Die Offenbarung gehört also zum Evangelium. Das heißt, sie ist gute Nachricht. Sie ist und bleibt gute Post für uns.
Ich nehme an, dass auch Sie morgens Post bekommen. Leider hält kein Wagen mehr mit einem Schwager vorne drauf, der die Post bringt. Stattdessen kommt die Post meistens verspätet. Sie scheppert im Briefkasten, und dann ist sie da.
Man freut sich über Post. Wenn man sie beim ersten Durchblättern anschaut, weiß man auch, was man eigentlich bekommen hat, was man in den Händen hält. Man weiß: Dies ist die Drucksache, weil Tronic aus dem Schwarzwald angeboten wird. Hoffentlich ist kein Sirup aus der Tschechei dabei.
Heute wird einem allerhand Honig um den Mund geschmiert. Das ist die Drucksache. Oder dies ist die Rechnung, zum Beispiel von dem Maler, der meine Küche in der letzten Woche gemacht hat. Er wird mir ja keine Bitte um eine Spendenquittung schicken, sondern er wird schon seine tausend Mark verlangen. Dies ist die Rechnung.
Oder dies ist der Strafzettel. Da hat es doch kürzlich an der Kreuzung so komisch geblitzt, als ich bloß mit einhundertfünfzehn dort gefahren bin. Irgendwie haben sie wieder ein Foto von mir gemacht. Dies ist der Strafzettel.
Und dies ist der Katalog, und dies ist die Postkarte. Sehen Sie? Bei all dem wissen wir, wo wir es einzuordnen haben.
Bei dieser Post sind wir verunsichert: Was ist das eigentlich? Worum handelt es sich hier? Die Offenbarung – was ist sie denn? Was ist sie denn, Freunde?
Es gibt zwei falsche Richtungen, in die man denken kann, und die wir von vornherein vermeiden sollten.
Die Offenbarung als gute Nachricht und ihre Einordnung
Eine falsche Richtung ist die, wenn man sagt: „Dies ist die große Enthüllung.“ Enthüllungen gibt es in Zeitungen, in der Regenbogenpresse, in Schlagzeilen mit dicken Lettern und rot unterstrichenen Balken. Diese Enthüllungen sind schnell vergriffen, wie warme Semmeln. Kiosk-Enthüllungen über Prinzessinnen werden gekauft. Sie sind hochinteressant. Solche Enthüllungen sind Klatschgeschichten, etwa in Schlagzeilen über einen Politiker oder Enthüllungen über eine Kooperation, die schließlich vielleicht doch noch zum Offenbarungseid führt.
Wissen Sie, Enthüllungen sind etwas für sensationsgierige Leute. Das ist nicht die Offenbarung, sondern die falsche Richtung.
Die andere falsche Richtung ist, wenn man sagt: „Dies ist die große Verhüllung.“ Das große schwarze Buch der Geheimnisse, dieser Lederfoliant mit den sieben Siegeln, an dem kein Mensch richtig auslegen kann, aber in dem angeblich richtige Geheimnisse stehen. Ein dunkles schwarzes Buch, so wie das siebte Buch Mose, das sich manche anschaffen. So wie das Berliner Orakel, eine finstere Geheimschrift, die am besten nur unterm Ladentisch verkauft wird. Und die Engländer sagen: Es ist nicht zu begreifen, dass es Satan gelungen ist, das Wort, das Gott selbst gegeben hat, als ein Schwarzbuch, als eine Geheimschrift jahrhundertelang der Gemeinde als dieses Buch mit sieben Siegeln zu verhüllen.
Das ist also etwas für Geheimnissüchtige. Entweder sind es Sensationssüchtige oder Geheimnissüchtige.
Liebe Freunde, das ist beides nicht die Offenbarung. Offenbarung heißt ja Apokalypse. Und Apokalypse bedeutet auf Deutsch: Aufdecken, Offenmachen, Wegnehmen eines Schleiers.
Wir fragen uns, warum wir heute überhaupt leben – nicht nur am 26. September 1989, Post-Nach-Tung nach der Geburt Jesu Christi, sondern wir leben ganz genauso auch nach einer anderen, ganz schlimmen Zählung. Wir leben alle miteinander Post-Lapsum, zu Deutsch: nach dem Fall.
Wir leben nach dem Sündenfall. Wir sind ausgeschlossen aus dem Paradies. Wir leben jenseits von Eden. Wir leben auf einem Acker. So hat es uns die Bibel gesagt, mit Disteln und Dornen. Wenn Sie das heute auch wieder erlebt haben und nicht nur herrliche Blüten gerochen, herrliche Blüten geschnitten und herrliche Blüten erlebt haben, sondern auch mit Disteln und Dornen zu tun hatten, dann leben Sie auf dem Acker, der für uns alle ganz normal ist.
Hier haben wir zu leben. Alle menschlichen Anstrengungen, diesen Acker nun zu begrünen und zu befrieden, ihn zu einem Paradies verwandeln zu wollen, sind von Anfang an gescheitert. Wir leben jenseits von Eden, Gott sei’s geklagt, und wir haben alle dieses Urteil bekommen.
Leben jenseits von Eden und die Sehnsucht nach Heimat
Ich habe mich noch einmal daran erinnert, dass ich das früher einmal erzählt habe – in jenen Tagen, in denen jetzt ja wieder Hunderte, ja Tausende, vor allem auch junge Leute aus der DDR herüberkommen. Ich habe es damals erlebt, vor dem 13. August 1961, als junger Lagerpfarrer im Lager – grins grins – und Durchgangslager in Friedland.
Dort, bevor der Mauerbau kam, kamen sie in Strömen rüber. Auf beiden Seiten, drüben in der DDR und hier, hatte man eigentlich nur einen Wunsch: so gern wollte man ihnen helfen, das wirkliche Elend zu stoppen. Denn wie sollten die jungen Leute hier ihre Wurzeln finden? Wie sollten sie hier leben können? Wie würden sie hier bei uns in dieser kalten Gesellschaft eine neue Heimat finden?
Wir denken daran, dass sie gegenwärtig ohne Eltern und ohne Verwandte sind. Das Schlimme damals war – das hoffe ich, dass es jetzt nicht mehr kommt, aber es könnte doch wieder kommen – dass sie ausgeschlossen waren. Ein Beispiel: An einem Abend klopfte jemand an meiner Barackentür dort in Friedland. Es war ein junger Mann, den ich vier Wochen vorher kennengelernt hatte. Er war durch mein Lager gegangen, vor allem auch durch meine Baracke, und war dann nach Köln weitergefahren. Jetzt stand er plötzlich wieder da.
Ich fragte ihn: „Was tust du denn hier?“ Er sagte: „Ich bekam furchtbar Heimweh.“ Ich setzte mich zu ihm und fragte zurück: „Warum bist du jetzt wieder hier?“ Er antwortete: „Ich wollte nach Hause, aber hinter der Grenze hat mich die Volkspolizei aus dem Zug geholt, über die Grenze gejagt und abgeschoben. Ich darf nicht mehr nach Hause.“
Auf seinem Ausweis war dieser fette, dicke, rote Stempel: „Republik verboten“. „Republik verboten“ bei einem Achtzehnjährigen – schlimmer geht es nicht mehr. Er darf nicht mehr nach Hause.
Liebe Freunde, auf unserem Ausweis steht mit geheimer Tendenz: „Republik verboten“. Wir sind ausgeschlossen. Wir können nicht mehr zurück zum Vater – das ist unser Elend. Deshalb können wir unseren Vater nicht mehr hören. Deshalb hören wir nicht mehr, was er sagt. Deshalb sehen wir nicht, was er tut. Deshalb sind wir von ihm entfernt und deshalb klagen wir immer.
Wir verstehen ja gar nicht, Gott, warum dies? Warum denn dieses Unglück, Gott? Warum denn dieser Tod, Herr? Warum denn dieser Krebs, Herr? Warum sind die alle in meinem Leben? Das kommt deshalb, weil wir jenseits von Eden leben. Das heißt, wir sind weg. Gott selbst ist uns verhüllt.
Gottes Offenbarung trotz Entfernung und Verhüllung
Und nun hat dieser Gott schon im Alten Testament begonnen, ganz bestimmten Leuten bestimmte Einblicke zu geben. Zum Beispiel dem Vater: Den führte er ja unter den Sternenhimmel und sagte zu ihm: „Du wirst, obwohl du jetzt noch gar nichts siehst, einmal so groß werden wie die Sterne, und deine Familie wird zahlreich sein wie sie.“
Bei ihm war es Nacht, er sah seine Kinderlosigkeit, und plötzlich erhielt er einen Einblick in die gewaltige Weisung Gottes. Solche Einblicke bekamen auch andere, zum Beispiel Mose auf dem Berg. Auch die Propheten erhielten Durchblicke. Ich denke nur an Jesaja im Jahr 727 vor Christus. Da war er wohl auf einem Acker oder an einem Ort, wo er etwas sah – und plötzlich erkannte er, dass all diese Waffen zu Pflugscharen werden würden. Das große Friedensreich kommt.
Sie bekamen Einblicke und Durchblicke, aber der Ausblick fehlt bis heute. Jesus ist gekommen und hat uns den Namen seines Vaters offenbart. Doch der Durchblick, der letzte Ausblick, fehlt noch. Und liebe Freunde, der kommt hier.
Hier wird etwas auf dem Acker dieser Welt enthüllt, das uns bisher so entsetzliche Not bereitet hat. Wir sehen bisher nur bis zu einer Mauer, aus der wir ausgeschlossen sind. Jetzt wird uns ein Durchblick gewährt bis zum Ende.
Es müsste jedem der Atem stocken. Das ist der Durchblick: ein Blick auf das Dunkle, das Vorletzte – das sind die Kapitel 6 bis 18 – und das Helle, das Allerletzte, nämlich die Kapitel 19 bis 22. Deshalb gilt es, der Apokalypse zuzusehen. Sie zeigt, was der Vater ist, was er denkt und wie er handelt.
Also trotz aller Verbote der Republik: Ein geöffneter Himmel.
Die Offenbarung als göttliche Botschaft: Absender, Empfänger und Inhalt
Das ist aber jetzt: Lassen Sie mich kurz drei Schritte mit Ihnen durchgehen, und zwar bei dieser Post.
Erstens: Wer ist der Absender? Wer hat es denn genau geschrieben?
Zweitens: An welche Adresse ist die Post überhaupt gerichtet?
Und drittens: Der Inhalt der Sendung, also die Überschrift.
So haben wir es überall gelesen, und so steht es auch in unserer Bibel: Offenbarung des Johannes.
Liebe Freunde, diese Überschrift ist unkorrekt, sie ist ungerecht.
Vielleicht bekommen Sie auch manchmal eine Spendenbitte, zum Beispiel eine Spendenbitte des Deutschen Bibelwerks. Diese ist unterschrieben von einem Pfarrer Doktor Meurer.
Nun werden Sie nicht sagen, das ist die Spendenbitte von Doktor Meurer, sondern er hat nur unterschrieben. Herausgeber ist die Deutsche Bibelgesellschaft.
Oder noch einmal zurück: Wenn Sie – und ich hoffe es nicht – nachher zu Ihrem falsch geparkten Wagen kommen, der draußen steht, und da ist ein Zettel unter der Scheibe, dann steht da nicht: "Sie haben zwanzig Mark gewonnen, Sie können das morgen abholen." Sondern eine gebührenpflichtige Verwarnung.
Aber die ist ja nicht von der Polizei unterschrieben, die dort steht, sondern sie ist nur die ausführende Stelle. Die Verwarnung kommt vom Amt für öffentliche Ordnung.
Sehen Sie, die Offenbarung Jesu Christi ist das – es ist noch nicht die Offenbarung Johannes, sondern es heißt: Die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat.
Gott selbst ist der Urheber, der Herausgeber. Auf ihn geht alles zurück. Der allmächtige Gott ist die letzte Autorität, und Jesus ist der Autor.
So hat Albrecht Bengel, der große Ausleger der Offenbarung, gesagt. Er hat diese Offenbarung von Gott empfangen.
Den Johannes nennt er siebzehn Wahrheiten: "Das ist mein Jesus."
Von ihm kommt sie, und er hat sie von Gott.
Jesus ist nicht irgendeiner, sondern er bekommt hier drei Titel.
Die drei Titel Jesu als Autor der Offenbarung
Dieser hieß, er sei der Zeuge. Wenn ein Jurist einen Zeugen hat, besteht immer wieder das große Problem, die Glaubwürdigkeit dieses Zeugen einzuschätzen. Es ist eine große Kunst für einen Juristen, zu erkennen, ob der Zeuge, der vor ihm steht, glaubwürdig ist oder nicht.
Ein ganz kleiner Hinweis: Jesus sagt, dass er der Zeuge sein wird. Dann ist er glaubwürdig – einfach deshalb, weil er für seine Sache bis in den Tod gegangen ist. Wer für seine Sache stirbt, ist ein glaubwürdiger Zeuge.
Jesus, der gestorben und auferstanden ist, ist der glaubwürdige Zeuge. Dem kann ich glauben. Zweitens ist er der Erstgeborene von den Toten. Nicht einmal der Tod konnte ihn von der Zeugenbank wegbringen. Er ist nicht nur vom Leben zum Tod gegangen, sondern auch vom Tod zum Leben zurückgekehrt. Dieser Jesus Christus ist tatsächlich einer, dem man glauben kann.
Drittens heißt es hier, er sei der König, der König aller Könige, also die letzte Instanz. Hinter diesen drei Titeln steht ja unser Glaubensbekenntnis: gekreuzigt, gestorben, begraben und aufgefahren in den Himmel, wo er zur Rechten Gottes sitzt. Er hat also drei Titel: Zeuge, Erstgeborener von den Toten und König aller Könige.
Als ich kürzlich noch einmal durch Hamburg fuhr und am Dammtor rechts drüben die Universität sah, dachte ich an meinen hochverehrten und hier sehr wohlbekannten Lehrer, Professor Thielicke. Ich schätzte ihn besonders, weil er uns Schwaben immer zum Essen eingeladen hat, wenn wir dort oben Heimweh nach dem fernen Süden hatten.
Dieser Professor Thielicke, der große Mann, hat auch immer wieder geschrieben – zu verschiedenen Anlässen. Diese Briefe habe ich selbstverständlich aufbewahrt. Als ich kürzlich meinen Ordner durchblätterte und etwas suchte, fand ich sie wieder. Oben stand: Professor Dr. Dr. Dr. Thielicke. Wer also drei Doktortitel tragen kann, dessen Brief hat Gewicht. Der Mann bedeutet viel, er kann noch mehr als ich. So ist das.
Dieser Brief mit einem solchen Namen hat Gewicht. Er ist nicht nur von drei Doktortiteln unterzeichnet, sondern von den drei größten Bezeichnungen, die es überhaupt geben kann, nämlich von Zeuge, Erstgeborenem und König.
Johannes hat eigentlich nur die Feder geführt. Binge sagt, die Kette ist schlüssig: Gott, Jesus, Johannes. Kein anderer hat mitgeschrieben, niemand hat etwas angefügt. Alles ist echt. Ich betone das ganz besonders, denn ich halte es für eine aktuelle Aussage.
Die Autorität der Offenbarung und ihre Bedeutung für den Glauben
Wir haben gegenwärtig in der Kirche, Gott sei Dank, einen heftigen, aber doch ein bisschen wie einen Wahlkampf für die Landessynode. Wenn Sie aufmerksam die Schriften der einzelnen Gruppen lesen, fällt dem oberflächlichen Leser eigentlich gar nichts auf. Die denken ja alle, es gibt doch gleich, so etwas braucht es denn überhaupt zwei verschiedene Gruppen? Wir glauben doch alle an einen Gott – Juden, Christen und Hottentotten.
Das sind so ein paar rechte Scharfmacher – dem ist aber nicht so. Man kann es hier zeigen. Sehen Sie: An dem einen wird leid. Die einen sagen, so wie es hier am Anfang ausgeführt ist, die einen sagen, das, was wir hier lesen, das kommt von Gott: Jesus, Johannes, die Bibel und die Offenbarung sind Gottes Wort. Und die anderen sagen: Die Bibel enthält Gottes Wort, ein Wortlein. Und dazwischen liegt eine ganze Welt oder ein Abgrund.
Sie sagen: Da hat wohl ein Johannes geschrieben, aber im Lauf der Jahrhunderte sind Zusätze dazugekommen – ein ganzer Wust von Traditionen, vielleicht auch Legenden. Die Bibel ist ein Sammelband theologischer Gedanken aus mehreren Jahrhunderten. Und Richter über das, was Gottes Wort und Menschenwort ist, bin ich, der studierte Theologe. So wie ein Chirurg seziert und Buchungen von gesunden Zellen drin, so zitiere ich.
Aber wenn dem so ist, liebe Freunde, dann weiß ich nicht mehr, welchem Wort ich eigentlich noch vertrauen kann. Ob wir jetzt bei diesem Kapitel auf dem Gotteswort stehen oder bei einem menschlichen Zusatz. Denken Sie an einen Brief, denken Sie an einen Liebesbrief, in dem steht: „Ich liebe dich über alle Maßen!“ Und dann geht es mit der gleichen Schrift weiter – aber das könnte ja der Zusatz der Schwiegermutter sein.
Was heißt das? „Du musst noch fünf Jahre warten und zuerst ein Mann werden.“ Verstehen Sie? Da müssen Sie trennen, was von der Braut stammt und was später hinzugefügt worden ist. Sie werden unsicher werden und den ganzen Brief nicht mehr für bare Münze nehmen.
Liebe Freunde, von Anfang an wird hier gesagt: Die Linie ist schlüssig. Gott, Jesus, Johannes – das ist die Offenbarung, nichts anderes. Wenn dies nicht mehr gelten soll, worauf sollte der Glaube ruhen?
Ich sage das ganz bestimmt nicht, um irgendwelche Munition für den Wahlkampf zu geben – weitab schon. Es geht darum, wie wir jetzt heute und in den nächsten Wochen und überhaupt unsere Bibel lesen. Dieses Bibelwort ist autorisiert, göttlich autorisiert, versehen, versiegelt, verbrieft durch den Heiligen Geist.
Die Empfänger der Offenbarung: Knechte Christi als Verstehende
Die zweite Frage betrifft die Adresse, an wen dieser Brief gerichtet ist. Das wird hier ganz klar ausgedrückt: an meine Knechte. Wörtlich heißt das „meine Leibeigenen“. Das Zeichen des Leibeigenen ist, dass er gehorcht. Zum Jünger Jesu zu gehören bedeutet Gehorsam.
Ein Liebesbrief ist nur von dem zu verstehen, der wirklich liebt. Für den anderen ist das alles verrückt. Ein Rechtsgutachten ist nur von einem Juristen zu verstehen; für alle anderen ist es Beamtenchinesisch. Eine theologische Exegese ist oft nur von einem Theologen zu verstehen. Für andere ist das theologische Haarspalterei.
Freunde, liebe Freunde, die Offenbarung ist nur von seinen Knechten zu verstehen. Wenn die Offenbarung ein Buch mit sieben Siegeln bleibt, wenn es für mich eine Geheimschrift ist, wenn über ihr der dunkle Schleier liegt, dann liegt das nicht an der Offenbarung, sondern daran, dass ich kein Knecht bin.
Hier ist unausgesprochen, aber klar die Einladung, ein Knecht zu werden. Darin sind wir eingeladen: von allen anderen Bindungen loszukommen. Wissen Sie, ein Knecht wird einer, indem er sich ganz zu einem anderen hingibt, indem er sich von anderen lossagt.
Knechte Gottes, Knechte Jesu Christi sind solche, die von anderen Bindungen frei sind. Die nicht auf beiden Schultern Wasser tragen. Die sagen: „Nein, dieses und jenes kann mich nicht mehr halten. Ich bin allein Knecht Christi.“ Und in diesem Knechtsein habe ich meine ganze Freiheit.
Deshalb ist „Knecht“ in der Bibel eigentlich der Ehrentitel schlechthin. Sehen Sie, Abraham hätte sagen können: „Ich bin dein großer Vater.“ Aber was sagte er als Schönstes, was er von sich sagen konnte? „Ich bin Knecht.“ Und wie war es bei Mose, dem großen Lehrer des Gesetzes? Sein höchster Titel war: „Ich bin ein Knecht.“ Josua, ein Führer des Volkes, wollte ebenfalls sein: ein Knecht Gottes.
Und bei David, dem strahlenden König, was wollte er sein? Ein Knecht Gottes. Sehen Sie, Elia war ein Knecht Gottes – und das wollen wir sein. Ein Doktor, ein Professor, ein Spitzenmann – irgendetwas, an dem die Leute auch noch hinausschauen können? Zu etwas hören außer zu einem Knecht? Das können Sie gar nicht bringen.
Diesen Titel kann selbst erreichen, wer nicht einmal die Hauptschule durchlaufen hat, wer nur ganz kleine Gaben hat, wer ganz schwach ist, allein steht, keine Rolle spielt und in keinem Kreis etwas bedeutet. Wer sich diesem Herrn ganz hingibt, der ist Knecht Gottes.
Wer hat den höchsten Stand überhaupt erreicht, den es in dieser Welt zu vergeben gibt? Dieser Stand trägt bis zum ewigen Leben. Und Knechte sind die einzigen, die die Offenbarung verstehen können.
Ich weiß nicht, wonach Sie noch streben in Ihrem Leben, junge Menschen. Man kann nichts Höheres erreichen, liebe junge Freunde. Nichts Höheres, als ein Knecht dieses Herrn zu werden.
Diese Knechte zusammen bilden die Gemeinden. Von sieben ist die Rede. Das sind die kleinen asiatischen Gemeinden, in denen Johannes damals Bischof war. Besonders lange war das so.
Aber die Zahl sieben und viele andere Zahlen gehören zur Form und Gestalt der Offenbarung. Mein Sohn, mit diesen Zahlen will ich keine Mathematik treiben, keinen Leistungskurs machen, wie es große Theologen getan haben. Dennoch sind die Zahlen Zeichen und Symbole, die etwas Bestimmtes bedeuten.
Ich wollte heute Abend nicht die Zahlenlehre ausführlich behandeln, aber ein paar Zahlen sollten Sie auch kennen.
Die Bedeutung der Zahlen in der Offenbarung
Die Zahl drei ist immer die Zahl Gottes, die Zahl des dreieinigen Gottes: Gott Vater, Gott Sohn und Gott Heiliger Geist. Dort, wo die Zahl drei vorkommt, ist Gott gemeint.
Die Zahl zwei ist immer die Zahl des Menschen. Der Mensch hat Leib und Seele, erlebt Gegensätze wie oben und unten, links und rechts, Frau und Mann. Zwei ist die Zahl des Menschen.
Vier ist die Zahl der Erde mit den vier Himmelsrichtungen.
Sieben ist immer die Zahl der Vollkommenheit, der schönen Vollkommenheit. Deshalb habe ich auch sieben Kinder.
Zwölf ist die Zahl der vollendeten Gemeinde.
Mit diesen Zahlen bitte nicht rechnen, das sind keine reinen Zahlen. Die Zahlen der Offenbarung sind deutende Zahlen, Hinweise. Das heißt also, wenn hier von sieben Gemeinden die Rede ist, dann sind damit alle Gemeinden der Welt gemeint, die umfassenden.
Das ist das Buch für alle Knechte zusammen, für alle Gemeinden rund um diese Erde. Sie gehören dazu. Und wenn ich Knecht bin, dann gehöre ich dazu, selbst wenn ich mich nicht umgemeldet habe zur Wahl, obwohl man das ja kann. Man kann ja in eine andere Gemeinde ummelden. Das spielt hier alles keine Rolle. Dann gehöre ich zur Gemeinde, die die Welt umfassen.
Freunde, und jetzt noch zum Schluss das Dritte, nämlich der Inhalt. Dieser Inhalt ist zusammengefasst in den drei Wörtern, die als Überschrift über diesem Abend gestanden haben. Diese drei Wörter geben das königliche Thema dieses Buches an, nämlich: Siehe, er kommt.
Das zentrale Thema der Offenbarung: Die Wiederkunft Christi
Wenn ich immer wieder lese, erinnert mich das an meine Schulzeit. Vielleicht war es bei Ihnen ganz anders, aber bei uns ging es in der Klasse oft drunter und drüber. Draußen standen dann zwei oder drei „Schmiere“, nicht wahr? Und plötzlich stürzten sie herein: „Er kommt! Er kommt!“ Damals nahm man wenigstens noch Haltung an, wenn der Lehrer kam. Das war es dann auch. „Er kommt! Er kommt!“
So ist es hier. Er steht nicht als „Schmiere“ da, aber er steht auf dem Wachposten. Er hat die Offenbarung bekommen und sagt in diese wirre Welt hinein, in der alles drunter und drüber geht, wie in einer Schulklasse ohne Aufsichtsperson: „Siehe, er kommt! Er kommt! Er kommt!“
Nicht erst in urdenklichen Zeiten, nicht erst in Milliarden von Lichtjahren, nicht am Sankt-Nimmerleins-Tag. Die Zeit ist nahe. Steht fest, seid streng! Nichts ist vertagt, nichts ist zu den Akten gelegt, nichts ins Kamin geschrieben. Gottes Uhr läuft und läuft. Und sie ist eben keine Armbanduhr, keine Taschenuhr, keine Kirche, die wir dauernd vor- und zurückstellen müssen. Ein halbes Jahr lang – man wird ja total verrückt nach den Umstellungen. Und trotzdem läuft sie weiter, diese Uhr Gottes. Sie hat einmal angefangen zu laufen und sie läuft auf das Ende zu, auf zwölf. Das ist das Ziel der Zeit.
Mensch, bedenke die Ewigkeit! Die Zeit ist nahe, der Herr kommt, siehe, er kommt auf den Wolken. Hier greift Johannes, wie so oft, auf alte Menschenbücher zurück, hier auf Daniel 7. Die Wolke ist das Zeichen der Verhüllung. Er wird, wenn er auf den Wolken kommt, heraustreten aus der Wolke. So hat er es sich auch selbst gesagt, Matthäus 24. Dann wird er vor uns stehen, wird enthüllt sein.
Ziehe, er kommt auf den Wolken, aus den Wolken. Und er kommt, dass ihn alle Augen sehen werden. Wir haben jetzt noch „höhere Zeit“. Das heißt: Heute soll meine Stimme gehört werden. Darum verstockt eure Herzen nicht! Viele hören ihn nicht, viele schlafen, sie wenden sich ab, sie verstopfen sich die Ohren. Europa CX macht alles möglich. Aber Freunde, es kommt der Tag, an dem wir nicht mehr nur nicht hören wollen, sondern an dem wir alles sehen müssen, an dem jeder sehen muss.
Das wird ein Staunen geben, ein Köpfeverdrehen. Sind Sie Manfred Siebald? Keiner kann die Augen vor der Tatsache verschließen, dass dieser erlebt. Sie eher kommt, dass ihn sehen müssen, die ihn durchbohrt haben. Voran Kaiphas und Pilatus, das Hinrichtungskommando, aber viele nach ihnen auch, die die Jünger Jesu bedrängt, verfolgt und getötet haben. Und viele haben ihn nicht nur mit Hammer und Nagel durchbohrt, sondern haben diesen Herrn verachtet. Sie haben ihn durchbohrt mit einem verachtenden Blick, mit einer scharfen Zunge, mit einem bitterbösen Gedanken.
Jeder wird es sehen müssen: Herr, das habe ich dir angetan, ich habe dir das zugemutet. Du hast das von mir nicht, dir von mir gefallen lassen müssen. Siehe, er kommt! Das Wehklagen aller Geschlechter auf Erden: Wir hätten es ja wissen müssen, man hat es uns gesagt, aber wir sind an dir vorbeigegangen. Wir haben so getan, als ob dies uns überhaupt nichts anginge. Und wir würden dann sagen, so wie es im Lukas steht: „Ihr Berge, fallt über uns, und Hügel, deckt uns!“ Es ist wie in einem Traum. Sie möchten fliehen, aber sie können nicht.
Siehe, er kommt! Ja, Armenpunkt, um so ist es kein Deut anders. Daran kann keiner mehr rütteln. Dieser Herr hat das letzte Wort. Er ist das A und das O, der Anfang und das Ende, der Anfang und das Ende unseres Lebens und der Anfang und das Ende dieser Welt. Siehe, er kommt!
Liebe Freunde, dieses Ziel, er kommt, wird als königliches Thema uns noch oft beschäftigen und hindurchgehen wie eine herrliche Melodie. Und wer diese Melodie im Kopf hat, diesen Akkord: „Siehe, er kommt!“ – der ist taub gegen alle weltlichen, gegen die Fanfarenklänge aller weltlicher Herrscher, die sich in Szene setzen und so tun, als ob sie Geschichte machen. Alle Großen dieser Welt – die machen allenfalls Geschichtchen und Geschichten, aber Geschichte machen sie alle nicht. Von Alexander über Napoleon bis zu den großen Karl dem Großen – wo sind sie denn geblieben? Alle mussten abtreten.
Siehe, er kommt! Und wer diesen Ton hört, ist taub gegen die Sirenentöne frommer Führer, die sich als Führer immer wieder aufmachen. Sie sind damals aufgetreten als falsche Propheten, dann kamen sie als die Wölfe im Schafspelz, und heute kommen sie wieder als die großen Religionsführer.
Liebe Freunde, wer ihn hört, der ist gefeiert. Der ist taub gegen alle verfahrenen Töne, Trompetentöne, die uns immer wieder den Marsch blasen wollen: „Dies musst du tun! Das darfst du nicht tun!“ Im Marschschritt und Gleichschritt sollen wir unser Leben weitergehen? Nein! Hier heißt es: „Siehe, er kommt!“ Was für eine Befreiung! Nur noch ein Ton, nur noch ein Akkord, nur noch eine Melodie.
Vorhin, vor drei Stunden, haben wir Abendmahl gefeiert bei einem Kranken, der ins Krankenhaus muss – ein schwerer Weg. Und mit ihm haben wir dieses Wort gelesen: „Sie müssen, Gott sei Dank.“ Und so hoffe ich, morgen nicht ins Krankenhaus zu müssen. Aber wir alle fragen: Was kommt? Was kommt morgen? Und was kommt übermorgen? Und was kommt nächste Woche?
Wissen Sie, das ist doch das, was uns Angst macht: Was kommt? Und jetzt dieser befreiende Ton über all diesen quälenden, angstmachenden Fragen: Was kommt denn? Viele Freunde, er kommt! Er kommt so oder so! Und selbst wenn wir dann sterben, dann sehen wir ihn und wissen doch: Das ist wahr, er ist da.
Arme, ja, Armin, über den dicken Herrn, gerade wenn wir Angst haben und uns fragen: Was denn kommt? Gerade weil wir uns selber nicht mehr trauen und auch anderen nicht, weil uns alles wie Sand durch die Finger geht, weil sonst auf dieses Leben und auch diese Welt unheimlich geworden ist.
Echt, deshalb möchten wir dich loben über dieses Wort, das alle Schleier zerreißt: Du kommst! Und wir wollen diesem Wort trauen und deshalb getrost unseres Weges gehen. Und wenn Schweres übrigens kommt, dann lass uns wissen, dass auch dies an dir vorüber muss. Und ein Gutes und Fröhliches über uns kommt, dann lass uns noch viel dankbarer sein, weil du es uns bescherst.
Lass uns, Herr, diesen Weg gehen, diesem Wort vertrauen, vertrauen und dir, Herr, einmal sterben und ewig leben und glauben in alle Ewigkeit. Danke!
Wir denken an unsere Kranken, an unsere Alten. Wir denken an Aldi, bei dem es dunkel geworden ist. Komm du zu ihnen, komm du zu uns. Aber und bitten wir um den Segen bisher: Jetzt schicken wir unseren Herr, behüte uns! Lass dein Angesicht leuchten über uns, sei gnädig, hebe dein Angesicht auf uns und gib uns deinen Frieden.
Ich wünsche Ihnen einen guten Nachhauseweg. Seien Sie Gott befohlen!