Generationenkonflikte und ewige Vorurteile gegenüber der Jugend
Eine Freundin erzählt: Ein Junge kommt nach Hause, legt seinem Vater das Zeugnis vor. Der Vater schaut es sich an und sagt: „Also, du solltest dich doch schämen. In deinem Alter war Helmut Kohl schon Klassenbester.“
Darauf erwidert der Junge: „Nur in deinem Alter war Helmut Kohl Bundeskanzler.“ Es gibt eben immer Leute, die grundsätzlich etwas an der Jugend auszusetzen haben.
Zum Beispiel hat einmal jemand geschrieben: „Die heutige Jugend liebt den Luxus, hat schlechte Manieren und keinen Respekt vor dem Alter. Die jungen Leute stehen nicht auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen den Eltern, schwatzen in Gegenwart anderer, schmatzen beim Essen und tyrannisieren ihre Lehrer.“
Ein anderer sagte: „Ich habe keine Hoffnung mehr für die Zukunft unseres Volkes, wenn diese Zukunft von der leichtfertigen Jugend abhängt. Denn diese Jugend ist ohne den geringsten Zweifel von einer unerträglichen Unverschämtheit und will alles besser wissen. Als ich jung war, brachte man uns gute Manieren und Respekt vor dem Alter bei, aber die Jugend von heute will alles besser wissen und ist voller Widerrede.“
Die beiden Herren, die das gesagt haben, heißen Sokrates und Hesiod. Der eine lebte etwa 500 Jahre vor Christus, der andere etwa 700 Jahre vor Christus.
Ihr seht also daran: Die Menschen haben sich nicht geändert. Die Jugend ist heute dieselbe wie damals, und die Alten, die über die Jugend meckern, sind auch dieselben wie damals.
Die Zeiten haben sich geändert, die Sitten haben sich geändert, die ganze Welt hat sich geändert. Aber dreierlei hat sich durch die Jahrtausende nicht geändert: Der Mensch hat sich nicht geändert, Gott hat sich nicht geändert und das Wort Gottes auch nicht.
Die Geschichte eines jungen Mannes und seine Entscheidung für Gott
Und es spielt überhaupt keine Rolle, dass die Geschichte, die ich euch heute erzählen möchte, uralt ist – nämlich 4500 Jahre alt. Es ist die Geschichte eines Siebzehnjährigen.
Mit siebzehn, so sagt man ja, fängt das Leben erst an. Da ist noch nicht alles festgelegt, es ist noch alles möglich. Bei dem jungen Mann, von dem ich hier erzähle, war auch noch alles offen. Aber eins stand für ihn fest: Er wollte niemals, unter keinen Umständen, eine Sünde tun. Er wollte unbedingt nach dem Willen Gottes leben. Dazu war er fest entschlossen.
Das war die Grundsatzentscheidung seines jungen Lebens. Ohne diese Entscheidung wäre sein Leben ganz anders verlaufen. Auch der Verlauf deines Lebens hängt von dieser Entscheidung ab – ob du mit oder ohne Gott leben willst. Und um diese Entscheidung geht es heute.
Sag jetzt nicht: „Dazu bin ich zu jung.“ Eben nicht! Die Bibel sagt: „Denk an deinen Schöpfer in deiner Jugend.“ Also nicht trotz deiner Jugend, sondern gerade weil du jung bist, möchte Gott dich haben. Die Frage ist nur, ob du das willst.
Joseph, von dem ich erzähle, dieser Siebzehnjährige, der wollte. Er hatte sich als junger Mann für Gott entschieden.
Die Herausforderung, nach Gottes Wort zu leben
Und wenn jemand nach dem Grundsatz lebt: „Ich will keinem anderen Menschen, oder überhaupt keinem Unrecht tun“, dann könnte man meinen, dass so jemand bei den anderen beliebt ist. Aber Josef war nicht beliebt. Er hatte elf Brüder, und die konnten ihn alle nicht leiden. Nicht etwa, weil er besonders boshaft zu ihnen gewesen wäre, sondern weil er ihre Bosheiten nicht mitmachte.
Deshalb waren sie ihm feindlich gesinnt und beschlossen eines Tages, ihn aus dem Weg zu räumen. Genau so war es später bei Jesus. Jesus war bei seinen Zeitgenossen verhasst – nicht, weil er ein schlechter Mensch gewesen wäre, sondern weil er die Heuchelei, Verlogenheit, Lieblosigkeit und Unwahrhaftigkeit nicht mitmachte. Deshalb beschlossen sie damals, Jesus aus dem Weg zu räumen.
Jesus war einfach nicht tragbar, weil er ehrlich war und die Wahrheit sagte. Und so ist es immer wieder: Solange du jeden Blödsinn mitmachst, giltst du bei allen als dufter Kumpel. Solange du deine Kirchensteuer zahlst und die Klappe hältst, wird keiner etwas gegen dich einwenden. Aber wenn du anfängst, konsequent nach dem Wort Gottes zu leben, dann ist es mit deiner Beliebtheit bei den anderen ganz schnell vorbei.
Solange du zu den schweinischen Witzen deiner Kumpel nichts sagst, bist du von deiner Gruppe akzeptiert. Aber wenn du dir merken lässt, dass dich das anödet, bist du bei denen durchgefallen. So steht es schon in der Bibel im 1. Petrus 4,4: „Das befremdet die anderen, weil ihr euch an ihren hemmungslosen und unordentlichen Praktiken nicht mehr beteiligt, und deshalb lästern sie über euch.“
Du wirst dann als unkollegial, weltfremd und dämlich bezeichnet. Wenn du sagst: „Ich mache eure Blödheiten nicht mit, weil ich Christ bin“ oder „Ich ertrage eure Unverschämtheiten nicht“, dann sagen sie: „Ach Mensch, andere Christen machen da auch mit, warum bist du so komisch? Das ist übertrieben, du bist fanatisch, du bist extrem.“
Heute wird jeder, der konsequent nach der Bibel lebt, sofort als Fundamentalist abgestempelt. Das gilt als etwas Negatives, wenn ein Mensch die Bibel als sein Fundament nimmt. Wohl dem, der so wie Andi und Frank sagen kann: „Jesus ist das Fundament meines Lebens.“
Halbe Christen, die überall mitmachen, lässt die Welt gerne gelten. Die sind harmlos, stören nicht, vor denen fürchtet sich keiner. Vor allem nimmt sie keiner ernst, vor denen hat niemand Respekt. Aber sobald du mit Gott die ganze Sache machst, wenn du ihm dein Leben ganz gibst, ihm ganz gehorchst und ganz nach der Bibel lebst, machst du dich bei deiner Umgebung ganz schnell unbeliebt.
Viele Christen sind deshalb sehr darauf bedacht, dass man sie möglichst gar nicht als Christen erkennt. Sie passen sich so gut an, reden, schreiben und handeln so wie alle anderen auch, dass man sie von einem Ungläubigen kaum noch unterscheiden kann. Und darauf sind sie dann auch noch stolz.
Die Auswirkung eines glaubwürdigen Lebensstils
Ein Mensch, der mit Gott lebt, muss sich doch von einem unterscheiden, der ohne Gott lebt. Das merkt man ihm an. Die Frage ist, ob man dir, wenn du Christ bist, auch ansieht, dass du ein Christ bist.
Dem Joseph jedenfalls haben das die anderen angemerkt, dass er mit Gott lebte. Nicht daran, dass er sonntags zur Kirche ging oder am Feiertag, sondern sie haben es an seinem Verhalten im Alltag bemerkt.
Wenn sie während der Feldarbeit ihre Zigarettenpausen machten und dann anfingen, irgendwie albern herumzuquasseln oder zum Beispiel ihre Verwandtschaft durch den Kakao zu ziehen, da hat Joseph nicht mitgemacht bei so einem Familientratsch.
Das war klar, dass das seinen Brüdern natürlich nicht passte. Umso mehr gefiel das seinem Vater. Das war der alte Jakob. Er hatte viele graue Haare, denn er hatte viele Kinder – zwölf Söhne. Einige von ihnen hatten gehurt, einige sogar gemordet. Ihr seht also, schon vor viereinhalbtausend Jahren war die Kriminalitätsquote ziemlich hoch.
Man kann verstehen, dass der alte Jakob froh war, bei so vielen missratenden Söhnen wenigstens einen zu haben, der versuchte, ein anständiges Leben mit Gott zu führen. Deshalb kann man nachvollziehen, dass der alte Jakob Joseph besonders liebte.
Aber es war falsch, dass er ihn bevorzugte. Das bringt immer Ärger, wenn Eltern ein Lieblingskind haben und dieses vor den anderen bevorzugen.
Die Entstehung von Neid und Feindschaft in der Familie
Eines Tages schenkt Jakob seinem Josef ein besonders auffälliges Hemd. Auf der Rückseite ist die amerikanische Flagge abgebildet, zusammen mit dem Kopf von Gorbatschow. Auf der Vorderseite sieht man den Kopf von Michael Jackson mit Hammer und Sichel. Aus ideologischer Sicht war das Hemd einfach nicht tragbar. Doch rein modisch betrachtet war es ein echter Hingucker.
Als die elf Brüder dieses bunte T-Shirt entdecken, während sie selbst in ihren eher schlichten Versandhauskatalog-Hemden gekleidet sind, packt sie der Neid. Dazu kommt noch Folgendes: Josef war ein Träumer. Er hatte viele Träume und erzählte sie, ehrlich, naiv und offen, auch seinen Brüdern.
Beim Frühstück sagt er zu ihnen – wie im Ersten Buch Mose Kapitel 37 beschrieben: "Hört mal zu, was ich heute Nacht geträumt habe. Da waren Gaben auf dem Feld, und meine Gabe richtete sich auf und stand. Eure Gaben stellten sich ringsumher und neigten sich vor meiner Gabe."
Seine Brüder antworteten: "Willst du etwa unser König werden und über uns herrschen?" Wegen dieses Traumes und seiner Worte wurden sie ihm noch mehr feindlich gesinnt.
Josef hatte noch einen zweiten Traum, den erzählte er ebenfalls seinen Brüdern: "Ich habe noch einen Traum gehabt. Da waren die Sonne, der Mond und elf Sterne, die sich vor mir neigten."
Das war natürlich der Gipfel. Als Josef diese Träume erzählte, packte die Brüder die Wut bis zur Weißglut. Sie warteten nur noch auf eine Gelegenheit, um diesem träumerischen Brüderchen richtig eins auszuwischen.
Die Entscheidung der Brüder und die Macht des Hasses
Und diese Gelegenheit kam sehr schnell. Als die Brüder mit ihren Herden weit weg von zu Hause auf der Weide waren, durfte Joseph zu Hause beim Vater bleiben und mit dem Meerschweinchen spielen.
Eines Tages ruft ihn der Vater und sagt: „Komm mal her, du musst jetzt zu den anderen Brüdern gehen und ihnen etwas bringen.“ Joseph hatte ganz bestimmt keine große Sehnsucht nach seinen Brüdern. Trotzdem antwortet er sofort: „Hier bin ich, ich gehe.“
Gott, unser Vater im Himmel, ruft uns ja auch manchmal und gibt uns ganz bestimmte Aufträge. Ich frage dich: Bist du auch so schnell bereit, die Aufträge Gottes auszuführen? „Hier bin ich, ich gehe.“ Wie lange brauchst du manchmal, bis du endlich das tust, was Gott von dir verlangt? Wie viele Ausreden hast du schon vorgebracht? Wie oft hast du dich gedrückt, dich taub gestellt und Gott nicht gehorcht, obwohl du genau verstanden hast, was Gott von dir will?
Ich habe einmal von einem Prediger gelesen, der in seinem Zimmer über dem Schreibtisch einen Zettel an die Wand geheftet hatte. Darauf standen drei Worte: „Ganz gern gleich.“ Leute, das ist der Schlüssel zu einem gesegneten Leben – völliger, bereitwilliger und sofortiger Gehorsam gegenüber Gott. Du wirst es bestimmt nicht bereuen, wenn du diese drei Worte zum Grundsatz deines Lebens machst: „Ganz gern gleich.“
Joseph übernimmt sofort den Auftrag des Vaters, zu seinen Brüdern zu gehen. Wenn du ein Kind Gottes bist, hast du den gleichen Auftrag, zu deinen Brüdern zu gehen. Wenn du zum Beispiel als Soldat zum Bund einberufen wirst und in eine andere Stadt kommst, dann suche dort möglichst schnell Kontakt zu anderen Christen. Fang in deiner Stube an, in deiner Kompanie. Und wenn du mal Ausgang hast, dann schau nicht nur nach der nächsten Kneipe und nach den Mädchen, sondern suche die nächste Kirche, wo sich Christen versammeln und eine Jugendstunde stattfindet. Dort werden dich deine Brüder mit offenen Armen aufnehmen – nicht so feindselig, wie damals die Brüder Joseph gegenüber waren.
Die Feindschaft der Brüder und der Plan gegen Josef
Als sie sehen, wie Josef anmarschiert, bricht sofort ein großes Gejohle aus. „Ach, schau mal, dort kommt ja unser lieber Träumer!“ rufen sie.
Als sie ihn in seinem bunten Hemd näher kommen sehen, steigt der alte Hass in ihnen wieder auf. Da bekommen sie eine Idee und sagen: „Das ist die Chance. Jetzt können wir diesem Spinner endlich mal beweisen, was seine Träume wert sind.“
Die Gelegenheit ist günstig: Weit und breit in der Wüste ist kein Mensch, kein Augenzeuge. Sie schmieden einen Plan, um ihn zu töten. Töten! Das muss man sich mal vorstellen. Das steht in keinem Verhältnis zu dem, was sie eigentlich gegen ihn einzuwenden haben.
Ich meine, wenn sie gesagt hätten: „Der kriegt jetzt mal eine rechte Tracht Prügel“, naja, unter Brüdern kann man das ja verstehen. Aber töten! Leute, der Hass macht Menschen einfach maßlos. Der Hass macht blind.
Wenn du lange genug den Hass in deinem Herzen züchtest, bist du am Ende zu allem fähig – bloß nicht mehr zum logischen Denken. Wozu hassende Menschen fähig sind, sieht man überall dort, wo Krieg herrscht. Ohne Hass gäbe es keinen Krieg.
Durch den Hass bekommt die Welt keinen Frieden, und du bekommst keinen Frieden in deinem Leben. Deshalb rate ich dir: Schmeiß den Hass aus deinem Herzen, bevor er dich überwältigt und andere unglücklich macht.
Wenn du einen Menschen hast, dessen Namen du vielleicht nicht einmal hören kannst, und allein der Anblick von ihm dir schon die Galle hochkommen lässt, wenn du ihm am liebsten eine Ohrfeige geben möchtest, dann bring diesen Hass zu Jesus. Sag: „Jesus, ich kann diesen Kerl einfach nicht ertragen, ich kann ihn auch nicht lieben. Ich bitte dich, nimm mir meinen Hass.“
Am besten ist es, wenn du in so einem Fall zu einem Seelsorger gehst und ihm alles erzählst. Dazu hast du zum Beispiel in einem Gottesdienst auch Gelegenheit.
Das Bekenntnis der Sünde ist der erste Akt der Befreiung. Wenn du deine Sünde – und Hass ist ja eine Sünde – offen vor einem Seelsorger aussprichst, versetzt du ihr schon den Todesstoß.
Sprich dich aus vor Gott und vor Menschen, auch wenn es dich viel Überwindung kostet. Dulde keinen Hass und keine Sünde in dir. Das kostet dich noch viel, viel mehr.
Die Rolle des Ruben und die Last der Schuld
Die Brüder von Joseph hatten ihren Hass nie überwunden, und nun schlagen die Wellen dieses Hasses über ihnen zusammen. Es heißt hier: „Kommt, wir töten ihn und werfen ihn in eine Grube.“ Alle sind dafür, bis auf eine einzige Ausnahme – Ruben.
Die Wahrheit liegt nicht immer bei der Mehrheit. Und oft sind die falschen Dampfer die am meisten überfüllten. Einziger Gegenstimmer ist Ruben. Er war eigentlich ein ziemlicher Rohling und hatte sogar schon einmal mit seiner eigenen Stiefmutter geschlafen. Seitdem war sein Verhältnis zu seinem Vater stark beschädigt.
Ruben wusste, was es bedeutet, dem Vater Schmerz zuzufügen, und das wollte er nicht noch einmal erleben. Doch er wagte nicht, mit seinen Brüdern darüber zu sprechen, aus Angst, sie könnten ihm sagen: „Nur du hast Grund, dich über uns aufzuregen. Du hast genug Dreck am Stecken. Du hast dem Vater schon genug Ärger gemacht. Du hast kein Recht, hier als Moralapostel aufzutreten.“ Deshalb schwieg er lieber.
Seine eigene Sünde verschloss ihm den Mund. Sie raubte ihm die Kraft, gegen die Sünden der anderen zu protestieren. So ist es, wenn man eine Sünde im Leben hat: Man hat keine Kraft mehr, sich gegen das Unrecht der anderen zu wehren oder sie von ihrer Sünde abzuhalten.
Die anderen wussten genau, dass Ruben mit seiner Stiefmutter geschlafen hatte, und hielten ihn damit in der Hand. So wie die Stasi jeden in der Hand hatte, von dem sie irgendein Unrecht wusste.
Ich habe jetzt meine Stasi-Akten gelesen. Ich weiß nicht, wie viele der vielen in diesem Gottesdienst anwesenden IMs (Inoffizielle Mitarbeiter) zur Stasi gekommen sind. Ich vermute, die meisten wurden zur Mitarbeit gezwungen oder erpresst, weil die Stasi von ihnen etwas Unrechtes wusste.
Wie dem auch sei, ich weiß jetzt, wie viele hier im Jugendgottesdienst immer fleißig mitgeschrieben haben. Manche haben sich sogar in unsere Mitarbeiterschaft eingeschlichen, haben geheuchelt und vorher am Abendmahl teilgenommen. Dadurch haben sie sich das Abendmahl zum Gericht gegessen.
Manche hatten die Frechheit, hier vorne in der ersten Reihe vor meinen Augen mit einem Kassettenrekorder meine Predigt mitzuschneiden – angeblich für sich zuhause, tatsächlich aber, um sie der Stasi zu geben. Noch hat sich keiner von ihnen bei mir gemeldet oder entschuldigt.
Ich kenne ihre Namen noch nicht, das erfahre ich erst in ein paar Monaten. Bei manchen weiß ich es schon, bei anderen bin ich sehr gespannt, und bei einigen kleinen Scheißerschen interessiert es mich überhaupt nicht.
Ob du nun bei der Stasi warst oder nicht: Für jeden von uns kommt das jüngste Gericht. Dort kommt sowieso alles ans Licht, auch bei denen, die sich jetzt vor einer Entschuldigung, vor einer Beichte oder vor einer Strafe drücken wollen.
Deshalb rate ich jedem, darauf zu achten, dass es in deinem Leben keine Sünde gibt, damit du nie erpressbar bist. Und wenn es bei dir doch einmal passiert ist, dann schlepp keine Sünde mit dir herum – du machst es dadurch nur schlimmer.
Egal, wer oder was dich knechtet, egal, was du falsch gemacht hast: Du kannst frei werden. Es gibt einen, der deine Vergangenheit löschen kann, der dich von jeder Schuld und jeder Bindung befreit – das ist Jesus.
Gib ihm dein Leben und lass dir von ihm deine Schuld vergeben. Dann bist du frei, dann bist du gerettet. Dann kannst du leben ohne Angst vor den anderen, ohne Hass im Herzen und ohne vor dir selbst ausspucken zu müssen – so wie Ruben.
Die Folgen von Schweigen und die grausame Tat der Brüder
Dem Ruben war völlig klar, in welche Schwanerei er hereingezogen wurde. Doch er hat keine Kraft, sich gegen das Unrecht zu stemmen, und deshalb schweigt er. So wie vorhin bei dem Lied, das die beiden mit dem Mädchen gesungen haben, wo es am Schluss heißt: „Ich habe geschwiegen.“
„Ich habe nichts gesagt, das kann die Schuld sein – Schweigen!“ Er unternimmt immerhin einen zaghaften Versuch, damit der Bruder nicht getötet wird, und sagt: „Vergiss doch das Blut, sondern wirf ihn bloß in eine Grube rein.“ Auf diesen Vorschlag gehen die anderen auch ein. Sie bringen den Bruder nicht um, sondern werfen ihn nur in die Grube.
Doch Ruben geht fort; er kann es einfach nicht mit ansehen. Er verschließt vor dem Unrecht die Augen, doch das befreit ihn nicht von der Mitschuld, denn er ist ein Mitwisser. Und es stimmt, was Martin Luther King einmal gesagt hat: Wer auch nur passiv zum Bösen schweigt, macht sich genauso schuldig wie derjenige, der mithilft, es zu tun.
Josephs Brüder fallen über ihn her – fast ein Dutzend gegen einen. Als Erstes reißen sie ihm das verhasste Hemd vom Leibe, dann werfen sie ihn in die Grube. Soll er doch schreien, soll er doch verdursten, soll er doch verrecken. „Was geht’s uns an? Denen sind wir los.“
Im nächsten Satz, Vers 25, heißt es: „Und sie setzten sich nieder, um zu essen.“ Mahlzeit! Das muss man sich mal vorstellen: Die Mörder veranstalten wenige Meter neben der Grube, in der ihr unschuldiges Opfer liegt, ein fröhliches Picknick. Sie ernähren sich von den Leckerbissen, die Josef ihnen vom Vater geradehin transportiert hatte.
Und während Josef aus der Grube schreit: „Meine Brüder, meine Brüder, was habe ich denn verbrochen?“, überlegen die nur, was sie mit seinem Hemd anfangen können. Es stört sie nicht, dass da ein Unschuldiger leidet. Sie verspotten ihn sogar und sagen: „Na, träumst du dich schön da unten? Träumst du immer noch davon, ein König zu sein, vor dem wir uns verneigen sollen? Wenn du der Boss bist, steig doch rauf!“
Zweieinhalbtausend Jahre später wird Jesus von seinen eigenen Blutsbrüdern ans Messer geliefert. Es stört sie nicht, dass da ein Unschuldiger am Kreuz hängt. Sie verspotten ihn und sagen: „Na, träumst du immer noch da oben davon, dass du der König von uns allen bist? Wenn du der Herr bist, dann spring doch runter vom Kreuz!“
Und während Jesus schreit: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“, feilschen sie ein paar Meter neben dem Kreuz um die Klamotten von Jesus. Jesus starb, aber nach drei Tagen hat Gott ihn aus dem Grab wieder herausgeholt. Josef holt er schon nach drei Stunden aus seiner Grube wieder heraus.
Der Verkauf von Josef und die Folgen für die Familie
Es zieht eine Karawane durch die Wüste, die unterwegs nach Ägypten ist. Was liegt also näher, als den lästigen Josef auf diesem Weg abzuschieben und dabei noch ein kleines Geschäft zu machen? Denn damals verkaufte man Menschen als Sklaven für Geld.
Einer der Brüder, Juda – fast derselbe Name wie der Verräter von Jesus, ebenfalls Juda – macht den Vorschlag. Er sagt: „Was haben wir denn davon, wenn wir unseren Bruder töten und hier in die Grube werfen? Den verkaufen wir, damit sich unsere Hände nicht an ihm vergreifen, denn – und jetzt kommt der Gipfel der Heuchelei – er ist ja unser Bruder, unser Fleisch und Blut.“
So verkaufen sie ihr eigenes Fleisch und Blut für zwanzig Silberstücke. Damals waren die Preise noch niedrig. Doch auch im Menschenhandel sind die Preise gestiegen. Als später Judas Jesus verkauft hat, bekam er immerhin dreißig Silberstücke. Heute ist der Handel mit Menschen, mit Menschenteilen, Organen und Embryonen zu einem Geschäft von Millionen geworden.
Der Fortschritt der menschlichen Geldgier, Grausamkeit und Gottlosigkeit ist einfach gigantisch.
Während Josef im Sklaventreck in Richtung Ägypten abmarschiert, bespritzen seine Brüder sein buntes Hemd mit Blut und schicken es dem Vater. Sie hängen noch einen Zettel daran, auf dem steht: „Das haben wir in der Wüste gefunden. Ist das nicht zufällig das Hemd deines Sohnes? Sieht mächtig böse aus, scheint ihn ein Löwe erwischt zu haben. Herzliches Beileid, deine dich liebenden Söhne!“
Der Vater Jakob ist untröstlich, er ist fertig. Er denkt, dass sein Lieblingssohn tot ist. Als die Brüder heimkommen und die Trauer ihres Vaters sehen, dreht es ihnen das Herz im Leib um. Aber sie können ihm ja nicht sagen, dass sein Sohn lebt. Dann käme ja alles heraus, und sie müssten ihre Schuld bekennen.
Es wäre hundertmal besser gewesen, die ganze Schuld zu bekennen, als mit dieser Last weiterzuleben.
Zweiundzwanzig Jahre lang stehen sie unter dem Druck dieser Schuld. Zweiundzwanzig Jahre lang, jedes Mal, wenn Josephs Geburtstag kommt, derselbe Vorgang: Der Vater stellt zwei Kerzen auf den Tisch und zündet sie an. Dann beginnt das Geheule wieder, dass sein Sohn so früh sterben musste.
Man sieht das Elend des Vaters – und Schweigen. Zweiundzwanzig Jahre lang Angst und ein schlechtes Gewissen.
Ich frage dich: Hast du auch so etwas in deinem Leben? Irgendwelche Dinge oder ein Ereignis, das du mal getan hast und das dich belastet, das dich fertig macht und dich vielleicht in deinen Träumen noch quält?
Die Befreiung durch das Bekenntnis der Schuld
Mensch, dann gib es doch zu, spuck es aus, bekenne die Geschichte, die dein Leben zerstört. Du machst dich nur noch unglücklicher, wenn du das für dich behältst – auch wenn es dir noch so schwerfällt, auch wenn es dir peinlich ist und du dich noch so dafür schämst. Und selbst wenn du mit einer Strafe rechnen musst: Ich sage dir, das alles ist immer noch besser, als ein Leben lang mit einem schlechten Gewissen zu leben und dann die Strafe im Jüngsten Gericht zu erfahren.
Freunde, ich weiß, wie schwer das ist, wie unheimlich schwer es ist, vor Gott und Menschen eine Schuld auszusprechen. Wenn man Dinge vor einem anderen ausspricht, für die man sich zu Tode schämt – das ist unheimlich schwer. Ich habe Menschen gesehen, auch junge Männer, die dabei geweint haben. Sie waren so überwältigt, dass sie kaum sprechen konnten, vor Scham. Denn das ist ein harter Kampf.
Also: Die große Klappe in der Kneipe zu haben, das kann jeder Feigling. Aber vor Gott seine Schuld zu bekennen – Leute, dazu gehört Mut. Und ich kann euch sagen, das gehört zu den wunderbarsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Wenn ich sehen konnte, wie von so einem Menschen eine Last abfiel, wie es ihm leichter wurde.
Freunde, ich weiß, wie schwer das ist, wie unheimlich schwer es ist, vor Gott und Menschen eine Schuld auszusprechen. Wenn man Dinge vor einem anderen ausspricht, für die man sich zu Tode schämt – das ist unheimlich schwer. Ich habe welche gesehen, auch junge Männer, die dabei geweint haben. Sie konnten kaum sprechen, vor Scham, denn das ist ein harter Kampf.
Also: Die große Klappe in der Kneipe zu haben, das kann jeder Feigling. Aber vor Gott seine Schuld zu bekennen – Leute, dazu gehört Mut. Und ich kann euch sagen, das gehört zu den wunderbarsten Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe. Wenn ich sehen konnte, wie von so einem Menschen eine Last abfiel, wie es ihm leichter wurde.
Wie ein Menschengesicht sich verwandelt, wie aus Angst und Scham Freude wird, wie einer dann, wenn es endlich raus ist und er die Vergebung Gottes erhalten hat, aufatmet, aufsteht und aufrecht wieder losgehen kann – das ist eine neue Geburt.
Und ich möchte dir Mut machen, diesen Schritt zu tun. Denn wenn es dir äußerlich noch so gut geht, was nützt dir das, wenn du in dir keinen Frieden mit Gott hast? Dann bist du zwar am Leben, aber praktisch bist du ja tot. Denn ein Leben in Angst, in Schuld, in Abhängigkeit, gebunden an den Alkohol, gefesselt an den Hass – ein Leben ohne Freude, ohne Hoffnung, ohne Vergebung – das ist eben kein Leben.
Aber du kannst ein neues Leben haben, wenn du dir die Vergebung bei Jesus abholst. Es ist ganz egal, wie dein Leben bisher verlaufen ist und in wie vielen blöden Sachen du drinsteckst. Mensch, du kannst raus! Komm doch, sprich deine Schuld aus, und deine Sklaverei ist vorbei. Es gibt einen Weg in die Freiheit – auch für dich.
Es gibt einen, der dich, wenn er deine geheime Schuld erfährt, eben nicht fertig macht und nicht erpresst. Jesus ekelt sich nicht vor dir, er spuckt nicht vor dir aus, er spottet auch nicht über dich, und er setzt dich auch nicht unter Druck. Stattdessen setzt er dich frei. Er will dir doch nicht eins auswischen, er will deine Schuld auswischen.
Mensch, lass dir doch von Jesus deine Schuld vergeben! Dann kannst du als ein gerader, froher Mensch nach Hause gehen. Einen freien Menschen in einen Sklaven der Sünde zu verwandeln, das haben die Menschen schon immer gekonnt. Aber einen Sklaven der Sünde in einen freien Menschen zu verwandeln, das kann nur Jesus.
Er hat ja die Last deiner Schuld schon getragen, damit du frei und aufrecht durch dieses Leben bis ins ewige Leben gehen kannst. Kein Problem ist ihm zu groß, und keine Last ist ihm zu schwer – denn er trug ja für alle das Kreuz.
