Einführung in die Jahreslosung und erste Eindrücke
Wir wollen heute über die Jahreslosung nachdenken. Sie erscheint ja zweimal in den Musikbüchern. Das erste Gebot findet sich zuerst in 2. Mose 20, oder es wird jetzt meist aus 5. Mose 5,6-7 genommen. Allerdings ist es dort verkürzt, und der einen Mittelsatz fehlt. Diesen wollen wir mit einbeziehen.
Der Text lautet: „Ich bin der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.“
Diesmal war ich gar nicht zufrieden mit der Jahreslosung. Ich habe gedacht, das ist doch nicht das Richtige, was wir haben. Es ist doch ein Gebot, und Gebote sind Befehle, gegen die man sich doch wehren kann. Es gibt auch so schöne Bibelworte, die tröstlich sind und Mut machen. Aber ausgerechnet ein Gebot?
Es ist immer wieder gut, wenn man sich dennoch unter das Wort der Bibel stellt und es hört. Dann wird bei uns allerhand korrigiert. Wir haben ja oft eine bestimmte Meinung von diesen göttlichen Gesetzen und Geboten. Wir denken, das sind doch Gesetze, die nicht tröstlich sind. Sie haben doch nichts Ermutigendes an sich.
Man meint, so etwas kann man doch nicht am Krankenbett sagen, das passt doch nicht, wenn jemand verzweifelt ist. Das könne man höchstens einem böswilligen Menschen entgegenrufen. Aber das stimmt nicht.
Die doppelte Wirkung der Bibelworte
Jedes Bibelwort, ganz gleich, ob es ein Gesetz oder ein Trostwort ist, wirkt auf zweierlei Weise auf uns. Jedes Spiel, jedes Gesetz und jedes Gebot kann für uns ein herrlicher Trost sein. Gleichzeitig kann es ein Wort sein, das uns demütigt und unsere Schuld aufdeckt.
Genauso verhält es sich mit den großen Trostworten, die wir so lieben. Diese Worte werden unsere Bibel rot unterstreichen, weil sie uns nicht loslassen. Sie richten uns auf, wenn wir von der erbarmenden Liebe Gottes lesen. Dabei kann es passieren, dass das Gewissen plötzlich getroffen wird. Man wird oft viel tiefer verwundet als durch ein Gesetz, weil Gott uns unsere Schuld zeigt.
Darum geht es nicht darum, wie ein Wort Gottes formuliert ist. Jedes Wort Gottes hat für uns eine große Kraft. Ich habe festgestellt, dass dieses Gebot, voll herrlichen Evangeliums, ein Trostwort ohnegleichen ist. Ich freue mich, dass es über diesem neuen Jahr steht.
Gerade jetzt, am Anfang dieses neuen Jahres, empfinden wir, wie dieses Jahr doch schon wieder in einer Geschwindigkeit an uns vorüberzieht – in einer Schnelligkeit ohnegleichen. Dabei spüren wir, wie unser Leben davonrinnt.
Die Mitte des Lebens und der feste Halt in Gott
Das ist ja ein Ablauf des Lebens, der irgendwann einmal durchlaufen und abgespult wird – alles verkehrt. Gott aber steht, und alles wankt. Das ist die Mitte.
Wir machen den großen Fehler, dass wir immer wieder Unsinn in der Mitte sehen. Nein, wir müssen uns wieder zur Mitte Gottes hinführen lassen. Wenn er, der lebendige Gott, in dieser Mitte steht und wir bei ihm sind, dann ist das ein Trostwort. Denn das gilt fest und unverbrüchlich: Ich bin daher dein Gott. Ein großes, mutmachendes Trostwort.
Ich habe es wieder versucht, in drei Leitsätzen zu formulieren, um das Schwäche unserer Gedanken willen. So können wir uns dieses Wort leichter wieder vergegenwärtigen und verstehen, was es uns bedeuten kann.
Erster Leitsatz: Lasst euch von niemandem durcheinanderbringen.
Erster Leitsatz: Unerschütterliche Zuversicht trotz Herausforderungen
Lasst euch von niemandem durcheinanderbringen. Das neue Jahr wird sicher viele Anforderungen an euch alle stellen. Ihr werdet vor zahlreichen Aufgaben stehen. Wenn man nur daran denkt, wie viele unter uns Prüfungen und schwere Termine bereits in diesen Tagen haben, ist das nicht leicht.
Lasst euch dennoch nicht durcheinanderbringen. Es ist immer gut, sich zu besinnen, wo dieses Wort Gottes zum ersten Mal gesprochen wurde. Die Israeliten hatten sich zum Sinai geflüchtet. Zuvor waren sie in panischem Schrecken, denn der Pharao war mit seiner Armee hinter ihnen her. In dieser Situation waren sie völlig durcheinander und verzweifelt.
Sie sagten: „Wir wissen nicht mehr aus noch ein.“ In Panik verliert man schnell die Nerven. Die Leute schrien und beschuldigten Mose: „Du hast uns das eingebrockt!“ Wie oft wird es auch bei euch im neuen Jahr so sein, dass ihr denkt: „Jetzt ist alles aus. Ich sehe keinen Ausweg mehr.“ Und dann ist etwas Schlimmes passiert.
Dann sagt: „Gott, ich bin doch Herr, dein Gott. Nimm das alles nicht so schlimm!“ Nimm das alles nicht so schlimm! Es gibt überhaupt nichts, was uns neben diesem Wort aufregen dürfte. Das heißt nicht, dass ich das, was ihr Schweres zu tragen habt, herunterspiele. Aber Gottes Wort lautet kurz und klar: „Ich bin dein Gott.“ Daneben muss alles andere verstummen.
Gottes Führung in schwierigen Zeiten
Aber was ist denn damals mit den Israeliten gewesen bei dieser langen Wanderung? Es wurden ja schließlich zweiundvierzig harte Jahre. Sie hatten nicht genug zu essen und zu trinken. Das war eine große Sorge: Wie sollten sie das bewältigen?
Das schwierige Gehen in dieser brutalen Hitze des Tages und in der Kälte der Nächte machte die Lage noch schwerer. Doch Gott sagt: „Ich bin dein Gott, ich werde vor dir vorangehen. Fürchte dich nicht vor den Felsen, fürchte dich nicht vor der grausamen Wüste, die flimmert. Ich gehe vor dir her.“ Das ist ein Trost, gerade weil Gott so gebietet – so klar und kompromisslos. Es wird nicht diskutiert, sondern steht einmal fest. Du darfst dich einfach unter dieses Wort stellen.
Aber wieder liegt die Hauptschwierigkeit bei uns. Es wird ihnen ja auch so gehen, und das sind ja unsere Glaubensnöte: Wir denken so oft und niemand ist von diesen Zweifeln ausgenommen. Es ist gut, das zu sehen. Es ist nicht bloß eine Idee von uns.
Wir sehen doch nichts, und da fühlen wir nichts. Wir sehen bloß die Dinge, wir sehen die Menschen, wir sehen die Gefahr und die Not, die uns umgibt. Wir sehen uns selbst mit unserer ganzen großen Last von Problemen. Aber wie ist es wirklich? Ist das wirklich so?
Dann sagt Gott: „Ich bin.“ Und dann müssen wir uns entscheiden, ob wir sagen: „Lieber Gott, ich traue dir einfach nicht. Du bist für mich eine lügnerische Stimme, der ich nicht vertrauen kann.“ Oder ob wir sagen: „Nein, Gott, ich will das festhalten über alles hinweg, was ich sehe, was mich bekümmert und was mir Not macht: Ich bin.“
Das ist das gleiche „Ich bin“, mit dem Gott sich Mose damals am Sinai vorgestellt hat: „Ich werde sein, der ich sein werde.“ Auch in der Zukunft, auch im November des nächsten Jahres, auch in den Nächten, wenn du nicht mehr weiter siehst – „Ich bin.“ Dann sieh auf ihn, den ewigen Gott.
Freiheit und Verantwortung im neuen Jahr
Es gibt viele Menschen, die glauben, unser Leben werde heimlich von irgendeinem Schicksal bestimmt. Manche meinen sogar, es sei schon bei Gott vorprogrammiert, was das neue Jahr bringen wird. Das stimmt jedoch nicht. Nur der Heilsplan ist vorprogrammiert.
Sie können im neuen Jahr alle möglichen Torheiten begehen. Es gibt keine Grenze für ihren Ideenreichtum, keine Schranke für das, was sie tun wollen. Sie sind freie Menschen und können alles tun. Sie können sündigen, und dabei wird jedes Maß gesprengt.
Das ist bei Gott nicht vorherbestimmt, und das Schicksal hat sie nicht in der Hand. Das soll die Realität des neuen Jahres sein: Sie sagen, der Herr ist mein Gott. Ich will mich von niemandem durcheinanderbringen lassen. Kein Schicksal kann mich bestimmen, keine Krankheit kann mich manipulieren. Nicht einmal der Tod kann über mich bestimmen.
Ich sterbe, wenn es Gottes Wille ist, weil er mein Herr ist, dem ich allein gehöre – im Leben und im Sterben. In dieser Ausschließlichkeit gilt das. Lasst euch von niemandem durcheinanderbringen.
Gottes Begleitung und Führung trotz Zweifel
In der Bibel finden wir zahlreiche Anschauungsbeispiele, die zu den schönsten gehören. Zum Beispiel zitterte selbst Mose, als er bemerkte, wie ungehorsam das Volk war, als es das goldene Kalb gebaut hatte. Er sagte zu Gott: „Herr, ich kann dieses Volk nicht hinaufführen, da bräuchte ich jemanden, der mit mir geht.“ Doch Gott antwortete: „Nein, ich schicke niemanden mit. Du gehst auf diesen unbekannten Weg. Mein Angesicht soll vor dir vorangehen.“
Damit will Gott sagen: „Ich will dich leiten, ich will dich in der Felskluft stehen lassen und meine Hand über dir halten.“ Das verlangt Gott von uns: zu glauben, auch wenn wir es nicht sehen. Gott vertraut so fest und stark, dass wir wissen können, er geht voran. In jedem Abschnitt dieses neuen Jahres geht sein Angesicht voran. Er will mich anschauen, begleiten und behüten.
Lasst euch von niemandem durcheinanderbringen! Das wird uns immer wieder aufgetragen. Wir sollen nicht anderen Göttern gehorchen oder sagen, man müsse sich anders verhalten. Das ist nicht nötig. Ich kann ganz schlicht meinem Gott vertrauen. Wenn Daniel im Löwengraben stand, dann will ich das auch können – an meinem Platz – und die Wunder Gottes erleben.
Zweitens: Lasst euch von niemandem beherrschen! Wir merken langsam, warum wir uns immer wieder gegen die Gebote wehren. Unter Christen gibt es eine merkwürdige Sichtweise, dass die Gesetze für uns keine Bedeutung mehr haben. Das wird besonders bei der Gültigkeit der Zehn Gebote und anderer göttlicher Gesetze vertreten. Dabei hat Jesus in der Bergpredigt die Gesetze in voller Kraft bestätigt – bis in die letzte Phase unserer Gedanken hinein.
Warum wehren wir uns immer gegen den Herrschaftsanspruch Gottes? Weil wir meinen, er hemme die Entfaltung unserer Persönlichkeit. Heute leben wir in einer Zeit, in der das Ich des Menschen als das Einzige gilt, was real existiert. In Therapie und Seelenkunde gilt es als höchstes Gut, dass ein Mensch sein Leben so gestalten darf, wie er ist. Das anti-autoritäre Denken richtet sich stark gegen den Einspruch Gottes in unserem Leben. Deshalb wehren wir uns dagegen.
Doch damit haben wir den Trost des Evangeliums verloren. Die Autorität Gottes engt uns nicht ein. Sie lähmt oder schwächt uns nicht und macht uns auch nicht klein. Prüfen Sie sich einmal: Sind Sie nicht von ganz vielen Notwendigkeiten beherrscht? Von Angst, die uns sofort wieder im Griff hat? Vom Sorgengeist, von Schwermut? Wir werden doch von so vielen Dingen geritten: Geiz, Neid, unreine Gedanken. Wir können sie nicht steuern. Der Mensch ist keine freie Persönlichkeit, sondern eine schreckliche Knechtschaft. Wir lassen uns von komischen Meinungen und Ideologien sofort wieder führen.
Das stimmt genau mit der Bibel überein: In dem Augenblick, in dem Menschen Gott verlassen, kommen sie sofort unter die Sklaverei der Sünde. Darum ist die Ruhe von Gott in der Eindeutigkeit: „Lass dich von niemand anderem beherrschen!“ Dieses Evangelium ist zwar im Gesetzeswortlaut gesprochen. Es geht nicht nur um den Wortlaut, sondern um die Wirkung. Natürlich wird uns auch gezeigt, wo wir falsch stehen. Aber du darfst dich von niemandem und nichts beherrschen lassen. Das streitet Gott für uns.
Das ist keine Eifersucht, wie wenn jemand seine verwundeten Gefühle pflegt. Wenn Gott um unsere Würde streitet, dann lässt er uns nicht los. Er sagt: „Du bist viel kostbarer, du bist viel größer.“ Gott kann nicht aufhören, um einen Menschen zu bangen, der sich in einem triebhaften Leben vor sich selbst nicht beherrschen kann. Oder um einen anderen, der dem Geld nachrennt und davon beherrscht wird.
Wenn Gott weiß, was in unserem Leben Sünde ist, ruft er hinein: „Lass dich doch nicht beherrschen!“ Vergessen Sie nicht dieses schlimme Erlebnis aus meiner Krankenhauszeit. Ich musste eine Frau auf dem Sterbebett begleiten, die noch im Blühen ihres Alters war. Auf dem Nachttisch lagen all diese Zeichen der Krankheit. Da dachte ich: Ist das wirklich das, was uns bis zu unserer Todesstunde erfüllt? Haben wir nicht etwas Tieferes, Größeres, Wertvolleres, das uns beherrschen sollte? Was ist in diesem neuen Jahr Ihnen wichtig?
Ich bin daher dein Gott! Natürlich gebietet Gott hier, weil er viel mehr aus Ihrem Leben herausholen will. Er sieht Sie für Größe an. Er lässt sich nichts abknapsen an dem, was er geplant hat – in dieses Leben, in das er Sie gestellt hat, und in dieses neue Jahr, 1986. Er sagt: „Ich will, dass nichts anderes dich beherrscht.“ Das ist ein großes Angebot.
Es fällt auf, dass immer wieder Leute, die diesen Glauben ganz klar und konsequent gelebt haben – so scharf, markant und einseitig –, von Gott besonders gesegnet wurden. Wir können einfach Namen nennen: Warum haben Luther oder die Hugenotten das so eindeutig gelebt? Weil sie den Satz „Ich bin daher dein Gott“ wiederentdeckt haben. Das hat etwas Radikales an sich, das man nicht anders haben kann.
Worin liegt das? Im Buch von Bonhoeffer „Von der Nachfolge“ steht: Wenn Jesus zu seinem Nachfolger ruft, ist das nie so, dass wir damit Gott etwas tun können. Sondern Gott beschenkt uns damit. Unter Gehorsam ist das Schönste in der Nachfolge Jesu. Das ist das Schönste. Wir sollten diese Radikalität wieder betonen: „Ich bin daher dein Gott!“
Hier steht auch noch: „Der dich aus dem Knechtshaus, aus der Knechtschaft geführt hat.“ Das spielt auf den Auszug aus Ägypten an. Jesus hat uns schon so oft aus dunklen Abhängigkeiten herausgeführt. Darum wollen wir nicht wieder in neue, notvolle Abhängigkeiten hineinkommen. Jesus soll allein unser Herr sein, der Herr, der gebietet und über uns bestimmt.
Dann wollen wir es erleben, wie Luther gesagt hat: „Und wenn ich in so viel Teufeln säße wie Dachziegel, ich will hinein, weil er mein Herr ist. Ich habe keine Angst davor, wenn er über mich gebietet.“ Das ruft uns zu: Der große Gott will, dass wir sein heiliges Eigentum sind und ihm ganz gehören und vertrauen.
Noch ein dritter Punkt: Lasst euch von niemandem durcheinanderbringen, von niemandem beherrschen und lasst euch nicht entmutigen! Wenn wir manchmal an einem Jahreswechsel nüchtern und ohne Verklärung in die Zukunft blicken, sehen wir die Dinge in ihrer ganzen Bedrohlichkeit. Dann kann man entmutigt sein.
Viele sagen: „Ich weiß gar nicht, wie das weitergehen soll.“ Lasst euch nicht entmutigen! Nicht nur Krankheit ist ein Grund, entmutigt zu sein. Es gibt auch Menschen ohne Arbeitsplatz, Menschen, die enttäuscht wurden oder betrogen. Wie soll ich da ins neue Jahr gehen? Ich habe doch keinen Mut.
Doch da steht die Jahreslosung – dieses klare Gebot, das erste Gebot – als großes Trostwort und mutmachendes Wort Gottes. Ein freudiges Evangelium über diesem neuen Jahr: „Ich gehe dir voran!“ Jeder Tag dieses neuen Jahres ist ein Tag, an dem Gott seine Königsmacht an Ihnen zeigen will.
Wie ein Vater, der seinem kleinen Kind gern hilft: „Sag es mir, ich helfe dir gern!“ So ist es auch bei uns. Selbst wenn ein kleines Kind zu seiner Mutter kommt und sagt: „Tut mir leid“, wischt die Mutter die Tränen weg. Da kann man fröhlich in die Zukunft blicken.
Was soll uns da bekümmern? Ich bin daher dein Gott! Wir gehen in dieses neue Jahr hinein. In diesem Jahr werden viele Götzen um ihren Einfluss bei uns ringen. Es kann sein, dass Sie mit massiven Verführungen und Versuchungen zu kämpfen haben, die Ihren Glauben bedrohen.
Aber ist es möglich, dass Sie sich davon wegreißen lassen? Sind Sie wirklich so dumm, dass Sie sich von diesem Schatz losreißen lassen? Ich bin daher dein Gott! Das ist eine Zukunft, in der ich mutig, fröhlich und zuversichtlich ins neue Jahr gehen kann.
Es gibt viele Beispiele von Menschen, die uns immer wieder mit ihrer Courage beeindruckt haben. Ein David, der dem Goliath entgegentritt und sagt: „Du kannst mich erschlagen, ich komme zu dir im Namen des Herrn!“ Oder die originelle Hanna Faust aus Wuppertal, eine Frau mit einer schweren Ehe. Ihr Mann trank bis ins hohe Alter und ließ sie viel leiden. Doch sie war eine treue Christin und zog immer wieder in die schlimmsten Gegenden.
Als sie einmal zu einer großen Messerstecherei gerufen wurde, lief sie sofort los, um zwischen die kämpfenden Parteien zu gehen. Viele sagten: „Tante Hanna, geh nicht hinein, das gibt Unglück!“ Aber sie antwortete: „Ich habe einen starken Heiland, den Herrn Richter, und niemand kann mit ihm konkurrieren. Ich bin unbekümmert. Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Das Unmögliche wird möglich.“
Das macht mich so zuversichtlich für dieses neue Jahr – nicht, weil ich es kann, sondern weil dieser Gott es erwiesen hat, mit den Schwachen und Geringen. Er hat sich an sündige Menschen gebunden, und von denen will ich einer sein. Ich vertraue auf seine Barmherzigkeit.
Zum Abschluss passt auch das schöne Lied: „Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht, ist über die ganze Welt.“ Ja, Jesus siegt! Wir glauben das und kämpfen im Glauben. Wir folgen Jesus durch alle Leiden. Alles muss sich vor ihm beugen, bis auch der letzte Feind schweigt.
Ja, Jesus siegt! Ich will nur treu im Glauben sein. Amen.
Die wahre Freiheit in Gottes Herrschaft
Es ist doch so, dass wir uns immer wieder prüfen sollten: Sind wir beherrscht von ganz banalen, notvollen Dingen? Von der Angst, die uns sofort wieder im Griff hat? Vom Sorgengeist und von der Schwermut? Wir werden doch von so vielen Dingen getrieben – vom Geiz, vom Neid, die einfach über uns kommen, von unreinen Gedanken, die wir nicht steuern können.
Der Mensch ist doch gar keine freie Persönlichkeit. Der Mensch lebt in einer schrecklichen Knechtschaft. Wir lassen uns von komischen Meinungen und Ideologien sofort wieder führen. Das stimmt genau mit der Bibel überein: In dem Augenblick, in dem Menschen Gott verlassen haben, kommen sie sofort unter die Sklaverei der Sünde.
Darum ist diese Ruhe von Gott in der Eindeutigkeit: „Lass dich von niemand anderem beherrschen.“ Obwohl dies im Gesetzeswortlaut gesprochen ist, geht es nicht nur um den Wortlaut, sondern vor allem um die Wirkung. Es wird gleichzeitig an uns überführt und gezeigt, wo wir falsch stehen. Aber du darfst dich doch von niemandem und nichts beherrschen lassen – das streitet Gott für uns.
Das ist doch nicht Eifersucht, wie wenn irgendeiner seine verwundeten Gefühle pflegt, wenn Gott um unsere Würde kämpft. Gott lässt uns nicht los und sagt: „Du bist ja viel kostbarer, du bist viel größer.“ Da kann Gott nicht aufhören, um einen Menschen zu bangen, der sich in einem triebhaften Leben voranhat und nicht darüber herrscht; der über einen anderen herrschen kann, der dem Geld nachrennt und es nicht in den Griff bekommt, sondern von ihm beherrscht wird.
Wenn Gott weiß, was in unserem Leben Sünde ist, ruft er da hinein: „Lass dich doch nicht beherrschen!“ Vergiss dieses schlimme Erlebnis nicht aus meiner Afrika-Zeit, als ich einmal eine Frau begleiten musste, die im Blühen ihres Alters sterben sollte. Auf dem Nachttisch lagen alle diese Zeichen, die das illustrierten. Und ich dachte: Ist das das, was uns bis zu unserer Todesstunde erfüllt? Haben wir nicht etwas Tiefes, Größeres, Wertvolleres, das uns beherrschen sollte?
Was ist in diesem neuen Jahr für Sie wichtig? Ich bin daher dein Gott. Natürlich gebietet hier Gott, weil er viel mehr aus Ihrem Leben herausholen will. Er sieht Sie für Größe an und lässt sich nichts abknapsen von dem, was er geplant hat und was er in dieses Leben hineingestellt hat. Auch Ihnen schenkt er dieses neue Jahr, 1986.
„Ich will, dass dich nichts anderes beherrscht“, sagt Gott. Das ist ein großes Angebot. Und es fällt uns hier auf, dass immer wieder Leute, die das in dieser ganz klaren Konsequenz gelebt haben – so ganz scharf, so markant, so einseitig –, von Gott besonders gesegnet wurden. Können wir jetzt einfach Namen nennen und sagen: Warum hat denn Luther oder die Hugenotten das so eindeutig gelegt? Weil sie den Satz wiederentdeckt haben im Glauben. Das hat ja etwas Radikales an sich. Das kann man ja nicht anders haben.
Worin nochmal das Buch von Bonhoeffer „Von der Nachfolge“ aufgeschlagen, sagt Bonhoeffer: Wenn Jesus seinen Nachfolger ruft, ist das nie so, dass wir damit Gott etwas tun können, sondern dass Gott uns beschenkt. Unter Gehorsam ist das Schönste in der Nachfolge Jesu das Schönste. Wir sollten die Radikalität wieder betonen: „Ich bin daher dein Gott.“
Und es steht ja auch noch hier: „Der dich aus dem Knechts Haus, aus der Knechtschaft geführt hat.“ Da wird angespielt auf den Auszug aus Ägypten. Wir könnten sagen: Jesus hat uns ja schon so oft aus dunklen Abhängigkeiten herausgeführt. Darum wollen wir doch nicht wieder in neue notvolle Abhängigkeiten hineinkommen, sondern Jesus soll allein unser Herr sein, der Herr, der gebietet und der über uns bestimmt.
Dann wollen wir es erleben, so wie Luther gesagt hat: „Und wenn ich in so viel Teufeln wäre wie Dachziegel, ich will hinein, weil er mein Herr ist.“ Ich habe doch keine Angst davor, wenn er über mich gebietet. Das ruft uns der große Gott zu: Er will, dass wir sein heiliges Eigentum sind, ihm ganz gehören und ihm ganz vertrauen.
Noch einen dritten Punkt: Ich weiß nicht, ob Sie es noch behalten können: Lasst euch von niemandem durcheinanderbringen, lasst euch von niemand anderem beherrschen, lasst euch nicht entmutigen.
Wenn wir manchmal an einem Jahreswechsel nüchtern, das heißt ohne Verklärung und ohne Beschönigung in die Zukunft blicken, dann sehen wir die Dinge so, wie sie wirklich sind, in ihrer ganzen Bedrohlichkeit. Und dann kann man schon entmutigt sein. Wir denken an unsere geringe Kraft.
Ich wollte jetzt mit vielen von Ihnen reden, die sich mir anvertraut haben. Ich weiß auch, was Sie an Nöten haben für dieses neue Jahr. Viele sagen: „Ich weiß gar nicht, wie das weitergehen soll.“ Lasst euch nicht entmutigen! Nicht nur Krankheit ist das Problem. Es gibt auch die, die keinen Arbeitsplatz haben, andere, die erleben müssen, dass Menschen sie betrogen oder enttäuscht haben. Wie soll ich da in dieses neue Jahr hineingehen? Ich habe doch gar keinen Mut.
Und da steht dieses Wort, die Jahreslosung, noch einmal, dieses klare Gebot, das erste Gebot als das große Trostwort, mutmachende Wort Gottes: Das freudige Evangelium über diesem neuen Jahr: „Ich gehe dir voran.“ Jeder Tag dieses neuen Jahres ist ein Tag, an dem Gott seine Königsmacht an Ihnen zeigen will. Das tut er so gern, wie es die Väter bei kleinen Kindern tun. Sie brauchen etwas, sagen sie: „Ich helfe dir doch gerne.“
Viel mehr macht es bei Ihnen der Hirte. Selbst da, wo ein kleines Kind zur Mutter kommt und sagt: „Tut mir leid“, und die Mutter die Tränen abwischt – da kann man doch fröhlich in die Zukunft blicken. Was soll uns da bekümmern? Ich bin daher dein Gott.
Wir gehen in dieses neue Jahr hinein. In diesem neuen Jahr werden viele Götzen um ihren Einfluss bei uns ringen. Es kann sogar sein, dass Sie mit massiven Verführungen zu kämpfen haben, mit Versuchungen, die Ihren Glauben bedrohen. Aber ist es möglich, dass Sie sich davon wegreißen lassen? Sind Sie wirklich so töricht, so dumm, dass Sie sich von diesem Schatz losreißen lassen?
Ich bin daher dein Gott – das ist doch eine Zukunft, in der ich Mut haben kann. Fröhlich und zuversichtlich können wir in dieses neue Jahr hineingehen.
Es gibt viele Beispiele von Leuten, die uns immer wieder mit ihrer Courage beeindruckt haben. Ein David, der dem Goliath entgegensieht und sagt: „Du kannst brüllen, wie du willst, ich komme zu dir im Namen des Herrn.“ So wie wir diesen Gottesdienst begonnen haben, soll das ganze Jahr im Namen des Herrn begonnen sein.
Du kannst schreien, wie du willst – mir macht das nichts aus, lässt mich kalt. Oder ich denke an die originelle Hanna Faust in Wuppertal, dieses Original. Sie war eine Frau, die eine sehr schwere Ehe hatte. Ihr Mann war bis ins hohe Alter Trinker und hat sie sehr viel leiden lassen. Aber sie war eine treue Christin und ist dann immer losgezogen an die Plätze, wo es am schlimmsten zuging.
Als sie einmal gerufen wurde von einer großen Messerstecherei in einem Haus im Gang, lief sie gleich wieder los. Sie wollte zwischen die kämpfenden Parteien hineingehen. Das sagen viele: „Nicht, Tante Hanna, nicht hinein, das gibt ein Unglück.“ Sie sagt: „Was? Ich habe einen starken Heiland, den Richter, Herr. Niemand kann mit ihm irgendwie in Konkurrenz treten. Ich bin unbekümmert, mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Da kann ich das Unmögliche plötzlich möglich machen.“
Und das macht mich so zuversichtlich in diesem Neuen – nicht, weil ich es kann, sondern weil dieser Gott das erwiesen hat mit den Schwachen und mit den Geringen. Und weil er sich an sündige Menschen gebunden hat, von denen will ich einer sein. Der kurz auf die Täuschung schaut, aber nicht von seiner Barmherzigkeit ablässt.
Dann passt der Anfang dieses neuen Jahres auch zum schönen Lied: „Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht sein in der ganzen Welt.“ Ja, Jesus siegt. Wir glauben das Gewisse und kämpfen, wir folgen Jesus, dir, denn alles muss vor dir sich beugen, bis auch der letzte Feind wird schweigen. Ja, Jesus siegt. Ich will nur treu im Glauben sein. Amen.
Beispiele für gelebten Glauben und Vertrauen
Es fällt uns hier auf, dass immer wieder Menschen, die diesen Glauben in seiner klaren Konsequenz gelebt haben, sehr markant und einseitig vorgegangen sind. Gerade dadurch konnte Gott sie besonders segnen.
Wir könnten jetzt einfach Namen nennen und fragen: Warum haben Luther oder die Hugenotten diesen Glauben so eindeutig vertreten? Weil sie diesen Satz im Glauben wiederentdeckt haben. Das hat etwas Radikales an sich. Man kann es nicht anders haben.
Worin besteht das noch einmal? Wenn man Bonhoeffers Buch „Von der Nachfolge“ aufschlägt, sagt Bonhoeffer: Wenn Jesus und sein Nachfolger ruft, ist das nie so, dass wir damit Gott etwas tun können. Vielmehr beschenkt Gott uns dadurch. Unter Gehorsam zu leben ist das Schönste in der Nachfolge Jesu. Das ist das Schönste.
Wir sollten diese Radikalität wieder betonen: „Ich bin dein Gott.“ Es steht ja auch hier, dass Gott dich aus dem Knechtshaus, aus der Knechtschaft geführt hat. Damit wird auf den Auszug aus Ägypten angespielt.
Wir könnten sagen: Jesus hat uns schon so oft aus dunklen Abhängigkeiten herausgeführt. Darum wollen wir nicht wieder in neue, notvolle Abhängigkeiten hineinkommen. Jesus soll allein unser Herr sein, der Herr, der gebietet und über uns bestimmt.
Dann wollen wir es so erleben, wie Luther gesagt hat: „Und wenn in so viel Teufelin wären wie Dachziegel, ich will hinein, weil er mein Herr ist.“ Ich habe keine Angst davor, wenn er über mich gebietet.
Das ruft uns zu: Der große Gott will, dass wir sein heiliges Eigentum sind, ihm ganz gehören und ihm ganz vertrauen.
Noch ein dritter Punkt: Ich weiß nicht, ob Sie es noch behalten können – lasst euch von niemandem durcheinanderbringen. Lasst euch von niemand anderem beherrschen.
Dritter Leitsatz: Standhaft bleiben trotz Entmutigung
Lasst euch nicht entmutigen. Wenn wir manchmal an so einem Jahreswechsel nüchtern, das heißt einfach ohne Verklärung und ohne Beschönigung, in die Zukunft blicken, dann sehen wir die Dinge so, wie sie wirklich sind – in ihrer ganzen Bedrohlichkeit. Und dann kann man schon entmutigt sein.
Wir denken an unsere geringe Kraft. Ich wollte jetzt mit vielen von Ihnen reden, die sich mir anvertraut haben. Ich weiß auch, was sie an Nöten haben für dieses neue Jahr. Viele sagen: „Ich weiß gar nicht, wie das weitergehen soll.“ Lasst euch nicht entmutigen!
Nicht nur Krankheit ist das Problem. Da sind auch Menschen, die keinen Arbeitsplatz hatten. Andere erleben, dass Menschen sie betrogen oder enttäuscht haben. Wie soll ich da in dieses neue Jahr hineingehen? Ich habe doch gar keinen Mut!
Da steht dieses Wort der Jahreslosung, noch einmal dieses klare Gebot, das erste Gebot, als das große Trostwort, mutmachende Wort Gottes, das freudige Evangelium über diesem neuen Jahr: „Ich gehe dir voran!“ Jeder Tag dieses neuen Jahres ist ein Tag, an dem Gott seine Königsmacht an Ihnen zeigen will.
Das tut er so gern, wie es die Väter bei ihren kleinen Kindern gern machen. Braucht ihr etwas? „Sag mir doch, ich helfe dir doch gerne!“ Vielmehr macht es bei Ihnen die Schäfer so. Selbst da, wo ein kleines Kind zur Mutter kommt und sagt: „Tut mir leid“, und die Mutter die Tränen abwischt, ach, wissen Sie, da kann man doch fröhlich in die Zukunft blicken.
Was soll uns da bekümmern? „Ich bin dein Gott.“
Widerstand gegen Versuchungen und das Vertrauen auf Gott
Wir gehen in dieses neue Jahr hinein. In diesem neuen Jahr werden viele Götzen um ihren Einfluss bei uns ringen. Es kann sogar sein, dass sie mit massiven Verführungen zu reden haben – mit Versuchungen, die unseren Glauben bedrohen.
Aber ist es möglich, dass wir uns davon wegreißen lassen? Sind wir wirklich so dumm, dass wir uns von diesem Schatz losreißen lassen? Ich bin daher dein Gott. Das ist doch eine Zukunft, in der ich Mut haben kann. Fröhlich und zuversichtlich können wir in dieses neue Jahr hineingehen.
Es gibt viele Beispiele von Leuten, die uns immer wieder mit ihrer Courage beeindruckt haben. Ein Beispiel ist David, der dem Goliath entgegentritt und sagt: „Du kannst brüllen, so viel du willst. Ich komme zu dir im Namen des Herrn.“ So, wie wir diesen Gottesdienst begonnen haben – im Namen des Fernsehboards – soll auch das ganze Jahr begonnen sein.
Du kannst schreien, wie du willst, es macht mir nichts aus, lässt mich kalt. Oder ich denke an die originelle Hanna Faust in Wuppertal. Dieses Original war eine Frau, die eine sehr schwere Ehe hatte. Ihr Mann trank bis ins hohe Alter und hat ihr viel Leid zugefügt. Aber sie war eine treue Christin und ist immer wieder losgezogen zu den Orten, an denen es am schlimmsten zuging.
Als sie einmal zu einer großen Messerstecherei gerufen wurde – in einem Haus im Gang – lief sie gleich wieder los. Sie wollte zwischen die kämpfenden Parteien gehen. Viele sagten ihr: „Tante Hanna, nicht hinein, das gibt ein Unglück.“ Doch sie antwortete: „Was? Ich habe einen starken Heiland, den gerechten Herrn, und niemand kann mit ihm in Konkurrenz treten. Ich bin unbekümmert. Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. Da wird das Unmögliche plötzlich möglich.“
Das macht mich so zuversichtlich in diesem neuen Jahr. Nicht weil ich es kann, sondern weil dieser Gott es erwiesen hat – mit den Schwachen und mit den Geringen. Und weil er sich an sündige Menschen gebunden hat, von denen ich einer sein will. Der kurz auf den Täuscht, aber nicht von seiner Barmherzigkeit abfällt.
Dann passt zum Anfang dieses neuen Jahres auch das schöne Lied: „Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht sein ist die ganze Welt.“ Ja, Jesus siegt! Wir glauben das Gewisse und kämpfen. Wir folgen dir, Jesus, durch alle Zeiten. Alles muss vor dir sich beugen, bis auch der letzte Feind schweigt.
Ja, Jesus siegt! Ich will nur treu im Glauben sein.
Armin
