Fortsetzung der Passionsgeschichte und das leere Grab
Wir haben die Passionsgeschichte nach Lukas gelesen und setzen nun mit Lukas 24 fort.
Am ersten Tag der Woche, sehr früh, kamen die Frauen zum Grab. Es waren die Frauen, die Jesus nachgefolgt waren und die Gewürze trugen, die sie bereitet hatten.
Sie fanden jedoch den Stein vom Grab weggewälzt und gingen hinein. Dort fanden sie den Leib des Herrn Jesus nicht. Da sie darüber betrübt waren, siehe, da traten zwei Männer mit glänzenden Kleidern zu ihnen.
Die Frauen erschraken und warfen sich mit dem Gesicht zur Erde nieder. Die Männer sprachen zu ihnen: „Was sucht ihr den Lebendigen bei den Toten? Er ist nicht hier. Er ist auferstanden!“
„Gedenkt daran, wie er euch sagte, als er noch in Galiläa war: ‚Der Menschensohn muss überantwortet werden in die Hände der Sünder, gekreuzigt werden und am dritten Tag auferstehen.‘“
Die Frauen erinnerten sich an seine Worte. Dann gingen sie vom Grab weg und verkündeten alles den elf Jüngern und den anderen.
Maria Magdalena, Johanna, Maria, die Mutter des Jakobus, und die anderen Frauen erzählten den Aposteln davon. Doch diese Worte erschienen ihnen wie ein Märchen, und sie glaubten ihnen nicht.
Er gibt uns Glauben. Amen.
Die Herausforderung des Osterfestes für Christen
Das ist auch ein Osterfest, wie es im Buche steht. Wie heute Morgen unsere Posaunen schon auf den Straßen geblasen haben, in diesem herrlichen Sonnenschein, da kann man sagen: Freude nach allen Seiten.
Bloß sieht die Wirklichkeit wenig anders aus. Ostern macht nämlich ausgerechnet Christen seit zweitausend Jahren Kopfzerbrechen. Die anderen Leute freuen sich an Ostern. Sie nehmen ihren Wagen und fahren hinaus in die schöne Welt. Aber Christen sind an Ostern bedrückte und manchmal auch komische Leute. Und das ist nicht erst heute so, sondern schon seit zweitausend Jahren.
Von diesen ersten Jüngern wird erzählt, dass sie an Ostern nicht strahlten vor Freude: „Jesus lebt!“ Sondern sie waren bedrückt. Sie waren niedergeschlagen, erschrocken, entsetzt. Sie konnten das, was geschehen war, nicht fassen. Und das ist über zweitausend Jahre das Gleiche geblieben: eine Christenheit in Verlegenheit, weil Jesus sie überrumpelt hat.
Da kommen die Freunde und Anhänger Jesu nicht einmal mehr mit, was an Ostern geschieht. Sie dachten, es wären Märchen. Man meint, das wäre aus der theologischen Diskussion unserer Tage geschrieben. Sie dachten, es wären Legenden, Mythen, Erscheinungen, die die Jünger gehabt hätten. Es wären nur so Gedankenspiele.
Seit zweitausend Jahren ist das das Problem der Jünger Jesu. Aber auch die Feinde Jesu haben Ärger mit Ostern. Sie haben amtlich festgestellt, ihr Siegel aufs Grab gedrückt und gesagt: „Was tot ist, ist tot.“ Und auf einmal stimmt das nicht mehr, und Jesus lebt. Es war ärgerlich, und das darf doch nicht wahr sein.
Also ist Ärger da an Ostern. Es ist interessant, dass man die Tatsache der Auferstehung Jesu einfach nicht wegdrücken kann. Jesus lebt. Seine Freunde verstehen es nicht, seine Feinde verstehen es nicht, und Jesus lebt trotzdem. Er wirkt.
Und das ist das Große an Ostern, an dem man sich begeistern kann: wie Jesus einfach über alle Widerstände hinweggeht, wie er einfach alles, was dagegensteht – muss ich noch mal sagen – überrumpelt. Und er, als Lebendiger, baut sein Reich seit zweitausend Jahren.
Und wenn dann noch so viele Leute sagen: „Ja, aber wir verstehen es nicht“, Jesus geht einfach weiter und baut sein Reich. Er lebt, er lebt, und er wirkt weiter seit diesem ersten Auferstehungstag.
Die Verlegenheit frommer Menschen am Ostermorgen
Ich möchte an diesem Textabschnitt zeigen, welche Wirkungen die Überrumpelungstaktik Jesu an Ostern hat. Zuerst möchte ich darauf hinweisen, dass dieses Vorgehen Jesu fromme Leute in Verlegenheit bringt.
Es wird erzählt, wie Frauen am Grab waren – sie sind die Treuesten der Treuen. Es soll kein schlechtes Licht auf diese Damen fallen, die ihr letztes Einsetzen für Jesus gegeben haben. Es ist ja ein Stück Schande für uns Männer, doch es spiegelt einen Tatbestand wider: Die letzten Treuen der Gemeinde sind oft Frauen.
Am Kreuz verließen ihn alle und flohen. Nur noch ein paar standen ums Kreuz, darunter ein Mann, Johannes. Am Grab aber sind nur noch Frauen da. Das sind die Menschen, die wissen, worum es geht, und die für Jesus alles einsetzen.
Das hat Folgen. Die anderen Jünger hatten sich an diesem Tag aus Angst eingeschlossen, die Frauen nicht. Sie hatten Mut, bekannten sich zu Jesus, zeigten Mut und bewiesen ihren Glauben. An diesem Ostermorgen bringen sie auch noch eine Gabe für Jesus mit. Es war eine Spezerei, eine Salbe, mit der sie Jesus einbalsamieren wollten. Das hat viel Geld gekostet.
Man könnte ja rechnen und fragen, ob es sich überhaupt noch lohnt, für einen toten Leichnam so viel zu investieren. Aber sie sagen: Für Jesus lohnt es sich. Sie bringen große Opfer. Das Loblied dieser Frauen muss man singen. Da sind tatsächlich fromme Leute gewesen, die so viel für Jesus hingelegt haben – sie haben eingesetzt und hingeblättert.
Doch diese frommen Leute kommen am Ostertag in große Verlegenheit, denn plötzlich ist Jesus auferstanden. Die Überrumpelung stellt sie vor vollendete Tatsachen. Dann stehen sie da, ihre Salbentöpfe in der Hand, und wissen nicht, wohin damit.
Ich frage mich: Warum hat Jesus nicht den Dienst dieser Frauen angenommen? Er hätte doch sagen können: „Ach, das ist so rührend von den Frauen, so nett gemeint. Jetzt lassen wir sie einfach mal balsamieren, und die Auferstehung kann ja auch später noch kommen.“ Nein, so geschieht es nicht.
Jesus stört den Dienst der frommen Leute, die so einsatzbereit waren. Er bringt fromme Leute am Ostertag in Verlegenheit, weil er sich nicht einbalsamieren lassen will. Er mag es nicht, wenn man seine Knochen konserviert. Er ist ein lebendiger Herr.
Der lebendige Herr und die Ablehnung von Konservierung
Und das hat bis heute einen ganz aktuellen Bezugspunkt. Es gibt so viele Leute, die sich rührend bemühen, in bester Absicht, und sagen: Es ist heute so problematisch mit Jesus. Man sieht nichts von ihm, es wird so viel gegen ihn gestritten – durch das moderne Denken und die Naturwissenschaft.
Dann versuchen sie, den Sinngehalt des christlichen Glaubens herauszudestillieren. Sie interpretieren, manipulieren, übersetzen und übertragen, um wenigstens das Wesentliche des Christentums zu erfassen. Es ist eine gut gemeinte Absicht, das Christentum zu konservieren.
Aber der Auferstandene schert sich nicht darum. Er überrumpelt alle Konservierungstaktiken. Ein Wort, das ich so ungern höre, ist „konservativ“, wenn jemand zu mir sagt, ich sei konservativ. Verstehen Sie, warum ich nicht konservativ sein will? Ich will keine Knochen balsamieren.
Mir geht es nicht um eine Gestalterkirche, um Formen und um Traditionen des Christentums, die wir retten müssten. Was wir vor der Welt bezeugen müssen, hat mit konservativ nichts zu tun: einen lebendigen Herrn, der selbst fromme Leute in Verlegenheit bringen kann. Er sagt: Ihr braucht doch nicht meine Sache retten. Ihr braucht doch keine Konservierungsversuche für mich zu machen. Ich lebe, und ihr sollt auch leben!
Ludwig Hofacker und die lebendige Botschaft Jesu
Lassen Sie mich noch einmal an Ludwig Hofacker erinnern. Vor etwa 150 Jahren predigte er in der Leonhardtskirche. Das war eine Zeit, in der nahezu alle Gottesdienste unserer württembergischen Kirche von einer bestimmten Haltung geprägt waren: Man zog die Moral des Christentums heraus und sprach vor allem über dessen Nützlichkeit. Es war die Zeit des Rationalismus und der Aufklärung – ehrenwerte Versuche, der Welt zu beweisen, dass das Christentum doch noch Sinn hat. Man wusste nicht, wie lange, aber doch, dass es noch gut sei, wenn man Kinder taufen lässt.
In dieser Zeit hat Ludwig Hofacker den auferstandenen Herrn bezeugt: Jesus lebt! Das führte in Stuttgart zu einer großen Überraschung. Menschen entdeckten plötzlich, dass, wenn Jesus lebt, ihr ganzes Leben und ihr Christentum eine ganz andere Bedeutung bekommen. Ihr Einsatz und ihre Hingabe für Jesus veränderten sich grundlegend.
Wer begriffen hat, dass Jesus lebt und wer den Auferstandenen kennt, der kann nicht einfach konservieren. Er muss hineinmarschieren in diese Welt und Jesus bezeugen – überall dort, wo es dunkel ist, wo Jesus bestritten wird, wo Menschen in Leid und Schuld gefangen sind. Er muss den Menschen zusprechen, dass sie in Jesus frei werden und ein neues Leben finden.
Die Auferweckung Jesu bringt fromme Leute in Verlegenheit, denn sie wirft alle frommen Routinen aus der Bahn. Jesus kann alles umstürzen. Das wünsche ich mir auch für die heutigen Tage: Dass in unserer Zeit, die oft so problematisch für das Christentum ist – wir sind ja Kinder unserer Zeit und leben mit den Denkkategorien unserer Zeit – Jesus einfach all unsere oft so fruchtlosen kirchlichen Diskussionen durchbricht.
Und dann geschieht es in unseren Tagen: Einige junge Leute kommen zusammen, gehen auf die Straße und missionieren. Sie erleben, dass Menschen plötzlich Jesus erkennen, frei werden und ein neues Leben ergreifen. Wenn man die Augen öffnet, wird man staunen, wie der auferstandene Jesus heute – unabhängig von Kirchengebäuden, Konfessionen und Konservierungsversuchen – mächtig herrscht und sein Reich baut. Es sprießt an allen Ecken, wo Gemeinde Jesu entsteht und Menschen Jesus, den Auferstandenen, entdecken.
Das bringt fromme Leute in Verlegenheit.
Trauernde und das Durcheinander am Grab
Das Zweite
Trauernde kommen durcheinander an Ostern. Die Frauen, die am Grab standen, waren Trauernde, die ganz bestürzt waren: Jesus ist tot. Der Schmerz am Grab ist so schwer.
Sie standen schon an Gräbern, und ich habe an Gräbern gestanden, die mir persönlich sehr nahegehen. Das sind Wunden, die in dieser Welt nie zuheilen. Wenn man dann am Grab steht, kann man sich vorher vornehmen, nicht zu weinen. Doch man muss einfach weinen, weil das einen so betrifft und einem so nahegeht. Ein lieber Mensch ist plötzlich nicht mehr da.
Man versteht manchmal nicht, dass die Welt sich überhaupt weiterdreht, dass Leute sich noch über gestiegene Milchpreise ärgern, während ein lieber Mensch plötzlich nicht mehr unter uns ist. Tot – was ist das? Wo ist er? Was ist eigentlich los? Keiner kann es erklären. Und dann stehen wir da als die Geschlagenen ums Grab.
Ich möchte Ihnen sagen, dass die Predigt des Auferstandenen am Grab ein großes Durcheinander bewirkt. Verwechseln Sie das nicht! Die Predigt vom auferstandenen Jesus ist keine Trostpredigt, ganz gewiss nicht. Mir tut es immer leid, wenn Leute mich ans Grab rufen und dann enttäuscht sind über das, was ich zu sagen habe.
Ich kann nur vom Auferstandenen reden, und das ist keine Trostpredigt, sondern zuerst einmal eine beunruhigende Sache. Die Frauen kamen zum Grab, dachten an das, was war, und wollten weinen. Doch Jesus lebt. Und da waren sie entsetzt und erschrocken.
Ja, es mag Ihnen wunderlich vorkommen, dass sie erschrocken und entsetzt waren. Das ist aber überhaupt nicht wunderlich, sondern ganz selbstverständlich. Denn den Tod zu beweinen, das kann man. Wissen Sie, sogar ohne Glauben kann man sich auf den Tod einstellen.
Ich glaube, dass es gar keine Schwierigkeit ist, sich an den Tod zu gewöhnen. Und ich weiß es doch: Viele machen das und sagen, „Ach, wir müssen alle sterben.“ Man kann sich daran gewöhnen. Ja, das ist die Natur. Die Blätter fallen von den Bäumen, auch der Mensch muss gehen.
Man kann ans Grab treten und sagen: „Es ist vorbei.“ Man kann Rückblick halten, Tränen vergießen, die Hand schütteln, sich damit abfinden – so schwer der Schmerz auch ist. Man kann Gefühle mitgeben, und das mag einem anderen noch Trost geben.
Aber wenn ich sage: Jesus lebt, der Tod ist gesprengt, ja, was dann? Dann ist mein ganzes Leben falsch gelebt gewesen. Dann kommt alles darauf an, morgen, heute, für Sie: Wie sind Sie zu diesem Auferstandenen gestanden?
Dann kommt es gar nicht so sehr darauf an, was Sie im Einzelnen getan haben, sondern darauf, ob Sie heute für diesen lebendigen Herrn Jesus gelebt haben, ob Sie ihn geliebt, ihm gedient und ihm gehorcht haben.
Tatsächlich ist das für die Gräber eine ganz aufregende und aufrüttelnde Tatsache, wenn wir das bezeugen und sagen: Jesus lebt! Ja, was ist das, wenn ich dann in seine Hände falle und ihn abgelehnt habe?
Ich möchte mein ganzes Leben lang Krieg mit Jesus haben, ihn ablehnen – und dann stehe ich vor ihm? Die Frauen erschraken, die Auferweckung bewirkt auch am Grab ein Durcheinander. Trauernde Menschen kommen durcheinander.
Ja, was ist das jetzt eigentlich? Was gilt denn dann jetzt?
Persönliche Erfahrungen mit Sterben und Auferstehung
Ich war junger Vikar in Tuttlingen im Kreiskrankenhaus. Gleich am ersten Tag, als ich Besuche machte, wurde ich mit einer Situation konfrontiert, die mich sehr herausforderte. Zuvor hatte ich noch nie ein Krankenhaus betreten, und all das bereitete mir große Schwierigkeiten. Mein Blutdruck, die Umgebung und vieles mehr – das alles war neu und beängstigend für mich.
Dann wurde ich zu einem sterbenden jungen Mann geführt, Ernst Haller aus Thalheim, der dort im Sterben lag. Ich war völlig unerfahren, denn so etwas lernt man nicht einfach. Ich musste mit ihm sprechen. Er fragte mich, ob er sterben müsse, und ich antwortete, dass es wahrscheinlich so sei. Dann fragte er, was danach komme. Daraufhin sprach ich von Jesus.
Mir ging es wie vielen anderen: Man kann es selbst kaum glauben. Man denkt, das sei nur ein Spruch. Doch dann erlebt man plötzlich, wie ein junger Mann, der seit seiner Konfirmation jahrelang keine Kirche mehr besucht hatte, plötzlich sagt, dass er gewiss sei, dass Jesus auf ihn wartet. Gleichzeitig möchte er Dinge in seinem Leben bereinigen.
Wir feierten das Abendmahl miteinander. In der Nacht vor seinem Sterben suchte er noch nach Liedern für seine Beerdigung. Die Schwestern, die dort oben waren, erlebten das mit; ich war nicht dabei. Ein junger Mann unserer Tage wollte seinem Gott singen und ihm danken.
Trauernde geraten dabei oft durcheinander – in jeder Hinsicht. Man versteht nicht mehr, was in einem Menschen vorgeht. Es ist nicht nur Erschrecken möglich, sondern auch Freude. Man kann vor dem Grab plötzlich Siegeslieder singen und sich freuen.
Das gibt es, und es soll es bei glaubenden Christen geben, die am Grab stehen und auf den Auferstandenen blicken. Sie wissen: Wir wollen dem Tod nicht nachweinen, sondern uns freuen, dass wir unser Leben auch im Sterben Jesus in die Hand legen können. Jesus lebt mit ihm – auch mit mir.
Tod, wo sind nun deine Schrecken? Man kann das Leben in großer Gewissheit leben. Wir sind Brüder, die in Russland durch die Arbeit unseres Missionsbundes sehr ans Herz gewachsen sind. Ganz am Anfang der bolschewistischen Revolution rief ein russischer Erzbischof dem Exekutionskommando zu, als sie ihn zum Feuer führten und ihm die Augen verbanden: „Lebt wohl, ihr Toten, ich gehe zum Leben!“
Trauernde geraten durcheinander, wenn sie plötzlich mit Recht die Maßstäbe umdrehen und sagen: „Ihr seid die Toten, ich bin der Lebendige!“ Auch im Trauern wird es anders. Wer den Auferstandenen kennt, steht am Grab und singt Osterlieder – fröhliche Osterlieder.
Als mein Vater heimgerufen wurde, konnten wir in unserer Familie zuerst dieses Lied singen, als wir uns alle trafen: „Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut, dem Gott, der allen Jammer stillt.“ Wir wissen vom Jammer des Sterbens, aber er stillt den Jammer, weil er lebt.
Die fortwährende Verlegenheit und das Verstehen der Auferstehung
Und noch ein Letztes: Man merkt erst, wie wenig man verstanden hat. Doch in den Erzählungen will der Auferstandene uns überrumpeln. Es geschieht ganz plötzlich, und seit zweitausend Jahren gerät die Christenheit an Ostern immer wieder in Verlegenheit. Dann überrumpelt der Auferstandene uns.
Das bringt fromme Menschen in Verlegenheit, Trauernde geraten durcheinander. Und jetzt noch ein Letztes: Man merkt erst, wie wenig man verstanden hat. Die Engel zu diesen Frauen tragen es so vor: Sie schlugen ihr Angesicht nieder zur Erde. Das bedeutet nicht nur Erschrecken, sondern Verlegenheit.
Dann erinnern diese beiden Boten die Frauen daran und fragen: „Was hat denn Jesus zu euch gesagt? Erinnert ihr euch an die Worte Jesu?“ Erst langsam dämmert es ihnen. Erst von diesem redenden Engel her verstehen sie die früheren Worte Jesu. Diese waren ihnen vorher ein Rätsel.
Das ist bis heute so geblieben. Es ist ja immer interessant, wie typisch die Bibel erzählen kann und wie das bis in unsere Tage hinein typisch bleibt: dieses Niederschlagen der Augen zur Erde. Es ist merkwürdig, dass Christen nicht fortwährend vom Auferstandenen reden, sondern oft über ungelöste Probleme sprechen. Über die ungeklärten Probleme der Erziehung, die politischen Schwierigkeiten unserer Welt, wie kompliziert alles ist, wie hoffnungslos und wie viel Not in der Welt herrscht.
Es gibt so viele Jammerpredigten, viele Diskussionen, bei denen man nicht weiterkommt. Warum eigentlich kein fröhliches Bezeugen des Auferstandenen? Sie schlugen ihr Angesicht nieder zur Erde. Man kann ausweichen und flüchten aus Verlegenheit. Man kann alle anderen Themen ansprechen – nur nicht das eine, das eigentlich heute in der Welt dran ist, das aufregendste Thema.
Der Kern des Glaubens: Die Auferstehung Jesu
Und dann noch etwas Typisches: Bei uns ist es oft so, dass wir meinen, den christlichen Glauben verstanden zu haben, wenn wir 98 Prozent der Bibel verstanden haben.
Dann kommt jemand und sagt: „Du, ich habe so viele Probleme mit der Schöpfungsgeschichte. Bei dem Wunder habe ich Schwierigkeiten, ich verstehe es nicht richtig, ich kann es mir nicht erklären.“ Gut, aber wissen Sie, so kommen Sie nie zum christlichen Glauben.
Zum christlichen Glauben kommen Sie umgekehrt nur vom Auferstandenen her. Rückblickend, vom Ostertag her, haben die Jünger die früheren Worte Jesu verstanden. Halten Sie sich nicht an einem Wunder Jesu auf!
Ich möchte doch mit Ihnen über Jona und andere Probleme sprechen, die Sie haben. Mein Wunsch ist, dass Sie dem auferstandenen Jesus begegnen. Wenn Sie wissen, dass Jesus den Tod bezwungen hat und lebt, und wenn Sie Ihr Leben ihm anvertrauen, dann verstehen Sie die Bibel.
Ich bin sogar überzeugt, dass dann kaum mehr Probleme übrig bleiben und Sie die Schrift verstehen. Von dort her, vom Auferstandenen her, versteht man rückwirkend die Bibel. Sie können 98 Prozent der Bibel verstanden haben, aber wenn Sie die Auferstehung Jesu nicht begriffen haben, sind Sie kein Christ. Es geht ja nicht um Prozentzahlen.
Sie können nur vom Auferstandenen her denken, denn das Wesentliche ist, ob Sie an Jesus glauben können – an Jesus, der als Person lebt. Ich halte viel von Goethe, aber ich glaube nicht an Goethe. Ich halte viel von Martin Luther, aber ich glaube nicht an Martin Luther. Aber ich glaube an Jesus, weil er lebt und weil man ihm sein Leben anvertrauen kann.
Einladung zur persönlichen Entscheidung für den Auferstandenen
Wenn Sie heute am Ostertag diese Botschaft hören, dann kann es nur so sein, dass Sie diesem Auferstandenen Ihr Leben geben.
Ich weiß, dass Sie alle viele Fragen haben. Viele Probleme, die Sie nur rufen lassen: „Herr, ich möchte Dich erkennen und die Kraft Deiner Auferstehung erfahren.“
Ich verstehe so vieles nicht. Ich möchte mich nicht an komplizierten Fragen zur Kirchensteuer, zur kirchlichen Verwaltung oder zu Problemen bei der Bibelauslegung und den Dogmen aufhalten. Ich möchte nur eins verstehen: Ob Du der Lebendige bist, ob Du den Tod bezwungen hast und ob Du mein Leben tragen kannst.
Und wenn ich durch mein stürmisches Leben hindurchgehen muss, möchte ich wissen, ob es wahr ist, dass ich Dich und Deine Kraft erfahren kann. Ich möchte mein Leben Dir anvertrauen. Wohl dem, der ihm glauben kann!
Dieser Mensch ist ein Überrumpelter, ein Überführter, aber auch ein Mensch, der einen festen Boden unter den Füßen hat, der Glauben hat und der die Welt überwinden kann, weil er an Jesus glaubt, den auferstandenen Herrn. Amen.
