Ich freue mich, dass Sie heute Abend noch einmal gekommen sind und wir gemeinsam der Botschaft des Evangeliums lauschen können.
Heute Abend habe ich eine Geschichte aus dem Matthäusevangelium ausgewählt: Matthäus 14, Verse 22 bis 33.
Nach der Speisung der Fünftausend trieb Jesus seine Jünger an, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren, während er das Volk gehen ließ. Als er das Volk hatte gehen lassen, stieg er allein auf einen Berg, um zu beten. Am Abend war er dort allein. Das Boot war bereits weit vom Land entfernt und wurde nur durch die Wellen bewegt, denn der Wind stand ihnen entgegen.
In der vierten Nachtwache, also in der frühen Morgenstunde, kam Jesus zu ihnen und ging auf dem See. Als die Jünger ihn auf dem Wasser gehen sahen, erschraken sie und riefen: „Es ist ein Gespenst!“ Sie schrien vor Furcht. Doch Jesus redete sogleich mit ihnen und sagte: „Seid getrost, ich bin’s, fürchtet euch nicht!“
Petrus antwortete Jesus und sprach: „Herr, bist du es? So befiehl mir, zu dir auf dem Wasser zu kommen!“ Jesus sagte: „Komm her!“ Petrus stieg aus dem Boot und ging auf dem Wasser auf Jesus zu.
Als er jedoch den starken Wind sah, erschrak er, begann zu sinken und schrie: „Herr, hilf mir!“ Jesus streckte sofort die Hand aus, ergriff ihn und sagte zu ihm: „Du Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?“
Sie stiegen in das Boot, und der Wind legte sich. Die Jünger im Boot fielen vor Jesus nieder und sprachen: „Du bist wahrhaftig Gottes Sohn.“
Zweifel als universelle Erfahrung
Es ist eine große Not mit dem Zweifel, und heute Abend gibt es keinen einzigen Menschen, der in seinem Leben nicht mit Zweifeln kämpfen muss. Ist das wirklich wahr?
Diese Frage wird besonders in der Stunde ganz akut, wenn es um Tod und Leben geht. Wenn wir in ganz schwere Nöte geraten, dann stellt sich plötzlich die Frage: Ist da wirklich etwas dran?
Ihre Bekannten, die nicht glauben können, meinen oft, sie seien irgendwie von der Schöpfung privilegiert. Sie glauben, sie hätten ein paar Gene, die es ihnen leichter machen, zum Glauben zu finden als Ihnen. Dann sagen sie: „Ja, du hast es ja leicht, dich bewundere ich mit deinem Glauben.“
Da müssen Sie gleich dazwischenfahren und sagen: „Nein, das stimmt nicht. Ich habe in meinem Leben genauso mit Zweifeln zu kämpfen wie du. Aber ich kann dir gerne erklären, wie ich zum Glauben kam.“
Passen Sie dabei auf, dass Sie sich nicht loben lassen. Denn der Glaube ist nie eine Eigenschaft, die wir mitbringen.
Persönliche Begegnung mit Zweifel und Glauben
Ich war hier ganz in der Nähe Vikar – das ist schon 45 Jahre her. Jetzt erschrecken Sie sich bestimmt, wie alt ich bin. Damals hatte ich in Waiblingen einen Gemeindebezirk. Mit jugendlichem Eifer habe ich dort Hausbesuche gemacht. Es war toll, besonders an der Schorndorfer Straße. Hinten standen Baubaracken, das war herrlich. Gerade in der Weihnachtszeit war es etwas Besonderes, mit den harten Männern Weihnachten zu feiern.
Ich bin die Treppen rauf und runter gelaufen, habe einfach bei den Leuten geklingelt und gesagt: "Grüß Gott, ich bin hier im Dienst und wollte bei Ihnen vorbeischauen." In einem Haus machte eine Frau kurz die Tür auf. Ich merkte sofort, dass sie ein verheultes Gesicht hatte. Ich sagte gleich: "Lassen Sie mich kurz rein." Die Frau war überrumpelt, ließ mich aber hinein. Dann saßen wir auf dem Küchenhocker, und sie erzählte, dass ihre einzige Tochter, ein dreizehnjähriges Mädchen, an der großen Kreuzung – wenn man vom Krankenhaus runterkommt, bevor man zur Remsbrücke kommt – von einem Mopedfahrer angefahren worden war.
Das Unglück war so schwer, dass das Mädchen auf den Gehsteig fiel und eine schwere Gehirnblutung erlitt. Sie lag im Koma. Wir saßen dort in der Küche, dann kam noch der Mann mit Pantoffeln dazu – ein Friseur. Für mich war das ein großes Erlebnis, eine tiefe Erschütterung. Die beiden sagten: "Ach, wissen Sie, das alles mit Gott und was Sie mit der Bibel haben, das ist doch alles nichts. Sehen Sie das an! Wenn es einen Gott gibt, müsste er doch da etwas tun."
Ich ging jeden Abend zu diesen armen Eltern und bereitete sie darauf vor, dass das Kind nicht mehr gesund werden würde. Aber die Mutter hatte immer wieder Hoffnung. Nach 14 Tagen erzählte sie mir, sie habe oben ein paar Tannenzweige auf das Nachttischchen gelegt – falls die Tochter doch die Augen aufschlägt. Aber eigentlich gab es keine Hoffnung mehr.
Sie ließen das Kind ins Liftkrankenhaus bringen. Dort gab es damals gute Hirnchirurgen. Die sagten, es sei so viel Blut im Gehirn, dass eine Operation nicht mehr möglich sei. Es gebe keine Hoffnung mehr. Wir beteten. Ich sehe noch den Vater in der Michaelskirche, als er einen Abendgottesdienst hielt. Er bewegte sich kaum und saß dort mit großer Ablehnung. "Was soll da schon herauskommen?", dachte er.
Dann geschah das Wunder: Die Mutter war einmal überglücklich, weil ihr Kind die Augen aufgeschlagen hatte. Wenige Wochen später – Sie glauben es nicht – konnte das Kind wieder zur Schule gehen. Gott tut große Dinge. Ich war ganz erhoben. Aber der Vater sagte: "Ach, wissen Sie, ich kann nicht glauben." Ich sagte: "Sie haben doch so Tolles erlebt." Die Frau antwortete: "Ach, wissen Sie, ich habe weiter meine Zweifel."
Ich muss sagen, ich war so erschüttert, dass ich keine Besuche mehr machte. Ich dachte: Kann Gott noch deutlicher sprechen? Es ist immer auch ein Zeichen, dass die tollsten Wunder passieren können – Dinge, die ich in meinem Leben noch nie erlebt habe. Und dennoch sind Menschen verhärtet im Zweifeln.
Zweifel in schweren Lebenssituationen
Und dann kam der Tag, an dem ich von Weiltingen wegging und versetzt wurde. Dennoch habe ich noch Besuche im Krankenhaus gemacht, auf der chirurgischen Station. Und plötzlich liegt dort der Vater. Was ist los? Ganz schlimme Magenblutungen. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Ich habe den Mann gefragt: „Können Sie an Jesus glauben?“ Er antwortete: „Ich kann nicht glauben, ich kann nicht glauben.“ Es war ein erschütterndes Erlebnis.
Nach vielen Jahrzehnten in Stuttgart sucht mich plötzlich eine Frau auf, die drei Kinder hat, und sagt: „Wissen Sie, ich war dieses Mädchen von Weiltingen.“ Sie sagt: „Das gibt es ja gar nicht. Und Sie haben Kinder geboren?“ „Ja“, antworte ich. „Was ist mit Ihrem Kopfsack?“ – „Das ist alles noch drin. Für die Ärzte ist das ein Wunder und unbegreiflich.“
Ich muss Ihnen noch etwas Tolleres erzählen. Ich bin mit meinen Kindern schwarz hingegangen. Ich muss irgendwo hier in dem Gebiet wohnen. Da ging ein steiler Weg hoch, und dort parkte ein BMW. Aus unerklärlichen Gründen setzte sich das Auto plötzlich in Bewegung, raste auf sie zu und schlug direkt hinter ihr gegen die Böschung in die Wand.
„So merkwürdig, dass ich nicht getroffen wurde“, sagt die Mutter, „und mein Kind auch nicht. Kommen Sie nicht zum Nachdenken?“ Sie sagt: „Ich möchte noch einmal mit Ihrem Vater reden.“
Dann sucht mich der Vater erneut auf, inzwischen ein alter Mann in Rente, und erzählt mir, was Gott in ihr Leben hineingeredet hat. Es ist alles so bewegend. Er sagt: „Sie haben Recht, das ist schon toll, aber wissen Sie, glauben kann ich nicht.“
„Wann wollen Sie denn dann anfangen zu glauben?“ frage ich. Wissen Sie, was er sagte? „Wenn ich sechs Richtige im Toto habe.“
Ich antwortete: „Dann ist unser Gespräch beendet, und wir gehen auseinander.“ Es ist ein erschütterndes Erlebnis, dass Gott die größten Dinge in unserem Leben tun kann, und sie dennoch keinen Glauben wecken.
Wahrscheinlich haben Sie in Ihrem Leben auch schon ganz viel erlebt, das Sie ganz, ganz kalt lässt.
Zweifel in Katastrophen und Leid
Wie ist das mit dem Zweifeln? Der Zweifel kommt in unserem Leben besonders dann hoch, wenn große Katastrophen passieren. Wenn eine unheilbare Krankheit eintritt, fragen wir uns, wie Gott das zulassen kann. Wenn ein Handwerker Pech hat, einen Kunden nicht bezahlt und dadurch das ganze Geschäft in die Insolvenz treibt, fragen wir: Wie kann Gott zulassen, dass so ein Schuft mein Geschäft ruiniert? Wenn Eltern ihr Kind tödlich verlieren, fragen sie: Wie kann Gott das zulassen?
Dann stellen sich die großen Fragen. In diesen Zweifeln zerbricht etwas. Ich sage immer: Das muss zerbrechen. Denn das war ein billiger Glaube – irgendwo an einen lieben Gott, der irgendwo thront, ein Feld-, Wald- und Wiesengott, der uns im Leben alles Gute serviert. Und wehe, wenn es uns einmal schlecht geht, dann will man nichts mehr verstehen und nichts mehr begreifen.
Deshalb ist es gut, die Bibel zu lesen und sich zu informieren, wie das wirklich ist. Und das Erste, was wir sehen: Jesus ist ganz anders. Er treibt seine Jünger in den Sturm. Er treibt sie in den Sturm. Jesus musste doch wissen, als er sagte: „Steigt in den Kahn und fahrt hinüber“, dass dieser schlimme Windsturm kommen würde.
Es ist ganz bezeichnend: Jesus lässt die Jünger diese fröhliche Ausflugsfahrt starten, die dann ganz schrecklich endet – mit einem tobenden Sturm, Wellen und großen Erschütterungen. Diese Männer waren erfahren in Bezug auf den See Genezareth. Sie ruderten und dachten: Das schaffen wir, das müssen wir meistern. Aber dann zerbricht ihre Manneskraft. Und das ist so schlimm, wenn die eigene Stärke nicht mehr ausreicht.
Liebe Schwestern und Brüder, ich bin heute Abend auch ganz stark berührt. Ich bitte Sie, dass Sie mit Ihren Nachbarn und Freunden dieses Gespräch führen. Wir Männer sind nicht die starken Männer. Der Tod des Torwarts Enke ist ein erschütterndes Zeichen dafür, wie viele Menschen um uns herum ihr Leben meistern wollen – und niemand spricht darüber.
Wir Männer sind ja dafür bekannt, dass etwa achtzig Prozent keinen Freund haben und nie über ihre Nöte reden. Sie tragen alles allein und kommen mit ihren Lebensnöten nicht mehr zurecht. Aber es ist gut, dass in der Bibel steht, dass Jesus uns diese großen Erschütterungen zumutet.
Zur Zeit Goethes war die größte Erschütterung das Erdbeben von Lissabon. Dort gab es einen großen Tsunami, und die Kirchtürme stürzten ein. Tausende Menschen starben, und der Glaube wurde erschüttert. Da war plötzlich kein lieber Gott mehr, der immer dafür sorgt, dass es uns gut geht und uns von den Schrecken und Nöten dieser Welt bewahrt.
Hier auf dem See Genezareth aber zerbricht die Manneskraft. Man ist am Ende mit seiner Kraft und ruft: „Hilf uns, Herr, wir sind verloren!“ Die Jünger wissen nicht, was sie tun sollen. Sie sind allein, und Jesus ist nicht da.
Zweifel als Herausforderung und Chance
Deshalb will ich es noch einmal sagen: Zweifel befallen jeden. Wenn man nachts wachliegt, etwa im Krankenhaus vor einer Operation, fragt man sich: Ist es wirklich wahr, dass Jesus mich hält? Ist es wirklich wahr, dass Jesus die Hände der Ärzte führt? Und wenn die Operation ganz anders ausgeht, was dann? Ist das nicht bloß ein frommer Spruch, dieses Glauben an die Hoffnung des ewigen Lebens? Ist das wirklich wahr?
Zweifel befallen jeden. Ist es wahr? Kann man denn damit kämpfen? Im Jakobusbrief steht ein wichtiger Satz: „Es sei gut, wenn wir in Anfechtungen fallen.“ Das klingt sehr gut. Warum? Weil das die Bewährung unseres Glaubens bringt. Unser Glaube wird dadurch ganz neu auf ein festes Fundament ausgerichtet.
Und das ist jetzt ganz wichtig: Wie komme ich zur Gewissheit im Glauben? Wie wird mein Glaube fest und bewährt, sodass er auch in Anfechtungen, in Schrecken, Nöten und Leiden dieser Welt ganz fest steht?
Gewissheit im Glauben – ein lebensnahes Gleichnis
Die Leitung bei Hilfe für Brüder hatte mich in einer wichtigen Angelegenheit zu einem großen Sponsor nach Holland geschickt. Vom Büro bekam ich den Rat: „Nimm doch den Dienstwagen, da steht ein alter Opel bereit.“
Es war eine Blitzfahrt. Ich fahre immer sehr schnell, weil ich schnell zurück zur Gemeinde musste. So fuhren wir die weite Strecke nach Holland – hunderte Kilometer hin und dann wieder zurück.
Als wir in der Nähe von Mannheim waren, bemerkten wir plötzlich beide: „Was haben die denn für einen komischen Asphalt aufgebracht? Das rattert so seltsam!“ Das Rattern zog sich kilometerweit. Es war wirklich merkwürdig. Man traut heute dem Straßenbauer alles Schlechte zu. Er hat bestimmt irgendeinen schlechten Asphalt verlegt, keinen Flüsterasphalt, sondern so einen komischen, ratternden Belag.
Meine Frau, die beste aller Ehefrauen, sagte dann: „Fahr doch mal raus auf den Parkplatz.“ Ich schaute nach, alles schien in Ordnung zu sein, kein Plattfuß oder Ähnliches. Wir fuhren weiter, doch das Rattern blieb. Jetzt meinte meine Frau: „Du, fahr mal in deine Werkstatt.“
Wir steuerten eine Toyota-Werkstatt an, die zufällig an der nächsten Autobahnausfahrt lag. Der Meister setzte sich ins Auto, untersuchte die Räder und stellte fest: „Beide Vorderräder haben die Schrauben nicht festgezogen.“
Unser Zivi – Sie wissen, was ein Zivi ist – hatte die Winterreifen gewechselt und vergessen, die Schrauben beim Aufziehen der Sommerreifen festzuziehen. Wir waren 900 Kilometer gefahren! Es ist ein Wunder, dass wir heute noch leben. Nach nur vier oder fünf Kilometern wären uns beide Vorderräder weggefahren. Das war das ganze Rattern.
Seitdem weiß ich: Man braucht Gewissheit. Ich setze mich nicht mehr in ein Auto, wenn ich nicht sicher weiß, dass die Räder fest sitzen. Das habe ich gelernt.
Und im Glauben gilt das erst recht. Im Glauben will ich mich auf keine Geisterfahrt einlassen. Ich will mich nicht auf Vermutungen und Träume verlassen, sondern das Wissen ganz sicher haben. Ohne Gewissheit will ich kein Christ sein.
Ich möchte wissen: Ist das wahr? Hört Jesus meine Gebete? Ich möchte wissen, was passiert, wenn ich sterbe. Falle ich in die offenen Hände Jesu? Ich will wissen, ob meine Schuld wirklich vergeben und ausgelöscht ist. Woher weiß ich das? Das Gewissen – das möchte ich Ihnen an dieser Geschichte zeigen.
Gewissheit durch das Wort Gottes
Wie bekomme ich Gewissheit? Wie komme ich dahin?
Die Jünger rudern verzweifelt im Boot, kommen nicht vorwärts. Der Regen prasselt auf sie herab, der Wind bläst heftig. Plötzlich sehen sie Jesus auf dem Wasser gehen. Sicher tröstet es sie, dass auch die Jünger im Glauben nicht gewiss waren. Sonst wären sie nicht auf die verrückte Idee gekommen, Jesus für ein Gespenst zu halten. Jesus ein Gespenst? Wie kann man das verwechseln?
Das ist ihnen zum Trost gesagt, denn viele meinen, wenn sie Jesus sehen könnten, wäre ihr Glaube fester. Das ist Unsinn. Man sieht das auch in den Osterberichten: Die Frauen haben Jesus zuerst gar nicht erkannt. Das Sehen ist kein Beweis unseres Glaubens. Es ist ein törichter Irrweg zu glauben, wir müssten Jesus mit unseren Augen sehen, um Halt im Glauben zu finden.
Übrigens können wir mit all unseren Sinnen keine Gewissheit im Glauben erlangen. Heute gibt es eine große Bewegung, die in fast jeder Gemeinde lebendig ist: Man will Gott erleben. Hören Sie mal hinein: Überall heißt es, wir wollen Gott erleben, erfahren. In der ganzen Bibel gibt es jedoch keine Aufforderung, Gott zu erleben oder zu erfahren.
Glücksgefühle können Sie erleben, wenn Sie Bungee-Jumping machen oder die Nationalhymne hören. Dann läuft es Ihnen kalt und warm den Rücken herunter. Aber so können Sie Gott nicht erleben. Mit unseren Sinnen können wir Gott nicht erkennen. Wir können ihn nicht mit unseren Augen sehen, nicht mit unserem Gehör oder Gefühl erfassen.
Viele junge Menschen heute suchen Gott in ihren Gefühlen. Das ist ein schlimmer Weg. Dort werden sie Gott nicht finden, sondern nur mit ihren Gefühlen allein sein. Musik ist toll und spielt heute eine große Rolle, doch auf diesem Weg werden sie Gott nicht finden.
Wo haben die Jünger gemerkt, dass Jesus da ist? Nicht durch ihre Augen, nicht durch das Hören, sondern durch das Wort, das Jesus zu ihnen sagt: „Ich bin’s, fürchtet euch nicht.“ Wenn Sie einmal darüber nachdenken: Wie ist Abraham zum Glauben gekommen? Wie Noah, Mose oder David? Alle haben das Wort Gottes gehört. Sie waren in einer ähnlichen Lage wie Sie. Die Jünger von Jesus sagten: „Herr, deine Worte sind Geist und Leben.“
Das Wort Gottes birgt ein Geheimnis: Es wird getragen und getrieben vom Heiligen Geist. Der Heilige Geist wirkt durch das Wort Gottes – meiner Überzeugung nach nur durch das Wort Gottes. Alles andere ist Gefühl. Wenn Sie das Wort Gottes hören, wie sind Menschen dadurch getroffen worden? Wie war es hier? Jesus spricht: „Ich bin’s, fürchtet euch nicht!“ Und plötzlich haben diese Jünger, Freunde von Jesus, Gewissheit. Ja, das ist er! Sie haben ihn erkannt.
Das Wort Gottes trifft uns im Gewissen.
Glaube als Geschenk des Heiligen Geistes
Wissen Sie, zum Thema Glauben müssen wir noch einmal ganz deutlich sagen: Glauben kann man nicht einfach machen. Man kann sich den Glauben auch nicht einreden. „Ich will glauben“ – so funktioniert es nicht.
Ich habe schon gestern gesagt, wie gut es ist, wenn man im Konfirmandenunterricht die großen Formulierungen des Glaubens gelernt hat. Ich möchte den Älteren noch einmal Mut machen und den Jüngeren sowieso: Lernen Sie diese Formulierungen noch einmal. Sie sind nicht so schwierig.
Luther hat uns gesagt: „Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft oder Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann. Nicht durch meinen Verstand komme ich da hin, nicht durch Grübeln, nicht durch Diskussion.“ Sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen. Durch das Wort Gottes ist der Geist Gottes in mir wirksam geworden und hat das Feuer des Glaubens angezündet. Das ist ein Wunder, das Gott wirkt.
Jesus sagt an anderer Stelle: „Alles, was mir der Vater gegeben hat, das kommt zu mir.“ Wenn Gott dieses Schaffen, dieses Glauben in unserem Herzen schafft, dann geschieht das Wunder.
Wie ist das nun, wenn jemand in einer großen Krise steckt? Ich bitte Sie dringend, bei Menschen auszuharren, die angefochten und im Zweifel sind. Es gibt auch leichtfertige Spötter, bei denen man sagen kann: Jetzt machen wir die Tür zu, jetzt reicht es. Aber bei denen, die ernsthaft suchen, die angebrochen und schwergegangen sind, lassen Sie sie bitte nicht allein!
Was ist das Größte, was Sie ihnen bringen können – in der Krankenzeit, auf der Intensivstation? Ein Wort Gottes. Sagen Sie ihnen einfach ein Wort, lassen Sie es sich von Gott schenken. Zum Beispiel den 23. Psalm oder „Befiehl dem Herrn deine Wege und hoffe auf ihn.“ Sie werden das Wunderbare erleben, dass ein Kranker plötzlich sagt: „Du hast mir den größten Dienst getan, den du mir tun konntest.“
Was man da erleben kann, sind offene Gräber bei Leuten, die sich nicht mehr trösten lassen. Plötzlich sagen sie: „Ich habe Grund gefunden, und ich kann an Jesus glauben.“ Warum? Weil Gott es uns möglich macht durch die Gabe seines Heiligen Geistes. Das ist ein Wunder.
Deshalb ist es eine große Not mit dem Zweifeln. Man darf sagen: „Herr, hilf mir, dass ich meinen Zweifel überwinde.“ Und was kann man tun? Bibel lesen. Es ist so herrlich, unter das Wort zu gehen und sich von diesem Wort ansprechen zu lassen. Denn nur es allein kann zu uns sprechen.
Dieses Wort Gottes ist es, das ich heute besonders im Blick habe. Ich habe Sorge, dass in vielen Gemeinden das Wort Gottes an die Seite gedrängt wird. Das Wort Gottes ist die Weise, wie sich Gott vor uns offenbart. So hat er sich schon bei den Vätern im Alten Testament offenbart.
Gott hat immer wieder gesagt: „Mein Wort ist wirksam, es dringt durch, es schafft etwas, es gebietet. Mein Wort kann nicht leer zu mir zurückkommen.“ Das Wort wächst und treibt Frucht.
Lesen Sie die Gleichnisse, was das Wort Gottes bewirkt. Und dass das Wort Gottes vom Geist Gottes eingegeben und inspiriert ist, daran merkt man, dass dieses Wort – sei es auch nur ein Losungswort, das wir morgens lesen – eine Kraft entfaltet.
Ich kann mich abschotten im Unglauben und Zweifel, aber wenn ich offen vor diesem Wort stehe, kann der Geist Gottes mich trösten und mir Gewissheit geben.
Wie wunderbar ist es, wenn Sie so ein Wort haben: „Und ob ich schon wanderte durch das finstere Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir.“ Das ist ein Wort von Jesus. Er sagt: „Ich lebe, und ihr sollt auch leben.“ Wenn Jesus das sagt und sich verbirgt, gilt dieses Wort und ist wahrhaftig. Es kann nicht gebrochen werden.
Wissen Sie, die einzige sichere, absolut sichere Sache in dieser Welt sind nicht Ihre Sparguthaben, nicht Ihr Besitz, nicht Ihre Gesundheit, nicht Ihre Lebenskraft. Die einzige Sicherheit, die es in dieser Welt gibt, ist das Wort Gottes. Jesus sagt: „Das Wort Gottes, die Schrift, kann nicht gebrochen werden.“
Das Wort erfüllt sich, es ist wahr. Gestern haben wir es gesungen: „Sein Wort ist wahr und trüget nicht und hält gewiss, was es verspricht, im Tod und auch im Leben.“ Bis heute gibt es keinen einzigen Beweis, warum ein Wort in der Bibel nicht stimmen sollte. Doch der Zweifel hat sich überall eingeschlichen.
Aber ja, Jesus lebt, er ist auferstanden. Ich sage noch einmal: Alle Beweise, die uns Jesus gibt, in Erfahrungen, bringen uns nicht unbedingt zum Glauben. Aber das Wort überführt uns immer wieder. Wir sind immer wieder getroffen von diesem Wort.
Und das einzig Sichere in dieser Welt ist Jesus und sein Wort. Das ist der einzige tragende Grund, der Sie nie enttäuschen kann, der absolut sicher und gewiss ist – im Leben und im Sterben.
Vertrauen und Gehorsam als Weg des Glaubens
Man kann Jesus trauen. Petrus sagt zu Jesus: „Wenn du wirklich da bist, Jesus, dann musst du mir jetzt nur einen Befehl geben. Du musst zu mir sprechen, ich soll aus dem Boot heraustreten. Dann kann ich auf dem Wasser stehen.“
Jesus antwortet: „Komm her!“ Petrus steigt aus dem Boot, geht auf dem Wasser und kommt auf Jesus zu. Das ist wunderbar. Wenn man dem Wort von Jesus glaubt – und nicht nur im Kopf glaubt, sondern den Weg auch geht – wird man unglaubliche Dinge tun dürfen. Im Gehorsam gegenüber dem, was Jesus einem sagt, kann man viel bewirken.
Man fragt sich: Was sagt mir Jesus in seinem Wort? Wohin führt er mich? Er wird einen gebrauchen, segnen und bevollmächtigen. Es ist ganz wunderbar, wenn junge Leute diesen Weg mit Jesus gehen und seinem Wort vertrauen. Was könnt ihr für Säulen im Reich Gottes werden! Die großen Verheißungen sind da: „Ich will mit dir sein.“ Der Geist Gottes möchte dich erfüllen, erneuern und verändern. Was da alles passiert, wenn du diesem Herrn traust und seinem Wort glaubst, ist erstaunlich.
Dann kommt der Augenblick, in dem Petrus tatsächlich auf dem Wasser steht. Denn bei Jesus ist nichts unmöglich, gar nichts. Doch als eine Welle kommt, blickt Petrus hin und erschrickt. Das ist erschütternd. Jesus nennt ihn einen Kleingläubigen. Ich übersetze das gerne anders: Wir sind alle kurzgläubig. Heute Abend können wir gut glauben. Aber wenn morgen schlimme Bewährungen und Anfechtungen kommen, brechen wir ein. Unser Glaube hält nur kurz, und dann ist er wieder weg.
Das ist die Not unseres Glaubens: Wir können nicht beharrlich sein, im Glauben wachen und dabei bleiben. Petrus begann zu sinken. Das zeigt die Not: Wir alle können mit unserem Glauben einbrechen – alle. Wir rühmen uns mutig und sagen: „Ach, was sind wir für stolze Glaubende!“ Doch dann kommt eine kleine Geschichte. Petrus musste das später noch einmal durchleben, als die Macht am Kohlenfeuer kam. Da brach sein Glaube ein. Das kann so leicht passieren.
Aber es ist wunderbar, was uns die Bibel erzählt: Jesus hält diesen sinkenden Petrus und lässt ihn nicht los. Darum ist die absolute Gewissheit meines Glaubens, dass Jesus mich hält. Es gibt so ein schönes Lied, das jetzt endlich in unserem Landeskirchengesangbuch steht: „Stark ist meines Jesu Hand, und er wird mich ewig fassen. Hat zu viel an mich gewandt, um mich wieder loszulassen.“
Mein Glaube ist gar nicht stark. Darum möchte ich mich auf die Verheißungen und Zusagen Gottes verlassen. Ich will mir keine Träume erträumen. Ich kann auch nicht verstehen, wenn heute Prediger sagen: „Mach dir deine Träume und lebe deine Träume.“ Ich will keine Träume leben. Ich will den Befehlen meines Herrn Jesus nachgehen. Er hat so viele Aufgaben für mich. Er will, dass ich mit der Sünde breche, sein Diener und Knecht werde, dass er mich segnet und ich in seinen Bahnen gehe.
Da sind so viele Verheißungen und Zusagen drin. Ich will keine Träume haben, denen ich vertraue. Aber ich vertraue Jesus, dass er mich nicht loslässt – auch wenn ich einbreche. Er ist ein so barmherziger Heiland und Retter.
Es ist gut, dass Jesus Petrus anschimpft: „Du Kleingläubiger!“ Es gibt doch gar keinen Grund, wegen einer Welle zu zweifeln. Und wie viel mehr hat Jesus seine Jünger noch am Auferstehungstag getadelt, weil sie aus Furcht nicht glaubten. Sie fürchteten sich, eingesperrt zu werden.
Ach, was ist das für eine schlimme Sache: unser Unglaube! Wir wollen unseren Unglauben nicht ehren oder hofieren. Wir wollen ihn hassen und sagen: „Herr Jesus, mehre uns den Glauben!“ Wir wollen im Wort Gottes lesen, damit unser Glaube wächst. Was soll Gott noch tun? Er hat zu seinen Verheißungen geschworen, er hat sie bewiesen und gesagt: „Weißt du, der Unglaube ist etwas ganz Furchtbares.“
Mir ist es immer so, als ob man dem heiligen, lebendigen Gott ins Gesicht spuckt und sagt: „Ich glaube jedem Milchmann, aber dir, Gott, glaube ich deine großen Worte nicht.“ Du darfst dich diesem Gott anvertrauen – auch in schweren Lebensphasen. Du darfst wissen, dass es heilige und gesegnete Wege sind, die Gott dich führt. Er wird dich wunderbar beschämen.
Das kleine Gebet „Herr, hilf mir!“ wird von Jesus gehört und erfüllt. Er hilft und kann einen ausgewachsenen Petrus halten. Das ist mir immer wieder so wichtig: Meine Glaubenskraft ist so schwach.
Drüben im Neckarstadion hat einst Festo Kiventschre aus Uganda das so schön in einem Bild gesagt – das vergesse ich nie: Meine kleine, schwache Glaubenshand ruht in der starken, mächtigen Hand von Jesus.
Jetzt darf kommen, was will: Bewährungen, Erschütterungen. Wir alle müssen noch durchs Todestal gehen. Aber vergiss das nie: Die Hand Jesu trägt dich. Die Vergebung von Jesus am Kreuz ist errungen. Das ist der Triumph, dass der Teufel kein Anrecht mehr auf mich hat.
Ach, es gibt so viele wunderbare Lieder. Ich habe schon das eine Lied zitiert, in dem es heißt: „Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei.“
Und dann geht es weiter: „In der großen, sicheren Ruhe bin ich da.“ Das ist mein Glaube. Das steht in seinem Wort. Das hat mir Jesus zugesagt. Darum bin ich gewiss.
Wie wunderbar hat Jesus das noch untermauert in der schönen Rede vom guten Hirten: „Meine Schafe hören meine Stimme.“ Darum erkennen wir ihn nicht immer, wir fühlen ihn nicht immer, wir erleben ihn nicht immer. Aber wir hören sein Wort und glauben seinem Wort. Unser Glaube ruht auf den Zusagen von Jesus.
So darf ich zum Glauben kommen. Da muss ich wissen: Sage ich Ja oder sage ich Nein zu seinem Wort? Ich darf sagen: „Ja, danke Herr, dass du mir das so unverbrüchlich sagst, so eindeutig und klar. Dass ich meinen Weg in einem verkehrten Geschlecht und in einer verrückten Welt gehen darf, weil ich weiß: Dein Wort ist wahr, es trügt nicht, und du hältst es gewiss und es erfüllt sich.“
Jesus als Fürsprecher in der Krise
Wo war Jesus in jener Nacht, als seine Jünger eine schwere Krise durchlebten? Weißt du das? War er auf einem Berg und betete?
Wenn du durch die Krisen gehst, in die dich Jesus hineinführt, darfst du wissen: Er tritt für dich beim Vater ein. Er ist dein Anwalt, der vor dem Vater bittet: Herr, lass ihn nicht fallen, halte ihn bei dir.
Wir wollen noch beten. Herr Jesus, wir danken dir für dieses Wunder, dass du unseren Glauben erhältst und durch dein Wort schaffst.
Aber wir wollen vor dir auch die Sünde des Unglaubens und des Zweifels bekennen. Das ist nicht recht, das ist nicht gut, dass wir uns immer wieder so wichtig nehmen mit unseren Zweifeln. Wir wollen ganz anders dir vertrauen, dich viel inniger lieben, dir viel treuer nachfolgen und dir viel gehorsamer dienen.
Wir danken dir, Herr, auch für dein Wort, das du uns heute Abend gibst. Es sind viele unter uns, die mit starken Anfechtungen zu kämpfen haben. Doch wir dürfen all das vor dir klären.
Du weißt ja viel mehr, als wir wissen, und du kennst uns viel besser. Trotzdem dürfen wir uns unter deinem Frieden bergen lassen.
Danke, Herr, Amen!
