Ich war vorhin überrascht, wie Herr Mannhofsches vom Gottesdienstraum sprach. Ich finde es eigentlich problematisch, wenn wir glauben, dass wir nur in bestimmten Räumen mit Gott reden können. Dieses Verständnis ist uns eigentlich fremd.
Wir machen die schönsten Erfahrungen mit Gott mitten im Leben, dort, wo wir unsere Schwierigkeiten haben. Dort, wo unsere Probleme und Nöte sind. Ich weiß auch, dass die stille Zeit, die ihr mit dem Wort Gottes verbringt, so wertvoll ist.
Als ich ein junger Mann war, habe ich das zum ersten Mal erlebt, als ich zum Glauben kam. Bei einer Evangelisation hatten wir eine Freizeit. Jeder nahm seine Bibel und suchte sich einen Platz: der eine saß auf der Treppe zur Apotheke, der andere auf der Kirchhofmauer und hielt seine stille Zeit. Das war der Ort, an dem die Ehre Gottes wohnte – mitten im Leben.
Es ist auch ein falsches Verständnis, das manche haben, wenn sie meinen, sie müssten Gott eine Ehre erweisen oder Gott „hochheben“. Das hört man heute oft in modernen Gottesdiensten: „Wir wollen Gott hoch erheben.“ Aber Gott ist so hoch, dass wir ihn gar nicht höher heben können. Es ist fast lächerlich, wenn wir mit unseren schmutzigen Händen versuchen, Gott höher zu heben.
Gottesdienst bedeutet vielmehr, dass Gott uns dient. Ist euch das bewusst? Er ehrt uns, steigt zu uns herab und kommt in unser kleines Leben. Herrlich ist, was Herr Hermann Hofse so schön gesagt hat: Wir haben das Priestertum aller Gläubigen. Im Neuen Testament gibt es nichts anderes. Ihr seid Priester, Priester des Allerhöchsten, und ihr dürft die wunderbare Gnade und Vergebung von Jesus weitergeben an Menschen, die sie dringend brauchen.
Was bedeutet das? Wenn ihr ein Beichtgespräch führt und jemandem zusagt: „Jetzt ist alle deine Schuld vergeben, gebüßt und getragen im Blut von Jesus“, dann ist das ein Dienst am Leben der Menschen.
Es geht also um unser Leben, dass wir dort, mitten in unserem Alltag, unsere Erfahrungen mit Gott machen. Deshalb habe ich einen Abschnitt ausgesucht: 2. Mose 17,1-7. Ich finde es wunderbar, dass in der Bibel so viele Erzählgeschichten stehen.
Man hört manchmal in Ansprachen viele theoretische Vorträge, mit denen wir nichts anfangen können – reines Kopfwissen. In der Bibel wird einfach erzählt. Übrigens hat Jesus fast ausschließlich Geschichten erzählt. Er tut es am besten, wenn er diese Geschichten weitergibt.
Meine Schwester Irmgard Weht hat eine der meistverbreiteten Kinderbibeln geschrieben, die Neukirchener Kinderbibel. Sie sagt immer, dass das, was sie für Kinder geschrieben hat, gerade für Erwachsene richtig ist: einfach die biblischen Geschichten zu hören und zu lesen. Es kann gar nicht klar und einfach genug sein. Und das sind auch die Geschichten des Alten Testaments – ganz wunderbar.
Gottes Führung in der Wüste – Die Geschichte Israels
Wir erinnern uns: Die Israeliten waren aus Ägypten ausgezogen. Ich weiß nicht, ob ihr schon einmal in Ägypten wart. Ich selbst war einmal dort, und ich lege heute keinen großen Wert mehr darauf. Eigentlich war ich erschrocken. In den alten Tempeln bekommt man Präsentationen, ähnlich wie man sie heute macht. Dabei kommen die alten ägyptischen Denker noch einmal zum Vorschein. Das ist okkulteste Esoterik, ganz unheimlich.
Die Ägypter hatten einen Kult um den Tod herum. Denkt an die Pyramiden: Das waren nur Gräber, keine Hoffnung auf Leben. Es ging nur um den Tod und eine furchtbare Unterdrückung. Nur die Pharaonen hatten das Leben; alle anderen mussten leiden und waren Sklaven. Gott hat sein Volk aus dem Gefängnis Ägypten herausgeführt. Er will etwas aus seinem Volk Israel machen. Deshalb führte er sie durch die Wüste.
Die ganze Gemeinde der Israeliten zog aus der Wüste weiter ihre Tagereisen, wie ihnen der Herr befahl. Sie lagerten sich in Rephidim, doch dort hatte das Volk kein Wasser zu trinken. Sie haderten mit Mose und sprachen: „Gib uns Wasser, dass wir trinken können!“ Mose antwortete ihnen: „Was hadert ihr mit mir? Warum versucht ihr den Herrn?“
Als das Volk dort nach Wasser dürstete, murrten sie wieder gegen Mose und sagten: „Warum hast du uns aus Ägypten ziehen lassen? Damit du uns unsere Kinder und unser Vieh vor Durst sterben lässt?“ Mose schrie zum Herrn und sprach: „Was soll ich mit dem Volk tun? Es fehlt nicht viel, und sie werden mich noch steinigen!“
Der Herr sprach zu ihm: „Tritt vor das Volk und nimm einige der Ältesten Israels mit dir. Nimm deinen Stab in die Hand, mit dem du den Nil geschlagen hast, und geh hin! Siehe, ich will vor dir auf dem Fels am Horeb stehen. Dort sollst du an den Fels schlagen, und Wasser wird herausfließen, sodass das Volk trinken kann.“
Mose tat so vor den Augen der Ältesten Israels. Er schlug an den Fels, und Wasser floss heraus. Den Ort nannte er Masa und Meriba, weil die Israeliten dort gehadert und den Herrn versucht hatten. Sie hatten gefragt, ob der Herr unter ihnen sei oder nicht.
(2. Mose 17,1-7)Die Herausforderung des Glaubens in der Wüste
Da sitzen die Israeliten in der glühend heißen Wüste. Die Sonne brennt erbarmungslos herunter, die Luft flimmert, es gibt keinen Schatten. Die Kinder quengeln: „Mama, ich habe so Durst.“ Die Mutter antwortet: „Ich auch.“ Sie warten, doch es tut sich nichts. Die Nerven liegen blank, und die Menschen sind gereizt.
Wir leben in einer unheimlichen Welt, in der es Nöte über Nöte gibt. Wenn man all diese Nöte beschreiben wollte, käme man gar nicht fertig. Das Wasserproblem ist nur eines davon. 1,3 Milliarden Menschen auf dieser Welt können nie in ihrem Leben ein Glas sauberes Wasser trinken. Das ist die Realität.
Viele Christen sagen, sie wollen die Welt verändern. Sie fordern: „Fang doch an!“ In den letzten Jahrzehnten haben wir viele Brunnenbohrteams ausgerüstet und Brunnen geschaffen. Junge Leute wurden ausgesandt, um vor Ort zu helfen, zum Beispiel bei der Abdeckung der Brunnen.
Doch das Problem lässt sich kaum lösen. Im Tschad etwa lag das Grundwasser bereits in 180 Metern Tiefe. Mit jedem neuen Brunnen sinkt das Grundwasser noch weiter ab. Wir haben kein Wasser mehr. Das kann man nicht mehr rückgängig machen.
Aber in der Geschichte geht es um eine noch viel schlimmere Not als das Wasserproblem. Die schlimmste Not ist, wenn Menschen an Gott verzweifeln, mit Gott im Streit liegen oder mit Gott hadern. In der Bibel wird das als „Gott versuchen“ oder „ihn provozieren“ beschrieben. Das tun wir alle. Jeder von uns hat schon mit Gott gehadert.
Warum? Als junger Schüler habe ich mich oft gefragt, warum ich nicht so begabt bin wie andere, die sportlich alles können. Warum habe ich ein Handicap? Warum bin ich begrenzt? Andere hadern damit, warum sie in eine bestimmte Familie geboren wurden oder warum sie so schwierige Eltern haben.
Es gibt unzählige Gründe, mit Gott zu hadern und zu streiten. Wer das tut, vergisst, dass wir nicht der Mittelpunkt der Welt sind. In den letzten Tagen stand ich wieder an einem Sterbebett und wurde mir bewusst, wie kurz das Leben ist. Ein guter Freund von mir stirbt. Sein Leben verlischt. Es blüht nur für einen kurzen Augenblick auf und ist dann vorbei.
Der Mittelpunkt dieser Welt ist der lebendige Gott. Wir Menschen sind nur kleine Randfiguren unter den Milliarden Menschen, die auf der Erde leben. Wenn du mit Gott streitest und nicht mit ihm klarkommst, häufst du dir selbst Gericht an.
Es kommt mir so vor, als läge jemand schwer krank am Straßenrand. Ein Notarzt kommt vorbei und will ihm helfen, doch der Kranke spuckt ihm ins Gesicht. Gerade in der Not ist Gott der Einzige, der helfen kann. Er ist der Einzige, der eine Lösung für die unlösbaren Nöte dieser Welt hat. Niemand sonst hat eine Antwort.
Man kann sich vorstellen, jemand hängt an einem Seil am Berg, und oben stehen andere, die ihn retten können. Es wäre Wahnsinn, das Rettungsseil zu kappen und mit einem Beil abzuhauen. Man würde sagen: „Ich ärgere mich, aber das Einzige, was mich retten kann, darf ich nicht zerstören.“
Deshalb ist es so schrecklich, mit Gott zu hadern und mit ihm im Streit zu liegen. Das Allerschlimmste ist, Gott anzuklagen. Genau das haben die Israeliten getan – und zwar ständig während ihrer Wanderung durch die Wüste.
Israel ist doch der Augapfel Gottes, das auserwählte Volk. Wenn schon die Israeliten so verzweifelt sind, wie viel schlimmer ist es dann bei uns? Mit den Christen kann man keinen Staat machen, weil wir fortwährend versagen und uns an Gott versündigen.
Ohne Glauben kann man Gott nicht gefallen. Das heißt auch, dass Gott an den Israeliten in der Wüste kein Gefallen hatte. Wenn wir Gott mit Füßen treten, murren, anklagen und ihm feindlich gegenüberstehen, hat Gott kein Gefallen an uns.
Paulus hat diese Geschichte noch einmal aufgegriffen im 1. Korinther 10. Es lohnt sich, das einmal zu lesen. Paulus sagt: Das ist uns zur Warnung geschrieben. Es ist wichtig für uns, damit wir es nicht so machen wie die Israeliten in der Wüste. Aber leider tun wir es trotzdem.
Die Schwierigkeit, Gottes Führung zu verstehen
Und es ist die ganze Not: Wir bauen prächtige Kirchen, wir haben schöne Lieder und vieles mehr. Doch in unserem Herzen herrscht Feindschaft gegen Gott, gegen seine Gebote und seinen Willen. Wir sind von ihm entfernt, laufen vor ihm davon, wollen nicht auf ihn hören und interessieren uns nicht für ihn.
Jetzt möchte ich einige Dinge herausgreifen, an denen wir uns entlangbewegen können. Keiner kann Gottes Wege verstehen – das ist mein erster Punkt. Keiner kann Gottes Wege verstehen.
Vor einigen Tagen war ich eingeladen in eine Gruppe, in der es heute schon Glaubenskurse gibt. Ich habe das Material durchgesehen. Man hat mich gebeten, etwas zur Führung zu sagen. Interessant: Wie führt Gott? Ich habe das Material geprüft, und es stand viel Unsinn darin.
Zum Beispiel stand dort, dass Gott durch Träume redet. Ich bin dankbar, dass Gott in meinem Leben noch nie durch einen Traum gesprochen hat. Denn das, was ich träume, ist oft Unsinn, manchmal sogar Schmutz. Ich bin froh, dass Gott nicht durch Träume redet.
Dann wurde gesagt, dass Gott durch Propheten redet – sicher in biblischer Zeit, aber heute? Ich bin froh, dass Gott heute nicht durch Propheten redet. Denn die Propheten, die ich kennengelernt habe, haben Dinge erzählt, die sich nach einigen Jahren als falsch erwiesen haben. Ich bin froh, dass man nicht auf diese Schausteller und Taschenspieler hören muss.
Propheten und Träume – und dann kamen Visionen. Auch da sind es oft Wunschbilder, die wir uns selbst einreden. Wodurch redet Gott einzig und allein? Durch sein Wort.
Wenn wir die Bibel ansehen, wie Gott führt, steht dort, wie er das Volk Israel im Wüstenzug führte. Er führt uns so, dass wir es nicht verstehen, dass wir es nicht begreifen.
Ich könnte einfache Beispiele geben: Ende November bin ich umgezogen. Wir haben eine wunderbare Wohnung gefunden, ein bisschen kleiner, passend zu unserem Alter, herrlich am Kurpark in Bad Cannstatt. Natürlich sagen wir, dass Gott uns geführt hat. Aber warum sagen wir das? Weil es uns passt, weil es uns gefällt.
Oder ich habe so eine wunderbare Frau – da hat Gott mich geführt wie ein Blinder, sonst hätte ich dieses Supermädchen ja gar nicht gefunden. Wir sagen das immer, wenn wir ganz wunderbare Dinge erleben: Da hat Gott mich geführt.
Wir haben ein acht Jahre altes Auto gekauft, das jetzt im neunzehnten Jahr ist und ohne Mängel fährt. Die Werkstatt sagt, wir können noch zehn Jahre damit fahren. Das glaubt ihr nicht, aber Gott hat mich geführt, dass ich so Glück gehabt habe. Wir sagen immer, wenn es uns gefällt, das sei Führung Gottes.
Aber in der Bibel ist es umgekehrt. Dort wird immer gesagt, Gott hat geführt, wenn er tut, was uns nicht passt.
Josef wurde von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft. Er kam ins Haus des Potiphar, wurde von dessen Frau verführt und sollte verwirrt werden. Josef kam unschuldig ins Gefängnis. Und wir merken: Das war Führung Gottes.
Hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass die Dinge in deinem Leben, die dir gar nicht passen, Führung Gottes sind? Wir lehnen uns so schnell auf. Der Arbeitsplatz gefällt mir nicht. Die Gemeinde, in der ich bin, gefällt mir nicht.
Zur Gemeinde möchte ich nur sagen: Wir sollten eine Gemeinde verlassen, in der Christus nicht geehrt wird und sein Wort mit Füßen getreten wird. Das ist ein Grund zum Verlassen.
Aber sonst, wenn Christus geehrt wird und sein Wort dort gelehrt wird, müssen wir aufpassen, ob wir nicht nur nach unseren Empfindungen gehen, wenn wir glauben, Gottes Führung sei nicht passend.
Wie heißt es am Anfang des Wüstenwegs der Israeliten? Gott ließ sie einen Umweg machen, nicht den direkten Weg nach Kanaan, sondern einen Umweg. Dann führte er sie mitten in die Wüste.
Wenn man als Tourist durch die Wüste fährt – es gibt ja nichts Schöneres als die Wüste – und man kommt mit einem luftgekühlten Bus und hat sein Picknick dabei, ob es die Sinaiwüste oder die Wüste Gobi ist.
Ich bin mit einem Sonderzug gefahren, der nachts in der Wüste Gobi zum Sonnenaufgang hielt. Herrlich! Man geht zurück in sein Abteil und frühstückt im Speisewagen – wunderschön!
Aber die Wüste ist ein lebensfeindlicher Raum. Gott führt mich in ein Gebiet, wo man gar nicht mehr leben kann, wo man nicht durchkommt. Gibt es das wirklich, dass Gott seine Leute so führt?
Sie müssen mal die Bibel lesen. Ich sage: Gott offenbart seinen Willen in seinem Wort. Führung verstehen wir nur durch das Wort Gottes.
Lesen Sie die Bibel, wie Paulus große Pläne für seine Mission hatte. Er wollte in der Türkei nach Pontus, an die Küste des Schwarzen Meers. Da heißt es: „Der Geist Gottes wehrte es ihm.“ Er wurde daran gehindert.
Sind dort Räuber gewesen, die ihn brutal zusammengeschlagen haben? Waren es Soldaten oder politische Unruhen? Ich habe bemerkt, dass in der Geschichte des Reiches Gottes vieles so lief, dass Gott Dinge zerstört hat.
Man möchte fragen: Herr, wir wollen dir doch dienen, warum trittst du uns schonend den Weg?
Die größten Missionare sind nie an den Platz gekommen, an den sie wollten. Livingstone wollte nie nach Afrika, der große Entdecker Afrikas. Er wollte immer nach China. Gott hat ihm das verweigert und ihn nach Afrika geschickt – und dann hat Gott ihn gebraucht.
Es geht nie nach deiner Lust.
Ich kenne junge Leute, die sagen, Gott habe sie nach Thailand berufen. Ich sage: Quatsch! Du hast einen Film im Fernsehen gesehen und möchtest deshalb dorthin. Lass Gott dich wirklich führen, hör darauf, wo du gebraucht wirst, und lass dich senden.
Es geht nicht nach Lust und Liebe.
Bei der Hochzeit darf man ruhig ein bisschen schauen, ob es passt. Da sollte man sich nicht zwingen lassen. Aber auch das ist eine Sache des Verstandes, sonst kommt man irgendwo falsch an.
Bei der Führung Gottes in unserem Leben muss man aufpassen, dass wir das von der Bibel her begreifen: Gott führt uns oft so, dass man seine Führung nicht verstehen kann.
Dann stehen sie in einem Filztal, rechts und links Filzwände, und vor ihnen liegt das Wasser, das Schilfmeer. Hinter ihnen kommen die Ägypter.
Da ist kein Boot, mit dem man hinüber kann. Sie schreien, sie schreien, es kann doch nicht wahr sein, und sie wissen nicht, was sie machen sollen.
Dann sagt das Volk Israel: „Wir wollen wieder zurück nach Ägypten.“ Sie wollen sich aus der Führung Gottes aussprechen.
Das ist ganz furchtbar – dass unser Herz so wankelmütig ist. Immer wieder komme ich auf dieses Wort zurück.
Die Herausforderung des Glaubens am Beispiel Friedrich von Bodelschwingh
Friedrich von Bodelschwing ging nie auf eine normale Schule. Er war Jugendspielfreund des späteren Kaisers Friedrich, der 1888 im Dreikaiserjahr starb. Dieser Kaiser Friedrich litt an Kehlkopfkrebs und gehörte zum höchsten preußischen Adel. Sein Vater war Minister in Berlin.
Bodelschwing war sein ganzes Leben lang Kronprinz. Wilhelm I. gewährte ihm im Schloss eine offene Tür. Er ließ sich von Gott führen und wurde Pfarrer – durch die Erfahrung als Straßenkehrer in Paris. Damals lebten viele deutsche Gastarbeiter in Paris. Bodelschwing zog dorthin, wohnte unter den Gastarbeitern und schloss seine Tür nie ab. Dort konnte jeder ohne anzuklopfen einfach eintreten. Er kümmerte sich um die Ärmsten der Armen.
Doch dann nahm Gott ihm in nur vier Wochen alle vier Kinder weg. Sie starben in Keuchhusen, gerade in der Weihnachtszeit. Man sollte lesen, wie er das seinen Eltern schilderte und wie hart Gott sein kann. Es ist ein Irrtum zu glauben, Gott sei immer nur „lieb“. Er kann in unserem Leben auch sehr hart sein.
Zu dieser Zeit war Bodelschwing Pastor in Delwig in Westfalen. Er saß im Frühjahr vor den Gräbern seiner vier verstorbenen Kinder. Dann stellte sich die Frage, ob er in Bielefeld ein kleines Heim übernehmen wolle. Dort lebten acht Geisteskranke. Er sagte: „Ja, Gott, ich lasse mich senden.“ So baute er ein Bethaus auf. Aus den acht Kranken wurden schließlich mehr, weil sich sonst niemand um Geisteskranke kümmerte.
Das war Bodelschwing. Die Führung Gottes in so einem Leben muss man sich einmal genau ansehen. Man sollte eine Biografie über ihn lesen, um zu verstehen, wie Gott führt. Nicht so, wie es uns gefällt oder passt, sondern so, wie Gott es macht.
Das Herz ist dabei eine riskante Sache. Wir werden später noch ausführlich darauf eingehen. Tief in uns steckt dieses Herz, das so begierig ist. Was wollen wir eigentlich immer von unserem Herzen? Wir wollen Wellness, Süßes, Genuss.
Aber Freunde, unser Herz lässt sich leicht zu allem Dreck und Schmutz verführen. Wir wollen wieder zurück nach Ägypten, als gäbe es dort Hoffnung und ein Ziel. Doch das gibt es nicht – Ägypten steht für Hoffnungslosigkeit.
Dann steht Mose hin und sagt: „Der Herr wird für euch streiten.“ Er sagt nie: „Ihr müsst jetzt kämpfen.“ Das ist ein Missverständnis von uns. Du sollst in deinem Leben erfahren, wie Gott für dich streitet. Die ganze Führung Gottes bringt uns an den Punkt, an dem wir verstehen, was er tut.
„Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“ Du kannst die Hände in den Schoß legen. Ich habe oft gehört, man dürfe die Hände nicht in den Schoß legen. Doch du musst sie in den Schoß legen, bis du begreifst: Der Herr macht es.
Es ist eine wunderbare Gnade, wenn man die Hände noch regen darf. Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich Gott danke, dass ich noch etwas tun darf. Alle sagen: „Du bist jetzt alt, du musst auf die Ofenbank oder aufs Canape, alter Opa!“ Aber es ist herrlich, wenn wir noch etwas für den Herrn tun dürfen. Das ist Gnade, wenn er uns noch braucht.
Doch das Entscheidende macht er. „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet still sein.“ Tretet nur hin und seht zu. Schaut, was der Herr für euch tut. Schaut genau hin!
Dann kommt majestätisch der Auftrag: Ich habe meine Bibel außen angeschrieben. Einmal im Jahr lese ich die Bibel durch. Majestätisch habe ich geschrieben: „Sag dem Volk, dass sie ziehen!“ Das ist Wasser. Sie treten in diese Fluten, und die Fluten teilen sich. Wer das verstehen will, soll es verstehen.
Für Israel war das das höchste Erlebnis, das sie hatten. Heute wird nur noch darüber gesprochen, wie wir durch das Kreuz und die Auferstehung von Jesus erlöst sind. Das sind die ganz großen Wunder, unter denen wir stehen und über die wir uns freuen.
Damals nahm Miriam eine Pauke – ich wundere mich, dass sie in der Wüste eine Pauke hatte – und sie sang: „Der Herr, der Herr, der Herr hat eine herrliche Tat getan. Der Herr ist meine Stärke.“ Die Ägypter zogen nach, doch sie ertranken in den Fluten. Das können nur die tun, für die Gott streitet.
Die fortwährenden Prüfungen und Gottes Treue
Es war noch nicht genug. Dann kamen sie zur ächzten Quelle, und das war Bitterwasser. Doch heute will man das nicht mehr aufhalten. Wieder zogen sie weit, und erneut befiel sie Herr ihnen, und wieder saßen sie in der glutheißen Wüste – wieder ohne Wasser. Hat Gott denn noch nicht genug? Nein, er hat nie genug.
Du musst wissen, dass das das Normale in deinem Leben ist, wenn du mit Gott gehst: dass du durch viel Bedrängnis und Not gehst. Und wenn du in deinem Leben keine Not hast, dann nimm die Not der anderen an und beuge dich mit darunter – unter die vielen Kranken, die Armen, die Leidenden, die Gottlosen, die Gefallenen, die Inhaftierten. Beuge dich unter sie!
1975 war ich zum ersten Mal in Afrika. Damals herrschte in Uganda der Diktator Idi Amin, und das war ganz grausam. Er zeigte sich gerne im Fernsehen bei einem Schauboxkampf. Die letzten Engländer, die noch im Land waren – etwa 200 – demütigte er, indem er sie von vier Engländern in einer Sänfte auf seinen Schultern tragen ließ. So war die Rache des schwarzen Mannes: „Ihr Waisen sollt das mal erleben.“
In Kabale, ganz im Westen, im alten Erweckungsgebiet, fand eine große Glaubenskonferenz statt. Zehntausend Afrikaner waren eine Woche lang zusammengekommen, um Gottes Wort zu hören. Es war eine tolle, herrliche Botschaft. Doch der ganze politische Druck lastete auf dem Land dieses Diktators. Später ermordete Idi Amin den Erzbischof, der damals noch dabei war.
Bei der Konferenz hatten sie über das Thema Versöhnung gesprochen. Abends trafen wir uns mit den Leitenden noch zur Abendandacht. Dort war ein englisches Ehepaar von einer Teeplantage namens Wilson dabei. Sie hatten eine große Teeplantage und sagten: „Wir sind immer noch nicht geflohen.“
Ich vergesse nie, wie wir draußen in der afrikanischen Nacht standen. Der Frau liefen die Tränen herunter, und sie sagte: „Wir wissen nicht, ob wir noch einmal lebend hier herauskommen. Gestern kam das Militär mit Hubschraubern in der Nacht. Wir dachten schon, jetzt ist das Ende, jetzt werden sie uns erschießen.“
Aber sie sagte: „Wir halten das durch, trotz dieses Drucks.“ Dann fragte sie: „Kennen Sie das Lied, das mein Mann vorhin am Klavier gespielt hat, das wir alle gesungen haben? Es ist ein englisches Lied: Trust and Obey – Vertrau und Gehorche.“
Das ist ein ganz wunderbares Lied, besonders wenn wir durch die dunklen Täler unseres Lebens wandern. Vertrauen und Glaube im Gehorsam – der Gehorsam gehört ganz wichtig zum Glauben dazu. Glauben ist nicht bloß Vertrauen.
Ich möchte euch das gerne im Neuen Testament zeigen. Jesus nennt beim Glauben immer genau das: So viel wie Vertrauen gehört auch Gehorsam dazu.
„Das gehorsame Hingehen“: Die zehn Aussätzigen wurden erst rein, als sie hingingen, losliefen. Mit ihrem Gehorsam wurden sie rein. Erst als sie es gehorsam taten, vollzogen sie diese Heilung.
So war es auch hier ganz wichtig, dass das Volk Israel in die Wüste zog und dort in der glutheißen Wüste war.
Der Segen am Ende des Wüstenzugs
Und jetzt kennen wir ja das Ende des ganzen Wüstenzugs. Wisst ihr, es war der herrlichste Segensweg. Schöner kann man den Segen Gottes gar nicht mehr erleben, wenn man den ganzen Wüstenzug Israels ansieht. Eine Kette von Offenbarungen der Herrlichkeit Gottes – da leuchtet plötzlich in der glühendheißen Wüste mit der flimmernden Luft die Herrlichkeit Gottes auf. So schön haben sie es gar nicht mehr gesehen.
Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Mir war zunächst wichtig, dass wir über die Führung reden. Jetzt machen wir mal weiter, und ich will das thematisieren, damit wir es auch behalten und verstehen, dass wir die Führung begriffen haben. Aber jetzt geht es um den zweiten Punkt: Warum tut das Gott?
Schlagt mal 5. Mose 8 auf. Nach vierzig Jahren hält Gott Rückblick auf diese ganze Zeit in der Wüste. Vers 2: „Gedenke des ganzen Weges, den dich der Herr, dein Gott, geleitet hat diese vierzig Jahre in der Wüste.“ Vers 3: „Er demütigte dich und ließ dich hungern und speiste dich mit Manna, das du und deine Väter nie gekannt hatten.“ Jetzt kommt zweimal die Begründung, warum tut das Gott?
Im Vers 2 heißt es, dass er dich demütigte. Will Gott uns demütigen? Ja, wenn Gott uns demütigt, macht er uns groß. Keiner von uns ist demütig. Wir sind alle von Geburt an sehr stolze Leute. So werden wir geboren, sind stolz auf unsere Gaben. Übrigens ist es heute ganz verbreitet, auch unter bibeltreuen Christen, auf die Gaben stolz zu sein.
Ich habe das bei einem berühmten Fernsehprediger gehört, der da kommt. Wir wollen die Leute nicht schlecht machen, nein, wir wollen niemanden schlecht machen. Ich bin ein schlechter Mensch. Ich bin Hermann Hofsess so dankbar, dass er wie kein anderer dieses Thema aufgreift. Vergesst das nicht! Die wenigen Minuten, in denen ich dabei war, waren auf der Jugendkonferenz für Weltmission, jetzt auf einer neuen Messe in Stuttgart.
Wir sind doch vor Gott ein Stinkstiefel. Keiner von uns ist reinen Herzens, keiner von uns ist ohne Sünde – nicht bloß wegen gestern, sondern auch wegen heute. Keine Stunde meines Lebens, in der nicht die Sünde meinem Leben Platz hat. Aber wir lügen uns alle darüber hinweg!
Nächste Woche gehe ich wieder in die Justizvollzugsanstalt in Heimsheim, das ist dort an der Autobahn Karlsruhe-Stuttgart. Dort sind 450 Männer, die zur Bibelstunde kommen, etwa 50 Männer. Ein toller Haufen, das sind fast alles lebenslängliche Mörder und was weiß ich. Aber ein Stolz: Ich bin doch nicht schlecht. Wir haben bloß ungeschickte Situationen gehabt.
Mir hat einer gesagt: „Ich habe die Grenze zwischen Türwächter und Zuhälter nicht mehr begriffen, da bin ich hineingerutscht.“ Der Nächste sagt: „Ich hatte so eine komische Freundin, und dann kam der Mord.“ Und der andere sagt: „Es war immer die Situation, nein!“ Liebe Freunde, erst da wird es interessant, wenn wir sagen können zu den Freunden: „Ich bin nicht besser als ihr hier in der Haftanstalt. Wir sind genau die gleichen vor Gott.“ So stehen wir da, auf dass er dich demütigte.
Gott hat solche Mühe, uns zu zeigen, wer wir sind. Warum hat Gott uns unseren Leib gegeben? Das ist ja ein Wunderwerk, aus Erde geschaffen, damit wir uns nie überheben. Wir sind doch bloß Verwesung. Wie oft habe ich bei Beerdigungen erlebt, dass der Leichenbestatter, der Beamte, der das in Stuttgart in den Feierhallen macht, sagt: „Heute können wir den Sarg gar nicht in die Halle schieben, der stinkt schon so.“ Mal haben wir erlebt, dass der Sargdeckel immer wieder aufging, weil der Leichnam aufgedunsen war.
Mensch, was ist der Mensch nach zwei, drei Tagen? Und das noch im Kühlhaus! Das ist doch mein Leben. Wer bin ich denn? Das Zerfallene! Gott hat uns einen Leib gegeben, damit jeder sagen muss: Wir können uns nie überheben. Wie sollen wir uns erheben wie Gott, wo wir doch so kleine Leute sind? Wir können doch gar nichts verstehen.
Übrigens, wenn andere sagen: „Ich habe Fragen, die kann ich mir nicht beantworten.“ Ich kenne viele Fragen: Warum bist du im letzten Jahrhundert geboren und nicht im vorletzten? Warum bist du in Deutschland geboren und nicht in Amerika? Warum bist du bei diesen Eltern geboren? Warum bist du als Mann geboren und nicht als Frau? Lauter Fragen, die ich stellen kann. Ich verstehe doch ganz wenig. Wer bin ich denn?
Gott demütigt das Volk und versucht damit kundzutun, was in deinem Herzen wäre. Ob du seine Gebote halten wirst, das will Gott wissen. Was ist mit deinem Herzen los? Das Innerste in deinem Leben – das ist das Problem: dein Herz.
Wir sagen immer, das Problem sind die Politiker, das Problem ist die Wirtschaft, das Problem ist die Ungerechtigkeit. Das Problem ist das Menschenherz. Da zeigt Gott das Hauptproblem bei seinem Volk Israel. Das Hauptproblem ist das Menschenherz. Gott kämpft darum, wann das Menschenherz endlich anders sein wird.
Heute kommt wieder etwas in Mode, dass man sich so hochhieft, stimmungsmäßig die Augen schließt und dann die Hände hebt. Liebe Freunde, mit Mystik könnten wir uns millionenfach überhöhen und nach höchsten Dingen streben, aber wir würden kein Stück in unserem Herzen anders werden. Das bleibt mein böses, ungehorsames Herz, das nicht in den Willen Gottes einwilligt.
Dass Gott nicht vertraut, das ist ein abgrundtiefes Misstrauen gegen Gott. Und jeder hat dieses ungläubige Herz. Jetzt beobachtet mal eure Konkurrenz, wie oft das mit dem Herzen vorkommt. Das ist das große Thema. Wie hat Jesus davon gesprochen? Er sagt, das Problem ist nicht das, was wir aufnehmen an Sünden, Gedanken und Bildern. Das Schlimmste ist, dass unser Herz das sucht.
Dass aus dem Herzen arge Gedanken kommen, aus dem Menschenherzen, so sagt Jesus, da liegt das Hauptproblem. Das Schlimmste, was wir machen können, ist eine oberflächliche Bekehrung, dass wir unsere Formen ändern, dass wir Lieder summen und mitsingen, ob wir knien, beten und mit erhobenen Händen loben. Da kann man alle Formen praktizieren, aber das Herz ist nicht dabei.
Euer Herz ist fern von mir, sagt Gott. Euer Herz ist fern von mir – mit den Lippen. Da kann Gott sogar sagen: „Tu weg von mir das Geblärte der Lieder.“ Deshalb sage ich, ich habe so viel Vorsicht, ob man Gott mit unseren Liedern ehren kann. Wahrscheinlich singen die Engel noch viel schöner.
Aber wie ich hergefahren bin, ich bin jetzt im Alter, meine Stimme klingt auch nicht mehr schön. Aber ich habe gebrüllt: „Die wildende Sonne, morgen glänzt er ewig an der herrlichen Sonne.“ Und ich weiß, Gott hat es gesehen und sich gefreut, weil es aus dem Herzen kam. Wenn es aus dem Herzen kommt: „Herr, ich liebe dich, ich habe dich von Herzen lieb.“ Was war das toll, als ich mich verliebt habe!
Schon in der Brautzeit gibt es ja manchmal Spannungen. Die Braut gehört ja noch den Eltern, man lebt ja noch nicht zusammen. Ihr wisst ja, das ist in ganz tiefem Sinn wunderbar. In der Brautzeit kann man auch ein Verhältnis wieder löschen. Wir gehören einander nicht, wir wollen auch keine leibliche Gemeinschaft haben, das geht gar nicht. Man will das ja unter dem Segen Gottes haben.
Ich kann doch nicht mit einem Mädchen körperliche Gemeinschaft haben ohne das Ja Gottes. Und das ist ein Gottesdienst der Gemeinde, das nennt man Trauung – etwas Wunderbares, Gesegnetes. Und dass auch plötzlich unsere ganze Geschlechtlichkeit unter den Segen Gottes kommt.
Aber da war sie mir ganz gut in den Spannungen, wo es oft so war, dass es erst herrlich war, wenn man heiraten konnte und zusammenlebt unter dem Segen Gottes. Aber in den Spannungen war es uns immer wichtig, dass ich zu meiner Braut sagte: „Du weißt ja, wie es in meinem Herzen steht, ich habe dich von Herzen lieb.“ Und wenn es dann immer Spannungen oder Missverständnisse gibt, weiß sie ja, was in meinem Herzen ist.
Ich kann Gott genau sagen: „Ich habe dich doch von Herzen lieb, du weißt es doch.“ Da kommt es ja wieder bei Petrus vor, wo Jesus ihn fragt: „Hast du mich lieb?“ Dreimal: „Hast du mich lieb?“ Kommt das bei dir von Herzen? Jesus will deine Liebe haben, weil sie im Herzen ist.
Oder jetzt im Vers 3, 5. Mose 8: „Auf dass er dir kundtue, dass der Mensch nicht vom Brot allein lebt, sondern von allem, was aus dem Mund des Herrn geht.“ Du kannst dein Leben, deine Krisen, deine Fragen nur vom Wort Gottes her deuten. Deshalb ist mir Führung Gottes so wichtig. Ich verstehe sie nur aus dem Wort Gottes, aus der Bibel, weil Gott in seinem Wort redet.
Wir leben vom Wort Gottes, es ist ein Lichtschein auf unserem Wege. Wie heißt es am Anfang der Bibel? Ganz am Anfang: Das Menschenherz ist böse von Jugend an. Das Menschenherz ist ein trotziges und verzagtes Ding. Wer kann es ergründen? Die Psychologen doch nicht. Die Psychologen können das Herz gar nicht verändern.
Es gibt nur einen, der das Herz wandeln kann. Das ist der große Herr, der Heiland Jesus, der Herzen bekehren kann. Dieser Herrscher kann Herzen bekehren, öffnet Tore und Türen fein. Bald gibt es ein Lied von Allendorf: „Jesus ist Kommengrund ewiger Freuden.“ Der kann Herzen bekehren.
Allendorf hat noch ein anderes Lied gedichtet. Ich singe das so gern, aber es kommt in vielen Liederbüchern gar nicht mehr vor: „Herr, habe Acht auf mich!“ Da beschreibt er, wie unser innerstes Herz sich immer wieder tarnt und versteckt. Dann sagt es: „Herr, es ist doch nicht böse, was ich tue.“ Und es verbirgt sich vor Gott und will nie bis ins Innerste durchgerichtet werden, von Gott geklärt wissen, was los ist.
Der Feind legt in unserem Herzen oft solche Stricke, dass wir gefangen sind an irdischen Dingen, die uns von Jesus wegziehen. Und dann merken wir es am Anfang gar nicht, wenn wir uns nicht prüfen in der Tiefe unseres Herzens, was Gott will.
Also, bei den Evangelikalen ist es ein Modewort, gang und gäbe. Ich bin immer dagegen zu Felde gezogen, habe aber überhaupt nichts erreicht: Das Wort „Aussenstehende“. Es ist ja schön, dass man evangelisiert. Evangelisation ist ganz wichtig. Wir sollten noch viel mehr evangelisieren.
Aber das mit den Aussenstehenden ist die falsche Einstellung. Wir laden Freunde ein, die auch auf der Suche nach Gott sind, die durch irgendwelche Umstände vielleicht noch nie die Gelegenheit hatten, das Evangelium so zu hören wie wir.
Das Wort „Aussenstehende“ ist ein Hochmut. Ich habe bei jeder Evangelisation gesessen und das Evangelium verschlungen gehört. Ich habe es jedes Mal neu gebraucht, für mich. Weil Gott in meinem Leben wirkt, das muss ganz klar sein.
Für mich ist es für jede Verkündigung wichtig, dass etwas Evangelistisches drin ist – der Busruf, die Umkehr zu Jesus hin. Wir sind doch oft so sichere Leute und verlassen uns darauf, und unser Herz ist ganz weit weg. Wie schnell verlottert man da im Alltag, wie schnell gerät man in Abhängigkeiten der Sünde.
Bei der Evangelisation, wo ich das Fest mit Jesus gemacht habe mit 15 oder 16 Jahren in Bayern, Frankenland, da war auch ein Pfarrer, der dort Gemeindepfarrer war. Er hat lange gekämpft für diese Evangelisation, den Zoll vorbereitet, und die Kirche war rabbelvoll.
Ich verstehe noch den einen Abend, als der Evangelist kam und erzählte: „Heute Abend hat sich der Pfarrer bekehrt.“ Der war schon vorher ganz dafür, der hatte Jesus schon angenommen, aber er muss es immer in einer neuen Tiefe fassen.
Manchmal ist es bei uns so, dass wir meinen, wir hätten das alles schon mit Löffeln gefressen, und wir müssen immer wieder in neue Tiefen vorstoßen. Wie sagt Paulus? Nicht, dass ich es schon ergriffen habe oder vollkommen bin, ich jage ihm nach. Herr Paulus, du hast doch ergriffen? Nein, sagt er, ich will noch viel mehr von Christus ergreifen.
Da kann einer nie sagen: „Aber wir haben es und die anderen haben es noch nicht.“ Wir sind doch selber die, die es noch viel mehr haben. Und das steckt die anderen erst an, wenn wir selber suchen.
Jetzt versteht ihr, was ich meine, wenn wir so sicher reden über die anderen, die stehen halt draußen, und wir sind drin. Natürlich ist es wichtig, ob ich Jesus kenne. Aber wie kümmerlich kennen wir Jesus?
Da hat ja ein Missionar einmal an Hudson Taylor diesen berühmten Brief geschrieben: „Wir haben erst genippt, so ein kleines Lippenfeuchtigmachen von einem See, der unendlich ist. Wir haben ganz wenig genommen.“ Und das schrieb der große Missionar Hudson Taylor.
Wir haben doch noch gar nicht begriffen, was Gott in unserem Leben machen will. Und ich denke auch, heute redet man so viel von wachsender Kirche. Ich finde das so dumm, denn wir haben eine schwindsüchtige Kirche. Überall wird es leer, auch in den Freikirchen.
Da gibt es manchmal noch wachsende Kirchen, aber das ist schon Modesache. Das ist so ein bisschen Musik, und nach drei Jahren kommt die Schwindsucht wieder, wenn wir nicht wieder ganz von innen heraus mit dem Herrn beginnen – Erneuerung, Hingabe an den Herrn. Der Herr muss das tun. Wir bauen keine Gemeinde, der Herr baut Gemeinde.
Ich will meine Gemeinde bauen, und er macht das. Deshalb steht da, dass das Volk Israel, das nenne ich mal, ausgerutscht ist, gestolpert ist, hingefallen ist, an Gott gescheitert ist auf dem Wüstenzug. Und wie viel mehr passiert das bei uns, dass wir ausrutschen und fallen und dass der Geist Gottes nicht mehr wirken kann.
Dann haben wir noch unsere Aufgaben: Wir sprechen in der Versammlung, wir halten Bibelstunden, wir halten Kinderstunden. Aber der Geist Gottes kann nicht mehr wirken, weil zwischen Gott und uns eine Mauer liegt. Die Schuld wird nicht bereinigt, die bereinigt werden muss. Da muss Buße her und Erneuerung.
Also, warum führt Gott seine Leute so in diese Stunden hinein? „Führe uns nicht in Versuchung“, beten wir im Vaterunser. Martin Luther sagt in seiner Auslegung zum großen Katechismus: Gott versucht niemand, doch er bringt uns oft an den Punkt, wo wir unsere Sünde erkennen, unsere Gottferne erkennen, wo wir aufwachen und Buße tun können.
Wir können uns ganz auf den Herrn verlassen und merken: Niemand kann uns helfen als der lebendige Gott allein. Und damit ihr es noch einmal wisst: Für die Christengemeinde sind nicht die Feinde von außen gefährlich, auch nicht die Islamisten, die im letzten Jahr wieder Tausende von Christen in Nordnigeria oder auf den Molukkeninseln umgebracht haben.
Sie sind nicht die Gefährlichen. Was gefährlich ist, ist der Unglaube in unseren Herzen, in den Christen. Das ist allergefährlich. Und das macht die Christenheit lahm: der Unglaube. Da muss Erneuerung her.
Das ist ja so herrlich, dass der Herr da ist. Er ist der Arzt, der kommt. Wenn er noch einmal aufschlägt – Hebräer 4, toll, dass das in der Bibel aufgenommen wird, ganz hinten im Neuen Testament. Hebräer 4, Vers 7 bis 12: Er bestimmt abermals einen Tag und spricht: „Heute!“ Da kommt es noch einmal vom Wüstenzug, wo Gott sagt, dieses Volk hat er nicht zur Ruhe führen können, weil sie ungehorsam waren, weil sie abgöttisch waren.
Es sind überhaupt vier Punkte genannt, es ist noch mal gut, dass wir sie erwähnen, auch im 1. Korinther 10. Paulus nennt vier Punkte, an denen das Volk Israel gescheitert ist. Ich will mich jetzt nicht darüber auslassen: die Gelüste, das Begehren im eigenen Herzen von Dingen, die Gott uns nicht geben will; der Götzendienst, andere Götter neben Gott; Unzucht und Murren.
Da gibt es Leute, die behaupten, in der Bibel sei es nicht klar geregelt, wie unser voreheliches Verhalten sein soll. So staunen die Reden. Wie eindeutig ist es bei Gott! Gott hat keinen Gefallen an uns, wenn wir Dinge tun, die ihm Unzucht belegen.
Da heißt es heute: „Wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“ Denn Gott will jetzt noch einmal zu euch reden. „Heute, wenn ihr seine Stimme hört, so verstockt eure Herzen nicht.“ Mach du die Tür nicht zu!
Man geht ja oft so in eine Versammlung hinein und sagt: „Hat Gott mir wieder was aufgedeckt?“ Aber gut, nachher gibt es Essen, dann unterhalten wir uns schon über irgendetwas Belangloses. Man fährt nach Hause und bringt die Dinge nicht in Ordnung.
Das ist ganz furchtbar. Verstockt dein Herz nicht! Das hat der Pharao gemacht, er hat sein Herz verstockt. Und du bist daran gescheitert. Du musst, wenn Gott dein Herz berührt, wenn er in dein Gewissen hineinspricht, die Dinge aufarbeiten. Und zwar vor dem barmherzigen Heiland und Retter, der dir nahekommt.
Das ist schon im Alten Testament so wunderbar: barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von großer Güte. Psalm 103: „Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt, so erbarmt sich der Herr über die, die ihn fürchten. Sofern der Morgen ist vom Abend, lässt er unsere Übertretungen von uns.“
Gott will nicht die Sünde, sondern will sie wegnehmen, er will sie versenken. Und ich wünsche euch, dass ihr Heimvater alle von diesem Wochenende sagt: „Vergeben und vergessen, ausgelöscht, kommt nie mehr vor, das ist weggetan, und ich habe Frieden gefunden in Gott.“
Wir haben keine eigene Gerechtigkeit. Wie heißt es in der Bibel? Wie ein unflätiges Kleid, wie ein beschmutztes Kleid ist unsere Gerechtigkeit. Wir haben nur eine Gerechtigkeit: Das Blut Jesu bedeckt meine Schuld.
Und das ist mein Trost, meine Freude und meine Geborgenheit, dass er meine Schuld zudeckt. Ich bin gerecht, weil Jesus für mich bezahlt hat, weil Jesus sein Leben für mich gelassen hat. Das ist der einzige Grund, Gerechtigkeit zu erlangen. Ich kann nicht gerecht werden durch meine Anstrengungen, durch mein Bemühen, durch meinen Eifer. Das geht nicht.
Das Wunder des Wassers aus dem Felsen und die Gegenwart Christi
Und auch das Letzte: Da steht mitten in der Wüste der Herr, mitten in der Wüste der Herr. Da steht er. Mose geht auf den Felsen zu. Da liegt ein großer Fels. Wer es verstehen will, der versteht es: Da war ein Felsen, und es war heiß, weil die Sonne auf ihm brannte.
Ich habe in alten Auslegungen gelesen, dass damals Touristen und Pilger, die diese Städte besuchten, beschrieben haben, dass es Öffnungen an diesem Felsen gab. Ein roter Fels – das spielt alles keine Rolle. Es war ein Fels! Und Mose tritt mit dem Stab hin, das war der Stab, den Gott ihm gegeben hatte. Er schlägt auf diesen Felsen, und dann kommt Wasser heraus.
Wie Gott seine Wunder setzt und tut, das ist unglaublich. Schon ihr, ihr seid junge Leute. Wenn ihr euer Leben im Rückblick seht, in wie viel Not hat Gott nicht herrlich seine Gegenwart erwiesen? Vergesst das nie! Ich erinnere mich, als ich als Schüler am Stöckach in Stuttgart von der Straßenbahn gesprungen bin. Es war so eine schadhafte Straßenbahn, noch aus der Nachkriegszeit. Ich bin mit meinen Schuhen hängen geblieben und wurde mitgeschleift. Ich sehe noch die Räder der Straßenbahn.
Der Schaffner kam, der damals noch so eine Tasche um den Bauch trug, und hat mir den Po versohlt. Aber ich bin froh, dass ich nicht mit den Händen unter die Räder gekommen bin. Wenn man in seinem Leben zurückblickt, sieht man, wie viel Güte und Wunder Gottes darin waren.
Das Wunderbare ist, dass Paulus im Korintherbrief sagt: Es war ja eigentlich nicht der Fels und nicht bloß der Stab, sondern eigentlich war Christus die ganze Zeit da. Paulus gebraucht eine Formulierung, die uns heute vielleicht fremd ist: Der geistliche Fels, der mitfolgte, war Christus in der Wüste zugegen. Christus war verborgen da. Für uns ist das ganz wichtig: In den Führungen Gottes gibt es keinen Augenblick deines Lebens, in dem er nicht gegenwärtig ist.
Darum habe ich gesagt: Dein ganzes Leben ist ein Tempel, die Gegenwart des Herrn, wo er mit dir reden will. Und was ist da? Da will Jesus deinen Durst stillen, deine Sehnsucht befriedigen. Ich finde es ganz wunderbar, dass ihr Durst nach Leben habt. Das Leben ist so wunderbar, dass Gott es uns gegeben hat, dass wir Empfindungen haben, dass euer Leben etwas ganz Tolles und Großes werden muss.
Jesus ist gekommen, um euch Leben in Fülle zu geben, wie wenn man noch Sahne auf den Kaffee tut. Jesus ist gekommen, damit wir die Fülle des Lebens haben. "Ich lebe, ihr sollt auch leben." Die Welt bietet uns kein Leben, aber Jesus bietet Leben.
Wie kommt das immer wieder bei Jesus her? Wie lädt er uns ein? "Kommt her zu mir." Und dann sagt er: "Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke." Diese Geschichte wird zu einem Bild, wie Christus uns einlädt: Komm doch zu mir und nimm! Und was gibt er? Wer an mich glaubt, dem werden Ströme lebendigen Wassers aus dem Inneren fließen.
Was ist das? Jesus sagt, das sind die Geister, die die empfangen, die an ihn glauben. Was ist das? Die an Jesus glauben, die sollen seinen Geist bekommen. Was ist das? Der Geist Gottes.
Ich merke, dass ich jetzt fast noch eine Lehrstunde über den Heiligen Geist geben muss. Das Größte, was der Heilige Geist tut, steht im Römerbrief Kapitel 8 – das ist das tollste Kapitel über den Heiligen Geist. Er macht unser Herz neu. In Hesekiel 36 heißt es: "Ich will solche Leute aus euch machen, ich will meinen Geist in euch geben, dass ihr in meinen Geboten wandelt und meine Rechte haltet und nachtut."
Gott kann in seiner Wundermacht auch unsere körperlichen Schmerzen heilen – das ist das Kleinere. Aber das Allergrößte ist, dass er unser bockiges, störrisches Herz verwandeln und neu machen kann durch den Geist. Ihr seid nicht mehr fleischlich, sondern geistlich.
Das Wort von den Geistlichen dürft ihr nie mehr nur für die verwenden, die Geld bekommen für ihren Verkündigungsdienst, wie man sagt, die Geistlichen, also Pastoren oder Priester. Ihr seid geistlich, hoffentlich seid ihr geistliche Menschen, die der Geist Gottes neu macht, die eure Gedanken neu macht. Ihr seid nicht mehr fleischlich, sondern geistlich.
So wie die Sünde früher in eurem Leben geherrscht hat, so soll jetzt Jesus in eurem Leben herrschen. So wie vorher ganz automatisch die Sünde uns geleitet hat, so soll Christus nun eure Gedanken in Besitz nehmen. Das ist das Wunderbare.
Und wenn Jesus dann sagt, es sollen Ströme lebendigen Wassers fließen, dann denke ich an eine Zeit, als ich oben in Belém an der Mündung des Amazonas stand. Ihr müsstet mal sehen, wie breit der Amazonas ist – nicht wie die Enz, der Neckar oder der Rhein, das sind kleine Flüsse. Der Amazonas ist kilometerbreit, ebenso der Rio de la Plata und der Ganges mit seinem riesigen Delta.
Jesus will die Fülle seines Geistes geben. Er will sagen: "Ich will meinen Geist in euch geben und solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und mit freiem Willen Gottes Willen erfüllen."
Sünde macht doch gar keinen Spaß. Was soll das für ein Spaß sein, wenn ich meine Frau betrüge? Was soll das für Freude sein, wenn ich Unrecht tue oder etwas mitnehme, das mir nicht gehört? Es hat noch nie eine Lüge gegeben, auch keine Notlüge, die einen Menschen wirklich glücklich gemacht hat oder eine Situation verbessert hätte.
Es gibt keine Sünde, die uns glücklich macht. Wir sind nur angeschlagen vom Gewissen und leiden darunter. Aber das Herrliche ist, dass wir verwandelt und erneuert werden durch den Geist Gottes.
Jesus sagt: "Ich will ihm geben." Der geistliche Fels, der mitfolgte – das sagt Paulus – das war Christus. Und das ist so wunderbar, dass uns das gilt, in den Krisen unseres Lebens.
Wenn wir das erleben, dass er nicht nur Trinkwasser gibt, sondern auch das Leben löst. Manche Probleme konnten wir mit Trinkwasser lösen, aber noch viel herrlicher ist, dass heute in der großen Weltmission das Allerwichtigste geschieht: Menschen empfangen das Lebenswasser, bekommen neues Leben, und sie kapieren es viel besser als wir.
Wenn zum Beispiel bei den Nordostindien-Stämmen, die früher Mörder und Kopfjäger waren, heute das größte Volk entsteht, aus dem am meisten Missionare in Indien kommen – in Nordostindien. Wunderbar wird der Geist Gottes Menschen total verändern. Das kann nur der Geist Gottes, sonst niemand.
Der Geist Gottes kann Menschen so verwandeln, dass es neue Menschen gibt. Er gibt seinen Geist und so schöne Lieder wie dieses:
"Geh aus, mein Herz, und suche Freud, mach in mir deinem Geiste Raum, dass ich dir werd ein guter Baum und lass mich Wurzeln treiben.
Aber am schönsten weit sing mir das nahe Fels des Heils geöffnet mir.
Dem, was dein Gesetz spricht, kann mein Herz genügen nicht.
Mag ich ringen, wie ich will, fließen auch der Tränen viel, es hilft alles nicht.
Ich schmiege mich an dein Kreuz an und empfange das Heil, das du mir in Gnaden schenkst.
Ich kann allein nicht gehen, nicht einen Schritt."
Das ist ja herrlich bei den Liedern, dass diese Gnade Gottes uns gilt, so wie Jesus sagt: "Komm doch, trink!" Das kann jeder trinken. Das ist das Allereinfachste. Es stillt deinen Durst. Trink nicht mehr das alte, schreckliche Brackwasser und die Pfützen der Welt, aus denen du nur Krankheiten holst.
Ich freue mich, dass ihr hier auf dieser Freizeit seid, dass ihr ein ganz wunderbares Leben mit Jesus habt und von seinem Geist trinkt, den er euch geben will. Die herrlichste Gabe seines Geistes ist, neu geboren aus Wasser und Geist, neue Menschen, neue Kreaturen.
Ach, lasst uns alle wieder trinken!
