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Unsere Rettung ist näher

29.11.1997Römer 13,11-14

Einleitung

Heute ist der 1. Advent. Adventszeit – die letzten vier Sonntage vor Weihnachten, die das christliche Kirchenjahr einleiten. Die Adventszeit verleiht Weihnachten geradezu eine herausragende Stellung. Kein anderes christliches Fest kennt eine so lange, intensive, emotional beladene Vorbereitungszeit. Obwohl Advent und Weihnacht ursprünglich nicht zu den zentralen christlichen Festen gehört, denn man feiert erst seit dem 4. Jahrhundert Weihnachten und die Adventszeit kennt man seit dem 6. Jahrhundert. (1) Jedenfalls bietet diese Zeit eine gute Gelegenheit, um die Menschen auf die wichtigste Geburt aller Zeiten aufmerksam zu machen.

Für uns ist die Adventszeit oft vom Ziel bestimmt: dem 24. oder 25. Dezember. Wir warten auf die Ankunft des Weihnachtsfestes, damit alles Treiben zur Ruhe kommt. Wer im Verkauf arbeitet, denkt vielleicht mehr an die Ankunft der nächsten Warenlieferung. Oder wir denken an die Ankunft der Gratifikation und des 13. Monatslohnes. Usw. Wir können uns diesen Dingen kaum entziehen. So müssen wir uns fragen: Was heisst denn für uns Christen Advent? Kann man den Advent auf 4 Wochen im Jahr beschränken? Sicherlich nicht, das ist uns allen klar. Wir warten ja nicht auf das Jesuskind, denn wir wissen, dass Jesus nun zur Rechten vom Vater sitzt. Für uns Christen ist jeder Monat, jede Woche, jeder Tag Advent. Christen leben im Wissen, um die Ankunft ihres Herrn. Nicht wie das letzte Mal in einer Krippe, sondern in Herrlichkeit. Wie wir nun im Bewusstsein dieser Erwartung leben, schreibt Paulus der Gemeinde in Rom. Text lesen: Rö. 13,11-14

I. Der grosse Tag kommt bestimmt (13,11-12a)

Unsere Rettung ist näher, als zu der Zeit, als wir an Jesus gläubig wurden. Aber Paulus: Wir sind doch gerettet! Jawohl, das sind wir tatsächlich. Doch ist unsere Rettung ein vorläufiges Stadium, die endgültige Rettung kommt noch. Der Tag, an dem kein Leid, keine Schmerzen mehr sein werden, steht uns noch bevor. Das ist der Tag der Rettung. Erst dann wird deutlich, wer wir durch den Glauben an Jesus Christus geworden sind. Paulus sagt: Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes. / Denn wir sind zwar gerettet, doch auf Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man auf das hoffen, was man sieht? / Wenn wir aber auf das hoffen, was wir nicht sehen, so warten wir darauf in Geduld. Rö.8,23-25. Wir warten also auf diesen Tag, da eintreten wird, was wir fest glauben. An diesem Tag werden wir Jesus begegnen. Er wird uns entgegenkommen und wir werden ihm entgegengehen. Das wird der Tag unserer endgültigen Rettung sein. Auf diesen Tag warten wir. Tun wir das wirklich? Oder trifft aus unf manchmal mehr die Haltung zu, die Manfred Siebald in einem seiner Lieder ausdrückt: Wir beten laut Herr komm doch wieder und denken leise heut noch nicht. Wie auch immer. Dieses Ziel ist das Ziel für uns Christen. Und je deutlicher uns die Herrlichkeit vor Augen ist, die auf uns zukommt, je konkreter werden wir unser Leben auf dieses Ziel ausrichten. So meint Paulus in unserem Abschnitt: Und das tut, weil ihr die Zeit erkennt, nämlich dass die Stunde da ist, aufzustehen vom Schlaf, denn unsere Rettung ist jetzt näher als zu der Zeit, da wir gläubig wurden. Die Nacht ist vorgerückt, der Tag aber nahe herbeigekommen. In Anbetracht dieser Zukunftsperspektive fordert Paulus zum aufstehen auf. Wir sollen aus dem Schlaf erwachen. Leben wie am Tag, als Christen, die in echter Nachfolge stehen. Das was wir tun sollen, beschrieb er in den vorlaufenden Abschnitten, von Kapitel 12 an, beschreibt er in praktischer Weise, wie wir als Christen leben sollen. Diese Ausführungen gipfeln in der Aussage: Seid niemand etwas schuldig, ausser, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Rö.13,8.

Der Ansporn um so zu leben, kommt nicht von hinten. Paulus will die Gemeinde nicht antreiben und wie eine Herde Tiere vorwärtspeitschen. Der Ansporn zu einem Gott wohlgefälligen Leben kommt von vorne. Paulus will uns zeigen, dass wir vom Ziel her gezogen werden. Im wissen um unser Ziel, werden wir mit einer gewissen Selbstverständlichkeit so Leben, dass wir in richtiger Weise im Ziel eintreffen. Es ist wie bei einem Sportler, der sich auf einen Wettkampf vorbereitet. Er wird sich darauf ausrichten, den Wettkampf zu gewinnen. Dazu ist er bereit, sein Leben heute auf dieses Ziel auszurichten. Das Ziel ist ihm diesen Aufwand und diese Anstrengung wert. So ist für uns Christen dieser Tag, die Ankunft Jesu der entscheidender Tag. Und je klarer uns ist, dass dieser Tag wirklich kommen wird, je mehr werden wir unser Leben darauf ausrichten. Nicht einfach aus Angst, sondern weil wir tief in unseren Herzen nichts anderes wollen, als Jesus offen begegnen.

Evangelisation

Aber eben, um in dieser Erwartung leben zu können, muss ich zuerst den kennen, den ich erwarte. Ich muss zuerst zu Jesus gehören. Mein Verhältnis zu ihm muss geklärt sein. Jesus ruft Dir zu: Kommt her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. / Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Mt.11,28-29. Ruhe finden heisst, dass Du Dich freuen kannst auf den Tag der Rettung. Die Frage des Lebens und des Sterbens wird gelöst. Die Fassungslosigkeit des Todes wird überwunden, denn Jesus sagt: Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt: / und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das? Joh.11,25-26. Glaubst Du das?
Wenn nicht, dann wartet Jesus in seiner grossen Liebe und Barmherzigkeit auf Dich!

II. Im Vorfeld des grossen Tages (13,12b-14a)

Aufwachen soll die Gemeinde. Was Paulus damit genau meint, zeigt er in ganz konkreter Weise auf. Im Grunde sagt er nichts anderes, als das, was jeder ganz automatisch macht, wenn er Besuch erwartet. Er bereitet seine Wohnung vor. Er geht nochmals durch die Wohnung, um zu sehen, ob sich die Wohnung sehen lassen kann, wenn der Besuch kommt. Was sich nicht sehen lassen kann, in Anbetracht des Besuches, das wird weggeräumt. Nicht mehr und nicht weniger meint Paulus wenn er sagt: So lasst uns ablegen die Werke der Finsternis und anlegen die Waffen des Lichts. / Lasst uns ehrbar leben wie am Tage, nicht in Fressen und Saufen, nicht in Unzucht und Ausschweifung, nicht in Hader und Eifersucht; / sondern zieht an den Herrn Jesus Christus. Die Werke der Finsternis sollen wir ablegen. Oder im Bild der Wohnung zu bleiben, wegräumen und nicht einfach verstecken, als ob wir etwas vor Gott geheimhalten könnten. Jesaja sagt: Weh denen, die mit ihrem Plan verborgen sein wollen vor dem Herrn und mit ihrem Tun im Finstern bleiben und sprechen: "Wer sieht uns, und wer kennt uns?" Jes.29,15. Natürlich sieht uns Gott. Natürlich kennt er unsere Gedanken. Das ist ja auch eine wunderbare Sache. Ich freue mich zu wissen, dass mich Gott durch und durch kennt. Das gibt mir echte Geborgenheit. Nichts kann ich und nichts brauche ich vor ihm zu verbergen. Das hilft mir, die dunklen Seiten wirklich anzupacken und aufzuräumen. Paulus sagt klar, was zu dieser Finsternis gehört: Sauf- und Fressgelage, sexuelle Ausschweifungen, Streitigkeiten und Rivalitäten. Das sind übrigens alles Dinge, die dem Gebot der Liebe völlig widersprechen. Hingegen sind Werke des Lichtes sind: So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; Kol.3,12. Zieht nun den Herrn Jesus Christus an. Oder man könnte es vielleicht noch anders sagen: Lasst Jesus Christus, den Herrn, euer ganzes Leben bestimmen (Gute Nachricht).

Anwendung

Im Advent Leben, heisst, so zu leben, dass Jesus heute kommen könnte und Du ihm mit offenen Armen ohne schlechtes Gewissen entgegengehen kannst. In der Erwartung Leben, heisst nicht, zu wissen, wann und unter welchen Umständen Jesus kommen wird, das ist sicherlich auch interessant. Aber egal in welchen Umständen und in welchem Jahr Jesus kommt. Es kommt der Tag, wo Du Jesus begegnen wirst. Hast Du dann ein gutes Gewissen? Kann Gott heute in Dein Leben hineinschauen, ohne dass Du ein schlechts Gewissen bekommst? Wenn Dir bewusst ist, dass Du in einer ganz konkreten Sünde lebst und Du diese Sünde duldest, dann musst Du Dir von Paulus sagen lassen: Steh auf und lege diese Sache ab. Mache Ordnung in Deinem Leben. Denke doch, was für ein wunderbare Zeit auf dich zukommt, für das lohnt es sich Ordnung zu machen. Ja, ich weiss, nun kommt man in den Verdacht, ein moralischen Evangelium zu verkündigen. Aber Evangelium hat es eben auch mit Moral zu tun. Nicht dass wir durch ein moralisch sauberes Leben gerettet werden. Gerettet werden wir allein durch Jesus. Doch wenn wir gerettet sind, dann gibt es doch moralische Massstäbe, die wir berücksichtigen sollen. Dieser Meinung ist jedenfalls Paulus und ich teile diese Überzeugung mit ihm. So ist es eben nicht in Ordnung, wenn wir selbstsüchtig leben. Es ist nicht in Ordnung, wenn wir Süchten Raum lassen. Es ist auch nicht in Ordnung, wenn das Fersehprogramm unseren Tagesablauf und Lebensrhythmus steuert. Es ist nicht in Ordnung, wenn ich im sexuellen Bereich ein zügelloses Leben führe. Paulus meint hier übrigens nicht den sexuellen Umgang in der Ehe, da ist er ganz anderer Meinung. Den ehelichen Umgang befürwortet er sehr und er warnt sogar die Ehepaare, sie sollen sich gegenseitig ja nicht entziehen. Wer das nachlesen will, kann das im 1.Kor.7 nachschlagen. Das Evangelium ist nicht körperfeindlich, aber es ist nicht in Ordnung, wenn man Sexualität ausserhalb der Ehe auslebt. Antworten sollen wir und diese Werke der Finsternis aufdecken. So schreibt Paulus den Ephesern: Das alles aber wird offenbar, wenn's vom Licht aufgedeckt wird; / denn alles, was offenbar wird, das ist Licht. Darum heisst es: Wach auf, der du schläfst, und steh auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten. Eph.5,13-14.

III. Ein praktischer Tip (13,14b)

Nun gibt Paulus noch einen ganz praktischen Hinweis, wie wir vermeiden können einzuschlafen: Sorgt für den Leib nicht so, dass ihr den Begierden verfallt. Rö.13,14b). Oder wie man es auch noch ausdrücken kann: Hätschelt nicht eure alte selbstsüchtige Natur, damit die Begierden keine Macht über euch gewinnen. (Gute Nachricht) Wir werden hier bei unserer Verantwortung angesprochen. Wir bestimmen nämlich darüber, wer und was auf uns Einfluss ausübt. Da gibt es Gläubige, die sagen sie könnten nicht anders, sie würden immer derselben Sünde verfallen. Es hängt eben davon ab, ob wir unsere alte selbstsüchtige Natur ernähren. Wenn wir das tun, dann kann die Begierde Macht über uns gewinnen, der wir dann nicht mehr gewachsen sind.

Beispiel: Eine Junge Frau hat Probleme mit ihrer Diät. In einer Cartoongeschichte verläuft das folgendermassen:

  • Im Haus:
Bild 1: Ich werde ein bisschen herumfahren, aber nicht in die Nähe des Supermarktes.

  • Im Auto:
Bild 2: Ich werde am Supermarkt vorbeifahren, aber nicht hineingehen.

  • Bild 3: Ich werde in das Geschäft hineingehen, aber nicht bis zu dem Regal, wo die Süssigkeiten im Sonderangebot stehen.

  • Im Supermarkt:
Bild 4: Ich werde mir die Süssigkeiten ansehen, aber nichts nehmen:

  • Bild 5: Ich werde etwas nehmen, es aber nicht kaufen:

  • Bild 6: Ich werde es kaufen, aber nicht öffnen.

  • Zurück im Auto:
Bild 7: Es öffnen, aber nicht riechen.

  • Bild 8: Riechen, aber nicht probieren.

  • Bild 9: Probieren, aber nicht essen.

  • Bild 10: Essen, essen, essen, essen, essen! (2)

Die Schlacht war schon verloren, als sie sich ins Auto setzte, um etwas herumzufahren. Es ist wie wenn ich mit den Skiern auf eine Schanze steige.

Anwendung

Wir entscheiden, wo wir stehen bleiben wollen. Aber wir müssen wissen, wo wir noch entscheiden können, bevor alles mit grosser Wucht ins Rollen kommt. Dass wir uns nicht falsch verstehen. Wir dürfen vieles im Leben geniessen. Wir dürfen und sollen uns an vielem erfreuen. Aber geniessen und erfreuen ist etwas ganz anderes, als wenn wir begierig werden und unserem alten selbstsüchtigen Wesen Raum geben. Manchmal braucht es wirklich Ausdauer, bis wir eingefahrene Verhaltensweisen ändern können. Es ist tatsächlich ein Kampf. Paulus beschreibt diesen Kampf: Denn die Waffen unsres Kampfes sind nicht fleischlich, sondern mächtig im Dienste Gottes, Festungen zu zerstören. / Wir zerstören damit Gedankengebäude und alles Hohe, das sich erhebt gegen die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alles Denken in den Gehorsam gegen Christus. 2.Kor.10,4-5.

Einige Beispiele:

  • Ehe Gedanken über Scheidung.
  • Filme, Hefte, Videos, Bücher, Bilder, Computer, Internet, Essen, Geld, Macht, Neid, Streit usw.

Evtl. Bsp. Video von Judith. Jeder weiss wo er seine Schwächen und falschen Verhaltensmuster hat. Manchmal braucht es wirklich Ausdauer gewisse eingefahrene Denkmuster abzulegen. Aber wir werden gewinnen, denn Jesus hilft uns mit seiner Kraft.

Schluss

Der Tag, der kommen wird ist die Grundmotivation für unser Leben in der Nachfolge. Durch die Rettung und die Veränderung unseres Lebens, sind wir in der Lage, auf diesen Tag hinzuleben. Doch wenn wir uns in Sünde verstrickt haben, dann müssen wir uns ganz deutlich davon lossagen und Ordnung machen. Wir sind aufgefordert aufzustehen. Und dann sind wir angehalten Jesus im Leben Herr sein zu lassen. Auch tragen wir die Verantwortung dafür, von was wir uns beeinflussen lassen. Wir steuern, was wir aufnehmen. Ob wir unserem alten Selbstsüchtigen Wesen Nahrung geben, do dass wir uns der Begierde preisgeben. Wenn wir in der Adventszeit das Lied singen: Macht hoch die Tür die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit, dann sollen wir Jesus wirklich den Raum im Leben geben, der ihm gehört. Über eines dürfen wir uns freuen: wir brauchen das nicht aus eigener Kraft zu tun. Jesus hilft uns auf diesem Weg. Er begleitet unseren Wettlauf. Wie Paulus den Korinthern schreibt: Der (Christus) wird euch auch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus. / Denn Gott ist treu, durch den ihr berufen seid zur Gemeinschaft seines Sohnes Jesus Christus, unseres Herrn. 1.Kor.1,8-9. Amen

_ (1) Karl Heussi: Kompendium der Kirchengeschichte, 27r, S. 110. (2) Neil T. Anderson: Neues Leben – neue Identität, S. 156.