Einführung in die Fragestellung zum Kommen des Sohnes des Menschen
Gott wird Mensch – Leben und Lehre des Mannes, der Retter und Richter, Weg, Wahrheit und Leben ist. Episode 314: Mission als Herausforderung, Teil fünf.
Wir sind in der letzten Episode bei der Frage stehen geblieben: Von welchem Kommen redet Jesus in Matthäus 10,23? Ich lese den Vers noch einmal vor:
Matthäus 10,23: „Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere; denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“
Jesus spricht hier zu seinen Jüngern, den Aposteln. Interessanterweise werden wir in der Apostelgeschichte lesen, dass die Apostel bei der Christenverfolgung zunächst gar nicht aus Jerusalem geflohen sind. Das „euch“ im Text bezieht sich also definitiv über den Kreis der Zwölf hinaus auf andere Christen, die zur Zeit der Apostelgeschichte leben.
Diese anderen Christen sollen fliehen, das heißt, sie sollen aus den Städten fliehen, in denen sie leben.
Die Bedeutung des Kommens und die Mission in Israel
Begründung
Es gibt so viel zu tun, dass die Zeit nicht ausreichen wird, alle Städte Israels zu missionieren, bis, Zitat, der Sohn des Menschen gekommen sein wird. Die Frage ist: Wann kommt der Sohn des Menschen?
Die erste Antwort war die naheliegende: Er kommt bei der sogenannten Parusie, dem zweiten Kommen Jesu auf die Erde. Diese Antwort habe ich verworfen, weil es heißt, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.
Aktuell sind wir jedoch mit der Mission in den Städten Israels fertig, und Jesus ist noch nicht wiedergekommen. Die Parusie kann also hier nicht gemeint sein. Jesus muss hier auf ein anderes Kommen anspielen, das sich viel früher ereignet hat.
Es ist wichtig, dass wir jetzt noch einmal genau hinschauen, was dort steht: Matthäus 10,23: "Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere; denn wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird."
Im Text geht es also nicht um die Wiederkunft, sondern um ein Kommen. Dieses Kommen markiert das Ende der Missionstätigkeit in Israel – zumindest legt der Text das nahe.
Das Kommen Jesu im Kontext des Gerichts
Und jetzt müssen wir Folgendes verstehen: Der Begriff „Kommen“ ist im Neuen Testament auch mit der Idee verbunden, dass Jesus zum Gericht kommt. Dabei muss man aus dem Zusammenhang erschließen, welches Gericht gemeint ist.
Bevor Jesus also endgültig wiederkommt und Gericht hält, lesen wir von anderen Ereignissen, bei denen er ebenfalls kommt und im kleineren Stil richtet. Das ist dann kein Kommen im Sinne einer leiblichen Rückkehr auf die Erde, sondern ein Kommen im Sinn von „Ich werde im Gericht über euch kommen“.
Hier sind zwei Stellen, die dieses Kommen zum Gericht gut illustrieren, aber nicht das Endgericht meinen, also nichts mit der Parusie zu tun haben.
Da ist zunächst die Warnung an die Gemeinde in Ephesus: Offenbarung 2,5
„Denke nun daran, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke. Wenn aber nicht, so komme ich zu dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken, wenn du nicht Buße tust.“
Jesus warnt hier die Gemeinde in Ephesus, einer Gemeinde, der es an der ersten Liebe fehlt, dass er kommen wird, um sie zu richten. Hier spricht er natürlich nicht vom Gericht bei seiner zweiten Wiederkunft.
Dasselbe sehen wir bei der Gemeinde in Pergamon: Offenbarung 2,16
„Tu nun Buße, wenn aber nicht, so komme ich zu dir bald und werde Krieg mit ihnen führen mit dem Schwert meines Mundes.“
Hier kündigt Jesus an, dass er kommt, um Gemeindeglieder zu bekämpfen, die an Irrlehre festhalten.
Das waren zwei Beispiele für „Kommen“ im Sinn von „Ich werde im Gericht über euch kommen“.
Deutung des Kommens in Matthäus 10,23
Matthäus 10,23: „Wenn sie euch aber in dieser Stadt verfolgen, so flieht in die andere. Wahrlich, ich sage euch: Ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“
Die Frage, die sich hier stellt, lautet: Welches Kommen meint Jesus an dieser Stelle? Die Antwort, die mir persönlich am besten zusagt, ist, dass Jesus das Kommen zum Gericht über den Alten Bund meint.
Zwischen dem Beginn des Neuen Bundes und dem endgültigen Ende des Alten Bundes liegen etwa vierzig Jahre. Der Herr Jesus wurde wahrscheinlich im Jahr 30 nach Christus gekreuzigt. Im Jahr 70 nach Christus wurde Jerusalem von den Römern erobert. Stadt und Tempel wurden zerstört. In der Folge wurden viele Juden versklavt oder vertrieben. Israel als Staat mit einer gewissen politischen Unabhängigkeit hörte auf zu existieren. Der Alte Bund war damit endgültig vorbei.
Man könnte nun einwenden: „Aber der Herr Jesus ist ja gar nicht gekommen, das waren doch die Römer.“ Das stimmt. Aber erinnert man sich daran, dass in der Bibel oft davon gesprochen wird, dass jemand „kommt“, obwohl er jemanden in seinem Auftrag gesandt hat? Was für Delegationen gilt, gilt auch für Unruhen und Armeen.
Beispiel aus Jesaja: Gottes Kommen durch Gerichtsmittel
Ein Beispiel: Jesaja Kapitel 19, Vers 1 – Ausspruch über Ägypten.
„Siehe, der Herr fährt auf einer schnellen Wolke und kommt nach Ägypten, da beben die Götzen Ägyptens vor ihm. Und das Herz Ägyptens zerschmilzt in seinem Innern.“
Gott kommt nach Ägypten, und die Ägypter bekommen Angst, wenn er kommt, um Gericht zu üben.
Die Frage ist: Wer kommt hier eigentlich, wenn Gott kommt? Wenn man weiterliest, merkt man, wer da tatsächlich kommt, nämlich zuerst ein Bürgerkrieg und dann ein grausamer König. Dabei handelt es sich vermutlich um den äthiopischen Pharao Schabaka.
Mir geht es jetzt gar nicht um die historischen Zusammenhänge. Ich möchte nur, dass wir begreifen, wie Propheten in der Bibel formulieren. Sie sprechen davon, dass Gott kommt – und zwar zum Gericht. Dann sehen wir jedoch nicht, dass Gott persönlich kommt, zum Beispiel in Form einer Theophanie, also einer Gotteserscheinung. Stattdessen sehen wir nur das Gericht.
Allerdings ist es ein Gericht, das Gott schickt. Im Fall von Jesaja 19 ist es ein Bürgerkrieg und ein Gewaltherrscher. Auf diese Weise kommt Gott nach Ägypten, zum Gericht.
In dieser Linie würde ich gerne Matthäus Kapitel 10, Vers 23 auslegen.
Zusammenfassung und praktische Anwendung
Nochmal der Vers: „Wenn sie euch aber verfolgen in dieser Stadt, so flieht in die andere. Denn wahrlich, ich sage euch, ihr werdet mit den Städten Israels nicht zu Ende sein, bis der Sohn des Menschen gekommen sein wird.“
Die Christen sollen fliehen, wenn sie verfolgt werden. Dies gilt besonders für die kurze Zeitspanne zwischen Pfingsten und dem Fall Jerusalems im Jüdischen Krieg. In diesen vierzig Jahren, bis der Sohn des Menschen zum Gericht kommt, um den alten Bund endgültig zu beseitigen, haben sie keine Möglichkeit, alle Städte Israels mit dem Evangelium zu erreichen.
Weil sie in diesen wenigen Jahrzehnten es sowieso nicht schaffen werden, alle Städte Israels zu erreichen, sollen sie fliehen. So ist mein Denken zu diesem Text.
Was könntest du jetzt tun? Du könntest Jesaja 19,1-15 lesen, um den Gedanken vom Kommen Gottes zum Gericht nachzuzeichnen. Schau nach, ob das, was ich sage, stimmt. Höre nicht einfach nur zu und nicke das Gehörte ab.
Schlussworte und Gebetsanliegen
Das war es für heute. Bitte bete weiterhin für den kleinen Eli, dass sich sein Zustand schnell bessert, er eigenständig atmen kann und seine Eltern sich in Gott geborgen fühlen.
Der Herr segne dich, lasse dich seine Gnade erfahren und lebe in seinem Frieden. Amen.