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Love or die - 3. Teil

Bewahre die erste Liebe, Teil 3/8
10.05.2010Offenbarung 2,4
SERIE - Teil 3 / 8Bewahre die erste Liebe

Einführung in das Thema der ersten Liebe

Diese Reihe entwickelt jede Woche einen neuen Titel. Nachdem wir mit „Love or Die“ starteten und der letzte Titel „Bewahre die erste Liebe“ von Jürgen war, habe ich jetzt noch einen Vorschlag: Es müsste eigentlich „Zurück zur ersten Liebe“ heißen.

Ich dachte mir, gut, dann geben wir ihr eben einen neuen Titel. Das ist gar nicht so schlimm, so etwas kann man ja jeden Sonntag machen. Es geht immer noch um die Offenbarung, genauer um Offenbarung 2, Vers 4, um den wir im Moment kreisen. Ich lese euch den Vers einfach noch einmal vor, aus dem Sendschreiben an Ephesus, wo es heißt: „Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast.“

Es war mir wichtig, in den letzten beiden Malen diese wirklich zentrale Botschaft der Bibel hervorzuheben. Sie ist zentral sowohl für uns als Einzelpersonen als auch für ganze Gemeinden. Ich wollte uns diese Botschaft so vor Augen führen, dass sie ein Stückchen hängenbleibt.

Mit „hängenbleiben“ meine ich Folgendes: Wir leben in einer Welt, die uns medial einfach überfordert. Wir werden so zugetextet – entschuldigt den Ausdruck – aber es sind einfach so viele Informationen, dass im Allgemeinen eine ganz normale Durchschnittsseele irgendwann auf der Strecke bleibt.

Man kann das nicht mehr verarbeiten, man kommt nicht mehr hinterher. Irgendwann hat man gar keine Lust mehr, Zeitung zu lesen, weil es einfach zu viel ist.

Die Herausforderung, Gottes Stimme in der Informationsflut zu hören

Und ich frage mich manchmal, wie wir es schaffen können, dass wir Gott überhaupt noch hören, wenn er zu uns sprechen will.

Schon wenn ich mit der U-Bahn von A nach B fahre, werde ich ständig mit Bildern und Reklame bombardiert. Dann läuft hier wieder ein Fernseher, dort ist ein Info-Screen. Neben mir sitzt jemand mit einer aufgeschlagenen Tageszeitung, deren große, fett gedruckte Buchstaben man aus zwanzig Metern Entfernung lesen kann – ganz ohne Brille. Da muss ich quasi hinschauen.

Und dann dröhnt sich jemand neben mir mit seinem iPod voll – brrrr. So kommst du irgendwo an, aber hast gar nicht mehr die Ruhe. Irgendwann wirst du einfach nur noch schugge.

Deshalb bleibe ich an einem einzigen Punkt, an einem einzelnen Vers oder bei zwei Versen jetzt ein bisschen länger hängen. Ich glaube, wir brauchen das immer wieder. Etwas muss so tief in unser Herz einsickern, dass wir überhaupt anfangen können, darüber nachzudenken.

Nicht nur, weil heute Mittag schon wieder die nächste Information wartet und spätestens morgen der Alltag wieder startet. Manch einer von euch überlegt wahrscheinlich schon, manch einer muss noch Hausaufgaben für die Schule machen. Bei mir steht zum Beispiel gerade an, einen neuen Stromliefervertrag abzuschließen, und das beschäftigt mich natürlich auch.

Statt sich Gedanken zu machen über das, was eigentlich unser Leben prägen sollte, sind es oft diese ganzen Notwendigkeiten, die uns in Beschlag nehmen und müde machen. Vielleicht kennt ihr das auch: Manchmal will man einfach nur noch ins Bett, schlafen, einfach nur noch alleine sein und die Tür für niemanden mehr öffnen.

Die zentrale Botschaft der Liebe in der Gemeinde

Deshalb ist es mir an dieser Stelle wichtig, auf die Frage einzugehen, warum ich immer wieder über denselben Vers predige. Ich denke, es ist entscheidend, an dieser Botschaft festzuhalten. Sie besagt, dass eine Gemeinde trotz guter Lehre, Evangelisation, eines moralisch einwandfreien Lebensstils und auch eines Einsatzes für Gott an einen Punkt kommen kann, an dem sie Jesus nicht mehr gefällt – weil es an Liebe mangelt.

Diese Botschaft ist unglaublich wichtig: Liebe kann erkalten. Gleichzeitig wird das, was an religiöser Leistung erbracht wird, von anderen oft als lobenswert angesehen. Jesus lobt die Werke und sagt: „Hey, das, was ihr da und dort tut, ist echt gut. Ihr seid nicht die letzten Verlierer, und das mit der Liebe klappt sowieso nicht, aber ihr steht gut da.“ Doch im Zentrum ist etwas verloren gegangen.

Es besteht die Tendenz, auf Rituale, Abläufe und moralische Regeln zu vertrauen, die man sich selbst zurechtlegt. Dinge wie „Ich mache stille Zeit, es ist gut, mich mit der Bibel zu beschäftigen, eine Zeit zum Beten und Nachdenken zu reservieren.“ Das ist wichtig, aber die Gefahr besteht darin, dass wir darauf vertrauen und irgendwann sagen: „Ich bin doch gut, ich bin richtig, ich habe viel zu tun und kann mich nicht ständig fragen, wie meine Beziehung zu Gott ist.“

Diese Haltung führt dazu, dass wir auch andere Beziehungsfragen nicht mehr stellen. Wir wollen das Thema abhaken und sagen: „Ich habe jetzt meinen Ablauf, meine Methodik, wie ich Christsein lebe, das muss doch reichen.“ Dabei merken wir oft gar nicht, dass wir auf diese Weise den Kern des Christseins, die Liebe, übersehen. So wird unser Leben schnell zu Religion, obwohl wir einmal gesagt haben, es gehe um eine lebendige, sehr individuelle Beziehung.

Man kann das Christsein nicht an Regeln festmachen. Es gibt Eckpunkte, wie den Gottesdienst, aber das meiste Christsein wird sehr persönlich gelebt. Wenn du morgens aufwachst und nach der stillen Zeit die Bibel zuschlägst, dann fängt das Christsein eigentlich erst an. Wenn du mit Gott durch den Alltag gehst und dich mittendrin fragst: „Wo ist Lars? What would Jesus do?“ – ja, das ist eigentlich Christsein.

Und genau da muss Liebe gelebt werden.

Die Gefahr der Ersetzung von Liebe durch religiöse Aktivitäten

Und deswegen, weil wir ein Leben lang in der Gefahr stehen, durch religiöse Aktivitäten den wahren Glauben und die herzliche Liebe zu ersetzen, kann das passieren. Ich denke, es ist eine Tendenz, die in jedem Herzen steckt und die in unserer Zeit noch stärker zum Tragen kommt.

Deshalb hier diese Alarmsirene aus Offenbarung 2,4. Ich weiß nicht, ob ihr als Frauen so einen Pieper dabei habt. Hat das manche Frau, so einen Alarmpieper, wenn irgendwas ist? Kennt ihr diese Dinge? Also, wenn irgendjemand dich blöd anmacht, dann hast du so einen Stecker, den du ziehst, und dann geht das mit hundertzehn Dezibel ab. Das ist so eine Form der Selbstverteidigung. So sagt die Motto: Wenn jemand was von mir will, dann schauen alle hin, und dann bist du relativ sicher an der Stelle.

Und das ist Offenbarung 2,4: Eigentlich läuft alles ganz cool, und dann kommt Jesus und sagt: „Ich habe gegen dich.“ Aber ich habe gegen dich, dass du deine erste Liebe verlassen hast. Das ist wirklich so ein Moment, wo alle mal für einen kurzen Augenblick innehalten müssen und schauen müssen: Mann, was passiert hier eigentlich? Wie kann er das sagen?

Stell dir den Moment vor, im Gottesdienst in Ephesus, wenn dieser Brief vorgelesen wird. Alle sitzen da und sind total happy: „Ja, wir sind irgendwie wie die Vorzeigegemeinde.“ Die ersten Verse hören sich so toll an: „Ja, wir haben das und das und das.“ Und dann: „Aber ich habe gegen dich.“ Ich hoffe, dass derjenige, der es vorgelesen hat, an der Stelle gut vorgelesen und eine kleine Pause gemacht hat: „Ich habe gegen dich.“

Die Diagnose eines erkrankten Gemeindelebens

Es ist nicht leicht, ein Herz, dem es an Liebe mangelt, wieder gesund zu machen.

In der Medizin gibt es eine Krankheit namens Kardiomyopathie. Ich bin kein Mediziner, aber ich habe nachgelesen: Dabei wird der Herzmuskel immer schwächer. Irgendwann kann er nicht mehr genug Blut pumpen, und der Patient stirbt unbehandelt.

Genau das wird hier auf gemeindlicher Ebene diagnostiziert: Ein Gemeindehertz, das immer schwächer wird und immer weniger Liebe pumpt. Es wird immer härter. Eine solche Gemeinde steht in der Gefahr, dass, wenn dieser Verfallsprozess nicht rechtzeitig behandelt wird, irgendwann der Punkt erreicht ist, an dem nichts mehr getan werden kann. Die Liebe ist dann so weit gesunken, dass der Herr Jesus nur noch sagen kann: „Gut, dann machen wir einfach dicht.“

Was der Herr Jesus hier diagnostiziert, ist tatsächlich ein Herzleiden. Die Liebe in Ephesus beginnt zu erkalten. Wenn die Epheser jedoch behaupten, es sei gar nicht so schlimm, wenn sie auf ihrem Standpunkt beharren und das Problem nicht sehen wollen, dann sagt Jesus: „Dann werde ich deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“

Mangel an Liebe ist für eine Gemeinde eine lebensgefährliche Situation. Das gilt nicht nur für Gemeinden, sondern auch für einzelne Menschen.

Die dreiteilige Medizin der Buße

Und Herr Jesus gibt eine Medizin. Er sagt: „Ich kann euch retten, ich kann euch an dieser Stelle vor euch selbst retten.“ Er kann es nicht für uns tun, sondern uns nur sagen, was wir tun müssten, um gerettet zu werden.

Es ist eine dreiteilige Medizin, und ich möchte heute lediglich den ersten Aspekt vorstellen. Jesus sagt in Offenbarung 2,5: „Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke.“

Also drei Dinge: Nachdenken, Buße tun, die ersten Werke tun.

Zuerst Nachdenken: „Denke nun daran, wovon du gefallen bist.“ Dieses Wort „gefallen“ bedeutet, dass ich einmal gefallen war. Es gibt ein Vorher und Nachher, ein Oben und ein Unten.

Jesus sagt: Dein Problem ist nicht, dass du, als die falschen Lehrer von außen gekommen sind, nicht gewusst hättest, wie man darauf reagieren muss. Du hast vorbildlich reagiert. Da kamen diese falschen Lehrer, diese falschen Apostel, du hast sie erkannt, gesagt, sie sind falsch, du hast sie hinausgeworfen und dich nicht auf sie eingelassen.

Aber von innen kam ein Problem. Jesus sagt: Denk doch mal darüber nach, wie es vorher war. Denk an das Gemeindeleben, bevor die Liebe zu erkalten begann. Das ist die Idee: Denk mal zurück.

Die Herausforderung des Rückblicks

Und jetzt habe ich ein Problem: Da sitzen viele Junge, und manch einer würde sagen, wenn man zurückdenkt, ist das super. Ja, wir kommen jetzt seit etwa einem Jahr in den Gottesdienst – oder sogar noch weniger.

Wo soll ich denn da hin denken? Für euch ist das jetzt ein bisschen schwierig, ja? Aber nur für euch. Dann müsst ihr da durch, da kann ich jetzt nichts für. Der Text ist einfach so, wie er ist, ich habe ihn mir nicht ausgesucht.

Aber ich denke, selbst ihr werdet verstehen, worauf es Jesus ankommt. Kommt es ihm nicht darauf an, dass wir in eine sentimentale Tagträumerei verfallen? Ach, früher war alles besser. Das steht nicht hier. Hier steht ein Gebot. Und dazu noch in einer Zeitform, die nicht nur heißt: Wenn du mal nichts anderes zu tun hast und statt Schäfchen zählen vorm Schlafengehen mal etwas Schönes denken willst, dann denk mal zurück.

Sondern hier steht eigentlich: Wenn du das Problem mit der Liebe hast, dann musst du aktiv, dauerhaft und anhaltend dich zurückerinnern an die Zeit, wo das mal anders war.

Wenn du heute sagst, mir mangelt es an Liebe in der Gemeinde, dann ist der erste Schritt, sich daran zu erinnern – an einen Zeitpunkt, wo das mal anders war. Also sich wirklich bewusst hinzusetzen, nachzudenken, zu überlegen: Wie war das mal anders? Wie hat sich das damals anders angefühlt?

Ich bin ein vergesslicher Mensch, und ich weiß, wie schwer das ist. Ich habe jetzt vier Wochen lang Maler bei uns im Hausflur gehabt, und die haben endlich den Hausflur schön hübsch gestrichen. Wir hatten ihn vorher schon mal weiß gestrichen, aber das war ein ziemlich grottiges, dunkles Ding. Ich habe schon fast vergessen, wie es vorher aussah – nach vier Wochen!

Ja, ich bin einfach so ein kompletter, nach vorne gerichteter Mensch. So eine Aufforderung wie „Erinnere dich an früher“ fällt mir nicht leicht. Und trotzdem, das ist das, was Jesus sagt.

Die schmerzliche Seite der Erinnerung

Und dann gibt es noch etwas, das mir diesen Vers eigentlich gar nicht so lieb macht. Wenn ich an die Vergangenheit denke, fallen mir viele unangenehme Dinge ein. Ich will ganz ehrlich sagen: Es fällt mir manchmal schwer, mein Fotoalbum von meiner eigenen Hochzeit durchzublättern. Ich mache das nicht wirklich gerne.

Nicht, weil ich mich nicht gerne an meine Hochzeit erinnere. Meine Hochzeit war ein total lustiger, toller Tag, den ich sehr genossen habe. Aber wenn ich das Fotoalbum aufschlage, sehe ich Menschen. Es sind vielleicht gar nicht so viele, aber genug, von denen ich heute weiß, dass sie nicht mehr im Glauben dabei sind.

Es gibt einzelne, die sich völlig abgewandt haben. Es gibt Leute, die mich heute hassen, denn ich komme auch nicht mehr an sie heran. Ich kann nichts daran ändern. Es gibt Leute, die unglückliche Ehen führen. Ich wüsste, was sie tun müssten, um glücklich zu werden, aber ich komme nicht an sie heran, egal was ich sage.

Ich blättere das Album durch, und statt nur zu sagen: „Weißt du noch damals? Hier haben wir die Torte angeschnitten, dann sind wir aus dem Auto ausgestiegen, es fing an zu regnen, und es war wirklich ein lustiger, schöner, runder Tag, an dem wir unglaublich viel geschenkt bekommen haben“, sehe ich Gesichter, ich sehe Menschen. Und diese Menschen tun mir ein Stück weit weh.

Deshalb fällt mir das, was Jesus hier sagt, persönlich richtig schwer. „Denk doch mal an früher!“ Ja, ich fange dann an nachzudenken. Und wenn es einem weh tut, ist das wie Akupunktur: Er sticht mit Nadeln hinein, und du magst das nicht, aber es tut einfach weh.

Deswegen finde ich den Rat von Jesus hier interessant. Er sagt, der Weg nach vorne führt tatsächlich über die Vergangenheit. Wer seine Gemeinde und die Liebe wieder neu entdecken möchte, der muss zurückdenken.

Erinnerungen an die Gemeindevergangenheit

Für uns bedeutet das – und ich spreche jetzt einfach mal für diejenigen, die schon länger dabei sind – an Gottesdienste zu denken, zum Beispiel in der Langwitzer Straße.

Jetzt können nur einige schmunzeln, aber es gab eine Zeit, da waren wir in einem kleinen Raum von etwa 80 Quadratmetern mit ungefähr 80 bis 100 Leuten. Die Menschen standen bis hinten im Flur. Nach dem Gottesdienst, der auf einem plastischen Noppenboden stattfand, schoben die kleinen Kinder ihre Buggys über diesen Noppenboden. Es war sehr laut, aber gleichzeitig auch ein intensives Miteinander.

Es war ein Aufbruch. Man kam aus einer schwierigen Situation, bekam diese Räume geschenkt und sah, wie Wachstum geschah. Es herrschte eine ganz andere Atmosphäre.

Man kann nicht an diese Zeit denken, ohne die Tempelhofer Action-Tage zu erwähnen. Diese haben uns total überfordert, aber man sah einfach: Wow, hier stehen wir zusammen. Ich hatte ja hier nebenan mein Büro und erinnere mich an geniale Frauenbastelabende, bei denen dieser Raum verwandelt wurde. Ich bin zwar kein Bastelfreak, aber ich dachte: Huh, das ist einfach unglaublich. Es war ein Ausdruck von Hingabe, Leidenschaft und Liebe.

Oder ich denke an eine Gemeindefreizeit in einem Heim in der Nähe von Leipzig, das später von einer Überschwemmung weggefegt wurde. Ich sehe noch Rudi, wie er im Pool steht, und an ihm hängen irgendwie alle Kinder. Er steht da wie ein Monolith in der Mitte und lässt sich nicht unterkriegen.

Ich denke mir: Wow, das beeindruckt mich sehr.

Und ich glaube, wenn wir zurückdenken an Liebe in der Gemeinde, an gute Erinnerungen, dann sind das solche Momente, die bei mir hochkommen. Ich weiß nicht, was bei dir hochkommt, woran du denkst und wo du sagst: Stimmt, da gab es mal Atmosphäre, da gab es mal Liebe, die mich irgendwo gepackt hat.

Das Defizit der Liebe in der Gemeindegeschichte

Und ich möchte Jesus nicht widersprechen. Das ist immer schwierig, denn wenn man Jesus widerspricht, gewinnt man nie.

Wenn ich jedoch zurückdenke, wenn ich an uns denke, fällt mir ein zweiter Punkt ein. Der zweite Punkt ist: Ich glaube, das Thema Liebe wurde in unserer Gemeindegeschichte nie wirklich betont.

Wenn ihr mit Steinen danach werfen wollt, tut es. Aber wenn ich über uns als Gemeinde nachdenke, kommt mir ein Vers aus 1. Thessalonicher 4 in den Sinn. Dort schreibt der Apostel Paulus an die Thessalonicher: „Was aber die Bruderliebe betrifft, so habt ihr nicht nötig, dass man euch schreibt, denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben.“ Und in Vers 10 heißt es weiter: „Wir ermahnen euch aber, Brüder, reichlicher zuzunehmen.“

Dieses Gefühl ließ mich nicht los. Gestern habe ich kurz mit Walli über diesen Punkt gesprochen und ihn gefragt: „Du, dieses Thema herzliche Liebe zueinander – wie weit müssten wir da zurückgehen, wenn ich gute Beispiele finden müsste?“ Walli meinte, dass wir sehr weit zurückgehen müssten.

Er hat damit zum Ausdruck gebracht, was ich auch innerlich gespürt habe: In unserer Gemeinde haben wir ein Defizit, was das Thema Liebe angeht. Dieses Defizit reicht schon sehr lange zurück.

Wir hatten nie ein Problem damit, gegen Sünde zu kämpfen. Das war für uns immer ein Thema. Doch das Thema, wie man Liebe lernt, haben wir ein Stück weit ignoriert.

Das zieht sich durch unsere Gemeindegeschichte, im Umgang miteinander und in der Art, wie wir einfach Gemeinde leben. Und das ist uns auch auf die Füße gefallen – in Familien, in Projekten und in der Gemeinde.

Persönliche Reflexion und Ausblick

Ich habe vor kurzem einen spannenden Film vor Augen, den ich gesehen habe: „Tödliches Kommando“. Das ist ein ziemlich blöder Titel auf Deutsch, aber der Film hat eine ganze Menge Oscars bekommen. Es geht um ein Bombenentschärfungskommando im Irak und um die Soldaten, die daran beteiligt sind. Im Mittelpunkt steht ein Mann, der nach Hause zurückkehrt. Das Tragische an dem Film ist, dass er sich nicht mehr in seine eigene Familie integrieren kann. Er ist so geprägt von dem, was er erlebt hat, von dem, was er dort jeden Tag durchgemacht hat, dass er nicht mehr fähig ist, mit seiner Frau im Supermarkt einkaufen zu gehen.

Irgendwie habe ich dieses Bild vor Augen für uns als Gemeinde. Wir sind durch Jahrzehnte der Konfrontation gegangen – und ich spreche hier vor allem für die Älteren, die für die Gemeindekultur und deren Prägung verantwortlich sind. Wir sind, glaube ich, ein Stück weit wie dieser Irakkämpfer, der zurückkommt und jetzt bitte Familie leben soll, jetzt Romantik. Natürlich versucht man das, aber man geht das eigentliche Problem vielleicht nur sehr bedingt an.

Wir haben gelernt, dass rechte Liebe kein Garant für rechte Lehre ist und umgekehrt kein Garant für rechte Liebe. Was die Lehre angeht, stehen wir gut da – das ist überhaupt nicht der Punkt. Aber an einem bestimmten Punkt fehlt uns im Miteinander einfach der rechte Ton. Ich weiß nicht, ob ihr mir folgen könnt. Wenn ich über uns als Gemeinde nachdenke, glaube ich, dass wir vor etwa 15 Jahren einen Fehler gemacht haben. Und da hänge ich mich voll rein: Ich habe ihn gemacht.

In meinem jugendlichen Eifer habe ich damals etwas nicht gesehen. Ich habe geglaubt, wenn man nur eng genug an der Bibel bleibt, dann würde sich alles von alleine richten. Und ein Stück weit ist das richtig. Das Problem ist, dass ich für meinen Teil über zu lange Zeit die Bibel sehr selektiv gelesen habe. Ich habe es euch beim letzten Mal gesagt: Mich hat 1. Korinther 13, als ich es zum ersten Mal wirklich verstanden habe, wirklich erschreckt.

Was ich uns wünsche, ist, dass wir anfangen, diese Medizin, die Jesus uns vorschlägt, wirklich an uns heranzulassen. Dass wir wirklich zurückdenken. Das wird ein schmerzhafter Prozess, aber wir müssen ihn irgendwie schaffen. Wir müssen anfangen, darüber nachzudenken, wie das Thema Liebe in unserem eigenen Leben besetzt ist.

Ich bin da wahrscheinlich kein gutes Vorbild, denn ich lerne selbst noch viel dazu. Aber ich glaube persönlich, dass wir eine Ebene erreichen können, auf der wir gemeinsam ganz neu dieses Thema aufsetzen und lernen können. Wo die, die es schon ein bisschen besser können, von ihren Erfahrungen berichten, und die, die an der Stelle noch etwas unsicher sind, einfach sagen: „Okay, ich möchte lernen.“ Aber wo wir miteinander ehrlich zugeben: Wir haben da ein Defizit.

Eine Gemeinde braucht – und das steht auch im Epheserbrief – gute Lehre und gute Liebe. Im Punkt gute Liebe haben wir aber ein wirkliches Defizit. Lasst uns jetzt einfach gemeinsam Gott darum bitten – zumindest, wenn ihr sagt: „Ja, Jürgen, das wünsche ich mir auch.“ Lasst uns Gott darum bitten, dass er uns in dieser Entwicklung hilft, das zu finden, was Jesus mit erster Liebe meint.

Ich möchte euch Jungen bitten, die ihr jetzt denkt: „Mann, oh Mann, oh Mann, ist das alles kompliziert, wo kommen die denn her?“ Betet mit uns. Wir brauchen die jungen Beter, die noch unbelastet in diese Situation hineingehen und einfach sagen: „Go for it!“ Wir brauchen eure Hoffnung.

Und ich möchte die Eltern ermutigen, an dieser Stelle den Mund aufzumachen und Gott zu bitten, dass sich wirklich etwas tut.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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