Herr Präsident! Die Zeit ist da, wir wollen beginnen. Es sind noch einige offensichtlich unterwegs, die meisten oder fast alle sind inzwischen eingetroffen. Das freut uns sehr.
Ich werde ein paar Dinge allgemein zum Haus sagen und einige zum Kurs. Dann werden wir beginnen. Wollen wir aber zuerst beten.
Lieber guter Vater im Himmel, wir freuen uns, deine Kinder zu sein. Wir freuen uns aber auch über dein Wort, das du uns gegeben hast, über diese Offenbarung aus dem Himmel.
Wir wüssten sonst nichts von dir, wenn du dich uns nicht offenbart hättest. Du hast dich zu verschiedenen Zeiten durch verschiedene Menschen und Erlebnisse offenbart, vor allem aber durch dein Wort und deinen lieben Sohn.
Da bitten wir dich, dass du uns auch in dieser Woche mehr Licht schenkst. Dass du uns begegnest in deinem Wort. Dass du uns genügend Disziplin und ein großes Interesse schenkst sowie genügend Demut, uns unter dein Wort zu stellen. So kannst du uns berühren und begegnen.
Wir dürfen im Glauben wachsen. Hilf uns auch, uns gegenseitig zu erbauen. Wir danken dir, Herr Jesus, für diese herrliche Möglichkeit. Bitte sei mitten unter uns. Wir warten auf deine Gegenwart. Amen.
Einführung und Begrüßung zum Bibelkurs
Herr Präsident! Ja, ich habe ja jeden unten schon einmal gesehen, aber jetzt noch einmal von hier: herzlich willkommen! Ich begrüße alle zu diesem Bibelkurs, den wir haben wollen – einen Intensivkurs. Ich schätze, es wird ein Intensivkurs werden, der seinem Namen die Ehre macht. Aber wir sind ja auch genau deshalb hierhergekommen.
Ich möchte uns hier im Bibelheim begrüßen. Das Bibelheim wurde mit der Absicht gebaut und in Betrieb genommen, dass hier die Bibel gelehrt wird. Hier soll die Bibel, das Wort Gottes, im Mittelpunkt stehen. Und um das Wort herum haben wir eine gute Gemeinschaft miteinander. Das ist eine wertvolle Sache – Gemeinschaft miteinander zu haben.
Ich weiß nicht, welche einzelnen Motivationen jeden von uns hierhergeführt haben. Ich hoffe natürlich, dass wir ein echtes Interesse an den Psalmen haben. Aber auch die Gemeinschaft miteinander hat eine starke Anziehungskraft. Ich weiß das aus der Zeit, als ich etwas jünger war, Bibelschule machte und an Intensivkursen teilnahm. Es war immer etwas Großes, das gemeinsam zu erleben.
„Also Herr, ich habe lieb die Stätte deines Hauses und den Ort, da deine Ehre wohnt“ (Psalm 26,8). Vielleicht ist das ein guter Satz zur Begrüßung und Einstimmung.
Wir sind hier wirklich an einem Ort versammelt, an dem Gottes Ehre wohnen soll. Das ist gleichzeitig auch eine Mahnung.
Hinweise zum Kursablauf und Verhalten im Haus
Wir sind sehr viele bei diesem Kurs – ein sehr voller Kurs. Ich weiß nicht, ob es schon einmal einen so vollen Kurs mit 90 Personen gab.
Wir wollen einige Dinge beachten, gerade weil wir so viele sind. Ich nenne auch einige Punkte einfach deshalb, weil manche zum ersten Mal bei uns in Frankenthal sind. Der Kurs hat hier neu im September begonnen, und von diesem neuen Kurs sind immerhin dreißig Leute anwesend. Für manche ist es der erste Kurs hier.
Wir werden verstärkt aufeinander Rücksicht nehmen müssen, da das Haus so voll ist. Es sind auch einige kleine Kinder dabei. Deshalb bitten wir besonders an den Abenden um mehr Ruhe.
Wenn jemand etwas braucht, zum Beispiel Bettzeug vergessen hat oder etwas anderes benötigt, könnt ihr euch gerne an Simon Wiebe oder Ruben Ebersold wenden. Oder auch an mich – das ist egal.
Teilweise sind sieben bis acht Personen für ein Bad vorgesehen. Da müssen wir uns morgens entsprechend arrangieren. Wenn jeder eine Viertelstunde braucht, sind das zwei Stunden. So früh will man wahrscheinlich nicht aufstehen. Deshalb müssen wir einfach schauen, dass wir auch hier aufeinander achten.
Die Ruhezeiten im Haus möchte ich noch einmal wiederholen. Es gibt eine Hausordnung, die in jedem Zimmer aushängt. Wir bitten darum, diese zu beachten. Vielleicht liest jeder sie noch einmal durch. Besonders wichtig sind die Ruhezeiten zwischen zwölf und vierzehn Uhr – die Mittagsruhe – und ab 22 Uhr, die Nachtruhe.
Ab diesen Zeiten sollte man vor allem die Fenster schließen, wenn man singt oder sich in einer Runde unterhält. Wenn die Fenster gekippt sind, hallt es sehr in das stille Dorf hinein. Wir wollen einfach nicht zum Ärgernis für die Leute hier im Ort werden. Das steht ja auch in der Hausordnung. Wenn wir diese noch einmal durchlesen, wird das genügen.
Fotos zu machen, wäre gut – einige Fotos vom Kurs oder auch sonst im Haus während dieser Woche. Aber wir wollen es so machen, dass es anderen nicht lästig wird.
Wir wollen auch mit unseren Kräften haushalten. Am ersten Abend ist man überhaupt nicht müde, aber wenn man nicht mit seinen eigenen Kräften haushält, ist man in der zweiten Wochenhälfte kaum noch zu gebrauchen.
Wir wollen durchgängig während der ganzen Woche unsere Aufmerksamkeit erhalten. Deshalb müssen wir uns selbst disziplinieren. Jeder kennt sein Maß und sollte entsprechend abends rechtzeitig zu Bett gehen.
Grundsätzlich wollen wir in dieser Woche das Gemeinsame dem Individuellen vorziehen.
Gemeinschaft und gegenseitige Erbauung im Kurs
Wir sind hier beisammen mit verschiedenen Gruppen aus unterschiedlichen Gemeinden. Unser Ziel ist es, das Gemeinsame zu fördern.
Wir haben Geschwister aus Hamsik, Weingarten, Weinsberg, Halver, Gladbach, Urbach und Saarbrücken. Habe ich jemanden vergessen? Ja, aus Birkenfeld, Weilerbach, Grünberg und Frankenthal sind auch welche dabei. Außerdem aus Albisheim, genau, Stefan, aus Neu-Ulm und sogar aus der Schweiz. Es ist also eine bunte Gruppe.
Ich denke, wir werden uns gut zusammenfinden und eine gute Gemeinschaft miteinander haben, wenn sich niemand individuell zurückzieht. Man kann immer neue Leute kennenlernen, und das ist ein großes Vorrecht. Gerade das finde ich an diesen Kursen besonders gut.
Ich hatte mir selbst vorgenommen, jedes Mal mindestens eine neue Person kennenzulernen – zwei sind noch besser. Wichtig ist, dass man den Namen behält und sich noch etwas über diese Person merkt. Mit der Zeit erweitert sich so der Bekanntenkreis, und man profitiert sehr davon.
Thomas, du wirst bestimmt schon viele Menschen kennen. Grundsätzlich möchte ich euch noch etwas für diese Woche mit auf den Weg geben.
Mein Vater hat uns das vor etwa 30 Jahren empfohlen, als wir an einem Intensivkurs in Korntal teilnahmen. Er wusste wahrscheinlich, was unser Problem war, und riet uns, in Gemeinschaft mit anderen Leuten Fragen zu stellen, anstatt selbst viel zu erzählen. Natürlich muss man antworten, wenn man eine Frage gestellt bekommt, aber bitte nur dann.
Wir haben uns darin geübt, Fragen zu stellen und echtes Interesse am anderen zu entwickeln. So entstand eine gute Gemeinschaft. Dabei ist es niemals so, dass man dem anderen lästig wird oder auf die Nerven geht.
Buchempfehlungen und Hinweise zur Bibliothek
Ein paar Buchempfehlungen, nicht viele. Ich wollte einfach auf die Bibliothek hinweisen, die wir hinten haben. Wenn jemand ein Buch ausleihen möchte, ist das gut – er kann das tun. Am besten stellt man das Buch nach dem Lesen nicht wieder zurück, sondern legt es auf den Tisch.
Wir können uns in diesen Zettel eintragen und dann das Buch nachher einfach auf den Tisch legen. Es wird später an die richtige Stelle einsortiert. Manchmal weiß man nämlich nicht genau, wo das Buch stand, und dann liegen die Bücher durcheinander. Deshalb einfach auf den Tisch legen, die Sortierung erfolgt später.
Hier habe ich zuhause ins Regal gegriffen: Eine Psalmenauslegung von Helmut Lampard. Wer hier reinschauen möchte, findet zu jedem Psalm eine kurze Auslegung. Das ist manchmal sehr schön und wertvoll. Das Buch ist in altdeutscher Schrift geschrieben, das kann man dann auch gleich üben.
Dann habe ich hier noch ein kleines Büchlein. Ich weiß nicht, ob es das hier in der Bibliothek gibt. Wer möchte, kann gerne reinschauen. „Die Psalmen – das Gebetbuch der Bibel“ hat Dietrich Bonhoeffer verfasst. Es ist eine kleine Schrift, die so genannt wird.
Er beginnt dort mit der Bitte der Jünger an den Herrn: „Herr, lehre uns beten.“ Damit geben sie zu, bekennen sie, dass sie selbst nicht beten können.
Die Bedeutung des Betens und der Psalmen
Das ist verwunderlich: Zunächst einmal sind es die Jünger Jesu, die das so sagen. Doch sie legen diese Worte auch uns in den Mund. Sie müssen beten lernen – und wir ebenfalls.
Oft meinen wir, wenn das Herz voll ist, geht das Beten von allein. Wir denken, wir brauchen nur ein volles Herz. Wenn dieses überquillt, wird daraus automatisch ein Gebet. In der Praxis funktioniert das jedoch nicht so schnell und einfach.
Uns fehlen manchmal – zumindest geht es mir so und wohl auch anderen – die richtigen Worte, um den Herrn anzusprechen, ihn gebührend anzubeten oder richtig zu bitten. Oft sind die Gebete dann sehr arm. Wir fühlen viel, aber sagen wenig, weil uns die Worte fehlen.
Wir beobachten das gerade an unserem kleinen Enkel: Das Herz ist voll, man spürt es irgendwie. Er will etwas, aber sagen kann er nichts. So quält sich dieser kleine Mensch vermutlich, weil ihm die Worte fehlen. Das Herz wäre bereit, etwas zu sagen, er hat einen Willen und gestikuliert auch, aber Worte sind keine da.
Die Aufgabe ist es, ihm Worte zu geben, Worte zu lehren, die er gebrauchen kann, um das auszudrücken, was im Herzen vorhanden ist.
Dasselbe beobachten wir auch bei alten Menschen. Wenn die geistigen Kräfte nachlassen, benutzen sie oft immer dieselben Worte, die sie kennen. Viele Worte sind weg, die Gedanken zerstreuen sich. Dann bündeln sie das in bekannte Worte, und es sind oft immer wieder dieselben oder vorgefertigte Formulierungen.
Wir dürfen das nicht so schnell als Floskeln abtun. Das ist nicht gedankenlos. Das Herz ist voll, und diese Worte sind vorhanden.
Ganz oft beten solche alten Geschwister dann auch Psalmen oder Lieder, Liedverse und Liedstrophen.
Das größte Beispiel ist uns sicher Jesus am Kreuz. Dort, wo er aufs Äußerste herausgefordert ist, betet er Psalmworte. Er betet Worte aus dem Psalm 22, diesem Leidenspsalm, den er offensichtlich auswendig kannte und mit dem er sich ganz identifizieren konnte.
Das ist kein Wunder, denn die Psalmen haben eine enorme Wirkungsgeschichte.
Die Psalmen als Gebetsbuch und Sprachvorlage
Die Psalmen werden oft auswendig gelernt, vertont und miteinander gesungen. Sie dienen als Mottos, zum Beispiel bei Hochzeiten oder als Lebensmotto. Sie liefern uns die Worte und die Sprache für unsere Gebete.
Dietrich Bonhoeffer weist darauf hin, dass ein Kind sprechen lernt, weil der Vater zu ihm spricht. Es lernt die Sprache des Vaters. Genauso ist es mit den Psalmen: Gott, der Herr, hat uns in seinem Heiligen Buch vorgefertigte Worte gegeben, mit denen wir uns sehr gut identifizieren können. Jeder findet dort in seiner Lebenslage etwas, das genau zutrifft und passt.
Deshalb werden die Psalmen vielleicht wie kein anderes Buch der Bibel geliebt. Mein großer Wunsch ist, auch für mich selbst, obwohl ich nicht genau weiß, mit welchen Erwartungen wir hierhergekommen sind, dass wir in dieser Woche beten, lernen und auf jeden Fall einen Zugewinn für unsere Gebete haben – sowohl für die persönlichen als auch für unsere gemeinsamen Gebetstunden.
Die Psalmen beinhalten natürlich auch viel Interessantes und Staunenswertes. Gestern Abend haben wir uns beim Abendbrotstisch schon etwas mit Bruder Thomas Jettl unterhalten. Wir werden die einzelnen Psalmen betrachten und uns gemeinsam, denke ich, sehr daran freuen.
Ich wünsche uns allen einen gesegneten Kurs. Thomas, ich übergebe an dich.
Soll ich noch etwas hinzufügen? Ja.
Eröffnung des Studiums: Psalm 86 als Zentrum des Psalters
Pater, wir danken Dir, dass wir zusammen sein dürfen und dieses siebente Buch – oder besser gesagt diese fünf Bücher – gemeinsam betrachten können. Danke, Herr, dass Du uns diese Bücher gegeben hast. Wir wollen uns in Ehrfurcht mit ihnen befassen und beten, dass Du uns hilfst, diese Bücher zu verstehen, die Botschaft zu erfassen und sie uns zu eigen zu machen, wie wir es jetzt schon gehört haben. Wir bitten um Deine Kraft und Deinen Glauben.
Ich möchte Sie alle herzlich zu diesem Studium der Psalmen begrüßen. Sie haben bereits an der Tafel die Worte des Psalters gesehen: ein Lied über den Bund Gottes mit David.
Ich möchte mit Psalm 86, Verse 8 bis 10 beginnen. Das ist das Zentrum des Zentrums des Psalters. Der Psalter besteht ja aus fünf Büchern, und das dritte Buch ist das Zentrum, das Zentrumsbuch. Innerhalb dieses Zentrumsbuches ist Psalm 86 das Zentrum, und von Psalm 86 sind die Verse 8 bis 10 das Zentrum. Wie man überhaupt auf dieses Zentrum kommt, werden wir später noch erklären.
Ich möchte damit beginnen, weil es sehr schöne Verse sind. Psalm 86, Vers 8: „Keiner ist wie Du, mein Herr, unter den Mächtigen, und nichts gleicht Deinen Werken. Alle Völker, die Du gemacht hast, werden kommen und vor Dir huldigen, mein Herr, und Deinen Namen verherrlichen. Denn Du bist groß, groß und wundertätig, Du Gott, Du allein.“
Es ist schon interessant, dass im Zentrum der Psalmen steht: „Gott, Du allein, Du allein.“ So soll es auch bei uns sein. Wir wollen Gott ins Zentrum stellen.
Einleitende Gedanken zum Psalter und seiner Bedeutung
Es folgt zunächst eine einleitende Betrachtung, die ich als „Römisch I“ bezeichne. Wer möchte, kann sich diese Punkte gerne mitschreiben.
Die hebräische Überschrift dieses Buches lautet „Tehillim“, was Lobgesänge oder Lobpreisungen bedeutet. Auch wenn nicht alle 150 Psalmen im engeren Sinne Loblieder sind, dienen sie doch dem Lob und der Verherrlichung Gottes. Alle Psalmen sind zur Verherrlichung Gottes geschrieben.
In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, die bereits aus vorchristlicher Zeit stammt, heißt dieses Buch „Biblos Psalmoi“. „Biblos“ bedeutet Buch und „Psalmoi“ bedeutet Loblieder – also das Buch der Loblieder. Daraus leiten sich auch die Begriffe „Psalm“ und „Psalter“ ab.
Diese Bezeichnung finden wir beispielsweise in Lukas 20,42: Dort heißt es, „im Buch der Psalmen steht geschrieben“ (1. Korinther 5,3-12). Auch in Lukas 24,44 spricht Jesus zu den Emmausjüngern von den Schriften, in denen von ihm berichtet wird, und erwähnt dabei die Bücher der Psalmen. Ebenso erscheint der Ausdruck „Buch der Psalmen“ in Apostelgeschichte 1,20.
Der griechische Begriff „Psalmoi“ bezeichnet Lieder, die mit Seiteninstrumenten gesungen werden. Das Verb „psalein“ bzw. „psalo“ bedeutet „mit Seiteninstrumenten erklingen lassen“ oder „singen“. Deshalb kommt dieses Wort im Griechischen für den Psalter zur Anwendung.
Es geht hier um Poesie – den Teil der Schriften aus dem Alten Testament, mit dem wir uns beschäftigen. Das Alte Testament wird in drei Teile gegliedert: das Gesetz (die Tora), die Propheten und die Schriften. Die Tora umfasst die fünf Bücher Mose. Die Propheten werden unterteilt in die vorderen Propheten, beginnend mit Josua, und die hinteren Propheten, zu denen die großen Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel sowie die zwölf kleinen Propheten gehören.
Die Schriften umfassen die dichterischen Bücher, zu denen Hiob, die Psalmen, die Sprüche, der Prediger sowie auch Bücher wie Ruth und Daniel gehören. Wenn wir uns mit dem Psalter befassen, geht es also um Dichtung und Poesie.
Das deutsche Wort „Dichtung“ sagt bereits viel aus: Es bedeutet, dass etwas verdichtet wird. Zunächst wird gedichtet, das heißt, eine Botschaft wird in konzentrierter Form und mit verdichteter Sprache vermittelt. Diese Dichtung wurde oft gesungen. Wichtig bei Dichtung ist, dass nichts Unnötiges gesagt wird. Auch im Deutschen sind Gedichte, die ihren Namen verdienen, solche Texte, die eine konzentrierte Botschaft ohne Überflüssiges enthalten.
Wie es oft der Fall war, wurden Gedichte vertont. So haben wir es beim Psalter mit einem Liederbuch des Alten Testaments zu tun. Dieses Liederbuch wurde übrigens auch im Neuen Testament verwendet. Die neutestamentliche Gemeinde hat die Psalmen zum Singen übernommen.
Lieder prägen unser Denken sehr stark. Das merken wir auch daran, dass die Lieder, die wir in den Gemeinden singen, uns oft mehr prägen als die Predigten, die wir hören. Daher haben wir es hier mit einem sehr wichtigen Teil des Wortes Gottes zu tun.
Hier finden sich Lieder und Gedichte in konzentrierter Form, die durchdacht sein müssen. Wenn man ein Lied oder Gedicht schreibt und vertont, muss man es sorgfältig überlegen. Gott hat uns zum Denken geschaffen, deshalb sollen wir auch denken. Der Text ist das tragende Element im Lied.
Gott hat es nicht für würdig erachtet, uns die Melodie zu überliefern, sondern nur den Text. Er hätte ja auch ein Notenbuch zur Bibel hinzufügen können, hat es aber nicht getan. Das zeigt, dass beim Lied der Text das Wichtigste ist. Er wird durch die Melodie und die Betonung einzelner Wörter unterstrichen.
Durch die Melodie werden Wörter betont. Wenn die Melodie beispielsweise ansteigt, wird das Wort betonter und wichtiger. Oft ist es so, dass in einem Lied, wenn der Gottesname genannt wird, die Melodie ansteigt. Zum Beispiel: „Lobe den Herrn, lobe den …“ – hier steigt die Melodie an, um den Namen Gottes hervorzuheben.
Im Hebräischen gibt es keinen eigenen Artikel wie im Deutschen, sondern der Artikel wird angehängt. Das macht es für den Dichter leichter, die Stimme an der richtigen Stelle anzuheben, wenn Gott im Lied vorkommt.
Die Melodie unterstreicht den Text, betont bestimmte Wörter und wiederholt einige. Wir werden sehen, wie oft das Wort „Jahwe“ (der Herr) in manchen Psalmen vorkommt.
Das Singen macht einen Text feierlich. Es ist etwas anderes, ob ein Text einfach gelesen oder gesungen wird. Interessant ist dies auch in der Synagoge. Wenn ein Bibeltext vorgelesen wird, geschieht das nicht monoton, sondern fast wie ein Gesang. Ein Rabbiner liest hebräische Texte oft mit einer feierlichen Tonlage vor.
Wichtig ist, dass in den Psalmen nichts Überflüssiges oder Oberflächliches zu finden ist. Leider nimmt die Oberflächlichkeit in manchen modernen Liedern zu. Das liegt wahrscheinlich daran, dass das Glaubensleben oberflächlicher wird und sich dies in den Liedern widerspiegelt.
Die Psalmen sind hingegen sehr tiefgründige und inhaltsreiche Lieder. Sie enthalten keine bloßen stereotypen Wiederholungen. Zwar gibt es Wiederholungen, doch diese dienen der Unterstreichung und nicht nur der Wiederholung desselben Inhalts.
Manchmal kommen Refrains vor, was wir ebenfalls noch sehen werden. Im Vergleich zu unseren heutigen Liedern sind Refrains in den Psalmen jedoch relativ selten. Ein Beispiel ist Psalm 136, der einen bewusst eingesetzten Refrain enthält, der ständig wiederholt wird.
Die Psalmen sind also inhaltsreich. Wenn man betrachtet, was in einem Psalm alles gesagt wird, staunt man. Das sollte uns auch helfen, unsere eigenen Lieder zu gestalten: ohne unnötige Wiederholungen.
Es gibt unter den 150 Psalmen nur wenige, die als Refrainpsalmen gelten und häufige Wiederholungen enthalten, etwa die Aussage, dass Gottes Gnade ewig währt. Diese Wiederholung soll bewusst in den Ohren der Hörer nachklingen.
Wenn ihr fertig seid, kann ich weitermachen. Es ist wichtig, dass wir mitschreiben. Ich habe sehr viel vorbereitet, was ich nicht alle aufschreiben konnte. Vieles liegt nur auf kleinen Zetteln vor und ist elektronisch nicht verfügbar.
Daher solltet ihr euch nicht darauf verlassen, dass ihr von mir oder anderen Lehrern etwas ausgehändigt bekommt. Diese Woche müssen wir viel mitschreiben.
Die Psalmen in der neutestamentlichen Gemeinde
Die neutestamentliche Gemeinde, das habe ich bereits erwähnt, setzte die alttestamentliche Tradition in Bezug auf die Lieder fort. In dem Text von Egelkraut, den Sie vielleicht gelesen haben, wird ebenfalls betont, dass die Gemeinde des Neuen Testaments tatsächlich die alttestamentlichen Lieder verwendete.
Das erkennt man schon daran, wie sie beteten. Zum Beispiel in Apostelgeschichte 4,25: Als sie dort zusammen im Gebet waren, hat niemand gesagt, jetzt suchen wir noch ein passendes Lied zu unserem Gebet. Stattdessen wurde ein Psalm gebetet, ein Psalm zitiert – Psalm 2. Offensichtlich kannten sie diesen Psalm auswendig. Wahrscheinlich war es auch ein Lied, das bereits unter Christen gesungen wurde. Man war sich bewusst, dass hier etwas sehr Wichtiges über den König, den Sohn Davids, geschrieben steht.
In 1. Korinther 14,26 heißt es: „Wie ist es nun, ihr Brüder, wenn ihr zusammenkommt, so hat jeder von euch etwas: einen Psalm, eine Lehre, eine Sprachenrede, eine Offenbarung, eine Auslegung.“ Jeder von euch hat also etwas, einen Psalm. Das Wort „Psalm“ wird hier im Sinne von Lied verwendet – ein Lied, das mit Saitenspiel gesungen wurde. Man benutzte dieses Wort auch deshalb, weil man bereits 150 solcher Psalmen in der alttestamentlichen Bibel hatte, die den Leuten bekannt war.
Deshalb ist es sehr gut möglich, dass in den Versammlungen auch Psalmen vorgesungen wurden. Jemand hatte einen Psalm und vielleicht auch eine Melodie dazu komponiert oder von jemand anderem übernommen. Dann wurde dieser Psalm vorgesungen, um die Gemeinde zu erbauen und Gott zu ehren.
Auch in Epheser 5,19 und Vers 20 werden verschiedene Arten von Liedern genannt: geistliche Lieder, Psalmen – also Loblieder. Ebenso in Kolosser 3,16 heißt es: „Das Wort Christi wohne reichlich in euch, indem ihr euch untereinander in aller Weisheit lehrt und mahnt, auch mittels Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern.“ Hier werden dieselben drei Begriffe verwendet: Psalmen, Lobgesänge und geistliche Lieder.
In Apostelgeschichte 16,25 wird von Paulus und Silas im Gefängnis berichtet. Dort heißt es, sie lobten Gott, und das verwendete Wort bedeutet, dass sie einen Hymnus sangen – einen Lobeshymnus auf Griechisch. Wahrscheinlich war es einer der Lieder, die sie auswendig kannten.
Das zeigt, dass die Gemeinde Lieder auswendig kannte, so wie wir heute auch viele Lieder auswendig wissen. Ich habe vor vielen Jahren einen Bruder kennengelernt, der gar nicht weit von hier wohnt. Man sagte von ihm, er könne tausend Lieder auswendig – tausend Lieder! Das fand ich beeindruckend.
Egelkraut hat in seiner Einführung zu den Psalmen darauf hingewiesen, dass die Mönche im Mittelalter pro Woche 150 Psalmen beten mussten, also den ganzen Psalter. Wenn man das auf sieben Tage verteilt, sind das mindestens 20 bis 25 Psalmen pro Tag, die sie durchbeteten. Sie hatten natürlich Zeit dafür. Von vier Uhr bis sechs Uhr morgens wurde sowieso gebetet. Das war eine der täglichen Aufgaben, die Psalmen jede Woche durchzubesprechen.
So versteht man auch, warum Martin Luther die Psalmen so gut kannte. Wenn man sie jede Woche betet, prägen sie sich ein. Er hatte natürlich kein Internet und kein Handy – die Mönche damals hatten einfach mehr Zeit.
Gebet als öffentliche Ermutigung und Erbauung
Die Erfahrung des Einzelnen mit Gott ist nicht nur Privatsache. In den Psalmen lernen wir, dass Gebete ebenfalls keine Privatsache sind. Sie sind auch für die Öffentlichkeit gedacht. David wusste das und handelte bewusst danach.
Seine Gebete hat er zwar zunächst im Privaten gesprochen, doch anschließend auch öffentlich vorgetragen. Er wollte, dass andere hören, was er zu Gott betet – nicht, um sie zu belehren, sondern weil viele Psalmen Gebete sind. Diese Gebete sind zwar an Gott gerichtet, doch man wusste auch, dass das Beten vor anderen die Zuhörenden erbaut. Dabei handelt es sich nicht um Predigten.
Ich höre gerne, wenn andere beten, und bin froh, wenn ich die Gebete verstehe. Wenn ich unterwegs bin, zum Beispiel in Russland oder der Ukraine, verstehe ich die Gebete oft nicht. Dann denke ich mir oft: „Wenn ich nur verstehen könnte, was sie beten.“ Meistens wird das Gebet nicht übersetzt, aber ich hätte es gerne gewusst. Ich lerne viel durch die Gebete anderer.
Wir sollen öffentlich beten, damit nicht nur Gott die Ehre bekommt, sondern auch damit andere hören, was ich zu Gott sage. Das ermutigt sie wiederum, selbst so zu beten. Bruder Herbert Janssen hat mir einmal erzählt, dass er sich zum Ziel gesetzt hat, schöne Gebete aufzuschreiben. Wenn er irgendwo ein wertvolles Gebet liest oder hört, notiert er es sich. Er sagt, dass er dieses Gebet selbst beten möchte.
Ich habe das dann auch begonnen. Wenn ich ein gutes Gebet entdecke, eines, das ich zu meinem eigenen machen möchte, schreibe ich es mir auf. Zum Beispiel steht im Philemonbrief: „Die Herzen der Heiligen sind durch dich erquickt.“ Dann betet jemand: „Herr, mach mich auch zu einem Menschen, durch den die Herzen der Heiligen erquickt werden.“ Dieses Gebet habe ich mir notiert, weil ich es wertvoll finde.
Durch solche Gebete soll das Volk Gottes ermutigt werden. Im Psalm 111, Vers 4 bis 6 heißt es: „Er schuf ein Gedenken an seine Wundertaten, gnädig und barmherzig ist der Herr. Er gab Speise denen, die ihn fürchteten. Er gedenkt ewiglich seines Bundes. Die Kraft seiner Taten tat er kund seinem Volk, um ihnen das Erbteil der Völker zu geben.“
Gott schafft ein Gedenken an seine Wundertaten. Er möchte, dass man sich an seine Taten erinnert. Ein Mittel dazu sind Psalmen, zum Beispiel Psalm 104, Psalm 105 und Psalm 106. Diese Psalmen berichten von Gottes Taten in der Schöpfung und in der Geschichte. So schafft Gott ein Gedenken an seine Wundertaten durch bestimmte Psalmen, Gebete oder Lieder.
In Psalm 102, Vers 18 und 19 lesen wir: „Er wird sich wenden zum Gebet der Entblösten, und ihr Gebet wird er nicht verachten. Das wird aufgeschrieben werden für das spätere Geschlecht, und ein Volk, das erschaffen werden soll, wird den Herrn preisen.“
Hier geht es darum, dass Gott das Gebet der Gläubigen nicht verachtet. Weiter heißt es, dass das Gebet aufgeschrieben wird, damit auch spätere Generationen daran denken und den Herrn preisen.
Deshalb sollten wir mutig sein und auch in der Öffentlichkeit beten. Das ist wichtig – nicht nur für Gott, sondern auch für die anderen Gläubigen. Beten wir in der Öffentlichkeit, beten wir zu Gott. Dabei dürfen wir andere nicht im Gebet anpredigen; das wäre ein Missbrauch und pharisäisch. Wir beten wirklich zu Gott, aber Gebet ist eben nicht nur Privatsache.
Psalmen als Weitergabe an kommende Generationen
Psalm 78, Verse 1 bis 11, ist hier sehr eindrücklich:
„Horche, mein Volk, auf meine Weisung, neigt euer Ohr zu den Worten meines Mundes! Ich werde meinen Mund auftun in Gleichnisrede und Rätsel aus alter Zeit hervorströmen lassen. Was wir gehört und gelernt haben, was unsere Väter uns erzählt haben, wollen wir nicht vorenthalten. Ihren Söhnen, dem künftigen Geschlecht, sollen wir das Lob des Herrn und seine Stärke sowie seine Wundertaten, die er getan hat, erzählen.
Denn er richtete ein Zeugnis auf in Jakob und setzte eine Weisung fest in Israel, also eine Lehre – eine Tora, wie es im Hebräischen heißt. Er gab unseren Vätern das Gebot, sie ihren Söhnen kundzutun, damit ein späteres Geschlecht, die Söhne, die geboren würden, aufstehen und sie ihren eigenen Söhnen erzählen. So sollen sie ihr Vertrauen auf Gott setzen und nicht vergessen die Taten des Mächtigen. Sie sollen seine Gebote befolgen und nicht wie ihre Väter ein trotziges und widerspenstiges Geschlecht sein – ein Geschlecht, dessen Herz nicht gefestigt und dessen Geist Gott nicht treu war.
Bereits in der Einleitung zu diesem langen Psalm wird klar: Gott hat ein Zeugnis aufgerichtet und eine Weisung in Israel festgesetzt. Er fordert, dass diese an die nächste Generation weitergegeben wird. Die Lieder sind also auch für die nächste Generation bestimmt.
Die Lieder, die wir machen und singen, und die wir unseren Kindern vorsingen – sei es beim Mittagstisch oder anderswo – werden sie prägen. Dieses geistliche Leben wird mehr durch die Lieder beeinflusst als durch die Predigten, die die Kinder hören.
So zeigt sich hier die große Wichtigkeit dieser Lieder.
Rhythmus und Musikbegleitung in den Psalmen
Übrigens, nicht der Rhythmus ist wichtig – ein Nachtrag hier noch, was ich mir notiert habe: Der Rhythmus sollte in einem Lied ganz, ganz im Hintergrund sein. Denn der Rhythmus ist sehr dominierend und stimulierend.
Die hebräische Musik war keine Musik, bei der der Takt mit Rhythmusinstrumenten geschlagen wurde. Es gab zwar Rhythmusinstrumente, aber diese wurden anders eingesetzt als unsere. Zum Beispiel ein Zimbel oder ein Tambourin: Wenn diese geschlagen werden, dann nicht, um einen durchgehenden Beat zu erzeugen. Das ist absolut fremd dem israelitischen Liedgut.
Auch im Alten Testament war das nicht so. Dort gab es bestimmte Stellen, die betont wurden, dann wurde die Pauke geschlagen oder ein anderes Instrument. Aber ansonsten gab es keinen durchgehenden Beat oder ein ständiges „z, z, z, z“. Das ist ganz heidnisch, überhaupt nicht hebräisch und auch nicht göttlich.
Interessanterweise haben sich gerade die heidnischen Musikelemente in der Gemeinde Jesu durchgesetzt. In vielen Gemeinden sind sie körperstimulierend. Es ist interessant festzustellen, dass die Menschen körperbetont sind. Sie leben für ihren Bauch, für die Gefühle – nicht aus dem Kopf heraus. Gott aber will, dass wir aus dem Kopf leben. Der Kopf ist in der Bibel das Herz, das Zentrum des Menschen. Es ist sein Denken.
In den Psalmen wird unser Denken angesprochen, nicht unsere Gefühle. Gefühle sind immer Folge von Denken. Nachdem man gedacht hat, empfindet oder fühlt man, aber nicht vorher. Das nur nebenbei.
Nicht was man fühlt, während man singt, ist wichtig. Manche Menschen wünschen sich ein Lied, weil sie beim Singen etwas Schönes fühlen. Das ist falsch und darf nicht sein. Man wünscht sich nicht deshalb ein Lied, weil man sich dann so schön fühlt, sondern weil Gott geehrt werden soll und der Inhalt des Liedes erbaulich ist und zu Gott hinführt. Das soll uns bewegen.
Zur Musikbegleitung: Wir haben ja auch Musikinstrumente, die angegeben werden, zum Beispiel „auf der Gittit“. In den Einleitungsversen zu den Psalmen wird manchmal auch ein Musikinstrument erwähnt. Manchmal weiß man nicht genau, was gemeint ist. Aber wichtig ist: Die Musik ist immer begleitend und nicht bestimmend. Die Musik bestimmt also nicht den Psalm, wenn er gesungen wird.
Begleiten heißt leicht unterstützend. Das waren meistens Zupfinstrumente, die hier verwendet wurden, also zum Beispiel Laute oder Gitarre. Übrigens ist die Gitarre kein Schlaginstrument. Man darf die Gitarre nicht als Schlaginstrument missbrauchen, denn die Gitarre muss gezupft werden. Es ist ein Zupfinstrument.
Auf der Gitarre wurde begleitet, auf der Harfe ebenfalls. Dann kommt der Text stark zum Ausdruck.
Gut, das war ein bisschen einleitend. Hier noch die Bezeichnungen, die wir haben:
Erstens „Mis Mor David“ beziehungsweise „Mis Mor le David“. Das heißt „Ein Psalm von David“. „Mis Mor“ ist hier das Lied mit Instrumentalbegleitung. „Mis Mor“ kommt siebenundfünfzig Mal vor.
Oder das Wort „Schir“, beziehungsweise im Hebräischen „Schir“. Es kommt 27 Mal vor und ist das ganz normale Wort für Lied, das auch wir verwenden, wenn wir „Lied“ sagen. Zum Beispiel „Ein Lied von David“, ein Schir.
Weniger oft kommt „Maskil“ vor, dreizehn Mal. Ich habe die Zahlen von einem Autor übernommen, den ich verwendet habe, ich weiß nicht mehr genau. Maskil bedeutet wahrscheinlich ein Lied zum Nachdenken, ein lehrhaftes Lied, über das man nachdenken soll.
Das ist interessant: Schon da werden wir aufgefordert, dass Lieder nicht einfach da sind, um eine Stimmung zu erzeugen, sondern um zum Nachdenken anzuregen. Ein lehrhaftes Gedicht, Maskil.
Das nächste ist „Michtam“ oder „Migtam“, je nachdem, wie man es ausspricht. Sechsmal kommt es vor. Da ist man sich nicht sicher, was es bedeutet. Es kommt vielleicht vom Wort „bedecken“ oder „sühnen“. Vielleicht ist es ein Lied, das darauf hinführt, an das zu denken, was Gott durch sein Sühneopfer getan hat.
Es ist nicht klar. Ein Michtam wird meistens gar nicht übersetzt in den deutschen Übersetzungen, weil die Übersetzer nicht wissen, was gemeint ist. Vielleicht ist es ein Lied, das das Sühnen des Opfers begleitet oder das zu einem Opfer gesungen wurde, das dargebracht wurde. Vielleicht, ich weiß es nicht, keine Ahnung.
Fünftens „Tefillah“. Das ist klar: Das Wort heißt Gebet. Fünfmal heißt es im Titel „ein Gebet“, obwohl es viel mehr Gebete gibt. Aber fünfmal wird es im Titel einfach schon gesagt.
Sechstens „Tehillah“, ein Loblied. So wie auch die hebräische Überschrift über den Psalter „Tehillim“, die Loblieder. Natürlich gibt es viel, viel mehr Loblieder als fünf, aber fünfmal steht das einfach so da im Titel bei den Psalmen.
Und einmal steht ein „Shigayon“. Shigayon weiß man nicht, was es heißt. Es kommt vom Wort „umherirren“ oder „wandern“. Das könnte entweder ein Klagelied bedeuten, weil die Seele so umhergeirrt ist und dann in ein Klagen gekommen ist, vielleicht deshalb. Oder es ist einfach ein feierliches Lied. Das ist nur in Psalm 7 so.
Das ist jetzt für uns nicht so von großer Bedeutung, aber es ist gut, wenn man sich ein bisschen Gedanken macht, was dieses Wort in der Überschrift bedeutet, soweit man es herausfinden kann.
Wie lange machen wir jetzt? Gedacht ist bis zwölf. Sind wir noch frisch? Dann machen wir weiter. Ich habe es sehr gerne, wenn gefragt wird. Manchmal sehe ich die Hand nicht, weil ich auf dem Computer schaue oder sonstwo. Dann müsst ihr mich einfach irgendwie bitten, dass ich euch höre.
Bitte, Sie können gerne zwischendurch Fragen stellen.
Altes und Neues in der Liedtradition der Gemeinde
Doch beides war vorhanden: Sie übernahmen die alttestamentlichen Lieder und dichteten auch neue Lieder. Es gibt Hinweise im Neuen Testament, beispielsweise „Singet dem Herrn ein neues Lied“. Dieser Ausdruck steht nicht nur im Alten Testament, sondern auch in der Offenbarung lesen wir, dass dort ebenfalls ein neues Lied gesungen wird. Sie sangen ihm ein neues Lied – ich denke, es ist offenbar Rang vier oder fünf, jedenfalls neue Lieder. Allein schon die Aufforderung „Singet dem Herrn ein neues Lied“ in den Psalmen zeigt, dass man nicht nur bei den alten Liedern bleiben soll, sondern auch neue Lieder komponieren darf.
Dabei muss man jedoch darauf achten, dass man die biblischen Muster verwendet. Das heißt, nicht den Rhythmus betont, nicht oberflächlich vorgeht und all das, was ich vorher gesagt habe, beachtet. Also Altes und Neues, wie der Schriftgelehrte, der sich bekehrt, der aus seinem Schatz Altes und Neues hervorholt. Wo haben wir das? Offenbarung Kapitel 4, Vers 9, danke. Dort singen sie ein neues Lied. Auch in Kapitel 14 kommt natürlich ein Lied vor, das niemand anderes lernen kann als nur diese Erlösten.
Gut, zu den Gattungen als Nächstes: Die Gattungen der Psalmen. Man kann die Psalmen irgendwie gruppieren. Das ist jetzt ein bisschen willkürlich, weil man die Psalmen einfach durchgeht und fragt: Ist es ein Loblied, ein Danklied, ein Klagelied, ein Vergebungslied oder etwas anderes? Das ist etwas willkürlich. Später werden wir uns einige Gruppen anschauen, die im Text selbst zu finden sind. Aber jetzt möchte ich trotzdem zuerst einige Gattungen vorstellen, die man beim Durchgehen der Psalmen findet.
Eins, was ins Auge sticht, wenn man Hebräisch kann, sind die alphabetischen Psalmen. Das kann der Deutsche nicht so leicht, denn sie sind nicht nachgeahmt. Es ist zu schwer, sie so zu übersetzen, dass sie auch alphabetisch bleiben. Was heißt das alphabetisch? Alphabetische Psalmen sind Lieder, also Psalmen, bei denen jeder Vers oder jede Zeile mit dem Anfangsbuchstaben beginnt, der nach dem Alphabet geordnet ist.
Das kann so aussehen, zum Beispiel Psalm 111. Dort seht ihr, jetzt dürft ihr Hebräisch lernen – gratis. Wir lesen natürlich von rechts nach links. Wir beginnen in der Mitte, so wie es üblich ist. Oder „Oda“ heißt das, was ich jetzt vorlese. Das erste Zeichen, das aussieht wie ein X, ist ein Aleph, der erste Buchstabe im hebräischen Alphabet. „Ode“ heißt „ich will loben“. Übrigens kommt das deutsche Wort „Ode“ wahrscheinlich von diesem Wort. Die „Ode Yahweh“ heißt also „Ich will den Herrn loben“.
Dann kommt das Zweite, das ist B, „Besot“; das Dritte ist G, „Gedolim“, was „groß“ heißt, also „groß sind die Werke des Herrn“. Das ist der dritte Buchstabe. Der vierte Buchstabe ist D, wie „Dalle“. Hier heißt es „Derrugim“. Der fünfte Buchstabe ist H, „Hod“, das bedeutet auch Lob, so ähnlich. Der sechste Buchstabe ist W, „Waff“, das heißt „und“. Dann kommen die Buchstaben Z, „Zitkatono“ oder „Zedek“, was „Gerechtigkeit“ heißt, seine Gerechtigkeiten wahrscheinlich.
Dann folgt ein stimmhaftes S, „Secher“, eine Erinnerung, ein Gedenken. Hier „Secher“, „Assa“, also eine Erinnerung an die Werke. Dann das nächste ist ein „ch“, „Channun“, das kommt von Gnade, „Chen“, gnädig. Der Vers heißt hier „Channun, Rachum, Yahweh“ – „gnädig und barmherzig ist der Herr“. Dann „Terach“, „Te“, das nächste. Das hebräische Alphabet hat zwei T’s: ein einfaches T und ein starkes TH. Der letzte Buchstabe im Alphabet ist TH. Hier ist das normale T. Danach kommt J, „Jod“, „Jiskor“, vom Wort „erinnern“, „Gedenken“. „Izkor le Olam Berito“ – „er gedenkt in Ewigkeit an seinen Bund“. Dann „Koach“, das heißt Kraft oder Tat, „Ma'ase“, die Taten, „Jadao“, die Taten seiner Hand, „Emet“, Wahrheit, „Mischpat“, Recht. Die Taten seiner Hand sind Treue und Recht.
Dann kommt L, „Latet“, das heißt „zu geben“, „Lael“, dann N, S, Ayin (ein Knacklaut), P, „Perdut“ (kann weich als F oder P ausgesprochen werden). Dann Z, „Zadeh“, „Ziva“, das sind die Gebote, Befehle, „Ziva leolam Berithu“. „Kadosh“ heißt heilig. Dann Q, „Kadosh“, dann R, „Rejit“, „Börejit“, Anfang, „Eresch“. Dann Sch, „Schechel“, und das Letzte ist Taff, „Tehilotho“, „Tehilom“, „Tehilot“, das dürfte „Lob“ heißen.
Also hier haben wir das Alphabet, wobei jeder Vers mit dem Anfangsbuchstaben nach der Reihenfolge des Alphabets beginnt. Ein weiteres Beispiel ist Psalm 119, ein ganz besonderer alphabetischer Psalm. Dort beginnen nicht nur einzelne Verse mit einem Buchstaben, sondern jeweils acht Verse mit demselben Buchstaben, dann acht Verse mit dem nächsten Buchstaben und so weiter. Da es 22 Buchstaben gibt, sind es 22 mal acht Verse, also 176 Verse. Das bedeutet, dass die Strophen automatisch vorgegeben sind. Es sind Achterstrophen, also jeweils 22 Strophen zu je acht Versen, und jede Strophe hat offensichtlich ein Thema.
Das sind die alphabetischen Psalmen. Zum Beispiel sind auch Psalm 9 und 10 alphabetische Psalmen. Übrigens scheinen Psalm 9 und 10 zusammenzugehören. Die griechische Übersetzung fasst sie ebenfalls zusammen. Wenn man die russische oder die griechische Übersetzung kennt, merkt man, dass die Zählung dort anders ist als in den deutschen Psalmen. Ab Psalm 9 sind sie um einen Vers verschoben, weil in der russischen und griechischen Übersetzung der zehnte Psalm zum neunten hinzugezählt wird. So sind sie immer um einen Vers versetzt. Psalm 9 und 10 sind also eigentlich ein Psalm, und zwar alphabetisch. Der erste Teil des Neuners geht von A bis L, der zweite Teil oder der Zehner von L bis zum letzten Buchstaben, Taff.
Psalm 25 ist ebenfalls ein akrostischer Psalm. Das Fremdwort „akrostisch“ bedeutet alphabetisch. „Akros“ heißt Spitze, also steht der Buchstabe an der Spitze, am Anfang. Von daher kommt das Wort „akrostisch“. Psalm 24 und 34 sind ebenfalls sehr schöne alphabetische Psalmen, die wir uns noch näher anschauen werden. Psalm 111 und 112 sind Zwillingspsalmen. Sie gehören nicht zusammen, sind aber so parallel, dass man nur staunen kann. Auch Psalm 114 ist alphabetisch. Das ist genau der Mittelpsalm der Halleluja-Psalmen von 113 bis 117. In der Mitte steht der alphabetische Psalm, allerdings ohne Halleluja. Das ist interessant. Psalm 145 ist auch alphabetisch, allerdings unvollständig, da fehlen wohl zwei Buchstaben. Und Psalm 119 ist der besondere, ganz spezielle Psalm, der ebenfalls alphabetisch ist.
Wir haben also sieben plus einen besonderen alphabetischen Psalm.
Dann gibt es Schöpfungspsalmen. Ich habe hier sieben aufgelistet, ob es mehr gibt, ist schwer zu sagen, aber diese sieben sind Schöpfungspsalmen, in denen die Schöpfung auf besondere Weise besungen wird. Psalm 8 ist sehr schön, den werden wir lesen. Psalm 19 behandelt im ersten Teil Gottes Herrlichkeit in der Schöpfung und zeigt, wie Gott durch die Schöpfung spricht. Psalm 29 ist ein großartiger Psalm, den wir noch lesen werden. Auch er ist ein Schöpfungspsalm über die Herrlichkeit des Herrn. Dann Psalm 33, Psalm 65, der lange Psalm 104, der mit der Schöpfung beginnt: „Gott ist in Licht gekleidet, er hat sich gehüllt wie in ein Kleid“ – und dann wird die Schöpfung besungen. Zum Schluss Psalm 148, in dem die ganze Schöpfung Gott loben soll. Dort wird aufgezählt, wer alles Gott loben soll.
Dann gibt es eine andere Reihe: Klagepsalmen des Volkes. Hier klagt das Volk in der Wir-Form. Es gibt eine ganze Reihe im dritten Psalmbuch, das von Psalm 73 bis 89 reicht. Schauen Sie mal, wie viele Psalmen aus dem dritten Buch Klagepsalmen des Volkes sind: 74, 79, 80, 83, 85 und 89 – sechs Stück. Zwei weitere sind aus dem ersten Buch und einer aus den Wallfahrtspsalmen. Man kann darüber diskutieren, ob man noch andere hinzufügen sollte, denn es gibt immer wieder Klageabschnitte in den Psalmen. Aber hier geht es um die Klage des Volkes, wo gemeinsam geklagt wird.
Dann gibt es noch die Klagepsalmen von Einzelnen. Eine ganze Reihe haben wir im ersten Buch, das voll von Einzelklagen ist – alle von David. Im zweiten Buch finden sich Psalm 42, 43, 51 bis 59, ebenfalls viele Klagepsalmen, und 61 bis 64. Im dritten Buch gibt es vier Einzelklagepsalmen zusätzlich zu den sechs Klagen des Volkes. Insgesamt sind es siebzehn Klagepsalmen im dritten Buch: vier einzelne und sieben kollektive. Im vierten Psalmbuch gibt es nur einen Klagepsalm, im fünften Psalmbuch sind es zwei. Dort wird vor allem gelobt. Im vierten Psalmbuch gibt es keinen Grund mehr zur Klage. Auch Psalm 102 endet nicht traurig, sondern fröhlich mit großem Trost. Das vierte Psalmbuch hat also ein anderes Thema, das wir noch sehen werden. Aber im ersten, zweiten und dritten Buch gibt es viel Klage.
Fünftens gibt es die berühmten Bußpsalmen. Man sagt immer, es gibt sieben, ich meine aber, es sind nur sechs. Psalm 102 wird oft noch hinzugezählt, ist aber eigentlich kein Bußpsalm. Psalm 6 ist ein Bußpsalm, Psalm 32 kennen wir gut: „Glückselig ist der Mensch, dessen Sünde vergeben ist.“ Psalm 38 ist ein Bußpsalm Davids, ebenso Psalm 51, der bekannte Bußpsalm, als David zu Bathseba einging. Dann noch Psalm 130 und 143, wenn man sie als Bußpsalmen betrachtet. Die klassischen sind die Psalmen 32 und 51, die sollte man sich auf alle Fälle merken.
Sechstens gibt es die berühmten „Jahwe ist König“-Psalmen. „Jahwe ist König“ kommt einmal im zweiten Buch vor, nämlich in Psalm 47, und fünfmal im vierten Buch: 93, 96, 97, 98 und 99. Ich habe es hier streng genommen, das heißt, ich habe nur nach dem exakten Ausdruck „Jahwe ist König“ gesucht. Wenn man Psalmen sucht, in denen allgemein vorkommt, dass Jahwe König ist, findet man natürlich viel mehr, zum Beispiel Psalm 146. Wir haben hier also sieben Psalmen, wobei die fünf in der Mitte alle aus dem vierten Buch stammen. Eine ganze Reihe von „Jahwe ist König“-Psalmen von 93 bis 99. Die dazwischenliegenden Psalmen sind ebenfalls „Jahwe ist König“-Psalmen, aber der genaue Ausdruck kommt nicht vor. Psalm 74 und 146 umrahmen die „Jahwe ist König“-Psalmen aus dem vierten Buch.
Dann gibt es die Stufenlieder. Sehr schön, die Wallfahrtspsalmen heißen sie bei Luther, bei Elberfelder „Stufenlieder“. Sie reichen von Psalm 120 bis 134. Es sind fünfzehn Psalmen, sieben plus eins plus sieben. Der Psalm 127 ist genau in der Mitte und der einzige von Salomo in dieser Reihe. Die Stufenlieder sind wie eine Treppe, mit jedem Psalm steigt man höher, bis man das Ziel erreicht: Psalm 134. Dort heißt es: „Lobt Jahwe, all ihr Knechte Jahwes, die ihr im Hause Jahwes steht, in den Nächten hebt eure Hände im Heiligtum und lobt Jahwe. Jahwe segne dich von Zion, der Himmel und Erde gemacht hat.“ Sie sind im Heiligtum angekommen, nachdem sie aus der Ferne zum Tempel gekommen sind.
Achtens gibt es die Halleluja-Psalmen. „Hallelu“ heißt loben, preisen, „Hallelujah“ heißt „Lobet den Herrn“. Die letzten drei Psalmen im vierten Buch, 104, 105 und 106, sind Halleluja-Psalmen. Dann die siebener Reihe von 111 bis 117 mit Ausnahme des alphabetischen Psalms 113 in der Mitte. Die sieben Halleluja-Psalmen sind 111, 113, 115, 116 und 117. Dann Psalm 135 ist ein weiterer Halleluja-Psalm. Die fünf Psalmen, die den Psalter abschließen, sind laute Halleluja-Psalmen: Am Anfang und am Ende steht „Halleluja“, und zum Schluss natürlich das große Halleluja, das krönende abschließende Halleluja.
Dann gibt es Hodu-Psalmen. „Hodu“ heißt „dankt“. „Hodu Jahwe“, „dankt dem Herrn“. Sie dürfen diese Woche Hebräisch lernen. „Hodu, Jahwe, dankt dem Herrn!“ Hier haben wir sieben Psalmen, die so beginnen. Psalm 33 ist ein Dankpsalm, der einzige im ersten Buch, der nicht von David ist oder nicht benannt wird. Dann Psalm 100: „Dankt dem Herrn, seine Güte währt ewiglich.“ Psalm 105, der lange Geschichtspsalm, der das vierte Buch zusammen mit Psalm 106 abschließt. Psalm 105 und 106 sind Dankpsalmen, die das vierte Buch abschließen. Dann Psalm 107 im fünften Buch, der erste Dankpsalm, und Psalm 118 als Einleitung zum großen Psalm 119. Und Psalm 135 als Schluss nach den Wallfahrtspsalmen. Die zwei großen Zentren im fünften Buch – Psalm 119 und die 15 Wallfahrtspsalmen – werden eingerahmt durch die Dankpsalmen 118 und 135.
Zionspsalmen sind Psalmen, in denen die Stadt Zion, der Berg Zion oder der Tempelberg besonders besungen wird. Das sind vor allem die Psalmen 46, 48 und 76. Wenn wir Zeit haben, werden wir sie noch lesen und anschauen. Natürlich gibt es noch weitere Psalmen, in denen Zion vorkommt, aber diese drei sind besonders. Der Berg Zion wird auch in Psalm 84, 87, 89, 122, 126 und 137 erwähnt.
Psalm 137, „An den Wassern Babels saßen wir und weinten, als wir an Zion gedachten“, wurde aus der Fremde geschrieben. Warum ist Psalm 137 eigentlich nicht als Klagelied eingestuft? Weil es ein Rachepsalm ist. Es ist ein Psalm, in dem Rache geübt wird. Es ist nicht so sehr eine Klage, sondern vielmehr voller Zorn über die Feinde Gottes und was sie getan haben. Vielleicht könnte man ihn auch als Klage einstufen, aber wir belassen es dabei.
Elftens gibt es Geschichtspsalmen. Wir haben eine ganze Reihe, vor allem solche, die die Geschichte besingen. Es gibt auch andere Abschnitte in den Psalmen, wo Geschichte besungen wird, aber hier sind spezielle Geschichtspsalmen, bei denen der ganze Psalm ein Lied über Gottes Handeln in der Geschichte ist. Psalm 78, der lange Psalm im dritten Psalmbuch, steht an einer zentralen Stelle. Im dritten Psalmbuch gibt es elf Asaf-Psalmen. Die Mitte von elf ist der sechste. Psalm 78 ist der sechste von elf und hat eine zentrale Stellung in dieser Reihe.
Psalm 106 ist der Abschluss des vierten Buches, ein Geschichtspsalm, der die Geschichte Israels und Lektionen daraus besingt. Psalm 136 ist der Refrainpsalm, denn „seine Güte währt ewiglich“. Dort wird ebenfalls die Geschichte besungen, aber auch andere Themen behandelt. Es gäbe noch weitere Psalmen, in denen Gottes Handeln in der Geschichte dargestellt wird, zum Beispiel Psalm 68 und andere, aber diese sind besonders.
Zwölftens haben wir die Königspsalmen. Diese sind nicht dasselbe wie die „Jahwe ist König“-Psalmen. Das war mein Fehler, ich habe mich verzählt. Königspsalmen sind Psalmen, die den König besingen, nicht den Herrn als König. Es gibt natürlich viele davon, aber ich habe hier besonders die herausgenommen, bei denen das Thema König betont wird.
Zum Beispiel Psalm 2: „Ich habe meinen König gesalbt auf meinen heiligen Zionsberg, auf meinem Berg Zion“, sagt Gott über diesen besonderen König. Das Wort „König“ kommt auch in Psalm 5 vor. In verschiedenen Psalmen wird das Wort „König“ erwähnt, aber hier geht es darum, dass sich das Thema mehr um den König dreht.
Psalm 20 und 21 sind ganz spezielle Königspsalmen, die wir uns noch anschauen werden. Es sind Bitten des Königs: „Herr, erfülle all deine Bitten.“ Psalm 24 ist besonders: „Der König der Herrlichkeit“ – hier wird gefragt, wer der König der Ehren ist. Die Antwort lautet: „Jahwe ist der König der Ehren.“ Man könnte ihn hier einklammern, weil er nie in die andere Reihe gehört, sondern „Jahwe ist König“ darstellt. Es ist ein Hochzeitsgedicht für den König, ein Lied der Liebe.
Psalm 72 ist ein Königspsalm von Salomo, über den König und seine Herrschaft, geht aber über Salomo hinaus. Psalm 89 ist ein ganz spezieller Psalm, zu dem ich noch viel sagen werde. Psalm 101 ist ein Königspsalm, in dem der König sagt, wer in seinem Reich geduldet wird. Es geht um Heiligkeit: „Es geziemt sich Heiligkeit im Reich des Königs.“ Psalm 110 ist ein besonderer Königspsalm: „Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten.“ Hier wird ein König auf dem Thron eingesetzt.
Psalm 132 ist ein davidischer Königspsalm, der den Thron Davids behandelt, ebenso Psalm 144. Es gibt noch weitere, ich habe nur einige genannt, die den König betreffen.
Ich denke, wir machen hier Schluss, sonst kommen wir zu weit in die Pause hinein. Am Nachmittag setzen wir die Betrachtung der Gattungen der Psalmen fort. Wir wollen es so halten, dass wir jedes Mal, wenn wir fertig sind, beten. Ich möchte gerne aufrufen, dass jemand von euch betet – es können auch zwei oder drei sein, je nachdem, wie ihr euch gedrängt fühlt. Wir stehen noch auf zum Gebet, und jemand betet mit uns.