Einführung in die Heilung des Blindgeborenen
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 463: Die Heilung des blind Geborenen, Teil 5.
Wir waren stehen geblieben bei dem Blindgeborenen, der wegen seines Bekenntnisses zu Jesus aus der Synagoge ausgeschlossen wurde. Was weiß er in diesem Moment über Jesus?
Er weiß, dass Jesus ihn geheilt hat, dass Jesus gottesfürchtig ist und den Willen Gottes tut. Außerdem hält er Jesus für einen Propheten.
Und jetzt wird der Text wunderschön: Jesus ist eben der gute Hirte, der sich wirklich um seine Schafe kümmert.
Jesus sucht den Ausgeschlossenen
Johannes 9,35: Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten. Als er ihn fand, sprach er: „Glaubst du an den Sohn des Menschen?“
Jesus hört davon, dass der ehemals Blinde hinausgeworfen worden war, und sucht ihn auf. Was wir hier sehen, ist das Herz Gottes. Gott ist ein Gott, der den Menschen sucht, ihm nachgeht und ihm eine Chance gibt.
In Johannes 9,35 heißt es: Jesus hörte, dass sie ihn hinausgeworfen hatten, und als er ihn fand, sprach er: „Glaubst du an den Sohn des Menschen?“
Jetzt merken wir, was dem Mann noch fehlt: Es ist der Glaube. Er weiß schon viel über Jesus und ist theologisch auf einem guten Weg. Aber er ist noch nicht am Ziel.
Es ist wichtig, dass wir das gut verstehen. Man kann viel richtiges theologisches Wissen anhäufen, ohne gläubig zu sein. Wissen allein macht noch nicht den Glauben aus.
Die entscheidende Frage nach dem Glauben
Glaubst du an den Sohn des Menschen?
Jetzt merken wir, dass der Blindgeborene den entscheidenden Schritt noch nicht getan hat. Er antwortete und sprach: „Und wer ist es, Herr, dass ich an ihn glaube?“ Merkt ihr, warum? Aus irgendeinem Grund hat er die entscheidenden Punkte noch nicht miteinander verknüpft. Er hat noch nicht verstanden, dass Jesus der Messias ist. Deshalb stellt er die Frage: „Und wer ist es, Herr, dass ich an ihn glaube?“
Was jetzt kommt, ist außergewöhnlich. Jesus gibt sich nämlich nur ganz selten als Messias zu erkennen. Die bekanntesten Fälle sind das Gespräch mit der samaritischen Frau am Jakobsbrunnen, das Bekenntnis des Petrus und das Kreuzverhör vor dem Hohen Rat. Trotzdem bleibt der Punkt, dass Jesus sich nur recht selten als Messias zu erkennen gibt – und hier tut er es.
In Johannes 9,36-37 heißt es: „Er antwortete und sprach: ‚Und wer ist es, Herr, dass ich an ihn glaube?‘ Jesus sprach zu ihm: ‚Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist es.‘“
Vertrauen statt nur Wissen
Lasst uns das bitte festhalten: Christentum ist keine Philosophie. Es geht nicht nur darum, Fakten abzunicken. Vielmehr geht es darum, einer Person zu vertrauen – dem Vertrauen in das, was sie uns zu sagen hat.
Das ist wohl bis ins hohe Alter die entscheidende Frage: Vertraue ich Jesus? Vertraue ich seinen Worten als der Wahrheit?
In Johannes 9,38 heißt es: „Er aber sprach: Ich glaube, Herr!“ und warf sich vor ihm nieder.
Dies ist der entscheidende Schritt im Leben dieses Mannes – noch viel wichtiger als der Moment, in dem er sehend wurde. Er vertraut Jesus. Und er wirft sich vor ihm nieder.
Diese Geste bringt Verehrung zum Ausdruck. Wir dürfen uns fragen, wie es mit unserer eigenen Verehrung und Anbetung Jesu aussieht. Ist es für uns auch eine logische Verbindung, dass wir glauben und uns dann vor Jesus niederwerfen?
Herausforderungen der Anbetung in der heutigen Gesellschaft
Ich stelle diese Frage, weil der allgegenwärtige Individualismus, der den aktuellen Zeitgeist stark prägt, sich häufig einer gesunden Anbetung in den Weg stellt.
Wir leben in einer Welt, die uns täglich einredet, dass wir etwas Besonderes sind, dass wir es verdienen, die beste Version unseres Selbst kennenzulernen, und dass wir uns entfalten und selbstverwirklichen sollen. Wenn diese Gedanken in unserem Denken Raum gewinnen und wir bewusst oder unbewusst so leben, dreht sich unser Leben immer mehr um uns selbst. Dann bleibt wenig Raum für das, was Jesus sagt: „Wenn jemand mir nachkommen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf täglich und folge mir nach.“
Die Gesellschaft, in der wir leben, verführt uns täglich dazu, das Leben gewinnen zu wollen. Je mehr wir uns darauf einlassen, desto schwieriger wird es mit der Anbetung. Das liegt einfach daran, dass echte Anbetung immer zum Ausdruck bringt, um wen sich mein Leben dreht. Wenn sich mein Leben praktisch ganz um mich dreht – egal wie viel Worship ich höre – wird es uns schwerfallen, vor Gott niederzufallen und ihm mit dem notwendigen Respekt und echter Gottesfurcht zu begegnen.
Seien wir an dieser Stelle wirklich vorsichtig.
Jesus als Richter und Retter
Johannes 9,39: Und Jesus sprach: „Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden.“
In diesem Vers wird das aktuelle Geschehen mit dem blindgeborenen Mann zu einer Art Gleichnis. Jesus sagt: „Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen.“
Beim Lesen könnte man zunächst einen Widerspruch zu Johannes 3,17 vermuten. Dort heißt es: „Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richtet, sondern dass die Welt durch ihn gerettet wird.“
Jetzt könnte man zu Recht fragen: Was denn nun? Ist Jesus zum Gericht in die Welt gekommen, oder kam er, um die Welt zu retten? Die Antwort ist natürlich beides.
Jesus kam damals nicht, um die Welt zu verurteilen. Das hätte er natürlich tun können, denn er ist der zukünftige Richter der Welt. Aber damals war das nicht seine Mission. Er kam, um zu retten.
Gleichzeitig ist sein Kommen damit verbunden, dass Menschen sich entscheiden müssen. So findet eben doch eine Form von Gericht oder Trennung statt.
Die geistliche Blindheit und das Urteil über die Pharisäer
Schauen wir uns noch einmal die zwei Gruppen an, die in Johannes 9,39 genannt werden. Jesus sprach: „Zum Gericht bin ich in diese Welt gekommen, damit die Nichtsehenden sehen und die Sehenden blind werden.“
Wer sind die Nichtsehenden? Das sind die geistlich Blinden. Wie werden sie sehend? Sie werden sehend, indem sie sich Schritt für Schritt auf Jesus einlassen. Der Blindgeborene ist dafür ein gutes Beispiel. Er tut, was Jesus sagt, macht Erfahrungen mit ihm und erkennt schließlich Jesus als den Messias.
Und wer sind die Sehenden? Das sind die Pharisäer. Man könnte einwenden: „Aber sie erkennen Jesus doch gar nicht als Messias. Wie kann man dann sagen, dass sie Sehende sind?“ Ganz einfach: In gewisser Weise sehen sie sehr wohl. Sie wissen, an welchen Wundern man den Messias erkennt, und kennen die Taten Jesu. Sie haben die besten Voraussetzungen.
Nur wollen sie sich nicht näher mit Jesus beschäftigen. Ihr Problem ist nicht, dass sie nicht genug sehen, sondern dass sie mit diesem Rabbi aus Nazaret nicht klarkommen. Er provoziert sie mit seiner Art und hält ihnen ihre eigene Heuchelei vor Augen. Deshalb werden sie blind.
Sie verhalten sich, obwohl alle Fakten auf dem Tisch liegen, wie solche, die nichts sehen. Aber ihre Blindheit ist selbstgemacht – sie stoßen sich am Licht. Das Licht der Welt scheint mit aller Kraft in ihr Leben, doch sie wollen nicht erleuchtet werden. Sie haben alle Voraussetzungen für eine Bekehrung, aber ihre Abneigung gegen Jesus sorgt dafür, dass sie, die Sehenden, blind werden.
Einladung zur persönlichen Reflexion und Nacharbeit
Was könntest du jetzt tun? Freue dich daran, dass du, der Blinde, sehend geworden bist. Feiere deine Bekehrung zum Licht der Welt.
Das war es für heute. Vielleicht solltest du dir Zeit nehmen, um die Predigt vom letzten Sonntag noch einmal nachzuarbeiten. Predigten darf man nicht einfach nur hören; man muss weiter über sie nachdenken, damit sie Frucht bringen.
Der Herr segne dich. Erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
