Ich möchte noch kurz etwas zum Büchertisch sagen: Es sind noch einige Bücher vorhanden, damit ihr das Thema besser versteht. Ich habe mehrere Bücher zu Streitthemen geschrieben. Eines davon heißt „Kann ein Christ zu einem Nichtchristen werden?“ Dieses Thema ist unter Christen sehr umstritten, und ich vertrete darin eine Zwischenposition, um verschiedene Sichtweisen auszugleichen.
Vielleicht fragt sich der eine oder andere, ob es überhaupt eine Zwischenposition bei einer Ja-Nein-Frage geben kann. Trotzdem möchte ich das Buch empfehlen – auch für diejenigen, die eine andere Auffassung haben. Es ist gut, sich auch einmal Gedanken über die andere Seite zu machen.
Wahrscheinlich steht ihr ohnehin auf meiner Seite, soweit ich das bisher einschätzen konnte. Dennoch ist es hilfreich, sich die andere Sichtweise anzuhören, falls man eine andere Meinung hat. Ihr könnt euch also gerne hinten am Büchertisch bedienen.
Das Ganze ist keinesfalls zum Streiten gedacht. Vielmehr geht es darum, sich mit dem Wort Gottes auseinanderzusetzen, um dem Herrn Jesus besser zu dienen und ihn besser kennenzulernen.
Einführung in die Bedeutung von Büchern und Medien für das geistliche Leben
Ein zweites Buch, das ich nicht verkaufe, aber euch vorstellen möchte, ist ein Werk von Manfred Spitzer. Einige von euch kennen es vielleicht. Für Lehrer unter uns ist es Pflichtlektüre. Das Buch heißt „Die digitale Demenz – Wie wir uns und unsere Kinder um den Verstand bringen“.
Dieses Buch hat in Deutschland für viel Aufruhr gesorgt, als es vor einigen Jahren erschien. Es beschäftigt sich mit dem Thema Denken. Heute haben wir ja das Thema „Der Christ und sein Denken“. Dabei geht es darum, wie sich die neuen Medien auf das menschliche Denken auswirken.
Manfred Spitzer ist Gehirnspezialist, Neurologe oder Ähnliches – genau weiß ich es nicht mehr. Jedenfalls kennt er sich sehr gut mit dem Gehirn und dem Denken aus. Zum Teil muss man das Denken aus der Bibel lernen, aber man kann auch viel aus Erfahrung und Wissenschaft über das Gehirn erfahren.
Für Lehrer, die mit Schülern zu tun haben, die heute stark mit elektronischen Medien aufwachsen, ist dieses Thema sehr wichtig. Auch für Eltern ist es von großer Bedeutung. Ich freue mich, dass auch einige Jüngere hier sind, denn das wird heute Morgen ein sehr wichtiges Thema sein.
Nachtrag und Vertiefung zum Thema „Das Bild“ und geistliche Wahrnehmung
Ich muss noch etwas zu gestern Morgen nachtragen. Es ging ja um das Thema „das Bild“. Die Verse, die jetzt gerade auf der Folie stehen, habe ich damals noch nicht gezeigt.
Ich habe betont, dass wir mit den inneren Augen zu Gott schauen sollen. In Sprüche heißt es: „Mein Sohn, merke auf meine Worte, neige dein Ohr zu meinen Worten, lass sie nicht von deinen Augen weichen.“ Hier werden also sowohl Augen als auch Ohr erwähnt. Doch in diesem Zusammenhang sind die Augen auf das Wort Gottes gerichtet.
„Bewahre sie nun“ – hier spricht eigentlich ein Vater zu seinem Sohn. Um es ganz buchstäblich zu nehmen: Der Vater sagt zu seinem Sohn, dass der Sohn hören soll, was der Vater sagt. Genau das ist gemeint. Wir sind aber alle auch Söhne Gottes. Dann ist der himmlische Vater unser Vater, und wir sollen auch auf das hören, was er sagt.
„Lass sie nicht von deinen Augen weichen, bewahre sie im Inneren deines Herzens“, also in deinem inneren Menschen. Denn Leben sind sie denen, die sie finden. Wer also auf das Wort des Vaters hört, dem wird es im Leben sehr gut tun, und er wird vorankommen. Wer nicht hört, wird die Konsequenzen zu spüren bekommen.
Aber „lass sie nicht von deinen Augen weichen“ – hier sind die inneren Augen gemeint. Wenn etwas aufgeschrieben ist, muss man es natürlich mit den Augen lesen, aber hier geht es um die inneren Augen.
Auch in Psalm 16, Vers 8 betet der Psalmist: „Ich halte mir den Herrn alle Zeit vor Augen.“ Er sieht den Herrn nicht physisch, nicht körperlich, aber mit den inneren Augen. Wir haben sehr wohl Augen, die in die andere Welt schauen können. Allerdings sehen wir dann nichts Physisches, aber wir können mit dem Inneren, mit dem Herzen schauen.
Ich habe auch Psalm 101, Vers 3 erwähnt: „Ich will mir nicht vor die Augen stellen nichtige Dinge.“
Dann gibt es noch einen Vers, den ich lesen wollte: 1. Johannes 5, Verse 19 bis 21. Dort steht: Die ganze Welt liegt im Argen, im Bösen. Aber der Sohn Gottes hat uns einen Sinn gegeben, einen Verstand, einen Denksinn. Eigentlich ist hier gemeint ein Sinn, mit dem wir denken können. Gott hat uns diesen Sinn gegeben, damit wir den Wahrhaftigen erkennen oder kennenlernen können.
Man kann sagen, Gott hat uns einen sechsten Sinn gegeben. Wir haben ja fünf Sinne, mit denen wir in dieser Welt in Kontakt treten. Aber wir haben auch einen anderen Sinn, mit dem wir mit Gott in Kontakt treten. Er hat uns diesen Sinn gegeben, damit wir den Wahrhaftigen kennenlernen können. Und wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohn Jesus Christus.
„Kinder, hütet euch vor den Götzenbildern“, steht dort. Im Griechischen heißt es „Ädolon“, was „Bilder“ bedeutet. Natürlich sind hier Götzenbilder gemeint, aber nicht wirkliche physische Götzenbilder. Die Christen hatten ohnehin nichts mit Götzenbildern zu tun. Es sind vielmehr Dinge gemeint, an die wir uns hängen, die uns zu Idolen werden – andere Dinge als Gott. Und davon gibt es ja genügend, oder?
„Verkündige das Wort, nicht das Bild, verkündige das Wort“, heißt es in 2. Timotheus 4, Vers 2 und 1. Petrus 1, Vers 23: „Wir sind wiedergeboren aus dem lebendigen und bleibenden Wort Gottes.“ Hier wird das Wort betont.
Jemand hat gesagt: „Ja, aber in der Offenbarung gibt es doch auch Bilder.“ Ja, aber diese Bilder sind nicht gezeichnet oder fotografiert, sondern mit dem Wort gezeichnet. Das heißt, wenn wir lesen, zeichnen wir in unseren Gedanken ein Bild. Genau so geht Gott mit uns um.
Als der Herr Jesus Gleichnisse verwendet hat, hat er genau so gehandelt. Er hat vom Weinstock gesprochen. Die Jünger wussten natürlich, was ein Weinstock ist, sie hatten das in lebendiger Erinnerung. Wir wissen das vielleicht nicht immer, je nachdem, in welchem Teil der Welt wir gerade sind. Manche Menschen wissen, was ein Weinstock ist, andere nicht. Dann muss man es ihnen vorher erklären, klar. Vielleicht muss man es ihnen auch zeigen, keine Frage. Aber der Herr Jesus hat dennoch gesprochen. Er hat nicht einfach nur einen Film vorgeführt.
Reflexion über die Nutzung von Google und die Bedeutung von gezieltem Wissen
Und dann muss ich mich noch herzlich entschuldigen. Ich habe gestern mehrmals Google erwähnt, und ich glaube, ich habe das ein bisschen zu plump und undurchdacht gesagt.
Ich benutze Google auch. Als Lexikon ist es natürlich wunderbar. Gerade vor kurzem wusste ich nicht, wie das Buch von Josh McDowell heißt, in dem er sein Zeugnis beschreibt. Ich fragte meine Frau, die wusste es auch nicht. Dann gab ich „Josh McDowell“ und „Zeugnis“ ein – und sofort war das Buch da: „Ein Skeptiker kapituliert“. Jetzt habe ich das Buch und kann es mir besorgen, versteht ihr?
Natürlich verwende ich auch Google. Aber oft ist das viele Googlen zum Ersatz für das Gespräch mit Menschen geworden. Stellt euch vor: Früher wusste die Tochter nicht, wie man etwas kocht, was die Mama immer gemacht hat. Sie rief die Mama an, und die sprach eine halbe Stunde mit ihr. Die Mama hatte vorher noch eine Viertelstunde im Kochbuch gesucht, und so entstand ein gutes Gespräch. Es war wunderbar, oder?
Jetzt geht die Tochter zum Herrn Google, gibt das ein, und er sagt ihr sofort, wie man alles kocht. Geht alles viel schneller? Ja, natürlich geht es schneller, aber die Kommunikation – die halbe Stunde mit der Mama oder wenigstens die Viertelstunde – geht verloren. Darum geht es.
Also, ich bin nicht gegen Googlen, überhaupt nicht. Ich mache das genauso. Aber man muss sich überlegen, wie stark man dieses Medium einsetzt und vor allem, was man googelt.
Ich weiß, was ich google. Ich google „Josh McDowell“ und „Zeugnis“, dann weiß ich genau, was ich suche. Ich suche einen Kommentar von Moses Stuart über Daniel. Dann gehe ich ins Google-Archiv, suche dort den Kommentar und bekomme ihn. Ich weiß genau, was ich suche.
Aber ich gebe nicht ein: „Ist die Entrückung vor der Trübsal oder nach der Trübsal?“ und frage Herrn Google, ob er mir die richtige Antwort gibt. So funktioniert das nicht. Oder manche meinen, sie haben eine Bibelstunde zu einem Thema, geben das Thema ein – und so geht das nicht. Dann bekomme ich drittklassige Sachen, ich möchte aber erstklassige.
Also, ich sage nur: Man muss wissen, wie man mit dem Medium umgeht. Dazu braucht es Wissen. Ich muss schon vorher gebildet sein, um überhaupt mit Google umgehen zu können. Ich muss ganz gezielt suchen. Und gezielt suchen kann ich nur, wenn ich Erfahrung habe und weiß, was ich genau suchen möchte, was ich eigentlich haben will.
Das war der Nachtrag. Also, bitte versteht mich nicht falsch.
Überblick über das Thema „Der Christ und sein Denken“ und biblische Grundlagen
Der Christ und sein Denken
Ich habe heute Vormittag zwei Themen. Das eine ist ein Bibelteil, bei dem wir uns einige Bibelverse anschauen. Das zweite Thema entnehme ich zwei Büchern: eines von Manfred Spitzer und das andere heißt „Die digitale Invasion“ von Hart. Ich möchte euch wichtige Erkenntnisse über das Gehirn mitgeben, die für unsere Praxis bedeutsam sind.
Zuerst zum Biblischen zum Denken. Ich habe hier elf Punkte, die ich ganz kurz ansprechen möchte, da ich nicht viel Zeit habe, um ins Detail zu gehen. Für die meisten von uns ist das, was ich sage, ohnehin klar.
Erstens: Gott spricht zum Menschen über sein Denken, nicht über das Gefühl. Das ist ein sehr wichtiger Punkt. In Hebräer 8, Vers 10 heißt es: „Ich gebe meine Gesetze in ihr Denken, und auf ihre Herzen werde ich sie schreiben.“ Dieses Zitat bezieht sich auf den neuen Bund, also die Zeit, in der wir jetzt leben. Gott gibt seine Gesetze in unser Denken, in unseren Sinn, wie es in der Elberfelder Übersetzung heißt. Gott spricht mit uns über unser Denken. Deshalb will er, dass unser Denken wach ist und dass wir zuhören.
Zweitens: Gott ruft uns zum Denken auf. Es gibt viele Bibelstellen dazu, aber ich nehme nur eine: „Deshalb umgürtet die Lenden eures Denkens, seid nüchtern und setzt eure Hoffnung vollkommen auf die Gnade“, heißt es in 1. Petrus 1, Vers 13. Hier ist ein Bild verwendet: Die Israeliten umgürteten ihre Lenden, um sich zum Marschieren bereit zu machen. Sie steckten die unteren Zipfel ihrer Kleider in den Gürtel, damit sie frei laufen konnten. So sollen auch wir unsere Hüften unseres Denkens umgürten. Das bedeutet, wir sollen bereit sein, unser Denken einzusetzen. Wir sollen nüchtern sein, wachsam, nicht schläfrig oder betrunken. Nüchternheit ist hier im übertragenen Sinne gemeint: seid hellwach im Denken und setzt eure Hoffnung auf die Gnade Gottes.
Drittens: Das Denken der Ungläubigen ist verblendet oder verderbt. In 2. Korinther 4, Vers 4 heißt es: „Der Gott dieser Welt hat ihr Denken verblendet.“ Der „Gott dieser Welt“ ist der Fürst dieser Welt, also Satan. Er hat das Denken der Ungläubigen verdorben, sodass sie nicht gesund denken. Sie können sehr gescheit sein, aber in Bezug auf Gott und heilige Dinge fehlt ihnen die gesunde Sicht. Deshalb muss unser Denken erleuchtet werden. Gottes Licht muss in unseren finsteren Verstand hineinkommen. Nach unserem Glaubensbeginn muss dieses Licht weiterhin scheinen. Epheser 1, Verse 17 und 18 sagen: „Der Gott unseres Herrn Jesus Christus gebe euch den Geist der Weisheit und der Offenbarung im Erkennen seiner selbst, damit erleuchtet werden die Augen eures Denkens.“ Das bedeutet: Wenn wir Gott kennenlernen wollen, brauchen wir Licht von Gott. Wir müssen uns vor Gott demütigen und ihn bitten, uns zu erleuchten und uns die Weisheit zu geben, die wir brauchen, um ihn zu erkennen. Nur durch Gott können wir Licht über ihn bekommen. Dieses Gebet wird Gott hören, denn es ist in seinem Sinne, wenn wir beten: „Herr, lass mich dich besser kennenlernen, zeig mir, wer du bist und wie du bist.“ Das dürfen wir jeden Tag beten. Auch beim Bibellesen können wir darum bitten: „Gib mir Licht, lass mich erkennen, was du sagst.“
Viertens: Unser Denken muss erneuert werden. Römer 12, Vers 2 sagt: „Lasst euch umgestalten durch die Erneuerung eures Sinnes, um zu prüfen, was der Wille Gottes ist.“ Dieses Denken richtet sich an Christen. Wir müssen immer wieder erneuert werden im Denken, unser Denksinn muss umgestaltet werden. Es ist ein Prozess, in dem wir lernen, anders zu denken. Früher haben wir manches anders gedacht als heute. Wir denken um und ziehen Konsequenzen daraus. Der Herr hat für jeden ein Programm, und nicht jeder weiß alles von Anfang an. Es gibt Wachstum durch Information, und der Heilige Geist hilft uns, so zu denken, wie Gott denkt. Epheser 4, Vers 23 fordert uns auf: „Erneuert zu werden am Geist eures Denkens.“ In der Elberfelder Übersetzung heißt es „im Geist eurer Gesinnung“. Das ist dasselbe oder ein ähnliches Wort, das den Sinn oder Denksinn meint. Wir sollen innerlich erneuert werden, beständig und fortwährend, immer weiter lernen, so zu denken wie Gott.
Das Beispiel dafür ist der Herr Jesus mit den Jüngern auf dem Weg nach Emmaus. Er „tat ihnen den Denksinn auf“, um die Schriften zu verstehen. In der Elberfelder heißt es, er „öffnete ihnen den Verstand“. Das dürfen auch wir jedes Mal beten: „Herr, mach mich bereit, hilf mir zu verstehen, öffne mein Denken.“ Wenn wir Gottes Wort lesen, spricht der Herr zu uns. Das ist niemand anderes als der Herr selbst. Aber oft sind wir nicht bereit, es aufzunehmen. Deshalb sollen wir darum beten.
Fünftens: Gott gab uns einen Sinn, ihn zu erkennen. 1. Johannes 5, Vers 19 sagt: „Die ganze Welt liegt in dem Bösen, aber der Sohn Gottes hat uns einen Sinn gegeben, damit wir den Wahrhaftigen erkennen können.“ Das ist wunderbar. Durch die Wiedergeburt haben wir diesen Sinn bekommen, um Gott besser kennenzulernen.
Sechstens: Gott achtet auf unser Denken. Psalm 139, Vers 2 sagt: „Du merkst auf mein Denken von ferne.“ Auch wir sollen auf unser Denken achten. Wir sollen nicht vergeblich denken. Wir entscheiden, was wir denken. Wir steuern unser Denken selbst. Lassen wir es nicht von anderen steuern. Wenn wir nicht denken, dann werden wir gedacht, hat jemand gesagt.
Psalm 2, Vers 1 sagt: „Nicht auf hohes Sinnen.“ Das heißt, wir sollen nicht hoch hinausdenken, nicht mehr von uns denken, als angemessen ist. Manchmal überschätzen wir uns, und Gott holt uns wieder zurück auf den Boden. Das ist gut und nötig. Römer 12, Vers 16 fordert uns auf: „Sinnet nicht auf die hohen Dinge.“
Wir sollen gesunden Sinn haben. Das bedeutet nicht nur einen gesunden Körper, sondern auch einen gesunden Verstand. Das griechische Wort „sophron“ bedeutet „gesund“ (sozo) und „sinnen“ (proneo). Es wird oft mit „besonnen“ übersetzt, aber es bedeutet noch mehr: gesund im Denken sein. Die Welt denkt krank, wir sollen gesund denken. Das erreichen wir nur durch das Lesen der Bibel.
In Titus 2, Vers 2 heißt es: „Zu den alten Männern rede, dass sie nüchtern seien, ehrbar, gesunden Sinnes.“ Dasselbe gilt für die alten Frauen, die jungen Frauen und die jüngeren Männer. Alle sollen gesunden Sinnes sein. Das betrifft alle Altersgruppen, damit wir gesund denken.
Siebtens: Wir sollen viel über das Wort Gottes nachdenken. Psalm 1, Vers 2 sagt: „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen, sondern seine Lust hat am Gesetz des Herrn und darüber nachsinnt Tag und Nacht.“ Das heißt, zu Tages- und Nachtzeiten über Gottes Wort nachdenken. Nachdenken braucht Zeit, wird aber oft vernachlässigt, weil wir mit Computern, E-Mails, Handys und SMS beschäftigt sind. Wir sollen unsere Gedanken auf das konzentrieren, was droben ist, wie Kolosser 3, Vers 2 sagt: „Sinnet auf das, was droben ist, wo Christus ist, sitzen zur Rechten Gottes.“ Das heißt, beschäftigen wir uns mit der geistlichen Welt, mit Jesus Christus, dem Evangelium, den Tugenden Christi und der Frucht des Geistes. Was Gott wichtig ist, soll auch uns wichtig sein. Es ist wunderbar, wenn wir schon als junge Menschen damit beginnen.
Achtens: Gott will, dass unser Denken in Christus bleibt. Ich habe diesen Vers auswendig gelernt: Philipper 4, Vers 7. Dort heißt es: „Der Friede Gottes, der alles Denken übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken in Christus Jesus bewahren.“ Wenn wir tun, was in den Versen 4, 5 und 6 steht – uns freuen, freundlich sein, beten und unsere Bitten vor Gott bringen – dann wird der Friede Gottes unsere Gedanken bewahren. Sorgen zerstreuen unsere Gedanken, sie schweifen ab und kreisen um „was könnte passieren“. Wir brauchen dann jemanden, der unsere Gedanken wieder zusammensammelt und in Jesus Christus zusammenbindet. Das verspricht dieser Vers: Wenn wir beten, wird der Friede Gottes unsere Herzen und Gedanken fesseln und in der Gemeinschaft mit Jesus halten. Das ist etwas Herrliches.
Neuntens: Unsere Gedanken dürfen wir nicht wegziehen lassen. Ein wichtiger Vers ist 2. Korinther 11, Vers 3: „Ich fürchte, dass eure Gedanken nicht wie Eva durch die List der Schlange verdorben und weggezogen werden von der Einfalt gegenüber Christus.“ Das bedeutet, unsere Gedanken könnten verdorben und von Jesus Christus weggezogen werden. „Einfalt“ heißt hier Konzentration auf nur eine Sache: Christus. Es ist das Gegenteil von Vieldeutigkeit oder Zerstreutheit. Satan möchte uns mit List verführen, wie er Eva verführt hat, damit unsere Gedanken verdorben werden und wegziehen von der Konzentration auf Christus. Wir müssen aufpassen, dass wir nichts in unser Leben lassen, was uns von Jesus wegzieht.
Zehntens: Wir sollen Gott lieben – und zwar mit dem Denken. In Matthäus 22, Vers 37 heißt es: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit deinem ganzen Verstand.“ Die Liebe zu Gott betrifft den ganzen Menschen, auch das Denken. Wenn wir verliebt sind, denken wir an den Geliebten. So soll auch unser Denken auf Gott gerichtet sein. Wir sollen ihn mit unserem ganzen Denken und ganzen Wesen lieben.
Elftens: Wir sollen alle gleich denken – eine Art „Gleichschaltung“. Aber wie? So wie Gott es will. 1. Korinther 1, Vers 10 sagt: „Ich ermahne euch, Brüder, dass ihr alle dasselbe sagt und dass ihr in demselben Sinn und derselben Meinung seid.“ Die Korinther stritten untereinander. Paulus fordert sie auf, eins zu sein in Meinung und Denken. Aber nicht in falschem Denken, sondern in richtigem, nämlich im Denken, wie Jesus Christus es lehrt. Gott möchte, dass wir die Wahrheit kennen und uns für die Wahrheit interessieren. Nicht jeder soll glauben, was er will, sondern was die Bibel sagt. Das hilft uns, im Denken voranzukommen.
Das war nun die Bibelarbeit. Ich weiß, es waren viele Verse und einiges verlangt. Aber ich brauche das für den zweiten Teil jetzt.
Das Gehirn als Grundlage des Denkens und seine Funktionsweise
Wie ist das mit unserem Gehirn? Das Gehirn ist etwas Herrliches und bildet die Operationsbasis für unser Denken. Gott hat es so geschaffen, dass wir Millionen und Abermillionen von Nervenzellen in unserem Gehirn haben. Diese Nervenzellen, die man auch Neuronen nennt, werden ständig produziert – besonders bei jungen Menschen. Es entstehen also viele neue Gehirnzellen.
Doch die bloße Anzahl der Gehirnzellen macht uns nicht automatisch gescheit. Das ist nur das Material, das vorhanden ist. Entscheidend ist, dass sich die Gehirnzellen untereinander verknüpfen. Diese Verbindungen nennt man Synapsen. Dabei tritt eine Gehirnzelle mit einer anderen in Verbindung, und diese wiederum mit der nächsten. So entstehen Verknüpfungen.
Diese Verknüpfungen entstehen nur durch Erfahrungen. Zum Beispiel lernt ein Kind, indem es seine Umwelt beobachtet. Es hört Stimmen, Musik und vieles mehr. Immer wenn es neue Erfahrungen macht, entstehen neue Verknüpfungen im Gehirn. So wächst das Gehirn gewissermaßen mit.
Je mehr Verknüpfungen entstehen, desto „heller“ sind wir – also nicht nur wach, sondern auch bereit, noch mehr zu lernen. Das bedeutet, das, was wir schon gelernt haben, hilft uns dabei, Neues zu verstehen. Wenn uns ein Thema völlig unbekannt ist, kann es sein, dass das Gehörte sofort wieder vergessen wird. Wir verstehen es nicht und können keine Verknüpfungen herstellen.
Wenn wir aber schon etwas über ein Thema wissen, können wir neue Informationen als Zusatzinformationen aufnehmen und weitere Verknüpfungen bilden. So arbeitet unser Gehirn, und Gott hat es genau so eingerichtet.
Gleichzeitig braucht unser Gehirn auch Ruhe. Es arbeitet sogar im Schlaf, und dort am meisten. Einerseits nehmen wir Informationen auf, zum Beispiel wenn jemand spricht und wir zuhören. Dabei speichern wir viele Informationen, auch wenn wir nicht alles behalten können. Ein Teil bleibt hängen und wird im Gehirn verknüpft.
Doch danach brauchen wir Pausen. Wir müssen die aufgenommenen Informationen verarbeiten. Das Gehirn verschiebt sie vom Kurzzeit- ins Langzeitgedächtnis, damit wir sie uns merken können. Das braucht Zeit. Wir müssen über das Gehörte nachdenken, es in Gedanken noch einmal durchgehen.
Das ist höchst interessant, wie unser Gehirn funktioniert: Wir brauchen immer wieder Pausen, vielleicht nur eine Sekunde, drei oder fünf Sekunden. Wenn wir pausenlos Informationen aufnehmen, können sie sich nicht festigen.
Wenn ich zum Beispiel ein Buch lese und keine Pause mache, merke ich mir weniger als wenn ich zwischendurch innehalte und über das Gelesene nachdenke. So verlagert sich das Wissen ins Langzeitgedächtnis.
Beim Zuhören ist es genauso. Wir müssen immer wieder Pausen haben, egal wie lang diese sind. Manchmal schalten wir unwillkürlich ab, bleiben bei einem Gedanken hängen und verarbeiten das Gesagte. Dabei verlieren wir vielleicht den Faden, weil schon wieder viele neue Informationen folgen.
Natürlich beten wir auch, dass der Herr uns hilft, wenn wir predigen oder Vorträge hören, damit der Heilige Geist das verfestigt, was wir wirklich brauchen. Je nachdem, welchen Vortrag wir hören, ist das unterschiedlich.
Doch wir brauchen auch längere Ruhephasen. Das Gehirn muss herunterfahren, ähnlich wie ein Computer. Es kann nicht funktionieren, wenn ständig zu viele Informationen kommen. Deshalb ist es so wichtig, nachts zu schlafen.
Und ich darf ruhig sagen: Ihr könnt viel schlafen. Wer viel schläft, braucht das auch. Unser Sohn schläft zum Beispiel sehr viel. Ich frage mich oft, warum er so viel Schlaf braucht. Trotzdem geht er früh ins Bett und ist morgens immer noch müde.
Wir brauchen Schlaf, um die Informationen zu verarbeiten. Manchmal beschäftigt uns etwas sehr, und wir versuchen abends eine Lösung zu finden. Sicher habt ihr das schon erlebt: Ihr geht ins Bett, denkt über ein Problem nach, schlaft ein und am nächsten Morgen wacht ihr auf und plötzlich wisst ihr die Lösung.
Das passiert, weil das Gehirn nachts weiterarbeitet. Es arbeitet die ganze Zeit, bis wir morgens aufwachen und die Lösung wissen. Deshalb gibt es manchmal Erkenntnisse im Schlaf.
Auswirkungen digitaler Medien auf das Gehirn von Kindern und Jugendlichen
Es ist nicht egal, was unsere Kinder und Jugendlichen den ganzen Tag tun, denn das hinterlässt Spuren in ihren Gehirnen. Bei Computerspielen zeigen sich zunehmend Gewaltbereitschaft, Abstumpfung gegenüber realer Gewalt, soziale Vereinsamung und eine geringere Chance auf Bildung.
Wenn ein Kind, dessen Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, oder ein Jugendlicher, bei dem vieles im Aufbau ist und der viele Eindrücke aufnimmt, sich anstatt mit der realen Welt mit einem Bildschirm beschäftigt, passiert etwas im Gehirn. Statt Zeit mit Lesen oder anderen aktiven Tätigkeiten zu verbringen, bei denen das Gehirn gefordert wird, reagiert es nur passiv. Beim Computerspielen muss das Gehirn meist nur reagieren, aber es wird kaum aktiv gefordert. Gleichzeitig führt das ständige Töten und Kämpfen in Spielen zu einer Abstumpfung gegenüber Gewalt.
Zudem entsteht soziale Vereinsamung, weil die Zeit, die sonst für Gespräche oder gemeinsames Spielen mit anderen Menschen genutzt würde, vor dem Bildschirm verbracht wird. Im Gehirn werden die Bereiche, die für soziale Fähigkeiten zuständig sind, nicht gebraucht. Und was nicht gebraucht wird, wird abgebaut. Das bedeutet, dass Millionen von Gehirnzellen, die nicht genutzt werden, wieder absterben.
Unser Gehirn besitzt ein enormes Potenzial, das nur zu einem kleinen Teil genutzt wird. Was nicht gebraucht wird, wird abgebaut, und so verarmt der Mensch sozial. Das zeigt sich auch bei Menschen, die viel Zeit vor dem Computer verbringen. Diese haben oft geringere Chancen auf Bildung. Es ist tatsächlich so: Sie „verdummen“ vor dem Bildschirm – so lautet der Untertitel eines Buches, das sich mit diesem Thema beschäftigt.
Wie wirkt sich die digitale Welt und die Beschäftigung damit auf unser Gehirn aus? Durch Surfen im Internet und Computerspiele entsteht keine Vernetzung von Informationen im Gehirn. Warum nicht?
Wenn ich draußen Fußball spiele, beschäftigt mich nicht nur der Ball. Mein Gehirn nimmt viel mehr wahr: die Natur, die Landschaft, die Menschen, die Vögel. Es lernt blitzschnell zu reagieren, etwa wenn ein Spieler auf der einen oder anderen Seite läuft. Manche haben beim Fußballspielen einen besseren Überblick als andere. Das Gehirn ist voll aktiv.
Ähnlich ist es, wenn wir laufen oder durch den Wald gehen. Wir schauen uns um, hören Geräusche und nehmen vieles wahr. Dabei entstehen Verknüpfungen im Gehirn.
Vor dem Computer hingegen gibt es nur den Bildschirm. Dort muss ich meist nur reagieren: auf eine Bahn fahren, springen oder klicken. Das führt zu Abstumpfung.
Beim Surfen nehme ich viele Informationen auf, springe von einer Seite zur anderen, sehe Farben und Punkte, klicke hier und dort. Die Zeit vergeht wie im Flug. Drei Stunden am Computer vergehen schnell. Das zeigt, wie sehr das fesselt – fast wie eine Sucht. Aber es entsteht keine Vernetzung von Informationen im Gehirn.
Vernetzung geschieht erst, wenn ich die Information herausnehme und darüber nachdenke. Dann brauche ich den Bildschirm nicht mehr, sondern schalte ihn ab, schließe ihn vielleicht sogar und reflektiere. So kann Vernetzung entstehen. Ich überlege, wie ich die Information anwenden kann.
Dazu braucht es aber schon ein funktionierendes Gehirn und eine gewisse Vorbildung. Man muss sich vorher mit einem Thema beschäftigt haben.
Der Computer und das Internet an sich sind nicht das Problem. Das Problem ist, dass junge Menschen oft nicht in der Lage sind, mit der Fülle an Informationen etwas anzufangen.
Wenn ich normal aufgewachsen bin, eine Schule durchlaufen habe und Sprachen, Geografie, Geschichte usw. gelernt habe, kann mir der Computer sogar sehr nützlich sein. Ich kann gezielt Informationen suchen, etwa die Hauptstadt von Burma oder das Klima in einem Land.
Oder ich mache eine Bibelarbeit über Daniel. Ich weiß, dass es einen guten Kommentar von Moses Stuart gibt. Ich hole mir den Kommentar als PDF aus dem Internet, lese ihn, verarbeite die Information und denke darüber nach. Das ist etwas ganz anderes.
Ich habe die nötigen Voraussetzungen und weiß, wo ich suchen muss und was ich brauche.
Leider sind viele junge Menschen oft nicht in der Lage, mit der Informationsflut umzugehen. Es findet ein permanentes Reizgewitter statt, eine schnelle Abfolge von isolierter Befriedigung von Neugier oder Interesse, aber keine Vernetzung im Gehirn, keine Nervenverbindungen, also kein Lernen.
Man sitzt vor dem Computerspiel: Die Prinzessin muss irgendwo befreit werden, das gelingt nach mehreren Versuchen, und dann ist die Aufgabe erledigt. Aber welche Beziehung habe ich zur Prinzessin? Keine. Ich habe sie einfach befreit, fertig.
Wenn ich hingegen ein Buch über eine Prinzessin lese, vertiefe ich mich in die Geschichte. Ich erfahre mehr über sie, ihre Umgebung und die Umstände ihrer Befreiung. Ich brauche Stunden, um das Buch zu lesen, aber ich habe eine Beziehung zur Prinzessin.
Im Kopf passiert viel: Vernetzungen entstehen, Erinnerungen an andere Prinzessinnen werden wachgerufen, ich vergleiche, erinnere mich vielleicht an Erzählungen oder andere Bücher.
Beim Lesen eines Buches setze ich Geschichten in Beziehung, stelle mir Dinge vor und versetze mich hinein. Es entstehen Geflechte, die Informationen lassen sich in ein Bezugssystem einordnen und ergeben Sinn.
Beim Computerspiel bleibt alles abstrakt.
Natürlich könnte ich auch eine schöne Geschichte am Bildschirm lesen. Das ist kein Problem. Dann lese ich aber ein Buch, nur elektronisch. Dabei kann ich nicht unterstreichen, rieche das Papier nicht und habe nichts in der Hand. Das ist ein Nachteil.
Beim Lesen eines Buches sind viele Sinne beteiligt: Ich rieche das Papier, spüre die Seiten mit den Fingern. Das visuelle System merkt sich, wo auf der Seite ich etwas markiert habe. Ich mache Eselsohren, streiche mit dem Kugelschreiber unter und markiere mit Farben. So merke ich mir Inhalte viel besser als beim elektronischen Lesen.
Ich lese auch viel elektronisch, aber lieber lese ich Bücher. Wenn die Augen schlechter werden, nutze ich den Computer, weil ich die Schrift vergrößern kann. Aber ansonsten bevorzuge ich Bücher.
Das Denkvermögen wird durch viele Computerspiele weniger eingesetzt und angewandt. Mit der Zeit geschieht kein echtes Lernen mehr.
Im Volksmund sagt man heute oft: „Man sitzt vor dem Bildschirm und wird dumm, dick und gewalttätig.“
Am Bildschirm werden zwar Informationen aufgenommen, aber Information ist nicht gleich Wissen. Für Wissen braucht es einen Bezug zur Wirklichkeit.
Information ist nicht Wissen. Kopieren und Einfügen ist nicht Lernen.
Das wäre schön, wenn man einfach Englischvokabeln kopieren und einfügen könnte, aber so funktioniert das nicht.
Wer ohne Fernsehen aufgewachsen ist – meist Menschen, die vor 1970 geboren wurden – kann das Internet viel effizienter nutzen. Sie haben die Fähigkeit entwickelt, Fragen zu stellen und die Qualität von Internetantworten besser zu beurteilen.
Junge Menschen unter 25 verlieren durch das Übermaß an Zeit vor dem Bildschirm oft den Bezug zur Wirklichkeit. Sie erkennen die Bedeutung der Dinge nicht mehr so gut, weil das Fernsehen das Bewusstsein für Selbstverantwortung untergräbt.
Wer viel Zeit vor dem Bildschirm mit Spielen und Filmen verbringt, erlebt, dass das eigene Verhalten keine Konsequenzen hat.
Warum? Beim Computerspiel hat man mehrere Leben. Wenn man einen Fehler macht, verliert man ein Leben, aber man hat noch zwei weitere. Es gibt also keine echten Konsequenzen.
Das prägt sich ein: Das Verhalten hat keine Auswirkungen.
Ich kenne Menschen, die so denken.
Die Bilderflut verändert das Verständnis der eigenen Rolle in der Gesellschaft und in Beziehungen zu anderen Menschen. Man meint plötzlich, man sei selbst ein digitales Medium.
In diesem Sinne geschieht sehr viel im Gehirn.
Bei Kindern ist das noch schädlicher als bei Erwachsenen. Erwachsene haben schon gelernt, Kinder sind erst am Lernen.
Wenn Kinder mit Computern lernen, geschieht oft kein echtes Lernen.
Ich kann das hier nicht kurz erklären, das müsste man im Buch nachlesen.
Der Autor ist ein strenger Gegner des Computers in der Schule. Er sagt, echtes Lernen geschieht nicht durch Einfügen und Ersetzen, wie es heute oft praktiziert wird.
Es gibt heute sogar elektronische Tafeln in Schulen. Das ist problematisch.
Früher mussten wir Wörter mit Kreide oder Füller schreiben, immer wieder. So lernten wir, dass viele mit „v“ geschrieben werden oder dass vor bestimmten Wörtern ein Komma steht.
Heute wissen viele das nicht mehr. Schlimmer noch: Computerprogramme zeigen Rechtschreibfehler an.
Der Schüler denkt dann: Es ist nicht wichtig, richtig zu schreiben, der Computer korrigiert mich sowieso.
Das führt dazu, dass das Gehirn weniger aufnimmt.
Noch etwas: Wenn ich sage, dieser Vortrag wird nicht aufgenommen, es gibt kein Manuskript und keine Kopien, was macht ihr? Die, die interessiert sind, werden sich sagen: „Ich muss mitschreiben und mich konzentrieren.“ So wird die Aufnahme im Gehirn größer sein.
Wenn ich aber sage, ich gebe euch das Manuskript hinterher, sagen viele: „Kein Problem, ich muss nicht so stark aufpassen.“ Dann merken sie sich weniger.
Das ist klar.
Heute wird das den Schülern oft so gesagt.
Es gibt Schüler, die schaffen es, beim Zuhören zu speichern. Andere lernen besser, wenn sie mitschreiben. Wieder andere brauchen andere Methoden.
Aber alle müssen die Information aktiv umsetzen und über das Gelernte nachdenken, damit es sich festsetzt.
Das ist richtig.
Die Zeit läuft mir davon.
Wie lange haben wir noch? Eine Viertelstunde? Zwei Minuten? Stimmt nicht, ich habe eine Stunde bekommen.
Wichtige Gehirnsysteme und ihre Bedeutung für das Lernen und Verhalten
Es gibt fünf oder sechs verschiedene Systeme im Gehirn. Wahrscheinlich sind es sogar mehr, aber diese sind wichtige sogenannte Gehirnsysteme, wie sie im Buch „Digitale Invasion“ von Hart beschrieben werden. Wenn Sie mehr darüber wissen möchten, können Sie „Digitale Invasion“ und „Hart“ googeln, dann finden Sie alle Informationen. Das ist jetzt eher ein Lexikon oder eine Informationsquelle, die man ruhig nutzen darf.
Das erste ist das Glückssystem. Die sogenannte Nucleus accumbens ist die Glückszentrale, die das Glücksgefühl steuert. Eine Überdosis dieses Glücksgefühls kann verheerende Folgen haben, und ein Missbrauch führt zur Sucht. Man tut gewisse Dinge, weil man dabei ein Glücksgefühl erlebt.
Nehmen wir zum Beispiel den Jugendlichen, der am Computer spielt. Diese Spiele sind so aufgebaut, dass das Glückszentrum immer wieder genau diese Erfolgserlebnisse bekommt. Es braucht diese zum richtigen Zeitpunkt, ähnlich wie beim Glücksspiel im Casino. Es ist genau dasselbe System. Der Spieler wartet auf das nächste Glücksgefühl, um es zu erreichen. Zuerst bekommt er das Glücksgefühl schnell, dann immer schneller, und später wird es langsamer. Jedenfalls wird er richtig hineingezogen in dieses Jagen nach dem Glücksgefühl.
Eine Überlastung dieses Systems raubt uns nicht nur die Freude an den kleinen Dingen des Lebens, sondern an allen Freuden überhaupt. Es gibt Menschen, die sind spielsüchtig, andere internetsüchtig oder computerspielsüchtig, wieder andere glücksspielsüchtig. Die Glückszentrale wird überlastet, und bei dieser Überlastung nehmen die Glückserlebnisse ab. Um das Glücksgefühl wieder zu stimulieren, muss die Stimulation erhöht werden. Das heißt, es braucht immer mehr Stimulation, um das Gefühl zu bekommen.
Das ist typisch bei jeder Sucht: Wenn zu viele andere Glücksgefühle unser Glückssystem überfluten, werden Dinge, die uns früher in Glück und Staunen versetzt haben, langweilig oder uninteressant. Zum Beispiel der Mensch, der Computerspiele spielt und dabei sein Glücksgefühl bekommt. Andere Dinge, die ihm früher Freude bereitet haben, wie mit den Eltern in den Wald zu gehen und Vogelstimmen zu unterscheiden, erscheinen ihm langweilig oder sogar furchtbar langweilig.
Wir müssen unserem Glückssystem daher regelmäßig Pausen gönnen, damit es wieder ins Gleichgewicht kommt. Übertriebene Nutzung digitaler Technik überfrachtet den Teil des Gehirns, der die Selbstregulierung steuert. Das bedeutet, dass die Selbstregulierung nicht mehr richtig funktioniert und man mehr Stimulation braucht, um Glück zu empfinden. Genau dann wird alles andere langweilig.
Das Glückssystem ist wichtig, aber wir dürfen nicht zu viel Glück oder zu viel Glücksgefühl hintereinander haben. Das geht nicht. Wir sind nicht dafür gebaut, nonstop Spaß und Glücksgefühl zu erleben. Pausen, große Pausen und Abwechslung sind notwendig.
Das zweite System ist das Ruhesystem des Gehirns. Es schenkt uns Ruhe. Wenn es nicht funktioniert, fühlen wir uns unruhig. Wenn das Gehirn durch übertriebene Nutzung digitaler Geräte ständig stimuliert wird, etwa durch zu viele Informationen oder Eindrücke, steigt ein Stresshormon namens Cortisol an.
Cortisol klingt ähnlich wie Cortison und hat auch damit zu tun, ist aber ein Stresshormon. Unnötiges Cortisol blockiert die Beruhigungsrezeptoren, sodass der Mensch nicht wirklich zur Ruhe kommt. Deshalb kann man oft abends nicht schlafen, nachdem man am Computer gespielt hat.
Cortisol wird von der Nebenniere als Reaktion auf Aufregung oder besondere Anforderungen produziert. Viele digitale Anwendungen wie Facebook oder Twitter können eine Stressreaktion auslösen, weil man ständig mit vielen Leuten gleichzeitig in Kontakt steht. Auch Computerspiele sind darauf ausgelegt, diesen Kick zu erzeugen – ein Adrenalinkick, der uns aktiv macht.
Wenn Adrenalin steigt, steigt auch Cortisol, und man wird unruhig. Das ist wichtig, wenn Gefahr droht, zum Beispiel wenn jemand „Feuer!“ ruft. Dann brauchen wir Adrenalin, um schnell zu handeln. Das ist wunderbar von Gott eingerichtet. Aber wenn das System falsch stimuliert wird, ist das gefährlich.
Das bedeutet, man muss abschalten, das Smartphone ausschalten, Waldläufe oder Spaziergänge machen. Das hilft, den Stress abzubauen. Besonders wichtig ist es, regelmäßig gut und gesund zu schlafen.
Das nächste System ist das Erinnerungssystem im Gehirn. Wir haben einen Arbeitsspeicher und eine Art Festplatte. Der Arbeitsspeicher ist klein, die Festplatte sehr groß. Das Problem ist, dass nicht alles gleichzeitig auf der Festplatte gespeichert werden kann, weil der Arbeitsspeicher nur schubweise Informationen verarbeitet.
Wenn ich zu viele Informationen bekomme oder zu viele Ablenkungen habe, weil ich fünf Dinge gleichzeitig mache, wird weniger gespeichert. Die Fähigkeit, Informationen zu speichern, wird reduziert.
Zum Beispiel ist es mir so gegangen: Ich fahre mit dem Auto, es ist viel Verkehr, ich kenne mich nicht aus, und das Navi sagt mir ständig, was ich tun soll. Das Navi stört mich so sehr, dass ich zwar weiß, ohne Navi nicht fahren zu können, aber das Navi meinen Stress um ein Vielfaches erhöht. Meine Frau gibt Anweisungen, das Navi redet dazwischen, ich bin gestresst und völlig erschöpft. Wenn ich das Navi ausschalte und mich vorher mit der Karte beschäftigt habe, weiß ich ungefähr, wann ich links oder rechts abbiegen muss, und dann ist alles ruhiger. Aber mitten im dichten Verkehr zu fahren, ist furchtbar, weil mein Gehirn das nicht schafft, alles auf einmal zu verarbeiten.
Das Lernsystem des Gehirns ist für Schüler, aber eigentlich für alle, von großer Bedeutung. Es gibt eine Erschöpfung oder Müdigkeit des Nervensystems, und ab diesem Punkt ist Lernen nutzlos. Manche lernen kurz vor einer Prüfung noch sehr viel und stehen früh auf, um zu pauken. Doch bei der Prüfung wissen sie nichts mehr, weil ihr Gehirn überlastet und das Lernsystem ermüdet ist.
Was man besser machen sollte, ist einen Tag vorher lernen und dann gut und lang schlafen. Das ist entscheidend, aber viele wissen das nicht.
Pausen sind wichtig. Viele Ablenkungen stören das Lernsystem. Wenn ich lerne oder lese und plötzlich das Telefon klingelt, dann kommen E-Mails rein, die ich schnell beantworten muss, und dann werde ich wieder gestört. Das funktioniert nicht gut. Ich brauche dreimal so lange, um den Lernstoff zu verarbeiten, als wenn ich ohne Ablenkung lerne.
Unser Gehirn ist nicht für Multitasking geeignet. Ich meine nicht, dass man in der Küche die Suppe rührt und gleichzeitig telefoniert oder sich bewegt. Das ist kein Problem, weil ich dabei nicht intensiv denken muss. Aber gleichzeitig zu telefonieren, E-Mails zu schreiben und nebenbei Englischvokabeln zu lernen, geht nicht.
Ich denke oft, ich spare Zeit, aber tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Studien zeigen, dass Studenten, die Multitasking betreiben, glauben, mehr geschafft zu haben, aber Tests belegen, dass sie deutlich schlechter abschneiden als diejenigen, die die Aufgaben nacheinander erledigen.
Bei Piloten in der Ausbildung wird verlangt, dass sie sich total auf eine Sache konzentrieren und alles andere abschalten. Multitasking zerstört die Konzentration.
Beim Lernen ist Schlaf sehr wichtig. Um den Schlaf zu verbessern, kann man Sport treiben, möglichst in einem dunklen Zimmer schlafen und keinen Kaffee nach 16 Uhr trinken. Bei manchen funktioniert das so, bei mir persönlich hilft es gar nicht, wenn ich Kaffee trinke, weil ich dann überhaupt nicht schlafen kann.
Man sollte nachts möglichst nicht oft aufstehen. Wenn man aufsteht, dann nicht ins helle Licht gehen, sondern gleich wieder ins Bett, frische Luft holen und Stress abbauen. Das fördert gesunden Schlaf. Stress ist nämlich total schlecht.
Das letzte System ist das Beziehungssystem des Gehirns. Unser Gehirn ist auf Beziehung angelegt. Gott hat uns so geschaffen, dass die wichtigste Beziehung die zu Gott selbst ist. Gott hat uns so gestaltet, dass wir eine Beziehung zu ihm pflegen. Deshalb ist Beten äußerst gesund für das Gehirn. Möglichst viel Beten ist wunderbar für das Beziehungssystem.
Aber auch die Beziehung zu anderen Menschen ist wichtig. Dabei sind Menschen gemeint, die man sieht, hört, riecht und anfassen kann – nicht digitale Menschen. Das machen aber viele Jugendliche anders: Sie haben mit zwanzig Leuten gleichzeitig digitale Beziehungen. Diese Beziehungen sind aber keine wirklichen.
Wir verbringen Zeit mit Menschen am PC oder über das Internet, aber nicht mit den Menschen im Zimmer. Diese Zeit nimmt uns die Zeit für die Menschen in unserer Nähe und in der Familie. So entsteht eine Distanz zu den Menschen, die wirklich da sind.
Man hat Beziehungen mit Menschen, die irgendwo sind, aber keine echte Beziehung. Das ist nur eine digitale Beziehung, in der man sich alles erlauben kann, weil der andere einen nicht wirklich kennt.
Der Autor des Buches ist nicht gegen Telefonieren, SMS oder Informationsaustausch. Wenn ich eine Beziehung habe, zum Beispiel zu meiner Frau, ist es klar, dass ich ihr jeden Tag eine E-Mail schicke. Das fördert unsere Beziehung. Wenn ich in der Gemeinde eine Beziehung habe und Informationen über Treffen über Facebook oder SMS verschicke, ist das kein Problem. Diese Menschen haben ihre Beziehungen.
Es geht aber um die Menschen, deren natürliche Beziehungen durch digitale ersetzt werden. Das ist die Gefahr. Das zerstört den Menschen und macht ihn einsam.
Wer mit Anfang zwanzig schon viele Freunde hat, kann seine sozialen Kontakte elektronisch weiter pflegen. Das stört die sozialen Kontakte nicht, genauso wenig wie die Verwendung eines Computers für studentische Referate.
Ganz anders ist es bei Kindern, die sich noch in der Entwicklung befinden. Wenn sie sich der neuen Technik zuwenden, werden wichtige Erfahrungen für eine gesunde Entwicklung verhindert. Der normale Kontakt mit Menschen wird durch die Zeit am Bildschirm ersetzt. Die drei Stunden, die sie sonst mit Menschen verbringen würden, verbringen sie vor dem Bildschirm. Das führt dazu, dass sie verkümmern.
Jetzt sind die 15 Minuten um. Ich denke, im Großen und Ganzen haben Sie verstanden, worum es geht. Es geht nicht darum, die Medien zu verteufeln. Das ist nicht die Absicht. Es geht darum, die Medien richtig einzusetzen.
Der junge Mensch kann das noch nicht. Er muss daran erzogen werden. Zuerst muss er normal lernen, so wie wir Älteren es in der Schule gelernt haben. Man muss zuerst Rechtschreiben lernen, bevor ein Rechtschreibprogramm nützt. Ich muss wissen, wie man schreibt und wann das Komma kommt. Dann weiß ich, wenn der Computer mir sagt, dass etwas nicht stimmt, kann ich nachschauen und das Komma richtig setzen. Das Rechtschreibprogramm erinnert mich nur daran, dass ich etwas vergessen habe. Insofern ist es eine Hilfe.
Deshalb muss der junge Mensch zuerst das normale Lernen beherrschen. Der Direktor von eBay und andere Führungskräfte, die in „Digitale Invasion“ erwähnt werden, schicken ihre Kinder auf Schulen, in denen keine Computer verwendet werden. Sie wissen, warum. Es geht auch um Apple und andere Firmen. Sie wissen, was sie ihren Kindern antun, wenn sie ihnen von Anfang an Computer in der Entwicklungsphase geben.
Bei manchen Kindern gibt es zuhause gar keinen Computer. Sie müssen zuerst das normale Leben lernen und dann schnell genug den Umgang mit dem Computer. Das geht dann ganz schnell, wenn sie ihn an der Universität oder in der Oberstufe brauchen.
Wir wollen hier schließen. Natürlich werden jetzt viele Fragen kommen. Wir haben morgen noch einen Vormittag, um darauf einzugehen. Wenn Sie Fragen haben, geben Sie sie mir schriftlich oder mündlich, ich notiere sie mir.
Zum Schluss wollen wir beten und stehen dazu noch auf.
