Das neue Jahr beginnt, und ein neues Jahr eignet sich immer gut, um neue Dinge anzufangen. Allerdings kann man in der Regel erst neue Dinge beginnen, wenn man alte beendet hat.
Da wir unsere Predigtreihe über Ruth noch nicht abgeschlossen haben, müssen wir diese zunächst zu Ende bringen, bevor wir mit etwas Neuem starten. Deshalb wird es im ersten Gottesdienst des neuen Jahres auch eine Predigt zum Thema Ruth geben.
Es ist bereits einige Wochen her, dass wir uns mit den ersten drei Kapiteln beschäftigt haben. Ich werde jetzt nicht alle drei Kapitel noch einmal komplett zusammenfassen. Wer möchte, kann sich die Predigten dazu zuhause anhören.
Ich möchte jedoch eine kurze Zusammenfassung geben, damit wir verstehen, warum in Kapitel vier bestimmte Ereignisse geschehen.
Rückblick auf die bisherigen Kapitel und Einführung in Kapitel 4
In Kapitel eins erfahren wir, dass Elimelech, Naomi und ihre Söhne aufgrund einer Hungersnot Israel, also Gottes Volk, verlassen. Sie kehren Gott damit den Rücken und ziehen ins gottlose Moab, um dort eine neue Existenz für sich und ihre Familie aufzubauen. Elimelech, der Familienvater, stirbt, und seine Söhne heiraten daraufhin moabitische Frauen. Dies war vom Gesetz Gottes eigentlich nicht vorgesehen. Doch auch Noomis Söhne sterben.
Die Schwiegertochter Ruth entscheidet sich, zusammen mit der inzwischen verbitterten Naomi zurück nach Hause, zurück nach Bethlehem, zu ziehen. Mit leeren Händen angekommen, beschreibt das zweite Kapitel, wie die beiden Witwen natürliche Versorgung durch Nahrung durch übernatürliche Zufälle erfahren. Ruths Glaubensschritte führen sie auf das Feld von Boas, einem gottesfürchtigen Israeliten.
Boas ist mehr als freundlich zu Ruth, und Naomi erkennt, dass es sich bei Boas um einen potenziellen Kandidaten handelt, der Ruth zur Frau nehmen könnte. Erst in Kapitel drei kommt es zu einem riskanten Mitternachtsgespräch zwischen Ruth und Boas. Ruth fragt Boas ungeschminkt, ob er bereit ist, sie zur Frau zu nehmen. So gerne Boas auch einwilligen würde, gibt es einen anderen Mann, dem es nach hebräischem Recht rechtmäßig zusteht, als Erster gefragt zu werden.
Ruth muss abwarten, aber ihre Schwiegermutter Naomi ist sich sicher, dass Boas nicht ruhen wird, bis er die Sache zu Ende gebracht hat.
Das sind die drei Kapitel ganz grob zusammengefasst. Nun sind wir im vierten Kapitel, und in Vers eins lesen wir: "Boas aber war zum Tor hinaufgegangen und hatte sich dorthin gesetzt. Und siehe, der Löser kam vorbei, von dem Boas geredet hatte. Da sagte er: ‚Komm herüber, setze dich hierher, du So und So.‘ Und er kam herüber und setzte sich."
Boas’ Suche nach dem rechtmäßigen Löser und das israelitische Lösergesetz
Boaz ist auf der Suche. Er sucht nach dem einen Mann, von dem er im Mitternachtsgespräch gesprochen hat. Es gibt jemanden, der das Recht hat, zuerst gefragt zu werden, denn er ist sozusagen der erste Löser.
In Israel gab es ein Gesetz, das Familienmitglieder verpflichtete, in Not geratene Verwandte zu lösen und zu befreien. Wir haben gerade gelesen, dass Jesus unser Erlöser ist. Das ist ein altes Wort: Wir werden erlöst, befreit und gerettet. Retten, lösen und befreien sind Synonyme für dieselbe Sache.
In 3. Mose 25,25 heißt es: Wenn dein israelitischer Bruder verarmt und etwas von seinem Eigentum verkauft, dann soll sein nächster Verwandter als sein Löser kommen und das Verkaufte seines Bruders einlösen.
Genau in dieser Situation befindet sich Naomi. In unserem Bericht erfahren wir in Kapitel 4, dass Boaz sagt: Naomi besitzt Land, aber sie ist in Not geraten. Sie kann nicht für sich selbst sorgen und muss das Land verkaufen. Nach hebräischem Recht bist du nun derjenige, der für sie einspringen muss. Du sollst für sie in die Bresche springen und sie versorgen.
Du sollst dieses Land kaufen, sie aus ihrer Not erretten und dann für sie sorgen.
Boas als Vorbild für aufrichtiges und verantwortungsbewusstes Handeln
Ich finde es zunächst spannend, dass wir in den vorherigen Kapiteln gesehen haben, dass Ruth Boas will und Boas Ruth. In der letzten Predigt, aus Kapitel drei, haben wir gehört, dass Boas nicht einfach Nägel mit Köpfen macht. Er handelt nicht über das Recht hinweg, indem er sagt: „Komm, nimm dich einfach, wir verraten es niemandem“ oder „Wir ziehen weg und machen einfach unser eigenes Ding“. Nein, das macht Boas nicht. Er ist sehr aufrichtig.
Bereits am nächsten Tag, so wie Naomi es gesagt hat, wird er nicht ruhen, bis er die Sache zu Ende geführt hat. Er geht zum Tor, setzt sich dort hin und wartet. Er wartet, bis dieser sogenannte Löser vorbeikommt, bis dieses Familienmitglied erscheint. Für mich ist das ein Beispiel für wahres Mannsein. Keine Mauscheleien, keine Tricks, nichts Billiges. Sondern transparent und aufrichtig.
Boas steht zu dem Konflikt, er steht dazu, dass er etwas möchte. Aber er geht nicht einfach über das Recht hinweg, er biegt es sich nicht zurecht. Der Zweck heiligt nicht die Mittel. Er ist aufrichtig, Gott treu und auch seinem Nächsten treu.
Ein weiteres Vorbild für biblisches Mannsein sehe ich darin, dass Boas schnell handelt. Er sagt nicht zu Ruth: „Weißt du was, das kriegen wir hin, nächste Woche habe ich Urlaub und dann habe ich Zeit.“ Er zögert nicht, um ans Ziel zu kommen. Er nimmt keine Abkürzungen, sondern geht den Weg, den er gehen muss. Aber er tut es zügig und wartet nicht lange. Er handelt der Situation entsprechend.
An diesem Punkt möchte ich mich selbst prüfen: Handele ich als Mann entsprechend der Situation, wenn etwas notwendig ist? Wie schnell bin ich da? Wie schnell gebe ich Gas oder brauche ich eine Pause? Habe ich eine Art Ladehemmung? Ich weiß, wovon ich spreche: Meine Autobatterie hat letztens den Geist aufgegeben. Dann brauche ich etwas Neues, neue Energie, damit es wieder vorangeht.
Die Verhandlung am Tor und die Rolle der Ältesten
In den Versen zwei bis vier lesen wir dann: „Und Boas nahm zehn Männer von den Ältesten der Stadt und sagte: Setzt euch hierher! Und sie setzten sich. Und er sagte zu dem Löser: Das Feldstück, das unserem Bruder Elimelech gehörte, will Naomi, die aus dem Gebiet von Moab zurückgekehrt ist, verkaufen. Da habe ich nun gedacht, ich will es deinem Moor eröffnen und vorschlagen, erwirb es im Beisein derer, die hier sitzen. Und im Beisein der Ältesten meines Volkes.“
Zu der Zeit hat man nicht unbedingt mit Papierverträgen gearbeitet, so wie wir das heute machen. Man archiviert nicht einfach einen Vertrag mit Unterschriften, die man bei Bedarf hervorholt. Stattdessen war es üblich, Augenzeugen hinzuzuziehen, um gemeinsam eine Sache zu beschließen und rechtskräftig zu machen.
Boas sagt also: „Erwirb es im Beisein derer, die hier sitzen! Wenn du es lösen willst, dann löse es. Wenn du es aber nicht lösen willst, dann teile es mir mit, damit ich es erkenne. Denn außer dir ist niemand zum Lösen da, und ich komme erst nach dir.“
Er ruft seinen Verwandten mit den interessanten Worten: „Du So und So, komm mal her!“ Normalerweise erwartet man in einer Geschichte, wenn jemand einen Menschen anspricht, einen konkreten Namen. Zum Beispiel: „Galina, komm mal her“ oder „Elise, komm mal her, ich möchte mit dir reden.“
Hier haben wir aber eine ganz ungewöhnliche Wendung im Hebräischen. Im Hebräischen heißt Peloni Almoni so viel wie „Der Eine“ oder „Der Irgendwer“ – eine Art Rhythmus oder Reim, eine unbestimmte Formulierung. Boas spricht also mit dem Peloni Almoni, mit dem Hier und Dort, mit dem So und So.
Das ist eine sehr seltsame Formulierung, denn an dieser Stelle würden wir eigentlich einen Namen erwarten, vor allem wenn es sich um ein Familienmitglied handelt. Wir können aber sicher sein, dass Boas zu der Zeit, als er mit seinem Verwandten sprach, dessen Namen genannt hat. Es sind ja keine Live-Berichte oder Protokolle, sondern Nachschriften. Er hat ihn sicherlich mit seinem Namen angesprochen, nur wird uns dieser Name nicht überliefert.
Es ist spannend, warum das nicht passiert. Ich glaube, dass der Leser hier ein Gefühl bekommen soll: Der rechtmäßige Löser, der eigentlich bereitsteht, ist für die Geschichte am Ende nicht relevant.
Für mich steckt darin noch eine andere Wahrheit: Boas wird hier als eine souveräne und selbstsichere Person dargestellt. Er geht selbstbewusst auf die Situation zu und sagt: „Du So und So, komm mal her, wir haben hier etwas zu besprechen.“ Er ist souverän, sicher und nicht ängstlich. Er geht im Gottvertrauen in diese Situation und ruft: „Du So und So, komm mal her.“
Die Zusage und der Rückzieher des rechtmäßigen Löser
Und dann erreicht die Geschichte einen kritischen Punkt. Boas sagt zu seinem So und So, dem Peloni Almoni, nicht einfach: „Weißt du was, ich würde gerne das Land haben und es dann erwerben.“ Stattdessen fordert er ihn zunächst auf, das Land zu erwerben, seine Pflicht zu tun und das Geschäft abzuschließen.
Am Ende von Vers 4 lesen wir, dass der Peloni Almoni antwortet: „Ich will es lösen.“ Hier entsteht eine Krise, ein entscheidender Wendepunkt. Was passiert jetzt? Jemand ist bereit, die Aufgabe zu übernehmen, und Boas tritt damit aus dem Spiel.
Die Unterhaltung zwischen Boas und dem Peloni Almoni ist besonders interessant, weil Boas sein Anliegen in zwei Teile aufteilt. Ich glaube, er macht das bewusst, damit klar wird, was dem Peloni Almoni wirklich wichtig ist.
Der rechtmäßige Löser, also der Peloni Almoni, sagt: „Ich will es lösen.“ Aber an welcher Stelle sagt er das? Was weiß er bis zu diesem Zeitpunkt? Da gibt es eine alte Frau, die Witwe ist und zurückgekehrt ist. Sie hat ein Feld zu verkaufen, und es steht ihm zu, dieses Feld zu erwerben. Wenn er das tut, gehört das Feld ihm, und er muss sich dann um die alte Frau kümmern. Doch das ist vielleicht eine Angelegenheit, die sich irgendwann von selbst regelt.
Er sieht hier einen persönlichen Gewinn, einen Vorteil, den er für sich beanspruchen kann. Ohne Probleme und ohne zu zögern sagt er: „Jo, mach ich, ich bin dabei.“
Doch dann legt Boas weiter dar. In den Versen 5 und 6 sagt er: „An dem Tag, an dem du das Feld aus der Hand des Verstorbenen erwirbst, hast du auch die Moabiterin Ruth, die Frau des Verstorbenen, erworben. Damit soll der Name des Verstorbenen auf seinem Erbteil neu erstehen.“
Daraufhin antwortet der Löser plötzlich: „Dann kann ich es für mich nicht lösen, sonst würde ich mein eigenes Erbteil zugrunde richten. Übernimm du für dich meine Lösungspflicht, denn ich kann wirklich nicht lösen.“
Die Herzenshaltung des rechtmäßigen Löser und die Bedeutung von Selbstlosigkeit
Eine hundertachtzig Grad Wende: Gerade eben war der Mann noch total Feuer und Flamme. Das Land nehm ich, und die alte Frau nehm ich auch noch mit. Doch nun kommt die volle Wahrheit ans Tageslicht – sowohl über die Situation als auch über das Herz von Mr. So und So.
Obwohl er wusste, dass Ruth eine tüchtige und belastbare Frau ist, eine Vorbildsfrau in Bethlehem, wie alle wussten, kam in Kapitel drei Vers elf ein Sinneswandel. Weshalb? Es ist nämlich nicht nur so, dass der Löser das Feldstück bekommt und dann die alte Witwe. An dieser Stelle soll er auch noch Ruth zur Frau nehmen. Wenn sie Nachkommen bekommen, also wenn Ruth ein Kind bekommt, muss er es natürlich aufziehen. Die Belastung wächst und wächst.
Vor allem aber wird mit dem ersten Nachkommen das Erbrecht oder Besitzrecht des Feldes automatisch auf den Nachkommen übertragen. Es gehört dann nicht mehr dem Verwandten, der eigentlich hier in die Bresche gesprungen ist und helfen wollte. Das bedeutet: Mr. So und So hat gesagt: „Ja, alte Frau, das Feld nehm ich.“ Aber dann kommt der Gedanke: „Moment mal, da ist noch eine jüngere Frau. Die soll ich dann zur Frau nehmen, ich soll ihren Namen erhalten – eigentlich weitergefasst den Namen Illimellich. Wir werden ein Kind bekommen, das soll ich großziehen. Während es noch nicht selbst arbeiten kann, das Feld noch nicht selbst bewirtschaften kann, soll ich Jahr für Jahr für dieses Feld arbeiten.“
Am Ende der Tage gehört das Feld aber noch nicht mal mir, sondern dann meinem Nachkommen. Und ich habe davon nichts. Ich gehe leer aus? So ein Risiko soll ich auf mich nehmen, so eine Last, so eine Pflicht – und das völlig selbstlos? Ich kann nicht, jetzt bin ich raus, jetzt will ich nicht.
Jesus würde zu so einem Menschen sagen: Dieser Mr. So und So ist ein Mensch des Augenblicks. Jesus bezeichnet den Menschen des Augenblicks als eine Person, die bei der ersten kleinen Not, bei der ersten Herausforderung, bei den ersten Problemen sofort das Handtuch wirft. So: „Moment mal, das wird mich was kosten. Ich muss hier selbstlos investieren, ohne dass ich mit persönlichem Gewinn hier rausgehe.“
Hier sieht man auf einmal die völlige Herzenshaltung von Mr. So und So. Er ist nicht bereit, Risiken in Kauf zu nehmen, um anderen zu helfen. Wir sehen in diesem Text, dass Mr. So und So – oder Peloni Almoni – völlig selbstzentriert lebt. Seine eigene Sicherheit, sein eigenes Wohlbefinden und sein eigener Wohlstand sind für ihn die größte Maxime.
Er entscheidet im Leben nach dieser Maxime: Wenn Herausforderungen auf mich zukommen und ich habe das Gefühl, mein Wohlstand wird gemindert, dann mache ich mit. Aber wenn ich ein Risiko eingehen soll, mich für andere hingeben soll, mich aufopfernd hingeben soll und andere Menschen lieben soll – meine Pflicht, wohlgemerkt, meine moralische Pflicht – dann ist Mr. So und So nicht dabei.
Die Ironie des Namensverlusts und Boas’ selbstloser Umgang mit dem Erbe
In dem Ganzen steckt eine Ironie. Ich möchte ein Zitat vorlesen, in dem von „Mr. So und So“ und Boas die Rede ist. Wenn wir diese beiden unterscheiden, sehen wir, wie signifikant anders Boas im Vergleich zu Herrn So und So ist.
Die Ironie dabei ist, dass durch den Versuch, sein zukünftiges Erbe auf diese Weise zu schützen, „So und So“ im wahrsten Sinne des Wortes namenslos endet. Wenn wir das vierte Kapitel lesen, sehen wir immer wieder, dass es darum geht, dass der Name erhalten bleibt. Das ist die Ehre eines Menschen: Wenn mein Name erhalten bleibt, wenn mein Name nicht untergeht, dann gehe ich nicht im Nichts, in der Irrelevanz unter.
Im hebräischen Denken war das sehr stark durch Nachkommen gesichert, denn der Name wurde durch die Nachkommen weitergetragen. Für Männer ist das manchmal ziemlich schwer, wenn sie nur Töchter bekommen und vielleicht noch der einzige Namensträger sind. Das ist für uns teilweise ein Thema, nicht für alle, aber für einige. Vielleicht bekomme ich auch noch einen Sohn, schauen wir mal. Aber von meiner Sippe gibt es genug.
Ich kenne diese Befürchtung: „Moment mal, mein Name wird nicht weitergeführt.“ Wir Christen haben da total Ruhe, denn Jesus sagt uns, dass wir uns darüber freuen können, dass unsere Namen im Himmel aufgeschrieben sind und dass Gott uns kennt. Im Hebräischen war das jedoch das große Anliegen: Mein Name soll ehrbar sein.
Es ist auch sehr interessant, wenn man mit Menschen aus dem Orient redet, wie wichtig dort die Ehre des Namens ist. Wenn mein Name fällt, dann sollen Menschen Respekt, Achtung und Wertschätzung haben.
Die Ironie dabei ist, dass Mr. So und So sagt: „Ich kann das Feld nicht nehmen, sonst richte ich mein eigenes Erbteil zugrunde, mein Name steht auf dem Spiel.“ In dem Zitat von dem Bibellehrer, das ich hier vorlese, heißt es, dass Mister So und So auf diese Weise, indem er nicht selbstlos handeln möchte, am Ende namenslos endet. Wir wissen seinen Namen nicht mehr, denn er verpasst seinen Anteil am größten Erbe, das diese Geschichte zu bieten hat: einen Platz im Heilsplan Gottes.
An Boas erinnern wir uns heute, an Mister So und So nicht. An Mr. Pelloni-Almoni erinnert sich niemand mehr. Boas hingegen verfolgte einen anderen und aufopferungsvolleren Ansatz. Er war bereit, das Erbe jemand anderem zu überlassen. Das ist das Krasse. Boas geht in diese Verhandlung und ist bereit, dieses Erbe jemand anderem zu geben. Er hält es nicht fest, er ist nicht der Meinung: „Ich muss es um jeden Preis behalten und mir selber erstreiten.“ Stattdessen ist er bereit, dass auch jemand anderes seinen Platz einnimmt. Indem er das tut, gewinnt er am Ende alles.
Ich glaube, dass der Weg von Boas nach oben genau hier nach unten führt: Dass ich mich zurücknehme, mich erniedrige und den anderen höher schätze als mich selbst. Benjamin Müchertz hat in seinen Predigten immer wieder gesagt: „Wer beginnt, seine Rechte niederzulegen, der wird in die Lage versetzt, die Wunder Gottes zu erfahren.“ Wenn ich auf mein Recht poche, werde ich sehen, dass es durch meine Hände zerrinnt.
Jesus sagt: Wer versucht, das Leben zu gewinnen, der wird es verlieren. Aber wer bereit ist, loszulassen, der wird von Gott in die Lage versetzt, zu empfangen und beschenkt zu werden.
Du musst bereit sein, loszulassen, Gott die Sache zu überlassen, in so einen Prozess hineinzugehen und völlig im Gottvertrauen zu sagen: „Ich halte nicht fest, Gott ist souverän, Gott ist mein Herr, Gott weiß, was ich brauche.“ Ich lasse ihn machen und muss nicht mit billigen Tricks darum kämpfen.
Das Volk Gottes besteht nicht aus Menschen des Augenblicks, sondern aus Menschen, die sich aufopfern – nicht wie Pelloni Almoni.
Vertrauen auf Gottes Fürsorge und das Loslassen eigener Ansprüche
Jesus sagt in Matthäus 6,31: „Seid nicht besorgt, indem ihr sagt: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn nach all dem trachten die Nationen. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr dies alles benötigt. Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden.“
Leider handeln wir oft wie Mr. So und So. Wir wollen nicht unsere Rechte aufgeben, halten daran fest und haben Angst, dass das Glück davonläuft, wenn wir die Zügel aus der Hand geben.
Ich habe einen guten Freund, der auf Arbeitssuche war – beziehungsweise auf der Suche nach einer Ausbildung oder einem Studienplatz. Er wollte irgendetwas studieren oder lernen, das angesehen ist. Niedere Arbeit wollte er nicht machen. Weil es mit der Ausbildungsplatzsuche nicht klappte, jobbte er als Überbrückung und verrichtete für sich niedere Arbeit. Ich sage nicht, was genau, weil es aus seiner Sicht eben „niedere Arbeit“ war. Er sagte, damit identifiziere ich mich nicht. Das ist nur zum Geldverdienen, bis ich eine Ausbildung oder einen Studienplatz finde, wo ich etwas Ordentliches lernen kann.
Er machte diese Arbeit, die Wochen vergingen, er fand nichts, die Monate vergingen. Er machte seine Arbeit gut, der Chef bemerkte das und sagte zu ihm: „Du könntest hier im Betrieb eine Ausbildung machen.“ Nein, das ist niedere Arbeit für mich, dachte er, obwohl er es seinem Chef natürlich nicht so sagte. „Ich bin für etwas Besseres geboren als das. Ich kann es besser, ich kann mehr, ich habe mehr Potenzial in mir, und das möchte ich ausspielen. Ich werde hier nicht diesen Job annehmen und hier eine Ausbildung machen. Am Ende habe ich dann diesen Titel, den du mir hier geben möchtest? Das bin nicht ich, ich bin mehr.“
Die Monate vergingen, das erste Jahr, das zweite Jahr. Mein guter Freund wurde sehr betrübt und traurig über diese Situation. „Weiß Gott nicht, was ich brauche, was ich will? Ich brauche doch einen Ausbildungsplatz, ich brauche doch einen Studienplatz. Er weiß doch, was ich brauche – warum handelt er nicht?“
Dann hatten wir mit unserem Freundeskreis ein ziemlich ehrliches Gespräch. Wir sagten: „Weißt du was, wenn du am Anfang dich gedemütigt hättest – der Weg nach oben führt nach unten – wenn du bereit gewesen wärst zu sagen: ‚Okay, wenn nichts anderes da ist, dann bin ich auch bereit, das Niedere zu tun‘, dann wärst du jetzt schon fast mit der Ausbildung fertig. Es wäre nicht nur Jobben gewesen, sondern du hättest sogar eine Ausbildung in der Tasche. Und wenn sich dann etwas Neues erschließt, kannst du etwas anderes machen. Dann kannst du deinem Lebenslauf schreiben: ‚Guck mal, ich habe eine Ausbildung, auch wenn es nicht mein Traum ist, aber ich habe das gemacht, was Gott mir vor die Füße gelegt hat.‘“
Das war so krass für ihn, er sagte: „Oh, das kann ich nicht machen.“ Wir sagten ihm: „Ich glaube, dir bleibt nichts anderes übrig, als von deinem hohen Ross herunterzugehen und dich zu beugen.“ Aber wenn du schon zwei Jahre in einer Firma bist, in der du eigentlich nicht bleiben möchtest, und dann noch mal eine dreijährige Ausbildung machst – das war für ihn echt schwer. Er musste seine Rechte niederlegen.
In dem Moment, als er innerlich fest entschlossen war, zu seinem Chef zu gehen und das Angebot zur Ausbildung anzunehmen – das die ganze Zeit noch stand –, sagte sein Chef immer wieder: „Wenn du möchtest, kannst du. Wir suchen Leute wie dich, wir brauchen Leute wie dich.“ Kurz darauf bekam er Schreiben von den Universitäten, dass er einen Studienplatz bekommt. Inzwischen hat er sein Studium beendet.
Ich bin für etwas Höheres berufen. Ich brauche Ehre, ich brauche Ruhm. Es ist so interessant, dass wir oft erst dann in die Lage versetzt werden, Gottes Wunder zu erleben und zu sehen, wenn wir anfangen loszulassen und Gott einfach Chef sein lassen.
Wer jedoch krampfhaft an seinem vermeintlichen Glück und an seinen Rechten festhält, wird am Ende leer ausgehen.
Boas’ öffentliches Bekenntnis und die Anerkennung durch die Gemeinde
Ich bin mir sicher, gerade bei diesem Thema könnten wir unzählige Beispiele aus unseren Reihen finden. Unser Boas sagt in Vers 9: „Ihr seid heute Zeugen dafür, dass ich aus der Hand Noomis hiermit alles erworben habe, was dem Elimellich und allem, was Kiljon und Machlon gehört hat. Somit habe ich mir auch Machlons Frau Ruth, die Moabiterin, als Frau erworben, um den Namen des Verstorbenen auf seinem Erbteil neu erstehen zu lassen, damit nicht der Name des Verstorbenen ausgerottet wird, aus dem Kreis seiner Brüder und aus dem Tor seines Heimatortes. Ihr seid heute Zeugen.“
Merkt ihr, worum es ihm geht? Es geht ihm um den Namen des Verstorbenen, nicht um seinen eigenen Namen. Wir sehen in Boas eine Selbstlosigkeit zum Dienst, eine Aufopferung für den anderen.
Und was passiert in dem Augenblick, in dem er das ausspricht und sagt: „Es ist ein Risiko, ich weiß. Es wird mich viel kosten, und das ist für mich eine Rechnung, die eigentlich ins Minus geht.“ Was passiert dann?
Das ganze Volk, das im Tor war, und die Ältesten sagten: „Wir sind Zeugen. Der Herr mache die Frau, die in dein Haus kommt, eine moabitische Frau aus einem gottlosen Volk. Der Herr mache die Frau, die in dein Haus kommt, wie Rahel und Lea, die beide das Haus Israel gebaut haben.“
Rut, die moabitische Frau, soll so wie die Mütter Israels werden. „Gewinne du Vermögen in Ephrata, und dein Name werde gerühmt in Bethlehem. Von den Nachkommen, die der Herr dir von dieser jungen Frau geben wird, soll dein Haus wie das Haus des Peretz werden, den Tamar, dem Judah, geboren hat.“
Auf einmal sehen wir: Hier ist Anerkennung, hier ist Respekt im Raum, Wertschätzung dessen, was der andere auf ungewöhnlichen Wegen versucht hat zu erreichen. Bei Boas sehen wir, dass er durch seine Hingabe Wertschätzung, Anerkennung und Ehre erhält. Und der Name soll gerühmt werden.
Das ist die Logik, von der wir vorne beim Thema sprachen: Der Weg nach oben führt nach unten. Bin ich bereit, mich zu demütigen, damit Gottes Hand mich zu seiner Zeit erhöht?
Diese Verse sind natürlich nicht als Lektion zu verstehen, dass wenn wir selbstlos handeln, wir automatisch Ruhm und Ehre unter Menschen erhalten – so als eine Art Versprechen. Das ist nicht die Lektion, die ich hier meine.
Ganz im Gegenteil: Wenn man den Text so versteht, gerät man in große Probleme mit dem Neuen Testament und mit Jesus selbst. Denn Jesus kritisiert eine solche Haltung, wenn er sagt in Johannes 5,44: „Bei euch will ja nur einer vom anderen Anerkennung bekommen, nur die Anerkennung bei dem einen wahren Gott sucht ihr nicht.“
Und in Philipper 2,3 heißt es: „Tut nichts aus Eigennutz oder eitler Ruhmsucht.“ Wörtlich heißt es „aus leerer Ehre“. Tut es nicht aus leerer Ehre, einer Ehre, die zu Ende geht, die vergänglich ist.
Also ist das eine falsche Rechnung. Wer so rechnet, dem geht es nicht um Selbstlosigkeit.
Aber ich will trotzdem aus diesen Sätzen etwas lernen für unser Verhalten hier miteinander. In Emmendingen sollte es nicht selten sein oder ein Fremdwort, Anerkennung für andere Geschwister, die selbstlos handeln.
Für mich ist das ein Beispiel einer Kultur der Ehre, die die Israeliten hier anwenden. Sie sehen, dass jemand Gottes Plan folgt, selbstlos handelt und sich selbst hingibt. Und sie tun nicht so, als wäre das egal oder sagen: „Ja, dann mach doch dein Ding.“ Stattdessen wertschätzen sie es.
Das ist ein Prinzip, das auch im Neuen Testament zu finden ist: „In der Bruderliebe seid herzlich zueinander, in Ehrerbietung einer dem anderen vorangehend, zuvorkommend.“
Eine Kultur der Ehre bedeutet, dass wir uns ehren, wertschätzend und respektvoll miteinander umgehen. Wenn wir sehen, dass jemand aufopferungsvoll ist, heißt das nicht, dass wir ihn huldigen. Aber wir erkennen an, dass hier jemand die Wege Gottes gehen möchte.
Wir helfen ihm auch auf seinem Weg und segnen ihn im Namen Gottes. Das ist es, was die Ältesten hier tun.
Gottes Wirken in Schwangerschaft und Geburt als Zeichen seines Handelns
In Vers 13 lesen wir: „So nahm Boas die Ruth, und sie wurde seine Frau, und er ging zu ihr ein.“
Nun heißt es nicht einfach: „Sie gebar einen Sohn“, sondern: „Der Herr schenkte ihr Schwangerschaft, und sie gebar einen Sohn.“
Ist das nicht interessant? Wir denken oft, Menschen machen so etwas. Ja, schon irgendwie. Menschen sind durchaus aktiv. Aber Ruth Kapitel 4 zeigt uns, dass der Herr die Schwangerschaft schenkt. Gott schenkt hier, Gott initiiert.
Das ist das Besondere an dem Buch Ruth: Zum zweiten Mal tritt Jahwe, der Gott Israels, aktiv in Erscheinung. Gott ist wieder ganz offensichtlich da, handelt und schenkt die Schwangerschaft. Ruth bekommt ihr erstes Kind.
Was wünschen sich junge Mütter, die ihr erstes Kind bekommen? Sicherlich ist es auch bei den nächsten Kindern so, aber beim ersten Kind fiebert man besonders darauf hin. Und wenn das Kind dann da ist, was wünscht man sich? Natürlich, dass alle anderen dazukommen und mit dir feiern, sich mit dir freuen.
Dass jeder sagt: Dein Kind ist das Allerschönste, auch wenn es vielleicht nicht so ist. Alle sollen kommen und sich mit mir freuen: „Du hast ein Kind geboren, wir freuen uns mit dir.“
Die besondere Rolle Naomis und die Demut Ruths im Abschlusskapitel
Was passiert aber in Kapitel vier? Da sagten die Frauen zu Naomi: "Gepriesen sei der Herr, der es dir heute nicht an einem Löser hat fehlen lassen. Sein Name werde gerühmt in Israel. Er wird dir ein Erquicker der Seele sein und ein Versorger deines Alters, denn deine Schwiegertochter, die dich liebt, hat ihn geboren. Sie ist dir mehr wert als sieben Söhne."
Eine fantastische Aussage am Ende dieses Buches! Und Naomi nahm das Kind, legte es auf ihren Schoß und wurde seine Betreuerin. Die Nachbarinnen gaben ihm einen Namen und sagten: "Ein Sohn ist der Naomi geboren." Sie gaben ihm den Namen Obed, der Vater Isaies, des Vaters Davids.
Eine Frau trägt etwa neun Monate ein Kind in sich, dann kommt es zur Welt. Man würde denken, alle kommen zu mir, um das Kind zu sehen. Doch sie gehen an dir vorbei und laufen zu Naomi: "Super, heute wurde dir ein Kind geboren." Was ist das? Das ist doch frech. Ganz ehrlich, wenn in dem Augenblick die ganze Gemeinde ins Krankenhaus kommt, weil ein Kind geboren wurde, und ihr lauft alle zu meiner Schwiegermutter – das macht das Verhältnis nicht besser.
Es ist nicht interessant, dass Naomi im Vordergrund steht. Was soll uns das sagen? Wie heißt denn dieses Buch? Dieses Buch heißt nicht Naomi, es heißt Ruth. Wer ist die zentrale Person in dieser Geschichte? Ruth. Es ist ihre Geschichte, ihr Glaubensvorbild. Sie ist die Aktive, die Gläubige in diesem Text. Sie ist das Vorbild.
Es sollte um sie gehen, um Ruth, die alles selbstlos für andere hingibt, die sich aufopfert und jetzt so ein Kind bekommt. Es sollte um sie gehen. Doch im letzten Kapitel tritt Ruth ungewöhnlich stark in den Hintergrund. Man kann sich fragen: "Moment mal, wo ist Ruth?" Fast beiläufig wird ihr Name genannt, aber sie tritt nicht mehr als Aktive, als die Handelnde in Erscheinung.
Noamis Name wird im Kapitel doppelt so oft genannt wie der von Ruth. Ich glaube, Gott möchte uns hier wieder das Prinzip bei Ruth zeigen: Ruths Weg nach oben führt nach unten. Ruth ist selbstlos. Sie ist bereit, alles aufzugeben, bereit, in den Hintergrund zu treten, sich nicht groß zu machen, sondern anderen zu dienen. Sie steht da und kann es mitgenießen, dass Naomi, die einen so schweren Weg hatte – ebenso schwer wie Ruth –, wieder neu aufblüht.
Naomi, diese verbitterte, arme Person, sieht, dass sie den Segen Gottes und die Barmherzigkeit erfassen kann. Sie kann Gott wieder neu lieben und vor allem auch ihre Mitmenschen. Wir haben es gelesen: Die Beziehung zwischen Ruth und Naomi ist wiederhergestellt.
Ruth drängelt sich nicht nach vorn und sagt: "Momentchen mal, was ist mit mir? Was ist mit meinem Namen? Sollte es nicht hier um mich gehen?" Sie tritt zurück in diesem Kapitel. Das soll uns etwas über ihre Herzenshaltung sagen und uns fragen lassen: Sind wir auch so unterwegs wie Boas? Denn der Weg nach oben geht ja, aber indem man nach unten geht.
In diesem Kapitel sehen wir ziemlich klar: Gott handelt an Einzelpersonen, an Individuen. Wir haben es vorhin von Daniel gehört: Gott ist treu. Wir wissen nicht, was dieses Jahr passiert, aber Gott ist treu.
Wenn wir dieses Buch lesen, können wir sagen: Gott, du bist treu, du bist treu zu mir. Du siehst den Einzelnen, du siehst die persönliche Geschichte und bist in der Lage, fürsorglich für den Einzelnen zu sein und das Richtige zu tun. Ich bin auch ein Individuum mit ganz individuellen Schwierigkeiten, Herausforderungen und Problemen. Du kannst auch an mir etwas tun. Dieses Jahr lege ich dir mein Leben hin und handle.
Noamis anfängliche Lehre wurde endgültig beendet, Ruths Beziehung zu Naomi völlig wiederhergestellt. Boas bekommt eine tüchtige Frau. Jeder wird individuell von Gott gesegnet.
Doch am Ende des Kapitels zeigt uns dieses Buch: Gott handelt an Individuen, aber Gottes Plan geht auch darüber hinaus. Gott handelt im Verborgenen, wenn er an uns persönlich arbeitet. Gott hat mehr im Sinn mit deinem Leben.
Gott möchte nicht nur dich segnen, damit du einen Segen erfährst und glücklich bist. Er möchte, indem er an Individuen arbeitet, auch sein ganzes Volk erreichen und an seinem Volk arbeiten, es verändern.
Wie kommen wir darauf? Erst im Nachhinein wird so ein Buch geschrieben, und wir lesen, dass König David in die Generationsfolge gehört – von Ruth. David soll ein Segen auch für das ganze Land sein.
David ist bis heute der größte israelische König, den es gab, und ein Mann nach dem Herzen Gottes, ein Segen für das Volk. Gott hat das schon im Plan. Die Individuen sehen das aber nicht, sie können es nicht erkennen.
Ruth sitzt da und denkt nicht: "Ja, ich werde irgendwann mal eine ziemlich große Nummer in Israel." Das weiß sie nicht. Doch dieses Buch beschreibt uns in der Rückschau: Auch wenn ihr die Wege, die Gott geht, noch nicht erkennt, ihr seid ein Teil im Volk Gottes.
Gott möchte durch euch, durch individuelle Geschichten, das Volk segnen. Deshalb gehen wir oft völlig daran vorbei. Das ist für mich ein mahnendes Wort an dieser Stelle.
Wenn wir zu Gottesdiensten gehen und uns als bloßes Individuum sehen, sagen: "Ich konsumiere und hole mir meine Portion göttliche Botschaft ab, gehe wieder nach Hause und freue mich für mich alleine" – dann verstehen wir den Bund mit Gottes Volk nicht richtig.
Ja, mit jedem Einzelnen wird individuell ein Bund geschlossen. Wir erfahren Gott alle einzeln und persönlich, und das ist gut. Aber Gott hat immer den Plan, sich ein Volk auszuwählen und es leuchten zu lassen.
Du bist ein Zahnrädchen im System, du bist nicht eine ganze Uhr allein. Du brauchst die anderen, und die anderen brauchen dich.
Ruth war eine Nullnummer, aber Gott hat sie gebraucht, um Großes in Israel zu tun. Sie wird die Uroma von David sein.
Wenn wir weiterlesen und uns viele Stunden Zeit nehmen würden, die Geschichte Israels weiterverfolgen, würden wir sehen: König David war ein großer Mann, ein großer Segen für Israel. Aber es gab ein Hauptproblem des Volkes, das David nicht lösen konnte.
Es gab eine Sache, von der das Volk nicht erlöst und befreit werden konnte. Das sehen wir im Alten Testament auf ermüdenden Seiten, wie das Volk durch Opfer versucht, in eine intakte Beziehung zu Gott zu kommen.
Immer wenn sie ein neues Sündopfer bringen, wird ihnen neu vor Augen gemalt: Hier ist niemand, der lösen kann. Niemand, der uns von unserer Schuld befreien kann – von unserem Hauptproblem. Nicht nur eine kurze Hungersnot, sondern ein echtes geistliches Problem.
Wir brauchen Erlösung von unserer Schuld. Auch David war nicht fehlerfrei, obwohl er ein Mann nach Gottes Herzen war. Es gab keinen König, so viele es auch waren, der dieses Hauptproblem lösen konnte.
Jeder, der in der Geschichte Israels stand, musste am Ende sagen: "Ich kann nicht lösen, ich kann nicht befreien. Der Preis ist zu hoch. Ich kann nicht eintreten für dieses Volk und es erlösen."
Aber Gott sei Dank haben wir nicht nur das Alte Testament, sondern auch das Neue Testament. Im Matthäusevangelium Kapitel eins lesen wir, wie Jesus zur Welt kommt – und sehen interessanterweise einen Stammbaum.
So wie das Buch Ruth endet, beginnt das Matthäusevangelium mit einem Stammbaum. Dort lesen wir nicht von Naomi, sondern von Ruth, der Uroma von David, dann David, Generation für Generation, und schließlich kommt Jesus.
Warum ist Jesus gekommen? Matthäus sagt uns fast direkt nach diesem Stammbaum in Vers 21, Kapitel 1: Jesus wird sein Volk erlösen von seinen Sünden.
Das Buch Ruth ist ein Buch mit Happy End, aber auch mit einer großen Erwartungshaltung. Ein König wird kommen, der es gut machen wird.
David musste selbst erkennen: "Ich bin es nicht, es wird jemand kommen, der größer ist als ich." Jesus wird von einem Engel angekündigt. Er ist der Löser, unser Erlöser.
Er ist nicht Mr. So und So. Sein Name ist der einzige Name unter dem Himmel, der uns gegeben ist zur Erlösung. So können wir wirklich hingehen und sagen: "Ich habe hier nicht nur ein Feld zu verkaufen, sondern mein ganzes Leben ist hinüber. Herr, erlöse mich, Jesus, du bist der Löser. Sei du treu."
Insofern ist das Buch Ruth eine wunderbare Überleitung zum Abendmahl, das wir jetzt miteinander feiern werden.
Ich möchte aus Matthäus 26 nur wenige Verse vorlesen: "Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete es, brach es und gab es den Jüngern und sprach: Nehmt, esst, dies ist mein Leib! Und er nahm einen Kelch, dankte, gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."
Jesu Weg nach oben führte nach unten. Jesus hat sich völlig hingegeben, völlig selbstlos, um uns zu erlösen und uns mitzuziehen zum Vater im Himmel.
Die Bedeutung von Ruth im Heilsplan Gottes und die Verbindung zu König David
Wie kommen wir darauf? Ein solches Buch wird ja erst im Nachhinein geschrieben. Wir lesen darin, dass König David in die Generationsfolge gehört, von Ruth abstammt und dass er zu einem Segen für das ganze Land werden soll.
David ist bis heute der größte israelische König, der je gelebt hat, und ein Mann nach dem Herzen Gottes. Er soll ein Segen für das Volk sein. Gott hatte das von Anfang an im Plan. Die einzelnen Menschen selbst sehen das jedoch oft nicht. Sie können es nicht erkennen.
Ruth sitzt nicht da und denkt: „Ja, ja, ich werde irgendwann mal eine ziemlich große Nummer in Israel werden.“ Das weiß sie nicht. Doch dieses Buch beschreibt uns in der Rückschau: Auch wenn ihr die Dinge noch nicht erkennt, die Wege, die Gott geht, sind vorhanden. Ihr seid ein Teil im Volk Gottes, und Gott möchte durch euch, durch individuelle Geschichten, das Volk segnen.
Deshalb gehen wir völlig daran vorbei. Für mich ist das ein mahnendes Wort an dieser Stelle: Wenn wir in Gottesdienste gehen, uns hier und heute als bloßes Individuum sehen, sagen: „Ich konsumiere und hole mir meine Portion göttliche Botschaft ab und gehe wieder nach Hause“, dann verfehlen wir etwas Wesentliches.
Gott hat einen Bund mit seinem Volk geschlossen. Ja, mit jedem Einzelnen individuell. Wir erfahren Gott alle einzeln und persönlich, und das ist gut. Aber Gott hat immer den Plan, sich ein Volk auszusuchen und es leuchten zu lassen.
Du bist ein Zahnrädchen im System, du bist nicht eine ganze Uhr alleine. Du brauchst die anderen, und die anderen brauchen dich. Ruth war eine Nullnummer, aber Gott hat sie gebraucht, um Großes in Israel zu tun. Sie wird die Uroma von David sein.
Die Grenzen menschlicher Erlösung und die Ankunft des Erlösers Jesus Christus
Wenn wir jedoch weiter lesen und uns viele Stunden Zeit nehmen, um die Geschichte Israels fortzusetzen, würden wir feststellen: König David war zwar ein großer Mann und ein großer Segen für das Volk Israel, doch es gab ein Hauptproblem, das David nicht lösen konnte.
Es gab etwas, wovon sein Volk sich nicht erlösen und befreien konnte. Das sieht man auf vielen Seiten im Alten Testament. Das Volk versucht immer wieder durch Opfer, eine intakte Beziehung zu Gott herzustellen. Doch jedes Mal, wenn ein neues Sündopfer dargebracht wird, wird ihnen aufs Neue vor Augen geführt: Hier ist niemand, der uns wirklich erlösen kann. Niemand, der uns von unserer Schuld befreit – von unserem Hauptproblem. Es geht nicht nur um eine kurzfristige Hungersnot, sondern um ein tiefgreifendes geistliches Problem. Das Volk braucht Erlösung von seiner Schuld.
Auch David war nicht fehlerfrei, obwohl er ein Mann nach dem Herzen Gottes war. Es gab keinen König, und so viele kamen, der in der Lage gewesen wäre, dieses Hauptproblem zu lösen. Jeder, der in der Geschichte Israels an der Macht war, musste am Ende sagen: „Ich kann nicht lösen, ich kann nicht befreien. Der Preis ist zu hoch. Ich kann nicht für dieses Volk eintreten und es erlösen.“
Doch Gott sei Dank haben wir nicht nur das Alte Testament, sondern auch das Neue Testament. Im Matthäusevangelium Kapitel 1 lesen wir, wie Jesus zur Welt kommt. Interessanterweise beginnt das Evangelium mit einem Stammbaum. So wie das Buch Ruth endet, beginnt das Matthäusevangelium mit einem Stammbaum.
Dort lesen wir nicht nur von Naomi, sondern von Ruth, der Uroma von David. Generation um Generation folgt, bis Jesus geboren wird. Warum ist Jesus gekommen? Matthäus sagt uns fast direkt nach dem Stammbaum in Vers 21 von Kapitel 1: Jesus wird sein Volk von seinen Sünden erlösen.
Das Buch Ruth hat ein Happy End, aber auch eine große Erwartungshaltung. Ein König wird kommen, der alles gut machen wird. David selbst musste erkennen: Ich bin es nicht. Es wird jemand kommen, der größer ist als ich.
Jesus wird von einem Engel angekündigt. Er ist der Erlöser, unser Erlöser. Er ist nicht nur ein „Mister so und so“. Sein Name ist der einzige Name unter dem Himmel, der uns zur Erlösung gegeben ist. So können wir wirklich sagen: „Ich habe hier nicht nur ein Feld zu verkaufen, sondern mein ganzes Leben ist verloren. Herr, erlöse mich! Jesus, du bist der Erlöser. Sei du treu!“
Abschluss: Jesu Hingabe als Vorbild und Überleitung zum Abendmahl
Insofern ist das Buch eine wunderbare Überleitung zum Abendmahl, das wir jetzt miteinander feiern werden.
Ich möchte aus Matthäus 26 nur wenige Verse vorlesen:
„Während sie aber aßen, nahm Jesus Brot, segnete es, brach es und gab es den Jüngern und sprach: ‚Nehmt, esst, das ist mein Leib!‘
Und er nahm einen Kelch, dankte, gab ihn ihnen und sprach: ‚Trinkt alle daraus! Denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden.‘“
Jesu Weg nach oben führte nach unten. Jesus hat sich völlig hingegeben, völlig selbstlos, um uns zu erlösen und uns mitzuziehen zum Vater im Himmel.
