
Herzlich willkommen zum Podcast der EFH Stuttgart mit Jörg Lackmann und Thomas Powileit.
Unser Podcast möchte dazu anregen, das Christsein praktisch zu leben und zugleich zum theologischen Nachdenken einladen.
Als Gemeinde sind wir in dieser Welt oft nicht die Vorzeigegruppe. Manchmal müsste es Gott sogar peinlich sein, dass er eher mit uns unterwegs ist. So wie wir uns verhalten, knirscht es viel zu oft auch bei uns im Getriebe.
Warum ist das so? Und warum wird Gottes Kraft manchmal so wenig – auf jeden Fall im Gemeindealltag – sichtbar? Ja, Thomas, warum sind wir nicht die Bundesligamannschaft, zu der jeder gehören will? Weil die Gemeinde eben doch nicht der Glamourverein ist und auch nicht aus Menschen besteht, die ihr gesellschaftliches Umfeld beeindrucken können.
Mir ist ein Bibelvers von Paulus ganz wichtig, der den Korinthern schreibt, ab 1. Korinther 1,26: „Seht eure Berufung, Brüder!“ Er fordert sie heraus: Seht euch doch an, dass es nicht viele Weise sind nach dem Fleisch, also ihrer Herkunft nach, nicht viele Mächtige, nicht viele Edle, sondern „das Überflüssige der Welt hat Gott erwählt, damit er das Starke zu Schanden mache, und das Unedle der Welt und das Verachtete hat Gott auserwählt, das, was nicht ist, damit er das, was ist, zu Schanden mache.“
Wir hätten es ja gerne, dass wir damit angeben können, mit wem wir in der Gemeinde zusammen sind. Am besten gehören die Leute neben uns dann zur Führungsriege in unserer Gesellschaft. Das ist jedenfalls meine menschliche Eigenschaft: Ich brauche etwas, auf das ich stolz sein kann.
Aber Paulus sagt in diesem Vers: Schaut euch doch an, die Gemeinde sitzt nicht auf den Regierungsbänken in dieser Welt. Wer in der Gemeinde unterwegs ist, kann das auch bestätigen. Paulus beschreibt hier den ganz normalen Gemeindealltag: nicht viele Edle, eher Unedle und Verachtete, Leute, über die man den Kopf schüttelt, die der Normalbürger oft nicht einmal zum Freund haben möchte. Nicht grundsätzlich, aber es gibt das schon.
Die Gemeinde zieht oft Menschen an, die mit größeren Problemen zu kämpfen haben, weil sie instinktiv spüren: Hier gibt es Hilfe. Aber es ist ja nicht die Gemeinde, die helfen kann, sondern Gott selbst, dem wir als Menschen begegnen müssen.
Deswegen ist die Gemeinde in gewisser Weise auch ein Querschnitt der Gesellschaft. Man würde sagen, natürlich gibt es dort ganz normale Menschen in ganz normalen Lebenssituationen. Aber das Evangelium ist auch so etwas wie ein Magnet für Menschen mit Problemen. Deshalb gibt es vielleicht in der Gemeinde überproportional viele Menschen, von denen Paulus hier redet: törichte, schwache, unedle.
Bei dieser Bestandsaufnahme darf ich ruhig stehen bleiben. Ich muss mir bewusst machen, dass Gott zu seiner Gemeinde steht, und das finde ich sehr motivierend.
Deshalb sollten wir das ebenfalls tun. Beeindruckend war von Anfang an, dass die Christen diese gesellschaftlichen Schranken in ihrer Gemeinde überwanden. Sie lebten das, was in der großen Gesellschaft überhaupt nicht funktionierte: Der römische Offizier saß im Hauskreis zusammen mit dem einfachen Sklaven. Die Magd und die Herren waren gemeinsam in einer Gemeinde.
Statt Verachtung erfuhren die Neuen damals in der Gemeinde Achtung. Statt eines abschätzigen Umgangs, wie „Du bist ja nur der Sklave“, gab es Respekt.
Natürlich ist das ein Weg, der immer wieder umkämpft wird. Doch das Miteinander sollte von diesem Grundsatz getragen sein: Nehmt einander an, so wie Christus euch angenommen hat.
Weil diese Haltung trotz aller Schwächen in Gottes Gemeinde gelebt wird, ist die Gemeinde für viele Menschen zum Zuhause geworden – für viele, die äußerlich und innerlich heimatlos sind.
Ich finde es schon interessant, wenn ich das mit der Wirtschaft vergleiche, zum Beispiel mit einem Bankhaus, das ja eine eher konservative Branche ist. Dort wird auf einen gewissen Standard geachtet. Wenn du als Kunde den Direktor besuchst, findest du dort Lasersessel, vielleicht ein Parkett und sogar ein Kunstwerk. Man könnte denken, dass bei Gott, dem Heiligen, dem großen Gott, ebenfalls ein hoher Standard herrschen müsste. Doch oft ist das Gegenteil der Fall.
Es gibt eine gewisse Diskrepanz zwischen diesem hohen Gott und uns niedrigen Menschen. Man könnte erwarten, dass in der Gemeinde eine heile Welt herrscht, weil Gott dort regiert. Die Liebe Gottes ist ja in den Herzen der Menschen vorhanden. Trotzdem ist man manchmal überrascht, wie sehr sich das, neben all dem Positiven, das natürlich auch da ist, voneinander unterscheidet.
Ich glaube, das zeigt auch, dass Gott eben anders ist als wir Menschen. Für mich ist dabei wichtig geworden: Gott muss uns seine Größe nicht vorspielen. Er ist groß – größer geht gar nicht. Er muss uns nicht beeindrucken, denn er ist beeindruckend. Deshalb kann er es sich leisten, mit schwachen Menschen unterwegs zu sein.
So haben wir es auch in dem Text gelesen: Das Törichte der Welt hat Gott auserwählt, damit er das Starke zu Schanden mache (1. Korinther 1,27). Das ist absichtlich und praktisch so, damit wir nicht den Menschen groß machen oder die große Show. Vielmehr soll Gott auch in dieser Schwachheit sichtbar sein.
Das Wesentliche ist Gott, nicht dass wir allem entsprechen.
Ja, genau. Gott ist nicht beeindruckt von unserer Kraft. Er will, dass ich ihm meine leeren Hände entgegenstrecke und sage: Vater, ich kann das nicht. Oder: Vater, ich bin nicht das, was ich eigentlich sein sollte. Oder: Vater, in mir ist keine Kraft, ich bin zu schwach, ich brauche dich.
Paulus sagt das ja später noch einmal im zweiten Korintherbrief: Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark. Also wenn ich zugebe, dass ich es nicht schaffe und Gott um Hilfe bitten muss, dann kann ich erleben, wie er mit seiner Kraft an mir wirkt und auch durch mich wirkt.
Dann ist auf der einen Seite zwar seine Stärke sichtbar, aber auf der anderen Seite ist auch klar, dass das eben nicht meine Kraft ist. Ich brauche dazu Gottes Kraft. Deshalb ist Gott gerne mit Schwächlingen unterwegs, weil seine Kraft da besonders sichtbar wird. Er liebt es, mir seine Kraft zu geben. Aber die Bedingung ist – und ich glaube, das ist oft schwierig – ich muss meine Schwachheit zugeben. Ich muss sagen: Ja, ich kann das wirklich nicht.
Das Besondere an der Gemeinde ist ja nicht, dass wir alle so tolle Christen sind, denen es super geht und die charakterlich schon in der Endstufe bei 99 Prozent sind. Das Besondere an diesem Text ist auch, dass Gott die Törichten auserwählt hat. Es wäre mal spannend zu sagen: Alle Törichten, stellt euch ans Klavier, ihr seid von Gott auserwählt!
Ich habe vorhin darüber nachgedacht, als du das gesagt hast, bei dieser Latte an Ausdrücken oder der Menge an Bezeichnungen: „Törichte, Schwache, Unedle“. Ob man das nicht jedes Mal der Gemeinde sagen sollte: Ihr Törichten, Schwachen und Unedlen, jetzt beginnen wir den Gottesdienst. Aber dann erinnert man sich sofort daran, dass Paulus sie trotzdem Heilige nennt.
Natürlich sind wir das, aber die Realität Gottes, was er in uns sieht und was er in Christus gemacht hat, ist immer noch höher. Das fand ich dann auch interessant, nachdem so kurz ein Gedanke reinkam. Es ist eben nicht das Perfekte, sondern er legt seinen Schwerpunkt darauf, dass er sagt: Wir sind von Gott auserwählt, wir sollen zu ihm gehören.
Es gibt ja immer wieder mal Auswahlverfahren. Ich habe das schon erlebt. Die einen bewerben sich für ein Auslandsjahr und dann zittert man: Bin ich jetzt dabei oder nicht? Andere bewerben sich für ein Stipendium, wo sie auch ein Auswahlverfahren durchlaufen müssen. Oder ganz einfach für einen Job.
Wenn dann der Brief kommt: Sie wurden genommen, dann denkt man: Wow, super! Und hier sagt Paulus: Ihr seid auserwählt. Ich wünsche mir, dass das auch mehr bewusst wird. Ich bin von Gott auserwählt, ich darf zu ihm gehören.
Und das macht schlussendlich Gemeinde aus. Das macht auch mein Christsein aus. Nicht wie perfekt ich bin, auch wenn ich da natürlich auf dem Weg bin, sondern dass diese Auserwählung etwas ganz, ganz Wichtiges ist.
Wir sprechen heute ein wenig über die herrliche Seite der Gemeinde und auch über die peinliche Seite. Die Auserwählung sollte ja irgendwo auch sichtbar sein.
Gut, ich kann da vor meiner eigenen Tür kehren. Ich weiß auch, dass nicht alles sichtbar ist. Aber dass wir Gott aus Dankbarkeit ehren und als Auserwählte so leben, finde ich trotzdem immer noch schwierig.
Ich verstehe, dass Gott das nicht nötig hat. Gott wird dadurch größer gemacht und ist sehr liebend, wenn er sich gerade zu Menschen hinwendet, die nicht perfekt sind.
Die andere Seite ist: Irgendwann sollte man doch mal Fortschritte machen, oder? Das stimmt.
Wenn du manche Bibelverse liest, siehst du, was dahintersteht. Wenn Jesus sagt, wir sollen Liebe untereinander haben, dann lässt das vermuten, dass er das auch in Situationen meint, in denen man merkt, wir sitzen da in einem kalten Beziehungskühlschrank oder so.
Oder wenn Jesus uns ermahnt, eins zu sein, so wie er mit dem Vater eins ist, dann lässt das vermuten, dass es in der Gemeinde immer wieder Uneinigkeit oder Streit gibt.
Der Alltag einer Gemeinde besteht auch aus vielen Konflikten. Oft gehen Christen nicht gut miteinander um. Sie wissen, dass Gott den ersten Platz in ihrem Leben haben sollte, aber dann sitzt auf ihrem Lebensthron doch irgendwie ein Götze – sei es das Ich, Geld oder Ansehen.
Oft brauchen wir Jahre, um überhaupt zu erkennen: „Hey, das ist ein Götze, der in meinem Leben sitzt und es dominiert.“ Dann muss ich diesen Götzen erst beim Namen nennen und mich konsequent von ihm trennen.
Dafür brauche ich Gottes Kraft. Das schaffe ich nicht alleine. Und du hast es gesagt: Da sollte es ja weitergehen.
Diesen Prozess nennt man Heiligung. Gott selbst sagt: „Ich bin heilig.“ Man könnte auch sagen: „Ich bin total anders als ihr Menschen, ich bin rein und ihr seid dreckig.“
Aber die gute Nachricht ist: Gott will mich aus diesem Sündendreck ziehen und meine dreckigen Lebensklamotten reinigen, damit sie immer weißer werden.
Durch unser Leben soll Stück für Stück Gottes Herrlichkeit sichtbar werden. Da bin ich bei dir: Das sollte ein Prozess sein, der läuft.
Man sollte sich nicht entschuldigen und sagen: „So bin ich nun mal und ich muss mich da auch gar nicht mehr verändern lassen.“
Wir hatten vorhin ein kurzes Vorgespräch über den Podcast, und du hast ein bisschen erzählt, wie du auf das Thema gekommen bist. Das fand ich recht interessant. Wir müssen keinen Namen nennen, du hast ja auch keinen genannt. Die Quelle hast du erwähnt, aber die müssen wir nicht nennen, falls sie zu speziell ist.
Es ging um einen Pastor, der nach jahrelangem Dienst seinen Dienst aufgegeben hat, weil er damit Probleme hatte, dass die Gemeinde so wenig Fortschritte zeigte. Das ist schon schwierig, finde ich. Wenn man viele Stunden investiert und denkt, jetzt haben wir den Durchbruch geschafft, und dann passiert wieder nichts. Wenn man das jahrelang erlebt, schwindet die Kraft und die Energie.
Das kostet ja auch Kraft. Man kann nicht immer nur gelassen rangehen. Man schläft vielleicht schlecht wegen bestimmter Dinge, weil sie einem dann doch nahegehen. Dann denkt man: Wir haben den Heiligen Geist, aber wo ist diese Kraft? Wie geht man damit um? Ist das ein Mangel an Realismus? Dreht man sich zu sehr um sich selbst? Man will doch helfen.
Ich denke an diesen Pastor, der jahrelang gedient hat und dann irgendwann gesagt hat: Ich kann nicht mehr, weil sich nichts bewegt, weil ich zu viel Schlechtes erlebt habe. Ich finde das echt schade. Ist es auch. Man hat ja nicht viel von Gottes Kraft gesehen, das war dann sein Problem.
Mir hilft, dass dieses Phänomen natürlich auch schon biblische Autoren kannten. Zum Beispiel im dritten Johannesbrief wird von Diotrephes berichtet. Er hat die Gemeinde dazu missbraucht, um seine Herrschsucht auszuleben. War das der, der immer der Erste sein wollte? Genau, und der die anderen aus der Gemeinde geworfen hat und so weiter.
Da war so viel von eigener Macht zu spüren und so wenig von Gottes Kraft, die ihn in die Demut geführt hätte. Also das war gar nicht zu sehen. Ich glaube, es gibt keinen Automatismus, wie man Gottes Kraft erlebt. Aber die Grundvoraussetzung, das habe ich vorhin schon gesagt, ist, dass ich meine Bedürftigkeit sehe und die eigene Schwachheit. Dann eben das Gebet: Herr, ich brauche deine Kraft, wirke du durch mich.
Es ist nicht unsere Schwäche, die Gott im Weg steht, sondern eher unser Stolz. Unser Stolz ist ein richtiger Kraftkiller, der uns von Gottes helfendem Eingreifen abschneidet. Wenn ich diese Kraft nicht erlebe, auch im Gemeindealltag, kann ich den Stolz nicht einfach wegpusten, auch meinen eigenen nicht.
Vielleicht ist es gut, das mehr im Blick zu haben: Was bremst denn Gottes Kraft? Gottes Kraft ist ja da. Wenn ich sie nicht erlebe, liegt es nicht an Gott, sondern an mir. Man muss auch schauen, wo die Leute herkommen. Wenn jemand stark mit Zornausbrüchen zu kämpfen hatte und jetzt Situationen erlebt, in denen er sagt: Gut, ich sage da jetzt mal nicht zu, dann ist das schon ein riesiger Fortschritt für ihn.
Dann hat Gott auch in seinem Leben gewirkt. Ich kann mich gut daran erinnern: In meiner Ausbildung hatte ich jemanden, ich kann schon sagen, einen Freund, den ich hatte. Doch waren wir irgendwie auch ein bisschen in Konkurrenz. Dann haben wir die praktische Prüfung gemacht.
Bei mir lief einiges nicht gut, und das spiegelte sich in der Note wider. Bei ihm lief es wirklich gut. Als er mir berichtete, welche Note er hatte, wäre meine normale Reaktion gewesen: Ah, warum habe ich die nicht? Doch in dieser Situation – ich kann mich heute noch daran erinnern – hat Gott es mir geschenkt, es ihm von ganzem Herzen zu gönnen.
Da war überhaupt kein Neid. Im gleichen Moment dachte ich: Boah, so fühlt sich das an, jemandem etwas zu gönnen, wenn man mal nicht neidisch ist. Das ist gut. Genau, so fühlt sich das an, nicht neidisch sein zu müssen.
Ich habe den Eindruck, dass Gott einen dann auf so einen Berg stellt und sagt: Guck mal, so fühlt sich das an. Dann nimmt er mich wieder mit und stellt mich in dieses Realitätstal hinein und sagt: Aber darin will ich dich führen. Thomas, ich bin mit dir. Wenn du wieder in so eine Situation kommst, dann darfst du einfach sagen: Herr, ich will deine Kraft hier erleben.
Das, glaube ich, ist ein Weg. Da kann ich nicht nur mit dem Finger schnippen, und dann ist alles so. Aber ich glaube, dass Gottes Kraft uns zur Verfügung steht. Wenn man es anders erlebt in der Gemeinde, muss man nicht sagen: Jetzt bleibe ich stehen und gehe nicht weiter.
Man kann sich der Realität stellen und sagen: Ja, so sollte es nicht sein, aber ich weiß, Gott hat mehr für mich, und ich will diesen Gott erleben. Gerade darin, dass er mich verändert.
Ich glaube, manchmal sind wir so verkopft, oder ich bin es zumindest. Man hat seine dogmatischen Richtlinien, die ja gut sind, aber man bleibt dabei stehen. Es ist dann so wenig dieses: Hey, ich will das persönlich erleben, ich will mit diesem Gott wirklich leben und sehen, wie er mein Leben verändert.
Da ist wahrscheinlich die Hoffnung nicht mehr da, auch gerade bei diesem einen Pastor. Der hat irgendwann die Hoffnung aufgegeben, dass es noch besser wird, dass noch etwas kommt.
Habe ich daraus gehört, dass du das auch als Stolz bezeichnen würdest? Also ohne zu richten, das ist mir schon klar. Stolz in dem Sinne, dass man ja „der Passt“ sein will. Einmal will man etwas bewirken, und dann natürlich auch die richtige, die gute Gemeinde haben. Richtig? Also könnte das die Stolzkomponente sein?
Ja, ich habe es jetzt nicht nur auf den Pastor bezogen, sondern allgemein glaube ich, ist Stolz eine ganz große Frage. Mich hat ja ein Pastor gefragt, weil das mich auch speziell interessiert. Wenn ich glaube, ich kann es packen, ich kann es machen. Ja, genau, dieses „Ich kann es“. Ah, das ist der Knackpunkt. Denn wenn Gott es nicht will, kann es ja Gründe geben. Gott hat mir jetzt nicht versprochen, dass es immer gut läuft.
Denn Jeremia hat auch unglaublich darunter gelitten, dass er gepredigt und gepredigt und gepredigt hat, und nichts passiert ist. Wir haben nie dazugelernt und richtig gesäuft deswegen. Aber deswegen war sein Dienst nicht schlecht. Gott hat ihm auch gesagt: Die Reaktion ist nicht deine Sache, du sollst treu sein. Das wäre also praktisch der Gedanke, dass er zu sehr auf den Erfolg schaut. Er sollte aber schauen, treu zu tun, was er tun soll.
Ich brauche die Vorzeigegemeinde. Und ich glaube deswegen: Okay, ich bin ein Werkzeug, Gott gebraucht mich. Ich muss aber anerkennen, manche Dinge laufen nicht so, wie ich mir das wünsche.
Was ich am Anfang sagte: Ich glaube, ganz wichtig, Gott steht zu seiner Gemeinde. Da sagt dann vielleicht jemand: Ich weiß nicht, ob es so war, der Pastor, das ist ein Chaoshaufen. Und Gott sagt: Und doch ist es meine geliebte Braut. Also dieses Bild zu sehen. Deswegen setze ich mich ein und hoffe, dass Gottes Heiligkeit in der Gemeinde sichtbar wird.
Vielleicht auch – da haben wir auch darüber gesprochen – sich nicht nur an den Problemen festzuhalten, die dann so zeitfordernd sind, sondern plötzlich zu sehen: Hey, da hat sich was verändert. Und das dann ein Stück weit auch zu feiern und zu sagen: Da sehe ich doch Gottes Werk. Das sollten wir jetzt wirklich machen.
Also es war ein Vorgespräch, wo wir darüber geredet haben. Denn da ist etwas passiert, worüber wir jahrelang oft gesprochen und gebetet haben. Und jetzt auf einmal hat Gott es geschenkt. Wir freuen uns darüber. Aber es kam: Wir könnten ja auch mal eine Feier machen. Deswegen schauen wir mal, ob das so unsere Art ist, die Freude auszudrücken. Das ist ja egal, am Ende, wie genau das aussieht. Ganz egal ist es nicht.
Also es hieße einfach anzuerkennen: Ich habe keinen Erfolg versprochen bekommen. Letztendlich auch in der Gemeinde. Ich habe keine heile Gemeinde versprochen bekommen – in der Bibel. Sondern wir sind Sünder, die zusammenkommen. Wir sind geheiligt, auch da sind wir. Wir sind Heilige, werden als Heilige angesprochen. Aber die Verheißung einer Supergemeinde steht nirgends drin.
Und immer im Blick haben: Wie sieht Gott schlussendlich Gemeinde? Wir sind als Christen eben auf dem Weg. Wir sind noch nicht fertig. Keine Gemeinde ist perfekt. Das heißt nicht, dass ich mein Versagen kleinrede. Aber das Gute ist ja auch: Ich darf mich zu dem Versagen stellen. Ich darf sagen: Ja, das ist auch so nicht richtig.
Aber ich muss auch keine perfekte Gemeinde spielen. Ich weiß, Gemeinde ist so ein sicherer Platz, an dem ich auch mal teilen kann, was mir schwerfällt. Auch auf meinem Weg mit Jesus, wo ich echt zu kämpfen habe. Und das finde ich klasse, wenn diese Offenheit einfach auch da ist.
Man versucht nicht, es zu verstecken oder irgendwie zu spielen, so nach dem Motto: Bloß nicht versagen, bloß nicht mein Gesicht verlieren. Ich wünsche mir, dass wir da gemeinsam von dieser Sehnsucht gepackt sind: Gottes Kraft zu erleben, auch Vergebung zu erleben, aber dann auch wirklich weiterzugehen und zu wissen, dass es nichts Totes ist, an Jesus zu glauben, sondern etwas Lebendiges.
Auf der einen Seite ist es die Ehrlichkeit, die Schwachheit und vielleicht auch die Peinlichkeit. Auf der anderen Seite ist es eben Gottes Herrlichkeit. Aber wie du sagtest: Das sind die beiden Pole – Peinlichkeit und Herrlichkeit. An Gottes Hand sollte ich mich dann auf dieser Skala in Richtung Heiligkeit bewegen. Und das kann ich, weil Gott mich verändern will. Die Frage ist: Lasse ich das zu?
Mit diesem Ausblick auf die Zukunft, der uns Mut machen darf, wollen wir das jetzt mal beenden. Dieses Thema, das natürlich immer weiter fortschreitet im Leben.
Damit schließen wir den Podcast der evangelischen Freikirche Evangelium für alle in Stuttgart ab und hoffen, dass ihr einen Impuls für euch mitnehmen konntet. Wie immer, wenn ihr Fragen habt, über die wir sprechen können, oder Anmerkungen zum Podcast, dann schreibt uns unter podcast.de.
Wenn ihr uns persönlich kennt, könnt ihr uns auch gerne persönlich ansprechen. Das ist immer so halb und halb von der Erfahrung her.
Wir wünschen euch Gottes Segen.