet uns. Am Grab sagen wir: Wir vergessen ihn nicht. Und beim Leichenschmaus und Kaffee ist das Meiste schon vergessen. Doch Gott denkt an uns, auch wenn wir in den Stürmen dieses Lebens sind. Er denkt an uns auch, wenn wir im Kasten schwimmen und die Wellen hochgehen. Wir denken: Jetzt sind wir vergessen, jetzt sind wir verloren, jetzt gehen wir in den Stürmen unseres Lebens unter.
Gott denkt an Sie. Er kennt Sie und er vergisst Sie nicht. Wenn es soweit ist, werden Sie nicht untergehen, sondern allenfalls heimgehen. Mehr nicht. Keiner von uns, der an diesen Glauben hält, wird untergehen in dieser Zeit. Er wird hineingehen zum Vater. Das ist die Hoffnung: Der Herr denkt an uns, segnet uns und vergisst uns nicht.
Nur eines: Der Herr denkt nicht nur an unseren Namen, sondern auch an unsere Sünden (siehe 5). Gott denkt an ihren Frieden. Die Sünde des Lebens verjährt nicht, auch nicht die der entarteten Gemeinde Jesu. Sicher, die Sünde, die vor Gott bekannt ist und im Blick auf Jesu Opfer um Vergebung gebeten wurde, die vergibt Gott. Er streicht sie aus seinem Gedächtnis, aber unser normales Kerbholz vermodert nicht, unser Sündenregister vergibt nicht.
Gott denkt an ihren Frevel, Gott denkt an meinen Frevel – und er wird richten. Das Gericht fällt nicht aus. Dieses Gerangel um die Stasi-Akten hat sicher viele wahltaktische Manöver, aber ein ganz starker Anstoß ist doch, dass die Akten dorthin kommen, möglichst außer Landes und hinter Schloss und Riegel, damit nicht Unbefugte in meinen Akten schnüffeln können und dort etwas über meine dunkle Vergangenheit erfahren.
Deshalb sind sie gut verwahrt und keiner bekommt einen Blick darauf. Aber die Akte unseres Lebens liegt nicht hinter Schloss und Riegel. Sie ist offen vor dem Herrn bekannt. Jeder Satz, jeder Gedanke, jede Minute – alles ist ihm bekannt. Das ist das Gericht Gottes.
Das ist das, was wir anmachen: Krieg im Libanon. Und obwohl ich um Frieden bitte, habe ich Angst. Seien wir gnädig – um meiner Sünden willen. Deshalb suchen wir immer wieder und bitten: Herr, sei denn gnädig mit mir.
Wenn du redest, gibt es nur eine Lösung für unser Leben: nicht die Vernichtung unserer Akten, sondern die Vergebung. Mein Hauptgesuch, mein Aufwertungssatz, großartig ausgedrückt, ist: Mein Hauptgesuch auf Erden soll die Vergebung werden.
Die Sünden sind vergeben – das ist ein Wort zum Leben für den gequälten Geist. Nein, Hauptgesuch – wie viele Gesuche sind in Ihrem Leben wichtig? Wie viele Hauptgesuche haben Sie an diesen Gott? Was müsste in Ihrem Leben anders oder geändert werden? Lassen Sie das Ihr Hauptgesuch bleiben: dass die Frevel unseres Lebens unter das Blut Christi kommen.
Und dann, wenn gerichtet wird – und es wird gerichtet – werden wir freigesprochen durch das Blut Jesu Christi.
Die Trauer über den Untergang der Gemeinde
Viertens: Noch kurz zu dieser Gemeinde. Sie wird beklagt und sogar in großartig klingenden Trauergesängen beweint.
Ein Ausleger nennt das erschütterndste Lied der Offenbarung zu diesen Versen. Es wird von den Königen beweint. Denn Könige und Mächte brauchen immer einen Altar neben sich. Sie sehen: Eine politische Macht kann sich ohne religiöse Macht auf Dauer nicht halten. Das wissen zum Beispiel die Moslems im Irak. Sie haben den Bolschewismus erlebt: Ein Reich ohne Religion ist zerbrochen und wird zerbrechen.
Jeder sucht die Nähe einer göttlichen Macht. Die Könige werden schreien, wenn diese religiöse Macht mit in den Abgrund gezogen wird. Auch die Kaufleute werden weinen und diese Kirche beklagen, weil sie mit dieser Gemeinde Geschäfte gemacht haben.
Diese Gemeinde hat nur noch verkündet: Macht euch die Erde untertan. Danach wurde gehandelt, gefeilscht, gekauft und gehortet. Die Kirche wurde zum Schutzpatron des Wohlstandes – wie zum Beispiel in Altenmünster im Ulmer Münster.
Man weiß: In den Nischen außerhalb der Kirche waren die eigentlichen Leben, und den großen Dom mit dem schützenden Dach der Türme umgaben die Märkte. Die Kirche war die Herrin des blühenden Handels, weil kein Wort mehr aus ihr kam, das zur Sünde und zum Frevel aufrief.
Die Kaufleute werden weinen, und auch die Schiffsherren, die ihre Geschäfte mit dieser Kirche gemacht haben. Sie wird beklagt.
Das endgültige Verschwinden der falschen Kirche
Aber lassen Sie mich noch zum Letzten sagen: Diese Kirche, diese Gemeinde wird verschwinden.
Ein ungeheueres letztes Bild zeigt Jesus im Matthäus 18, wo er sagt, dass dem, der einem anderen Menschen auf dem Weg zu ihm ein Hindernis in den Weg legt, ein Mühlstein um den Hals gehängt und er ins tiefste Meer versenkt werden soll.
Ein solches großes Ärgernis ist die große Schuld der falschen Kirche. Sie versäumt es, Menschen zu rufen. Stattdessen werden Menschen auf falsche Weise beruhigt. Sie ist ein Hindernis, weil sie Menschen ablenkt und in die falsche Richtung führt.
Außerdem feindet sie diejenigen an, die Menschen eindeutig gerufen haben. Man sieht in diesen Versen eine schwungvolle Gebärde von höchster Kraft, mit der ein Engel Gottes einen Felsblock hebt und ins Meer schleudert. Diese Geste symbolisiert das ganze Gericht über Babel. Der Felsblock wird nicht mehr gefunden.
Und jetzt denken Sie noch einmal an den Vers, dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Am Schluss wird es nur noch darum gehen, wer nicht mehr gefunden wird, wer versinkt – das heißt, wer wirklich nicht mehr da ist – oder ob man gefunden wird. Gefunden, wie im letzten Vers, durch das Blut der Märtyrer, die durch ihr Blut gereinigt sind. Sie sind nicht ewig verloren, sondern vom Herrn ewig gefunden und eingebracht.
Jesus ist gekommen, um zu suchen und heimzubringen. Das ist das Evangelium. Und ich wünsche es Ihnen und mir, dass es am Schluss nicht heißt, wir seien nicht mehr gefunden, sondern dass der Herr uns findet und uns alle heimbringt.
Schlussgebet und Segen
Armen wir, beten:
Vater, einige von uns werden unruhig, weil sie nicht wissen, was das Richtige ist. Wir wollen standhaft bleiben, doch wenn wir unsicher über unseren eigenen Weg sind, halte du uns fest. Mach uns gewiss, dass du uns sicher leiten wirst und öffne uns zur rechten Zeit die Augen.
Bis zu diesem Augenblick lass uns unseren Weg getrost gehen – auch in einer Zeit voller Kriegsgeschrei, Hass und Verzweiflung. Lass uns deine Botschaft weitersagen: Niemand muss verloren sein. Jeder, auch der Allerletzte, kann gefunden werden.
Herr, lass uns als Gefundene nach Hause gehen. Lass uns als Gefundene wissen, dass dein Blut alle Sünden reinwäscht. Lass uns als Gefundene einmal bis zur Ewigkeit dringen, wo dann alles Leid vergessen sein wird.
Unser Herr bleibt auch in dieser Nacht bei uns. Wir befehlen uns dir an, ebenso unsere Kranken, Alten und Schwachen – ganz besonders Armin.
Kommen sie gut nach Hause. Sie seien Gott befohlen. Auf Wiedersehen.