Einführung: Wahre Liebe und ein altes Ehepaar aus der Bibel
Ja, schönen guten Abend. Ich hoffe, ihr seid alle noch frisch und munter – bis jetzt jedenfalls. Gut.
Das Thema heute Abend lautet: Wahre Liebe rostet nicht. Und wie ihr aus der Überschrift erkennen könnt, ist das wohl etwas für alte Ehepaare, oder? Jetzt dürft ihr dreimal raten, wen wir nehmen. Ach nee, das steht ja schon auf dem Einladungszettel, es ist keine Überraschung mehr.
Ich habe euch ein Foto mitgebracht von einem alten Ehepaar, und zwar aus dem Neuen Testament: Zacharias und Elisabeth. Unser Beamer zeigt die Farben nicht ganz richtig an, es sieht so aus, als ob es den beiden schlecht ginge. Aber ihr könnt euch sicher eine rosige Gesichtsfarbe vorstellen, oder? Ich nehme mal an, dass die beiden so ausgesehen haben. Ich denke, dass sie wirklich ein sehr sympathisches, älteres Ehepaar gewesen sind.
Ich möchte euch kurz etwas vorlesen, einen Kalenderzettel, der vor einiger Zeit herausgekommen ist: Das Geheimnis einer glücklichen Ehe.
Kennen Sie das Ehepaar Knurrig? Sie gleichen sich aufs Haar: zusammengekniffene Augen, ein gespanntes Zucken in den Mundwinkeln und steile Falten auf der Stirn. Sie sind gerade dabei, ihre Wohnung wegen der täglich erhöhten Lärmpegel schalldicht zu machen. Eigentlich zwecklos, denn die Scheidung ist bereits eingereicht.
Nebenan wohnt Ehepaar Zynisch. Dort sind die Lärmpegel nicht ganz so hoch, dafür aber gibt es zwei scharfe Zungen und vier blitzende Augen. Dazu kommen oft rote Flecken am Hals. Redegewandt und intellektuell geht es bei ihnen zu, aber Besucher halten es nie lange bei ihnen aus – sie selber eigentlich auch nicht. Sie sind beide berufstätig und dauernd unterwegs, allerdings getrennt.
Wie kommt es nur, dass Ehepaar Sanftmut, das bereits die goldene Hochzeit gefeiert hat, stets so aussieht, als verlebten sie gerade ihre Flitterwochen? Dabei haben sie es wirklich nicht einfach. Mit materiellen Gütern sind sie nicht gerade überschüttet, und sie kämpfen Zeit ihres Lebens mit körperlichen Gebrechen. Doch einer hilft dem anderen.
Und wenn sie sonntags früh aufbrechen, um Hand in Hand zur Gemeinde zu gehen, schauen die Nachbarn ihnen irgendwie sehnsüchtig hinterher. Wer sie leise nach dem Rezept für ihre glückliche Ehe fragt, wird von ihnen verschämt ins Schlafzimmer geführt. Dort hängt über dem Ehebett das Geheimnis ihres Eheglücks: der Bibelspruch aus Sprüche 15,30:
Leuchtende Augen erfreut das Herz, eine gute Nachricht erquickt das Gebein.
So beginnen sie jeden Tag im Aufblick zu ihrem Gott und zwinkern sich wohlwollend zu. Und so beschließen sie den Tag mit einem Dank gegeneinander und an Gott. Eigentlich einfach, oder?
Begegnung mit Zacharias und Elisabeth: Die biblische Vorgeschichte
Ich kenne euren Namen nicht, und ich weiß nicht, wie ihr seid. Wenn man so in der Gemeinde sitzt, sehen alle sehr fröhlich aus. Ich hoffe, das ist auch bei euch zu Hause so.
Ja, wir sind zu Besuch bei Zacharias und Elisabeth. Lasst uns gemeinsam das Lukasevangelium, Kapitel 1, aufschlagen. Ich lese ab Vers 5 bis Vers 25:
Es war in den Tagen des Herodes, des Königs von Judäa, ein Priester mit Namen Zacharias aus der Abteilung des Abia. Seine Frau war aus den Töchtern Aarons, und ihr Name war Elisabeth. Beide waren gerecht vor Gott und wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war, und beide waren in ihren Tagen weit vorgerückt.
Es geschah aber, als er in der Ordnung seiner Abteilung den priesterlichen Dienst vor Gott verrichtete, traf ihn nach der Gewohnheit des Priestertums das Los, in den Tempel des Herrn zu gehen, um zu räuchern. Die ganze Menge des Volkes stand betend draußen zur Stunde des Räucherns.
Ihm erschien aber ein Engel des Herrn und stand zur Rechten des Räucheraltars. Als Zacharias ihn sah, wurde er bestürzt, und Furcht kam über ihn. Der Engel aber sprach zu ihm: „Fürchte dich nicht, Zacharias, denn dein Flehen ist erhört. Elisabeth, deine Frau, wird dir einen Sohn gebären, und du sollst seinen Namen Johannes nennen. Er wird dir zur Freude und zum Jubel sein, und viele werden sich über seine Geburt freuen. Denn er wird groß sein vor dem Herrn. Weder Wein noch starkes Getränk wird er trinken, und schon vom Mutterleib an wird er mit heiligem Geist erfüllt sein.
Viele der Söhne Israels wird er zu dem Herrn, ihrem Gott, bekehren. Er wird vor ihm hergehen in dem Geist und der Kraft des Elija, um die Herzen der Väter zu den Kindern zu bekehren und die Ungehorsamen zur Gesinnung der Gerechten. So wird er dem Herrn ein zugerüstetes Volk bereiten.“
Zacharias sprach zu dem Engel: „Woran soll ich dies erkennen? Denn ich bin ein alter Mann, und meine Frau ist weit vorgerückt in ihren Tagen.“ Der Engel antwortete und sprach zu ihm: „Ich bin Gabriel, der vor Gott steht. Ich bin gesandt worden, zu dir zu reden und dir diese gute Botschaft zu verkündigen. Siehe, du wirst stumm sein und nicht sprechen können bis zu dem Tag, an dem dies geschehen wird. Das geschieht, weil du meinen Worten nicht geglaubt hast, die sich zu ihrer Zeit erfüllen werden.“
Das Volk wartete auf Zacharias und wunderte sich, dass er so lange im Tempel verweilte. Als er aber herauskam, konnte er nicht zu ihnen reden. Sie erkannten, dass er im Tempel ein Gesicht gesehen hatte. Er winkte ihnen zu und blieb stumm.
Als die Tage seines Dienstes zu Ende waren, ging er in sein Haus. Nach diesen Tagen wurde Elisabeth, seine Frau, schwanger. Sie zog sich fünf Monate zurück und sagte: „So hat mir der Herr getan in den Tagen, in denen er mich angesehen hat, um meine Schmach vor den Menschen wegzunehmen.“
(Lukas 1,5-25)Historischer Hintergrund und politische Lage zur Zeit Zacharias und Elisabeths
Zunächst ein Überblick: Ich denke, ihr kennt die Geschichte. Es ist sozusagen die Vorgeschichte zur Weihnachtsgeschichte. Mich berührt diese Begebenheit sehr. Hier wird ein altes Ehepaar geschildert, und mich fasziniert, wie die beiden miteinander umgegangen sind.
Wir wollen uns die Umstände und die Vorgeschichte etwas genauer ansehen. Wir haben gelesen, dass es zur Zeit des Königs Herodes des Großen war. Das war keine leichte Zeit. Herodes der Große war kein Jude, sondern ein Edomiter, das heißt, er gehörte eigentlich zu den Feinden Israels.
Man könnte sich fragen, wie er überhaupt in diese Position gekommen ist. Herodes war ein, wir würden heute sagen, ein Schleimer – ein richtiger Politiker. Er machte sich beim römischen Kaiser beliebt und war sehr kaisertreu. Dadurch erhielt er die Gunst des Kaisers und wurde König von Jerusalem.
Er bekam also einen Teil des Landes Israel. Die anderen Gebiete erhielt zum Teil sein Bruder Herodes Philippus und zum Teil der römische Präfekt Pontius Pilatus. Das Land war geteilt, überall waren römische Soldaten stationiert. Herodes wusste ganz genau: Die Juden hassen mich, denn ich bin ein Feind.
So gab er sich Mühe, sich sowohl bei den Juden als auch bei den Römern beliebt zu machen – vor allem durch umfangreiche Bauprojekte. Er baute zum Beispiel Caesarea am Meer zu einer großen Hafenstadt aus. Dort errichtete er einen Palast, der später der Regierungssitz von Pontius Pilatus wurde.
Für die Juden ließ er den Tempel völlig neu konzipieren und riesig sowie pompös aufbauen. Hier seht ihr einen Grundriss von Jerusalem, wie es zur damaligen Zeit ungefähr ausgesehen hat. Ihr erkennt, wie groß im Verhältnis das Gebiet des Tempels war – oben die gelbe Fläche, die das Tempelareal darstellt.
Im Verhältnis zur übrigen Stadt war das ein riesiges Gebiet, dazu kamen noch die großen Mauern drumherum. Herodes führte ein Gesetz ein, dass in Jerusalem alles nur aus dem Jerusalemer Stein gebaut werden durfte. Dieses Gesetz gilt bis heute. In Jerusalem darf alles nur aus hellem Jerusalemer Stein gebaut werden.
Ein Zeitgenosse, Josephus, ein römischer Geschichtsschreiber, der eigentlich Jude war, dann aber zu den Römern überlief und für den damaligen Kaiser die Geschichtsschreibung verfasste, berichtet hochinteressant. Er beschreibt, dass man, wenn man gegenüber auf dem Ölberg saß und die Sonne aufging, vom Anblick der Steine geblendet wurde.
Ihr müsst euch vorstellen: Auf der rechten Seite, also im Osten, liegt der Ölberg. Das ist bis heute die Stelle, an die alle Touristen zuerst mit den Bussen fahren, um den besten Blick über Jerusalem zu haben. Heute steht dort natürlich der Felsendom, aber man kann sich das Bild gut vorstellen.
Später wird berichtet, dass Jesus mit seinen Jüngern dort auf dem Ölberg saß. Die Jünger waren begeistert und sagten: „Herr, sieh diese Steine!“ Einige dieser Steine sind noch erhalten – in der sogenannten Klagemauer, dem Sockel des damaligen Tempelareals.
Wenn man die Abmessungen dieser Steine sieht, ist das beeindruckend: Einige sind zwölf Meter lang, fünf Meter hoch und drei Meter tief. Tonnen schwer – und das ohne moderne Technik wie Hydraulik. Das muss eine riesige Demonstration der Macht gewesen sein.
Herodes legte außerdem Wasserleitungen, Aquädukte, sowohl in Caesarea als auch in Jerusalem. Diese waren etwa vierzig Kilometer lang und brachten fließend Wasser nach Jerusalem. Er baute einen riesigen Palast für sich selbst und einen Palast für den Hohen Priester.
Zudem errichtete er die Burg Antonia als Residenz für Pontius Pilatus. Herodes der Große war ein Bauherr ohnegleichen. Trotzdem hassten ihn die Juden. Dennoch blieb er an der Regierung. Er war ein grausamer Herrscher.
Wir kennen die Geschichte des Kindermords von Bethlehem. Das war jedoch nicht der einzige Mord, den er beging. Er tötete sieben seiner eigenen Geschwister, um an der Macht zu bleiben. Auch seine eigene Mutter ließ er töten, einfach um seine Herrschaft zu sichern.
Hier seht ihr einige Bilder von Jerusalem zur damaligen Zeit. Ihr müsst euch vorstellen: Das höchste Gebäude war der eigentliche Tempel, in dem das Heiligtum und das Allerheiligste untergebracht waren.
Die anderen Gebäude waren verschiedene Vorhöfe: der Vorhof der Männer, der Vorhof der Frauen und der Vorhof der Heiden. Jeder Bereich hatte seine eigenen rituellen Vorschriften. Die Arkaden drumherum sind die sogenannten Säulenhallen Salomos.
Die Israeliten waren sehr stolz auf diesen Tempel.
Der priesterliche Dienst Zacharias': Bedeutung und Gottes Nähe
Und in diesem Tempel, so haben wir gelesen, tat Zacharias Dienst. Er stammte aus dem Geschlecht Lephi, ebenso wie Elisabeth. Sie kam also auch von Aaron her. Sein Name heißt eigentlich griechisch Zacharja. Er war also Levit, Priester, und gehörte zur Abteilung Abian.
David hatte, als er den Tempel in Jerusalem plante, seinem Sohn bereits alles genau vorgeplant. Nicht nur die Baupläne und das Material wurden bereitgestellt, sondern auch der Ablauf des Dienstes im Tempel war organisiert. Die Priester wurden in zwölf Abteilungen eingeteilt. Jede Abteilung hatte jeweils einen Monat Dienst im Tempel. Danach kehrten sie auf ihre Güter in Israel zurück und erwirtschafteten dort ihren Lebensunterhalt. Normalerweise wohnten sie im Gebirge Judas.
Von Zacharias und Elisabeth wird gesagt, dass sie gerecht vor Gott und untadelig im Wandel waren. Beide waren sehr betagt. Im Alten Testament war der Priesterdienst eigentlich bis zum Alter von 50 Jahren vorgeschrieben. Doch nach der Beschreibung hier scheinen sie älter gewesen zu sein und offensichtlich auch noch als Rentner ihren Dienst getan zu haben. Sie warteten auf Nachwuchs und auf den Messias.
Sie waren bewandert im Wort Gottes, und ihr Gebet war, dass Gott ihr Flehen erhört und ihnen Nachwuchs schenkt. Ähnlich wie bei Abraham und Sarah wurden sie älter und älter, und es kam kein Nachwuchs. Offensichtlich hatten sie die Hoffnung aufgegeben. Wie lebt man, wenn man eine Hoffnung oder einen Wunsch im Leben hat, der nicht erfüllt wird? Man lässt die Schultern hängen und resigniert.
Zacharias tat seinen Dienst treu. Dann geschah es, dass seine Abteilung zum Räucherdienst eingeteilt wurde. Das muss man etwas erklären. Ich zeige euch jetzt den Grundriss des Tempels: Links ist das dunkel schwarze eigentliche Tempelgebäude mit zwei Räumen, dem Heiligtum und dahinter dem Allerheiligsten.
Damals, in der Stiftshütte, war im Allerheiligsten die Bundeslade. Man vermutet, dass zu dieser Zeit im Allerheiligsten nichts mehr stand, zumindest nach der babylonischen Gefangenschaft. Von der Bundeslade wird nichts mehr berichtet. Im ersten Raum, vor dem großen Vorhang, der die beiden Räume voneinander trennte – dem sogenannten Scheidevorhang – stand der Räucheraltar.
Hier ein Modell des Räucheraltars: Er steht also vor dem Vorhang, dem Scheidevorhang. Das bedeutet, wenn der Priester auf diesem Altar Räucherwerk nach dem Gesetz darbrachte, war ihm bewusst, dass hinter diesem Vorhang Gott ist. Dort durfte niemand hinein, nur einmal im Jahr der Hohepriester am großen Versöhnungstag. Er durfte nur dann hinein, wenn er das Blut des geopferten Tieres hineinbrachte. Dort musste er Sühnung für die Sünden des Volkes tun.
Ansonsten war der Vorhang das ganze Jahr über geschlossen. Zacharias war nur einfacher Priester, kein Hoherpriester. Er ist also in seinem ganzen Leben nie hinter diesen Vorhang gegangen. Er stand immer nur davor.
Während er das Räucherwerk darbrachte, betete er für das Volk, in dem Bewusstsein: Hinter diesem Vorhang ist Gott. Ich weiß nicht, wie du zu Gott betest. Manchmal beten wir und haben das Gefühl, das Gebet geht nicht weiter als bis zur Decke. Vielleicht hast du auch manchmal den Eindruck, es geht nicht weiter als bis zu deiner Bettdecke.
Beten wir wirklich im Bewusstsein, dass Gott da ist? Wir haben eine viel größere Zusage als damals Zacharias. Zacharias durfte nie in die Gegenwart Gottes treten. Was hat der Herr Jesus gesagt? Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen. Er hat auch verheißen, dass er da ist, wo wir als Gemeinde zusammenkommen.
Schon interessant, oder? Der Herr Jesus hält sich an die Zeiten, die draußen im Schaukasten stehen. Das ist ein paar Jahre her: Wir hatten ein Zelt auf dem Rathausplatz in Wuppertal und draußen ein großes Schild mit der Aufschrift „Begegne Gott!“. Ein älterer Mann kam vorbei und fragte: „Hier kann man Gott begegnen?“ Ich sagte: „Ja.“ Er fragte: „Wann?“ Ich sagte: „Heute Abend um acht.“ Und abends um acht Uhr war er da. Gott ist ihm begegnet, und er hat Gott in seinem Herzen angenommen.
Gott hat verheißen, dort zu sein, wo wir zu ihm hin versammelt sind. Oft ist uns das gar nicht bewusst, oder? Bist du dir immer bewusst, wenn du zur Gemeinde kommst, dass Gott beziehungsweise Jesus hier ist? Auch heute Abend? Vielleicht haben wir deswegen einen Stuhl freigelassen.
Morgen früh ist er hier, du auch? Deswegen sage ich mir oft: Ich kann nicht fehlen, wenn die Gläubigen zusammenkommen. Ich muss mich nicht vor den Brüdern entschuldigen, sondern vor meinem Jesus. Er sitzt hier und wartet auf mich. Wenn ihr zusammenkommt, bin ich in der Mitte.
Zacharias kannte diese Nähe Gottes nicht. Er wusste, Gott ist immer einen Schritt weiter weg. Da ist etwas dazwischen. Die Bibel sagt in Hebräer 10, seit Jesus für uns gestorben ist, ist dieser Vorhang zerrissen. Wir dürfen als Gläubige in die Gegenwart Gottes treten. Schätzen wir dieses Vorrecht?
Sittas steht Hiskia, und ich habe hier noch einmal ein Bild von diesem Schnaufern Karlsfeld, der versucht, diese Szene darzustellen.
Die Begegnung mit dem Engel und Zacharias' Zweifel
Jetzt stellt euch vor: Zacharias steht vor dem Räucheraltar und opfert nach dem Gesetz. Auf dem Räucheraltar gab es nur Weihrauch, der geopfert wurde. Die Tiere hingegen wurden draußen im Vorhof auf dem großen Brandopferaltar geräuchert.
Plötzlich erscheint der Engel. Das Gesetz besagt, dass, wenn jemand am Räucheraltar steht und räuchert, kein anderer im Heiligtum sein darf. Zacharias war sich also bewusst, dass er jetzt ganz alleine dort steht.
Und nun stellt euch vor: Plötzlich steht jemand da – nicht von hinten, also nicht aus dem Vorhof, sondern rechts neben dem Altar. Wo kommt dieser jemand her? Aus dem Allerheiligsten. Was bedeutet das für Zacharias? Wer steht da vor ihm? Nicht nur ein Engel, sondern der Engel des Herrn.
Im Alten Testament ist der Engel des Herrn die Verkörperung Gottes und nicht nur ein Bote. Viele, die im Alten Testament den Engel des Herrn gesehen haben, waren sich dessen bewusst und sagten: Jetzt muss ich sterben, ich habe Gott gesehen.
Können wir uns vorstellen, wie Zacharias zusammenzuckt? So etwas ist ihm noch nie passiert – plötzlich nimmt er die Gegenwart Gottes zum Greifen wahr. Hast du das schon einmal erlebt? Du bist dir dessen bewusst, dass der Herr Jesus versprochen hat: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen.“ Ja, das glauben wir, weil es in der Bibel steht. Aber rechnen wir wirklich damit?
Stell dir vor, der Herr Jesus käme jetzt hier herein. Was würden wir tun? Würdest du sitzen bleiben? Stell dir vor, es käme jetzt die Bundeskanzlerin hier herein. Was würden wir tun? Wir würden aufstehen. Das tun wir sogar, wenn ein Brautpaar hereinkommt, oder? Komisch. Das tun wir sogar, wenn ein Toter vorbeigetragen wird. Auch komisch.
Was täten wir, wenn der Herr Jesus reinkäme? Ich glaube nicht, dass wir einfach aufstehen würden. Wir würden vor ihm niederfallen. Das ist der Unterschied, oder? Vor einer Persönlichkeit steht man auf, aber vor dem Herrn wirft man sich nieder. Er ist der Herr.
Dann sagt der Engel: „Fürchte dich nicht. Dein Flehen ist erhört.“ Und er gibt ihm eine Verheißung: Seine Frau wird einen Sohn bekommen, und er soll ihn Johannes nennen. Das heißt, der Herr ist gnädig.
Der Engel erklärt, welche Aufgabe dieser Junge haben wird. Doch Zacharias zweifelt. Verständlich, oder? Er ist ein alter Mann! Genauso wie Abraham damals gesagt hat: „Geht doch nicht, meine Frau hat schon lange keine Wechseljahre mehr gehabt.“ Geht doch nicht!
Ohne es direkt zu sagen, merkt man, wie der Engel antwortet: „Hey, wer macht die biologischen Gesetze, du oder ich?“ Wir sagen unmöglich, aber für Gott ist nichts unmöglich.
Für mich als Laien: Ich kann nur ein Computerprogramm bedienen, aber ich kann es nicht verändern. Ein Programmierer hingegen kann das Programm verändern – kein Problem, oder? Und für Gott, der die Naturgesetze programmiert hat, ist es kein Problem, diese zu verändern.
Deshalb ist es für Gott kein Problem, sowohl damals bei Sarah als auch hier bei Elisabeth etwas zu tun, was unseren Naturgesetzen widerspricht und unmöglich erscheint.
Aber Zacharias zweifelt. Und was ist die Folge? Manchmal denke ich, Gott hat Humor, oder? Gott sagt zu ihm: „Du kannst neun Monate nicht sprechen.“ Ich habe den Eindruck, als hätte der Engel dabei geschmunzelt. „Du hast jetzt neun Monate zum Nachdenken – nicht nur deine Frau, du auch.“
Zacharias' Sprachlosigkeit und die Kommunikation mit Elisabeth
Stellt euch die Situation einmal ganz plastisch vor: Zacharias dreht sich um, nachdem der Engel wieder verschwunden ist, und möchte wie gewohnt hinausgehen. Nach dem Gesetz hatte er den aronitischen Segen zu verkünden. So wie ein Pastor in der evangelischen Kirche das tut – auch wenn er kein Priester ist, hat er diese Tradition übernommen. Zacharias musste also den aronitischen Segen sprechen.
Er steht also vor dem Volk, auf der Vortreppe des Tempels. Das Volk steht im Vorhof und wartet andächtig darauf, dass er endlich anfängt. Er hebt die Hände, alle schauen gespannt. Doch als er den Mund bewegt, kommt kein Ton heraus. Könnt ihr euch die Gesichter vorstellen? Der arme Kerl kann nichts mehr sagen. Zacharias steht da und kann seinen Dienst nicht weiterführen – etwas, das noch nie zuvor passiert ist.
Offensichtlich war sein Dienst noch nicht zu Ende, denn erst zum Monatsende durfte er nach Hause. Die nächsten Tage kann er nicht sprechen. Keiner seiner Kollegen versteht ihn. Schließlich macht sich Zacharias auf den Weg nach Hause und kommt dort an.
Stellt euch vor, er klingelt an der Tür, und seine Frau macht auf. „Ach, Zacharias, endlich bist du wieder da! Was ist los?“ Doch wie kommuniziert man mit jemandem, der nicht sprechen kann? Schreiben. Heute ist das einfach – eine SMS oder Nachricht. Damals war das etwas umständlicher. Elisabeth hatte ein Tontäfelchen, auf dem sie schrieb, so wie man es früher in der Schule gemacht hat.
Elisabeth beginnt zu schreiben, was passiert ist, und liest es ihm vor. Er antwortet, sie fragt weiter. So kommunizieren sie miteinander. Neun interessante Monate, nicht wahr? Doch eines wird deutlich: Was war der Unterschied bei der Geburt Jesu und der Geburt Johannes des Täufers? Beide wurden durch einen Engel angekündigt, aber der Unterschied liegt darin, dass Zacharias seiner Frau schreiben musste. Joseph hingegen wurde vor vollendete Tatsachen gestellt.
Zacharias musste großen Glauben haben. Ihm war bewusst, dass seine Sprachlosigkeit ein Beweis Gottes ist, dass die Verheißung eintreten wird. Und offensichtlich lacht Elisabeth nicht, wie Sarah damals bei Abraham. Überlegt mal, wie schwer es für die beiden älteren Menschen gewesen sein muss, zu glauben, dass das, was der Engel gesagt hat, wirklich eintritt.
Die beiden unterhalten sich: Er schreibt, sie fragt. Sie will wissen, was der Engel gesagt hat, vor wem ihr Sohn hergehen wird. Sie fragt, was in den Schriften über den Messias steht. Gemeinsam schlagen sie die alten Schriftrollen auf, lesen und überprüfen die Texte. Was machen die beiden? Das finden wir in Kapitel 1 in den weiteren Versen: Sie betreiben gemeinsam ein Bibelstudium.
Woran erkennt man das? An zwei Ergebnissen. Der Lobpreis Elisabeths ist sehr kurz, und zwar als Maria, ihre Nichte, zu Besuch kommt. Das Kind in ihrem Bauch hüpft vor Freude, und sie preist Gott. Daraus wird deutlich, dass Elisabeth und Zacharias in den Monaten zuvor gemeinsam darüber nachgedacht haben, welche Aufgabe ihr Sohn haben wird und welche Aufgabe der Sohn in Marias Bauch hat.
Die beiden machen also ein Bibelstudium. Ich möchte euch das als Hausaufgabe mitgeben: Schaut euch den Lobpreis des Zacharias an. Nehmt nicht unbedingt die Elberfelder Übersetzung, denn die hat die ganzen Parallelstellen schon nebenangestellt. So ist es einfacher herauszufinden, welche alttestamentlichen Zitate Zacharias verwendet.
Sein Lobpreis ist eine Aneinanderreihung von alttestamentlichen Aussagen. Das zeigt mir, dass die beiden während dieser neun Monate gemeinsam die alten Schriften studiert haben. Und genau das möchte ich euch heute Abend deutlich machen: Gemeinsames Bibelstudium und Gebet führen zum Wachstum im Glauben und zur Anbetung. Dafür ist man nie zu alt – selbst wenn man so alt ist wie Zacharias und Elisabeth. Die beiden fangen an und studieren gemeinsam die Bibel.
Geistliches Wachstum in der Ehe: Sieben Schritte
Und vielleicht fragst du dich: Wie geschieht gemeinsames Wachstum in der Ehe? Wie können wir in der Ehe geistlich wachsen?
Eigentlich ist das genau das gleiche Rezept, das Zacharias und Elisabeth angewendet haben. Sei froh, dass du sprechen kannst und nicht alles schriftlich machen musst. Es ist nicht einfach, mit jemandem zu kommunizieren, der nicht sprechen kann, und alles aufschreiben zu müssen.
Es dauert tatsächlich neun Monate, bis sich die Zunge löst – erst dann, als Zacharias seinem Sohn den Namen gibt, den der Engel ihm gesagt hat. Die Verwandten wollen ihn Zacharias nennen, doch er sagt nein, Johannes. Sie antworten: „So heißt doch keiner bei euch Johannes.“ In diesem Moment löst sich seine Zunge, und er preist den Herrn. Sein Lobgesang ist, wie gesagt, eine Aneinanderreihung von Bibelzitaten.
Es ist spannend, das einmal in der Bibel nachzuverfolgen. Woran liegt es bei Ehepaaren in der Bibel, ob eine Ehe harmonisch, gemeinsam und einmütig ist – oder ob sie zu Uneinigkeit führt?
Heute Nachmittag haben wir gesehen, dass es bei David und Michal auseinanderging. Ein positives Beispiel finden wir bei Aquilla und Priscilla. Das ist ein Ehepaar, von dem ich mir viele in jeder Gemeinde wünsche: Ehepaare, in denen beide im Wort Gottes fit sind und andere belehren können.
Offensichtlich war Aquilla nicht jemand, der predigen konnte, aber sie waren ein Ehepaar, das andere unterweisen konnte. Solche Paare braucht man in den Gemeinden – Menschen, die selbst in der Schrift Bescheid wissen und es anderen vermitteln können. Es ist wichtig, dass man das miteinander lernt.
Ich möchte uns sieben Schritte aufzeigen zu geistlichem Wachstum in unseren Ehen. Der erste Schritt...
Schritt 1: Gemeinsame Gespräche über geistliche Dinge
Wenn wir geistlich miteinander wachsen, werden wir auch geistig miteinander wachsen. Das heißt, wir wachsen im geistlichen Leben, wenn wir uns über geistliche Dinge unterhalten.
Ich habe einigen schon erzählt: Als ich meine Frau kennengelernt habe, kam sie aus der Landeskirche und kannte überhaupt nicht, was Brüdergemeinde bedeutet. Wir wohnten 650 Kilometer voneinander entfernt, und sie fragte natürlich: Wie läuft das bei euch ab? Wenn ich ihr schrieb, bei uns läuft das so und so ab, antwortete sie mit: Bei uns in der Kirche läuft das so und so ab. Dann standen Aussage gegen Aussage.
Wenn ich ihr aber schrieb: „Wir machen das so, weil das da und da in der Bibel steht“, sagte sie: „Dann ist es gut.“ Das war die Grundlage. Ich musste ihr alles anhand der Schrift beweisen. Heute bin ich dankbar dafür, denn dadurch musste ich mich sehr intensiv mit der Bibel beschäftigen, und das hat mir selbst geholfen.
Ich bin in der Brüdergemeinde groß geworden, und damals dachte ich: Na ja, das macht man halt so, oder? Aber wenn du gefragt wirst: „Ja, warum denn?“ dann musst du deine Bibel lesen und mit Bibelstellen argumentieren.
In den letzten Jahren haben wir einen älteren Bruder bei uns, der Theologieprofessor und ein gläubiger Mann ist. Nachdem er pensioniert wurde und seinen Brötchengeber nicht mehr braucht, kommt er zu uns in die Brüdergemeinde. Er kennt natürlich seine Bibel sehr gut. Da darf ich nicht einfach auf der Kanzel sagen: „Da irgendwo in der Bibel steht das und das.“ Dann kommt er hinterher und sagt: „Püschchen, zeige mir, wo das steht.“ Und das ist wichtig, oder? Wenn wir etwas sagen, müssen wir es begründen können. Wir müssen sagen, wo es steht und warum wir es tun.
Aus diesem Grund ist auch das Büchlein entstanden, das ich geschrieben habe: Warum gehe ich in diese Gemeinde? Ich bin der Meinung, dass jeder, der zu einer Gemeinde gehört, auch begründen können sollte, warum er dort hingeht. Nicht einfach: „Das sind so liebe Leute.“ Das gibt es sicherlich auch woanders. Auch „schöne, bequeme Stühle“ sind keine Begründung.
Wenn wir irgendwo hingehen, müssen wir begründen, dass wir dort hingehen, weil es in der Bibel so steht und wir es deshalb tun. Wenn wir etwas tun, was nicht in der Bibel steht, müssen wir ehrlich sein und sagen: „Das ist eine Tradition.“ Jede Gemeinde hat auch Traditionen, das ist logisch. Traditionen sind nicht unbedingt schlecht, aber man muss ehrlich sagen, dass es eine Tradition ist. Dann darf man nicht versuchen, zu begründen, dass es doch irgendwo biblisch eine knifflige Stelle gibt, die das rechtfertigt.
So kann man heute Jugendlichen ja auch nichts mehr begründen. Ich bin dankbar, dass unsere Jugendlichen hinterfragen. Ich habe zu Hause auch immer gefragt. Meine Mutter sagte manchmal: „Ebert, wie kannst du nur so fragen? Du bist doch gläubig!“ Mein Vater sagte immer: „Lass ihn fragen, er will es wissen.“ Ich bin dankbar, dass ich meinen Vater löchern konnte.
Ich kann nur sagen: Ihr jungen Brüder, sagt es den anderen Jüngeren weiter – löchert eure älteren Brüder, auch wenn sie graue Haare bekommen. Das ist wichtig, damit die nächste Generation begründet weiß, warum wir etwas tun.
Es ist auch wichtig, dass wir als Ehepaare miteinander die Bibel lesen. Ich weiß nicht, wie ihr das macht. Vielleicht sagst du: „Ich bin morgens noch so müde, erst nach der dritten Tasse Kaffee komme ich in Gang.“ Ja, dann macht zusammen das Bibellesen nach der dritten Tasse Kaffee.
Vielleicht sagst du: „Ich bin ein Nachtmensch.“ Aber das muss nicht so bleiben, oder?
Wir haben bei uns zu Hause einen jungen Bruder, der Bäcker ist. Ihr wisst, wann der wahrscheinlich aufstehen muss, oder? Damit die anderen alle ein Brötchen bekommen. Ich habe ihn und seine Frau gefragt, wie sie zusammen die stille Zeit machen. Die beiden grinsten und sagten: „Ja, ich stehe um halb vier auf, meine Frau auch, und wir machen zusammen stille Zeit.“ Dann sagte sie: „Und dann bin ich froh, dass ich mich danach noch zwei Stunden hinlegen kann.“
Du sagst: „Das ist immer ein Opfer, oder?“ Ja, das ist es. Aber es lohnt sich.
Vielleicht sagst du: „Ich komme morgens aber nicht aus dem Bett.“ Ja, dann stell dir einen Wassereimer über dein Bett, oder? Ich sage immer: Stell dir vor, dein Chef sagt dir, ab morgen fängst du eine halbe Stunde früher an der Arbeit an. Was machst du? Du stellst den Wecker früher, oder? Und notfalls gehst du am Abend vorher eine halbe Stunde früher ins Bett. So logisch, oder?
Und Herr Jesus sagt zu dir: „Hör mal, für deine Ehe wäre die beste Investition, wenn du morgens eine halbe Stunde früher aufstehst und mit deiner Frau stille Zeit machst.“ Du sagst: „Herr, ich bin so müde.“ Was sagt Herr Jesus dann? „Dann lass es bleiben.“ Aber dann kannst du dich nicht beschweren, oder?
Wir verpassen das Beste, was es gibt, kann ich euch nur sagen nach vierzig Jahren Ehe. Schritt zwei.
Schritt 2: Gemeinsames Gebet als Ausdruck der Kommunikation
Miteinander zu beten hilft auch, miteinander zu reden. Stille Zeit bedeutet nicht nur, gemeinsam die Bibel zu lesen, sondern auch gemeinsam zu beten. Für mich heißt das nicht, dass der Mann betet und die Frau nur Amen sagt. Gemeinsames Beten bedeutet, dass auch die Frau betet und der Mann Amen sagt.
Die Frau muss nicht immer nur Ja und Amen zu dem sagen, was der Mann will. Vielmehr sollen beide miteinander beten, sodass beide Amen sagen können. Das fördert das Gespräch miteinander.
Wie viele Ehefrauen sich bei uns beschweren, dass ihre Männer nicht reden! Und viele Männer sagen: „Ich kann nicht öffentlich beten.“ Weißt du, woran das liegt? Weil du auch nicht privat mit deiner Frau betest.
Wenn man miteinander laut betet, schläft man auch nicht ein. Ich glaube, das ist gut. Ich kann euch nur Appetit darauf machen.
Schritt drei.
Schritt 3: Gemeinsame Gespräche helfen, gemeinsame Ziele zu finden
Miteinander zu reden hilft, gemeinsame Ziele zu finden. Viele Ehepaare leben seit Jahren zusammen und wissen dennoch nicht, was der andere denkt.
Der Mann sagt: „Meine Frau ist jeden Tag neu, ein Überraschungseffekt.“ Und sie sagt: „Ich schaue bei meinem Mann nicht hinein, ich weiß nicht, was er denkt.“ Das passiert, wenn man nicht miteinander betet und nicht miteinander redet.
Wir hatten das auch, als unsere Kinder klein waren. In dieser Zeit kann man nicht gemeinsam in die Gemeinde gehen. Einer muss auf die Kleinen aufpassen. Und derjenige, der in die Gemeinde ging, musste doppelt so gut aufpassen, weil er hinterher zuhause alles erzählen musste.
Und bitte dann auch wirklich detailliert berichten, was vorne gepredigt wurde. Mach dir ruhig Notizen dabei, sicher hat niemand etwas dagegen, wenn du schreibst. Es sollte nicht so sein, dass du nach Hause kommst und deine Ehefrau fragt: „Worüber hat er denn gepredigt?“ Und du antwortest: „Ja, über die Sünde.“ „Was hat er gesagt?“ „Ja, er war dagegen.“ Das ist ein bisschen wenig, oder?
Schritt vier.
Schritt 4: Gemeinsames Reden hilft, Probleme zu lösen
Miteinander reden hilft, Probleme zu lösen. Eigentlich ist das gemeinsame stille Zeitmachen schon eine Problemlösung. So können die Krisen, die wir heute Nachmittag gesehen haben, vermieden werden.
Hätten Abraham und Sarah miteinander gebetet und gesprochen, wäre es nicht zu diesem Problem gekommen.
Schritt fünf
Schritt 5: Gemeinsames Lesen fördert geistiges und geistliches Wachstum
Miteinander lesen fördert geistiges und geistliches Wachstum. Wir machen das morgens immer so, wenn wir zusammen stille Zeit haben: Wir wechseln uns beim Vorlesen ab. Der eine liest ein paar Verse, dann der andere.
Oft machen wir das auch abends, wenn wir etwas Zeit für uns haben, indem wir uns gegenseitig ein Buch vorlesen. Das hilft uns, gemeinsam Bücher zu lesen, weil wir uns anschließend darüber austauschen können.
Mir passiert es oft, dass ich beim Lesen eines Buches quer lese. In der Regel schaue ich zuerst die letzten Seiten an, um zu wissen, wie es ausgeht. Danach spare ich mir die Seiten dazwischen. Für mich könnten Bücher oft viel dünner sein. Ich hoffe, ihr lest meine Bücher immer ganz durch.
Miteinander lesen und sich gegenseitig vorlesen hilft, ins Gespräch zu kommen. Miteinander beten, lesen und reden fördert gemeinsames Handeln. Das ist interessant: Oft muss ich gar nicht fragen, weil ich schon weiß, wie meine Frau denkt. Und sie weiß, wie ich denke.
Durch das gemeinsame Lesen und Beten lernt man sich kennen und lernt, mit einer Zunge zu reden. Das ist besonders wichtig bei der Kindererziehung. Kinder merken sofort, wenn Vater und Mutter nicht eins sind, und sie suchen sich das Beste aus. Das ist doch klar, oder? Mit zwei Jahren geht man zum Papa, mit fünf zur Mama.
Das habt ihr doch früher auch gemacht. Eure Kinder sind ja nicht dumm, es sind ja eure Kinder. Und die Tricks kennen wir alle. Miteinander beten, lesen, reden und handeln lässt uns zusammenwachsen zu einem Fleisch.
Ein Fleisch werden in der Ehe bedeutet nicht nur Sexualität. Sonst würde es ja heißen: „Und die beiden werden ein Leib werden.“ Aber Gottes Wort sagt: „Die beiden werden ein Fleisch werden.“ Gottes Gedanke für die Einheit einer Ehe ist, dass wir nach Geist, Seele und Leib eins werden.
Manche sagen, je älter ein Ehepaar harmonisch miteinander lebt, desto ähnlicher werden die beiden. Vielleicht kennt ihr solche Paare. Heute habe ich leider oft den Eindruck, dass viele alte Leute in Deutschland eher ihrem Dackel gleichen. Das ist erschreckend.
Wir wohnen ganz nah am Park und können das oft beobachten. Es ist erschreckend, wie selten man ein altes Ehepaar Händchen haltend durch den Park gehen sieht. Ich möchte dazu Mut machen. Die Bibel ermutigt uns, miteinander zu lesen, zu beten und zu reden.
Jesus verwendet dafür ein Beispiel in Matthäus 13. Er spricht vom vierfachen Acker. Daraus wird deutlich: Gesundes Wachstum braucht guten Boden. Gesundes Wachstum braucht auch eine gute Verwurzelung. Gesundes Wachstum braucht gute Pflege. Und gesundes Wachstum bringt Frucht für Gott.
Gemeinsames Bibellesen als Gemeindeprojekt und seine Auswirkungen
Wir haben vor vier Jahren eine Aktion in unserer Gemeinde gestartet: „Gemeinde liest Bibeln“.
Wir haben festgestellt, dass wir in unserer Gemeinde ein breites Spektrum an Geschwistern haben. Einige sind gerade zum Glauben gekommen und haben kaum Kenntnisse von der Bibel. Andere sind seit Jahrzehnten in der Gemeinde und meinen, alles zu kennen – was ich zwar bezweifle, aber gut.
Wir haben uns gefragt, wie wir es in kurzer Zeit schaffen können, dass alle einmal die Bibel durchgelesen haben. Deshalb starteten wir dieses Projekt „Gemeinde liest Bibel“. Wir entwickelten einen Bibelleseplan, der die Bibel in 18 Monaten durchläuft. Das bedeutet, dass man täglich zwei bis drei Kapitel liest.
Dabei haben wir nicht einfach von Buchdeckel zu Buchdeckel gelesen, sondern einen chronologischen Bibelleseplan erstellt. Das heißt, die Bibelbücher wurden so aufgeteilt, wie sie historisch entstanden sind und über welche Zeit sie berichten. Das ist sehr interessant. Zum Beispiel erschien das Buch Hiob zeitlich vor dem ersten Buch Mose. Auch Psalm 90 stammt von Mose. Andere Psalmen findet man in Chronik oder Könige, je nachdem, ob David oder Salomo sie verfasst hat. Die kleinen Propheten wurden in der Reihenfolge gelesen, in der sie historisch einzuordnen sind.
Im Neuen Testament haben wir zum Beispiel nach Kapitel 14 in der Apostelgeschichte, das die erste Missionsreise beschreibt, den Galaterbrief gelesen. Danach ging es weiter in der Apostelgeschichte, dann folgte der Philipperbrief. In Kapitel 17 kam der Thessalonicherbrief dran, gefolgt vom ersten und zweiten Korintherbrief.
Die Geschwister hatten viele Aha-Erlebnisse und verstanden plötzlich die Zusammenhänge besser.
Wir baten die Teilnehmer, sich verbindlich mit Unterschrift in eine Liste einzutragen. Denn wenn alle gemeinsam lesen, kann man jeden Tag mit anderen aus der Gemeinde über das sprechen, was man gerade gelesen hat. Das ist doch großartig.
Dadurch sprachen die Geschwister nicht mehr nur über Urlaub, Krankheiten oder Autos, sondern über die Bibeltexte, die sie gerade gelesen hatten. Zu jedem Kapitel gab es außerdem zwei Fragen zum Nachdenken und Beantworten. Jeder bekam einen Schnellhefter, um die Materialien abzulegen. Jeden Monat wurden neue Bibellesepläne verteilt.
Wir waren sehr gespannt, ob unsere Geschwister mitmachen würden. Ich muss sagen, ich war sehr beeindruckt: 185 Geschwister meldeten sich verbindlich an. Wer eine E-Mail-Adresse hatte, gab diese an und erhielt monatlich einen Newsletter zur Ermutigung.
Zwischendurch veranstalteten wir Frageabende. In der Bibelstunde wurde jede Woche ein Kapitel behandelt, das in der vergangenen Woche gelesen worden war. Sonntags wurde über die Texte gepredigt, die gerade aktuell waren.
Auch der Teeniekreis, die Jugendstunde und die Frauenstunde nahmen die gerade gelesenen Abschnitte auf und beschäftigten sich damit. So wurde das Ganze zu einer rundum gelungenen Sache.
Plötzlich las die ganze Gemeinde gemeinsam die Bibel. Das hat uns sehr zusammengeschweißt, denn wir lasen alle dasselbe.
Der beste Effekt war, dass viele Ehepaare zum ersten Mal gemeinsam die Bibel lasen. Das war für uns das Allerbeste.
Außerdem entstanden weitere Patenschaften: Ältere Brüder trafen sich jede Woche mit Teenies, um gemeinsam die Bibel zu lesen. Drei Teenies trafen sich täglich, um zusammen zu lesen.
Ich möchte Mut machen, so ein Experiment zu wagen. Es schweißt eine Gemeinde zusammen, lässt sie wachsen und stärkt Ehen und Familien. Ganze Familien lasen morgens gemeinsam die Bibel.
Jeder, der sich verbindlich angemeldet hatte, bekam von der Gemeinde eine Kaffeetasse mit dem Aufdruck: „Kein Frühstück ohne geistliches Frühstück“.
Ich möchte euch ermutigen, in euren Ehen und Familien damit zu beginnen. Wenn ihr wirklich in eure Familien investieren wollt, ist das die beste Möglichkeit.
Ich spreche aus eigener Erfahrung und wünsche euch, dass ihr ähnliche Erfahrungen macht.
