Herr Präsident! Ich bin sehr dankbar, dass ich diese Woche auch mit Ihnen verbringen kann. Ich wurde 1946 geboren, also vor ziemlich langer Zeit, in einer Familie, in der mein Vater Missionar war. Mein Großvater war ebenfalls Missionar. Mein Urgroßvater war kein Missionar; er beschäftigte sich mit Okkultismus, was etwas ganz anderes ist.
Wir waren vier Kinder, und ich war der Jüngste. Als ich dreizehn Jahre alt war, hatte ich mein Leben Jesus bereits als kleines Kind übergeben. Doch in der Gemeinde, in der mein Vater Pastor war, kam es zu einer Spaltung. Diese Spaltung war für mich der Grund, mich vom Glauben an Jesus zu trennen. Ich dachte mir: Wenn Christen sich so untereinander spalten und so viele Probleme haben, dann kann man bestimmt auch gut ohne Christus leben.
So war ich von meinem dreizehnten bis zu meinem neunzehnten Lebensjahr praktisch nicht mehr am Glauben beteiligt. In dieser Zeit habe ich vieles erlebt, wobei ich oft völlig daneben lag – davon möchte ich nicht zu viel erzählen, es war viel Dummes dabei.
Ich hatte verschiedene Probleme mit der Polizei und Gerichtsangelegenheiten. Deshalb musste ich mit neunzehn Jahren in eine Strafkompanie im Militär, als Fallschirmspringer, für sechzehn Monate.
Wendepunkt im Leben und erste Schritte im Glauben
Zwei Tage bevor ich zum Militärdienst eingezogen wurde, besuchte ich einen Evangelisationsabend. Dort wurde ich tief von Gottes Wort berührt. Ich erkannte, dass mein Leben keinen Sinn hatte und ich mit meinen Sünden nicht wusste, was ich tun sollte.
In meinem Zimmer, allein um drei Uhr morgens, sprach ich zu Gott: Wenn du wirklich etwas aus meinem Leben machen und mir vergeben kannst, dann schenke mir bitte ein neues Leben. Gib mir die Möglichkeit, dich kennenzulernen. Natürlich erschienen in dieser Nacht keine Engel – zumindest keine sichtbaren.
Am nächsten Morgen hatte ich jedoch etwas, das mein Leben veränderte: einen Hunger, Jesus kennenzulernen. Ich begann sofort, die Evangelien zu lesen. Zwei Tage später trat ich meinen Militärdienst an. Für mich war diese Zeit wie meine erste, beste Bibelschule.
Wir waren zwölf Männer in einem Zimmer, viele von ihnen hatten bereits Gefängnisstrafen hinter sich oder schwierige Lebenssituationen erlebt. In den ersten vier Monaten nahm ich meinen Glauben noch nicht öffentlich ein. Ich las die Bibel heimlich auf der Toilette, damit niemand merkte, dass ich Christ war.
Nach vier Monaten kam Niklaus Kesseli, der auf der Evangelisation gesprochen hatte, zu Besuch auf das Militärgelände. Obwohl ich keinen Ausgang hatte und das Gelände mit Gittern gesichert war, besuchte er mich alle vierzehn Tage mit seinem Zweit-CV. Auf der anderen Seite des Gitters gab er mir die ersten Jüngerschaftskurse. So schulte er Jünger – durch das Gitter hindurch.
Nach vier Monaten sagte ich zu mir selbst: Wani, du musst Stellung beziehen. Wenn du das nicht tust, wirst du kaputtgehen. Also begann ich, meinen Glauben auch gegenüber den anderen elf im Zimmer zu bekennen. Anfangs wurde meine Bibel oft durch das Zimmer geworfen, sie nahmen sie mir weg und warfen sie weg.
Im fünften Monat begann ich, morgens früh auf den Knien an meinem Bett zu beten. Bald waren alle zwölf dabei. Anfangs lachten sie mich aus. Doch um es kurz zu machen: Am Ende der 16 Monate, im letzten Monat, hatten wir oft Abende, an denen wir alle zwölf zusammen im Zimmer waren. Jeder hatte ein Neues Testament, und wir versuchten, einander Antworten zu geben.
Ich konnte damals noch nicht viel, aber der Herr und der Heilige Geist halfen uns, dass wir miteinander über Gottes Wort sprechen und Zeugnis geben konnten.
Berufung und erste missionarische Schritte
Das war eine Zeit, in der ich nicht gut von einer Berufung sprechen konnte. So war ich eher von einem Ruf erfüllt, Missionar zu werden. Am Ende meines Militärdienstes, im letzten Monat, hatte ich das Gefühl, dass das in meinem Leben wichtiger sein müsse als alles andere: dass Menschen das Evangelium kennen.
Vor dem Militärdienst habe ich als Techniker im Maschinenbau gearbeitet. Meine Stelle hatte ich nach dem Militärdienst wieder, aber ich verlangte eine Auszeit im Betrieb und bekam sie. Denn ich wollte neben Niklaus Kesseli leben und ihm dienen. Ich fragte ihn, ob ich ein paar Monate einfach mit ihm leben könne. Er war Missionar und sagte, er wolle einfach da sein – egal, ob er Stühle hinstellen, sein Auto reparieren oder sonst etwas tun müsse. Dabei wollte ich sehen, wie ein Missionar lebt.
Ich ging dann oft mit ihm auf die Straßen, um zu predigen. Wir veranstalteten auch Evangelisationsabende, bei denen wir Tanzsäle mieteten – also abends in Nightclubs. Dort wurden die jungen Leute eingeladen, um an den Tischen Diskussionen zu führen. Wir sangen, musizierten und evangelisierten, gaben Zeugnis. Dabei gab es viele aggressive Fragen, was zu Disputationen und Diskussionen an den Tischen führte.
So arbeiteten wir. Gott schenkte, dass verschiedene junge Menschen zum Glauben kamen. Das geschah in der Gegend von Straßburg im Elsass. Dabei merkte ich, dass ich die Bibel zu wenig kannte. Deshalb ging ich vier Jahre lang in eine Bibelschule in der Deutschschweiz. Dort lernte ich langsam Deutsch.
Persönliches Leben und Gründung der Mission
Vor der Bibelschule, schon während meines Militärdienstes, hatte ich ein Auge auf Ursula geworfen, die später meine Frau werden sollte. Ich habe sie gesehen, als sie siebzehn Jahre alt war. Nachdem ich vom Militärdienst zurückkam, begannen wir, Kontakt zu haben und uns zu lieben.
Während der Zeit an der Bibelschule führten wir einen Briefwechsel, was sehr interessant war. Ursula war in dieser Zeit in der Krankenschwesterschule. Sie ist Schweizerin und stammt aus Zürich. Außerdem war sie in der Seelsorge eines Coffee Bars von New Life tätig. New Life war eine Mission in der Schweiz, die sich um Gestrandete und Rauschgiftsüchtige kümmerte. Sie bot ihnen Seelsorge an und half ihnen mit dem Evangelium. Ursula war in der Seelsorge speziell für die Mädchen bei New Life engagiert.
Am Ende der Bibelschule ging ich zu Niklaus Gessely und fragte ihn, ob ich mit Ursula gemeinsam Missionar sein könne. Zusammen gründeten wir die Mission „France pour Christ“ – Frankreich für Christus.
Warum gründeten wir etwas Neues? Wir hatten andere Missionswerke gefragt, ob sie damit einverstanden wären, wenn ein Team aus verschiedenen Vollzeitmitarbeitern an einen Ort geht, an dem es noch keine Gemeinde gibt. Dort wollten wir einfach zusammenleben, Zeugnis geben und Beziehungen in der Gesellschaft aufbauen. Wir wollten in verschiedenen Clubs mitmachen – sei es Sport oder andere Freizeitclubs – um Kontakte zu knüpfen und Menschen zu erreichen.
Die Missionswerke, mit denen wir gesprochen hatten, waren hauptsächlich in der Gemeindegründungsarbeit tätig. Sie hatten meist die Vorstellung von einem Vollzeitmitarbeiter oder einem Ehepaar, die in Gemeinden arbeiteten. Unsere Last lag jedoch vor allem in den vielen Städten Frankreichs, in denen es noch keine Gemeinde gab. Wir waren überzeugt, dass wir unbedingt das Evangelium verkündigen müssen.
Erste Gemeindegründungen und Ausbreitung des Glaubens
So haben wir dann angefangen. Gott hat das Geschenk gegeben, dass in der ersten Arbeit über vierzig Studenten zum Glauben gekommen sind. Das war die erste Gemeinde in Alt-Eckendorf, einem kleinen Ort neben Straßburg.
Dort haben wir Jünger und Älteste geschult. Älteste heißt nicht einfach alte Männer. Älteste sind diejenigen, die schon eine Zeit lang im Glauben sind, vorwärts gehen wollen und Verantwortung tragen.
Als wir diese Ältesten geschult hatten, waren wir auf dem Platz die zwei Missionsehepaare: Niklaus und Edith sowie Ursula und ich. Die junge Gemeinde sagte, es wäre gut, wenn eines der Ehepaare mit einem anderen Team, mit weiteren jungen Leuten aus der Gemeinde, in ein neues Gebiet wegzieht, wo es noch keine Gemeinden gibt.
Das war dann die Vogesen, also die Region vom Elsass Richtung Innenfrankreich, über die Berge. Dort gibt es ganze Täler, die nie von der Reformation erreicht wurden, wo das Evangelium praktisch unbekannt war.
Die Gemeinde wurde aufgefordert, zu entscheiden, welcher der Missionare weggehen soll. Diese Entscheidung sollte im Gebet und in der Überlegung vor dem Herrn getroffen werden. Wir waren bereit, dass einer von uns oder der andere geht. Die Gemeinde konnte dann mit uns beten, uns segnen und die Hände auflegen, bevor wir gingen.
Sie entschieden, dass Ursula und ich mit zwei jungen Leuten nach Dindivogesen gehen. So sind wir 1974 dorthin gezogen.
Vertrauen in Gottes Führung und praktische Arbeit vor Ort
Die Gemeinde, die ihr gegründet habt. Die Menschen, die durch euch zum Glauben gekommen sind, haben gemeinsam entschieden, wer geht. Ihr habt großes Vertrauen in den Herrn, oder? Ja, der Heilige Geist ist ja in jedem Menschen.
Aber du hattest schon den Wunsch, zu gehen, oder? Wir waren beide bereit – beide Ehepaare – zu gehen. Wir haben gesagt, man entscheidet gemeinsam, und wir gehen dann. Für uns war es wichtig, dass eine Gemeinde lernt, eine Entscheidung zu treffen und gemeinsam für eine Sache zu beten. Und zwar sehr positiv, muss ich sagen.
1974 sind wir in die Vogesen gegangen. Der Herr hat es geschenkt, dass sich Menschen begeistern ließen. Wir haben vor allem durch einfachen Kontakt mit den Menschen gearbeitet. Die Vogesen waren damals geprägt von vielen kleinen Orten in den Bergen, wo es noch viele praktische Arbeiter gab, Textilfabriken und Ähnliches. In dieser Zeit haben wir viel mit den Leuten zusammengearbeitet – ob beim Holzmachen im Wald, beim Heuen im Sommer oder beim praktischen Hausbau.
Ich habe mehr evangelisiert in meinem blauen Arbeitergewand als ... Also, sie ist eine Schale. Dann sind verschiedene Menschen zum Glauben gekommen. Man kann ja niemanden bekehren, das ist die Arbeit des Heiligen Geistes. Aber man hat die Aufgabe, die Saat auszustreuen, also die Arbeit des Sämanns zu tun.
Verschiedene Menschen sind zum Glauben gekommen, und wir konnten sie dann als Jünger schulen. Schulung als Jünger muss ich noch erklären: Für mich ist das nicht einfach eine theoretische Schulung mit einem Ordner. Ich habe nichts gegen Ordner, aber es geht nicht nur darum, Kurse zu machen und dann Jünger zu sein.
In der Schrift – darauf werde ich noch in der nächsten Woche eingehen – hat alles im biblischen Prinzip mit Beziehung zu tun. Es ist immer ein Vorbild und ein Nachahmer. Vom Vorbild her entsteht der Nachahmer, der wiederum selbst zum Vorbild für andere Nachahmer wird.
Dieses Prinzip zieht sich vom Alten Testament durch das ganze Alte und Neue Testament. Es ist das Prinzip, das das Evangelium in unsere Generation gebracht hat, nach zwanzig Jahrhunderten. Das Evangelium wurde immer von Menschen weitergetragen, die es durch Leben und Wort weitergaben – also durch Leben, Wissen, Theologie, aber vor allem durch Leben und Beziehung miteinander.
Wir haben dort Jünger geschult, und zwar auch in Beziehung. Für mich waren die ältesten Schulungen vor allem Beziehungszeiten, zum Beispiel mit den Brüdern, die Verantwortung getragen haben. Praktisch jeden Samstagnachmittag waren wir in der Natur unterwegs, sind gewandert und haben gebetet – vier, fünf Stunden lang.
Wir haben für alle Menschen der Gemeinde gebetet, für die Babys und für jeden Namen in der Gemeinde. Auch für die Ortschaften und für neue Ziele. So hatte man richtig Zeit für die Beziehung mit Gott und die Beziehung miteinander. Gebet ist Beziehung mit Gott und miteinander. Das ist ein Teil der Schulung.
Wachstum der Gemeinden und persönliche Veränderungen
In den Vogesen gab es dann, Gott hat es ermöglicht, sieben Gemeinden. Dort konnten die Ältesten geschult werden, und sie wurden autonom. Wir sind fünfmal umgezogen. So wurden wir als Familie immer wieder von Neuem an einen Ort geführt. Gott hat uns inzwischen drei Kinder geschenkt, und wir sind jedes Mal umgezogen.
1997, also 23 Jahre später, sind wir von den Vogesen weggezogen. Es war uns wichtig, dass die Gemeinden vollständig autonom sind. Ich wollte nicht als sogenannter Gründer in der Arbeit in den Vogesen bleiben. Denn wenn ich geblieben wäre, hätten die Ältesten bei Schwierigkeiten immer noch ein wenig auf meine Meinung geschaut. Ich wollte, dass sie wirklich abhängig vom Herrn sind und ganz in der Beziehung zu ihm leben. Außerdem sollten sie lernen, jüngere Menschen in die Verantwortung einzubeziehen.
1997 zogen wir dann in das Burgund, etwa 300 Kilometer südlich. Dort gab es in der Ortschaft keine Gemeinde. Das war schwieriger, auch weil unsere Kinder inzwischen verheiratet waren und wir sie nicht mehr hatten. Kinder sind eine ganz große Möglichkeit, Beziehungen zu knüpfen. Schon von klein auf entstehen Kontakte über die Schule zu anderen Müttern und Vätern. Man hat immer Beziehungen durch die Kinder. Das ist eine große Quelle von Möglichkeiten.
Als wir nach Burgund gezogen sind, mussten wir uns neu engagieren. Ursula trat verschiedenen Vereinen bei, in denen sich Frauen trafen, um zu nähen oder andere gemeinsame Ziele zu verfolgen und so Kontakte zu knüpfen.
Jedes Jahr nahmen wir an der Weinlese teil – das ist eine Weingegend im Burgund, bekannt für ihren guten Wein. Wir dachten, wir müssen unbedingt jedes Jahr zur Weinlese fahren. Dort verbringen wir mindestens 14 Tage, arbeiten mit anderen Menschen zusammen und feiern am Ende ein großes Festessen, das sie selbst organisieren.
Gott schenkte uns bei diesen Festen jedes Mal die Gelegenheit, dass der Besitzer des Weinbergs, mal der eine, mal der andere, mich fragte, ob ich etwas sagen wolle. Ich hatte immer meine Gitarre im Auto. So sangen Ursula und ich gemeinsam und gaben Zeugnis davon, wie das möglich ist.
Inzwischen hat Ursula auch einen Weingärtner kennengelernt, der in der Gemeinde in Bonn, Frankreich, aktiv ist. Dort ist eine Gemeinde im Aufbau. Einer der Mitarbeiter, Alexander, ein brasilianischer Missionar, ist zu uns gekommen und arbeitet in dieser Gemeinde. Das ist ein Teil unseres Dienstes.
Engagement in der Bibelschule und Schulung von Pionieren
Vor 15 Jahren war ich dann auch dabei, gemeinsam mit anderen unsere Bibelschule in Genf ins Leben zu rufen. Dabei stellten wir uns die Frage: Warum noch eine weitere Bibelschule? Es gibt doch schon so viele.
Wir merkten jedoch, dass die französischsprachigen Bibelschulen fast alle Pastoren als Endprodukt hervorbringen. Was wir aber brauchen, sind Pioniere. Das heißt, das Endprodukt entspricht nicht ganz dem, was wir eigentlich benötigen.
Deshalb überlegten wir, wie wir eine andere Art von Schulung auf die Beine stellen können. Diese läuft nun schon seit 15 Jahren. Etwa 50 der Lehrer sind Brüder, die selbst Gemeinden gegründet haben.
Das erste Jahr ist ganz normal, wie in jeder Bibelschule: Theologie, Theorie, Geschichte und das Zusammenleben der Studenten.
Im zweiten und dritten Jahr arbeitet jeder neben einem erfahrenen Missionar irgendwo im französischsprachigen Raum, der zwei Jahre in der Pionierarbeit mithelfen muss. Acht Wochen im Jahr kehren die Studenten zurück zur Bibelschule, um dort Arbeiten abzugeben und neue Kurse zu erhalten.
Im vierten Jahr ist jeder Student in einer Situation, in der bereits eine Gemeinde mit Ältesten besteht. Dort lernt er, wie man in der Gemeinschaft mit anderen Verantwortlichen und Ältesten zusammenarbeitet.
Das ist auch eine unserer Aufgaben. Ursula unterrichtet ebenfalls in der Bibelschule, speziell für Mädchen und Frauen.
So läuft das ein wenig ab. Besonderes haben wir im Leben nie gemacht. Wir haben einfach die Bibel gelesen, versucht gehorsam zu sein – und ich betone: versucht –, von der Gnade gelebt, immer wieder Sünden bekannt, Sünde ernst genommen, aber die Gnade noch ernster.
Erkenntnisse über Gnade und praktische Gemeindearbeit
Ich finde es so schön, wenn Jesus von der Frau spricht, die das Parfüm auf ihn gegossen hat. Er sagt: Ja, sie hat mich so sehr geliebt, weil ich ihr so viel vergeben habe.
Ich finde, man verliebt sich immer mehr in den Herrn – nicht, wenn man mehr sündigt, sondern wenn man immer wahrhaftiger wird. Dann sieht man immer besser, wie sehr man ein Sünder ist. Das spricht für mich jetzt: Wie sehr ich ein Sünder bin.
Ich finde es unerhört, wie der Herr in unserer Schwachheit die Arbeit tun kann. Er kann dich leiten, dir Ideen geben und dir Gaben schenken, um Ziele zu erreichen.
Zwei Jahre lang hatten wir einen großen Bus, um Filme zu zeigen. Wir fuhren von Blockquartier zu Blockquartier und machten Kinderarbeit am Nachmittag rund um den Bus. Am Abend zeigten wir Evangelisationsfilme. So haben wir auch Gemeindegründungsarbeit geleistet.
Es gab verschiedene Arten und Methoden, doch das sind ja alles nur Hilfsmittel. Das Mittel, das Gott gebraucht, das sind du und ich, die Bekehrten. Das ist sein Werkzeug. Was die Bekehrten dann an Möglichkeiten wählen oder nutzen, ist Nebensache. Aber es ist wunderbar, wie Gott arbeitet.
Wir freuen uns sehr über die große Gnade Gottes: Alle drei Kinder sind bekehrt. Das ist nicht selbstverständlich. Ich bin sehr dankbar, dass Ursula in den ganzen Jahren, als die Kinder klein waren, zu Hause blieb und sich um sie kümmerte.
Ich war viel unterwegs und bin so dankbar, dass die Kinder mir gesagt haben, dass sie darunter nicht gelitten haben. Dafür bin ich sehr dankbar. Alle drei haben zudem gläubige Partner geheiratet – auch das ist Gnade.
Der Jüngste ist Missionar unter Studenten. Er heißt Pascal Ela und arbeitet in Lille, Nordfrankreich. Zuvor war er in Grenoble. Er arbeitet an der Universität. Samuel, der Älteste, ist Professor an der Universität in Nancy. Ich komme gerade heute von dort, wo ich Konferenzen gehalten habe.
Samuel öffnet wirklich Türen für Debatten über das Evangelium. Er ist Mathematikprofessor und verantwortlich für die gesamte Mathematik an der Ingenieurschule in Nancy sowie in der Forschung. Durch seine Position ermöglicht er immer wieder Debatten im Amphitheater über Mathematik und Glauben – wie das zusammenpasst.
Die Tochter, die Älteste, ist in der Schweiz mit Mike verheiratet, einem Deutschen. Sie sind ebenfalls engagiert in der Gemeinde. Wir sind inzwischen schon achtmal Großeltern.
Ursula Grusteich ist in Lille geblieben, um die Kleinen zu hüten. Dort findet gerade ein Evangelisationseinsatz bei Pascal statt.
Aktuelle Herausforderungen und neue Aufgaben
Wenn ihr Fragen zu meinem Leben habt, könnt ihr ruhig fragen. Ich wurde 1946 geboren und werde bald pensioniert. Aber wenn man ein wenig nach vorne schaut, sieht man schon, wohin die Reise gehen soll. Da habe ich konkrete Visionen und Aufgaben für die Zukunft.
Sofern der Herr mir Leben gibt, wird es weitergehen. In den letzten Jahren war ich viel unterwegs, etwa 60 Prozent meiner Zeit, vor allem in ganz Europa. Ich habe mich mit Missionaren, Pionieren und Pastoren getroffen, die manchmal Zeiten organisieren, in denen nur Fragen über Gemeinde, Gemeindezucht und ethische Probleme gestellt werden. Ich unterrichte Ethik an einer Bibelschule – ein Bereich, in dem heute viel zu tun ist.
Es hat sich eine Gemeinde in Bonn entwickelt, und mein Kollege dort macht weiter. Während meiner Zeit bei Teamwerk, die nun etwa 30 Jahre umfasst, haben wir 17 Studenten betreut. Zehn davon arbeiten heute Vollzeit in französischsprachigen Ländern, zum Beispiel in Afrika. Jeder war zwei Jahre bei uns, manchmal auch zwei gleichzeitig, aus verschiedenen Bibelschulen.
Ich habe diese Arbeit beendet, als ich 60 wurde, weil ich das Gefühl hatte, zu viel unterwegs zu sein. Ich konnte nicht mehr wirklich Coaching machen, sie auf dem Feld begleiten und mit ihnen leben. Für mich war es wichtig, jeden Morgen eine Stunde mit den Praktikanten zu beten. Das konnte ich viele Jahre lang durchführen, inzwischen war das nicht mehr möglich.
Seit Oktober wussten wir nicht genau, wie der Dienst weitergehen sollte. Dann haben uns Älteste einer Gemeinde in Genf, Schweiz, angefragt. Es handelt sich um eine schöne Gemeinde mit 300 Mitgliedern. Der Pastor dort ist plötzlich, ich kann es nicht anders sagen, in Hochmut gefallen und hat sich so verhalten, als müsse er der König der Gemeinde sein. Mit zwei Dritteln der Mitglieder ist er gegangen – mit einer Richtung, die nicht korrekt ist, jedenfalls nicht die richtige Haltung hat.
Er hat die Ältesten der Gemeinde mit Verleumdungen an die Seite gedrängt. Die verbliebenen 65 Mitglieder haben nun gefragt, ob Ursula und ich für zwei oder drei Jahre kommen könnten, um bei der Heilung und Neuorientierung der Gemeinde in Genf mitzuhelfen. In der Region um Genf gibt es vier weitere Gemeinden mit jungen Pastoren. Einige von ihnen waren vor Jahren Praktikanten bei mir. Sie wollen die Gemeinden vernetzen, um die Gegend um Genf neu zu evangelisieren.
Das ist die neue Zielsetzung. Am 1. September wollen wir eine kleine Wohnung suchen, ein Zimmer oder maximal zwei, an der französischen Grenze bei Genf. Dort wollen wir beginnen. Ich wusste zunächst nicht genau, wie es weitergeht, aber verschiedene Brüder sind überzeugt, dass wir das tun sollten. Danach sehen wir weiter.
Genf ist eine sehr französisch geprägte Stadt mit vielen Ausländern, also eine multikulturelle Umgebung. Es ist eine neue Arbeit für mich, ein neues Wagnis. Ich habe bereits Kontakt mit den Ältesten, die mutlos geworden sind, weil sie an den Rand gedrängt wurden. Dort muss ich Heilungsarbeit leisten und ihnen Mut und Kraft schenken. Das wird eine neue Zeit sein, und wir werden sehen, wie es weitergeht.
Wir haben in der Vergangenheit auch schwierige Erfahrungen gemacht, zum Beispiel Gemeindespaltungen, Verleumdungen und Irrlehren – leider auch in unseren eigenen Gemeinden. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, wie viele Briefe im Neuen Testament von Wölfen sprechen, die in die Gemeinden eindringen. Paulus hat das in Apostelgeschichte 20,28-30 angesprochen, als er die Ältesten von Ephesus nach Milet rief. Dort heißt es:
„So habt nun Acht auf euch selbst und auf die ganze Gemeinde, in der euch der Heilige Geist zu Aufsehern eingesetzt hat, die Gemeinde Gottes zu hüten, die er durch sein eigenes Blut erworben hat. Denn ich weiß, dass nach meinem Weggang reißende Wölfe zu euch kommen werden, die die Herde nicht verschonen. Auch aus eurer Mitte werden Männer auftreten, die verkehrte Dinge lehren, um die Jünger abzuziehen.“
Das haben wir leider mehrfach erlebt: Verantwortliche, die plötzlich ihre Verantwortung nicht mehr tragen können, die in Hochmut oder Ehrgeiz verfallen oder die Autorität über alles an sich reißen wollen. Dann geht es schief.
Aber Gemeindegründungsarbeit ist vor allem eine große Freude. Es gibt keine schönere Freude im Leben, als einen Menschen zu begleiten und zu sehen, wie er Jesus annimmt. Man kann es nicht erzwingen, aber dabei zu sein, wenn es geschieht, ist wunderbar.
Das habe ich vor zwei Monaten wieder erlebt. Ein Bauer, der einsam lebt, zwei Kilometer entfernt von einem großen Bauernhof, geschieden, 60 Jahre alt, war in eine Depression geraten. Er hatte keine Nachbarn und fühlte sich allein. Dann hat er von uns gehört und wollte Hilfe. Beim ersten Gespräch hat er erkannt, dass er ein Sünder ist und Jesus braucht.
Seit dem Moment, in dem er Jesus angenommen hat, ist er aus der Depression herausgekommen. Ich besuche ihn jetzt jede Woche und unterrichte ihn in der Bibel. Er ist ein philosophischer Typ, der in seinem Zimmer an der Wand nur französische Philosophen hängen hat. Er hat viel gelesen und ist ein interessanter Mensch. Nun akzeptiert er voll und ganz, dass Gottes Wort – die Bibel – die totale Autorität hat.
Er kann jetzt in seinem philosophischen Denken, wo normalerweise Relativität vorherrscht, sagen: „So steht es geschrieben, so werde ich leben, ich will gehorsam sein.“ Das ist schön. Das ist die Arbeit des Heiligen Geistes – er kann das.
Fragen und Antworten zum Lebensweg und Dienst
Habt ihr Fragen, oder habe ich euch alle eingeschlagen? Ich habe nur eine Frage: Wie alt warst du, als du ins Militär gekommen bist? Und wie alt warst du, als du in den Dorfgang gekommen bist?
Ich bin 1966 ins Militär gegangen, also war ich 19 Jahre alt. Ich war noch nicht 20, und ich war 16 Monate hier drin, da war ich beim falschen Springer. Bist du gleich eingetreten? Weiß ich nicht mehr genau. Ich bin gleich nachher zum Niklaus gegangen, ein paar Monate, und danach bin ich ins Geschäft gegangen. Im Prinzip hat mein Chef gefragt, ob ich ein Jahr für eine Bibelschule nehmen kann. Ich weiß es noch, und er hat gesagt: „Ja, okay, wir behalten deine Stelle.“ Die Bibelschule dauerte dann vier Jahre. Er hat mir vier Jahre lang die Stelle behalten – das war Wahnsinn, das war auch nur Gnade.
Ich traf ihn zweimal im Jahr, den Chef vom Betrieb, einem großen Betrieb. Zweimal im Jahr hat er mich zum Essen ins Restaurant eingeladen, um zu erfahren, wie es mir geht und so. Nein, ich glaube nicht, dass er noch lebt, er ist inzwischen gestorben, aber ich glaube nicht, dass er nach dem Dienst noch etwas gemacht hat, leider nicht. Ich konnte nicht mehr, und im zweiten und dritten Jahr habe ich gesagt, ich habe nicht das Gefühl, dass die Stelle noch nötig ist. Die Richtung geht immer mehr dahin, meine Sorge richtet sich mehr und mehr auf die Menschen, die das Evangelium nicht kennen. Ich sehe mich weniger in meinem Beruf.
Er hat das dann ohne Probleme verstanden. Am Ende der Bibelschule bin ich zu ihm gegangen. Er hat mir ein großes Geschenk gemacht und mich noch einmal zum Essen eingeladen. Es gibt also auch noch verrückte Typen.
Und dieser Lehrer, den du da hattest, weil du gesagt hast, er ist in der Mission, war er auch in Frankreich in der Mission? Nicht in einem anderen Land oder so? Du bist zu diesem Missionar hier gegangen, aber er war auch in Frankreich. Niklaus, ja, er war in Frankreich, Missionar.
Das finde ich so wichtig. Wir haben auch immer wieder junge Leute, die fragen: Kann ich mal drei Monate, sechs Monate mitleben, einfach? Ich finde, es ist gut, verschiedene sind gekommen, haben sechs Monate geblieben und sind dann wieder in den Beruf gegangen. Aber ich finde es prima. Ich meine, wir sind ja alle Vollzeit-Christen, ob im Beruf oder anders. Wir sind alle Vollzeit, ne? Vier, acht, zwanzig Stunden, nach vier, acht, vierundzwanzig, ne? Ich mache keinen Unterschied zwischen Vollzeitmissionar oder Beruf.
Auch während des Missionardienstes habe ich etliche Male wieder halbzeitig im Beruf gearbeitet, weil nicht genug Geld da war für das ganze Team und so. Aber da habe ich nie mehr eine Stelle mit Verantwortung genommen, einfach Supermarkt als Handlanger oder so, um ein wenig Geld zu verdienen. Es war auch sehr interessant, ich konnte dann wieder direkt in die Gesellschaft hinein. Die Gefahr vom Vollzeitdienst ist, dass man aus der Realität raussteigt, aus der Gesellschaft. Es gibt ja so schnelle Änderungen in einer Gesellschaft, auch eine andere Art zu arbeiten, eine andere Mentalität. Im Beruf ist das so verschieden. Es war dann gut, wieder im Supermarkt zu arbeiten eine Zeit lang, Kollegen zu haben, Luft zu schnappen.
Ja, genau. Sonst wird die Plage von der ganzen Gemeinde gegründet, oder?
Nein, also die Gemeinde, die wir gegründet haben – wenn man das so sagen darf – denen habe ich immer gesagt: Ihr müsst die unterstützen, die ihr aussendet. Das große Geschenk Gottes: Als wir angefangen haben, unseren Dienst durchzulandisch zu machen, hatten wir 300 Leute, Freunde, die für uns gebetet haben. Beidseitig hatten wir in der Familie viele Gläubige, bei Cousins, Onkeln usw. Sie haben unseren Dienst sofort voll ernst genommen und uns auch finanziell getragen, praktisch unser Leben.
Und zwar so fest getragen, dass wir oft jüngere Missionare neben uns aufnehmen konnten, die absolut keine finanzielle Unterstützung hatten, und wir hatten genug. Es ist interessant: Ich habe ganz bewusst – die Ursula macht immer die Rechnungen mit den Zahlen, mit Geld und so – wir haben bewusst die ganze Buchhaltung behalten. Man kann genau sehen: Wenn wir ein großes Team waren, eine Zeit lang, hatte ich zwölf Vollzeitler mit mir. Von den zwölf hatten nur zwei finanzielle Unterstützung. Da sieht man, wie die Zahlen von den Gaben, die reinkommen, richtig hochgehen, sodass wir alle gut leben können.
Nachher waren wir nur noch zu zweit, und alles ist eingebrochen. Es ist richtig wunderbar. Für mich war es wichtig, dass wir als Team immer wieder im Gebet dankbar waren und auch bereit, mit weniger zu leben. Eine Zeit lang hatten wir kein Geld für Autos oder Benzin. Wir haben den ganzen Dienst zu Fuß und mit dem Fahrrad gemacht, denn Evangelisation kostet nicht viel Geld. Es ist Beziehung mit Menschen. Wenn du nicht mehr weit gehen kannst, hast du immer die Leute in der Nähe, mit denen du arbeiten kannst.
Dann zufrieden zu bleiben – eine ganze Zeit haben wir immer für das Gemüse im Garten gebetet, damit es besser wächst, weil wir ein großes Team hatten. Das war auch toll, denn in der gegründeten Gemeinde haben sich die Leute organisiert. Die, die einen Garten hatten, haben versucht, den Gemüsegarten zu vergrößern. Einer hat spontan organisiert, dass nicht alle dasselbe Gemüse anbauen, sondern dass wir verschiedene Gemüse von der Gemeinde bekommen, für das Team. Ganz praktische Sachen.
Ich glaube, das christliche Leben ist ganz einfaches Dienen, ganz praktisch. Und das ganz praktisch Einfache schlägt im Zeugnis ein, unerhört.
Wir hatten auch 15 Jahre lang in den VGs ein Haus mit 17 Betten für Gestrandete und Rauschgiftsüchtige. 15 Jahre lang. Als Team haben wir uns gar nicht spezialisiert auf das, wir haben nur als Team gesagt: Wenn wir evangelisieren, wollen wir nicht aus den Problemen weggehen. Sobald du das anfängst, kommen viele Anfragen von anderen Orten, wo die Leute Probleme haben. Dann könntest du denen auch helfen. Ich habe gesagt: Nein, bei uns gehört es zur Gemeindearbeit, keine Spezialisierung, sondern in der Gemeindearbeit einfach denjenigen zu helfen, die auf dem Weg sind.
Das war auch eine Zeit. Und das war dann auch wieder gnädig. Wir hatten Ärzte, die uns so treu geholfen haben, ungläubige Ärzte, die uns so ernst genommen haben, um diesen Jungen zu helfen. Ich denke an einen dieser Ärzte. Er hat mir immer gesagt: „Ich mache nichts von der Seele her, das ist eure Arbeit.“ Alles, was die Seele betrifft, nein, nein. Aber dann ist es toll, gut arbeiten zu können.
Du hast gesagt, dass dir nach der Bibelschule irgendwann wichtig wurde, nicht mehr zurück in den Beruf zu gehen. Du hattest die Möglichkeit, ganz wieder zurückzugehen. Was hat dich dazu bewegt, diesen Weg einzuschlagen?
Es war praktisch nur diese Last, einfach mit dem Evangelium zu den Leuten zu gehen. Das habe ich mit Niklaus erlebt, mit ihm zu arbeiten. Nach der Bibelschule bin ich sofort wieder zu ihm gegangen und habe gefragt: „Darf ich mit dir wieder weitermachen?“ Er hat mir sofort gesagt, dass er keine finanzielle Unterstützung hatte. Er sagte: „Wenn es Suppe für meine Familie gibt, dann kannst du kommen.“ So haben wir begonnen und die Mission gegründet.
Wenn du vom Glauben erzählst, baust du erst die Beziehung auf, um die Menschen kennenzulernen, und erzählst dann langsam von deinem Glauben? Oder sprichst du gleich offen darüber?
Also beides. Mit meinen Nachbarn zum Beispiel ist das heute noch eine ganze Beziehungsevangelisation, und die ist für mich die schwierigste. Wenn man richtig Freund ist, ist es schwer, denn man weiß genau, wenn man dann klar ist mit dem Evangelium, kann es einen Bruder geben oder einen Feind. Weil man so lange in der menschlichen Beziehung aufgebaut hat, hat man manchmal noch viel mehr Angst, ganz klar mit dem Evangelium voranzugehen.
In der Gegend, wo ich bin, mache ich teilweise aggressive Evangelisation. Dabei geht es einfach darum, dass die Leute es hören: Es gibt einen Retter, und sie gehen verloren, wenn sie ihn nicht haben. In den Beziehungen ist es mehr diese freundschaftliche Beziehung. Aber man erlebt immer wieder Freude, gell. Ich habe im Dorf – wir wohnen ja in einem kleinen Dorf mit 300 Einwohnern und 500 Kühen – aber die Kühe habe ich noch nicht evangelisiert.
Die Gespräche sind schwierig, aber da hat es der Herr auch geschenkt, dass sich ein Ehepaar im Ort richtig bekehrt hat, in der Freundschaftsbeziehung. Es sind gar nicht junge Leute, Robert ist jetzt 74 Jahre alt. Er wollte nichts vom Evangelium wissen, und seine Frau hat mir gesagt: „Du darfst ihm nicht von Jesus sprechen, denn wenn du mit ihm von Jesus oder von Religion sprichst, dann habe ich nachher zu Hause zu leiden.“
Ich habe dann fünf Jahre lang mit ihm gearbeitet, ihm geholfen bei der Waldarbeit und so, wenn ich Zeit hatte, und habe nie vom Evangelium gesprochen, fünf Jahre lang. Das war schwer für mich. Aber ich habe ihm immer gesagt, was mein Programm ist, wo ich hingehe, was für ein Thema ich spreche. Oft hat er nicht verstanden, worum es geht, aber ich wollte einfach, dass er Vertrauen bekommt. Wir haben ihm auch ganz volles Vertrauen für alles Materielle bei uns zu Hause geschenkt.
Als er 70 wurde, an seinem Geburtstag, bin ich mit ihm spazieren gegangen. Es war im Herbst. Ich sagte zu ihm: „Du, es ist ja ein Dorf daneben, da sind Äpfel an verschiedenen Bäumen. Niemand kümmert sich darum, die Bäume sind verlassen, weil die älteren Leute gestorben sind und die Bäume verwittern.“ Er sagte: „Ich könnte mir einen Rucksack nehmen und Äpfel holen gehen.“
Wir hatten eine ganze Woche vorher gebetet und gesagt: „Herr, schenk an diesem Geburtstag eine Wiedergeburt.“ Auf dem Weg war er still neben mir, und ich sagte: „Robert, ich möchte dir eine Frage stellen. Kannst du dir vorstellen, welche Frage?“ Da war Ruhe. Er sagte: „Ja, ich kann mir vorstellen, welche Frage.“ Und dann war wieder Spannung.
„Kannst du die Antwort geben, Robert?“ fragte ich ihn. „Kannst du die Antwort geben?“ Das ist nicht sehr direkte Evangelisation. Dann sagte Robert, und da habe ich richtig geweint und habe ihn umarmt: „An deinen Jesus will ich glauben.“ Ich habe ihm erklärt, worum es geht, und dann hat er Jesus angenommen.
Robert – so etwas gibt es. Aber ich glaube, es gibt keine Methode, die immer geht. Es ist alles Beziehung, alles Beziehung. Ich mache gar nicht gerne aggressive Evangelisation, vom Typ her, weiß ich. Aber ich muss es manchmal machen wegen der Verlorenheit der Menschen.
Das heißt, ich gehe immer Traktate verteilen, ich predige auf der Straße, dort, wo es eben nötig ist. Was ich auf der Straße sage, ist immer sehr schockierend. Aber ich glaube, die Menschheit braucht beides. Wir hätten so gerne, dass Menschen das Evangelium verstehen und Jesus annehmen. Es ist so schwierig zu sehen, dass so viele Menschen einfach in der Finsternis weiterleben. Das macht so Mühe!
Ich hatte Pascale Kukos am Telefon. Kennst du ihn? Doch, doch, ein wenig. Ich wusste nicht mehr, als ich um fünf Uhr heute Nachmittag ankam. Ich dachte: Hast du die jetzt vor Ort getroffen? Nach 580 Kilometern sagst du ihm: „Moment mal, treffen wir uns vielleicht in München?“ Das wäre noch weit.
Da habe ich schnell mein Heft geholt, das Telefon an, und da fand ich dann die Herrschaft der Fragen. Es kam eine Gruppe, eine Gruppe von mir. Ah, okay, gut. Im Telefongespräch war es ein wenig so, er sprach von Themen wie: Was ist eigentlich die Gemeinde vom Neuen Testament her gesehen? Was ist der Wert vom Gemeindeleben? Jüngerschaft? Er sprach von Gemeindemultiplikation, also der Aufteilung neuer Gemeinden. Was braucht es, um SMR zu machen? Das heißt auf Französisch, wenn eine Gemeinde einen Teil abspaltet und neu anfängt oder so.
Das hat er noch am Telefon gesagt. Ja, das waren gerade die großen Themen. Er hat gesagt, dass hier gerade die ersten Korinther gearbeitet haben, glaube ich. Er hat mir gesagt, ich kann auch den 1. Korintherbrief nehmen oder sonst etwas.
Da habe ich gedacht, es könnte auch vielleicht in die Richtung Beziehung und Vertiefung gehen: Wie lebe ich meine Beziehung mit Gott? Was ist Beziehung mit Gott? Was ist Beziehung mit Mitmenschen? Was ist echte Beziehung im Gemeindeleben? Denn echte Beziehungen ermöglichen immer Multiplikation. Das heißt, echte Beziehungen werden nie egoistisch sein, wo man Menschen nur an sich bindet. Beziehungen, die egoistisch sind, werden nicht von Egoismus geprägt sein. Somit ist es immer möglich, dass neue Beziehungen dazukommen, ohne dass man die Beziehungen nur für sich behält.
Das ist eigentlich Gemeindeleben: die Multiplikation von Beziehungen. Das wäre eine Linie, so habe ich gedacht. Die andere Linie könnte vielleicht die Frage sein, die immer wieder in jüngeren Gemeinden auftaucht: Wie kann ich in der Welt leben, ohne von der Welt zu sein? Also die Spannung zwischen Absonderung und Verweltlichung.
Da finde ich eine Spannung im Wort Gottes, die nicht einfach ist. Wir sind berufen, nach Johannes 17, also dem Gebet von Jesus, in der Welt zu leben, ohne von der Welt zu sein. Das ist ein wenig wie der Vogel im Wasser oder der Fisch in der Luft – nicht richtig im Element.
Ich wäre froh, wenn es immer wieder Zeiten gibt, in denen ihr voll mit Fragen loslegt und Diskussionen miteinander führt, damit wir die Themen vertiefen können. Meistens versteht man Dinge gut, wenn man sie selbst sagen kann.
Was habt ihr für Themen? Vielleicht hat der eine oder andere gerade ein Thema, das ihn beschäftigt, für eure Gemeinde, für euer Leben – konkret in der Gemeinde? Jetzt wird ja ganz konkret eine Struktur von Leitern herausgebildet. Das ist die Konkretisierung, die wir schon weit verstanden haben, und sie ist sehr konkret.
Dann gibt es viele Verlobungen und Freundschaften. Schau, Multiplikation! Es gibt junge Ehepaare. Das älteste Ehepaar ist Pasquale, der ist jetzt sechs Jahre Vater, glaube ich. Da haben wir fünf Jahre. Sie zählen wir schon gar nicht mehr, das geht ja gar nicht mehr. Sie sind schon zusammengewachsen.
Immer weniger Gerichtsmenschen, sonst wären wir schon wieder geschieden. Interessante Fragestellung, interessante Thematik für uns alle könnte noch sein: Wie schaffe ich es, all die wichtigen Dinge in meinem Leben zu integrieren? Wir sind alle sehr viele junge Leute und an vielen Fronten gefordert.
Wir wollen gern viel in der Gemeinde sein, dafür machen wir Gemeindearbeit. Wir wollen gern auf die Straße gehen und dort missionieren. Wir machen das in München und in Europa. Nur bei Europa kommen eben diese Alltagsquellen dazu wie Universität und Arbeit, Freundschaften pflegen, Beziehung in der Gemeinde, Beziehung zu Ungläubigen – also all diese verschiedenen Einflüsse, die in einem Leben da sind, die zu integrieren, ist eine riesige Herausforderung.
Das würde uns alle sehr interessieren, wie du das aus deinen Erfahrungen erzählen kannst. Ziele setzen, Prioritäten setzen, ja. Das ist ganz wichtig. Zeit auch, gell, Zeit.
Eine Sache, die wir ja auch in der Schulung besprochen haben: Wenn Leute zum Glauben gekommen sind, wie gehe ich mit ihnen um? Wie kann ich jemandem Hilfe sein, damit er gesund wachsen und auch in die Gemeinde hineinwachsen kann? Ich denke, das ist genau das, was ich mitnehmen kann, auf alle Fälle.
Da haben wir schon Stoff für eine gute Woche. Ich frage auch zwei, drei oder vier Vorträge pro Tag.
Nein, dann ist es nicht mehr lustig.
Die letzte Frage: Letztes Jahr gab es vormittags zwischen Frühstück und Mittagessen Vorträge, und dann nachmittags frei. Das ist eigentlich eine gute Methode. Wie viele waren denn wirklich hier? Jeden Tag zwei, vor drei, vier, drei. Dann am Abend, das hat Herr Pasquale, glaube ich, auch schon mal erwähnt, macht man vielleicht an ein, zwei Abenden noch etwas. Das kann man dann spontan machen. Danach darf man auch noch so viel reden.
Ja, und dann denkt man, wenn nachmittags frei ist, kann man auch so reden, dass wir es machen, das ist eh wichtig.
Ja, ja. Es gibt vielleicht Dinge, die wir auch nicht so hoch hängen.
Genau. Gibt es noch Fragen, oder wollen wir hier mal einen offiziellen Schlusspunkt setzen und ein paar organisatorische Sachen besprechen?
Also, es ist so: Morgen ist um acht Uhr Frühstück, und wir sollten Mittag essen.
