Herr Präsident! Ich wurde eben gebeten, noch ein paar Sätze zu mir und meinem Leben zu sagen. Ich bin 44 Jahre alt. Bis vor einiger Zeit war ich noch stolz auf meinen Jahrgang 1957. Doch seitdem ich weiß, dass Osama Bin Laden im gleichen Jahr geboren wurde wie ich, kann ich nicht mehr so stolz darauf sein.
Trotzdem bleibt es dabei: 1957 geboren, in der Nähe von Kassel, in Hessen. Mit 22 Jahren, während meiner Armeezeit, bin ich zum lebendigen Glauben an Jesus Christus gekommen. Ich war bei der Luftwaffe, auf dem Weg, Berufssoldat zu werden. In einer Krisensituation während meines Dienstes auf einem Fliegerhorst habe ich zum Glauben gefunden und Christus mein Leben übergeben. Das ist nun schon 22 Jahre her.
Bald werde ich länger im Glauben leben, als ich vorher ohne Gott gelebt habe. Wenn ich diese beiden Hälften vergleiche, gibt es für mich keine Frage, was lohnender war. Nachdem ich zum Glauben gekommen war, bin ich nach Süddeutschland gezogen. Dort habe ich zwanzig Jahre lang in Baden-Württemberg gelebt, im sogenannten Ländle, im Schwabenländle. Das war eine sehr schöne Zeit.
Wir haben im Schwarzwald, dann in Karlsruhe und später in Mannheim gelebt – zwanzig Jahre lang. Erst vor bald zwei Jahren sind wir reumütig nach Hessen zurückgekehrt. Jetzt wohnen wir in der Nähe von Fulda, grob gesagt zwischen Frankfurt und Kassel.
Meine Aufgabe ist es, schon viele Jahre lang das Wort Gottes zu verkündigen. Das mache ich lieber, als früher auf Atombomben aufzupassen. Ich bin als Evangelist unterwegs – nicht die ganze Zeit, aber immer wieder und sehr gerne. Vor zehn, zwölf oder vierzehn Jahren war ich schon einmal hier in der Nähe, in Backnang-Heiningen, in der evangelischen Kirche zu einem solchen Vortragsdienst wie jetzt in diesen Tagen. Vielleicht haben wir uns da auch schon mal gesehen, der eine oder andere von uns.
Nun bin ich dankbar, dass ich hier in dieser Gemeinde, an diesem Ort, in diesem Raum das Wort Gottes verkündigen darf – an den Abenden und auch am Sonntagmorgen, wenn Gott uns das erleben lässt.
Die Bedeutung der Bibel als Fundament des Glaubens
Heute Abend beginnen wir gleich mit einem sehr wichtigen Thema. Wenn wir nicht davon überzeugt sind, dass die Bibel Gottes Wort ist, warum sollten wir dann überhaupt noch aus der Bibel predigen? Warum sollten wir weitere Abende veranstalten, an denen wir aus der Bibel hören und predigen?
Es geht heute Abend um das Fundament. Wenn dieses nicht stimmt, brauchen wir nicht weiter am Haus zu bauen. Es ist gut und sinnvoll, eine Vortragsreihe mit einem Abend über die Bibel zu beginnen.
Unser Thema lautet: Kann man heute noch der Bibel glauben? Im dritten Jahrtausend, im einundzwanzigsten Jahrhundert, im Atom- und Computerzeitalter – kann man da noch an ein zweitausend Jahre altes Buch glauben? In manchen Teilen ist es sogar noch älter, mehr als dreitausend Jahre alt.
Ich möchte zu Beginn einen Abschnitt aus diesem Buch lesen, aus dem Neuen Testament. Sie wissen, dass man die Bibel in zwei Teile teilt: Altes und Neues Testament. Ich lese aus dem zweiten Timotheusbrief, wie könnte es anders sein, Kapitel 3, die Verse 14 bis 17.
Dort schreibt Paulus, der Apostel Paulus, folgende gewichtige Sätze an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus:
„Du aber bleibe in dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist, da du weißt, von wem du gelernt hast.“ Er hatte von seiner Mutter und seiner Großmutter gelernt und später auch vom Apostel Paulus.
„Da du von Kind auf die Heiligen Schriften kennst, die Kraft haben, dich weise zu machen zur Rettung durch den Glauben, der in Jesus Christus ist. Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nützlich zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werk völlig zugerüstet.“
Soweit diese Aussagen, diese gewichtigen Sätze aus dem zweiten Timotheusbrief, Kapitel 3, Verse 14 bis 17.
Die Unveränderlichkeit und Bedeutung der Bibel
Kann man heute noch der Bibel glauben? Der französische Aufklärungsphilosoph Voltaire hat zu seinen Lebzeiten einmal gespottet: „In fünfzig Jahren wird kein Mensch mehr die Bibel lesen.“
Nun, eines Tages starb Voltaire – auch Spötter müssen sterben. Er hatte ein furchtbares Ende. Nach seinem Tod kaufte die Genfer Bibelgesellschaft sein Haus. In den folgenden Jahren und Jahrzehnten gingen Millionen von Bibeln und Bibelteilen aus seinem Haus in alle Welt.
Die Bibel sagt: „Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten.“ Aber Gott hat auch Humor. Er hat wohl gedacht: Diesem Voltaire werde ich es einmal zeigen, ob man in fünfzig Jahren noch die Bibel liest. Er ist längst tot und verwest.
Wie viele haben, so wie Voltaire, die Bibel verachtet, verspottet, totgesagt, verboten, verbrannt oder vergraben? Einmal wurde sie sogar eingemauert von Leuten, die die Bibel hassten und sie beseitigen wollten. Doch die Bibel lebt. Eher werden Himmel und Erde vergehen, bevor die Worte vergehen, die in diesem Buch geschrieben stehen.
„Das Gras verdorrt, die Blume verwelkt, aber das Wort unseres Gottes bleibt ewig“, sagt der Prophet Jesaja im Alten Testament. So paradox es klingt, so widersprüchlich es scheint: Man könnte die Bibel als den verachteten Weltbestseller bezeichnen – von den einen verachtet, von den anderen geliebt wie kein anderes Buch. Der verachtete Weltbestseller.
Auf der einen Seite wird die Bibel abgelehnt, auf der anderen Seite gab es noch nie eine so große Nachfrage nach der Bibel wie heute. Millionen von Exemplaren werden jedes Jahr in den verschiedensten Ländern gedruckt. Die Wycliffe-Bibelübersetzer sind dabei, auch den letzten Sprachgruppen auf dieser Erde noch ihre Bibel oder Bibelteile in die Hände zu legen – in der eigenen Sprache, in der Muttersprache.
Auch wir besitzen wohl die allermeisten eine eigene Bibel, manche vielleicht sogar mehrere. Doch die Frage heute Abend ist nicht, ob wir eine Bibel besitzen. Die Frage ist, ob wir an die Bibel glauben – an ihre Autorität, an ihre Irrtumslosigkeit, an ihren göttlichen Ursprung und Charakter.
Die entscheidende Frage ist, ob wir in der Bibel lesen und, noch wichtiger, ob wir nach der Bibel leben. Ob die Bibel unser Maßstab, unser Kompass, unsere Orientierung, unser Leben ist. Das ist die Frage heute Abend.
Die Bibel als unvergleichliches Werk
Ich möchte so gerne jedem meiner lieben Zuhörer die Bibel nahebringen. Besonders den Kindern hier in den ersten Reihen, den Jugendlichen, die da sind, aber auch den Älteren und den Gästen. Das ist mein großer Wunsch heute Abend. Ich möchte das Vertrauen in das Wort Gottes stärken.
Als Erstes möchte ich dazu ein Zitat von einem Juden bringen. Ein Jude namens Abraham Joshua Heschel. Er war kein Christ, glaubte nicht an Jesus Christus, sondern an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs sowie an das Alte Testament, die Bibel der Juden. Christus lehnte er jedoch ab.
Hören Sie einmal, was er über die Bibel sagte – nur über das Alte Testament: Warum übersteigt die Bibel alles vom Menschen Geschaffene? Warum hält kein Werk den Vergleich mit ihr aus? Warum gibt es keinen Ersatz für die Bibel? Und warum müssen sich alle, die den lebendigen Gott suchen, an sie wenden?
Man stelle die Bibel einmal neben eines der wirklich großen Bücher, die menschliches Genie geschaffen hat, und man wird beobachten, wie viel kleiner sie alle im Vergleich mit der Bibel sind. Die Bibel sorgt zwar nicht um ihre literarische Form, nicht um die Schönheit der Worte, aber ihre absolute Erhabenheit tönt durch alle ihre Seiten. Ihre Verse sind so monumental, aber gleichzeitig so schlicht.
Trotz aller Theologie verblasst sie nicht, noch bricht sie unter Missbrauch zusammen. Unwiderlegbar, unzerstörbar und nie abgenutzt durch die Zeit wandert die Bibel durch die Zeitalter. Ohne Zögern schenkt sie sich allen Menschen, als ob sie jedermann auf Erden gehörte.
Wahrlich, unzählige Kulte, Staaten und Reiche sind wie Gras dahingewelkt, zu Millionen sind Bücher begraben, aber das Wort unseres Gottes bleibt in Ewigkeit.
Was für gewaltige Aussagen von diesem Juden namens Heschel! Wie hätte er staunen müssen, wenn er auch das Neue Testament akzeptiert hätte, wenn er Christus als seinen Messias, als seinen Herrn und Retter gekannt hätte. Das war leider nicht der Fall. Aber was er über die Bibel gesagt hat, stimmt hundertprozentig.
Die heutige Ablehnung der Bibel und ihre Ursachen
Nun, ich weiß nicht, ob alle Menschen, die heute Abend hier sind, ein solches Vertrauensverhältnis zur Heiligen Schrift haben wie Heschel zum Alten Testament. Viele unserer Zeitgenossen können leider mit der Bibel überhaupt nichts mehr anfangen. Ähnlich verhält es sich mit dem Reisenden im Zug, den wir vorhin kurz vor Augen hatten. So oder so ähnlich denken und handeln leider die meisten unserer Zeitgenossen gegenüber der Bibel.
In vielen Häusern steht zwar noch die Bibel, aber sie liegt im Schrank neben Grimms Märchen. Dort verstaubt sie vor sich hin, wird nicht gelesen und nicht beachtet.
Wo liegt eigentlich der Grund dafür, dass in unserem Volk kaum noch in der Bibel gelesen wird und die Bibel kaum noch eine Rolle spielt? Man könnte viele Dinge anführen, doch damit würde man nur den sichtbaren Vordergrund treffen.
Man könnte sagen: Ja, es gibt so viele moderne Medien. Das Fernsehen hält die Leute fest, ebenso das Radio, die Computer und vieles mehr. Es gibt ein riesiges Alternativprogramm, sodass die Leute gar keine Zeit mehr haben, die Bibel zu lesen. Das stimmt alles, es ist richtig, aber ich glaube, damit treffen wir nicht den wahren Grund.
Der unsichtbare Hintergrund dafür, dass heute nur noch so wenige Menschen an die Bibel glauben und sie lieben, ist ein anderer. Die Bibel sagt, dass es mit dem Teufel zu tun hat, mit Satan. Er hasst die Heilige Schrift.
Er war es, der in Gestalt der Schlange die erste Bibelkritik übte, die erste Kritik an der Bibel. Im Garten Eden trat er an Adam und Eva heran mit den Worten: „Sollte Gott gesagt haben?“ Sollte Gott das wirklich gesagt haben? Das kann doch wohl nicht wahr sein, überleg doch mal richtig!
Gott hatte gesagt: „Du darfst essen von allen Bäumen im Garten, nur vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen. Denn an dem Tag, an dem du davon isst, musst du gewiss des Todes sterben.“ Das hatte Gott gesagt. Gewiss sollten sie des Todes sterben.
Und wenig später kam der Feind und säte Zweifel in die Herzen unserer Ureltern. „Ja, sollte Gott gesagt haben ...?“ Pünktchen, Pünktchen, Pünktchen, Fragezeichen?
Weißt du, der Teufel hat sich bis heute nicht bekehrt. Er ist immer noch derselbe alte böse Teufel, der Verführer, der Zweifelsäher, der Durcheinanderbringer. Genau wie damals bringt er auf raffinierte Weise Zweifel und Misstrauen am Wort Gottes in die Herzen der Menschen.
Der Teufel gibt sich nicht mit Randfragen ab. Wenn da ein Haus steht, genügt es ihm nicht, wenn er nur am Dachziegel wackelt und ihn vielleicht in Unordnung bringt.
Der Teufel geht aufs Fundament. Er will das Fundament zerstören, damit das ganze Haus einstürzt. So geht er vor. Es reicht ihm nicht, wenn ein Fensterladen klappert oder ein Dachziegel nicht richtig sitzt.
Er will das Fundament zerstören. Er gibt sich nicht mit Randfragen ab, sondern geht aufs Zentrum.
Satan will die Menschen vom schlichten Vertrauen auf die Bibel wegbringen. Und ich muss sagen: Es ist ihm leider fast auf der ganzen Linie gelungen, auch in unserem Leben.
Historische Entwicklung der Bibelkritik und ihre Folgen
Wir müssen uns einmal folgenden Tatbestand vor Augen halten: Wenn wir 500 Jahre zurückgehen, in die Zeit, als Johannes Gutenberg in Mainz die Buchdruckerkunst erfand, wurden lange Zeit fast ausschließlich Bibeln und andere christliche Bücher gedruckt. Andere Bücher gab es kaum. Es waren Bibeln, Gesangbücher, Andachtsbücher, Gebetbücher und ähnliche Werke.
Erst später begann man, sogenannte weltliche Schriften zu drucken. Natürlich gab es auch damals schon Menschen, die Gott und die Bibel ablehnten. Doch deren Stimmen hatten kaum Gewicht; sie waren nur sehr wenige.
Einige Zeit später kam die sogenannte Zeit der Aufklärung. Die Geschichte des Abendlandes nahm eine Wendung hin zu bibelkritischem und atheistischem Denken. Philosophen wie Voltaire, den ich bereits erwähnte, Lessing, Kant und andere prägten das Denken der gebildeten Schichten in unserem Land. Diese Menschen stellten den Verstand und die Vernunft des Menschen in den Mittelpunkt.
Diese neue Richtung, der Rationalismus, die verstandesbetonte Denkweise, machte auch vor Kanzeln und Rednerpulten nicht halt. Bald ertönten die ersten bibelkritischen Vorlesungen und Predigten von Theologieprofessoren, Gemeindepfarrern und anderen Kritikern.
Das klang dann so: Die Bibel sei nicht Gottes Wort, sondern enthalte lediglich Gottes Wort. Im Kern sei Gottes Wort in der Bibel, doch drumherum sei viel Schale, die man erst entfernen müsse. Man sagte, die Bibel sei nicht Gottes Wort, sondern enthalte Gottes Wort. Man müsse ihre Aussagen vom jeweiligen historischen Ballast befreien, und erst dann erhalte man den wahren Kern.
Überhaupt sei die Bibel ein von Menschen geschaffenes, fehlerbehaftetes Werk, an das man kritisch herangehen müsse. So klang es, als es dem Teufel gelang, mit seiner Bibelkritik in die Köpfe und Herzen der Menschen vorzudringen – zuerst bei den Gebildeten.
Diese neue Sichtweise blieb nicht auf Philosophie und Theologie beschränkt. Sie breitete sich schnell auf alle anderen Bereiche der Wissenschaft und der Gesellschaft aus.
Heute, Jahrhunderte später, im Jahr 2002, lernen unsere Kinder bereits manchmal im Kindergarten, spätestens aber in der Schule, dass man die Bibel wohl nicht so genau nehmen könne. Im Biologieunterricht hören sie, dass die Schöpfung und das erste Menschenpaar, wie die Bibel es bezeugt, wohl nicht stimmen können.
Die wissenschaftliche Bezeichnung für diese Art Unglauben nennt man Evolutionstheorie. Das lernen unsere Kinder in der Schule, und ihnen wird gesagt: Die Bibel stimmt nicht, es kann nicht so sein, alles hat sich entwickelt. Der Mensch kommt aus dem Nichts und geht eines Tages ins Nichts zurück.
Es ist dann logisch, wenn Menschen denken: „Also bin ich auch nichts. Dann kann ich auch mit meinem Leben Schluss machen.“ Erst vor kurzem stand wieder in der Zeitung, dass ein 14- und ein 16-jähriges Mädchen vom Hochhaus sprangen und sich das Leben nahmen. Ja, das ist für manche ganz logisch und konsequent.
Wenn wir aus dem Nichts kommen und ins Nichts gehen, was sollen wir dann die paar Jahre hier noch ausquälen? Dann kann man doch gleich Schluss machen, so dachten es vielleicht diese Mädchen.
So verhängnisvoll ist diese Lehre. Die Menschen glauben, dass es keinen Schöpfer gibt, sondern dass der Mensch aus dem Nichts kommt und sich aus Zufall und Materie hochentwickelt hat – obwohl man genau weiß, dass das nicht geht, dass es gar nicht gehen kann. Aber man glaubt es, weil es für viele eine Religion ist.
Unsere Kinder glauben manchmal schon nicht mehr, dass Gott unser Schöpfer ist, weil sie im Biologieunterricht so unterrichtet werden – als wissenschaftliche Erkenntnis. Und weil sie in der Schule verlacht werden, wenn sie noch an einen biblischen Schöpfergott glauben.
Wenn sie dann ein paar Monate Physikunterricht hinter sich haben, können sich die jungen Leute den Durchzug Israels durchs Rote Meer nicht mehr vorstellen, auch die Speisung der Fünftausend nicht, den Seewandel des Petrus – dass Petrus über das Wasser ging – nicht mehr. Das alles sei physikalisch nicht möglich. Die Naturgesetze sprechen dagegen, also kann es nicht so gewesen sein.
Und wenn Gymnasiasten eines Tages im Religionsunterricht im Leistungskurs sitzen, wird ihnen spätestens dann eingetrichtert, dass die Auferstehung Jesu ein Mythos sei – ein Märchen, eine Legende, eine Fabel. Was immer, ein Mythos. Jesu Lehren seien lediglich Lebensmodelle für moderne Menschen.
Es gibt einen Theologieprofessor, der viel von sich reden gemacht hat. Er heißt Gerd Lüdemann. Er lehrt seine Studenten immer noch, dass nur 15 Prozent der Aussagen Jesu im Neuen Testament wahr seien. Ein Mann, der lange Zeit von Kirchensteuermitteln bezahlt wurde, lehrt die Studenten, die Theologie studieren und Religionslehrer werden wollen, dass nur 15 Prozent der Aussagen in der Bibel wahr seien.
Verstehen Sie, was da vor sich gegangen ist? Es ist dem Feind gelungen, das Vertrauen in Gottes geschriebenes Wort gründlich und nachhaltig zu zerstören.
Das bibelkritische Denken beherrscht heute alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Die Presse, das Radio, das Fernsehen, die moderne Literatur – alle stoßen in dasselbe Horn. Sie vermitteln uns unterschwellig: „Ihr werdet doch nicht als wissenschaftlich denkende, moderne Menschen noch der Bibel glauben wollen, oder?“
So wird uns das ständig untergeschoben.
Das Ergebnis dieser verhängnisvollen Entwicklung hat ein Universitätsprofessor seinen Studenten mit einem Satz präsentiert: „Meine Herren, es wackelt alles. Es wackelt alles.“ Es gibt keinen festen Boden mehr unter den Füßen, keine Wahrheit mehr, keinen festen Grund, nichts Absolut Verlässliches.
Jeder hat seine Wahrheit, jeder hat seine Meinung. Meinungen darf man ja haben, aber man lehnt ab, dass es eine absolute Wahrheit gibt. Alles sei relativ und relativierbar.
Vielleicht verstehen die Kinder noch nicht alle, was relativ ist. Ich erkläre das manchmal meinen Kindern, jedenfalls habe ich es so erklärt: „Ich hoffe, ich drehe jetzt niemandem zu nahe. Man kann das ganz einfach so sagen: Ein Haar auf dem Kopf ist relativ wenig, oder? Aber ein Haar in der Suppe ist relativ viel, oder nicht?“
Das ist also relativ. Es kommt darauf an, wie man es sieht. Und so sagen die Leute: „Es ist alles relativ, es muss alles irgendwie in Beziehung gesetzt werden, aber es gibt nichts Absolutes mehr.“
Der Mensch – in seinem Hochmut, in seiner Hybris, wie man sagt, in seinem grenzenlosen Hochmut – hat sich über Gott und sein Wort erhoben. Die Philosophen des Aufklärungszeitalters haben die Vernunft zum Maß aller Dinge gemacht, und seitdem bildet sich das stolze Menschlein ein, beurteilen zu können, was Gott gesagt haben könnte und was nicht.
Der Mensch will darüber befinden.
Dieser Geist des Unglaubens ist heute so weit verbreitet, dass unsere Zeitgenossen bereit sind, alles und jedes zu glauben – nur nicht das, was in der Bibel steht. Dann muss man sehr kritisch werden, viele Fragezeichen machen und alles genau anschauen, sonst könne man alles glauben.
Bild-Zeitung – kein Problem. Sie ist die auflagenstärkste Zeitung in Europa, mit zwischen 15 und 20 Millionen Exemplaren jeden Tag. Das kann man glauben, obwohl jeder weiß, was die dort zum Teil zusammenfantasieren, was sie an den Haaren herbeiziehen, was sie manchmal zusammenlügen. Das kann man lesen und glauben, gell? Kein Problem.
Und Erich von Däniken, der Schweizer Volksverdummer, hat mit seinen Weltraumphantasien über das Bermuda-Dreieck und andere Phantasien den größten Bucherfolg seit dem Zweiten Weltkrieg. Über 50 Millionen Bücher hat dieser Mann verkauft. Er ist jemand, der in der Schweiz wegen Urkundenfälschung und anderer Delikte zwanzig Monate im Gefängnis saß.
Dem kann man glauben, kein Problem.
Aber mit der Bibel? Oh, da muss man sehr kritisch sein, da muss man sehr vorsichtig sein. Wer weiß, was da in die Bibel hineingekommen ist?
Merken Sie, was da passiert ist? Das ist doch nicht neutral. Da war einer am Werk: der Feind, der Teufel. Es ist ihm gelungen, auf der ganzen Linie die Menschen in Zweifel zu bringen und ihnen das Vertrauen in das Wort Gottes zu zerstören.
Persönliche Beziehung zur Bibel und ihre Bedeutung
Wir wollen heute Abend gar nicht so weit ausholen. Ich frage mich vielmehr, wie jeder einzelne von uns hier zur Bibel steht. Wie ist unser Verhältnis zum geschriebenen Wort Gottes? Kennen wir die Bibel wirklich? Haben wir sie schon einmal gelesen? Wir Älteren, die wir hier sind – haben wir die Bibel schon einmal von vorne bis hinten durchgelesen?
Ich frage das nicht, um jemanden zu beschämen, aber ich wäre fast versucht, einmal zu fragen, wer die ganze Bibel schon einmal ganz durchgelesen hat. Sicherlich sind einige dabei. Man kann sich ja selbst eine Antwort darauf geben. Und wenn wir dem Wort Gottes vertrauen, ist es für uns wirklich klar: Die Bibel ist Gottes Wort. Gott hat gesprochen und uns die Bibel gegeben, damit wir ein Kursbuch zum Leben haben und wissen, wie wir in die Ewigkeit kommen können.
Oder hat der Geist der Kritik doch auf irgendeine Weise in unsere Herzen Eingang gefunden?
Dietrich Bonhoeffer, der spätere Märtyrer und hochgebildete evangelische Theologe, hatte lange Zeit seines Lebens leider nicht die rechte Stellung zur Schrift. Das merkt man noch in manchen seiner frühen Bücher. Doch dann wurde er verhaftet, weil er am Widerstand gegen Hitler teilgenommen hatte. Politisch motiviert kam er ins Gefängnis, ins KZ.
In dieser Zeit beschäftigte er sich sehr intensiv mit der Bibel und las viel darin. Kurz vor seiner Hinrichtung schrieb er einen Brief an seinen Schwager, Professor Dr. Rüdiger Schleicher. In diesem Brief ging er auf sein neu gewonnenes Verhältnis zur Bibel ein.
Hören Sie, was Bonhoeffer vor seiner Hinrichtung schreibt:
„Du fragst, wie lebe ich in dieser wirklichen Welt ein christliches Leben, und wo sind die letzten Autoritäten eines solchen Lebens? Ich will dazu ganz einfach bekennen: Ich glaube, dass die Bibel allein die Antwort ist auf alle unsere Fragen – die Bibel allein. Nur wenn wir es wagen, uns so auf sie einzulassen, als redete hier wirklich der Gott zu uns, der uns liebt und uns mit unseren Fragen nicht allein lassen will, werden wir an der Bibel froh.
So lese ich nun die Bibel. Ich frage jede Stelle: Was sagt Gott hier zu mir? Und seit ich gelernt habe, die Bibel so zu lesen – und das ist noch gar nicht so lange her –, wird sie mir täglich wunderbarer. Ich lese morgens und abends darin, oft auch noch über den Tag.“ Er hatte ja viel Zeit.
„Ja, es mag sein, dass das eine sehr einfache Sache ist, aber du glaubst gar nicht, wie froh man ist, wenn man von den Holzwegen so mancher Theologie wieder zurückgefunden hat zu diesen einfachen Sachen.“
Dann schließt er mit einem Satz, den ich jedem von uns ins Herz brennen möchte. Er sagt am Ende dieses Briefes:
„Es bleibt also nichts als die Entscheidung, ob wir dem Wort der Bibel trauen wollen wie keinem anderen Wort im Leben und im Sterben. Und ich glaube, wir werden erst dann recht froh und ruhig werden können, wenn wir diese Entscheidung getroffen haben.“
Ob wir diesem Wort trauen wollen wie keinem anderen im Leben und im Sterben – wir werden erst dann froh und ruhig werden, wenn wir diese Entscheidung getroffen haben.
Hast du diese Entscheidung getroffen, mein lieber Zuhörer? Bist du bereit, der ganzen Bibel vom ersten bis zum letzten Blatt zu vertrauen? Dem biblischen Schöpfungsbericht? Oder glaubst du wirklich, dass wir veredelte Affen sind?
Es ist so seltsam: Die Menschen von heute wollen lieber veredelte Affen sein als gefallene Sünder. Aber die Bibel sagt, wir sind Geschöpfe Gottes, gefallen in Sünde und Schuld, erlösungsbedürftig. Wir brauchen Erlösung. Und wir können Erlösung finden durch Jesus Christus.
Glaubst du dem biblischen Schöpfungsbericht? Glaubst du, dass das Volk Israel durch das Rote Meer gezogen ist? Glaubst du, dass Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde? Glaubst du den Wundern Jesu und der Apostel? Glaubst du auch den prophetischen Aussagen der Bibel, die in die Zukunft gerichtet sind?
Wo das bisher nicht der Fall war, da beuge dich unter deinen Unglauben. Bekenne vor Gott, dass der Geist der Bibelkritik und des Zweifels in deinem Herzen Raum gewonnen hat. Verlasse deinen Holzweg, wie immer er aussieht, und vertraue dem göttlichen Wort.
Die Inspiration und Überlieferung der Bibel
Ich möchte dir sagen: Die Bibel ist absolut vertrauenswürdig, denn sie ist von Gottes Geist durchdrungen. Die Bibel ist nicht vom Himmel gefallen, wie es die Mormonen von ihrem Buch Mormon behaupten. Sie sagen, ihr Buch sei vom Himmel gefallen, doch die Bibel behauptet das nicht. An keiner Stelle steht, dass die Bibel vom Himmel gefallen sei.
Nein, Gott hat etwa 40 verschiedene Menschen über einen Zeitraum von etwa 1600 Jahren benutzt, um uns seinen Willen mitzuteilen. Darunter waren hochgebildete Menschen wie Mose, der in allen Künsten der Ägypter ausgebildet wurde. Als Mose seine fünf Bücher schrieb, standen die ältesten Pyramiden schon eine ganze Weile. Mose war hochgebildet, ebenso wie der Arzt Lukas, oder der einfache Bauer Amos, oder die Fischer Petrus und Johannes vom See Genezareth.
Es waren alles Männer, die Gott gebrauchte, um Teile der Bibel zu schreiben. Und sie alle hatten eines gemeinsam: Sie schrieben nicht ihre eigenen klugen Gedanken oder religiösen Meinungen. Sie schrieben das, was Gott ihnen eingab. „Alle Schrift ist von Gott eingegeben“, haben wir zu Beginn gelesen. Das Wort „inspiriert“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet wörtlich „eingegeistet“. Gottes Geist hat die Menschen, die geschrieben haben, beeinflusst, sodass sie fehlerlose und irrtumslose Dinge aufschrieben, die ewige Gültigkeit besitzen.
Bitte stell dir diesen Vorgang der Inspiration nicht falsch vor. Es war keine mechanische Inspiration, bei der Paulus zum Beispiel saß und plötzlich musste er schreiben. Dabei bewegte sich sein Arm und musste Dinge niederschreiben, wie es bei dem Schriftmedium Jakob Lorber der Fall war. Dieser setzte sich hin, und plötzlich wurde sein Arm bewegt. Er schrieb in wenigen Minuten so viele Worte auf eine oder mehrere Seiten, dass seine Frau Wochen brauchte, um alles sauber ins Reine zu schreiben. Er behauptete, er habe eine Offenbarung aus der anderen Welt erhalten.
Jakob Lorber war ein Schreibmedium, das eine mechanische Inspiration erfuhr. Da wurde der Arm geführt. So etwas macht niemals der Heilige Geist, niemals! Bei den Autoren der Bibel war es ganz anders. Dort wurde nicht der Arm bewegt, sondern die Schreiber schrieben die Dinge nieder. Man kann ihre Persönlichkeit erkennen: Paulus schreibt anders als Johannes, Mose anders als Amos. Die Persönlichkeit des Schreibers ist in dem, was sie niederschrieben, deutlich erkennbar.
Doch Gott wirkte in sie hinein und gab uns ewig gültige Worte, Worte des ewigen Lebens, wie der Chor vorhin gesungen hat, die jungen Leute. So bezeugt uns die Bibel: Petrus schreibt, dass eine Weissagung niemals aus menschlichem Willen hervorgebracht wurde, sondern von dem Heiligen Geist getrieben, geführt oder geleitet. Menschen haben im Namen Gottes gesprochen – und wir können hinzufügen: auch geschrieben.
Der Apostel Paulus schreibt an die Korinther: Wir reden von dem, was uns von Gott geschenkt ist, nicht mit Worten, die menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der Geist lehrt. Der Heilige Geist hat bis in die Wortwahl hinein die Autoren der Bibel geleitet und gelehrt. Das ist das Wunder der Bibel.
Darum ist die Bibel unvergleichlich gegenüber allen anderen von Menschen geschriebenen Büchern. Sie ist kein Menschenwerk, sondern Gottes Werk. Sie ist irrtumslos und besitzt göttliche Autorität. Deshalb haben unsere Väter gesagt: Richte dich nach der Schrift, denn du wirst nach der Schrift gerichtet.
Bitte lassen Sie sich nicht von dem Gerede verunsichern, es gäbe so viele Übersetzungen und bestimmt auch Abschreibfehler. Ich darf Ihnen sagen: Die einzelnen hebräischen und griechischen Handschriften wurden mit allergrößter Sorgfalt abgeschrieben. Es gab sogar eine Gruppe von Männern, die sogenannten Masoreten, die nichts anderes taten, als mit äußerster Akribie Buchstaben, Silben und Wörter zu schreiben.
Wenn sie eine Seite geschrieben hatten, wurden alle Buchstaben gezählt. Wenn etwas nicht stimmte, musste die Seite zerrissen werden – selbst wenn das Stunden gedauert hatte. So sorgfältig wurde die Bibel überliefert. Wo gibt es das sonst, mit welchem anderen Buch?
Vielleicht haben einige von Ihnen von den sogenannten Qumran-Funden gehört. 1947, vor nun schon mehr als 75 Jahren, entdeckte ein Hirtenjunge in der Nähe vom Toten Meer in den Höhlen von Qumran Schriftrollen, die in Tonkrügen aufbewahrt worden waren. Diese Schriftrollen waren sehr alt.
Das war damals eine Sensation: Man konnte zum Beispiel eine Rolle des Propheten Jesaja finden, die aus dem Jahr 200 v. Chr. stammte. Die älteste Jesajarolle, die man bis dahin hatte, stammte aus dem Jahr 900 n. Chr. Zwischen diesen beiden Rollen lagen mehr als tausend Jahre Überlieferung.
Die Bibeltexte wurden Rolle für Rolle, Wort für Wort, Buchstabe für Buchstabe abgeschrieben. Als man die Jesajarolle aus 200 v. Chr. neben die aus 900 n. Chr. legte, kam man aus dem Staunen nicht heraus. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen, obwohl mehr als tausend Jahre Überlieferung dazwischen lagen.
So hat Gott über sein Wort gewacht. Gott hat uns die Bibel gegeben und darüber gewacht, dass sie uns erhalten blieb. Wir können ganz sicher sein, dass nichts hineingekommen ist, was nicht hineingehört, und dass auch nichts fehlt, was drin sein sollte.
An anderer Stelle sagt Gott: „Forsche im Buch des Herrn und lies; es fehlt nicht eines von ihnen, keines vermisst das andere. Denn der Mund des Herrn hat es befohlen, und sein Geist hat sie zusammengebracht.“ Ich bin überzeugt, dass dies eine Aussage über die Entstehung der Bibel ist – über das Zusammenbringen der einzelnen biblischen Bücher, die über einen Zeitraum von 1600 Jahren geschrieben wurden.
Heute haben wir all diese Schriften in einer Bibel: Altes und Neues Testament, sechundsechzig Bücher, von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22 – Gottes Wort, Gottes heilige Schrift.
Die persönliche Überzeugung vom göttlichen Ursprung der Bibel
Nun haben wir ein bisschen über die Entstehung der Bibel und ihre Glaubwürdigkeit nachgedacht. Doch alles, was ich gesagt habe, sind mehr oder weniger äußere, formale Argumente. Für den einen oder anderen mag das noch nicht ausreichen, um wirklich überzeugt zu sein vom göttlichen Ursprung der Bibel.
Vielleicht denken Sie jetzt: „Vielleicht hat der Redner recht, aber reicht das wirklich aus?“ Das ist verständlich, doch es ist zu wenig. Sie müssen völlig überzeugt sein – innerlich überzeugt von dem göttlichen Charakter der Bibel. Und es gibt keinen anderen Weg dorthin, als dass Sie die Bibel selbst lesen.
Man kann nicht zu der festen Überzeugung gelangen, dass die Bibel Gottes Wort ist, ohne sie selbst zu lesen. Es sei denn, man ist blind und kann sie nicht lesen oder lebt in Ländern, in denen Verfolgung herrscht und die Bibel weggenommen wurde oder noch gar nicht hingelangt ist. Aber sonst muss man die Bibel selbst lesen.
Ich möchte Ihnen Mut machen, falls hier heute Abend Menschen sind, die ehrlich sagen müssen: „Ich habe ja noch nicht einmal das Johannesevangelium ganz gelesen, geschweige denn das Matthäusevangelium.“ Oder vielleicht haben Sie noch nicht das ganze Neue Testament gelesen. Das Neue Testament ist weniger als ein kleines Buch. Es ist nicht viel mehr als ein Roman, den man an jeder Ecke kaufen kann. Wenn man wollte, könnte man das Neue Testament innerhalb weniger Tage lesen.
Ich möchte Sie wirklich bitten: Lesen Sie die Bibel! Lesen Sie sie mit dem Gebet: „Herr, offenbare Dich mir, zeig Dich mir, zeig mir, ob Du der lebendige Gott bist. Zeig mir, wer Du bist, und was Du für mich getan hast.“
Wenn wir so die Bibel lesen, dann werden wir ganz gewiss zum Glauben kommen. Dann wird sich Gott offenbaren. Jesus hat gesagt: „Wer den Willen Gottes tun will, der wird erkennen, ob diese Lehre von Gott ist oder nicht.“ Man wird es erkennen. Wenn man aus der Wahrheit ist, hört man Gottes Stimme durch das Wort der Bibel.
Und wenn Sie so lesen, wird die Bibel auch ihre Wirkung entfalten – an Ihrem Leben und an Ihrem Herzen. Gottes Wort wirkt. Gottes Wort ist lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert mit zwei scharfen Kanten. Es dringt hindurch, bis dass es Seele und Geist, Mark und Bein scheidet. Es ist ein Richter der Gedanken und Sinne des Herzens.
Ein Eingeborener in Afrika bekam zum ersten Mal eine Bibel in die Hand. Er konnte lesen und schreiben. Nach einigen Wochen traf er den Missionar wieder, der ihm die Bibel gegeben hatte. Der Missionar fragte: „Na, wie geht es dir mit deiner neuen Bibel?“ Darauf antwortete der Eingeborene: „Dieses Buch macht Löcher in mein Herz.“
Haben wir ihn verstanden? Dieses Buch macht Löcher in mein Herz. Er wollte sagen: Es trifft mich. Es durchbohrt mich. Es stellt mich ins Licht, deckt Dinge auf in meinem Leben und zeigt mir, wie ich wirklich bin.
Vielleicht ist das einer der Hauptgründe, warum so wenige Menschen die Bibel lesen. Die Bibel ist wie ein Spiegel. Die Bibel ist das Wort Gottes. Sie deckt auf. Sie ist wie ein Schwert. Sie kann Löcher in unser Herz machen. Sie schärft unser Gewissen. Plötzlich sehen wir, wie wir wirklich sind: dass wir Sünder sind, dass wir böse sind, dass wir Gottes Gebote übertreten haben, dass wir einen Erlöser brauchen und dass wir vor einem heiligen Gott mit unserem Leben nicht bestehen können.
All das werden wir sehen, wenn wir in der Bibel lesen. Vielleicht nicht gleich am ersten Tag, aber nach einiger Zeit. Wenn wir aufrichtig lesen, wird die Bibel ihre Wirkung an unserem Herzen entfalten.
Die Herausforderung der eigenen Schuld und die Einladung zur Umkehr
Vielleicht sind heute Abend hier einige Menschen, in deren Herzen Löcher sind. Vielleicht sehen einige Herzen aus wie ein Schweizer Käse – voller Löcher, die die Bibel hineingemacht hat. Die Bibel deckt Schuld auf. Wir haben vorhin gelesen, wie Paulus schreibt, dass die Bibel überführt, Schuld aufdeckt und uns zeigt, dass wir verloren sind.
Vielleicht sind einige hier, deren Herzen bereits auf diese Weise bearbeitet wurden. Gottes Wort und Gottes Geist haben gewirkt. Nun haben sie erkannt, dass sie so, wie sie sind, nicht zu Gott kommen können. Da ist Beklommenheit, da ist Angst vor dem Tod, da ist Furcht vor Gottes Gericht. Was wird mit mir sein, wenn ich einmal vor dem Richterthron Gottes stehe? Wie soll ich da bestehen?
Ich habe doch gesündigt. Ich habe Gottes Gebote übertreten. Ich habe gelogen, ich habe gestohlen. Ich war unrein in Gedanken, Worten und Taten. Gott war nicht immer an erster Stelle in meinem Leben. Ich habe meine Eltern nicht geehrt, ich war ihnen nicht gehorsam. Ich habe betrogen, es gab Untreue in meinem Leben meinem Ehepartner gegenüber. Es gibt Schuld in meinem Leben.
Weißt du, dass es in Gottes Augen aber der größte Hochmut ist, wenn du bisher Sein Wort verachtet hast? Wenn du vielleicht sogar die Bibel kritisiert hast – vielleicht nur im Stillen in deinem Herzen, vielleicht sogar öffentlich vor anderen. Weißt du, wenn du Jahre oder Jahrzehnte deines Lebens gelebt hast, ohne in der Bibel zu lesen, obwohl du zuhause Bibeln hast, dann bist du ein ganz hochmütiger und stolzer Mensch in Gottes Augen.
Denn damit hast du bewiesen, dass du meinst, ohne Gottes Wort zurechtzukommen. Du brauchtest Gottes Wort nicht, das Weg sein will, das Licht sein will auf unserem Wege, wie es am Eingang hieß. Du brauchtest die Bibel nicht. Du konntest deine Entscheidungen so treffen. Du brauchtest nicht bei der Berufswahl Fragen. Du brauchtest nicht bei der Partnerwahl Fragen. Du brauchtest nicht bei diesem und jenem Fragen. Du konntest ohne die Bibel leben. Du hast deine Entscheidungen selbst getroffen, ohne nach Gottes Wort und Willen zu fragen.
Das ist Hochmut, das ist Stolz. Die Bibel sagt: Den Stolzen kennt Gott nur von ferne. Indem du die Bibel vernachlässigt hast, hast du bewiesen, dass du ohne Gottes Nahrung und ohne seine Leitung zurechtkommen wolltest. Du bist ein stolzer und hochmütiger Mensch. Auf diesem Weg gehst du Gottes Gericht entgegen.
Aber Gott will nicht den Tod des Sünders, sondern dass er umkehre und lebe. Dass der Mensch diesen Weg verlässt, dass er diesen Hochmut und diesen Stolz ablegt, dass er seine Knie beugt vor Gott und sagt: Herr, ich habe verstanden, dein Wort ist die Wahrheit. Vergib mir allen laschen Umgang mit der Bibel. Vergib mir, dass ich dein Wort missachtet habe, dass ich es ignoriert habe, links liegen ließ. Vergib mir, dass ich ohne dein Wort gelebt habe.
Das soll von heute an anders werden. Die Bibel sagt in deinem Wort, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, für solche Sünder wie mich gestorben ist. Für Menschen, die hochmütig und stolz waren und die die Gebote Gottes übertreten haben. Ich möchte meine Schuld vor dir bekennen und glauben, dass Jesus Christus am Kreuz auch für diese Sünden bezahlt hat. Dass sein Blut ausreicht, um diese Sünden wegzutilgen und zu vergeben vor deinem Angesicht.
Ich möchte dich bitten, so zu beten, so zu Gott zu kommen und dein Leben Christus anzuvertrauen. Kehre um von ganzem Herzen und beginne ein Leben mit und nach Gottes Wort.
Die Bibel als Quelle des Lebens und der Freude
In meiner kleinen Gideon-Bibel, die ich immer im Handschuhfach meines Autos liegen habe, wenn ich einmal Krankenhausbesuche mache oder manchmal auch Anhalter mitnehme und ihnen etwas vorlesen möchte, brauche ich genau diese Bibel.
Darin steht: Die Bibel ist eine Quelle des Reichtums, ein Paradies der Herrlichkeit und ein Strom der Freude. Sie ist uns in diesem Leben gegeben und wird im Gericht geöffnet werden. Sie legt uns höchste Verantwortung auf, wird aber auch die größte Mühe lohnen und alle verurteilen, die mit ihrem heiligen Inhalt spielen.
Ich finde das großartig ausgedrückt.
Glaubst du der Heiligen Schrift, mein lieber Freund? Glaubst du der Schrift? Liest du in Gottes Wort? Lebst du nach der Bibel? Ist die Bibel für dich ein Lebensbuch geworden? Nicht nur ein Lehrbuch, sondern ein Lebensbuch?
Könntest du sagen: Herr, dein Wort, die edle Gabe, diesen Schatz erhalte mir, denn ich ziehe ihn aller Habe und im größten Reichtum vor? Könntest du das sagen, so wie die Salzburger vor 270 Jahren, die man vor die Wahl stellte, ihre Heimat zu verlassen und ihre Bibel zu behalten oder ihre Heimat zu behalten und ihre Bibel abzugeben?
Wie würdest du wählen, wenn du vor einer solchen Entscheidung stündest? Hast du deine Bibel lieb? An deinem Verhältnis zur Schrift entscheidet sich das Glück deines Lebens und das Schicksal deiner Ewigkeit.
Ich möchte dich sehr ermutigen, heute Abend dein Vertrauen auf das geschriebene Wort Gottes zu setzen und zu beginnen, darin zu lesen und zu beten: Herr, offenbare dich mir, zeige dich mir, ich will dich finden.
Und wenn du weißt, die Bibel ist die Wahrheit, wenn du das alles schon kennst, vielleicht von Kindesbeinen an, aber Christus noch nicht in deinem Leben ist, dann nimm ihn auf. Warte nicht länger, bekehre dich und gib Christus dein Leben.
Einladung zur Entscheidung und zum Gespräch
Ich möchte zum Schluss noch einmal diesen Satz von Bonhoeffer erwähnen, den ich vorhin in der Mitte dieses Vortrags zitiert habe. Bonhoeffer sagt vor seiner Hinrichtung: „Es bleibt also nichts als die Entscheidung, ob wir dem Wort der Bibel trauen wollen wie keinem anderen Wort. Im Leben und im Sterben.“
Ich glaube, wir werden erst dann wirklich froh und ruhig werden können, wenn wir diese Entscheidung getroffen haben. Heute Abend geht es genau um diese Entscheidung.
Hast du diese Entscheidung getroffen, der Bibel zu vertrauen und dein Leben darauf zu wagen, wie keinem anderen Wort – im Leben und im Sterben? Wenn nicht, dann triff diese Entscheidung nicht nur, weil ich es heute Abend gesagt habe. Das wird nicht genügen, das wird nicht halten.
Und wenn hier hundert Leute wären, die sagen würden: „Jawohl, die Bibel ist Gottes Wort, ich vertraue auf das Wort Gottes“, so wie die Witwe, von der wir vorhin hörten, die im Zug saß und ihre Bibel liegen ließ – es genügt nicht, wenn andere das sagen. Du selbst musst zu dieser Überzeugung kommen.
Und ihr Kinder und Jugendlichen, die ihr hier seid: Es reicht nicht, dass eure Eltern und Großeltern mit der Bibel leben. Das genügt nicht. Ihr selbst müsst zu der Überzeugung kommen, dass die Bibel Gottes Wort ist. Und das wird nicht anders gehen, als dass ihr die Bibel selbst lest – möglichst jeden Tag.
Ich glaube, hier sind einige, die diese Entscheidung noch treffen müssen. Die wirklich vor Gott in einer stillen Stunde sagen müssen: „Herr, ich will deinem Wort glauben.“ Weil dein Wort sagt, dass man sich bekehren muss. Dass man ohne Bekehrung nicht in den Himmel kommt, das weiß ich. Auch ich muss mich noch bekehren, ich bin noch nicht bekehrt.
Das weiß doch jeder, der aufrichtig ist, ob er sich bekehrt hat oder nicht. Das weiß jeder von uns. Es werden aber keine im Himmel sein, kein einziger, der sich nicht bekehrt hat.
Es genügt nicht, wenn du zu dieser oder jener Kirche gehörst, zu dieser oder einer anderen. Das genügt nicht. Es genügt nicht, wenn du eine Bibel zu Hause hast. Es genügt nicht, wenn du ab und zu in den Gottesdienst gehst. Das alles ist zu wenig.
Jesus Christus muss in deinem Leben sein. Er will in dein Leben kommen. Er will der Herr und Retter deines Lebens werden.
Darum lade ich auch schon an diesem ersten Abend ein: Wenn hier Menschen sind, die Fragen zur Bibel haben – wirklich ehrliche, aufrichtige Fragen – wenn hier Menschen sind, die vielleicht sagen: „Ich glaube Gottes Wort, aber ich weiß, dass ich noch nicht bekehrt bin. Ich möchte mich ja gerne bekehren, aber ich weiß nicht genau, wie es geht. Ich brauche Hilfe dabei.“
Die lade ich natürlich in besonderer Weise ein, zu kommen und ein Gespräch zu suchen.
Ich werde hier wohnen – nicht hier in Heudensbach, aber drüben in Almersbach bei Familie Jansen. Ich bin hier, ich habe Zeit, ich habe Zeit bis Mitternacht. Ich bekomme dann einen Schlüssel, ich kann dann reinschleichen. Die Janssens werden dann schon schlafen, und die werde ich gar nicht stören.
Ich habe heute Abend und auch an den folgenden Abenden Zeit. Ich möchte es einfach anbieten und sagen: Nutzen Sie die Gelegenheit zum Gespräch. Wenn Sie Fragen haben, kommen Sie.
Ich weiß nicht, ob ich Ihnen alle Fragen beantworten kann, aber ich werde es nach bestem Wissen und Gewissen versuchen – und unter dem Beistand des Heiligen Geistes.
Nachher, wenn die Veranstaltung zu Ende ist, werde ich hinausgehen, eine Treppe hoch und gerade durch. Dort ist das Zimmer, der Jugendraum, wo die Jugendlichen sonst sind. Dort werde ich sein – jeden Abend. Dort kann man mich sprechen.
Ich möchte Ihnen einfach dieses Angebot machen.
Abschlussgebet und Einladung zur nächsten Veranstaltung
Nun wollen wir gemeinsam aufstehen und beten.
Herr, unser Gott und Vater, wir danken dir, dass du ein lebendiger Gott bist, ein redender Gott, der sich geoffenbart und gehandelt hat. Wir wollen dich anbeten, weil du der Schöpfer bist. Du hast diese Welt geschaffen, das ganze Weltall und auch jeden einzelnen Menschen. Wir wären nicht hier, wenn nur der Zufall verantwortlich wäre. Du hast uns gemacht.
Danke, Herr, dass es die Bibel gibt, in der uns all das beschrieben wird. Danke, dass die Bibel uns sagt, dass du uns liebst, dass du jeden Menschen mit ewiger Liebe liebst. Herr, ich danke dir, dass heute Abend kein einziger ungeliebter Zuhörer vor mir sitzt. Alle sind mit der gleichen Liebe geliebt. Und du möchtest, dass wir deinem Wort vertrauen und Christus in unser Leben aufnehmen.
Herr, ich danke dir für jeden meiner Zuhörer, der das schon getan hat und mit dir und für dich lebt. Ich möchte aber auch für diejenigen bitten, die noch nicht errettet sind, die genau wissen, dass sie sich noch nie bekehrt haben, die vielleicht dachten, es geht auch ohne, oder die das vor sich herschieben.
Herr, ich bitte dich, gib ihnen den Mut, sich in diesen Tagen zu bekehren – ob zu Hause oder hier in diesem Haus. Ich bitte dich auch, gib Menschen den Mut, zur Aussprache zu kommen, und gib uns den Mut, noch andere Menschen persönlich einzuladen.
Wir danken dir für diesen ersten Abend und bitten dich auch für den Fortgang dieser Vortragsreihe: Offenbare dich und bring Menschen aus der Finsternis ins Licht und aus dem Tode ins Leben. Amen.
Bevor uns der Chor singt, möchte ich noch sehr herzlich für morgen Abend einladen. Morgen Abend, am Donnerstag, wollen wir uns mit dem Thema „Religion oder Evangelium?“ beschäftigen. Wir wollen einmal darüber nachdenken, was das Einzigartige am Evangelium ist.
Ich möchte versuchen, das Evangelium so einfach und verständlich zu erklären, dass wir es gerade auch im Kontrast zu den Religionen herausarbeiten. Hoffentlich wird es jeder verstehen, auch die Kinder. Ich freue mich, wenn Kinder mitkommen. Ich weiß, morgen ist noch Schule und übermorgen auch, aber die Kinder dürfen ruhig kommen.
Auch die Kinder können sich schon bekehren, ebenso die Jugendlichen und die Älteren. Es dürfen auch Menschen kommen, die das Deutsche noch nicht so gut verstehen, denn es wird in Russisch übersetzt.
Ich möchte Sie bitten, einzuladen. Sie sehen, dass wir noch Plätze haben. Es sind noch freie Stühle. Schade um jeden freien Stuhl. Schade, wenn Sie Leute für heute Abend eingeladen hatten und diese nicht gekommen sind.
Rufen Sie sie nachher an, wenn Sie nach Hause kommen, und fragen Sie: „Wo warst du denn heute Abend? Du hast doch versprochen zu kommen. Wo warst du, wenn du die Chorlieder, das Anspiel und die Botschaft gehört hättest?“ Das war ein wertvoller Abend. Schade, dass du ihn versäumt hast.
Ich habe dir eine Kassette mitgebracht, aber morgen Abend hole ich dich ab. Ich komme um Viertel nach sieben oder um sieben und nehme dich mit.
Bitte, die Leute haben es vielleicht gar nicht böse gemeint. Sie haben es vergessen. Es kommen so viele Einladungen und Veranstaltungshinweise in unsere Häuser. Sie haben es vergessen und gedacht: „Ach, hat es schon angefangen? Ich dachte, das fängt erst nächste Woche an.“ Und nächste Woche ist es vorbei.
Jetzt will der Herr Menschen zu sich ziehen durch sein Wort. Darum bitte ich Sie: Rufen Sie Leute an, holen Sie sie selbst ab und bringen Sie Menschen morgen Abend hierher.
Es geht nicht darum, hier einen Besucherrekord aufzustellen. Das spielt überhaupt keine Rolle. Es geht darum, dass Menschen das Wort Gottes hören – dieses Wort, das Wort des ewigen Lebens –, damit sie zum Glauben kommen und errettet werden.