Einführung in das erste Heilungswunder Jesu
Gott wird Mensch: Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.
Episode 115: Ein erstes Heilungswunder
Gönnen wir uns zum Ende der Woche eine ordentliche Portion Drama.
Johannes 4,46-54: Jesus kam nun wieder nach Kana in Galiläa, wo er das Wasser zu Wein gemacht hatte. In Kapernaum lebte ein königlicher Beamter, dessen Sohn krank war.
Als dieser hörte, dass Jesus aus Judäa nach Galiläa gekommen sei, ging er zu ihm und bat ihn, herabzukommen und seinen Sohn zu heilen, denn der Junge lag im Sterben. Jesus sprach zu ihm: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so werdet ihr nicht glauben.“
Der königliche Beamte antwortete: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt.“ Jesus sagte zu ihm: „Geh hin, dein Sohn lebt.“
Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und machte sich auf den Weg. Schon während er hinabging, begegneten ihm seine Knechte und berichteten, dass sein Junge lebe.
Er erkundigte sich bei ihnen nach der Stunde, in der es seinem Sohn besser gegangen sei. Sie antworteten: „Gestern, zur siebten Stunde, verließ ihn das Fieber.“
Da erkannte der Vater, dass es genau die Stunde war, in der Jesus zu ihm gesagt hatte: „Dein Sohn lebt.“ Er glaubte an das Wort Jesu – und auch sein ganzes Haus.
Dies war das zweite Zeichen, das Jesus tat, als er aus Judäa nach Galiläa gekommen war.
Kontext und Bedeutung des Wunders
Jesus kommt auf seiner Reise nach Kana, dem Ort, an dem sein erstes Wunder geschah. Ein königlicher Beamter hört, dass Jesus sich in Kana aufhält, und kommt zu ihm. Er sucht Jesus auf, weil sein Sohn im Sterben liegt und er sich von Jesus Heilung erhofft.
Das ist beeindruckend, denn bis zu diesem Zeitpunkt ist Jesus noch nicht als Wunderheiler bekannt. Am Ende unseres Abschnitts heißt es in Vers 54: „Dies tat Jesus wieder als zweites Zeichen, als er aus Judäa nach Galiläa gekommen war.“ Zu diesem Zeitpunkt hat Jesus also noch keine Reputation als Wunderheiler.
Die vielen Heilungen in den Dörfern und Städten Galiläas, von denen wir später hören werden, liegen noch vor ihm. Dieses Ereignis ist genau genommen das erste Heilungswunder im Johannesevangelium und möglicherweise das erste Heilungswunder, das Jesus überhaupt vollbringt.
Besonders bemerkenswert ist, dass diese Heilung auf ungewöhnliche Weise geschieht: Jesus tut scheinbar gar nichts.
Die ungewöhnliche Heilung und ihre Bedeutung
Der Sohn liegt im Sterben. Der Vater kommt und bittet Jesus, mitzukommen, um den Sohn zu heilen. Die Situation ist ernst. Aber Jesus geht nicht mit. Er sagt nur: „Geh hin, dein Sohn lebt.“
Der Bericht dreht sich eigentlich gar nicht um Jesus. Das fällt auf, denn Jesus sagt nur zwei Sätze – mehr nicht. Im Mittelpunkt der Beschreibung steht der Vater.
Trotzdem handelt es sich um ein Heilungswunder. Johannes lässt daran keinen Zweifel. Der Sohn wird genau zu der Stunde gesund, als Jesus zum Vater sagt: „Dein Sohn lebt.“
Aber das ist nicht der Schwerpunkt des Berichts. Die Hauptaussage der Geschichte ist nicht, dass Jesus heilen kann oder dass er heilen kann, ohne anwesend zu sein – auch wenn beides wahr ist.
In dem Herrn Jesus wirkt die Kraft des Heiligen Geistes. Diese Kraft ist keine, die auf Beschwörungsformeln, Rituale oder allein räumliche Nähe angewiesen ist.
Die Absicht des Evangelisten Johannes
Und trotzdem, obwohl es sich um ein Heilungswunder handelt, ist das nicht der Schwerpunkt des Berichts. Johannes möchte uns mit seinem Evangelium erklären, was es heißt, zu glauben. Das ist, was ich gerne seine generelle Schreibabsicht nennen möchte.
So lesen wir in Johannes 20,30-31: „Auch viele andere Zeichen hat nun zwar Jesus vor den Jüngern getan, die nicht in diesem Buch geschrieben sind. Diese aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr durch den Glauben Leben habt in seinem Namen.“
Johannes will mit seinem Evangelium also Glauben provozieren. Deshalb ist die Auswahl seiner Berichte genau mit Blick auf dieses Thema Glauben gewählt. Es geht um Glauben.
Genauer gesagt liegt der Schwerpunkt unserer Geschichte in der Spannung zwischen Sehen und Glauben.
Die Spannung zwischen Sehen und Glauben
Jesus sprach zu ihm: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, so werdet ihr nicht glauben.“
Der königliche Beamte antwortete: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt.“ Jesus erwiderte: „Geh hin, dein Sohn lebt.“ Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.
Was ich euch gerade vorgelesen habe, ist der Höhepunkt des Abschnitts. Hier begegnet uns der Vorwurf: „Wenn ihr nicht Zeichen und Wunder seht, werdet ihr nicht glauben.“ Dieser Vorwurf ist nicht positiv gemeint.
Doch auf wen trifft dieser Vorwurf? Er trifft auf einen Vater, der glaubt, ohne ein Zeichen oder ein Wunder gesehen zu haben. Es ist wichtig, dass wir das erkennen. Im Text heißt es: „Jesus spricht zu ihm: Geh hin, dein Sohn lebt. Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte, und ging hin.“
Eine einfache Frage: Weiß der Vater, ob sein Sohn lebt? Die Antwort ist nein. Zu diesem Zeitpunkt weiß er es nicht. Er erfährt es erst einen Tag später. Die Knechte berichten: „Gestern, zur siebten Stunde, verließ ihn das Fieber.“
Noch eine einfache Frage: Woran erkennt man, dass der Vater wirklich glaubt? Daran, dass er weggeht. Aus einem Vater, der eben noch schreit: „Herr, komm herab, ehe mein Kind stirbt“, wird ein Gläubiger, der im Vertrauen auf etwas handelt. Woran setzt er sein Vertrauen? Worauf müssen wir unser Vertrauen setzen? Die Antwort ist wirklich wichtig: auf das Wort.
Vers 50 sagt: „Der Mann glaubte dem Wort, das Jesus zu ihm sagte.“
Die Definition von Glauben im Johannesevangelium
Warum ist die Geschichte von der Heilung des Sohnes eines königlichen Beamten für Johannes so bedeutsam?
Sie definiert auf kristallklare Weise, was Glaube ist. Glaube im rettenden Sinn ist das feste Vertrauen auf das Wort Jesu. Dem wahrhaft Gläubigen reicht das Wort Jesu, um loszugehen. Er vertraut, ohne zu sehen. Echter, rettender Glaube lebt nicht von dem, was er sieht, sondern vertraut dem Wort Jesu.
In einer Zeit, die sich sehr nach Zeichen und Wundern ausstreckt, sollten wir das bitte nicht vergessen und immer wieder betonen. Jesus ist kein Fan von einem Glauben, der Zeichen und Wunder braucht. Deshalb provoziert er bei dem königlichen Beamten den Glauben an das Wort, dem dann ein Heilungswunder folgt.
Lasst uns bitte die Reihenfolge nie vertauschen: Erst kommt der Glaube an das Wort, und dann die Erfahrung, dass alles, was Jesus uns verspricht, wirklich wahr ist.
Glaube als dynamischer Prozess
Und ein letzter Gedanke, denn der Vater glaubt, wenn man genau hinschaut, zweimal. Am Ende heißt es: „Und er glaubte, er und sein ganzes Haus.“
Deshalb kann man formulieren: „Ich glaube, um zu glauben.“ Glaube ist ein dynamischer Prozess. Ich glaube, um zu glauben. Ich vertraue auf das, was Jesus sagt, um zu erleben, dass sein Wort wahr ist. Dieses Erleben bewirkt wiederum neuen Glauben.
Auf diese Weise wird Glaube zu einem Prozess, der mein Leben bestimmt. Genau das ist ewiges Leben – ein Leben des Glaubens. Es ist ein ständiges Hören auf Gottes Wort, das Vertrauen in seine Zusagen, das Erleben, dass sein Wort wahr ist, und dann neues Vertrauen – Schritt für Schritt.
Wir hören einfach nicht auf, Gott zu vertrauen und im Vertrauen auf sein Wort zu leben.
Abschluss und Ausblick
Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir noch einmal Johannes 4,46-54 durchlesen und dabei besonders auf das Verhältnis von Glaube und Wunder achten.
Bitte bete für die Regierung und für mich. In der App unter „Gebet“ findest du drei neue Gebetsanliegen.
Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.
