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Moses Berufung

07.02.19952. Mose 3,1-12

Begegnungen mit Leid und Glaube in schwierigen Zeiten

Ich möchte in einer Matinee erzählen, wie ich die Indianer erlebt habe, die im Bürgerkrieg der marxistischen Regierung alles verloren haben und nur ihr Leben retten konnten. Sie haben ein Opfer zusammengelegt und mir in dieser schlimmen Situation 25 Mark mitgegeben. Mehr gibt es da nicht.

Ich habe auch gesagt, dass im Zwangsumtausch 72.000 syrische Gulden gezählt wurden. Ich habe so ein Paket voller Geldscheine bekommen. Die Leute, die nichts zum Nagen und Beißen haben, das wäre für die Mission unter Moslems wichtig.

Wenn man das in einer Indiangemeinde sieht und weiß, was Gott dort tut, dann müssen die Gesichter gesehen werden. Man kann sagen: Von Kultur und Schönheit, wenn all das wegfällt, was die Sünde in Menschen kaputt macht, wenn das Bild Gottes wieder in den Menschen sichtbar wird, ist das herrlich. Man freut sich daran.

Aber heute Abend wollen wir nur den Aufreißer haben, nämlich den zweiten Mose, Kapitel 3. Mose ist Berufung. Das ist immer schade, natürlich würden wir gerne den ganzen Abend zuhören, aber sie haben keine Gitarre dabei. Ich habe sie schon ermahnt, wenn man so einen schönen Namen hat. Ich heiße Heinrich Schiefbauch, und der Sänger heißt, wie war sein Name nochmal? Herrlich, wunderbar!

Also, zweiten Mose, Kapitel 3. Ach, das haben wir noch vergessen: Am Fasnacht-Dienstag findet kein Bibeltraining statt, weil wir da erst von Michelsberg zurückkommen. Es war immer ein bisschen verzwungen. Ich habe es schon früher im Übereifer versucht, aber dann war nur eine ganz kleine Schar da. Jetzt muss man einfach nochmal etwas sagen, weil viele doch auf Michelsberg mit sind, und dann wird es kompliziert. Fastnacht-Dienstag ist einfach zu verzwungen.

Die Berufung Moses am Horeb

Moses Berufung

Mose hütete die Schafe seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters in Midian. Er trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.

Der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus einem Dornbusch. Mose sah, dass der Busch im Feuer brannte, aber nicht verbrannte. Da sprach er: „Ich will hingehen und diese wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt.“

Als der Herr sah, dass Mose hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: „Mose, Mose!“ Er antwortete: „Hier bin ich.“ Dieses „Hier bin ich“ ist ein Kennzeichen aller Berufungsgeschichten und besonders wichtig für gläubige Menschen, denn es zeigt den Umgang mit Gott.

Gott sprach weiter: „Tritt nicht näher, zieh deine Schuhe von deinen Füßen, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.“ Dann sagte er: „Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.“

Mose verhüllte daraufhin sein Angesicht, denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.

Gottes Rettungsplan und die Berufung zum Befreier

Und der Herr sprach: Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen und ihr Geschrei über ihre Bedränger gehört. Ich habe ihre Leiden erkannt und bin herniedergefahren, um sie zu retten aus der Hand der Ägypter. Ich werde sie herausführen aus diesem Land in ein gutes und weites Land, in ein Land, in dem Milch und Honig fließt. Dieses Land gehört zum Gebiet der Kananiter, Hethiter, Amoriter, Peresiter, Hewiter und Jebusiter.

Weil nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin. Ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst.

Mose sprach zu Gott: Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe und die Israeliten aus Ägypten führe?

Er sprach: Ich will mit dir sein, und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gottopfer auf diesem Berg darbringen.

Gottes Handeln in Zeiten der Verzweiflung

Wir können aus der Berufung Moses ganz wichtige Grundlinien des Umgangs Gottes mit seinem Volk erkennen. Wann handelt Gott? Er handelt, wenn wir am Ende sind mit unseren Möglichkeiten. Es war eine verzweifelte Situation. Es war kaum noch auszuhalten, es war zum Verrücktwerden. Eigentlich hätten andere Leute gesagt: „Du kannst dir nur noch das Leben nehmen.“ Es war hoffnungslos.

Die Israeliten waren unterdrückt und mussten schwere Arbeit leisten, die nicht zu schaffen war. Ein Ausweg war nicht in Sicht. Warum? Weil dieser Pharao, der wahnsinnige Tyrann Ramses II., auch 61 Jahre regieren musste. Und selbst mit dem Tod von Ramses hörte das Ganze nicht auf.

Dann kommt das Gebet vor Gott ins Spiel. Wir haben das ja oft in unseren Liedern: „Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilfe mit Macht herein. Um dein Krämen zu beschämen, wird es unversehen sein.“ Ich habe mir vorgenommen, Ihnen das heute Abend so zuzurufen, dass Sie es jetzt für sich hören und sagen: Warum ist bei mir gerade alles so schlimm? Die Krankheit wird nicht besser, die Schwierigkeiten lösen sich nicht in der Familie, die Probleme im Beruf sind da, und die persönliche, seelische Grundstimmung ist so tief.

Bei Gott sind die Gebete nie verloren. Und Gott weiß, wann er handeln muss – und er handelt. Er hat bei seinem Volk gehandelt. Es ist nicht so, dass er nur bei Leuten handelt, die nicht gesündigt haben. Das Volk hat sich an Gott versündigt und hat Gott vergessen. Aber wer zu Gott schreit, erlebt, dass Gott zu ihm kommt.

Das müssen Sie wissen: Man kann Gott nur in den Tiefpunkten erkennen, weil es an uns liegt. Wir sind so besetzt von all den irdischen Dingen, von den Aufgaben und von unseren eigenen Vorstellungen, dass Gott gar nicht bei uns landen kann. Gott muss immer die Stunden abwarten, in denen er überhaupt seine Geschichte bei uns beginnen kann.

Denken Sie doch bitte daran: Vielleicht müssen Sie irgendwo noch heute Nacht im Wartezimmer eines Arztes oder im Krankenhaus durchwachen. Was bei Ihnen auch immer kommt – denken Sie nicht, jetzt will Gott mit mir reden. Wann kann Gott überhaupt wieder mit uns reden? Wenn wir nicht mehr weiterwissen, wenn wir wieder offen sind, uns von ihm steuern zu lassen.

Zweifel, Gebet und die Nähe Gottes

Viele Menschen werden in den Stunden der Not bitter. Mir tut es immer wieder leid, dass viele aus unserer Verkündigung – auch aus meiner – herauslesen und sagen, ich hätte kein Herz für die Zweifelnden. Doch das stimmt nicht!

Wenn mein Zweifel so groß wird, dass ich ihn vor Gott bringe und frage: „Du Gott, warum bist du so böse?“, dann kann Gott nicht antworten. Darum geht es mir. Gott will die Notstunden zu Segenstunden machen – in dieser Freude, in allem Leid.

Ich möchte einfach sagen, dass Gott nicht anders ist, als wir ihn kennen: ein barmherziger, gütiger Gott der Liebe. Er braucht aber Zeit, bis er mit seinem Volk Israel reden kann. Das waren die letzten Verse, die wir beim letzten Mal in der Bibelstunde besprochen haben.

Im vorigen Kapitel kam das Schreien über die Knechtschaft vor Gott, und Gott denkt an seinen Bund. Für Gott ist das das Zeichen, warum er hilft. Nicht weil wir gut sind! Man hört manchmal seltsame Worte von Christen, wie: „Ich bin schon recht, ich habe mir eigentlich nichts zu schulden kommen lassen.“ So kann man vor Gott nichts einfordern oder erwarten.

Nur der neue Bund in Jesus, der sich zum Zerbrochenen und zum Schuldig Gewordenen herunterbeugt, ist das Zeichen. Darauf darf ich pochen. Das ist der Grund, warum ich weiß, dass Erhörung kommt – weil Jesus es zugesagt hat: „Bittet, euch wird gegeben.“ Ich darf mit meiner Not den Himmel stürmen.

Ich kann Gott nicht vorschreiben, wie er handelt. Aber es wird so sein, dass er ganz wunderbar verherrlicht wird, und wir können im Rückblick nur staunen.

Ich rate immer wieder: Führen Sie ruhig ein Gebetstagebuch oder schreiben Sie zumindest einmal eine Bibelstelle auf, zum Beispiel mit dem Datum 6. Februar 1995, und ein Stichwort zu der großen Not, die Sie bedrängt hat. Sie werden in allen kommenden Jahren nur lächeln können, wie wunderbar Gott alles gelöst hat, was Ihnen heute unlösbar erscheint.

Demut als Voraussetzung für Gottes Wirken

Das ist mir zuerst wichtig: Das Problem ist immer wieder, dass wir Menschen pendeln. Einerseits zeigen wir eine maßlose Arroganz gegenüber Gott, besonders die Frommen. Sie denken: „Ich bin doch des Herrgott Stallmeister oder so, ich bin doch sein General, ich bin doch sein großer Evangelist.“ In dieser Haltung kann Gott gar nicht mit uns handeln.

Wissen Sie, das ist auch immer wieder das Geheimnis. Zum Beispiel haben wir am Sonntag bei Hudson Taylor darüber gesprochen, dass er eine Depression durchlief. Er war doch so ein gefeierter Mann. Gott kann Menschen auch in großen Aufgaben nur segnen, wenn er sie ganz mächtig demütigt. Das können Sie bei allen lesen. Ich bin überzeugt, dass Billy Graham unheimlich viel Demütigung erlebt hat.

Für mich war es als Paterson von William Busch immer hilfreich, die letzte Evangelisation im Kursaal zu erleben. William Busch wohnte damals bei uns in der Knospstraße im Stuttgarter Westen. Dort war er nach dem Frühstück ein bisschen traurig. Meine Mutter fragte ihn, ob er einen Brief bekommen habe. Er antwortete, den dürfe er niemandem zeigen. Es war ein Kanzler, ein Theologe, der ihn wegen seiner Verkündigung so fertiggemacht hatte, dass man so nicht christlich verkündigen könne. Das musste er ertragen.

Andere sahen nur den gesegneten Evangelisten. Erst nach seinem Tod wurde sein Buch „Jesus unser Schicksal“ zum Bestseller. Das ist Gottes Art. Manchmal kann er uns das nicht geben, wenn wir vielleicht stolz würden. Dann geht es durch ganz schwere Demütigungen hindurch. Andere ahnen oft gar nicht, wie das ist.

Es ist auch ein großer Dienst, solche Leute, die an der Front stehen, immer wieder zu ermutigen. Unser Bruder Neufeld weiß auch, wie man dann oft das Muffensausen bekommt und denkt: „Was soll ich jetzt da machen?“ Dann spürt man auch die Angriffe des Feindes. Gott kann nur handeln, wenn wir nicht arrogant gegen ihn sind und uns etwas einbilden. Stattdessen fallen wir wieder in Depressionen, anstatt dort zu bleiben, wo Gott uns beruft.

Glaube als kindliches Vertrauen und Soldatendienst

Kennen Sie das schöne Gedicht von Dietrich Bonhoeffer? Darin schreibt er aus den letzten Tagen seines Lebens und fragt: Wer bin ich? Er sagt, man sagt immer, er trete aus seiner Zelle wie ein Gutsherr und so weiter. Am Schluss sagt er jedoch, dass er nur in der Hand Gottes geborgen ist.

Deshalb sage ich immer wieder: Der Glaube kann nur ganz einfach in seiner Jesusliebe sein, wie ein Kind.

„In des Hirten Armen und Sohnes Armen, ja, mein Glück ist groß. Und da allein können sie ruhen. Und wenn alle Menschen gegen sie stehen, macht das nichts aus, wenn der Herr für sie ist.“

Das ist immer wieder wichtig. Sie müssen da durch, und das ist eine Art, bei der sie ganz neu immer wieder zu Jesus hinfliehen.

Leider beginnen wir oft erst mit dem richtigen Beten, wenn die Not am größten ist.

Heute waren wir fünf Männer beim Beten. So lebendig ist unsere Gemeinde. Fünf Männer beim Beten. Sonntags waren wir, wie viele waren wir? Frauen und Männer, sechs. Wo sind die Beter? Sie beten alle im Herzen? Ich glaube es nicht. Ich glaube nicht, dass sie so viel beten. Sie beten erst, wenn es dick kommt, und dann bitten sie andere, für sie zu beten.

Und das ganze Wiener Gemeindeleben beten wir auch sonst noch. Aber es war wichtig, dass man miteinander betet.

Ich bedaure auch nicht, dass wir große Gebetsversammlungen haben. Ich würde gerne ein Bibeltraining machen und am Ende noch Gebetsgruppen einrichten. Das ist so wichtig, weil es uns eben nötig ist, auch konkret jetzt zu beten.

Wir haben so viele Dinge erlebt und erfahren, dass wir immer nur staunen können, wie Gott uns führt.

Gott hat uns aus einer ganz großen Raumnot in unseren Werken herausgeführt und ganz zufällig, zwei Häuser weiter von mir, plötzlich den nötigen Büroraum geschenkt. Das hätte man an Silvester noch nicht geahnt.

Es war wirklich so: Das stand seit einem halben Jahr leer, und wir sind wie die Blinden daraufgestolpert.

Ich glaube, dass Gott so viel eigentlich für seine Kinder tun will, wenn wir mehr beten würden. Und Sie dürfen das erwarten. So steht es in der Schrift.

Gott sagt nie: Behelligt mich nicht mit eurem Grust, sondern sagt: Betet mehr, ruft mich ununterbrochen an, betet!

Wir können ihm nicht vorschreiben, was wir wollen, aber er wird antworten.

Die Offenbarung Gottes im Alltag und im Wort

Und jetzt kommt die Antwort Gottes: Gott redet zuerst einmal, er offenbart sich. Er offenbart sich auf eine merkwürdige Weise. Vielleicht fällt Ihnen bei der ganzen Geschichte auf, dass eigentlich gar nichts Besonderes passiert. Alles ist eigentlich natürlich nachvollziehbar: die Geburt des Mose, dass die Mutter das Kind auf dem Nil aussetzt, dass das Kind gefunden wird, dass das Volk seufzt – das ist alles natürlich.

Und doch ist Gott schon lange da, in den ganz natürlichen Abläufen. Ich möchte mich nicht auf den Streit einlassen, ob man Gottes Wunder nur im Übernatürlichen erleben kann. Sie müssen wissen: Jeder Atemzug ist schon ein Geschenk Gottes. Dass ich noch hier stehe, lebe und Gesundheit habe, das sind alles unverdiente Geschenke Gottes, so wie er uns bewahrt.

Wir sehen oft nur die natürlichen Abläufe, aber Gott wirkt auch durch diese natürlichen Abläufe. Das sehen wir in seiner Geschichte, so wie Jesus in Bethlehem geboren wird. Warum war das gerade so mit dem Erlass des Kaisers Augustus? Das zeigt, dass Gott das Böse der Menschen mitnimmt und daraus sein Heil wirkt. Und das darf Sie ganz beruhigen: Selbst die bösen Leute, die alles Böse mit sich bringen, können den Heilsplan Gottes nicht umstoßen.

Aber dann kommt etwas Merkwürdiges mit der feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Was ist hier passiert? Wenn Sie sich die Geschichte genau ansehen, wissen Sie eigentlich gar nicht, was passiert ist. Der Engel des Herrn erschien, aber er wird nicht beschrieben. Der Engel des Herrn erschien in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Man sagt, der Dornbusch brannte, aber wo war der Engel? Hat Mose ihn in der Flamme gesehen? Das ist gar nicht wichtig, was er gesehen hat.

Ganz ähnlich ist es bei der Pfingstgeschichte: Es erschienen Zungen wie von Feuer, ja, aber waren das wirklich Feuerzungen? Und es war ein gewaltiges Brausen, wie ein Wind. Die äußeren Umstände sind gar nicht das Entscheidende.

Entscheidend ist ein Dornbusch – ich habe gerade den lateinischen Namen nicht parat – der in der Wüste an allen Ecken zu finden ist. Ein scheinbar nutzloser Busch wird zum Zeichen der Offenbarung Gottes. Ist das für Sie nicht rührend? Eine ganz normale Sache, wie der Straßenkantel, durch die Gott letztlich zu uns redet. Durch einen Kunden in Ihrem Geschäft, durch irgendeine Zufälligkeit, durch die Sie etwas lesen – Gott redet dadurch zu Ihnen.

Der Dornbusch stand in der Wüste. Was war da bisher? Dass er plötzlich brennt, dass Mose spürt, Gott ist da. Und dann redet Gott weiter. Es bleibt nicht dabei, dass Mose nur am Dornbusch stehen bleibt. Er möchte auf den Dornbusch zugehen, aber das erlaubt Gott nicht. Das Sehen ist sofort wieder weg, weil Gottes Offenbarung nicht durch Sehen geschieht.

Das wird neulich wieder angesprochen. Jemand meinte, man solle nicht zu sehr auf das Wort achten, aber es gibt auch andere Erfahrungswerte. Nein, nein, es ist interessant: Die Erfahrungswerte sind eigentlich nur Aufhänger, ein Ausrufezeichen. Es ist ganz deutlich, dass Gottes Reden, sein Wort, das ist, worin Gott unverwechselbar zu uns spricht.

Und da, als Mose sehen will, sagt Gott: „Stopp, Mose, jetzt höre.“ Es geht bei Gott immer durchs Hören, nie durchs Sehen. Erst in der Ewigkeit dürfen wir sehen. In dieser Welt ist das Sehen immer nur Verführung, Versuchung.

Die Eva sieht die Frucht, und sie ist hübsch anzusehen – das war Versuchung. Die Augen sehen immer die Versuchung. Das ist eine Gefahr, nicht nur bei Illustrierten und Fernsehen. Natürlich ist die Gefahr da. Ich kann nicht alles grundsätzlich ablehnen, ich kann mir nicht die Augen ausstechen. Aber als Christ muss ich wissen, dass meine Anfechtung oft durch die Augen kommt.

So wie Mose nachher Angst hat, als er vor dem Roten Meer steht, oder wie der Knecht von Elisa sagt: „Das sind die Feinde, die heranziehen.“ Er sieht Gottes Hilfe nicht. Darum kommen unsere Zweifel oft daher, dass wir Gott nicht sehen, sondern nur aus seinem Wort hören. Und das will uns oft nicht genügen.

Der Glaube kommt aus der Predigt, und der Glaube kommt nicht aus dem Sehen, auch nicht aus der Erfahrung. Wenn Sie am Sehen oder an der Erfahrung festhalten, bleibt Ihr Glaube auf einem falschen Fundament.

Gehorsam und die Haltung des Glaubens

Und Gott redet mit Mose und ruft ihn. Die einzige Antwort darauf ist: „Hier bin ich.“ Soldatisch gesehen haben wir das am Sonntag auch besprochen. Es gibt nur die Kommandostruktur – Jesus und seine Jünger.

Paulus hat auch zu Timotheus gesagt: „Du musst ein Soldat sein, der dem Feldherrn gefallen will.“ Im Lied „Mir nach spricht Christus unser Held“ heißt es schön, dass ein Soldat nicht fahnenflüchtig werden darf.

Das beschreibt ein autoritäres Verhältnis, das heute nicht mehr so viel gilt. Aber man kann es nicht einfach umdrehen. Jesus ist nicht mein Kofferträger, nicht mein Kuli und nicht mein Kamerad, sondern er ist mein Herr. Wenn ich das verliere, bin ich in meinem Glauben schutzlos.

Ich möchte einen Chef haben, der mich regiert, einen Herrn, der mich ruft. Und wir sollten Gott nicht so darstellen, als sei er furchtbar. Gerade in Zeiten des Zweifelns ist Gott heiliger Gott, der uns geschaffen hat. Jede Sekunde leben wir von seiner unverdienten Barmherzigkeit.

Die Bedeutung des heiligen Ortes und der Gottesfurcht

Ich möchte noch auf einen sehr wichtigen Punkt hinweisen, nämlich wie sich Gott offenbart. Warum hat Gott nicht schon vierzig Jahre früher gesprochen? Vierzig Jahre lang war Mose in der Wüste, es war eine harte Zeit in Midian. Wir wissen nicht einmal genau, wo die Wüste Midian lag. Alle Forscher sind daran gescheitert. Wenn man das Sinai-Gebiet betrachtet, weiß man nicht genau, ob es das Gebiet auf der anderen Seite ist, im südlichen Jordanien oder in Saudi-Arabien. Irgendwo in dieser Wüste hat es stattgefunden. Und das ist doch so wichtig: Man weiß nicht einmal den genauen Ort.

Aber Gott hat Mose nicht vergessen. Gott braucht keine besonderen Gaben, keine gute Abstammung, keinen berühmten Namen. Er braucht überhaupt nichts. Wenn wir eine Null sind, kann Gott uns gebrauchen. Ein Namenloser kann immer noch von Gott gebraucht werden. Mose war bei den Ägyptern verachtet, doch bei Gott war er genau richtig.

Oft kann Gott uns nicht gebrauchen, weil wir zu stolz sind. Das ist ein weiterer wichtiger Punkt, der heute Abend so wichtig ist: Wann kann Gott uns gebrauchen? Wenn wir am Ende sind. Die Voraussetzung dafür, dass wir für Gott brauchbar werden, ist, dass wir am Ende sind mit unserer Einbildung – auch mit unserer frommen Einbildung.

Das hat Jesus ganz bestimmt in den Seligpreisungen gemeint: „Selig sind, die geistlich arm sind.“ Nicht geistig arm, da dürfen sie ruhig etwas auf dem Kasten haben, aber geistlich arm, das heißt vor Gott leer. Gott ist nahe bei denen, die zerbrochene Herzen haben. Das ist ein geistliches Geheimnis. Gott kann nur durch Menschen wirken, die wissen, was Zerbruch bedeutet, die am Ende sind und nichts mehr von sich glauben – weder von ihrem Gutsein noch von ihrem Können.

Für Mose war das eine schlimme Erfahrung. Er war von der höchsten Stufe: Adoptivsohn der Tochter des Pharao, mit akademischen Graden. Sicher hatte er einen Doktortitel der ägyptischen Universitäten. Er brachte viel Wissen und Weisheit mit. Doch Gott machte ihn zum Ziegenhirten in der Steppe.

Das wissen unsere Brüder in Paraguay: Mose hatte nicht einmal mehr eine Kuh, nichts mehr. Er war der letzte Kleinviehzüchter und lief durch die Steppe. Er konnte sich nicht einmal mehr bei den Dörfern oder Siedlungen blicken lassen. Er ging nur noch dorthin, wo niemand mehr hingeht, wo ihn niemand mehr sehen oder ertragen wollte.

Doch bei Gott wurde dieses Leben brauchbar. Mose wurde später zum Mann Gottes, weil er eine Null war. Wenn Sie das heute Abend für Ihr ganzes Leben verstanden haben, dann wissen Sie: So ist es immer bei der Erwählung Jesu, wenn er Jünger ruft, und bei dem, was Paulus schreibt: „Seine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ Damit ist gemeint, wenn wir am Ende sind.

Und das macht der Herr immer wieder, wie unser Bruder Neufeld erzählt hat: Wenn ein Mensch in der tiefsten Schande steckt, dann kann Gott arbeiten. Wenn er Bekehrung will, dann ruft Gott ihn heraus. So rief Gott Mose. Als er die Schafe hütete, waren es nicht einmal seine eigenen Schafe. Er war nur Knecht, ein Lohnknecht. Schlimmer kann man es sich kaum vorstellen.

Wir denken oft, wir könnten für Gott etwas bewirken durch unsere Beziehungen, die wir am ägyptischen Hof hatten. Aber Gott braucht das nicht. Gott braucht auch nicht unsere natürlichen Begabungen. Bilden Sie sich nichts auf Ihren Charme oder Ihre Fähigkeiten ein.

Aber eines muss sein: Gott muss Sie berufen. Es gibt keinen Christen, den Gott nicht beruft, mit irgendeiner Aufgabe, ganz gleich, wo Sie sind. Jeder ist ein Zeuge Jesu. Das haben wir auch bei Timotheus so schön gesehen. Seien Sie das und wissen Sie: Es kommt nicht darauf an, ob ich die Stimme erhebe oder etwas Besonderes tue, sondern dass der Herr mit mir ist und ich in die Segnung Gottes gehen kann.

Die Bedeutung des heiligen Bodens und der Gottesgegenwart

Gott sagt zuerst zu Mose: „Zieh die Schuhe aus!“ Unser Doktor Bräumer hat dazu einmal bei einer Hofhackerkonferenz etwas Interessantes gesagt, was mir immer sehr gefällt. Er ist ein alttestamentlicher Forscher und erklärt, dass es bei den Juden üblich war, bei einem Schwur oder einem Handel – ähnlich wie bei uns beim Notar – einen Schuh auszuziehen.

Man sieht das zum Beispiel in der Geschichte von Ruth und Boas, wo auch ein Schuh ausgezogen wurde. Das war ein Zeichen dafür, dass eine Verpflichtung eingegangen wurde, ein Vertrag oder Schwur gemacht wurde. Doktor Bräumer sagt immer, das sei die Begründung für das Ausziehen der Schuhe. Ich bin mir jedoch nicht sicher, ob er Recht hat. Theologen haben manchmal ihre eigenen Theorien, und so reitet er eben auf diesem Bild herum.

In der Bibel steht: „Der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.“ Wie es nun genau ist, weiß ich nicht. Ich glaube aber vielmehr, dass Gott damit sagen will: Das ist ein Wüstenboden, und wo ich bin, da ist es heilig. Ist das nicht herrlich? Gott braucht keinen Tempel und keine Kerzen auf dem Altar.

Ich habe meinen Freunden oft gesagt: „Es fehlen die Kerzen“, und dann habe ich hinzugefügt: „Heute lassen wir sie mal aus.“ Denn Gottes Geist wirkt auch dann, wenn die Kerzen nicht brennen. Das ist mir ganz wichtig. Ich bin ein komischer Mensch, aber an den Kerzen hängt der Segen doch nicht. Gott wirkt auch, wenn wir in der Wüste sitzen. Wir können am Sand Gottesdienst feiern.

Es kommt darauf an, dass Gott sich herunterbeugt und zu uns spricht. Das ist das Geheimnis. Deshalb war der Tempel nur ein normales Haus. Gott braucht keine heiligen Häuser. Die Gegenwart Gottes heiligt jedes Wohnzimmer und jedes Auto, in dem gläubige Menschen unterwegs sind. Dann wird es zu einem Tempel der Gegenwart Gottes, sogar ein Krankenzimmer.

Wenn wir von Toten Abschied nehmen, wird dieser Ort plötzlich zu einem Platz der Gegenwart Gottes. Wenn wir es in seinem Namen tun, kann es ein heiliges Land sein, ein von Gott geheiligtes Land.

Gottesfurcht und die Ehrfurcht vor der Gegenwart Gottes

Und dann ist mir noch das Erschrecken von Mose wichtig. Er erschrickt vor Gott, und das dürfen wir ein Leben lang nie verlieren.

Wenn uns ein mächtiger, einflussreicher Mann gegenübertritt und wir vielleicht die Gelegenheit haben, ihn um etwas zu bitten, dann wird es uns hoffentlich ein bisschen groß vorkommen. Wir sagen uns: Jetzt darf ich das tun. Wie viel anders sollte das sein, wenn wir in der Gegenwart Gottes stehen!

Es ist ganz merkwürdig: Früher habe ich viel leichter gepredigt als heute. Ich muss sonntags in aller Frühe aufstehen, obwohl ich schon am Freitag meine Predigten wortwörtlich ausgeschrieben habe. Es wird mir immer schwieriger, denn ich soll im Namen Gottes etwas übermitteln.

Wenn Sie es auch so übermitteln, wenn Sie einen Besuch machen, wie soll ich das können, dass Sie einen Schrecken haben? Und wenn Sie dann noch erleben, dass Gott wirklich da war, und einer sagt: „Na, das, was du mir gesagt hast, das war von Gott, das habe ich gar nicht so gedacht, den Brief, den du mir geschrieben hast.“

Gott will durch uns hindurchreden. Gott will helfen, aber er benutzt dazu Menschen. Das ist komisch. Gott könnte es doch auch direkt tun. Er macht es nicht direkt, er braucht uns. Und wenn wir jetzt versagen und unsere Berufung nicht erkennen, dann ist das ganz schlimm. Dann kommt Gott nicht weiter.

Sie brauchen auch gar keine besondere Anstrengung zu machen, denn Gott kennt Ihre Nullexistenz. Er kennt auch Ihre Schwächen und Probleme. Er kannte ja Mose mit all seinen Problemen. Wir werden das in 14 Tagen noch hören: Ein Mann mit Sprachfehler – ausgesprochen ungünstig, so einen Mann zu berufen.

Gott sagt: „Es ist heiliges Land, wo ich bin.“ Darum ist auch jeder Gläubige, in dem Gott Wohnung macht, ein Heiliger. Nicht, weil er sündlos wäre, sondern weil wir Respekt haben wollen und jeden liebhaben, selbst wenn er noch so komisch ist. Denn die Gegenwart Gottes heiligt, nicht unsere Art.

Es ist heilig, weil Gott uns heiligt. Das ist mir ganz, ganz wichtig, dass wir das begreifen. Wenn wir etwa zu Israel sagen: „Es ist ein heiliges Land“, dann wird dort auch gelogen und gestohlen, und es wird alles Böse getan, und Sünde geschieht.

Aber Gott hat dieses Land geheiligt. Er hat sich dort geoffenbart – einem Menschen, einem unheiligen Menschen, den er mit seiner Heiligkeit in Berührung brachte. Und diese Heiligkeit Gottes ist immer eine Heiligkeit, die alles heiligt, durchdringend. Das ist hier so wichtig.

Dann weiß Mose: Man kann Gott nicht anschauen. Er hängt eine Decke davor. Das war ja später noch einmal, ich weiß nicht, wie weit man die Reihe machen wird, als Mose auf dem Sinai oben war. Danach konnten die Leute das Gesicht des Mose nicht ansehen, weil der Glanz seines Gesichts leuchtete.

Dann musste er die Decke noch drüber hängen, so herrlich war das. Es ist wunderbar: Je mehr wir auf Gott zu leben, desto mehr kann seine Macht und seine Kraft unser Leben erfüllen. Und das prägt Ihr Leben.

Die Kraft des Glaubens in schweren Zeiten

Ich sage immer wieder: Wenn Menschen mit Schwermut zu kämpfen haben, ist es sehr wichtig, dass sie sich bewusst den herrlichen Worten aussetzen und sie hören. Für mich bedeutet das viel, besonders wenn ich die Bach-Chöre höre. Ich liebe sie sehr, weil man durch das Lied auch die Botschaft bekommt. Noch wichtiger ist es jedoch, wenn man selbst mitsingt und sich dadurch gegenseitig die Worte Gottes zuspricht. So kann Gott direkt zu einem sprechen.

Wenn das Ich Gottes hinter Ihnen steht, sind Sie unüberwindbar. Das gilt auch dann, wenn Sie sich selbst als „Null“ ansehen. Für Gott ist alles andere nicht wichtig, wenn er hinter Ihnen steht.

Deshalb hat Gott durch viele Bewegungen gewirkt, oft auch an den traditionellen Kirchen vorbei und aus guten Gründen. Zinzendorf hat einmal gesagt, es gibt keine Sekte. Christen sollten sich nicht schämen oder meinen, nichts Wichtiges lernen zu können. Wichtig ist vor allem Demut.

Gott wirkt auch oft in Gruppen, weil andere versagen. Und da können wir oft sagen: Ich möchte nur das lernen, was Gott mir sagen will. Ich möchte nicht richten.

Wenn das Ich Gottes hinter Ihnen steht, sind Sie unüberwindlich in dem, was Sie für Gott tun. Natürlich kann es beim Autofahren oder in anderen Situationen mental schwierig werden, das ist klar. Aber Sie verstehen, was ich meine: Man kann zwar krank werden, aber in dem, was wir für Gott wagen, tun und beginnen, sind wir unüberwindlich.

Gottes Bekenntnis zu seinem Volk

Und jetzt noch das Letzte: Gott steigt herab und bekennt sich zu seinem Volk. Da kommt das Jahr, in dem er sagt: „Ich habe das Elend meines Volkes in Ägypten gesehen.“ Man liest darüber oft hinweg. Ich finde, eigentlich müsste man das unterstreichen – „mein Volk“. Gott nennt dieses geschundene Sklavenvolk in der Wüste „mein Volk“.

Wissen Sie, das ist das Geheimnis Israels: dass Gott sagt „mein Volk“. Deshalb wird es am Ende unüberwindlich sein. Es ist das einzige Volk in der Weltgeschichte, das so lange ohne Land auskam und sich nicht vermischt hat – „mein Volk“. Das zeigt, dass Gott noch sehr viel Furcht davor hat.

Das haben auch viele Christen wieder vergessen und sagen: „Das ist doch überholt.“ Aber das ist es nicht. Gott hat dieselbe Sache auch zu uns gesagt, zu den Heiden. Und das ist ganz großartig, wenn man das einmal begriffen hat: Gott sagt zu uns, „meine Schafe hören meine Stimme“. Und diese Schafe sind unüberwindlich. Da kann der Tod nichts mehr machen, und der Teufel auch nicht. Wenn sie das erkannt haben, sind sie geborgen – mein Volk.

Dann sagt Gott: „Ich habe gehört, ich habe ihr Leiden erkannt und bin herniedergefahren, um sie zu retten – aber durch die Hand des Mose.“ Verstehen Sie, jetzt braucht Gott uns.

Und das finde ich so wunderbar, wenn Menschen es einfach ausprobieren. Mich fasziniert unser Bruder Neufeld, der einfach losgezogen ist und sich senden ließ. Er hat gemerkt, dass ein Feld reif zur Ernte ist. Wäre er nicht gegangen, wäre nichts geschehen.

Ich möchte Sie immer wieder ermutigen. Ich habe oft Ideen, wie Sie Besuche machen können, so wie unsere Frau Beyer, die das gerade so schön an vielen Krankenbetten tut – viel schöner, als ich es könnte. Wenn Sie merken, dass Sie es tun müssen, dann tun Sie es. Manchmal braucht man nur einen kleinen Anstoß. Seien Sie nicht schweigsam! Frau Beyer muss manchmal jemanden anstoßen, aber dann sagen alle: „Sie beten so schön mit uns.“

Es ist so wichtig, dass ich Ihnen das immer wieder sage. Sie müssen nichts mitbringen, keine Geschenke. Aber sagen Sie den Leuten etwas, das sie im Glauben aufrichtet.

Ich denke, manche von Ihnen könnten vielleicht Kinder in der Nachbarschaft sammeln, um mit ihnen biblische Geschichten zu erzählen oder Lieder zu singen. Es gibt so viele Gaben, aus denen später Frucht entsteht. Gott will doch retten.

Gott will das auch bei uns tun, so wie er es in Rondônia tut, und in Paraguay. Er will es auch bei uns tun. Und das ist so faszinierend.

Herausforderungen für junge Christen und die Bedeutung des Zeugnisses

Vorhin hat mich meine Mutter angerufen. Sie erzählte, dass sie am evangelischen Heidehofgymnasium sei und dort ein armer Schüler furchtbar attackiert wird, weil er vielleicht keine Tanzstunden mitmacht und so weiter.

Vorehelicher Geschlechtsverkehr wird dort als etwas Gutes dargestellt, als eine Möglichkeit, seine Sache auszuprobieren. Die Lehrer propagieren das und vieles mehr. Wir leben in einer schwierigen Welt, und deshalb müssen wir unsere jungen Leute stärken. Ihr seid jetzt Zeugen Jesu – das ist wichtig.

Es ist gut, wenn jemand wie Daniel mutig aufsteht. Ihr bekommt vielleicht kein Echo von euren Kameraden. Trotzdem könnt ihr im Leben anderer Menschen einen Unterschied machen. Sie könnten sagen: „Da war mal ein anderer Kamerad in meiner Klasse, der hatte einen anderen Stil.“

Es ist so wichtig, dass wir nicht mehr erschrecken, weil diese Welt furchtbar ist, in der wir leben. Die Einflüsse sind stark, aber Gott will retten. Dazu braucht er uns.

Das war auch bei Timotheus sehr eindrücklich. Paulus sagt zu ihm: „Leiden ist das Zeugnis.“ Das heißt, einfach hinzustehen, zu sagen, was richtig ist, und auch zu ertragen, wenn niemand die Herzen annimmt. Damit müssen wir leben. Wir können uns freuen, weil Gott alles in der Hand hat.

Ich bin hierher gekommen, um euch zu retten aus der Ägypterhand.

Vertrauen auf Gottes Führung trotz Ungewissheit

Jetzt beginnen unsere Fragen. Aber der Ägypter – die größte Armee damals, das unüberwindlichste Reich, immer siegreich – wie soll das funktionieren? Und Gott will es, Gott ist es, ein kleines Volk. Lassen Sie Gottes Regie wirken, wie er das macht. Er hat seine Pläne, und er will sich vor der Welt offenbaren und sein Volk führen.

Man könnte die ganze Geschichte auch heute Abend noch lesen: Die Gemeinde Gottes in der Welt – das ist ein uraltes Thema gewesen. Die Gemeinde Gottes in der Welt vermischt sich zuerst mit den Ägyptern, mit der Heidenwelt. Doch durch Leiden und Verfolgung kommt die Gemeinde wieder zu ihrem Eigenen und merkt, dass sie nicht einfach leben kann wie die Welt.

Auch bei uns bewegt sich das Pendel immer hin und her. Wir wollen wieder ganz weltoffen sein. Natürlich, wir sind ja keine verstaubten, altmodischen Christen, wir tragen kein Kopftuch oder Ähnliches. Wir sind ganz natürliche Leute, fröhlich und lebenszugewandt. Doch dann merken wir wieder, dass wir nicht weiterkommen und wieder da stehen, wo wir angefangen haben. Es geht gar nicht anders, als dass die Gemeinde Gottes verfolgt wird.

Dann sagt Gott zu dieser Gemeinde: Ich will mit dir sein. Ich erlebe heute so viele, die sagen, es hat überhaupt keinen Wert mehr, in der Kirche zu wirken. Und angesichts der Gottlosigkeit will jeder Mut machen. Ich weiß, dass es auch bei uns Jahre gab, in denen wir oft den Mut verloren haben und aufgeben wollten – bis die ersten Mitarbeiter der Jugend da waren.

Das ist manchmal ein harter Weg. Aber ich möchte Ihnen Mut machen: Bauen Sie Ihren Hauskreis auf, machen Sie Jugendarbeit. Der Herr hält seine Verheißungen und baut Gemeinden, in denen Beter sind, die auf sein Wort hören. Das ist ein Geheimnis. So lange werden die Pforten der Hölle sie nicht überwältigen können.

Ich höre immer wieder wunderbare Geschichten, wie solche Gemeinden entstehen. Nicht die, wo heute alles auf Knopfdruck ganz schnell auf viele Tausend wächst, sondern treue Bibelgemeinden, die dort entstehen, wo irgendwo mal einer wirkt – und das wunderbar.

Am Sonntag war ich in Nagold und sah dort einen Schuhhändler namens Raaf. Wer ihn kennt, weiß, dass das heute Treuezäfer sind. Was haben sie dort gewirkt? Was haben sie junge Menschen geprägt – neben ihrem Geschäft einfach, weil sie sich von Gott gesandt fühlten? Sie standen wie ein Pfeiler, auch gegen manche irrige theologische Meinung. Sie sagten: So ist es, so steht es in meiner Bibel, und gingen ihren Weg. Und Gott hat sie benutzt.

Es wird immer ein Weg des Leidens sein, wie bei Mose. Aber Gott hat viel Fürsorge, und er möchte sich vor allem an seinem Volk verherrlichen.

Dann kommt das Letzte, das wir beim nächsten Mal ausführlich behandeln: Vers 11 – „Wer bin ich, dass ich zum Pharao gehe?“ Das ist für mich das Schönste. Er sagt nicht: „Oh ja, prima, ich habe Beziehungen, ich kenne den höfischen Stil, und du hast genau die Richtige gewählt.“ Nein, er erschrickt vor dem Amt und sagt: „Wer bin ich, dass ich das machen soll?“ Und dann sagt Gott: „Ich bin mit dir.“ Größeres gibt es nicht: Ich bin mit dir.

Oft wissen die Menschen gar nicht, wie es weitergeht. Sie sagen: „Ich bin am Ende.“ Ich finde das sogar gut, wenn sie vor einem Krankenbesuch sagen: „Ich weiß gar nicht mehr, was ich sagen soll.“ Das ist mir viel lieber, als wenn sie gleich zwanzig Sprüche parat haben und sagen: „Aber Herr, jetzt gibt es die richtigen Worte, die jemand gerade hören muss.“

Und das ist ja ein Wunder: „Ich will mit dir sein, und du wirst sehen, dass ich mein Wort halte.“