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Das Vaterunser – Teil 5 – meine Sünde

Jesu Leben und Lehre, Teil 224/658
07.02.2023Matthäus 6,12
SERIE - Teil 224 / 658Jesu Leben und Lehre

Einführung in das Thema Sünde im Vaterunser

Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist.

Episode 223: Das Vaterunser, Teil 5 – Meine Sünde.

Ich finde den Aufbau des Vaterunsers vor allem deshalb spannend, weil das Thema Sünde erst so spät angesprochen wird. Und doch ist es sehr wichtig, dass wir verstehen, warum genau das richtig ist.

Das Christentum ist nämlich keine Religion des Sündenmanagements. Im Zentrum unseres geistlichen Lebens steht nicht der Wunsch, weniger zu sündigen. Wir definieren uns als Kinder Gottes auch nicht darüber, dass wir bestimmte Sünden nicht mehr tun.

Bitte versteht mich richtig: Ich bin total für Heiligung, aber ich weigere mich, dem Thema Sünde zu viel Aufmerksamkeit zu widmen. Ich lebe aus Gnade.

Johannes schreibt über das Bekennen von Sünde in 1. Johannes 2,1: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt. Und wenn jemand sündigt, haben wir einen Beistand beim Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“

Die Realität der Sünde und der Beistand Jesu

Sünde ist eine Realität, mit der wir klarkommen müssen. Wir sollen sie nicht tun, aber wenn es passiert, dann haben wir Jesus. Das zeigt, dass wir sündigen werden.

Oder noch einmal mit Johannes: 1. Johannes 1,8 sagt: „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns.“ Wir werden immer wieder Dinge tun, auf die wir nicht stolz sind – sei es aus Dummheit, aus Unwissenheit, weil uns eine Situation überfordert oder auch, weil wir oft keine Lust haben, der inneren Versuchung zur Sünde zu widerstehen.

Sünde ist eine Realität. Auch wenn wir schon vom Herrn Jesus gehört haben, dass wir definitiv nicht mit der Sünde spielen sollen – ich erinnere an Episode 194 – so steht unsere Auseinandersetzung mit der Sünde nicht im Zentrum unseres Christseins. Im Zentrum steht unsere Christusbeziehung und unser Leben mit Gott.

Natürlich ist Sünde falsch. Sie stellt eine Gefahr für unser Glaubensleben dar. Wir sollen sie lassen und mit Gottes Hilfe frei davon werden. Das ist alles wahr. Gleichzeitig müssen wir verstehen, dass es bei Gott um viel mehr geht als nur darum, wie ich gestern mit meiner Lieblingssünde umgegangen bin.

Die Bedeutung der Sünde im Vaterunser

Oder lassen Sie mich das so ausdrücken: Sünde steht im Vaterunser nach meiner Zählung an vorletzter Stelle. Sie ist relevant, aber nicht übermäßig wichtig. Ich darf sie nicht aus den Augen verlieren, aber ich darf ihr auch nicht meine ganze Aufmerksamkeit schenken.

Sünde ist in meinem Leben vergleichbar mit dem Thema Bewegung. Gerade jetzt im Alter brauche ich genügend Bewegung, um geistig fit zu bleiben. Darüber muss ich mir einige Gedanken machen und ein paar gute Gewohnheiten einführen – das steht außer Frage. Mein Leben wird sich jedoch nicht um Trainingspläne und Fitnessvideos drehen. Das meine ich mit relevant, aber nicht übermäßig wichtig.

Ein Mangel an Bewegung kann zu einem ernsten Problem werden, ebenso wie Sünde. Doch nur weil etwas zu einem ernsten Problem werden kann, heißt das nicht, dass ich ihm alle Aufmerksamkeit widmen muss. Genug Aufmerksamkeit ja, aber nicht mehr.

So wie ich beim Wiegen feststellen kann, dass ich deutlich zu schwer bin und dringend etwas ändern muss, kann es auch bei der Sünde sein. Ab und zu sollte ich einer bestimmten Sünde, die sich besonders destruktiv in meinem Leben ausbreitet, besonders den Kampf ansagen.

Bekennen und Lassen als Weg zur Vergebung

So wie es bereits in den Sprüchen heißt: Sprüche 28,13 – Wer seine Verbrechen zudeckt, wird keinen Erfolg haben; wer sie aber bekennt und lässt, wird Erbarmen finden.

Bekennen und Lassen – diese beiden Dinge gehören immer zusammen. Ein Bekenntnis der Sünde ohne den Wunsch, die Sünde zu lassen, ist eigentlich kein echtes Bekenntnis. Es erfüllt vielleicht die formalen Kriterien eines Bekenntnisses, doch mein Herz ist nicht dabei.

Wenn ich Sünde bekenne und um Vergebung bitte, dann bekenne ich Sünde immer als einen Akt der Sabotage. Ich sabotiere meine Beziehung zu Gott und zu anderen Menschen. Wo Gottes Gesetz mich freimachen will, begebe ich mich als Sündiger erneut in Sklaverei. Durch das Bekennen sage ich mich wieder davon los.

Ich darf wissen, dass Gott mir meine Sünde vergibt, wenn ich sie bekenne. 1. Johannes 1,9 – Wenn wir unsere Sünden bekennen, ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeder Ungerechtigkeit.

Die tägliche Notwendigkeit der Vergebung

Wir merken, dass Sünde wie Schmutz ist. Wir brauchen Vergebung und Reinigung – und zwar täglich. Jeden Tag dürfen wir uns fragen, wo wir schuldig geworden sind: schuldig an Menschen und schuldig an Gott.

Diese Frage hat etwas Geniales an sich. Sie ist genial, weil sie unser Verhältnis zu Gott offenbart. Wenn ich mir diese Frage nicht stelle, nicht gerne stelle, ihr ausweiche oder nur oberflächlich darüber hinweggehe, dann wird deutlich, dass ich nicht wirklich, wie Johannes sagt, „im Licht wandeln will“.

In einem solchen Fall muss ich mich fragen, woran das liegt. Meistens liegt es daran, dass ich noch nicht verstanden habe, was es heißt, aus Gnade zu leben und einen Vater im Himmel zu haben, der mich bedingungslos liebt.

Es könnte aber auch sein, dass ich noch gar nicht gläubig bin und mir an der Beziehung mit Gott eigentlich nichts liegt. Auch das ist möglich.

Das Herz offenbaren im Bekennen der Sünden

Wenn wir im Vaterunser bei dem Satz „Und vergib uns unsere Schulden“ ankommen oder bei Lukas „Und vergib uns unsere Sünden“, dann offenbart sich an dieser Stelle unser Herz.

Wofür schlägt mein Herz? Schlägt es für Wahrheit und eine tiefe Beziehung mit Gott und mit den Menschen, die Gott mir zur Seite gestellt hat? Höre dir selbst zu, wenn du deine Sünden vom Vortag bekennst.

Du wirst entweder eine Sehnsucht nach Veränderung und Tiefgang spüren oder merken, dass Gott dir mit seinen Ansprüchen eigentlich nur eine Last ist. Eine Last, die du widerwillig trägst, weil du Angst vor Strafe hast, aber keine Liebe für Gott empfindest.

So wie das Bitten uns immer wieder die Frage stellt, wem wir vertrauen, stellt das Bekennen uns immer wieder die Frage, wem unser Herz gehört und wem wir gefallen wollen.

Indem wir damit konfrontiert werden, bewahrt uns das tägliche Bekennen von Sünde vor Selbstgefälligkeit und Selbstgerechtigkeit.

Praktische Tipps für das tägliche Bekennen

Letzte Frage: Was tue ich, wenn mir nichts einfällt? Es gibt tatsächlich Menschen, die weniger begabt sind, wenn es um Reflexion geht. Hier sind vier Tipps.

Erstens: Bete, dass Gott dir deine Sünde zeigt.

Zweitens: Lerne zu allen Standardsünden einen Bibelvers auswendig und wiederhole diese Verse wenigstens alle drei Monate.

Drittens: Frage geistliche Menschen, denen du vertraust, was sie denken, wo du Probleme hast.

Viertens: Lies unter Gebet zweimal im Jahr das Buch der Sprüche durch und bitte Gott, dass er dich auf die Verse aufmerksam macht, die dich betreffen.

Und wenn dir dann immer noch nichts einfällt, bleibt immer noch Psalm 19,13. Dort heißt es: „Verirrungen – wer bemerkt sie? Von den verborgenen Sünden sprich mich frei.“

Abschluss und Ermutigung

Was könntest du jetzt tun? Du könntest dir überlegen, ob die Sache mit den Bibelversen zu den Standardsünden nicht ein Projekt für dieses Jahr wäre.

Das war es für heute.

Rede heute doch mit anderen Christen darüber, wie wichtig es ist, dass wir unsere Sünden täglich bekennen. Der Herr segne dich, erfahre seine Gnade und lebe in seinem Frieden. Amen.

Vielen Dank an Jürgen Fischer, dass wir seine Ressourcen hier zur Verfügung stellen dürfen!

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