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Verantwortlich unter Christen leben

1. Thessalonicher 2,17-3,5

Einleitung

Sicherlich hat der eine oder andere von uns auf einer Postkarte oder vielleicht sogar in Natur einen kalifornischen Mammutbaum gesehen. Diese Bäume werden bis zu 4000 Jahre alt und erreichen eine Höhe von ca. 100 Metern. Manchmal werden durch solche Bäume Tunnels ausgeschlagen, so dass sogar Autos durchfahren können.

Über diese Mammutbäume erzählen die Fachleute eine ganze Reihe erstaunlicher Tatsachen:
1. Sie stehen so gerade, als wären sie nach dem Senkblei ausgerichtet hingestellt, ansonsten würde das Gewicht diesen Baum umreissen.
2. Die Rinde dieses Baumes schwitzt eine eigentümliche Säure aus, die alle Schädlinge zum schleuningen Rückzug veranlasst.
3. Sie haben die Fähigkeit einen neuen Wipfel zu bilden, wenn die Stürme, die vom Pazifik her brausen, die alte Krone gebrochen hat.
4. Sie kommen nur in Gruppen vor Das Grundgeheimnis ihrer wunderbaren Standfestigkeit ist, dass sie in Gruppen stehen und obgleich sie keine Pfahlwurzeln haben, sondern nur Wurzeln, die sich unter der Oberfläche des Bodens allerdings weit ausbreiten. Diese Wurzeln der Bäume verflechten sich untereinander so fest und sind dabei so elastisch, dass sich die Mammutbäume gegenseitig halten, selbst wenn die gefürchteten Hurrikane wüten. [1] Ein schönes Bild, wie Christen untereinander verbunden sein sollten. Sich gegenseitig stützen, stärken und halten, damit sie in den stärksten Stürmen standhalten können. Dies ist tatsächlich möglich, wenn Christen verantwortlich untereinander leben. Wie das aussehen kann, lebt uns Paulus vor. Text lesen: 1.Thess.2,17-3,5

I. Verantwortlich leben heisst:
Sich um den anderen zu sorgen (2,17-18)

Paulus zerreisst es fast vor Sehnsucht zu den Geschwistern in Thessalonich. Dies zeigt er ihnen ganz unverblümt, denn er beschreibt, wie er sich vorkommt, nämlich wie ein Vater, der von seinen Kinder gewaltsam weggerissen wurde. orfanos: eigentlich das der Eltern beraubte Kind, aber seit alters auch im umgekehrten Verhältnis gebraucht, steht hier in bezug auf den geistlichen Vater (1.Thess.2,11.7). Paulus wählt es statt des für räumliche Trennung nächstliegenden choristhentes, um der zärtlichen Liebe und damit der schmerzlichen Entbehrung Ausdruck zu geben. [2] Wie nun Paulus gewohnt war, ging er zu ihnen hinein und redete mit ihnen an drei Sabbaten von der Schrift, Apg.17,2. Sie fanden sie aber nicht. Da schleiften sie Jason und einige Brüder vor die Oberen der Stadt und schrien... Apg.17,6. Die Brüder aber schickten noch in derselben Nacht Paulus und Silas nach Beröa... Apg.17,10

Diese abrupte Trennung ist wie wenn er als Vater seine Kleinkinder ihrem Schicksal überlässt. Ohne Vorkehrungen zu treffen sie verlässt und nicht mehr für sie sorgen kann. Ein Vater möchte für seine Kinder sorgen und sie nicht hilflos ihrem Schicksal überlassen. Eine grosse Sehnsucht erwacht in Paulus. Sie möchten die Christen in Thessalonich unbedingt sehen. Paulus und seine Begleiter verzehren fast vor Sehnsucht. Sie versuchen immer wieder nach Thessalonich zu reisen. Denn wie gesagt - sie wollen ihre Geschwister sehen. Dieses Verlangen wird hier in ganz besonderer Weise beschrieben. Man könnte auch übersetzen: mit grosser Begierde haben wir uns bemüht euch zu sehen. Dieses Wort verwendet Paulus ansonsten meist in einem negativen Sinn. Die Begierde, die uns ins Verderben bringt. Die Begierde unseres Fleisches usw. Diese Begierde haben wir als Christen abgelegt, so schreibt Paulus: Die aber Christus Jesus angehören, die haben ihr Fleisch gekreuzigt samt den Leidenschaften und Begierden (epithumiais). Gal.5,24. Nur zweimal braucht Paulus dieses Wort im positiven Sinn. Sein Verlangen beim Herrn zu sein: Denn es setzt mir beides hart zu: ich habe Lust (epithumian), aus der Welt zu scheiden und bei Christus zu sein, was auch viel besser wäre; Phil.1,23. Und hier, sein grosses Verlangen, seine Begierde die Thessalonicher zu sehen. Viel deutlicher hätte Paulus seine unbändige Sehnsucht nach der Gemeinde nicht ausdrücken können. Wie aus dem Folgenden hervorgeht (3,3-5), machten sie sich Sorgen über die Gemeinde. Sind sie im Glauben festgeblieben oder haben sie sich abgewandt? Paulus hatte keine Ruhe. Er wusste sich verantwortlich für diese Christen und er bot alle Kräfte auf, sie bald wieder zu sehen. Aber er wurde behindert, wie er sagt, durch Satan, den Widersacher Gottes.

Paulus umschreibt die genaueren Umstände nicht, aber er ist sich offenbar im Klaren, dass nicht Gott sie daran hindert, sondern, dass der Satan sich diesem Vorhaben entgegenstellt. Deshalb zweifelt aber Paulus nicht Gottes an Allmacht, und er beklagt, dass Gott die Versuche des Satans nicht zunichte macht. Nein, er anerkennt in einer uns vielleicht befremdenden Selbstverständlichkeit die geistlichen Tatsachen, dass der Satan der Fürst der Welt ist und dass er seine Möglichkeiten ausschöpft. Paulus ist also ein geistlicher Realist und nicht ein Schwärmer, der die geistlichen Tatsachen aus den Augen verliert und über jede mögliche und unmögliche Situation den Sieg Jesu ausruft. Der Sieg Jesu ist nämlich am Kreuz auf Golgatha errungen worden. Das ist der Sieg über unsere Sünde, der Sieg über unseren Tod. Der Sieg Jesu zeigt sich nicht in der Bewältigung von äusseren Umständen, sondern in der Bewältigung des menschlichen Herzens. Deshalb lässt sich Paulus durch diese widrigen Umstände nicht beirren: Gott hat seinen Sieg bereits vollbracht und Paulus ist darüber so sicher, dass er keine neuen Beweise benötigt. Paulus kennt seine Verantwortung. Wenn ihm Hindernisse begegnen deutet er sie nicht als Gottes Anweisung etwas anderes zu machen. Er sieht darin Satan, der Gottes Werk mit allen Mitteln zerstören will und dessen Hindernisse man überwinden muss.

Anwendung

Es ist gut, wenn wir mit Hindernissen so realistisch umgehen wie Paulus. Evtl. Das Beispiel mit Hans-Jörg Rätz, wo unser Telephon etwa drei Mal unterbrochen wurde. Es ist wichtig, die Verantwortung für andere Christen zu übernehmen. In einer Gesellschaft, wo der einzelne Mensch so hoch gehalten wird. Wo man jeden seinen eigenen Weg gehen lässt. Jeder muss selber wissen was er tut. In einer Welt, wo die Verherrlichung des Individuums ihre Blüten treibt, müssen wir als Christen neu lernen uns füreinander verantwortlich zu wissen. Wir müssen neu lernen für und mit den anderen zu denken und uns zu sorgen, wie dies Paulus uns hier vorgelebt hat. Verantwortung für den Anderen zu übernehmen.

II. Verantwortlich Leben heisst: Das Ziel im Auge behalten (2,19-20)

Dieses Sorgen um den Anderen. Das Anteil nehmen an seinem Ergehen, ist von einem ganz bestimmten Ziel geleitet, dieses Ziel gibt dem Sorgen überhaupt Bedeutung. Man kann sich auch bedeutungslos sorgen. Paulus sagt: Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder unser Ruhmeskranz - seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus, wenn er kommt? 2,19. Paulus sorgt sich nicht einfach weil er das schön findet. Er hat ein klares Ziel vor Augen: Jesus, der wiederkommt. Paulus geht es nicht um die Stellung der Gemeinde ihm gegenüber, sondern um die Stellung der Gemeinde gegenüber Jesus, wenn er kommt. Das ist das innigste Bestreben des Paulus. So schreibt er z.B. den Philippern: Und ich bete darum, dass eure Liebe immer noch reicher werde an Erkenntnis und aller Erfahrung, / so dass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstössig seid für den Tag Christi. Phil.1,9-10. Das ist das Ziel unseres Glaubens. Wenn wir verantwortlich leben und uns um einen Gläubigen kümmern, dann muss uns immer dieses Ziel vor Augen sein: Es geht darum, dass wir bereit sind, wenn Jesus wiederkommt. Oder wie es Johannes uns sagt: Und nun, Kinder bleibt in ihm, damit wir, wenn er offenbart wird, Zuversicht haben und nicht zuschanden werden vor ihm, wenn er kommt. 1.Joh.2,28.

Evangelisation

Eine grundsätzliche Voraussetzung muss aber gegeben sein, damit ich am Tag, da Jesus kommen wird ihm überhaupt begegnen kann und ich mich nicht verstecken muss: Ich muss ewiges Leben sein. Ich muss ein Kind Gottes sein. Wie man das werden kann macht Jesus deutlich wenn er sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Joh.5,24. Jesus lädt jeden ein. Wenn Du noch nicht zu ihm gekommen bist, dann ruft er Dir zu: Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. / Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Mt.11,28-29. Du musst nichts aus eigener Kraft machen. Jesus hat für Dich alles vorbereitet, so lesen wir im Titusbrief: Jesus Christus, der sich selbst für uns gegeben hat, damit er uns erlöste von aller Ungerechtigkeit und reinigte sich selbst ein Volk zum Eigentum, das eifrig wäre zu guten Werken. Tit.2,14. Lass Dich doch einladen. Deine Sünden bekennen, umkehren zu Jesus hin, damit Du von Jesus rein gemacht wirst, wohlgefällig vor Gott, dass Du bereit bist, wenn Jesus kommt. Gerne helfe ich dabei.

III. Verantwortlich Leben heisst:
Hand anlegen und Opfer bringen (3,1-5)

Paulus und seine Mitarbeiter ertrugen es nicht mehr länger, ohne Nachricht von Thessanlonich zu sein. Sie wollten wissen, wie es um die Gemeinde steht. Sie hatten Angst, dass die Gemeinde sich vom Glauben an Jesus abwendet. Das Wort das hier mit wankend übersetzt ist, wurde eigentlich vorwiegend für das schwänzeln der Hunde benutzt. Wer einen Hund hat, weiss wie er freudig schwänzelnd einem entgegenkommt und begrüsst, dass man sich richtig geschmeichelt fühlt. Paulus hatte Angst, dass sich die Thessalonicher betören lassen: 
Die Betörung besteht für die Neubekehrten in der Aussicht, durch Abfall von Christus den Druck wieder loszuwerden.
Dies ist nach dem Urteil des Apostels eine schmeichlerische Täuschung, weil die verlockende Erleichterung mit dem Verlust des ewigen Lebens erkauft würde. Dieses Werk der Betörung schreibt Paulus dem Versucher zu (V.5). Und wenn der Versucher Erfolg hat, so wäre für Paulus sein ganzes Bemühen vergeben gewesen. - sozusagen: nichts gewesen ausser Spesen. Auch an diesem Punkt ist Paulus ein absolut geistlicher Realist. Er weiss darum, dass wir unseren Glauben nicht einfach gepachtet haben, sondern dass sich unser Glaube bewähren muss, ansonsten ist alles umsonst. Wie Jesus dies mit dem Gleichnis vom Sämann erklärt. Von dem Samen, der aufgeht und durch Böses, durch Bedrängnis und Verfolgung, durch Sorgen der Welt und betrügerischen Reichtum, wieder verdorren und kaputtgehen. Paulus unterwies die Gemeinde, als sie dort waren, ständig, indem er Ihnen erklärte, dass ihr Glaube Verfolgung mit sich bringen wird. Deshalb sollten wir uns doch gut überlegen, wie wir das Evangelium verkündigen, denn die Aussichten im jetzigen Leben sind nicht sehr gut, jedoch sind sie für unser Leben nach dem Tod unüberbietbar. Paulus gab sich damit also nicht zufrieden, indem er sagte: der Herr wird schon sehen, sondern sie legen Hand an und senden ihren besten Mann, Timotheus, damit der die Gemeinde stärkt. Ihnen hilft und sie ermutigt Jesus treu zu bleiben. Paulus bleibt allein in Athen zurück, was für ihn ein grosses Opfer ist. Lieber wäre er in Gemeinschaft mit Timotheus geblieben. Aber die Gemeinde war ihm wichtiger als sein persönliches Wohlbefinden.

Anwendung

Oft ist es so, dass wir ganz praktisch Hand anlegen müssen. Mit beten allein ist es nicht getan, das Gebet ist ausserordentlich wichtig und unabdingbar. Paulus sagte aber nicht: Wir beten und der Herr wird schon zum rechten sehen. Nein - Er betete und handelte. Er wusste um seine Verantwortung, die er wahrzunehmen hatte. Wenn sich Menschen bekehren, so haben wir auch eine Verantwortung. Wir dürfen sie nicht einfach selber schwimmen lassen. Wir müssen uns um ihre Unterweisung bemühen, denn das gehört auch zum Missionsauftrag. - lehrt sie halten... Der Teufel ist sehr schnell dabei, Jungbekehrte auf einen anderen Weg zu bringen. Evtl. Bsp. von Robert Bühler Unser persönliche Einsatz ist gefordert. Vielleicht wäre es gut, wenn du heute noch jemandem anrufst und nach seinem ergehen dich erkundigst, oder einen Besuch machst.

Schluss

Was uns Paulus hier vorlebt, das meine ich, ist das, was er von den Galatern fordert, wenn er schreibt: Liebe Brüder, wenn ein Mensch etwa von einer Verfehlung ereilt wird, so helft ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist, ihr, die ihr geistlich seid; und sieh auf dich selbst, dass du nicht auch versucht werdest. / Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen. Gal.6,1-2. Bitten wir Gott, dass er uns die Verantwortung zeigt, die jeder von uns hat. Damit wir verantwortlich miteinander leben. So werden unsere Wurzeln untereinander verflochten, wie bei den Mammutbäumen. Dann erweisen wir uns als Christen, die glaubwürdig vorangehen, dem Herrn entgegen. Amen

_ [1]Beispiel 387.

[2]Ernst von Dobschütz: Die Thessalonicher-Briefe, KEK, S. 120.